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Optimierte Abenteurer - Ein Segen für Spielleiter


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Je mehr ich über das Thema nachdenke, desto weniger gefällt es mir. Der "optimierte" Charakter aus Spielleitersicht vereinfacht wahrscheinlich dem SL das Leiten, da er sich nicht auf ungewöhnliches einstellen muss. Aber ist das notwendig? Hey, das ist Rollenspiel. Ich als Spielleiter lasse mich hierbei auf die Rolle des SL ein, der die von den SC päsentierten Lösungen für Probleme zu meistern hat, ebenso wie die SC's die von mir präsentierten Probleme zu meistern haben. Jegliche Form der Optimierung zu befürworten heißt für mich dabei nichts anderes, als die Bereitschaft vermissen zu lassen, flexibel, individuell und überraschend zu denken und zu reagieren.

Sollte ich jemandem mit dieser Aussage auf die Füße treten, sorry.

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Dein Rollenspiel in Ehren, abe genau hier liegt eine Fehleinschätzung der Figur und ihrer Stärken vor, die ich für unrealistisch halte.

 

Ich gehe dabei von der Prämisse aus:

Menschen (auch Spielfiguren) neigen dazu den einfachsten Weg zu Ihren Zielen zu verfolgen.

 

Das ist eine wunderschön einfache Formel, die du da präsentierst. Wenn es nur immer so schön einfach wäre. Du hättest zumindest schon "den vermeintlich einfachsten Weg" schreiben müssen, um dich einigermaßen der Problematik zu nähern. Aber an diesem Punkt wird es schnell philosophisch, deswegen lasse ich es lieber mal dabei bewenden.

 

Aber davon abgesehen: den Abenteurerbogen muss man als SL - meiner Meinung nach - ohnehin einigermaßen intensiv studieren. Wenn das durch das "Optimieren" der Spielfiguren entfallen soll (=ein Blick auf Typ und GFP/Grad genügt zur gründlichen Einschätzung), dann hätte ich ernsthafte Bedenken, dass Abenteurer zu vorhersehbar und zu stereotyp werden könnten.

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Als Spielleiter machen diese Spieler mir das Leben leichter. Ich weiß womit ich bei ihnen zu rechnen habe. Wenn auf ihrem Charakterbogen 5000 GFP steht, dann weiß ich was ich ihnen bieten muss um sie herauszufordern aber nicht zu überfordern. Ich kann mir sicher sein, dass für die ganze Gruppe 5000 GFP das gleiche bedeuten.
Das gilt aber eigentlich nur, wenn man eine Figur von Grund auf mit 5000 GFP erschafft. Die meisten Abenteurer entwickeln sich aber in Reaktion auf die Herausforderungen, vor die sie gestellt werden. Eine Figurenentwicklung, die darauf ausgerichtet ist, die jeweiligen Herausforderungen optimal zu meistern, muss nicht zu einer im obigen Sinne "optimierten" Figur führen.

 

Als Beispiel mag die Spitzmaid in meiner Gruppe dienen, die schon weit gereist ist und neben etlichen Sprachen z. B. über sehr hohe Werte in Schlittenfahren, Überleben: Schnee und Bogenkampf zu Pferd verfügt. Von ihren Kampf- und Grundfertigkeiten liegt sie daher unter dem, was ich von einer direkt mit entsprechend vielen GFP erschaffenen Spitzmaid erwarten würde. Der Effekt der leichteren Einschätzung fällt also weg, obwohl die Spielerin durchaus eine (den Gegebenheiten angepasste) optimierende Strategie gewählt hat.

 

(Dieselbe Spielerin spielt übrigens in einer anderen Kampagne einen Spitzbuben. Dieser hat von seinen bisherigen GFP 42 % für Waffenfertigkeiten ausgegeben, die oben genannten Spitzmaid 16 %. Das hat weniger mit den Konzepten für die beiden Figuren zu tun als mit den Herausforderungen, die sich ihnen bis jetzt gestellt haben.)

 

Gruß

Pandike

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@ Pandike:

Natürlich werden Figuren durch Erfahrungen geprägt. Dennoch halte ich es für sinnvoll, auf Erfahrungen möglichst mit zur Charakterklasse passenden Mitteln zu antworten.

