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Warum gibt es kein Germanien auf Midgard?


Gast

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Moderation :

Um hier jetzt keine Metadiskussion über die korrekte Art und Weise Fragen zu stellen aufkommen zu lassen, verweise ich auf diese Diskussion.

 

Bei Nachfragen bitte eine PN an mich oder benutzt den Strang Diskussionen zu Moderationen

 

Viele Grüße

hj

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Ob Germanen oder Kelten - ist eigentlich egal. Mir scheint das Bild, das wir von den Germanen im Kopf haben, ist reichlich romantisch-propagandastisch-historisierend verfremdet, weswegen ein Wunsch nach einer Kultur aufkommt, die es so nie gegeben hat.

 

Grüße,

Orlando

Ja, die Franken waren, ganauso wie z.B. die Sachsen und Alamannen nur ein Zusammenschluss von verschiedenen Stämmen. Die Vandalen sind u.a. mit dem nichtgermanischen Volk der Alanen durch Europa gezogen. Und?

Man könnte fast den Eindruck haben, einige hier haben Angst als "rechts" zu gelten, wenn sie ein gutes Wort an den Germanen lassen.

 

@ Gangulf: Die Angst, als rechts zu gelten, habe ich überhaupt nicht, weil diese Vermutung niemals eintreten wird.

Ich habe lediglich darauf hingewiesen, daß alleine das Wort "Germane" nach wie vor ein Politikum ist, das polarisierend wirkt.

Orlando hat dieses Argument oben deutlich ausgeführt.

Und außerdem hat er kurz geklärt, warum unser Bild von "den Germanen", die es als ethnische Einheit niemals gegeben hat, nicht stimmen kann.

Die einzige schriftliche Beschreibung der Germanen entstammt der römischen Kriegspropaganda und sollte ausschließlich der Trennung zwischen "guten Wilden", den assimilierten, verbündeten und linksrheinischen "Kelten" einerseits und den "bösen Wilden", den hinterwäldlerischen, nur gegen die Römer vereinten und rechtsrheinischen "Germanen" dienen.

 

[spoiler=Roman für Gangulf]"Germane" ist in Wort und Begriff Erfindung der römischen Kriegsberichterstattung und bezieht sich rein auf die Einschätzung aus Sicht der römischen Militärführung; die Herkunft des Wortes "Kelte" kenne ich nicht.

Mit der damaligen Lebensweise der so eingeteilten Stämme, die nicht nur wild umherwanderten, sondern auch, je nach Aufenthaltsort, mal keltisch, mal germanisch genannt wurden (auch je nach Gefährlichkeit für die römischen Truppen und politischen Bündnissen), hat diese alberne Einteilung gar nichts zu tun.

Noch einmal: Kein Stamm hat sich selbst jemals "germanisch" genannt.

 

Wir reden hier über das gesamte Westeuropa nördlich der Alpen, nach und nach von römischen Truppen westlich des Rheins nach Norden hin erobert und unterworfen.

Das Selbstverständnis der Bevölkerung hat als einzigen gemeinsamen Nenner eine Handvoll religiöse und gesellschaftspolitische Grundsätze.

Kulturell spannt sich der Bereich sehr weit:

 

-von festen, römischen geprägten Strukturen im Westen, wo sich später die fränkischen Adelsfamilien gründeten, deren gallische Reiterei maßgeblich an der römischen Eroberung Kleinasiens beteiligt war, und die als fränkisches Königtum unter Karl die römische Caesarenwürde erhalten;

über Stämme wie die Falen und Sachsen, die verzweifelt versuchten, eine ebenbürtige Gegenkultur aus dem Boden zu stampfen und später blutig niedergemacht wurden. Der Stamm der Sachsen und die Familie der Salier lassen sich nicht trennen; alle Heinriche waren Salier, vom Vogelfänger bis nach Canossa.

Militärtechnisch wären die Ottonen zu erwähnen, die zehn Jahre Tributzahlungen nutzten, um mit der schweren Reiterei die gesamte Kriegsführung zu verändern.

