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Ermutigung zu locker(er)em Umgang mit den Regeln


Stephan

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Auslöser dieses Beitrags ist die Diskussion im Strang über den unfähigen Barden. In diesem Strang beschrieb und begründete ich meine Sichtweise auf die spieltechnische Umsetzung sozialer Fertigkeiten.

Dies wurde von Einskaldir mit der Frage nach der regeltechnischen Grundlage beantwortet.

 

Eine Frage, die ich an sich schon seltsam fand. Das beschriebene Vorgehen ist für jeden meiner Spieler transparent. Nun gibt es zwei Möglichkeite: Entweder, die Spieler finden dieses Vorgehen gut. Dann kann uns der Inhalt des Regelwerks total egal sein. Selbst wenn im Regelwerk gerade die entgegengesetzte Spielweise beschrieben wird, so wird keine Rollenspielpolizei vorbeikommen, wenn wir es so handhaben, wie von mir beschrieben. Und den Spaß am Spiel lassen wir uns auch nicht nehmen.

Sind dagegen meine Spieler mit diesem Vorgehen unzufrieden, weil sie zum Beispiel so denken wie einige der Diskutanten, die im Strang eine andere Vorgehensweise bevorzugten, so hilft es auch nichts, wenn ich die Regelstelle hervorkrame, die meine Praxis stützt. Bestenfalls zeigt die Regelstelle, dass jemand anders, der sich über Rollenspiele schon einige Gedanken gemacht hat, zu ähnlichen Schlüssen gekommen ist wie ich. Das wird aber auch nicht dazu führen, dass meine Mitspieler bei dieser Spielweise plötzlich mehr Spaß haben.

Erfolgversprechender wird es da schon sein, wenn ich den Spielern, wie im Strang geschehen, die Gründe für meine Handhabe darlege. Wenn sie das nicht überzeugt, dann werden wir wohl gemeinsam einen Kompromiss überlegen müssen, wie wir die Sache handhaben, so dass alle ihren Spaß haben. Und was zu der Frage im DFR steht, wird bei der Erzielung des Kompromisses keine Rolle spielen.

 

Ich wollte im Strang auch schon entsprechend antworten. Da ich aber JEF für einen ganz vernünftigen Regelautor halte, dachte ich mir schon, dass er irgendwo etwas in meinem Sinne geschrieben hat. Und siehe da, ich wurde fündig. Die Stelle finde ich von ihrem Duktus zwar auch eher unglücklich formuliert, aber was soll es. Hier war die von Einsi gewünschte Regelstelle.

 

Zu meiner großen Erheiterung entspann sich hieraus nun eine Diskussion, ob es sich bei dieser Stelle um eine Kann-, Soll- oder Muss-Bestimmung handelt, und ob man dies aus grammatikalischen Feinheiten oder gar der verwendeten Schriftgröße ableiten könne.

Hallo! Wenn ihr so nicht spielen wollt, dann ignoriert die Stelle, auch wenn sie in doppelter Schriftgröße und fett daher kommt. Und wenn ihr so spielen wollt, dann spielt so, auch wenn die Stelle nur mit der Lupe zu finden und in der dreifachen Möglichkeitsform gehalten ist!

Das ist kein Verbrechen. Nicht einmal eine Ordnungswidrigkeit.

 

Die genannte Diskussion war aber nur der letzte Auslöser, mal meine Meinung über den Regelfetischismus zu äußern, der in verschiedenen Strängen immer wieder zum Vorschein kommt.

 

Der Sinn und Zweck des Rollenspiels ist es gemeinsam Spaß zu haben. Und zwar, indem die Spieler die Rollen von imaginären Helden in einer gemeinsam gestalteten Abenteuergeschichte übernehmen und diese Helden dabei weiterentwickeln.

Die Regeln sind nur ein Hilfsmittel, das diesem Zweck dienen soll. Und damit müssen sich die Regeln auch diesem Ziel unterordnen. Wenn die Regeln dem Ziel im Einzelfall mal entgegenstehen, dann müssen sie eben weichen.

 

Die Regeln bieten eine Struktur, mit der die genannten Elemente realisert werden können. Aber so umfangreich die Regeln auch sein mögen, so können sie nicht die ganze Komplexität des simulierten Abenteuerlebens abbilden. Und wenn das unbefriedigend ist, dann muss man sich auch mal über sie hinwegsetzen.

Die Genauigkeit, mit der die Regeln die Realität abbilden, schwankt stark.

Für Kämpfe gibt es sehr genaue Regeln, die das Geschehen bis zur Genauigkeit einer Sekunde abzubilden versuchen.

Die Regeln zu sozialer Interaktion sind wesentlich weniger detailliert.