Zu einem "optimierten" Charakter gehören m.E. durchaus ein Anteil an Ausnahmefertigkeiten. Ich kann das gar nicht so genau quantifizieren, aber gefühlt wären es wohl "ideal" je 1/3 auf Grund, Standard und Ausnahmefertigkeiten. (Ähnliches bei Zaubern.) - Mit Tendenz zu 40/40/20.

 

Optimierung hat für mich auch etwas mit Zusammenspiel und Aufgaben in einer Gruppe zu tun. Meine Wahrnehmung mag dabei durch Online-RPGs beeinflußt sein. Aber diese Rollen haben auch (in modifizierter Form) im P&P ihren Platz. Optimierte Charaktere wissen um ihre Rolle in einer Gruppe. Wenn klar ist, dass ein "Tank" benötigt wird, muss der Charakter eben in der Lage sein, Schaden von anderen Figuren fernzuhalten. Ein "Dieb" muss in der Lage sein, Aufgaben zu erfüllen, die diskretes Vorgehen erfordern, etc.

Optimierte Charaktere machen es damit einfacher, auf einen Blick festzustellen, inwieweit eine Gruppe auf aufgabenebene Ebene harmonieren dürfte. Sind in einer Gruppe mehrere Charaktere, die die gleiche Aufgabe erfüllen können, haben die ein Problem. Sind es alles reine Allrounder, ebenso, weil keiner sich wirklich vor den anderen auszeichnen kann. Das kann trotzdem zu guten Ergebnissen führen. Aber macht es mir dennoch als SL schwerer abzuschätzen, inwieweit die Gruppe mit bestimmten Problemen klarkommen kann.

Zu einem optimierten Charakter gehört natürlich neben der Rollenspezialisierung auch allgemeine Dinge, die jeder Abenteurer irgendwie beherrschen sollte. Reiten ist so was, was zumindest auf Grundniveau einfach sinnvoll ist. Die Landessprache gehört auch dazu, etc.

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Hi Kazzirah!

 

Das sehe ich genau umgekehrt. Mit einer Gruppe hoch spezialisierter Chars tue ich mir viel schwerer. Da es meist einen Spezialisten für jedes Gebiet gibt. Ein kritischer Treffer zur falschen Zeit und der ganze Plot ist am wackeln da der Spezialist ausser Gefecht ist.

In Allroundergruppen ist dies unproblematischer, da immer ein Backup vorhanden.

 

LG

 

Chaos

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@Lord Chaos:

Habe ich von "hochspezialisiert" gesprochen? Ich spreche von Spezialisierungen innerhalb der Gruppe. Das schließt Backups nicht völlig aus. Im Gegenteil. Aber es sichert, dass für jeden Charakter seine Aufgabe da ist, dass die Gruppenmitglieder weniger rivalisieren müssen, wer nun für eine Aufgabe am besten geeignet ist. Und es gehört eben auch dazu, dass man Risikomanagement betreibt.

 

Optimiert heißt nicht Elfenbeinturm, nicht Fachidiot. Im Gegenteil, das wäre auch ein Zeichen für einen suboptimalen Charakter, weil er eben nicht abenteuertauglich ist.

 

Eine typische Rolle sähe ich übrigens auch in einem "Allrounder", der halt alles irgendwie kann und Lücken füllt.

 

Neben einer Hauptrolle hat man eben auch Backuprollen. Wenn der Haupttank ausfällt, muss es eben auch einen geben, der diese Aufgabe als Ersatz übernehmen kann. :dunno:

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Optimierung hat für mich auch etwas mit Zusammenspiel und Aufgaben in einer Gruppe zu tun.
Ganz meine Meinung. Aber das ist eben ein weiterer Faktor, warum es nicht für einen Abenteurertyp mit X GFP ein optimiertes Modell geben kann, und der gegen die These spricht, dass der Spielleiter es bei optimierten Figuren leichter hat, weil er nur auf Abenteurertyp und GFP blicken muss, um in etwa zu wissen, was die Figur kann.