 

Und kein selbsternannter Germane war dabei, sondern inzwischen Wahl- und Erbkönige von Stämmen im Machtspiel Europas und der Welt.

Die Araber etwa nennen uns bis heute nicht "Germanen" = Germany, sondern die "Franken",

was mich als Mainfranken am Standort einer römischen Limes-Ziegelbrennerei unter zeitweiser sächsischer und später fränkischer Herrschaft und Bürger der freien Reichsstadt Frankfurt am Main besonders stolz macht.

Vor allem, da ich Höchster bin, Bürger einer weiteren Reichsstadt mit Münz und Stapelrecht im Bistum Mainz, dessen Bischöfe bis zum Reichskanzler Heinrichs III kaisertreu waren. :silly:

 

-In Nordafrika ist das Reiter-Königreich der Vandalen überrannt worden, und selbst die Burgunder westlich der Alpen verstehen sich im Nibelungenlied als Stamm und nicht als Germanen.

 

-Germanen sind Händler wie die Friesen, die rheinaufwärts bis Schaffhausen siedelten und von der Fluß- und Küstenschiffahrt lebten und lange das gesamte römische Reich mit Gütern aus dem Norden versorgte.

Sie trieben Fernhandel mit den Goten in den Pyrenäen, später mit Mauren in Spanien, sie schacherten mit Römern, Griechen und Orientalen.

Und auch sie nennen sich nicht Germanen.

Zeitlich sehr nahe wurde Rom von "germanischen" und/oder "gotischen" Kriegskönigen mit Reiterheeren heimgesucht, die aus Not und Männlichkeit Schneisen der Verwüstung zogen.

 

-Fast zeitgleich, aber defintiv in demselben Gebiet, machen Funde Menschenopfer der Bevölkerung durch Druiden immer wahrscheinlicher, sind rituelle Tötungen sicher, schnitten wahrscheinlich manche Krieger ihren Gegnern Ohre ab und bastelten sich martialische Schmuckstücke daraus, berichten römische Kriegsreporter von rasenden Wilden, ganz nackt und angemalt, manche mit kalkharten Haaren.

Sie lebten nach dem Recht des Stärkeren, hielten Sklaven und bemaßen die Glaubwürdigkeit eines Mannes nach dessen Männlichkeit und Körperkraft oder nach seinem durch Männer beschworenen Leumund.

Kriegerehre, und nur das interessiert Rom, weswegen die "germanische" Frau erst im Minnesang Beachtung findet, von mittelalterlichen Erscheinungen wie Hildegard von Bingen abgesehen.

Punks. Wilde.

Angeführt von einem Wahlkönig, der beim geringsten Zeichen von Schwäche von den eigenen Verwandten bedenkenlos zerhackt wird, und von einem Klerus, dem die Mystik zum Verhängnis wird.

Die Naturreligion der Stämme mußte zum Aberglauben werden, erst recht, als das dogmatische Christentum ausgebreitet wird.

Ein Hausbuch macht sich im 9.Jahrh. über den Aberglauben der Landleute lustig, in dem aus heutiger Sicht ganz klar ursprüngliche Religion erkennbar wird.

Ganz klar ist der keltogermanische Glaube damals nicht mehr alltagstauglich.

Die Druiden wurden, meine ich, ein Opfer ihrer Hinwendung zur Mystik.

Sie konnten der römischen Organisation nur Sternenkonstellationen, der schriftlichen Verwaltung nur die mündliche Überlieferung entgegensetzen.

 

Die Bewegung dieser ganzen Stämme, ihr Kommen und Gehen, sind uns nur durch Rom oder die Archäologie bekannt.

Diese Leute weigerten sich, eine Schrift für andere Zusammenhänge als rituelle zu benutzen.

Es gibt Belege, daß die Druiden versuchten, eine Runenschrift zu entwickeln, die wie die römische auf Buchstaben statt auf mystischen Silben basierte, aber sie wurden von der römischen Sprache überrollt.

