Hier eine "literarische" Aufarbeitung unserer Erlebnisse in Deorstead:
Wie wir in Deorstead ohne eigenen Willen Leibwächter wurden
Eigentlich haben wir die Nase voll. Wir haben lange genug falsche Nonnen verfolgt, Schmuggelnester ausgehoben, verräterische Burgherrinnen beschattet, uns mit Waelingern abgegeben, in Ruinen herumgestochert und nicht zuletzt natürlich auch unaussprechliche Monster und finstere Magiere bekämpft. Beim letzten Mal gerieten wir derart in Bedrängnis, dass unser frommer Alvar seinem geliebten Gott Thurion eine gefährliche Queste versprach. Jetzt reicht es. Wir wollen endlich nach Hause, nach Elderbog, zur Familie, zu Frau und Kind. Aber es kommt, wie es kommen muss. Trebur, der Gelehrte unter uns, trifft einen Priester, offensichtlich einen alten Freund, man schwelgt in Erinnerungen, stellt fest, dass man sich ja noch so viel zu erzählen hat, beschließt, ein Stück des Weges gemeinsam zu reisen und schon sind wir wieder unterwegs. Auf dem Weg nach Deorstead werden viele alte Geschichten aufgewärmt, aber auch ein paar Neuigkeiten ausgetauscht. Wir hören zum hundertsten Mal, wie Trebur damals in der Gewalt des roten Ritters bei einem Verhör beide Ohren eingebüßt hat, wir erfahren aber immerhin auch, dass Treburs alter Freund inzwischen Vorsteher des Tempels der Dheis Albi in Deorstead ist. Schließlich kommen wir dort an. Deorstead ist nicht so groß wie wir es uns vorgestellt haben. Der winterliche Markt war die Reise auch nicht wirklich wert. Zu allem Überfluss hat sich Treburs Bekannter empfohlen und ist im örtlichen Tempel verschwunden. Das hätte der Moment sein können, an dem wir alle sehr zornig werden. Wem war das eigentlich zu verdanken? Wir hätten längst zuhause sein können, wir hätten längst unsere Weiber küssen, unseren Acker riechen und unsere Kinder wiegen können. Was sollten wir in Deorstead?
Trebur hat für sich eine Antwort gefunden. Er verbringt einen sicherlich recht angenehmen Nachmittag auf Empfehlung seines Freundes in der Tempelbibliothek und liest. Aber wir, wir stehen auf dem Markt und während noch ein Wort das andere gibt, erröten unsere Gesichter und wir müssen uns zusammenreißen, damit es nicht mitten auf dem Platz zu Handgreiflichkeiten kommt. Plötzlich aber macht der fromme Alvar eine seltsame Geste und spricht ein paar unverständliche Worte. Einen kurzen Moment scheint sich der Priester Thurions anzustrengen und es tritt ihm der Schweiß auf die Stirn. Kurze Zeit später fliegt ihm in hohem Bogen die kleine Amphore in die Hände, die ansonsten immer an seinem Gürtel baumelt. Etwas benommen spricht er: „Haltet den Dieb! Ein kleiner Kerl, er ist in der Straße neben dem Gemüsestand verschwunden.“ Wir sind still. Wir wollen nach Hause, keine Bekanntschaften mit dem örtlichen Verbrechen. Und auch, wenn es uns etwas Selbstbeherrschung kostet: warum nicht einfach einmal einen Dieb entkommen lassen? Alle fangen wir ja doch nicht!
Drei köstliche Sekunden verrinnen, für einen Moment steht die Zeit still. Dann entfahren der Waldläuferin Kaja zwei Worte: „Ach verflixt!“ Sie rennt los. Uns ist das unangenehm. Die einzige Frau, die wir dabei haben, macht unsere Arbeit. Aber wir haben sie nicht aufgefordert, nicht wahr? Außerdem ist Kaja die Schnellste von uns allen. Seufzend setzen wir uns an den Stand mit dem heißen Met, schauen in die dampfende Flüssigkeit und warten auf ihre Rückkehr.