 

Die Rolle der Figur ist stark davon abhängig, was in der Gruppe sonst noch vorhanden ist. Ein Beispiel: Ist in der Gruppe weder ein Priester noch ein Heiler, wird ein Ordenskrieger optimalerweise möglichst bald alle Heilzauber einschließlich Allheilung lernen und dafür Abstriche bei der magischen Unterstützung seiner Kampfkraft (und eventuell auch bei den Waffenfertigkeiten selbst) machen müssen. Ist hingegen ein Priester oder Heiler vorhanden, kann der Ordenskrieger die Heilzauber eher vernachlässigen und sich auf seine Kampfkraft konzentrieren. Wenn ich als Con-Spielleiter nur sehe, dass ich es mit einem Ordenskrieger mit 5000 GFP zu tun habe, weiß ich nicht, mit welchem Typen ich es zu tun bekomme und womit ich rechnen muss, obwohl beide Figuren auf ihre Weise optimiert wurden.

 

(Und dies ist noch ein harmloses Beispiel; vor allem in kleinen Gruppen kann es passieren, dass eine Figur eine Rolle übernehmen muss, für die ihr Abenteurertyp keineswegs optimal geeignet ist. So wie die Spitzmaid, die sich auf Bogenkampf zu Pferd spezialisiert hat, weil eine Reise durch die tegarische Steppe anstand und sonst keine Kämpfer mit Schusswaffen in der Gruppe waren. Ohne das wäre die Gruppe heute tot.)

 

Optimierung ist also immer im Zusammenhang mit den bisherigen Herausforderungen und der bisherigen Gruppenzusammensetzung zu sehen, so dass der angesprochene Vorteil für den Spielleiter fraglich erscheint.

 

Gruß

Pandike

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Hallo zusammen,

 

meine Vorstellung von einem "Spieler-orientierten" Spielleiter ist eindeutig genau anders herum:

 

Ein guter Spielleiter soll (oder sogar "muss"!) sich nach den Figuren der Spieler richten. Die Entwicklung der Spielerfiguren gibt (normaler Weise) den Wunsch der Spieler nach der Entwicklung ihrer Figuren wieder. Figurenentwicklung ist für die allermeisten Spieler ein zentraler Bestandteil des Spielspasses. Ein "Spieler-orientierter" Spielleiter sollte dies im Sinne gemeinsamen Spielspasses immer berücksichtigen.

 

Improvisationstalent angesichts fehlender Fertigkeiten, Vorbereitung von Abenteuern mit Blick auf die Fertigkeiten der Figuren der Spieler, Großzügigkeit bei ungewöhnlichen Figuren, das alles gehört für mich dringend zu "Spieler-orientiertem" spielleiten. Und das hat wenig mit meiner Vorstellung als Spielleiter zu tun, was eine "optimierte Figur" sein könnte.

 

Wenn man als SpL für ein bestimmtes Abenteuer bestimmte Figuren wünscht, dann sollte man sie bereitstellen. Das heißt aber natürlich, dass ein Aspekt der Figurenentwicklung verloren geht. Die Spieler müssen natürlich vorher wissen, auf was sie sich einlassen. Auf Cons bin ich dazu übergegangen, die die Figuren zu stellen. Meine Heimatgruppe akzeptiert das nur für ganz besondere Abenteuer - zu Recht!

 

Im Übrigen ist es vollkommen unklar, was eine optimierte Figur sein sollte. Im Spielstil unserer Heimatgruppe hat sich gezeigt, dass (egal bei welchem SpL) Landeskunde eine ganz besonders wichtige Fertigkeit ist, die in praktisch jeder Sitzung gebraucht wird - das ist bei anderen Gruppen sicher ganz anders, bei uns aber definitiv "optimiert". Dahinter fallen bei unserem Spielstil sogar Waffenfertigkeiten zurück, da (anders als von hj postuliert) in unserer Gruppe Kämpfe nicht zwingend zum "Grundelement" von Rollenspielen gehört.

 

Davon unabhängig ist übrigens die Frage, ob in bestimmten Rollenspieltheorien "Kämpfe" zum Grundelement von Rollenspielen gehören. Im Kern stellt sich mir da nur die Frage, ob in solchen theoretischen Ansätzen das Verhältnis von "allgemeinen Annahmen über die Art Rollenspiele zu gestallten" im richtigen theoretischen Verhältnis zu "allgemeinen Annahmen über spezifische Spielsituationen in einzelnen Spielgruppen" steht.