Schicksale wie z.B. das der Alemannen, die sich aus den Resten von ich glaube fünf aufgeriebenen Stämmen bildeten und jahrelang wie wütende Heuschrecken ihren Platz suchten, wie die Helveter, die in wilden Kurven aus entweder Nordfrankreich oder Dänemark mitten in die Alpen schlingerten, sind uns nur aus der römischen Literatur bekannt.

 

 

Mit diesem ganzen Gefasel meine ich, daß in nur sehr kurzer Zeit in dieser Region Europas verschiedenste Kulturformen existierten, die größtenteils nur grundsätzlich in Religion und gesellschaftlicher Grundstruktur übereinstimmten und von dem ein Teil von der römischen Militärpolitik "Germanien" genannt wurde.

Der ganze Rest hängt einzig von der persönlichen Sichtweise ab und davon, was man darunter verstehen möchte.

Was für ein Germanien meinst Du denn mit Deiner Frage?

 

Grüße

 

@ Admin: *gelöscht wegen OT*

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@Myrath: Welche Kultur findest Du denn nicht auf Midgard?

 

Germanische Langhäuser finden sich z.B. in Waeland und Teilen Albas,

Überhaupt ist Waeland jenseits des Meeres (Wikinger) auf dem Festland eine gute Region für "Germanisches". Und in Albas angelsächsischem Teil ist auch viel Platz.

 

Solwac

 

Klar ist Waeland teilweise ganz gut mit germanischen Kulturstücken zu vereinbaren. Aber zum großen Teil (und das finde ich persönlich auch super) findet man doch meist Ähnlichkeiten zu irdischen Kulturen oder Kultur-Misch-Masch. Aber ich glaube die Ausgangsfrage war doch, warum es keine Kultur auf Midgard gibt, die sich in weitestgehend an den Germanen orientiert und die nicht nur mal hier mal da ein Bruchstück aufnimmt.

 

Diese Frage ist übrigens nicht sinnfrei und muss auch keineswegs nur an Frankes gerichtet sein. Sonst weiß doch im Forum auch immer irgendwer alles ;) . Warum nicht in dieser Frage auch?

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Aber ich glaube die Ausgangsfrage war doch, warum es keine Kultur auf Midgard gibt, die sich in weitestgehend an den Germanen orientiert und die nicht nur mal hier mal da ein Bruchstück aufnimmt.

 

 

D.h.? Welche Germanen? Welche Epochen?

So allgemein ausgedrückt verstehe ich die Frage nicht, da es Waeland gibt

 

Gruß

Bernd

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Hilfreich wäre eine Begriffsklärung, was mit der Bezeichnung "Germanisch" überhaupt gemeint ist.

 

Sprachwissenschaftlich definiert gehören skandinavische Sprachen, Niederländisch, Englisch und Deutsch zu den "germanischen" Sprachen.

 

Und davon sind eben nur altertümliches Skandinavisch und Englisch und die dazugehörigen Kulturen in Fantasyform auf der Midgard-Spielwelt zu finden. Alba bietet Raum für frühmittelaterliche "germanische" Kultur(neben den "schottischen" Aspekten wie Clannamen, Kilts, Dudelsäcken ect.),

Waeland für die etwas "heidnischere" Varriante des frühmittelalterlichen Skandinavien.

 

Und in Clanngadarn ist Raum für das, was Drachenmann über die frühfeudalen Stammesgellschaften jenseits der römischen Nordgrenzen ausgeführt hat, wegen der Parallelen zwischen dem valianischen Reich auf der Spielwelt Midgard und dem römischen Imperium auf der Erde, die beide in ähnlichem Verhältnis zu den nördlichen Nachbarn standen.