Kaja rennt dem Kleinwüchsigen hinterher. Schnell holt sie auf, doch dann verschwindet er in einer Seitengasse. Kaja folgt ihm, steht aber schon bald vor einem toten Ende. Hier kniet eine zeternde Frau vor einem Brunnen, auf dem Boden sind diverse Wäschestücke verstreut. Kaja keucht: „Wo ist er?“, woraufhin die Frau auf den vielleicht zu einem Viertel unter Wasser stehenden Brunnenzufluss deutet. Kaja kriecht in den Schacht. „Hier ist der Kleine im Vorteil. Was für ein erbärmlicher Mist“, denkt sie. Es riecht muffig. Irgendwann wird der Zufluss enger, dann versperrt ein Gitter den Ausgang. Kaja kommt nicht weiter, aber immerhin sieht sie einen Teil einer Gestalt jenseits des Gitters: einen Mann, der in einen silbrig glänzenden Mantel gehüllt ist. Er scheint sich mit jemandem zu unterhalten. Es geht um einen Auftrag, eine Anzahlung und Rache. Immer dann, wenn es interessant wird, plätschert Wasser, es tropft Kaja von der Decke ins Gesicht oder sie wird von einer Kanalratte erschreckt. Sie gibt auf. „Was für ein erbärmlicher Mist“, denkt sie.
Etwas später steht sie dreckverschmiert und übellaunig vor uns. „Hört zu“, sagt sie zu uns „ich habe den Dieb nicht fassen können, aber er scheint in eine größere Angelegenheit verwickelt zu sein. Wir schauen uns jetzt alle mal den Ort an, an dem er mir entwischt ist, verstanden?“ Seufzend trinken wir unseren Met aus. Es gibt Momente, an denen es am besten ist, man tut einfach das, was Kaja sagt. Dies hier ist so ein Moment.
Drei Häuserblocks weiter: wir stehen auf der anderen Seite des Gitters. Von den Belauschten ist natürlich keine Spur mehr zu entdecken. Immerhin finden wir in einen Hauseingang zurückgezogen und in warme Decken gehüllt einen Bettler. Kaja übernimmt sofort die Initiative, drückt ihm ein paar Kupferstücke in die Hand und spricht ihn an: „Hier haben sich eben ein paar Leute unterhalten. Konntest du etwas Genaueres erkennen?“ Die dreckverschmierte Kaja scheint dem Mann Vertrauen einzuflößen Er beginnt zu sprechen: „Es waren drei. Ein Langer und zwei Kurze.“ „Was meinst du mit Kurzen? Waren es Halblinge?“ „Keine Ahnung.“ „Wohin sind sie gegangen?“ „Keine Ahnung.“ „Kanntest du einen von ihnen?“ „Nein.“ „Was für ein erbärmlicher Mist“, entfährt es Kaja und sie macht einen letzten Versuch. „Hör zu: wenn dir noch irgendetwas Interessantes einfällt verdienst du dir ein ganzes Goldstück.“ Der Bettler stöhnt: „Also gut. Der Lange hat den Auftrag bekommen, Rache an Ormond MacTilion zu nehmen…“ Etwas leiser fügt er hinzu: „Eine gute Tat also.“ „Wie bitte?“, fragt Kaja, „Wer ist das, Ormond MacTilion?“ „Einer der reichsten Händler Deorsteads… und nicht gerade mit Mildtätigkeit gesegnet.“ Wie lassen uns den Weg erklären und gehen.
Auf dem Weg zum Haus des Händlers hören wir die übliche Standpauke: „Ihr Esel! Muss ich eigentlich immer alles allein machen? Ich frage mich, warum ich mich gerade mit so einem Haufen nutzloser Strolche umgebe.“ Wir wissen, dass sie Recht hat, antworten mit einem Seufzer und denken an unsere Familien, in denen das Leben so einfach sein könnte. Schließlich stehen wir vor dem Haus Ormond MacTilions. Es ist drei Stockwerke hoch, seine Giebel sind tief herabgezogen. Etliche bizarre Gesichter und Dämonenfratzen verzieren die Holzbalken. Kaja holt tief Luft und organisiert: „In meiner verdreckten Kleidung sehe ich unmöglich aus. Alvar, du gehst und informierst den Hausherrn.“ Alvar geht und klopft. Ein Diener öffnet die Tür, lässt Alvar drei Worte sprechen, dann knallt er sie ihm wieder vor der Nase zu. Alvar kommt zurück und berichtet: „Der Herr ist nicht zu sprechen.“ Kaja spricht: „Eine Glanzleistung, das muss ich schon sagen. Dann gehen wir jetzt ins Hafenviertel. Ein derart wichtiger Händler wird ein Lagerhaus, ein Kontor oder ähnliches haben. Vielleicht ist er bei der Arbeit und wir finden ihn dort.“ Schweigend trotten wir in Richtung Hafen.