 

Herzlicher Gruß

 

Jakob

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Hallo Jakob,

 

Du hast sehr schön an Hand der Unterschiede des Spiel- bzw. Leitungsstils beschrieben, dass "Optimierung" überall anders aussehen kann. Deshalb könnte eine Gradangabe auf einem Con auch mal nach hinten losgehen...

 

Aber hast Du nicht auch bestimmte Erwartungen von einem "Charakter Grad 5"? ZB. Bandbreite und Erfolgswerte von allgemeinen Fertigkeiten?

 

Grüße

midgardholic

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Aber hast Du nicht auch bestimmte Erwartungen von einem "Charakter Grad 5"? ZB. Bandbreite und Erfolgswerte von allgemeinen Fertigkeiten?

 

Die kurze Antwort: Nein.

 

Die lange Antwort: In unserer Heimatgruppe spielen wir bei jedem SpL mit jeweils eigenen Charakteren und es besteht die klare Erwartung (die auch erfüllt wird), dass der jeweilige SpL die Figuren der Spieler kennt. Die Abenteuerziele richten sich dabei nicht nur nach den Fertigkeiten, sondern auch nach den Hintergründen der Figuren. Das geht inzwischen soweit, dass Spieler ziemlich genau wissen, was zu erwarten ist und danach auch ihre Lernphasen ausrichten können. D.h. real es ist ein geben und nehmen und Figuren und Abenteuer passen sehr gut zusammen. Ich sollte vielleicht hinzufügen, dass unsere Kampagnen jeweils seit mindesten vier Jahren laufen - meine eigene KTP Kampagne läuft seit 1990 und hat seit dem ersten Abenteuer ein großes Ziel (neben vielen Einzelzielen).

Auf Cons bin ich irgendwann dazu übergegangen mir die Figuren vorher mailen zu lassen, bei den letzen Abenteuern habe ich sie sogar selbst gestellt. Ich war zwar aus familiären Gründen seit drei Jahren nicht mehr auf einem Con, würde es aber immer wieder so machen. Die Spieler waren immer hoch zufrieden.

 

Gruß

 

Jakob

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Hoi

 

"optimiert" ist - für mich - immer im Gruppenkontext zu sehen, genauer: im Kontext einer einer zusammengespielten Gruppe.

Auf Cons, mit ihren "zusammengewürfelten" Charakteren, kann es - wiederum meiner Ansicht nach - keine optimierten Charaktere geben.

 

Ausserdem halte ich Gradangeben als alleiniges Schwierigkeitsindiz für Tinnef. Was heist schon "Grad 1 - 5" - eine Spielfigur die zwischen 0 und 3999 GFP hat und gewisse Werte für Abwehr, Resistenz und Zaubern. Selbts die Anzahl von AP ist einer starken Schwankung unterworfen ... .

Ich glaube jeder hier wird mir zustimmen, das eine SpF mit 3999 GFP wesentlich mehr Möglichkeiten hat, in einem Abenteuer sinnvoll etwas beizutragen, bzw. zu überleben, als eine mit 0 GFP. Implizit ist hier wohl eine Annahne, das ein Defizit der einen SpF durch "mächtigere" (ich scheue mich bei Midgard SpF von "Macht" zu reden ..) ausgeglichen werden kann.

 

Ein Segen für Spielleiter ist - für mich - eher wenn ein Spieler sich in eine Gruppe einfügen kann und zum Spielspass beiträgt - egal mit welcher Figur.

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Mich als Spieler nervt auch wenn meine Kameraden nicht optimiert sind. So haben wir einen Waldläufer der es zwar für nötig hält seine Langschwert jedesmal zu steigern wenn möglich, aber solche Fertigkeiten wie Spuren lesen noch auf dem Niveau vom Grad 1 hat.

Ich sehe da die Optimierung auch im abwägen, gebe ich jetzt 1500 GFP um mein Langschwert von +12 auf +13 zu steigern oder steigere ich Fertigkeiten auf die ich aufgrund meines Abenteuertyps ein quasi Monopol habe und damit die Flexibilität der Gruppe erhöhe.

Ich persönlich steigere meist aufgrund von zwei Gesichtspunkten

1. wird die Fertigkeiten häufig benötigt und ist die Steigerung in die nächste Stufe wirtschaftlich

2. ist es eine Fertigkeit die sonst niemand beherrscht, die aber gelegentlich benötigt wird

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