 

Nur, daß die Twyneddin nicht dem südgermanischen, sondern dem kymrischen ähnliche Dialekte sprechen und ihre spirituellen Lehrer, Priester und Zauberer nicht Gohdi, Galsterer oder Lachsner, sondern Druiden genannt werden und nach bestimmten Vorbildern aus der Fantasyliteratur ausgearbeitet sind.

 

Außerdem, auch wenn die Spielwelt Midgard vergleichsweise starke Ähnlichkeit

mit der Erde vor 600(Küstenstaaten) bis 2000(Clanngadarn) Jahren aufweist, so ist es doch immer noch eine Fantasywelt, die ihre eigenen Gesetze hat.

 

Gruß,

 

Bryn

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Aber ich glaube die Ausgangsfrage war doch, warum es keine Kultur auf Midgard gibt, die sich in weitestgehend an den Germanen orientiert und die nicht nur mal hier mal da ein Bruchstück aufnimmt.

 

 

D.h.? Welche Germanen? Welche Epochen?

So allgemein ausgedrückt verstehe ich die Frage nicht, da es Waeland gibt

 

Gruß

Bernd

 

Also bitte: Franken, Cherusker, Friesen etc. Das würde zumindest ich unter Germanen verstehen. Ohne jetzt kulturhistorisch die korrekten Bezeichnungen zu wählen sitzen in Waeland eher die Wikinger.

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Aber ich glaube die Ausgangsfrage war doch, warum es keine Kultur auf Midgard gibt, die sich in weitestgehend an den Germanen orientiert und die nicht nur mal hier mal da ein Bruchstück aufnimmt.

 

 

D.h.? Welche Germanen? Welche Epochen?

So allgemein ausgedrückt verstehe ich die Frage nicht, da es Waeland gibt

 

Gruß

Bernd

 

Also bitte: Franken, Cherusker, Friesen etc. Das würde zumindest ich unter Germanen verstehen. Ohne jetzt kulturhistorisch die korrekten Bezeichnungen zu wählen sitzen in Waeland eher die Wikinger.

 

Was so vereinfacht selbst für Waeland nicht stimmt. Aber gut, jetzt ist klar, was Du meinst.

 

Gruß

Bernd

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  • 2 Wochen später...
  • 2 Jahre später...

Auch wenn es kein Land auf Midgard gibt, welches in seiner Gesamtheit an germanische Reiche angelehnt ist, so finden sich doch einige Aspekte in verschiedenen Ländern Midgards.

Wenn man also nur einzelne Aspekte unbedingt in Midgard wiederfinden will, findet man diese in speziellen Ländern, wer ein Reich haben will, dass umfassender an gemanische Reiche oder gar an das Heilige Römische Reich anlehnen soll, der wird dieses auf Midgard jedoch vergeblich suchen:

 

Den typisch gemanischen/teutschen Klang wird man auf MID vergeblich suchen.

 

In Moravod könnte man viele Antike/Spätantike/Frühmittelalterliche Elemente des "deutschen Raumes" wiederfinden:

- dichte Wälder

- Fürsten, deren Einfluss meist aber nicht sehr weit reicht

- unabhängige, auf sich gestellte Dörfer oder Gehöfte

- die teilweise Besetzung durch das römische ... ähm valianische Reich

- Aufkommende Reiterei (Frühmittelalter), die aber nur vom Großfürsten unterhalten wird, ansonsten mehr Fußtruppen (klassisch Germanisch)

 

In Alba findet man hochmittelalterliche Elemente:

- verstärkt Reiterei

- viele kleine unabhängige Fürstentümer (Clans)

- Wahlkönigtum (wie im HRR)

 

In Waeland:

- der Glaube (wie der der alten Germanen)

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Zitiert aus diesem Strang:

 

Zu den Germanen: Ich sehe das Thema hier noch etwas anders gelagert. Es geht in der Fantasyliteratur meist um verfremdete Kulturen, von denen man sich ein klares Bild machen kann. Insofern haben die meisten Leser und Rollenspieler relativ klare Vorstellungen oder verwertbare Klischees von mittelalterlichen Britten (Artus sei Dank) und Wikingern (Wickie sei Dank ;)) im Kopf. Da satteln die Midgardkulturen einfach drauf auf.

