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Wo und wie lernen die Bewohner Midgards bei euch Lesen und Schreiben bzw. erhalten Bildung?


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vor 3 Stunden schrieb Kazzirah:

Ob und wie Lesen (und Schreiben) gelernt wird, ist generell kulturabhängig. In Aran und Eschar würde ich davon ausgehen, dass quasi jede Person das früh lernt. Allein schon um heilige Schriften lesen zu können.

Zentralmitteleuropa ist historisch nicht zwingend das beste Vorbild dazu, die Gegend war lange schlicht bildungstechnisch sehr weit hinten. Aber auch da gibt es belegte Fälle von Bildungsaufstiegen von Kind eines Leibeigenen zur Universität. Will heißen, jedes Dorf wird in Alba mindestens eine Sonntagsschule betreiben. In den Städten wird es Tempelschulen geben, auf die aussichtsreiche Schüler geschickt werden. Die werden jemanden als Sponsor haben, der die Lebenshaltungskosten trägt. Im Roman Baudolino gibt es nen schönes Beispiel, wie das laufen kann. 

Wo Schrift eher ein Arkanum ist, wird es vom Lehrmeister an seine Schüler gegen Dienstpflicht beigebracht, zusammen mit allem weiteren Wissen. 

In KanThaiPan wird es staatlich verpflichtenden Unterricht geben. 

In Aran und Eschar wird es Vorbeter geben. Da braucht dann keiner mitzulesen und womöglich mit dem Vorbeter zu diskutieren, ob der richtig vorbetet. Ormut verhüte das!

Auch in Alba wird sicher nicht jedes Dorf eine Ljosdagsschule haben. Die meisten Dörfer werden nicht mal einen eigenen Priester haben. Inwieweit der P. dann selbst L&S kann und dann noch bereit und in der Lage ist, das weiterzugeben, ist dann noch zu überlegen, ebenso, wer es sich zeitlich leisten kann, Kinder, also billige Arbeitskräfte, stundenweise da hinzuschicken. Und warum denn L&S lernen, wenn das keine Sau braucht?

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vor 5 Stunden schrieb Solwac:

Einige Abenteurertypen haben Lesen und Schreiben im Lernschema, also muss es irgendeinen gesellschaftlichen Mechanismus geben, der für relativ breite Teile der Gesellschaft gilt.

nur weil es im Lernschema vorkommt bedeutet das doch nicht, dass es jeder auch lernt. Es gibt schließlich nicht genug Lernpunkte um alles zu lernen. Daher kann man doch vom Lernschema nicht auf gesellschaftliche Mechanismen schließen.

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vor 4 Minuten schrieb daaavid:

nur weil es im Lernschema vorkommt bedeutet das doch nicht, dass es jeder auch lernt. Es gibt schließlich nicht genug Lernpunkte um alles zu lernen. Daher kann man doch vom Lernschema nicht auf gesellschaftliche Mechanismen schließen.

Zumal die normale Bevölkerung ja sehr viel lernt, was Abenteurer nicht lernen.

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vor 6 Stunden schrieb Solwac:

Wer soll das zahlen? Welche irdischen Vorbilder hast du?

Was heißt "bezahlen"?? Ehrenamtlich. Das ist verdammt noch mal Teil der Aufgaben eines Dorfpriesters! Immer diese faulen Kleriker...

Selbst in Londons Slums um 1840 gab es "Schulen", wenn man es so nennen will, in denen Personen der Oberen Mittelschicht auf eigene Faust und eigene Kosten den Straßenkindern Lesen/Schreiben und Grundlagen des Rechnens beibrachten, da die Kinder damals auch lernen wollten. ["Victorian London: The Life of a City 1840-1870" (Life of London, Band 4), von Liza Picard]

Auch die Kirche und der Staat boten damals unentgeltlich für Straßenwaisen und andere Analphabeten Grundlagenausbildung an, damit sie von der Straße kommen und einen ordentlichen Job annehmen konnten im Zeitalter der beginnenden Industrialisierung (um später nicht im Arbeitshaus oder als Straßenbettler oder Diebe zu enden, die dem Rest der Gesellschaft Schwierigkeiten machten).(*)

Das Problem war, zur Teilnahme an "offiziellen" Bildungsangeboten musste man bekleidet sein, aber viele der in Kellerlöcher hausenden Kinder (mit oder ohne Eltern) waren so arm, dass sie nicht mal richtige Kleidung hatten und sich in Fetzen alter Säcke hüllten.