Die Regeln zum Geschehen während der Lernphase sind nur sehr pauschal.

Das Leben eines Nichtabenteurers lässt sich mit den Regeln gar nicht abbilden.

 

Hat man nun eine Abenteueridee, die zum Beispiel das Erleben des Abenteuers mit der Lernphase verbindet, so denkt man sich dafür halt eigene Regeln aus, die den Regeln im DFR auch widersprechen können.

Hat man eine Abenteueridee, bei der es um die Auswirkungen einer Krankheit geht, und findet man die Regeln im DFR zu Krankheiten nicht geeignet, diese Abenteueridee abzubilden, dann denkt man sich eben andere Regeln aus und wendet sie in dem entsprechenden Abenteuer an.

So what.

 

Ich bin übrigens der Überzeugung, dass der Regelautor selber das genauso sieht. Verschiedene Stellen im Regelwerk deuten darauf hin, dass der Autor eine flexible Anwendung der Regeln befürwortet. Wer also eine ständige, unabänderliche Regeltreue fordert, der benutzt die Regeln zu etwas, wozu sie gar nicht gedacht sind.

 

 

Ich weiß, dass so mancher hier im Forum dies alles ganz anders sieht. Ich könnte nun postulieren, es handele sich hierbei um lauter schlechte Rollenspieler, oder solche denen die Erleuchtung in Form des 'richtigen' Rollenspiels halt noch nicht zuteil geworden ist.

Oder ich akzeptiere, dass andere halt Rollenspiel anders ausleben.

Letzteres scheint mir sinnvoller.

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Ja, aber...

 

...ich bin auch ein Befürworter des lockeren Umgangs mit dem geschrieben Regelwerk. Allerdings sollte es etwas geben, worauf man sich als Spieler verlassen kann. Das soll heißen, dass Abweichungen vom Regelwerk dem Gruppenkonsens entsprechen müssen. Der Spielleiter darf nicht im laufenden Spiel beliebig mit den Regeln umgehen.

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Zwei Ebenen:

Hier im Forum wird oft über das richtige Regelverständnis gestritten. Das macht einen Sinn, wenn man z.B. in einer neuen Gruppe oder auf einem Con auf der Basis von feststehenden Regeln losspielen möchte. Hier erwarte ich, dass idealerweise Regeln eindeutig und klar geschrieben sind und nicht unterschiedlich interpretiert werden können. Um so eine Klarheit zu erzeugen oder zumindest Unklarheiten sicher zu benennen, kommt es hier zu Regeldiskussionen.

 

Im Spiel in meiner Gruppe sind die Spielregeln für mich eine Hilfe, weil der größte Teil der Regeln, auf die wir uns geeinigt haben dort wörtlich drin steht. Hinzu kommt der Regelkanon, auf den sich die Gruppe geeinigt hat oder spontan verständigen kann. Hier sind wir oft weg von M4 und haben unseren Spaß, wie wir ihn haben wollen.

 

Beides würde ich voneinander trennen und am Ende steht für jede Gruppe die Regelvariante, für die sie sich entscheidet. Weder sollte man seine persönliche Regelvariation durch eine weithergeholte Regelinterpretation rechtfertigen wollen, noch sollte man einem anderen Hausregelmidgard mit Schimpfe aus dem Regelwerk kommen. Jeder hat das gute Recht, sein Spiel so zu spielen, wie er das will.

 

Sinnvoll kann allenfalls sein, dass man einer Gruppe gegenüber gewisse Bedenken oder Befürchtungen mitteilt. Es mag ja sein, dass sich da ein noch nicht erkanntes Problem aufbaut. Nicht sinnvoll ist dann aber wiederum seine Sicht als allein selig machend darzustellen.

 

Ich sehe bei den Regelautoren ebenfalls zwei Bemühungen: Erstens soll alles klar und unmissverständlich geregelt sein, zweitens soll sich jede Gruppe ihr Midgard nach eigenen Vorstellungen hübsch machen dürfen. Beides widerspricht sich nicht.

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[...]Zu meiner großen Erheiterung entspann sich hieraus nun eine Diskussion, ob es sich bei dieser Stelle um eine Kann-, Soll- oder Muss-Bestimmung handelt, und ob man dies aus grammatikalischen Feinheiten oder gar der verwendeten Schriftgröße ableiten könne.

Hallo! Wenn ihr so nicht spielen wollt, dann ignoriert die Stelle, auch wenn sie in doppelter Schriftgröße und fett daher kommt. Und wenn ihr so spielen wollt, dann spielt so, auch wenn die Stelle nur mit der Lupe zu finden und in der dreifachen Möglichkeitsform gehalten ist!