 

Inzwischen (!) hat sich in Deutschland (!) auch so ein Bild von den Germanen entwickelt. Ich vermute mal, dass für einen Engländer oder Amerikaner, falls er den Begriff schon mal gehört hat, Germanen einfach uncoole Wikinger ohne Hörner sind. Insofern ist es aber verständlich, dass deutsche (!) Rollenspieler sich bei einem in Deutschland (!) entwickelten Rollenspiel fragen, wo eigentlich die "Germanen" geblieben sind, bzw. wo man sie unterbringen kann.

 

Nun ist die Sache aber so: Midgard gründet auf der Fantasywelt Magira aus den 60er Jahren. Damals war die Fantasyliteratur definitiv angelsächsisch geprägt (schlecht für Germanen) außerdem war das kulturelle Klima in Deutschland nicht eben auf Deutschtümeleien oder auch nur einen sachlichen Umgang mit der deutschen Frühgeschichte aus - das Thema hatten die Nazis einfach gründlich genug korumpiert und unbrauchbar gemacht. Ausgehend von den literarischen Vorlagen kam man also kaum auf die Idee, irgendwo erkennbare Germanen anzusiedeln (außer als Orks ;)), man hätte sich wohl auch nicht gern in eine zwielichtige Nachbarschaft zu ewiggestrigen, braun gefärbten Stumpfgermanen begeben und als Germanen langsam aber sicher wieder für die Fantasyliteratur brauchbar wurden, war auf Midgard kein Platz mehr dafür.

Da es auf Magira (jedenfalls in der mir bekannten M2-Version) ein germanisches Land gab (das Waranland), das den Übergang zu Midgard nicht geschafft hat, kann diese Theorie so nicht ganz stimmen.

 

Gruß

Pandike

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Nun, so naheligend es auch wäre, gerade in einem deutschen Rollenspiel auch germanische Elemente zu integrieren, frage ich mich doch, ob das wirklich eine so große Bereicherung wäre. Dieser ganze Bereich des zentraleuropäischen Mittelalters mit Feudalsystem, Rittern, Burgen, Städten, Bauern etc. is doch im bestehenden Zentralvesternesse ganz gut abgebildet. Je nach persönlichem Geschmack, kann man da etwas zivilisierter (Südalba) oder etwas wilder (Clanngarddarn) spielen.

Zwar fehlt hier die direkte Referenz auf Germanien, von der Spielweise bleibt es sich aber ziemlich gleich, ob ich meine Ritter in Britannien oder in Germanien rumreiten lass.

 

Ich vermute also, dass ein germanisch geprägtes Land u.a. deshalb eingespart wurde, weil es in Midgard eh schon recht viele Kulturen in diese Richtung gibt. Ob man da nicht lieber eines der anderen vesternessischen Länder weglassen hätte können, ist wohl Geschmackssache.

 

Grüße,

Arenimo

Bearbeitet von Arenimo
Hab den letzten Absatz ein wenig genauer formuliert
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Ich vermute also, dass ein germanisch geprägtes Land u.a. deshalb eingespart wurde, weil es eh schon recht viel in diese Richtung gibt.

 

Echt? Von den über 20 Spielsystemen, die mir in den letzten Dekaden unter die Finger gekommen sind, kenne ich kein einziges, das sich thematisch mit "Germanien" befasst. Meiner Wahrnehmung nach hält sich der Großteil im Bereich "angelsächsisches Hochmittelalter" auf.

Bitte nenne doch ein paar Beispiele für germanisch geprägte Rollenspielländer. Würde mich sehr interessieren.

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Ich vermute also, dass ein germanisch geprägtes Land u.a. deshalb eingespart wurde, weil es eh schon recht viel in diese Richtung gibt.