(*) Vor 1834 waren Waisenkinder ja sehr beliebt als geringbezahlte Arbeitskräfte in den Fabriken, um z.B. unter und aus den aktiven automatischen Webstühlen die Flusen wegzusammeln, wobei manche auch mal eine Hand verloren. Und schon Vierjährige arbeiteten als Schornsteinfeger.

Zitat

England hatte seit 1834 das erste Kinderschutzgesetz der Welt. Danach war Kindern unter neun Jahren fortan die Fabrikarbeit verboten. Bis zu zwölf Jahren sollten sie nicht länger als neun Stunden, bis 18 Jahre nicht länger als zwölf Stunden arbeiten müssen.

In Deutschland gab es ein ähnliches Gesetz ab 1839, das „Regulativ über die Beschäftigung jugendlicher Arbeiter". Dieses Gesetz verbot es fortan, dass Kinder unter neun Jahren regelmäßig in Fabriken und Bergwerken beschäftigt wurden.

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vor 6 Stunden schrieb Adjana:

Wenn du es historisch betrachten möchtest, stellt sich erstmal die Frage: Warum sollte jemand Lesen und Schreiben lernen wollen? Eine dörfliche Agrargesellschaft braucht keine Schrift. Schrift brauchst du, sobald du organisiert Handel, Wissenschaft und Religion betreiben willst. Auf Midgard auch Magie.

Daher lernen nur die Menschen Lesen und Schreiben, die sich in diesen Bereichen betätigen wollen oder sollen. Also lehren vor allem Gilden und Kirchen aller Art. Gut möglich, dass es dann und wann Dorfpriester/Gelehrte/Adlige gibt, die einfach Wissen weitergeben wollen. Aber das passiert sicher nicht organisiert und überall gleich. So lästig es auch ist, wenn ein Char nicht lesen kann, so normal sollte es eigentlich sein. :)

Dagegen steht, dass es realhistorisch selbst zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges ganz normale Leute, auch unter Söldnern gab, die nicht nur mehrere Sprachen sprachen, sondern auch Lesen/Schreiben konnten in ihrer Landessprache. [Quelle: "Peter Hagendorf – Tagebuch eines Söldners aus dem Dreißigjährigen Krieg" (2012) von Prof. Dr. Jan Peters]

Zitat

1988 entdeckt Jan Peters eine tagebuchartige Handschrift eines Söldners aus dem 30-jährigen Krieg. In 24 Jahren legte dieser quer durch Europa 22.400 Kilometer zurück. Nichts aber gab er preis über Namen, Alter oder Herkunft. Die Recherchen zu seinem Leben sind schwierig: Manches, was heute interessiert, wurde gar nicht erst aufgezeichnet. Vieles ging verloren. Erst ein Dokument im thüringischen Mühlhausen klärt den Namen des Söldners definitiv: Peter Hagendorf. Dieser Band enthält den gesamten Text des Tagebuchs. Beobachtungen über Lebenswege, Lebensweise und -werte des Schreibers ordnen sein Leben in die Geschehnisse der Zeit ein und ermöglichen einen Zugang zur Alltagswelt des Söldners. - Nüchtern und doch berührend schildert dieser Peter Hagendorf seinen wechselvollen militärischen und familiären Alltag.

Nur das Latein war meist den Priestern vorbehalten. Aber auch da gab es Leute, die zumindestens ausreichend rudimentär Latein konnten, um dem Galgen zu entkommen, denn für Priester gab es im Mittelalter Sonderregeln bei Verbrechen, und der Test, ob jemand Priester oder Mönch war oder sich nur dafür ausgab, war, einen Text auf Latein aus der Liturgie oder Bibel vorzulesen... was man als Trickster natürlich ausnutzen kann.