Das ist kein Verbrechen. Nicht einmal eine Ordnungswidrigkeit.[...]

Vielleicht verstehst du diese Diskussion besser, wenn du berücksichtigst, dass sich hier einige Leute Gedanken machen, wie man Midgard wieder populärer machen kann. Dabei nicht nur bei Neuspielern, sondern vielleicht auch als Zweit- oder Drittsystem für "altes Hasen". Und dann taucht plötzlich so ein Absatz mit einem absoluten "Gehtgarnicht" auf. Mit diesem Absatz lassen sich viele der Vorurteile und der schlechte Ruf Midgards in manchen Kreisen objektiv belegen.
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Hier im Forum merke ich immer wieder, dass viele Leute (typisch Deutsch? :dunno: ) zu einer genauen, buchstabengenauen Auslegung der Regeln neigen. Man will es genau vorgeschrieben haben, man will es genau beschrieben haben, einen genauen Leitfaden, was geht und was nicht geht.

 

Dieser weit verbreiteten Haltung folgend entspinnen sich hier immer wieder viele Regeldiskussionen, denen ich teils kopfschüttelnd folge. Gerade bei der Charaktererschaffung weise ich z.B. immer wieder darauf hin, die Regeln doch lockerer zu handhaben und sich Charaktere zu bauen, die Spaß machen, statt stur den Regeln zu folgen und mit dem Ergebnis unzufrieden zu sein. Diese Aufrufe verhallen meist ungelesen, unerwiedert - daher auch mein selbst gewählter Titel hier im Fourm. ;)

 

Mein Fazit: Die Regeln müssen von ihrer Struktur und ihren Formulierungen her die Lockerheit mit ihrem eigenen Umgang hergeben. Die Stimmung, den Spielern gegenüber die Regeln großzügig auszulegen muss über das gesamte Regelwerk transportiert werden, wenn es denn gewünscht ist, und nicht nur in einem kleinen einleitenden Absatz am Anfang.

 

Nur so kann das Regelwerk in einer Neuauflage dazu beitragen, das Image von Midgard als veraltet und "Spieler klein haltend" abzustreifen und mehr Spieler dazu animieren, auch mal "fünfe Grade" sein zu lassen bei der Regelauslegung - zugunsten von mehr Spielspaß! Denn der Spielspaß ist es, der neue Spieler bringt. Und der muss als Potential auch in den Regeln stecken und nicht erst durch Demorunden auf Cons oder Messen entstehen. Diese Demorunden können unterstützen, sie können das Vehikel sein, ein entschlacktes und frischeres Regelwerk unter mehr Leute zu bringen und Midgard zu neuer Blüte in der Rollenspielszene verhelfen.

 

Grüße

 

Bruder Buck

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Auslöser dieses Beitrags ist die Diskussion im Strang über den unfähigen Barden. In diesem Strang beschrieb und begründete ich meine Sichtweise auf die spieltechnische Umsetzung sozialer Fertigkeiten.

Dies wurde von Einskaldir mit der Frage nach der regeltechnischen Grundlage beantwortet.

 

Eine Frage, die ich an sich schon seltsam fand. Das beschriebene Vorgehen ist für jeden meiner Spieler transparent.

 

Nur um das kurz zu präzisieren:

 

Für mich war und ist lediglich völlig unverständlich, jemandem nicht die Möglichkeit des Wurfes auf eine Fertigkeit zuzugestehen, weil ich als SPL meine, dass dafür aus meiner persönlichen und sehr subjektiven Sicht (und um eine solche handelt es sich immer) die Voraussetzungen für die Anwendung einer Fertigkeit nicht gegeben sind.

Jemanden von etwas zu überzeugen, was er partout nicht will, ist beispielsweise eine Anwendungsmöglichkeit der Fertigkeit Beredsamkeit. Als SPL zu sagen, dass will der ganz sicher nicht und deshalb würfle ich nicht, geht also aus meiner Sicht nicht oder sollte nicht gehen.

Aber das hatten wir schon und wir müssen ja auch nicht einer Meinung sein.

 

Zur Transparenz für deine Spieler: Mag sein, dass du Transparenz darin siehst, dass du auf eine bestimmte Art mit der Anwendung von Fertigkeiten beim Spielen umgehst.

Ich denke allerdings, dass es sich dabei um eine Scheintranparenz handelt, weil letztlich du anschließend subjektiv auf der zweiten Ebene entscheidest, wie dein NPC auf etwas reagiert und das aus deinem sehr persönlichen Erfahrungsschatz oder aus deinem beschränkten (und das meine ich nicht negativ) Horizont heraus. Das finde ich dann wieder viel weniger transparent.