 

Echt? Von den über 20 Spielsystemen, die mir in den letzten Dekaden unter die Finger gekommen sind, kenne ich kein einziges, das sich thematisch mit "Germanien" befasst. Meiner Wahrnehmung nach hält sich der Großteil im Bereich "angelsächsisches Hochmittelalter" auf.

Bitte nenne doch ein paar Beispiele für germanisch geprägte Rollenspielländer. Würde mich sehr interessieren.

 

Ah, da hab ich mich wohl missverständlich ausgedrückt: Ich meinte, dass es innerhalb von Midgard recht viele Kulturen gibt, die bereits ein ähnliches Spielgefühl liefern, wie es eine gemanische Kultur wohl liefern würde. Deswegen ja auch die vesternessischen Beispiele.

Ich glaube, dass ein Germanien neben Alba und Clanngaddarn und Errain und Waeland usw. einfach wenig neues zu bieten hätte.

Das wäre dann einfach nur ein weiteres "Schwert und Schild und Burg und Ritter"-Land, nur dass die Leute eben Kunibert und Siegfried heißen und es irgendwo einen Kaiser gäbe, der sich von diversen Hochkönigen usw. aber auch nicht gewaltig unterscheidet.

 

Grüße,

Arenimo

 

P.S: Ich hab den verwirrenden Absatz noch ein bisserl genauer formuliert. Danke.

Bearbeitet von Arenimo
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Zitiert aus diesem Strang:

 

Zu den Germanen: Ich sehe das Thema hier noch etwas anders gelagert. Es geht in der Fantasyliteratur meist um verfremdete Kulturen, von denen man sich ein klares Bild machen kann. Insofern haben die meisten Leser und Rollenspieler relativ klare Vorstellungen oder verwertbare Klischees von mittelalterlichen Britten (Artus sei Dank) und Wikingern (Wickie sei Dank ;)) im Kopf. Da satteln die Midgardkulturen einfach drauf auf.

 

Inzwischen (!) hat sich in Deutschland (!) auch so ein Bild von den Germanen entwickelt. Ich vermute mal, dass für einen Engländer oder Amerikaner, falls er den Begriff schon mal gehört hat, Germanen einfach uncoole Wikinger ohne Hörner sind. Insofern ist es aber verständlich, dass deutsche (!) Rollenspieler sich bei einem in Deutschland (!) entwickelten Rollenspiel fragen, wo eigentlich die "Germanen" geblieben sind, bzw. wo man sie unterbringen kann.

 

Nun ist die Sache aber so: Midgard gründet auf der Fantasywelt Magira aus den 60er Jahren. Damals war die Fantasyliteratur definitiv angelsächsisch geprägt (schlecht für Germanen) außerdem war das kulturelle Klima in Deutschland nicht eben auf Deutschtümeleien oder auch nur einen sachlichen Umgang mit der deutschen Frühgeschichte aus - das Thema hatten die Nazis einfach gründlich genug korumpiert und unbrauchbar gemacht. Ausgehend von den literarischen Vorlagen kam man also kaum auf die Idee, irgendwo erkennbare Germanen anzusiedeln (außer als Orks ;)), man hätte sich wohl auch nicht gern in eine zwielichtige Nachbarschaft zu ewiggestrigen, braun gefärbten Stumpfgermanen begeben und als Germanen langsam aber sicher wieder für die Fantasyliteratur brauchbar wurden, war auf Midgard kein Platz mehr dafür.

Da es auf Magira (jedenfalls in der mir bekannten M2-Version) ein germanisches Land gab (das Waranland), das den Übergang zu Midgard nicht geschafft hat, kann diese Theorie so nicht ganz stimmen.

 

Gruß

Pandike

 

Hast recht, ich habe es gefunden.

 

Dennoch finde ich, dass das Waranland da auf dem Kontinent auch ein bisschen abenteuerlich und auch nicht eben sonderlich attraktiv positioniert ist. Insofern kein Wunder, dass sie für Midgard dort nicht übernommen wurden.

