Heute war Detektivtag. Ich habe es mit den Piraten noch auf die Spitze getrieben; sie kamen bis auf hundert Meter heran, es wurden erste Pfeile/Bolzen ausgetauscht und Kapitän Hussein hatte bereits den Befehl zum Beidrehen gegeben. Einer der Spieler wollte sich unter Wasser verstecken, die anderen beiden wußten wohl nicht so recht, was sie denn jetzt machen sollen; mit einer Feuerlanze im letzten Moment wäre zu rechnen gewesen. Stattdessen tauchte in letzter Sekunde der Rote Drache auf. Wenn die Spieler den Eindruck gewonnen hätten, daß ich bestimmte Handlungen von ihnen erwartet hätte und ob deren Abwesenheit den Roten Drachen aus dem Hut gezaubert hätte, so ließen sie sich das jedenfalls nicht anmerken.
Am folgenden Kriegsrat beteiligten sie sich selbstverständlich. Leider sprachen die Nichtspielerfiguren überwiegend an ihnen vorbei. Musi wurde natürlich dank der unendlichen Gnade Ormuts gerettet (Priester Mahmout gab dann noch etwas zum Besten, daß jede seiner Kreaturen erleuchtet sei, man habe ja hier wieder einmal gesehen, wie seltsam die Wege des Gottes doch manchmal sein könnten... das kam richtig gut an). Sie befürworteten sehr stark eine Trennung der beiden Schiffe ("aber dann könnte ja die Wüstenbrise alleine schutzlos einem erneuten Piratenüberfall ausgeliefert sein, unmöglich!"), ein Übersteigen auf den Roten Drachen ("Niemals! Der Sohn des Kalifen wird selbstverständlich auf einem Schiff des Kalifen heimfahren!"), dann wenigstens eine Verstärkung der Besatzung ("aber der Rote Drache ist doch so schon nah genug, und Ihr seid ja auch an Bord, und der Hofthaumaturg des Kalifen - nein, nein, das reicht schon")... sie waren am Ende etwas frustriert ("die hören ja sowieso nicht auf uns, warum diskutieren"). Dabei war auch ein Faktor, daß ich den Roten Drachen als merklich schneller als die Wüstenbrise dargestellt hatte (die letztere als VIP-Transporter ist von den Linien her auf jeden Fall kein Renner, und an dem einen Mast sind so viele Segel nun auch wieder nicht aufzuhängen), und ihnen der Zeitdruck jetzt durchaus bewußt war. Das war so im Abenteuer eigentlich auch nicht vorgesehen. Mal sehen, wie ich mich da wieder herausrede.
Man drehte also gemeinsam ab Richtung Hoschad (Hinweis an den SL: Piratennamen nicht verwechseln, sonst werden die Spieler verwirrt, und nicht darauf bestehen, daß Seekarten damals eher rar waren; lieber gleich Klarheit schaffen, wo man langfahren will und wie lange das dauert und auch eine Perspektive aufzeigen, wie trotzdem der Hochzeitstermin eingehalten werden kann. Spielergruppen, die bis hierher nicht ganz so schnell durchgekommen sind, werden ggf. an dieser Stelle eine sehr stürmische Diskussion haben, weil der Umweg zum Briefe holen dann die Hochzeit verhindert. Ich als Spieler würde dann auch darauf bestehen, daß sich um die Briefe gefälligst jemand anderes kümmern solle. Hier ist es besser, den Spielern ncoh eine Hoffnung zu lassen, ggf. indem man eben den letzten Joker "Hohe See" zieht).
Unser Thaumaturg hat auch eigentlich sehr überzeugend argumentiert "der Kalif hat diesen Brief an die Piraten geschickt. Es war von vornherein vorgesehen, daß diese ihn bekommen. Warum dürfen sie ihn nun nicht haben?". Ähm. Blabber blubber Gefahr bläh Siegel des Kalifen laberlaber falsche Hände fallen schwätz verzähl unermeßlichen Schaden anrichten quark quark keinesfalls zulassen, daß diese dreckigen Piraten die Worte des Kalifen in ihren schmutzigen Klauen... nun ja. Mit etwas Nachdenken vielleicht noch anzufügen: "natürlich war es EUER Job, zu verhindern, daß dieser wichtige Brief dauerhaft in die Fänge der Piraten, möge Ormut sie zu stinkenden Stumpfen verrotten lassen, geraten könnten. Ist Euch nicht bewußt, welche Verantwortung Euch hier aufgetragen worden ist? Nun beschwert Euch nicht, wenn wir schon alles tun, um Euren schwerwiegenden Fehler wiedergutzumachen!" (wobei Spieler tendenziell auf solch direkte Kritik nicht immer wohlwollend reagieren...). Klarer wäre die Lage, wenn Talifas Brief ebenfalls verloren wäre, da es für die Eschari wirklich absolut völlig undenkbar wäre, Worte von der zarten Hand der Kalifenfrau in den Händen Fremder, gar nicht nur von außerhalb des Harems, sondern außerhalb der Stadt, des Landes, von Piraten (etc etc).