Aber wie gesagt, dass hatten wir schon.

 

 

Nun aber zum Regelwerk:

Wie man dieses betrachtet, hängt aus meiner Sicht sehr stark von den unterschiedlichen Erfahrungen ab, die man so im Laufe der Zeit gemacht hat.

Auch wir haben sicherlich nicht wenige "Hausregeln", wenn wir eben zu Hause spielen. Das ist auch okay, weil man dort in einem geschlossenen System spielt.

 

Wenn man sich aber da heraus bewegt, ist das eine ganz andere Sache.

Ich war früher nie auf einem Con. Seit ein paar Jahren nehme ich aber zumindest einmal jährlich an einem teil. Und diese Erfahrungen prägen ungemein und zeigen, warum Regeln einfach sinnvoll als Spielbasis sind.

 

Wenn ich zu Hause Schach spiele und mit meinem Spielpartner vereinbare, dass der Turm auch diagonal laufen kann, ist das okay.

Wenn ich mit der Regel auf einem Turnier erscheine, ruft das bestenfalls Unverständnis und im schlimmsten Fall Ärger hervor.

 

Ich habe solche Runden unter Spielleitern erlebt. Runden, in denen die Zauberer zaubern und gleichzeitig rennen konnten. Runden, in denen Kontrollbereiche Fragezeichen beim SPL oder Teilen von Spielern hervorriefen. Runden, in denen Zauberer während des Zaubervorgangs nicht wehrlos waren etc.

 

Das war schon nicht so dolle und zumindest am Anfang immer sehr gewöhnungsbedürftig. Entweder für den SPL, weil der erstmal dem Spieler, der vehement auf einer entsprechenden nicht vorhandenen Regel bestand, die richtige erklären musste.

Oder für den Spieler, der sich auf eine bestimmte existente Regel verließ, seine Reaktion entsprechend plante, und dann erfahren musste, dass der SPL eine Regel nicht kannte oder schlichtweg irgnorierte.

Es gab Situationen, da schmunzelt man und nimmt es hin. Und es gibt Situationen, da ist solches Vorgehen extrem frustrierend und macht gar keinen Spass mehr, weil man sich auf nichts verlassen kann.

 

Und das mag ich nicht. Ich ganz persönlich finde das doof. Da bin ich vielleicht unflexibel, aber so ist es nunmal.

 

Und das Gleiche gilt, und deshalb auch meine Reaktion im Bardenstarng, für soziale Fertigkeiten.

Ich finde es durchaus unterhaltsam, wenn jemand seine Beredsamkeit ausspielen kann... bei manchen.

Kreol kann das zum Beispiel toll. Fimolas, Diotima, Hornack, Marek.

 

Viele meinen aber auch nur, sie könnten es, sind dann laut und aus ihrer Sicht eloquent, aber oftmals auch peinlich. Sowas kann auch sehr nerdig sein und nur auf eine sehr nerdige Art gut ankommen.

 

Schlimm wird es aber dann, wenn andere Spieler, die nicht so extravertiert sind, dabei untergehen.

Eben die, die zurückhaltend sind, aber gerne würfeln. Und das kann ich gar nicht haben. Weder als SPL noch als Spieler.

Das passiert aber gerne mal, weil die Lauten und Forschen einfach die anderen niederrreden. Diese Spieler haben dann teilweise nicht mal die Fertigkeiten, die man als Figur besitzen müsste und kommen trotzdem damit durch.

 

Jetzt mag man sagen, so lange alle Spass haben, ist das doch gut!

 

Mag sein, nur ist das Problem, dass die, die nicht so viel reden, nicht nur am Tisch ruhig sind, sondern auch dann, wenns um Kritik an der Spielweise anderer geht. Sie werden oft eben nichts sagen, sondern in diesem Punkt genau so schweigen, wie beim Spiel.

Bei solchen Leuten weiß man eben gar nicht, ob sie das alles so toll finden. Schweigen kann da nicht als Zustimmung gedeutet werden.

Und das ist der Bereich für mich, wo das Fördern von sozialen Fertigkeiten über das Ausspielen ins Negative driftet.

 

Und um so etwas zumindest einzuschränken, sind Regeln eine wunderbare Basis für das gemeinsame Spiel.

Nicht nur zu Hause in meiner kleinen Sphäre, sondern auch woanders.

Auch die Introvertiereten bekommen so Raum gegenüber den Extravertierten, in dem sie sich bewegen können.

