Mich wundert eigentlich nur die Resonanz hier, aber ich kenne den Forschungsstand seit einigen Monaten so, das die Völkerwanderung in der Größe von 200.000 bis 300.000 verlaufen sein soll. Also keine großflächigen Bewegungen, selbst die Schlacht auf den katalunischen Feldern mit den Bewegungen der Kämpfer zur Schlacht und den Überlebenden nachher war in absoluten Zahlen klein. Wanderungsbewegungen fanden ich überschaubaren Zahlen über geraume Zeit statt, so z.B. die Angelsachsen bei der Besiedlung Englands. Wenn man hier über 100 Jahre hinweg je 1000 Personen annimmt, die aber nach der Wanderung ihre Identität bewahrt haben, dann sieht man auch dort die Größenordnung. So bleibt auch genug Platz für die Siedlungskontinuität der römischen Landgüter, es werden die immer noch erstaunlichen Bewegungen der Vandalen greifbar und auch die Gotenzüge werden nachvollziehbar. Offenbar sind schon seit Caesar überhöhte Zahlen in Mode gewesen. Die Umsiedlungen der Ubier sind lokal zwar durchaus bedeutend gewesen, aber die Überlieferung wie durch Tacitus hat die Dimensionen überhöht. So wie Joachim von Delbrück viele Angaben über Truppengrößen als faktisch unmöglich erkannte und die Zahlen seither um mehr als eine Größenordnung kleiner wurden, so sehe denselben Effekt jetzt auch bei den Geschichten zur Völkerwanderung.