Am Nachmittag des ersten Reisetages kam Thaloram an Deck gestürzt, befragte die Matrosen, ob sie auch die Masten der Piratenschiffe sähen, der Rote Drache wurde herangerufen (wegen Kollisionsgefahr und aus Prinzip fahren die beiden Schiffe nicht ganz so dicht aufeinander), man beriet, Kapitän Selim stieg selbst in den Mast und erkannte in der Tat verdächtige Strukturen verborgen hinter der nächsten Insel. Sofort wurden die Segel gekürzt, sich an die andere Seite der Insel herangeschlichen, dort geankert (heftigste Proteste der Spieler), ein Beiboot des Roten Drachen an Land geschickt, die Landzunge, hinter der die zwei mutmaßlichen Piratenschiffe lauerten, von hinten ausgekundschaftet, und als diese ohne Ergebnis zurückkehrten, zunächst für die Nacht geankert (denn die Piraten hätten ja offensichtlich rechtzeitig den Rückzug angetreten, hielten sich nun in der Nähe verborgen, und würden nur auf die Nacht warten, um dann überraschend im Dunklen zuzugreifen). Der Rote Drache legte sich schützend seewärts der Windbrise, an Land wurden Feuer gemacht, das Beiboot des Roten Drachen ruderte mit Laternen um die Schiffe herum, und auch der Rote Drache wurde rundum erleuchtet, so daß eine Überraschung eigentlich ausgeschlossen werden konnte. Die Spieler protestierten noch heftiger, daß man so ja allem Gekreuch und Gefleuch weit und breit bequemst die Richtung weise, die Nichtspielerfiguren winkten aber mit Hinweis auf die Kampfkraft des Roten Drachen souverän ab.
Die Nacht war ruhig. Am nächsten morgen bat Kapitän Selim die Spieler zum Frühstück (wie soll er sonst mit ihnen sprechen, wenn er doch auf dem anderen Schiff ist?). Er zeigt etwas Verständnis für den vorsichtigen (Spieler: "feigen") Kapitän Hussein und bittet die Spieler inständig, auf den Kalifensohn aufzupassen, sie seien vielleicht seine einzige Hoffnung an Bord dieses Schiffes. Er zeigt aber nicht auf einzelne Personen (den Spielern kommt nach der gestrigen "Sichtmeldung" Thaloram zu diesem Zeitpunkt schon verdächtig vor). Selim macht eine große Produktion daraus, daß sein Schiff bereits ungeduldig auf die Weiterfahrt warte, während die Wüstenbrise noch lange nicht bereit sei (na ja, seine Einladung brachte allerdings auch eine Stunde...).
Die Spieler haben auch schon versucht, Thaloram etwas auszuspionieren. Ich habe aber den Magischen Kreis des Verbergens auch Sehen von Verborgenem blockieren lassen. Als sie in ihrer Verzweiflung früh in der zweiten Nacht (vor dem Gift) einmal bei Musi hineinschauten, sahen sie ihn friedlich schlafen; bei Thaloram gab's immer nur die gleichen Bretter zu sehen, wie vorher. Unser Thaumaturg hat sich auch einmal unsichtbar gemacht und vor Thalorams Kabinentür auf diesen gewartet; die links angeschlagene Tür verdeckte dabei den Blick auf die linke Seite des Zimmers und der eintretende Thaumaturg den Blick auf den insoweit höchst ungeschickt platzierten Tisch mit der Alchimistenwerkstatt (er hat eben keine Wahl, die Möbel sind am Boden fest, wegen Seegang). Insofern also zunächst nichts Verdächtiges zu sehen. Die Kabine des Priesters wurde ebenfalls von innen begutachtet (wenn auch noch nicht durchsucht) - da dieser sich oft in seelsorgerischer Absicht an Deck aufhält und diese Tür nicht verschlossen ist, ist das nicht schwer (aber auch nicht ergiebig). Wären beide Thaumaturgen in das Zimmer eingetreten (es war etwas eng, aber unser Mann war kurz davor, es zu probieren), so hätte der Magische Kreis Thaloram natürlich gewarnt. Die Folge hätte ich noch ausarbeiten müssen.
Ein interssanter Punkt ist, daß die Spieler das Thaumagrammblatt von Thaloram nicht benutzt und es diesem auf Anforderung zurückgegeben haben. Sie glauben jetzt also, er habe nun die Möglichkeit, einen schlafenden Musi zu erschaffen.
Tagsüber habe ich vor Musis Tür einen Matrosen Wache halten lassen, der einen mit ihm zu sprechen begehrenden Spieler zunächst abwies (schläft; war heute morgen sehr gerädert, wir können ihn jetzt nicht wecken), eine Stunde später aber einließ (dabei aber in der geöffneten Tür stehenblieb). Das war eine sehr gute Idee des Spielers; es gab mir die Möglichkeit, in Gestalt von Musi über schlechten Allgemeinzustand, Alpträume (schwarze Schwingen, die as Licht Ormuts auslöschten), Müdigkeit und Schlappheit zu klagen. Der Spieler kam selbst darauf, zu fragen, ob der Kleine denn nicht eigentlich in Anbetracht der Heilung und Zeit nicht schon besser aussehen sollte. Sie sind jetzt also hinreichend beunruhigt. Musi teilte dann seinen Tee mit dem Spieler und bat darum, er möge ihn doch mit auf Deck nehmen. Der Spieler stützte ihn hoch (der Matrose übernahm die andere Seite), oben erst heilloses Entsetzen, der Priester schickt den Kranken sofort wieder ins Bett, der will aber an die frische Luft, Thaloram unterstützt dies schließlich, Kapitän Hussein denkt erst hin, dann her, dann läßt er ein Kissenlager und Sonnensegel auf dem Achterdeck herrichten. Musi unterhält sich ein wenig (nichtssagend) mit dem Spieler und schläft dann ein. Diese offensichtliche Schau von Vertrauen Musis hinsichtlich der Spieler werde ich zum Anlaß nehmen, die Nichtspielerfiguren demnächst etwas mehr auf die Spieler hören zu lassen, damit die einen Lichtstrahl sehen. Einen Tag haben sie ja schon verloren...