Oft waren es gerade die Herrn adligen Ritter, die nicht lesen konnten. Die hatten ja Leute dafür. Der Majordomus eines Ritterschlosses hingegen, und die Frau des Ritters, die die Schlüsselgewalt hatte und die Aufgabe, alles mögliche logistisch zu organisieren, die mussten Listen führen können...

Bearbeitet von Celador da Eshmale
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Ich vermute, das in mitteralterlichen Gesellschaften/Kulturen oft die Berufsausbildung der einzige Weg zu Bildung war.

Wenn der zu erlernende Beruf Lesen, Schreiben und Rechnen erforderte, das wurde das vermutlich vom Ausbilder/Handwerksmeister/Vorgänger an die Schüler weitergegeben. Zusammen mit dem anderen Wissen, was dieser Berufsstand für sinnvoll hielt. In größeren Ortschaften, an denen sich Gilden bzw. Zünfte gebildet haben, wurden solche "Nebentätigkeiten" vielleicht an Gildeneinrichtungen ausgelagert. Quasi eine Berufsschule.

Da aber die meisten Berufe bzw. Tätigkeiten Lesen&Schreiben nicht benötigten, wird es (wie hier schon mal ein paar Mal erwähnt) nur sehr wenige gegeben haben, die Lesen und Schreiben konnten.

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vor 6 Minuten schrieb TwistedMind:

Ich vermute, das in mitteralterlichen Gesellschaften/Kulturen oft die Berufsausbildung der einzige Weg zu Bildung war.

Wenn der zu erlernende Beruf Lesen, Schreiben und Rechnen erforderte, das wurde das vermutlich vom Ausbilder/Handwerksmeister/Vorgänger an die Schüler weitergegeben. Zusammen mit dem anderen Wissen, was dieser Berufsstand für sinnvoll hielt. In größeren Ortschaften, an denen sich Gilden bzw. Zünfte gebildet haben, wurden solche "Nebentätigkeiten" vielleicht an Gildeneinrichtungen ausgelagert. Quasi eine Berufsschule.

Da aber die meisten Berufe bzw. Tätigkeiten Lesen&Schreiben nicht benötigten, wird es (wie hier schon mal ein paar Mal erwähnt) nur sehr wenige gegeben haben, die Lesen und Schreiben konnten.

Also zum einen gefällt mir die Beschränkung auf mittelalterliche Gesellschaften nicht, andererseits gefällt mir die Ausbildung durch Ausbilder/Handwerksmeister/Vorgänger. :clap:

Interpretiert man das als "trägt die Verantwortung" und löst sich von der persönlichen Durchführung, dann könnte bei Bedarf delegiert werden.

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Ich habe immer gedacht midgard liegt viel Wert auf Bildung, weil die Lehrpersonen auch entsprechend belohnt wird im Gegensatz zu unseren Welt. Aber nach dieser Strang denke ich liegt es eher an das Angebot von Lehrern. 

 

Im Südcon Edition Rettung der Straßenkinder ist ein Anhaltspunkt für Bildung. Dort wird angegeben, dass eine Nonnen für die Bildung die Waisenkinder verantwortlich fühlt. Das lässt mich darauf deuten daß es keine öffentlichen Schulen gibt aber das Bildung irgendwie geregelt ist. Entweder Häuslich, beim Priester/Klostern, oder Private.

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vor 8 Stunden schrieb Muahdib:

Und wie ist das bei anderen Völkern in Midgard ... ausser den Elfen die lernen das sicher zu 100 Prozent...

Zwerge sicher auch weil sie ja rechnen müssen wegen ihrem "Schatz"

Halbinge wegen den Rezepten ?

und Gnome?