 

Und da ich hier in einem öffentlichen Forum bin und versuche über den Rand meiner Gruppe hinauszublicken, verteidige ich gerne geschriebene Regeln. Das mag pedantisch sein und manchen zu den Ohren herauskommen. Das mag wenig flexibel erscheinen, aber für mich gehts in erster Linie immer um das Zusammenspiel zwischen allen und zwar überall.

 

Was ich in meiner Gruppe zu Hause verhackstücke, steht auf einem ganz anderen Blatt.

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Ich leite selbst eher einfach und nicht immer regelgetreu, aber immer für die Spieler gleichwertig und nachvollziehbar. Mit dieser Art komme ich in Heimrunden, aber auch auf Cons gut durch. Ansonsten hätte ich keine Spieler mehr. Ich finde wichtiger als die Regeln sind eine einladende Geschichte, die von den Spielern mit den Spielleiter zusammen erlebt wird. Es wird Rollenspiel, nicht Regelspiel genannt.

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Die genannte Diskussion war aber nur der letzte Auslöser, mal meine Meinung über den Regelfetischismus zu äußern, der in verschiedenen Strängen immer wieder zum Vorschein kommt.

Ja, natürlich. Die wichtigste Regel ist: 'Erlaubt ist, was Spass macht'. Der mir wichtigste Leitfaden: 'Im Zweifel für den Angeklagten' (also den SC).

Wenn mir ein Spieler also glaubhaft darlegt weshalb sein SC eine Handlung ausführen kann (und die Würfel nichts grundsätzliches dagegen haben) sollte er erwarten dürfen, dass die Handlung gelingt.

Im von dir angesprochenen Strang war die Ausgangslage aber etwas anders: der SL verlangte vom Spieler, dass er die Handlung seines SC am Spieltisch umsetzen müsse, damit die Handlung gelinge. Zugegeben, das mag am Spieltische eine gute Athmosphäre erzeugen wenn es gelingt, nur eine Regelstelle die verlangt, dass der Spieler dazu in der Lage sein muss, ist mir unbekannt.

es grüsst

Sayah el Atir al Azif ibn Mullah

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Hallo,

 

also ich finde Stephans Aufruf gut. Egal welche Meinung Stephan in dem Barden-Thread vertritt, dieser Aufruf gibt für mich eine Grundlesart der Midgardregeln wieder. Es sind in erster Linie "Vorschläge", wie man bestimmte Situationen handhaben soll.

Bruder Bucks Vorschlag dies im Regelwerk besser zu transportieren ist grundsätzlich natürlich gerechtfertigt, aber wie ist das umsetzbar? Ich denke das Regelwerk würde noch umfangreicher, wenn alle 2-3 Seiten ein entsprechender Hinweis stehen würde. Über die Strukturrierung eine bessere Handhabung zu erreichen, wäre wünschenswert. Aber das Problem ist ja schon länger bekannt.

Auch Einskaldirs Grundhaltung bezüglich Cons oder auch neuen Spielrunden, ist für mich nachvollziehbar. Midgardregeln sollten für alle gleich sein. Auch mir ist das schon so ergangen, dass ich einen Zauber ganz anders spiele/auslege als andere. Aber ich denke, im Rollenspiel wird es immer grosse Interpretationsspielräume geben. Es ist halt kein Computer oder Brettspiel. Das sieht man schon an den zahlreichen Regeldiskussionen hier im Forum.

Die Rücksichtnahme auf "schüchterne" Spieler ist zwar wünschenswert, aber dies über die Regeln zu erzielen halte ich für unmöglich. In keinem Rollenspiel, dass ich bisher gespielt habe, konnte das durch Regeln ermöglicht werden. Egal ob die Regeln einheitlich sind oder nicht, ein extrovertierter Spieler wird immer mehr Spielanteile haben als ein Schüchterner. Dies zu Regeln, ist doch eher eine Sache der Spielgruppe vorort.

 

Grüsse Merl

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Nach insbesondere Einsis Appell kann ich diese Diskussion für mich so zusammenfassen:

 

In der Hausrunde kann, darf und soll man die Regeln so locker sehen, dass es allen am Tisch gefällt.

Auf Cons bitte ich um genaue Regelauslegung, weil da meist Spieler aus verschiedensten Runden und Denkrichtungen zusammenkommen, denen man eine einheitliche Plattform bieten muss. Ausspielen von Fertigkeiten sollte nur auf freiwilliger Basis geschehen und bei Verweigerung nicht zu einer Verweigerung des Würfelwurfs (oder einem horrenden Malus auf denselben, habe ich auch schon erlebt) führen.

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Ich find's ja mal wieder interessant, dass mein Statement nicht erwiedert wird.

