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Macht doch mal die Probe aufs Exempel:

 

Gebt in eurer toll harmonierenden Gruppe jedem einen kleinen Zettel und lasst ihn aufschreiben, warum es ihm Spaß macht, in dieser Gruppe Rollenspiel zu machen.

 

Und dann guckt mal nach, ob ihr aus den verschiedenen Voten einen Gruppenvertrag herauslesen könnt, der es rechtfertigt, dass die Gruppe so gut harmoniert. Das würde mich mal interessieren, wie groß da der Konsens ist und ob ihr euch nicht alle eine neue Gruppe suchen müsstet.

 

Für die Harmonie in einer Gruppe spielen zig Faktoren eine Rolle und etliche davon spielen in der Regel sogar unbewusst eine Rolle. Hinzu kommen eine Reihe von sozialen Faktoren, die mit Rollenspiel rein gar nichts zu tun haben. Da finde ich es reichlich waghalsig, danach Kriterien aufzustellen, ob ein Spieler passt oder nicht.

 

Eine Gruppe mag einen gewissen Stil pflegen und den als "ihren Stil" anpreisen - dabei herrscht längst schon eine kaum bewusste Langeweile und der neue Spieler könnte den lang ersehnten frischen Wind bringen. Ein Spieler mag gewisse Vorlieben äußern und dann eine ganz andere Spielweise für sich entdecken. Und manchmal passiert einfach was neues.

 

Fazit: Es macht Sinn, dass Spiel zu beobachten und daraus seine Schlüsse zu ziehen. Treten Probleme auf, kann man ruhig mal genauer hinsehen. Ansonsten lohnt es sich, sich ruhig auch mal überraschen zu lassen. Ich habe meine Vorlieben, kann mich aber durchaus auch mal auf was anderes einstellen und meinen Spaß damit haben.

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Hallo Elodaria,

 

der Gruppenvertrag muss nicht wie ein Grundstückskaufvertrag oder die Gründungsurkunde einer GmbH "aufgesetzt" werden. Er ist eine lockere Vereinbarung zwischen allen Beteiligten. Es reichen im Regefall ein paar Notizen. Wichtig ist, dass man über bestimmte Themen einmal gesprochen hat, damit es eben nicht zu Enttäuschungen kommt.

 

Viele Grüße

Jorgarin

 

Genau so sehe ich das auch.

Ein solches Vorgespräch macht den Leuten bewusst, dass man wirklich Teil einer Gruppe ist, und dass unter Umständen unterschiedliche Vorlieben existieren.

 

Wichtig ist nur, dass ein Gruppenvertrag auch geändert und erweitert werden kann.

 

Bei der Frage, wer in die Gruppe passt, würde ich aber nahezu immer einen Praxistest vorziehen.

 

Gruß

 

Joc

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Bei Elos-Runde würde ich schon sagen, dass wir zu Anfangs einen Gruppenvertrag gemacht haben. Zwar nichts schriftliches, aber zumindest das "Wann wird gespielt? Wo wird gespielt? Welches System? Wer SL?" wurde schon sehr bald abgeklärt. Wobei bei der letzten Frage, zwei davon überzeugt waren, dass die Dritte SL macht... :rolleyes:

 

Nun ja, das was wir da im Café besprochen haben, sehe ich als selbstverständlich an. Man redet miteinander bevor man etwas zusammen startet. Ich kann mir nicht vorstellen, das niemand vorher miteinander abklärt wie und was gespielt werden soll. Aufgrund dieser Infos weiß ich doch schon, ob ich das will, oder nicht.

 

@Alas: Ich bin ja nun wirklich ein totaler Neuling gewesen. Jedoch habe ich mich vorher schon mit meinem Freund übers Rollenspiel unterhalten und konnte mir so ein kleines Bild von machen. Die Fragen waren, " Wie läuft so ein Rollenspiel ab? Kommt man sich da nicht doof vor? Wie erlebt man denn überhaupt eine solche Geschichte? ..." und und und. Aufgrund der Erklärungen konnte ich schon vor dem ersten Mal spielen sagen, ob mir Rollenspiel Spaß machen kann oder nicht.