 

Mit den menschlichen Kulturen dürfte der Großteil der Fragen beantwortet sein. Nichtmenschen haben ihre kleinen Besonderheiten, haben aber eine genauere Quellenlage.

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Wenn man sich über mittelalterliche Bildung Gedanken machen und diese mit den heutigen Möglichkeiten oder denen der jüngeren Vergangenheit vergleichen möchte, kann man sich vielleicht auch die USA anschauen.

Da wirkt es noch sehr mittelalterlich mit extrem reichen Schulen und Universitäten und schlechten, kaum finanzierten öffentlichen Schulen. Bildung ist ein Mittel, um macht zu erhalten oder eben den Nichtgebildeten vorzuenthalten. Das scheint sich seit dem Mittelalter an vielen Orten auf unserer Welt nicht verändert zu haben.

Bildung kostet Zeit und Geld und da werden die Menschen Midgards wohl ihre Prioritäten auf das Überleben ausrichten und nur die wenigsten werden Zeit und Geld für Bildung aufwenden können und wollen. Es hat schließlich alles seine göttliche Ordnung und wenn die Götter wollten, dass es flächendeckende Bildung für alle gäbe, dann wäre das so in den heiligen Schriften vermerkt.

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vor 12 Minuten schrieb Jürgen Buschmeier:

Wenn man sich über mittelalterliche Bildung Gedanken machen und diese mit den heutigen Möglichkeiten oder denen der jüngeren Vergangenheit vergleichen möchte, kann man sich vielleicht auch die USA anschauen.

Da wirkt es noch sehr mittelalterlich mit extrem reichen Schulen und Universitäten und schlechten, kaum finanzierten öffentlichen Schulen. Bildung ist ein Mittel, um macht zu erhalten oder eben den Nichtgebildeten vorzuenthalten. Das scheint sich seit dem Mittelalter an vielen Orten auf unserer Welt nicht verändert zu haben.

Bildung kostet Zeit und Geld und da werden die Menschen Midgards wohl ihre Prioritäten auf das Überleben ausrichten und nur die wenigsten werden Zeit und Geld für Bildung aufwenden können und wollen. Es hat schließlich alles seine göttliche Ordnung und wenn die Götter wollten, dass es flächendeckende Bildung für alle gäbe, dann wäre das so in den heiligen Schriften vermerkt.

Was du beschreibst und anprangerst, ist ein System der frühen Neuzeit und danach. Das hat nichts mit dem "Mittelalter" (eh ein schwammiger Begriff, der 1000 Jahre umspannen soll) zu tun.

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Weiß jemand, wie in den unterschiedlichen Kulturen von 600-1400 n. Chr. Bildungssysteme ausgesehen haben?

Karl der Große hat eine Bildungsreform durchgeführt. Seine Hofbibliothek wurde ständig erweitert, Klosterschulen reformiert, damit die Kleriker möglichst gut die Bibel auslegen konnten. 

Von Bildung für das einfache Volk ist mir bei ihm nichts bekannt. Er selbst war, wenn ich das richtig erinnere Analphabet.

 

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vor 1 Stunde schrieb Jürgen Buschmeier:

Wenn man sich über mittelalterliche Bildung Gedanken machen und diese mit den heutigen Möglichkeiten oder denen der jüngeren Vergangenheit vergleichen möchte, kann man sich vielleicht auch die USA anschauen.

Da wirkt es noch sehr mittelalterlich mit extrem reichen Schulen und Universitäten und schlechten, kaum finanzierten öffentlichen Schulen. Bildung ist ein Mittel, um macht zu erhalten oder eben den Nichtgebildeten vorzuenthalten. Das scheint sich seit dem Mittelalter an vielen Orten auf unserer Welt nicht verändert zu haben.

Eine weitere Diskussion darüber wäre hier sicher fehl am Platz und in den Politikbereich gehe ich nicht mehr. Aber hier drängt sich mir doch die Frage auf, auf welcher Grundlage deine Beschreibung des amerikanischen Bildungssystem steht. Handelt es sich hier um eigene, ggf. über Jahre hinweg, erworbene eigene Erfahrung oder (anderes Extrem) um eine Beurteilung vom Hörensagen unter besonderer Berücksichtigung der eigenen Filterblase?