 

Denn mMn sind es zwei Hauptgründe für diese vielen, teils sehr engstirnigen, Regeldiskussionen: Zum einen die typisch deutsche Art, alles genau regeln zu wollen und diese Regeln dann auch beinhart zu befolgen und zum anderen der Duktus der Regeln selbst, die diese Neigung fördern.

 

Und da die Regeln die deusche Seele nicht ändern können, sollten sie bei einer Neufassung daraufhin überprüft werden, diesen Duktus zugunsten der mehrfachen Aufforderung, die Dinge lockerer zu regeln, zu ändern. Dann können nämlich alle, die bei Regeldiskussionen die freiere, den Spielern und dem lockeren Spielfluss zugute kommende Interpretation vertreten sich tatsächlich auf das Regelwerk berufen.

 

Aufrufe hier im Forum, die Regeln doch mal lockerer zu handhaben gab es in den letzten 11 Jahren etliche. Sie verhallten alle....

 

Grüße

 

Bruder Buck

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@ BB:

Klar könnten im Regelwerk deutlicher bestimmte Faustregeln formuliert werden (im Zweifel für den Spieler usw.), dennoch sehe ich es als Ziel an, Regeln möglichst genau, klar und einfach zu formulieren. Und da gäbe es sicher noch was zu tun am betreffenden Regelwerk.

 

Ich muss jedoch sagen, dass ich die meiste Zeit meiner Midgardkarriere ganz ohne dieses Forum ausgekommen bin. In unserer Gruppe haben wir auch mal hier und da diskutiert, wir haben auch Hausregeln noch und nöcher aufgestellt, aber wir haben nie grundsätzliche Probleme mit dem Regelwerk gehabt.

 

Was mir allerdings sehr auffällt, dass hier im Forum immer wieder Dinge an den Regeln problematisiert werden, bei denen mir die Augen tränen. Ich hätte nicht im Traum daran gedacht, die von dir vorgebrachte Kritik an die Spielregeln zu richten. Mir erscheint der Umgang damit hier im Forum viiiel problematischer.

 

Warum das so ist, kann ich nicht mal sagen.

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@ BB: Deine Forderung kann ich nicht so ganz nachvollziehen. Wenn am Anfang doch klar gesagt ist, dass die Regeln eben nur Richtlinien sind, die man befolgen kann, aber nicht muss, dann reicht das doch. Würde ich in einem Regelwerk alle fünf Seiten einen Satz wie "Natürlich kann man das auch anders spielen, wenn einem das so nicht gefällt", lesen, nähme ich das ganze nicht mehr ernst und würde mich fragen, warum der Autor das Buch überhaupt auf den Markt gebracht hat, wenn er selbst so wenig von dem, was er sich ausgedacht hat, überzeugt ist, dass er es alle paar Seiten erwähnen muss.

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Ach, es ist doch schön, wenn man so gründlich missverstanden wird. :sigh:

 

Natürlich ist es quatsch in einem Regelwerk quasi auf jeder Seite als Wasserzeichen im Hintergrund "Diese Regeln müssen Sie nicht ernst nehmen" zu drucken.

 

Das habe ich auch gar nicht gemeint! Ich meine, das Regelwerk regelt manches schon zu genau und zu eng! Weniger wäre hier mehr. Und solche Absätze, wie der zur Beredsamkeit, an dem sich die Ursprungsdiskussion um den Barden nebenan entzündet hat, sind halt ein echter Killer. Da wird dazu aufgerufen, dem Spieler eine Wurf auf eine erlernte Fertigkeit seines Charakters zu verweigern, wenn der SL subjektiv dieser Meinung ist. Solche Dinge meine ich unter anderem.

 

Der Hinweis am Anfang ist ziemlich egal, den hat ein Leser schon lange vergessen, bevor er bis zur Mitte gekommen ist.... Das Regelwerk bräuchte einen echten Block, in dem den Spielleitern das Handwerkszeug an die Hand gegeben wird, wie sie ungeregelte Situationen ad hoc regeln / lösen können. Mithin also Spielleitertechniken, Wege und Hinweise zur Entscheidungsfindung, eine Art Anleitung, wie man im Spiel zugunsten der inneren Logik, des Spielspasses und zugunsten der Spieler Details in der jeweiligen Situation regelt.

 

Ich mache mal ein bewusst übertriebenes Beispiel:

 

Wenn ein Krieger mit St 100 und WaLoKa bei der Kneipenschlägerei einen großen Eichentisch nehmen würde und mit dem vor sich her schiebend einige Raufbolde weg schieben wollte würden mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht wenige Spielleiter auf einen Angriff mit ungelernter Waffe - und damit auf einen EW +4 entscheiden - völlig regelgerecht*... und total unsinnig!