 

Und wenn mich einer fragt "Warum gehst Du gerne schwimmen?", lautet meine Antwort: "Weil es herrlich erfrischend ist, ich ne Menge Spaß dran habe und es gut für den Rücken ist!" Bei sowas muss man doch net lange überlegen.

 

Du vielleicht nicht - ich schon. Du kannst gut mit Technik, ich nicht. Ich spreche 5 Sprachen, bei Dir weiß ich nicht, wie begabt Du im Fremdsprachenbereich bist. Menschen sind eben verschieden, und worauf ich aufmerksam machen wollte, war, dass es eben Menschen gibt, die mit solchen Verbalisierungen ohne Nachdenken, also ganz spontan, durchaus Schwierigkeiten haben. Und ganz ehrlich: Wenn man mir gesagt hätte, meld Dich nächste Woche wieder und schreib mal auf, warum Du das gern machen würdest, wäre ich mir auch doof vorgekommen.

 

Und ich merke durchaus, dass es für mich ein Unterschied ist, ob ich einen Kriminalroman lese oder ob ich Detektiv spiele. Falsche Spuren, wenn sie beim Lesen auftreten, lösen bei mir nur ein "Aha, der war`s also doch nicht !" aus, wenn das aber beim Spielen zu lange dauert, bis man endlich auf den Täter kommt, kann das bei mir durchaus auch Frustration auslösen. Es gibt also durchaus gewisse Unterschiede... Die aber für den Spielspaß entscheidend sein können.

 

Worauf ich hinauswill, ist, dass es durchaus Menschen geben kann, denen es einfach leichter fällt, zu beurteilen, ob sie eine Art zu spielen mögen, wenn sie sie selbst ausprobiert haben. Das mag die Mehrheit hier anders sehen, aber ich denke schon, dass es solche Menschen geben kann und dass es sie vermehrt unter Leuten gibt, die das "Neue" noch nie gemacht haben, dass ich also vielleicht zu einer Minderheit gehöre, aber nicht so eine totale Ausnahme bin, wie hier dargestellt, und man das auch als Problem mit einbeziehen sollte, wenn man gerade mit "Frischlingen" so einen Gruppenvertrag macht. Vielleicht kann man ja probeweise verschiedene Arten von Kurzabenteuern ausprobieren und dann fragen, was hat Dir jeweils an dem Abend besonders gut gefallen und was weniger. Das, muss ich sagen, fällt mir sehr viel leichter, als etwas in den "blauen Dunst" zu sagen. Und das könnte auch anderen so gehen.

 

L G Alas Ven

 

L G Alas Ven

Bearbeitet von Alas Ven
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Worauf ich hinaus will, ist, dass es durchaus Menschen geben kann, denen es einfach leichter fällt, zu beurteilen, ob sie eine Art zu spielen mögen, wenn sie sie selbst ausprobiert haben.

 

Natürlich gibt es diese, aber es heißt nicht, dass ich mit diesen nicht auch darüber reden kann. Man merkt es meistens, wenn es den Leuten schwerer fällt ihre Gedanken, Wünsche, Begeisterung in Worten auszudrücken. Mit ein bisschen Gequatsche kann man da durchaus eine Tendenz erkennen. Es geht auch nicht nur darum die Vorlieben herauszufinden, sondern auch die Abneigungen. Und ganz zum Schluss unterhalte ich mich mit ihm nur deshalb, weil ich ihm einen Gefallen tun möchte. Wenn er es schafft mir irgendwie mit zu teilen, was er mag, dann kann ich darauf eingehen - sonst nicht. Wenn er noch nicht weiß, was er mag, dann finden wir es gemeinsam raus. :)

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Hi,

 

zu einem gewissen Teil kann ich Alas Ven verstehen, da ich etwas auch lieber ausprobiere als erst lange darüber zu quatschen. Genauso wie ich einen neuen Charakter auch erst spielen muss, bevor ich mir eine Hintergrundgeschichte dazu überlegen kann.

 

Aber wenn ich mich mal in die Zeit zurückversetze, als ich zum ersten Mal gespielt habe, dann wäre es auf jeden Fall davon abhängig gewesen, wie man gefragt hätte. Mit einem "Was würde Dich besonders interessieren?" hätte ich vielleicht was anfangen können. Aber mit einem "Warum möchtest du spielen?" hätte man eine gute Chance gehabt, mich sofort wieder zu vertreiben.