 

Nichtsdestotrotz bleibt auffällig, dass Schottland, Wales und Irland und andererseits Skandinavien und Island repräsentiert sind und Deutschland ausgespart wurde. Man hätte die germanische Kultur ja irgendwo verschmelzen können, ist aber nicht gemacht worden. Dafür habe ich nach Gründen gesucht.

 

Eventuell ist es auch gar nicht schade, dass sie fehlen.

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Provokant gefragt: Könnte man Clanngadarn nicht als germanisch angehaucht sehen? Germanen gab es ja viele: ob Alamanen oder Kelten ... Da müsste Clanngadarn doch ganz gut passen, oder?

 

Ich verweise hierzu auf meinen Beitrag in diesem Strang vor knapp drei Jahren:

Auch die weiteren Beuträge von damals dürften bei der Beantwortung dieser Frage weiterhelfen.

 

Was Magira angeht:

Soweit ich mich entsinne, wurden nur diejenigen Kulturen für Midgard übernommen, für die auch eine entsprechende Freigabe der Rechteinhaber, i.E. deren Erfinder, vorhanden war. Das ist eine recht einfache, technisch bedingte Herleitung.

 

Von den Befürwortern eines "Germanien" würde ich dann doch einmal gerne erfahren, welche Alleinstellungsmerkmale eine solche Kulturen haben würde, die eine solche Kultur auf Midgard rechtfertigen würde. Insbesondere, wie sie dieses "Germanien" von Clangadarn, Alba und Waeland abgrenzen würden.

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Moin Eleazar & Slasar,

 

Nichtsdestotrotz bleibt auffällig, dass Schottland, Wales und Irland und andererseits Skandinavien und Island repräsentiert sind und Deutschland ausgespart wurde. Man hätte die germanische Kultur ja irgendwo verschmelzen können, ist aber nicht gemacht worden. Dafür habe ich nach Gründen gesucht.

 

Eventuell ist es auch gar nicht schade, dass sie fehlen.

 

ich denke mal, dass es absicht war, dass Vesternese kein Germanien ist, Ormut nicht mit Gott/Allah gleichzusetzen, und die fuehrende Antike Grossmacht auf Kathargo und nicht auf Rom basiert. Damit fehlen drei Grundpfeiler unserer abendlaendischen Kultur.

 

Diese drei Punkte vermeiden, dass ich als Spielleiter alzu plump aus der Historie abkupfer.

 

Mich würde interessieren, was solch ein Germanien Neues für Midgard zu bieten hat, das sich nicht durch die offiziellen Midgard-Länder abbilden lässt.

 

- Die Friesen: Ein Volk, das keinen Fuerst oder Koenig ueber sich duldet, das keine Steuern zahlt, und deren wichtigste Verteidigung darin bestand, dass Ihr Land die haelfte der Zeit unter Wasser ist.

 

- Kurfuersten und ein Kaiser, dessen gefolge so gross ist, dass sein Eintreffen erstmal ein Wirtschaftswunder ausloest, aber keine Stadt ihn laenger als einige Wochen verpfegen kann.

 

... Ansonsten sehe ich die Torquinier, als Eroberer, aehnlich wie die Germanischen Angelsachsen, die Franken oder Normannen. *ok* hatte ich nich drei Saetze weiter oben was von 'alzu plump abkufern' gesagt ;-)

 

ciao,Kraehe

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Ich denke schon, daß man ein Germanien ausarbeiten könnte, das zum einen einzigartig ist und zum anderen entsprechenden Wiedererkennungswert besitzt. Da gibt es (ohne das jetzt wahnsinnig präzise zu formulieren) genug Möglichkeiten sich in der germanischen bzw. deutschen Sagen- und Legendenwelt und z.B. im Mittelhochdeutsch zu bedienen.

 

Nur: ein solches Land wird nicht wirklich vermisst (scheinbar nur von einer handvoll Spieler) und wahrscheinlich mögen die Frankes ein solches Setting einfach nicht.

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  • 1 Monat später...