Wir fragen uns durch und sprechen zwei Stunden später mit dem Verwalter des Kontors von Ormond MacTilion. „Der Herr ist in der Flussschifffahrt engagiert und vermietet Lagerplätze. In letzter Zeit baut er Handelsbeziehungen ins Halfdal auf… nein, im Moment ist er nicht zu sprechen…, was glaubt ihr denn, selbstverständlich hat ein derart erfolgreicher Mann Feinde…, nein, ich kann euch nicht zu ihm lassen…, der Chef weiß lediglich in welche Projekte es sich lohnt zu investieren, wenn ihr das Geiz nennen wollt…, im Moment ist er beschäftigt, er besichtigt eine größere Lieferung…, es tut mir leid, auch für 20 Goldstücke ist er nicht zu sprechen, aber wenn ich euch einen Tipp geben darf, dann rate ich euch, es nach Einbruch der Dämmerung bei ihm zu Hause zu versuchen, dann sollte er da sein.“
Wir gehen etwas essen. Hinterher entscheidet Kaja, jetzt, wo das Treffen mit dem prominenten Opfer direkt bevorsteht, sollten wir komplett sein. Ihre Fähigkeiten Errainisch zu schreiben halten sich in Grenzen, trotzdem holt sie Zeichenkohle und Pergament aus der Tasche und schreibt Trebur eine Botschaft: „Komme hierher! Kaja.“ Darunter malt sie so gut wie eben möglich das Haus von Ormond MacTilion. Stirnrunzelnd schauen wir ihr zu. Schließlich rollt Kaja die Botschaft zusammen und pfeift einen Straßenjungen herbei: „He du! Bringe diese Botschaft zu Trebur. Er befindet sich in der Tempelbibliothek der Dheis Albi. Erzähle dem Empfänger, dass er dir eine üppige Mahlzeit schuldet.“ Misstrauisch starrt der Bengel Kaja an. Dann fragt er: „Warum macht ihr das nicht selbst?“ Kaja behauptet, wir hätten etwas sehr, sehr Dringendes mit Ormond MacTilion zu besprechen. Der Bengel mustert sie von oben bis unten und kneift seine Augen zusammen. Dann will er wissen: „Wie erkenne ich diesen Trebur?“ Kaja antwortet ihm: „Er hat keine Ohren und an seinem Gürtel hängt eine Ochsenzunge.“ Inzwischen ist der Knabe davon überzeugt, dass er sich diesem mysteriösen Trebur nur mit äußerster Vorsicht nähern wird. Er pfeift laut, worauf drei seiner Freunde erscheinen. Mit der Botschaft in der Hand machen sie sich angeregt diskutierend auf den Weg. Wir hören noch Sätze wie „Er ist in Wahrheit ein finsterer Zauberer“ und „Er hat keine Ohren, aber wehe dir, wenn dich seine Adleraugen einmal erspäht haben…“ Kopfschüttelnd schlagen wir den Weg zu Ormond MacTilions Haus ein.
In der Tempelbibliothek tritt eine Wache an Trebur heran und spricht: „Fremder! Am Haupteingang hat eine Horde Kinder eine Schriftrolle hinterlegt. Sie behaupten, die Nachricht sei für den furchtbaren, ohrenlosen Rächer der Ehrbaren. Vielleicht solltet ihr euch die Sache ´mal näher anschauen.“ Etwas verwirrt steuert Trebur den Haupteingang an. Als er im Eingang erscheint, wird in einer Gruppe nahe gelegener Büsche aufgeregtes Zischeln und Flüstern zu hören. Trebur ergreift die Schriftrolle. Seine Fähigkeiten Errainisch zu lesen halten sich in Grenzen. Schließlich liest er: „Amme hierher! Kaja.“ Ohne zu wissen, ob er das Richtige tut wendet er sich an die Tempelwache: „Sagen Sie, gibt es hier Vanapriesterinnen, die als Hebamme taugen?“ Die Tempelwache fragt: „Ist es ein Notfall?“ Trebur runzelt die Stirn und nickt unsicher.