 

Letzten Endes war ich halt nie in der Situation, als kompletter Anfänger in eine neue Runde zu kommen, da ich mir das Rollenspiel (zusammen mit meiner Schwester) selbst beigebracht habe.

 

Tschuess,

Kurna

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Ich bin in Gruppen gegangen, in denen ich mit den Leuten was anfangen konnte, die auf der gleichen Wellenlänge gefunkt haben. Wenn die persönliche Chemie stimmte, dann kann ich im Spiel auch über einiges hinwegsehen. Andersrum ist es bei mir viel schwieriger.

 

Die andere Alternative war, dass die Geschichten, die die Spieler über ihre Gruppen erzählten, interessant klangen. Das hat mich neugierig gemacht.

 

Eher technische Abfragen oder Züge eines Bewerbungsgespräches hätten mich komplett abgeschreckt.

 

Ich könnte mir als einziges Vorstellen, dass sich eine Gruppe über die Art und Weise im klaren ist, wie sie gerne spielt und damit Werbung macht.

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Eher technische Abfragen oder Züge eines Bewerbungsgespräches hätten mich komplett abgeschreckt.

 

Es geht darum, abzutasten ob die Chemie stimmt und ob man auf einer kompatiblen Welle funkt. Eigentlich genau wie ein gutes Bewerbungsgespräch.

 

Falls mir mein damaliger erster SL mit einem derartigen Bewerbungsgespräch angekommen wäre, dann wäre ich heute wohl nicht in diesem Forum und ein beachtlicher Teil meines Lebens wäre komplett anders verlaufen. Das hätte jede Faser meiner Neugierde effektiv getötet.

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Eher technische Abfragen oder Züge eines Bewerbungsgespräches hätten mich komplett abgeschreckt.

 

Es geht darum, abzutasten ob die Chemie stimmt und ob man auf einer kompatiblen Welle funkt. Eigentlich genau wie ein gutes Bewerbungsgespräch.

 

Falls mir mein damaliger erster SL mit einem derartigen Bewerbungsgespräch angekommen wäre, dann wäre ich heute wohl nicht in diesem Forum und ein beachtlicher Teil meines Lebens wäre komplett anders verlaufen. Das hätte jede Faser meiner Neugierde effektiv getötet.

 

'Bewerbungsgespräch' ist natürlich ein sehr formeller Begriff, aber ich lade potenzielle neue Mitspieler trotzdem dazu oder einfach zum Ratschen ein. Schließlich will ich die Leute, welche ich mir dann in mein Wohnzimmer einlade auch vorher kennenlernen. Natürlich ist das ein Abtasten ob die Chemie stimmt. Warum sollte ich dabei nicht über die Vorstellungen des Rollenspiels reden? Schließlich haben wir uns deswegen kennengelernt und gerade getroffen. Wenn die Chemie stimmt, dann wird sowieso sehr schnell über alles Mögliche geredet. Man quatscht und quasselt. Hinterher ist es viel später geworden, als man eigentlich dachte und freut sich umso mehr aufs gemeinsame Spiel.

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Falls mir mein damaliger erster SL mit einem derartigen Bewerbungsgespräch angekommen wäre, dann wäre ich heute wohl nicht in diesem Forum und ein beachtlicher Teil meines Lebens wäre komplett anders verlaufen. Das hätte jede Faser meiner Neugierde effektiv getötet.