Wundern würde mich das nicht, da der Völkerwanderungszeit und dem Frühmittelalter in den Schulbüchern vielleicht eine halbe Seite Platz eingeräumt wird. Aber wie gesagt: wir leben in Germany und nicht in Skandinavien oder Irland.

 

Nun, diese vulgär-etymologische Herleitung halte ich aber für nicht gerade treffend. Wenn, dann sollte man die Eigenbezeichnung benutzen. Und selbst die ist immer nie zwingend historisch korrekt hergeleitet, sondern hat in der Regel politische oder sozioligische Hintergründe. "Deutschland" ist zum Beispiel ein Gebilde, das es im Entstehend des Nationalstaates noch gar nicht gab und auch niemand der Einwohner für sich in Beschlag genommen hätte. Das kam erst nach der Erfahrung der Napoleonischen Kriege in das Bewußtsein.

 

Der Begriff "Germanen" war auch nie eine Bezeichnung, die die betroffenen Gruppen jemals für sich in Anspruch genommen hätten. Es ist ein von außen (den Römern) aufgeprägter Begriff. Im Prinzip kann man erst im 19. Jahrhundert den Begriff "Germanien" als rückwärtsgewandte Selbstbezeichung der deutschen Nationalisten fassen, die sich damit eine historische Begründung eines verfassungsrechtlich inexistenten Nationalstaates geben wollten.

 

So, und nun meine Sicht darauf, warum auf Midgard ein "Germanien" nicht sein muss.

Alle Völker und politischen Gebilde auf Midgard sind mehr oder minder Fantasyprojektionen aus der realen Welt. Dabei wurde m.E versucht, die einzelnen kulturellen Eigenarten so voneinander zu unterscheiden, dass jedes Gebilde deutlich von allen anderen Unterschieden werden kann. Einzig Ywerddon ist etwas diffus, ist in dem Sinne aber auch keine eigenständige Kultur, sondern der Ort eines heftigen Aufeinandertreffens zweier konkurrierender Kulturen. Clandgadarn spiegelt fast genau die Kultur wieder, die auch ein "Germanien" haben würde: Ein mehr oder minder lockeres Gebilde mehrerer Stämme, die weitestgehend eigenständig existieren (einziger Unterschied wäre, dass die Twynnedin zusätzlich noch einen Hochkönig haben), deren wichtigestes Bindeglied eine gemeinsame Kultur und Religion ist.

Ein weiteres Argument gegen ein "Germanien" der Völkerwanderungszeit wäre, dass dies ein extrem expansives Element in eine ansonsten weitgehend statische Welt hineinbringen, was m.E. sehr schwer für diese Welt wäre.

 

Kelten zählen überigens auch in großen Teilen Deutschlands zu unseren Vorfahren. ;-) (Das nur zur Ergänzung).

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Kelten zählen überigens auch in großen Teilen Deutschlands zu unseren Vorfahren.
Tja, wer weiß schon genau, wo die Grenze zwischen Kelten und Germanen liegt...

 

Wobei zwischen der Völkerwanderungszeit (als dem frühesten Zeitpunkt des "vermissten" Germaniens) und der Zeit Caesars (als der Definition des Rheins als Grenze) ein halbes Jahrtausend liegt.

 

Solwac

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Warum gibt es kein Germanien ist natürlich eine mühsame Frage. Es ist eben so und wir müssen uns damit abfinden oder eben eine modifizierte Midgardwelt erschaffen oder gar eine andere Welt wählen.

 

Ich persönlich finde das Moravod bestens als "Germanien"-ähnliches Land reicht. Weitgehend unabhängige Fürstentümer, tiefe-dunkle Wälder, die Sagengestalten der Germanen/Wikinger wie Elfen, Zwerge, Elben, ...

 

Die Frage ist ja vielmehr, welche germanischen Aspekte fehlen euch den, die auf Midgard nicht abgedeckt sind? Mir fallen da spontan überhaupt keine ein.

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