Ich tendiere ja dazu, diesen Beitrag als Beweis dafür zu sehen, wie weit man daneben liegen kann, wenn man (zeitlich oder räumlich) entfernte Bildungssysteme beurteilen will.

Bezüglich der Ausgangsfrage bemerke ich, dass auf Midgard mindestens 1000 Jahre Weltgeschichte von völlig verschiedenen Weltregionen zusammengeworfen wurden. Da ist es sicher schwer die "richtige" Antwort aus historischen Vorbildern abzuleiten.

Völlig zum Scheitern verurteilt ist in meinen Augen der Ansatz, aus den Lernschemata für Abenteurer Erkenntnisse über die "Normalbevölkerung" Midgards zu gewinnen.

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Moderation:

Und ich ergänze gleich mal, falls jemand versucht sein sollte, dass das amerikanische Bildungssystem hier keinen Raum mehr finden wird und ich Beiträge, welche dieses thematisieren, löscheln werde.

EInMODskaldir


Bei Nachfragen bitte eine PN an mich oder benutzt den Strang Diskussionen zu Moderationen

 

Bearbeitet von Einskaldir
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Midgard setzt jedenfalls, dass auf dieser Welt das Lesen/Schreiben-Lernen relativ einfach ist - rein durch die Einstufung der Lernkosten. Daher könnte es auf Midgard tendenziell mehr Menschen geben, die Lesen/Schreiben können, als auf der realen Erde. Damit gibt es auch mehr Menschen, die das potenziell beibringen könnten. Man lernt in den jeweiligen Gesellschaften von anderen: Großeltern, Verwandte, Personen im Dorf oder der Stadt, ... 

Andererseits, wie mehrfach erwähnt, betreffen Lernschemas Abenteurer, und von denen nehmen auch nicht alle L/S - von meinen sogar viele gerade nicht. Die Lernpunkte werden anderswo dringender benötigt. Insofern kann ich damit leben, dass es nicht soooo viele Gelegenheiten zum L/S-Lernen gibt. 

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Ich bin zwar mit der Midgard-Welt nicht ganz so bewandert wie mit den D&D-Welten, aber auch auf Midgard herrschaft ja nicht tiefstes Mittelalter, sondern in vielen Gegenden mindestens schon das Äquivalent der Renaissance, oder? Hinzu kommt die Existenz von Magie, Zauberkundigen und Klerikern, die viel größere Verfügbarkeit von Dingen wie Glas und Papier, ganz zu schweigen davon, dass Städte auf Fantasy-Welten oft viel größer und weiter entwickelt sind als mittelalterliche Städte. Magie im Alltags machts möglich.

Realhistorisch hat die Erfindung des Buchdrucks und die darauf folgende massive Verbreitung von Druckerzeugnissen (jedem Bauer seinen Almanach) auch die Alphabetisierungsrate nach oben getrieben. Viele Leute haben sich früher auch Lesen und Schreiben mit einer Buchstabenfiebel selbst beigebracht.

Und angesichts der vielen mit Schriftzeichen versehenen Grabmale und uralten Folianten mit verbotenem Wissen und Tagebüchern von storyrelevanten NPCs, die Fantasy-Abenteurer andauernd finden, gibt es auf den meisten Fantasy-Welten anscheinend jahrtausendelange Traditionen des Schreibens?

P.S.