 

Ich kann ja mal beschreiben, wie bei mir so ein "Bewerbungsgespräch" idealerweise abläuft (bei jemandem, der schon Rollenspielerfahrung hat und mitspielen will; oder, wenn ich in eine neue Runde einsteigen will):

 

Man trifft sich an neutralem Ort, im Sommer gerne in einem Biergarten, isst und trinkt eine Kleinigkeit und erzählt einfach: Allgemeines, persönliches, Smalltalk, Wetter. Irgendwann kommt das Gespräch automatisch aufs Rollenspiel, man tauscht Anektoden aus, Highlights, Desaster, lästert ein wenig; und dabei merkt man schon automatisch, ob man zusammenpasst. Wenn ich selbst von den tollen Werten meines Charakters schwärme und wie ich einmal drei 20er hintereinander gewürfelt habe und so im untersten Dungeonlevel den Oberbösewicht samt Leibgarde niedergemetzelt habe, und der andere erzählt eine Horrorgeschichte von einem total unfähigen SL, der einmal, mitten in der wunderbar ausgespielten, romantischen Liebesszene einen Wurf auf "Verführen" verlangt hat und wie blöde diese Würfelei im Rollenspiel doch eigentlich ist - dann wird das vielleicht nix.

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Wie kommt ihr nur immer darauf, dass es um "technische Abfragen", "Bewerbungsgespräche" und sonstige unangenehme Dinge geht? :confused:

 

Es geht hier doch nur um Bewusstheit und Gespräche über das Hobby.

Eher technische Abfragen oder Züge eines Bewerbungsgespräches hätten mich komplett abgeschreckt.

 

Es geht darum, abzutasten ob die Chemie stimmt und ob man auf einer kompatiblen Welle funkt. Eigentlich genau wie ein gutes Bewerbungsgespräch.

 

Wie nur? :D

 

(Hervorhebung von mir.)

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Na ja, das Bewerbungsgespräch habe ich bewußt herausgegriffen, weil ich der Meinung bin, dass ein gutes Bewerbungsgespräch nichts unangenehmes ist.

 

Bewerbungsgespräche waren mir persönlich immer irgendwo unangehnehm...

 

Aber vielleicht bin ich da auch wieder nur eine Ausnahme.

 

Ich vermute es liegt zum Teil auch daran, dass offenbar niemand wahrgenommen hat, dass ich von guten Bewerbungsgesprächen rede. Das Feld-, Wald- und Wiesenbewerbungsgespräch ist auch mir unangenehm.

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Bewerbungsgespräche halte ich zwar nicht unbedingt dem Gruppenvertrag zugehörig. Aber ein Gjruppenvertrag seh ich als notwendig an. Er kann gewachsen sein, wie bei den Meisten lang laufenden Runden, oder er kann vereinbart sein, wie ich es in meinen neueren Runden mache. Das heißt zwar dann nicht unbedingt Vertrag, aber ich bevorzuge definitiv abzuklären, welchen Spielstil jemand bevorzugt, was er nicht sehen möchte etc.

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Wie kommt ihr nur immer darauf, dass es um "technische Abfragen", "Bewerbungsgespräche" und sonstige unangenehme Dinge geht? :confused:

 

Es geht hier doch nur um Bewusstheit und Gespräche über das Hobby.

Eher technische Abfragen oder Züge eines Bewerbungsgespräches hätten mich komplett abgeschreckt.

 

Es geht darum, abzutasten ob die Chemie stimmt und ob man auf einer kompatiblen Welle funkt. Eigentlich genau wie ein gutes Bewerbungsgespräch.

 

Wie nur? :D

 

(Hervorhebung von mir.)

Akeem hat (wie in den Zitaten ja ersichtlich) nach mir gepostet und den Begriff verwendet. Du bereits vorher.

 

Trotzdem verstehe ich nicht, wieso beim Thema Gruppenvertrag immer wieder von formellen Bewerbungsgesprächen gesprochen wird. Hat echt nichts damit zu tun, egal, wie oft man das behauptet. :dunno:

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Gebt in eurer toll harmonierenden Gruppe jedem einen kleinen Zettel und lasst ihn aufschreiben, warum es ihm Spaß macht, in dieser Gruppe Rollenspiel zu machen.

 

Und dann guckt mal nach, ob ihr aus den verschiedenen Voten einen Gruppenvertrag herauslesen könnt, der es rechtfertigt, dass die Gruppe so gut harmoniert. Das würde mich mal interessieren, wie groß da der Konsens ist und ob ihr euch nicht alle eine neue Gruppe suchen müsstet.