 

Und die Regeln geben ganau solche Dinge her! Ohne skurrile Interpretationen, sondern stur nach Text.

 

*vielleicht der ein oder andere noch auf ein weiteres +4 weil es ein Streuangriff sei. Aber da sind wir schon wieder in den Untiefen der Details angekommen.

 

Grüße

 

Bruder Buck

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Erfahrungsbericht:

 

Ich spiele / leite privat in 4 Midgardrunden in denen es partielle, personelle Überschneidungen gibt.

In einer Runde sind ausschließlich Regel-Pitbulls am Tisch, die die Regeln gnadenlos ausnutzen und in der Verzückung höchstem powergamings extatisch davonzufliegen pflegen. In einer anderen Runde sind zwei Midgardisten, die eher locker mit den Regeln umgehen und selbige auch nicht so gut kennen, zwei von den o.g. Pitbulls und eine absolute Anfängerin. Und hier lag das Problem...

 

In letztgenannter Runde gingen wir mit den Regeln eher locker um, da die Mehrheit der Spieler dies anfangs befürwortete. Allerdings gab es immer mal wieder Situationen, in denen die beiden laut kläffenden und knurrenden Pitbulls ihr regelkonformes Wissen im Spiel auspackten und anwendeten; wozu sie ja auch das Recht haben.

 

Irgendwann haben wir mal wieder über den Spaß und die Anforderung von Midgard gesprochen und da fiel ein (für mich) zentraler Satz der eher zurückhaltenden Anfängerin: "Für mich sind die vielen Regeln und deren unterschiedliche Anwendungen noch recht schwer...!".

Und tatsächlich; in vergleichbaren Situationen sind die Regeln von uns ungewollt unterschiedlich (locker bzw. streng) angewendet worden. Was das für ein Unverständnis bei der Anfängerin auslöste, war uns alten Hasen gar nicht aufgefallen.

 

Wir haben uns gemeinsam dazu entschieden, ab sofort nach den Regeln zu spielen, da sich hierauf alle Spieler gleichermaßen verlassen können (ist halt fair) und weil es der Wunsch der Anfängerin war. Für sie wäre es eindeutiger. Denn wenn man ein System kennenlernen will, dann doch bitte gleich richtig und nicht halbwahr... . Die dortigen Pitbulls ergänzen die komplexen Szenen nun mit 30-sekündigen Regelerklärungen, was zu allgemeinem "Ahhh! Ach so! OK!" etc. führt. Und neulich hatte sogar die Anfängerin mal (durch Nachfragen) die Regeln für sich geschickt ausgenutzt und strahlte über beide Backen...

 

Ob mein Erfahrungsbericht nun allgemeingültig ist, wage ich zu bezweifeln. Allerdings erkannte ich damals, dass ich mir bei der Anwendung von Regeln bislang viel zu wenig Gedanken auf die Aussenwirkung (gerade bei Regelunkundigen) gemacht hatte.

 

Gruß

Helgris

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@Bruder Buck:

 

Und wenn er den Tisch schiebt, kann man da auch noch weitere +4 geben, weil er sie nur berühren will?

 

Die Regeln geben den Rahmen für eine Simulation. Diese ist oft unrealistisch, bestes Beispiel ist der Kampf mit der Einteilung in Runden zu 10 Sekunden und Bewegungs- und Handlungsphase und erst bewegt sich die eine, dann die andere Gruppe.

 

Grundsätzlich hätte ich gerne Klarheit, wenn sich mir eine Frage stellt. Diese Klarheit hätte ich dann natürlich gerne bei allen Spielern verbreitet, damit man das nicht noch einmal diskutieren muss.

 

Dem Spielspaß zuträglich ist es vermutlich, wenn man die Regeln einfach, locker und entspannt auslegt, weil dann für die Spieler mehr möglich ist. Hierbei kann man vielleicht sogar den Spieler, der seine Figur eine äußerst waghalsige Idee durchführen lassen will, fragen, für wie schwer er diese Aktion hält und die Modifikation dann besprechen. Gibt es schon eine Tabelle im DFR, dann kann man das eben einfach ausrechnen, ansonsten muss man etwas festlegen.

 

Ich sehe es auch wie Du, daß man das eher wohlwollend, weil Spielspaß fördernd betrachten sollte. Nachvollziehbar hätte ich es dann aber trotzdem gerne.

 

Die Regelfuchserei mag deutsch sein, aber so sind wir eben.

