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Zufällige historische Fakten


Empfohlene Beiträge

 

 

Diese kleinen Zeitungsbeiträge finde ich klasse!

 

Wenn wir noch ins Jahr 1884 kommen, kann ich davon vielleicht etwas in Die Tiefen der Elbe einstreuen ...

 

Rainer

Typischerweise kommt so ein Beitrag pro Monat, d.h. Ende Oktober könnte 1884 eingestellt werden.

Wobei auch ohne konkretes Datum Dinge wie der Bier-Extrazug (16.8.1882) einfach klasse sind. :D

 

Der Jahrgang 1884 wird wohl erst kurz vor Weihnachten kommen.

 

Tatsächlich:

 

 

18. Januar

• Die Motive, welche den Senat zu Hamburg veranlaßt haben, bei seinen Unterhandlungen mit Preußen, wegen Verkaufs resp. Verpachtung der Hamburgischen Eisenbahnen ein besonderes Gewicht auf die Kreirung einer preußischen Eisenbahndirektion in Hamburg zu legen, sind auch für Schleswig-Holstein von Jnteresse. Bekanntlich hatten die Handelskammern von Altona, Kiel und Flensburg sich in einer Petition an den Eisenbahnminister gewandt, daß nach Verstaatlichung der Altona-Kieler Bahnen für die Provinz eine eigene Direktion erhalten bleibe. Durch die unzweifelhaft stattfindende Verstaatlichung der Berlin-Hamburger Bahn haben sich die Verhältnisse wesentlich verschoben. Es lag in der Natur der Sache, daß eine Eisenbahndirektion in Hamburg eingerichtet werden würde. Man sollte sich nach dieser Veränderung der Verhältnisse richtiger bemühen, daß für die Provinz ein Betriebsamt in Neumünster, dem Centralpunkt der Bahnen, eingerichtet würde, welches von der Hamburger Centralbehörde abhängig sein könnte, wie dies seiner Zeit Harburg mit seinem Betriebsamt durchgesetzt hat, welches Hannover untergeordnet wurde.

 

2. Februar

• Die Direktion der Altona-Kieler Eisenbahn veröffentlicht folgende Bekanntmachung: „Nachdem der Vertrag, betreffend den Übergang des Altona-Kieler Eisenbahn-Unternehmens auf den Staat, durch das Gesetz vom 24. Jan. 1884 die verfassungsmäßige Genehmigung erhalten hat, sind wir von dem Herrn Minister der öffentlichen Arbeiten beauftragt, die den Jnhabern der Aktien zustehende Rente von 9 1/5 % = M. 41,40 pro Aktie für das Jahr 1883 zur Auszahlung zu bringen.“

 

4. Februar

• Zu dem 8. d. Mts. ist in Plön auf Veranlassung des Herrn Landraths eine Versammlung einberufen, die über das Projekt einer Eisenbahn Kiel–Eutin über Schönberg berathen soll. Die „Kieler Zeitung“ läßt sich darüber schreiben, daß es sich entschieden empfehlen dürfte das System der Spurbahn anzunehmen, deren Vorzüge vor Allem die folgenden sind: große Ersparung im Grunderwerb, Ersparung in den gesammten Bahnbau-Anlagen, Ersparung in allen Betriebskosten. Eine Spurbahn genügt außerdem vollständig den Ansprüchen, der auf dieser Strecke zu erwartenden Kommunikation. Schon vor einigen Jahren tauchte das Projekt einer „Propsteier Bahn“ auf, ist aber auch ein Projekt geblieben, weil eben abgesehen von der Höhe der Unkosten, die Erwerbung des werthvollen Grund und Bodens zu theuer wurde.

 

20. Februar

• Die Neu-Uniformierung der Beamten der Altona-Kieler Eisenbahn nach den Bekleidungsvorschriften für die preußischen Staatsbahnbeamten wird mit dem 1. März d. J. erfolgen. Es treten dann an Stelle der bisherigen dunkelblauen Uniformen solche aus schwarzblauem Tuchstoff; ferner führen sämtliche Uniformknöpfe das preußische Staatswappen. Die Bezeichnung Verwalter hört auf, es giebt dann nur Stationsvorsteher 1., 2. und 3. Klasse. Die Stationsvorsteher 1. Und 2. Klasse tragen Epauletts und Degen. Rangabzeichen sind einfache und gezackte Goldtressen nebst Goldsternen. Vom Assistenten aufwärts bestehen Kragen, Ärmelaufschläge und Brustüberschlag aus schwarzem Sammet. Selbstverständlich sind Lokomotivführer und Heizer dann auch verpflichtet, als Angestellte der Bahn die Staatsuniform zu tragen.