Ich weiß ja nicht, mit wem Du so alles spielst. Aber in meinen Runden haben wir durchaus eine gutes Verständnis dafür, was der einzelne will und was nicht. Trotzdem gibt es für eine bestimmte Konstellation (ein Spielleiter und dessen Kampagne bzw. dessen Figuren) immer wieder Bedarf, die verschiedenen Wünsche in dem Moment unter einen Hut zu bekommen. Und letztlich landet man implizit bei dem, was Jorgarin im ersten Beitrag beschrieben hat.

 

Nicht formalisiert, nicht alle Punkte mit derselben Intensivität, aber dennoch vorhanden.

 

Na ja, das Bewerbungsgespräch habe ich bewußt herausgegriffen, weil ich der Meinung bin, dass ein gutes Bewerbungsgespräch nichts unangenehmes ist.

 

Bewerbungsgespräche waren mir persönlich immer irgendwo unangehnehm...

 

Aber vielleicht bin ich da auch wieder nur eine Ausnahme.

 

Ich vermute es liegt zum Teil auch daran, dass offenbar niemand wahrgenommen hat, dass ich von guten Bewerbungsgesprächen rede. Das Feld-, Wald- und Wiesenbewerbungsgespräch ist auch mir unangenehm.

Ein gutes Bewerbungsgespräch ist natürlich nicht unangenehm. Aber die nervliche Anspannung und die sehr unterschiedlich verteilten Rollen von Bewerber und Anbieter scheinen mir für einen Vergleich mit Gesprächen über Rollenspiel sehr unpassend.

 

Solwac

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Trotzdem verstehe ich nicht, wieso beim Thema Gruppenvertrag immer wieder von formellen Bewerbungsgesprächen gesprochen wird. Hat echt nichts damit zu tun, egal, wie oft man das behauptet. :dunno:

 

Hallo Rosendorn,

 

ich gebe Dir Recht, wenn Du meinst, dass das Thema "Bewerbungs-/Klärungsgespräch" nicht zwingend etwas mit dem Thema "Gruppenvertrag" zu tun hat. Ich sehe aber durchaus zwei Klammern, die es leicht machen vom einen aufs andere zu kommen: Erstens sind beides Methoden, die auf der Metaebene den jeweiligen Spielstil klären helfen und zweitens erhöhen beide Methoden die Verbindlichkeit des Zusammenspiels.

 

Im weiteren Sinne handelt es sich nach meinem Verständnis um "organisationspsychologische Methoden" - insofern man eine Spielrunde als eine lose Form von "Organisation" verstehen möchte. Beide Methoden dienen in diesem Sinne dazu, den Selbstorganisationsprozeß einer Spielrunde bewusster und transparenter zu machen. Solche "organisationspsychologischen Methoden" muss man natürlich nicht mögen oder im Zusammenhang mit Spielrunden auch nur für sinnvoll halten. Insofern wundert es mich auch nicht, wenn man sowohl das "Bewerbungs-/Klärungsgespräch" als auch den "Gruppenvertrag" in der Diskussion miteinander verknüpft obwohl sie als unterschiedliche Methoden kaum etwas miteinander zu tun haben.

 

Andererseits gibt es natürlich strukturelle Verknüpfungen: Wenn ich mich einer Spielgruppe anschließen wollte und die hätte so etwas wie einen Gruppenvertrag, dann würde ich schon erwarten, dass dieser mir vorher in einem "klärenden Verfahren" wenigstens zur Kenntnis gegeben würde. Und so ein "klärendes Verfahren" könnte dann durchaus ein Gespräch sein, was einem "Bewerbungsgespräch" nahe kommen würde. Außerdem können beide Methoden natürlich auch der strukturellen Kohärenzprüfung dienen - ein anerkanntermaßen wichtiger Grund für Methodenvielfalt: Wenn im Gruppenvertrag von "spielerzentriertem Spiel" die Rede ist, dann sollte es nicht im Gespräch heißen "Der Spielleiter hat immer Recht"...

 

Ich verstehe Dich so, dass Du dafür plädierst, beide Methoden - wenn es denn erwünscht ist - getrennt zu diskutieren und nicht weil man die eine nicht mag (hier: "Bewerbungsgespräch"), die andere zu verwerfen (hier: "Gruppenvertrag"). Es scheint mir abschließend, dass zwischen den beiden "organisationspsychologische Methoden" sehr wohl ein ein Zusammenhang besteht, was aber natürlich nicht heißt, dass man beide Methoden immer auch zusammen verwenden sollte oder gar muss.