Bei D&D jedenfalls kann jeder Spielercharakter standardmäßig lesen und schreiben, da im Regelwerk im Abschnitt "Sprachen" steht, dass der Charakter abhängig von Rasse (Kultur) und Klasse bestimmte Sprachen sprechen und lesen und schreiben kann. Die einzige Ausnahme war früher die Charakterklasse "Barbarian" (der Berserker-Krieger mit Axt), weil die vom Hintergrund her aus eisenzeitlichen Stammesgesellschaften stammten. Aber selbst das ist inzwischen (bei Pathfinder und in D&D 5E) einkassiert worden, weil 1. nicht alle Mitglieder von Stammesgesellschaften nur Krieger sind. 2. Es keine Einschränkungen bei Rassen und Klassen mehr gibt und ein Spieler genausogut einen berserkenden Elfenkrieger spielen kann, der nebenbei Gelehrter ist. 3. Multiklassing ist erlaubt und jeder Charakter kann z.B. Magier werden, da wäre es seltsam, wenn er dann erst ein paar Jahre lang die Schulbank drücken muss, um "F steht für Feuerball" zu lernen.

Bei D&D hat man im Laufe der Jahre und Editionen die meisten D&D-Welten (World of Greyhawk, Forgotten Realms) sowieso nach und nach zivilisatorisch und technologisch weitergedreht, vom Magischen Mittelalter mit Rittern, Magiertürmen und Drachen (1. Edition) zu Quasi-Renaissance mit Degenfechtern, Piraten und Ninjas bis zu derzeit 18. Jahrhundert mit magisch-technischen Automata als Stadtwachen, Lichtzaubern zur Straßenbeleuchtung usw. Ganz zu schweigen von der Welt von Eberron, einer Welt wo Magitech im Alltag normal ist: Magisch angetriebene riesige Luftschiffe, Teleportportale, magisch belebte Roboter (Warforged) als spielbare Rasse, und Charakterklassen wie der Artificer, der magische und mechanische Gegenstände bauen und zerzaubern kann, ohne selbst ein Zauberer sein zu müssen. Oder der Gunslinger im Pathfinder-Regelwerk, der Schwarzpulverwaffen benutzt.

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vor 9 Minuten schrieb Celador da Eshmale:

Ich bin zwar mit der Midgard-Welt nicht ganz so bewandert wie mit den D&D-Welten, aber auch auf Midgard herrschaft ja nicht tiefstes Mittelalter, sondern in vielen Gegenden mindestens schon das Äquivalent der Renaissance, oder?

Midgard hat in den Küstenstaaten die modernste Entsprechung mit dem Spätmittelalter bzw. der frühen Neuzeit. Dazu kommen in weiten Landstrichen Früh- und Hochmittelalter und (Spät-) Antike. Renaissance ist eine Kunstepoche und damit keine gute Beschreibung. Außereuropäische Kulturen stehen etwas außerhalb und lassen sich nur schwer einordnen. Technologien sind unkritisch bzw. treten eher unkritsch auf, Magie ist weit verbreitet, Götter sind real und ingesamt ist Fantay eine starke Komponete und verschmiert eventuelle Unstimmigkeiten sozialer Entwicklungen.

Ich habe den Strang eröffnet, damit gegenseitig Ideen ausgetauscht werden könnnen und ggf. eine gemeinsame Vorstellung für Cons entsteht.

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vor 39 Minuten schrieb Celador da Eshmale:

Bitte was? Die Renaissance war absolut eine Kulturepoche.

Tante Wiki schreibt das zwar im einleitenden Halbsatz, betont im Weiteren aber die Kunstepoche, aufgrund der mehrdeutigen weiteren Verwendung (karolingische Renaissance, ottonische Renaissance usw.)halte ich das aber für problematisch. Wir können die Diskussion aber gerne an geeigneter Stelle weiter diskutieren.

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Der Zugang über die Schriftwerke erscheint mir interessant:

Wenn ich es sehe, dann hat auf Midgard die Zeit des Buchdrucks noch nicht begonnen. Also wurden alle Bücher per Hand abgeschrieben. Also sind solche Bücher extrem teuer und weit davon entfernt, bei einfachen Leuten auf dem Regal zu stehen.