 

3. März

• Die Umwandlung der Altona-Kieler Eisenbahn in eine Königl. Staatsbahn am 1. März hat sich so ganz im Stillen vollzogen. Äußerlich markirt ist dieser Wendepunkt in der Geschichte der schlesw.-holst. Eisenbahnen nur durch zwei an sämmtliche Beamte zur Vertheilung gelangte Cirkulare. Das erste kam am 29. Februar von der bisherigen Direction der Altona-Kieler Bahn, in welchem sie Abschied nahm von den Beamten und denselben noch ihre volle Anerkennung aussprach. Das zweite, am 1. März zur Vertheilung gelangte, geht von Herrn Krahn, Präsident der Königl. Eisenbahndirektion Altona, aus. Jn demselben wird die bisherige musterhafte Verwaltung der Altona-Kieler Bahn und die Treue der Beamten anerkannt und dem Wunsche und der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß dies auch in Zukunft so bleiben möge. Gleichzeitig wird in dem Cirkular den Beamten gewährleistet, daß Alle in ihren Stellungen verbleiben werden.

• „Das Alte fällt, es ändert sich die Zeit!“ Wir entsinnen uns noch der Zeit, wo der Name „Altona-Kieler Bahn“ wohl im Volksmunde gebräuchlich war, aber doch noch nach der Annektion der Herzogthümer lange Jahre hindurch die Bahnlinie weiter „König Christian VIII. Ostseebahn“ benannt wurde. Dann wurde sie unter dem preußischen Regimente allgemein „Altona-Kieler Bahn“ genannt. Wie wir aus einer kürzlich uns gewordenen Mittheilung ersehen, ist nunmehr nach der Verstaatlichung der Titel „Schleswig Holsteinische Eisenbahn“ als Kollektivbegriff gewählt worden. Bekanntlich trat mit dem 1. März die Königliche Eisenbahndirektion in Thätigkeit. Wir haben von dieser Metamorphose nur mit dem Wunsche Akt nehmen wollen, daß es auch der Verwaltung unter der neuen Signatur gelingen möge, ein ebenso gutes und fruchtbringendes Einvernehmen zwischen dem Handelsstande und der Bevölkerung von Schleswig-Holstein und Hamburg fortzuführen, wie es unter der alten Direktion geschah, die durch ihre sorgfältige und intelligente Verwaltung alle Zeit den Jnteressen Rechnung zu tragen wußte. Das der Dienstbetrieb auf der alten Altona-Kieler Bahn ein musterhafter war, ist auch selbst von officieller Seite anerkannt worden. Die Bahn darf jetzt auf eine 40jährige Thätigkeit mit Genugthuung zurückblicken, da sie im Jahre 1844 eröffnet wurde.

 

15. März

• Soeben, um 8 Uhr 46 Minuten, passirte mit dem fahrplanmäßigen Zug von Kiel kommend, Se. Kaiserl. Hoheit der Kronprinz mit seinen beiden Söhnen, den Prinzen Wilhelm und Heinrich nebst Gefolge, unsere Station in Preetz. Officielle Begrüßung Seitens der Stadtvertretung fand nicht statt, doch hatte sich eine zahlreiche Menschenmenge eingefunden, um womöglich die erlauchten Herrschaften zu sehen. Nach Ankunft des Zuges öffnete der Kronprinz das Fenster des Salonwagens und begrüßte den anwesenden Klosterpropsten durch Händedruck und einige freundliche Worte. Nach einem Aufenthalt von einer guten Minute fuhr der Kronprinz unter Hochrufen der Anwesenden und freundlichst grüßend wieder weiter.

 

19. März

• Jm preußischen Abgeordnetenhause wurde die Staatsunterstützung zum Eisenbahnprojekt Heide-Lunden-Friedrichsstadt-Husum-Tondern-Ripen mit großer Majorität angenommen. Der Bau der Bahn wird unverzüglich in Angriff genommen werden.

 

27. März

• Neumünster: Jn der letzten Nacht hat sich der traurige Vorfall ereignet, daß durch den kurz vor 12 Uhr hier eintreffenden Schnellzug Altona-Kiel ca. ¼ Stunden Wegs von hier, der Bahnwärter Johann Loeck bei Ausübung seines Berufs übergefahren und getödtet ist. Der Verunglückte hinterläßt eine kränkliche Frau und zwei unversorgte Kinder.

 

31. März

• Am Sonnabend ist die Verstaatlichung der Berlin-Hamburger Bahn seitens ihrer Aktionäre genehmigt worden.

 

9. April

• Die Vorarbeiten zur Anlage einer Spurbahn von Wesselburen nach dem Hedewigenkoog werden bereits in Angriff genommen.

 

18. April

• Das Projekt einer Eisenbahn vom Gleschendorfer Bahnhof nach Ahrensbök ist neuerdings vielfach erörtert worden. Der Gemeinderath des Fleckens Ahrensbök hat sich kürzlich infolge eines Schreibens von der Großherzoglichen Regierung dahin geäußert, daß der Flecken auf die Erbauung einer Bahn vom Bahnhof Gleschendorf über die Zuckerfabrik mit dem Hauptbahnhofe möglichst in der Mitte des Ortes großen Werth lege, daß derselbe sich an den Herstellungskosten dieser Bahn nur mit einer seinen finanziellen Verhältnissen entsprechenden Summe betheiligen könne.