 

Grüße Jakob

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Ein gutes Bewerbungsgespräch ist natürlich nicht unangenehm. Aber die nervliche Anspannung und die sehr unterschiedlich verteilten Rollen von Bewerber und Anbieter scheinen mir für einen Vergleich mit Gesprächen über Rollenspiel sehr unpassend.

 

Mmmhhh... das sehe ich anders: Wenn man sich einer Gruppe - gar noch für längere Zeit - anschließen will, dann sollten beide Seite schon prüfen auf was und wen sie sich einlassen. Insofern sollte es schon klärende Gespräche geben, die nicht unmittelbar mit den Spielabenden zusammenhängen. Das kann man durchaus "Bewerbungsgespräch" nennen. Je nachdem wie gerne man bei "der" Gruppe mitspielen will und wie wichtig einem "das" Hobby "Rollenspiel" im allgemeinen ist, kann das wohl auch ziemlicher Stress sein.

 

Außerdem ist es wie bei jedem Bewerbungsgespräch für einen Job auch: Nicht nur die Gruppe prüft, ob sie den oder die "Neue" haben will, sondern das Ganze funktioniert auch umgekehrt. Auch der "Bewerber" prüft die Gruppe, genauso, wie es ein selbstbewusster Bewerber mit einem potentiellen neuen Unternehmen tun sollte.

 

Meine Stammgruppe hat zusammen z.B. über 100 Jahre Midgarderfahrung auf dem Buckel, da sind wir - um es vorsichtig auszudrücken - strukturell ein bisschen unflexibel. Das muss echt nicht jedem gefallen. Das in einem - wie auch immer genannten - Gespräch strukturell abzuklären, halte ich für ziemlich sinnvoll. Einen niedergelegten "Gruppenvertrag" könnten wir nicht präsentieren aber für beide Seiten klärende "Bewerbungsgespräche" wären mit uns sicher sinnvoll...

 

Herzliche Grüße

 

Jakob

Bearbeitet von Jakob Richter
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Ich sehe es mittlerweile auch so, dass es wirklich gut ist, vorher mit einem eventuellen neuen Mitglied über Rollenspiel zu reden, wenn man eine schon bestehende Gruppe hat und er als Spieler hinzu kommt, und nicht nur zu schauen, ob es menschlich passt.

 

Wie Jakob auch schrieb, hat jede Gruppe nach eine bestimmten Zeit einen ganz eigenen Stil. Wenn dann ein neues Mitglied dazu kommt, werden die Spieler und der SL in der Regel ohne ein vorangehendes Gespräch einfach so weitermachen wie zuvor. Der SL wird den neuen Spieler ab und zu wohl versuchen anzuspielen, um ihn in die Gruppe zu integrieren, aber im Großen und Ganzen wird es wohl laufen wie immer.

 

Hatte man aber vorher schon ein Gespräch mit dem neuen Spieler, dann weiß z.B. der SL schon einmal, wie er den Spieler am besten anspielen kann, und so findet er leichter seinen Platz in der Gruppe. Natürlich vorausgesetzt dar Gespräch lief gut und man hat gemerkt, dass man einen ähnlichen Spielstil hat.

 

Es kann aber auch so sein, dass direkt feststeht, dass das potentielle neue Mitglied einen ganz anderen Stil mag als die Gruppe. Dann wird es schwierig. Es ist unwahrscheinlich, dass sich die ganze schon bestehende und harmonierende Gruppe umstellt, damit ein Neuling sich besser einfügt. Da sagt man dann lieber gleich: "Wenn Du Dich mit der Art, wie wir spielen, nicht anfreunden kannst, dann solltest Du Dir besser eine andere Gruppe suchen."