Ein paar Minuten später erfährt Schwester Sylvie, dass sie gebraucht wird, sie weiß nur noch nicht, wo. Nachdenklich blickt sie zusammen mit Trebur auf das gezeichnete Haus in der Botschaft. „Nie gesehen, mein Ehrenwort“, sagt sie. Schließlich wendet sich Trebur den Büschen zu: „Hört mal, wisst ihr, wo die Schreiberin der Botschaft sich derzeit aufhält?“ Nach weiterem Tuscheln und Flüstern ist schließlich ein angsterfülltes, knabenhaftes „Ja“ zu vernehmen. „Gut“, sagt Trebur, „könnt ihr uns hinführen?“ Nach kurzer Bedenkzeit schallt es aus dem Gebüsch: „Die Schreiberin der Botschaft lässt dem grausamen Rächer ausrichten, dass er uns Gassenjungen ein üppiges Mahl schuldig ist.“ Zähneknirschend wendet sich Trebur erneut an die Tempelwache: „Habt ihr etwas zu Essen für die Kinder da? Für die Unkosten komme ich natürlich auf.“ Etwas später steht das Mahl vor dem Tempel, aber die Knaben sind noch nicht zufrieden. Aus den Büschen schallt es: „Wie können wir im Angesicht des grausamen Rächers in Ruhe essen? Wir verlassen unser Versteck erst, wenn ihr gebunden seid!“ Entnervt wendet sich Trebur ein letztes Mal an die Tempelwache: „Also gut. Tut so, als würdet ihr mich fesseln, ich bitte euch.“ Nach einem reichhaltigen Mittagessen und vielen ängstlichen und neugierigen Blicken später kommen die Burschen zur Sache: „Wir führen euch jetzt zum Aufenthaltsort der Schreiberin. Ihr dürft uns aber nur gebunden folgen!“ Trebur wirft einen flehenden Blick zum Himmel, nickt aber stumm. Durch Deorstead geht ein Triumphzug: Vier Knaben haben mit List und Tücke eine Art Halbdämon unschädlich gemacht und führen ihn jetzt gefesselt dem interessierten Volk vor. Sogar das Wohlwollen der Dheis Albi haben sich die jungen Recken dabei erworben, die am Schluss des Zuges gehende Vanapriesterin bezeugt es.
Währenddessen klopft Kaja an die Tür Ormond MacTilions. Der bereits bekannte Diener öffnet. Kaja kommt sofort zur Sache: „Auf Ormond MacTilion soll ein Attentat verübt werden. Wir müssen ihn sofort sprechen.“ Der Diener schaut uns zweifelnd an. Schließlich lässt er uns in das Vorzimmer ein, weist uns ein paar Sitzplätze zu und meint: „Wartet! Ich melde dem Herrn euer Erscheinen.“ Bald stellt sich heraus, dass der Hausherr zumindest Alvar als Vertreter der Geistlichkeit empfängt. Wir anderen warten im Foyer.
Alvar, der Thurionpriester, führt eines der härtesten Gespräche seines Lebens. Zunächst muss bewiesen werden, dass wir keine Wegelagerer und Strauchdiebe sind, wie Ormond MacTilion behauptet. Alvars Argument, ein derartiger Broterwerb sei doch etwas ungewöhnlich für einen Vertreter der Dheis Albi, wird im Keim erstickt: „Die gottesleugnerischen Tagediebe von heute schrecken doch vor keiner Verkleidung zurück!“ Alvar erzählt die gesamte Geschichte von Anfang an und bekommt zu hören: „So! Ihr wollt euch also mit der Vorspiegelung erfundener Gefahren als Leibwächter unentbehrlich machen!“ Alvar versucht zu beschwichtigen und abzuwiegeln. Im Prinzip haben wir ja gar kein Interesse daran, als Leibwächter aufzutreten. Es hilft aber nichts. Ormond MacTilion ist schon in voller Fahrt: „Ihr seid wie die Schmeißfliegen, ihr unnützes Pack! Glaubt nicht, dass ich eure Schliche nicht durchschauen würde! Ich bin nicht umsonst einer der erfolgreichsten Händler Deorsteads! Wenn ich jedem sich anbiedernden Nichtsnutz eine Arbeit verschaffen würde, dann sähe es um mein Geschäft aber düster aus! Eure Geschichte ist das Lächerlichste, was ich seit langem gehört habe! Ihr lügt so schlecht wie sonst nur Geistliche! In meiner Position ist es in solchen Situationen von entscheidender Bedeutung hart zu bleiben!“ Das Gespräch wird nicht dadurch einfacher, dass Ormonds Diener nachfragt, ob der Herr erlaube, den Wartenden Essen und Trinken zu kredenzen, man habe Hunger und Durst. Alvar versucht dem aufbrausenden Ormond trotzdem auf vielerlei Arten deutlich zu machen, dass sein schlechter Eindruck von uns trügt. Er erklärt, schmeichelt, entschuldigt und antwortet mit frommen Sprüchen. Schließlich erwidert Ormond: „Gut. Mag sein, dass an euren Worten ein Fünkchen Wahrheit haftet. Ich stelle euch für drei Tage an. Sollte sich ein Mordanschlag ereignen, den ihr erfolgreich verhindert, verdient ihr 100 Goldstücke pro Kopf. Geschieht aber nichts, dann seid ihr als elende, unwürdige Lügner enttarnt und tretet mir besser nicht mehr unter die Augen, da ich euch sonst sofort der Stadtwache übergeben werde! Seid sicher, die hat probate Mittel, Störenfriede wie euch aus dem Verkehr zu ziehen!“ Alvar will noch etwas erwidern („Nein, wir wollen die Stelle doch gar nicht!“), aber es ist zu spät. Ormonds Diener betritt erneut den Raum und verkündet seinem Herrn, dass soeben ein Gelehrter und eine Vanapriesterin das Haus betreten haben. Ormond bellt: „Noch mehr Gesindel! Wo sind sie?“ Stammelnd verweist der Diener den Herrn zur Küche.