Was soll ein Dorfbewohner oder kleiner Handwerker also groß lesen? Die Inschrift am Balken vom Haus des Bürgermeisters? Die kann man sich auch merken. Einkaufszettel und Notizen? Wofür brauchte ein Bauer damals ernsthaft Notizen? In unserem Dorf gibt es eine Urkunde aus dem späten 19. Jahrhundert über einen gemeinsamen Landkauf fast aller Bauern (also richtiger Bauern mit mehr als eine Kuh und fünf Schweinen). Etliche haben mit einem X unterschrieben. Wie viele konnten dann noch ihren Namen schreiben und nicht mehr?

Wissen wurde durch Vormachen und durch Abgucken und durch Reden weitergegeben. Im Dorf gab es keine Notwendigkeit und es machte auch keinen Sinn, zu lesen. Und Zeit und Hirnschmalz waren wertvolle Ressourcen. Die vergeudete man nicht an eine Tätigkeit, durch die man schlechte Augen kriegen konnte oder die einen zu einem schwächlichen Weichei machte.

Im ausgehenden Mittelalter war es auch beim Klerus nicht unbedingt überall weit her. Während der Reformation gab es Priester, die nicht mal das Vaterunser auswendig konnten. Das kam bestimmt nicht vom vielen Lesen.

Ich würde es so sehen: Egal wie billig oder einfach es war: Die meisten lernten lieber Angeln, Melken, Blumenkränze flechten, Tanzen, Pilze unterscheiden, Flöte spielen als so einen überflüssigen Schwachsinn wie Lesen und Schreiben, den kaum jemand jemals brauchen könnte.

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vor 12 Stunden schrieb Eleazar:

 

Ich würde es so sehen: Egal wie billig oder einfach es war: Die meisten lernten lieber Angeln, Melken, Blumenkränze flechten, Tanzen, Pilze unterscheiden, Flöte spielen als so einen überflüssigen Schwachsinn wie Lesen und Schreiben, den kaum jemand jemals brauchen könnte.

 

Hallo,

der zitierte Abschnitt hat mich auf eine Idee gebracht.

Sobald unterschiedliche Blumenkränze eine Bedeutung bekommen, steigt vielleicht der Anteil derer, die die Bedeutungen kennen. Zusätzlich senkt ein billigeres Informationsträgermedium auch die Verbreitung dieser. Blumenkränze sind billiger als Bücher. Zwar kenne ich keine Kultur, die Blumenkränze zum Schreiben benutzt hat, allerdings zielt der ganze Strang recht stark auf die europäische Geschichte bzw. Äquivalente auf Midgard.

Es gab aber z.B. bei den Inka zum Einen die Knotenschrift, zum Anderen hatten aber auch Muster in Kleidungen eine Bedeutung. Lagervorsteher nutzten z.B. Knoten und unterschiedlich gefärbte Tierhaare für die Bestandsführung. Ich gehe stark davon aus, dass eine bildlichere Schrift dafür sorgt, dass sie sich auch dem Bauer schneller erschließt und er zumindest für sich relevante Teile davon auch noch merkt ohne die Schrift systematisch zu lernen. Orangenes Kuhhaar = Kürbis, Lila = Aubergine. Viele Knoten, viel Essen, wenig Knoten wenig Essen.
Eventuell ist auch dann der Sprung die Schrift systematisch zu Lernen in einigen Sprachen leichter (oder schwieriger z.B. chinesisch), als wir uns das gerade vorstellen. Auch muss Lesen und Schreiben nicht als Fertigkeit gekoppelt sein. Ich kann eventuell einen Knoten entziffern, seine Bedeutung kennen, weiß aber selbst nicht, wie ich ihn knoten muss (oder ich brauche mehrere Versuche).
Wahrscheinlich konnten dann auch bei den Inkas einige der (älteren?) Weber die Bedeutung von Mustern nachvollziehen (lesen) und kannten die Regeln, um neue Muster zu schaffen (schreiben). 

Für Midgard und v.a. fremdländischere Kulturen auf Midgard würde ich sagen, dass jede halbwegs plausible Erklärung, wieso die Leute jetzt lesen oder nicht lesen können, hergezogen werden kann.

 

Gruß Kar'gos 

Bearbeitet von Kar'gos
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