 

Das klingt vielleicht im ersten Moment hart, aber ich habe es eben schon erlebt, dass ein guter Freund in die Gruppe kam und irgendwie nicht zufrieden mit dem Spiel war. Das merkte man ihm auch an, was die ganze Stimmung drückte. Nach einiger Zeit sprach der Spieler es an und es stellte sich heraus, dass er einfach komplett andere Dinge von einer Rollenspielsitzung erwartete als der Rest der Gruppe, sodass er nach dem Gespräch, das übrigens per E-Mail stattfand und daher sehr zeitintensiv war, einfach nicht mehr kam. Ich wünschte, wir hätten darüber schon geredet, bevor wir überhaupt miteinander gespielt hätten. Das hätte einiges an Zeit und Nerven gespart und außerdem hätte die restliche Gruppe in den Sitzungen, in denen er mitgespielt hat, ohne ihn vermutlich mehr Spaß gehabt. Dazu muss ich noch anmerken, dass der nun-nicht-mehr-Spieler sich außerhalb des Rollenspiels super mit den anderen versteht und auch keiner der anderen irgendein Problem mit ihm hat. Es kommt also nicht nur darauf an, ob man den Menschen gut leiden kann.

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"Gruppenvertrag" klingt ja zunächst mal sehr formell und ist eigentlich nur ein Terminus für ein Konstrukt der (Rollenspiel-)Theorie, vergleichbar mit einem Gesellschaftsvertrag in der Staatsphilosophie.

 

Die rudimentärste Form des Gruppenvertrag (für eine Midgardgruppe) lautet: "Wir spielen Midgard und du bist Spielleiter." In diesem Fall werden Genre, Regeln sowie die Rechte des SL (abgeleitet aus den Regeln) automatisch festgelegt.

 

Insofern hat jede Gruppe durch Konvention automatisch einen Gruppenvertrag. Durch weitere Konventionen kann der Vertrag erweitert werden; wir spielen jeden 2. Samstag und wir spielen mit Hausregel "H". Nahezu alles weitere ergibt sich in meinen Augen dynamisch während des Spiels durch gemachte Erfahrungen und wird durch Konvention ebenfalls mehr oder weniger unbewusst und mehr oder weniger dauerhaft in den Gruppenvertrag übernommen (musikalische Untermalung mag aus einem Ghettoblaster im Garten ein Stimmungstöter sein, aber auf der Stereoanlage im heimischen Wohnzimmer das Tüpfelchen auf dem i).

 

Im Normalfall würde keine Gruppe von sich aus sagen, dass sie einen Gruppenvertrag habe, und kein Mitglied ist sich bewusst, einen solchen Vertrag zu haben. Erst wenn einzelne oder alle Gruppenmitglieder versuchen das Gruppengeschehen zu analysieren (bspw. weil sie mit dem Spielablauf unzufrieden sind), oder sich jemand mit der Theorie beschäftigt, wird unvermeidlich auf das Konstrukt "Gruppenvertrag" zurückgegriffen, wie der Einzelne das dann auch immer nennen mag.

 

Bei Neuzugängen von einem "Bewerbungsgespräch" zu sprechen ist mir zu formell.

Es hängt von der Ausgangssituation ab, wie es zu einem Neuzugang kommt:

Man unterhält sich mit jemanden, kommt dabei aufs Rollenspiel zu sprechen und, wenn man während des Gesprächs bemerkt, dass man (auch auf das Rollenspiel bezogen) auf der gleichen Wellenlänge liegt, kommt irgendwann die Frage "Hast du Lust mal mitzuspielen?"

 

Ein andere Sache ist es, wenn man aktiv auf der Suche nach einem neuen Mitspieler (oder einer neuen Gruppe) ist. Hier sind sich beide Parteien bereits im Vorhinein darüber klar, dass es um potentielle Mitspieler geht und in diesem Fall ist es sinnvoll, nach den jeweiligen Präferenzen zu fragen.

 

Die nächste Stufe ist dann ein unverbindliches Mitspielen (Probespielen hat etwas von "Das ist gar kein richtiges Spiel"), bei der beide Seiten ihren Spielstil gegenseitig kennen lernen können und danach entscheiden, ob sie weiterhin zusammen spielen wollen, oder eben nicht.

 

Wichtig erscheint mir, dass der "Gruppenvertrag" dynamisch und flexibel ist, sonst kann es passieren, dass man irgendwann einen bis ins kleinste Detail ausgearbeiteten Vertrag hat, aber niemanden mehr, der mitspielt.