Die nun folgende Szenerie gleicht einem Bild des Chaos´. In der Küche gibt sich Yorick und der neu hinzugekommene Trebur hemmugslos der Völlerei hin. Die aufgetischten Leckereien lassen ihre Grunz- und Schmatzgeräusche den gesamten Raum erfüllen. Die ebenfalls neu erschienene Schwester Sylvie versucht die einzige Frau im Raum, Kaja, gegen deren Willen zu untersuchen: „Für eine werdende Mutter bist du noch zu schmächtig. Bete zu Vana, mein Kind!“ Ormond MacTilion wird bewusst, wie fest sich diese menschlichen Zecken in seinem Hause schon festgesaugt haben. Erschüttert ringt er um Luft. Alvar versucht den Anwesenden das Ergebnis seines Gesprächs mit dem Hausherrn zu vermitteln. Kaja gelingt das Kunststück, sich gegen die aufdringlich werdende Priesterin zu wehren und gleichzeitig noch ein paar Goldstücke mehr locker zu machen: „Schwester, lassen sie das – 100 GS pro Kopf? Das klingt doch nicht schlecht! – Schwester, ich bitte Sie: Ich erwarte kein Kind! – Sie wissen natürlich um die Größe der Einheit, die sie da anstellen Herr MacTilion? – Nein, das ist keine falsche Scham, Schwester! Ich bin nicht schwanger! – Es handelt sich um die fünf Anwesenden, zwei Verbindungsleute in der Stadt und einen Informanten unter dem Bettlervolk – Schwester, das geht zu weit: Lassen Sie meinen Rock in Ruhe! – Also abgemacht? 800 Goldstücke im Erfolgsfalle. Wunderbar! – Schwester!“
Endlich kehrt Ruhe ein. Ormonds Diener zeigt uns das Haus. Wir bestaunen die luxuriöse Ausstattung. Später informiert uns unser Auftraggeber über ein bevorstehendes Geschäftsessen. Kaja kundschaftet die Örtlichkeit aus, scheint aber ihrerseits vom dortigen Wirt ausführlich befragt worden zu sein. Bei dem Geschäftsessen erfahren wir, was offensichtlich ganz Deorstead weiß: Ormond steht ein Attentat bevor und eine schwangere Frau sollte nicht Leibwächter werden. Die nächsten Tage sind Routine: verwirrende Kinderhorden am Belthanefest, ein Einbruch in Ormonds Haus, ein gefasster Handlanger, ein entflohener Gauner, der ein paar Papiere entwenden konnte, schließlich dessen Verfolgung und Festnahme.
Bei unserer Abreise aus Deorstead schlägt das Herz höher: Die Heimreise ist greifbar nahe. Noch müssen wir uns mit ein paar hinter uns herlaufenden Straßenjungen abplagen. Wir können wahrnehmen, wie die Bande Trebur intensive Blicke zuwirft und mehr oder weniger vernehmbar Dinge wie „Das ist die Stunde des Triumphs! Der grausame Rächer ist vertrieben!“ von sich gibt. Wir schlucken unseren Ärger herunter. Deorstead ist Vergangenheit. Zu Pferd unterwegs können wir in einer Woche den guten Holunderwein von Väterchen Ingram kosten, was kümmern uns da ein paar ungezogene Bengel? Nur Alvar macht uns Sorgen. Unvermittelt fragt er uns: „Habe ich euch eigentlich schon einmal etwas von meiner Queste zu Ehren Thurions erzählt…?“
Tharon