Ich kann aber auch den Vergleich zu anderen Rollenspielen kaum heranziehen, da ich das letzte Mal vor über 10 Jahren eine Zeit lang DSA und einmal AD&D und Rolemaster gespielt habe. Die DSA-Regeln habe ich gelesen und auch da gab es solche "Bestimmungen", soweit ich mich erinnere - mag also wirklich ein deutsches Problem sein. Gespielt haben wir dann allerdings genau wie Midgard entspannt und locker die Regeln auslegend.

 

Für mich geht es bei Regelfragen einmal um Klarheit, aber vor allem auch darum, zu sehen, wie betrachten andere das. Ich erlebe das als eine Bereicherung trotz der teils unnötig heftigen Diskussionen.

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@Helgris: Klingt interessant, dein Erfahrungsbericht.

 

Allerdings frage ich mich da, ob man dann Midgard nur in Anwesenheit von Spielern mit zwanzig Jahren Erfahrung spielen kann, die das Regelwerk inhaliert haben? ;)

 

Will sagen: Die Komplexität der Regeln ist hoch und sie tatsächlich genau, gerecht und sinnhaft anzuwenden ist fast nicht möglich - so meine Erfahrung. Ich selbst muss auch immer wieder in komplizierten Situationen im Regelwerk nachschlagen und ich spiele auch schon ein paar Tage...

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Ein entspannter Umgang mit den Regeln ist sicherlich sinnvoll. Entspannt soll heißen, dass alle am Spieltisch über die Regelung Bescheid wissen und sich gemeinsam überlegt haben, auf welche Weise man bestimmte Situationen denn regeln möchte.

 

Ein willkürlicher Umgang mit den Regeln während des Spiels dürfte allerdings in den meisten Fällen das Ende des Spielspaßes bedeuten. Wenn ich mich als Spieler nicht mehr darauf verlassen kann, dass ein bestimmter Regelmechanismus, der bereits angewendet worden ist, auch weiterhin allgemein zur Verfügung steht, dann kann ich nicht mehr beurteilen, ob ein Plan, bei dem dieser Mechanismus angewendet werden soll, nicht aufgrund von SL-Befindlichkeit von vornherein zum Scheitern verurteilt ist. 'Entspannt' oder 'locker' heißt eben nicht, dass es alle so machen, wie sie es wollen, sondern es bedeutet, dass sich eine Gruppe auf einen für sie gültigen Konsens (Regeln eben) einigt, der durchaus vom gedruckten Text abweichen darf.

 

Einen lockeren Umgang mit den Regeln hier im Forum betrachte ich zwiespältig. Auf eine Regelfrage muss es eine regelgestützte Antwort geben, ein "weiß ich auch nicht, ist aber auch nicht so wichtig, sieh's doch einfach mal locker" hilft da überhaupt nicht. Der Fragesteller möchte ja gerade eine konkrete Antwort. Außerhalb der Regelforen aber ist es völlig egal.

 

Grüße

Prados

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Ich sehe die Diskussion hier unter zwei unterschiedlichen Gesichtspunkten.

 

Zum einen die engagierte Bewertung von Regeln im Forum und zum anderen das Spielen am Tisch, am besten mit Freunden.

 

Bei erstem geht es um ein detailliertes Verständnis der Regeltechniken. Da menge sogar ich mitunter mit und ganz selten auch mal in der "Rollenspieltheorie".

 

Wichtiger ist das Leben der Regeln bem Spielen und hier gibt es viele Blickwinkel. Von den helgrisschen Pitbulls, bei denen die Regeln im Vordergrund stehen, bis hin zum unverbindlichen Storytelling. Insgesamt gesehen bin ich ziemlich überrascht, wie entspannt viele Midgardschwergewichte beim Spielen letztendlich sind und dass sie die Regeln auch bei weitem nicht vollständig beherrschen.

 

Ich schließe mich Prados an. Es muss eine gewisse Verbindlichkeit vorhanden sein, am besten wäre es, wenn der diesbezügliche Kontext den Spielern weitgehend bewusst ist. So stelle ich grundsätzlich auf Cons, wie einige andere SL auch, vor dem Spielbeginn kurz meine Spielphilosophie und ein paar andere Eckpunkte des Spiels dar.

 

Etwas problematischer wird es, wenn die angelegte Strenge der Regeln veränderlich ist. Aber auch das ist sinnvoll und wird von Midgard propagiert (grundsätzlicher Kampf in zehnsekündigen Kampfrunden, mit der Option eines sekundengenauen Ablaufs). Diese Richtungsänderungen müssen nachvollziehbar sein und es benötigt eine gewisse Toleranz der Spieler gegenüber ihrem Sl. Wie ich es leider mitunter erlebe, kann dieses Vorgehen auch in die Hose gehen. Insbesondere dann, wenn die Spieler in Bedrängnis geraten oder Nachteile für sich sehen :panic:

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