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Es gibt unterschiedliche Prioritäten, nach denen eine Gruppe sich konstituiert und aufgrund derer sie harmonisiert:

 

Für mich ist es wichtig, dass eine Gruppe auf der Beziehungsebene funktioniert. Ist das gegeben, rütteln sich alle anderen Sachen zurecht. Viele die sich hier geäußert haben, verlangen eine Klärung auf der Sachebene und werden damit eventuell ja auch glücklich.

 

Aber das eine lässt sich mit dem anderen so nicht einfach kombinieren.

 

Weiterhin bemängele ich, dass manche Gesprächsteilnehmer hier dazu tendieren, Dynamiken weitgehend auszublenden. Die Dinge werden dadurch übersichtlicher, klarer und treffen die realen Abläufe umso seltener.

 

Auch der Gruppenvertrag ist (sollte sein) dynamisch und nicht statisch. Deswegen kann eine Nichtübereinstimmung mit dem Gruppenvertrag nicht per se ein Ausschlusskriterium sein. In etliche Fällen ja, in etlichen Fällen aber auch nicht.

 

Jeder neue Mitspieler verändert das Spiel und den Vertrag und eventuell bringen gerade abweichende Vorstellungen für alle anderen in der Gruppe die Inspiration, die sie sich selbst längst schon nicht mehr geben kann.

 

Dann werden mir die Verfahren und die Herangehensformen einfach zu starr und die erwartenen Ergebnisse blenden Möglichkeiten aus, auf die es mir ankommt.

 

Auch ich spiele längst nicht (gerne) mit jedem, aber ich treffe die entscheidende Vorauswahl bevor das Spiel zum Thema wird und bin danach wesentlich kompromissbereiter. Daher nützt mir das hier geschilderte Verfahren rein gar nichts, da es eventuell tolle potentielle Mitspieler aussortiert und Flachpfeifen grünes Licht erteilt.

 

Meine Erfahrung ist: Wenn die Beziehungsebene stimmt, dann findet man auf der Sachebene auch zusammen. Der neue Spieler will ja mit der Gruppe zusammenspielen.

 

Wenn schon anhand eines Gruppenvertrages abgecheckt werden soll, dann müsste man es auch richtig machen:

 

Wie wichtig sind der Gruppe rein spielrelevante Vorstellungen? Wie wichtig ist der zwischenmenschliche Faktor? Inwiefern ist die Gruppe offen für Neues (und Neue)? Inwiefern verlangt sie die Befolgung des bestehenden Gruppenkonsens?

 

Meine These ist halt, dass wesentlich mehr weiche Faktoren in meinen Gruppen eine Rolle spielen, als dieser Strang hier vermuten lässt. Und das macht viele Aussagen für meinen Erfahrungsbereich zu einseitig.

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Ich denke, Sulvahir hat in #48 das Thema sehr gut zusammengefasst. Genau so verstehe ich "Gruppevertrag" und (meinetwegen :rolleyes: ) "Bewerbungsgespräch" auch. Eleazar beschreibt im Prinzip sehr Ähnliches, will es aber nicht Gruppenvertrag nennen. Auch schön. Lediglich die Sache mit der Beziehungsebene wird bei E. überbetont. Das deckt sich nicht mit meiner Erfahrung. Ich habe schon oft mit Menschen sehr schön gespielt, ohne dass ich mit ihnen außerhalb des Spiels rumhängen wollte.

 

Aber bei mir ist Rollenspiel auch nur am Rande "Treffen mit Freunden", sondern eher das Spiel selbst im Vordergrund. Und mit entsprechenden (nach meiner Vorstellung) guten Spielern kann man toll Spielen, wohingegen ich schon öfters einsehen musste, dass gute Freunde im Spiel nicht so toll waren, sodass das Spiel keinen Spaß machte.

 

Meine Erfahrung ist: Wenn die Ansprüche und der Spielstil übereinstimmen, wird es ein tolles Spiel. Gute Spieler wollen ja Spaß am Spiel haben.

 

Will man Beziehungen pflegen, so gibt es andere und bessere Möglichkeiten.

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