---> für Ortsfremde der Hinweis, das mit Bahnhof Gleschendorf dieselbe Bahnstation gemeint ist, die 1934 in Pönitz umbenannt wurde und die es noch heute gibt.

 

22. April

• Mehrere Lehrlinge machten sich kürzlich unweit von Preetz das Vergnügen bei Annäherung eines Personenzuges sich auf die Schienen zu legen um das eigentümliche Brausen welches der Zug verursachen solle zu vernehmen. Der die Jünglinge bemerkende Lokomotivführer versuchte mit der Dampfpfeife sie zu verscheuen, das störte sie aber nicht und sie horchten ruhig weiter, bis das Signal zum Bremsen gegeben und der Zug zum Halten gebracht wurde, worauf sie sich schleunigen Schrittes entfernten. Eben nicht angenehm für die Reisenden.

 

8. Mai

• Am vorgestrigen Abend hielt der Thierschutzverein in Kiel seine Monatsversammlung. Dabei kam auch das allzu häufige Anhalten der Pferdebahnwagen zur Sprache. Es wurde beschlossen, bei der Direction der Pferdebahngesellschaft zu erwirken, daß in Pferdebahnwagen Plakate angebracht werden, wodurch das fahrende Publikum auf die Unzulässigkeit des allzu öfteren Anhaltens der Wagen aufmerksam gemacht und gebeten wird, das Anhalten möglichst zu beschränken.

 

24. Mai

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26. Mai

• Die Kgl. Eisenbahn-Direktion in Altona hat einen allgemeinen Nachtrag zum Personenbeförderungs-Tarif eingeführt, welcher dem reisenden Publikum vielfache Erleichterungen und Ermäßigungen gewährt und deshalb dankbare Anerkennung verdient. So erhalten z. B. sämmtliche Retourbillete, welche bisher nur eine eintägige Gültigkeit hatten, eine solche von zwei Tagen. Sodann werden Arbeiter-Retourbillets und Arbeiter-Wochenbillets zu sehr ermäßigten Tarifsätzen eingeführt. Ferner wird für größere, d. h. aus mindestens 30 Personen bestehende Reisegesellschaften eine Ermäßigung von 50 Procent des einfachen Fahrgeldes gewährt werden. Eine gleiche Ermäßigung tritt für Exkursionen von Studirenden von Universitäten und anderen Hochschulen, welche unter Führung eines Dozenten unternommen werden, schon bei einer Betheiligung von 10 Personen ein. Schüler, welche unter Aufsicht von Lehrern reisen, werden in III. Klasse auf Militärbillets, also für 1,3 Pf. pro Kilometer, die begleitenden Lehrer zu demselben Preise, Schüler unter 10 Jahren für die Hälfte, also zu zweien auf ein Militärbillet befördert. Eine weitere Erleichterung ist die, daß Kinder unter 4 Jahren frei sind, während es bisher nur solche unter 2 Jahren waren.

Außer diesen Ermäßigungen gewährt die Direktion noch: 1. den im Dienst der öffentlichen Krankenpflege stehenden Personen, 2. den unbemittelten Taubstummen zu Fahrten nach gemeinsamen Zusammenkünften, 3. den mit serophulösen Krankheiten behafteten Kindern armer Eltern zur Reise in hierfür eingerichteten Heilanstalten, 4. den mittellosen Personen zum Besuch heilkräftiger Bäder, 5. den Schülern an solchen Orten wo keine Schwimmbäder, nach benachbarten Orten wo solche sind, 6. den in die Ferien-Kolonien zu entsendenden Kindern, 7. den unbemittelten Zöglingen der öffentlichen Blindenanstalten bedeutende Preisermäßigungen und durchgehends so, daß dieselben den Fahrpreis für Militärpersonen bezahlen.

 

31. Juli

• Der Sitz der Königl. Eisenbahn-Direktion für die Schleswig-Holsteinischen und Berlin-Hamburger Bahnen bleibt in Altona! Dies ist definitiv entschieden und dürfte diese Thatsache wohl geeignet sein unter der hiesigen Bevölkerung große Freude hervorzurufen. Alle Bemühungen Hamburgs, den Sitz der Direction dort zu erlangen, sind vergeblich gewesen. Der Berlin-Hamburger Linien werden mit den Schleswig-Holsteinischen unter einer Administration vereinigt. Das Angebot, welches der Königl. Regierung gemacht worden ist, und wonach die Stadt das frühere Reventlow-Grundstück zur Errichtung von Direktionsgebäuden der Bahn auf 5 Jahre kostenfrei hergiebt, ist acceptirt und wird schon in kurzer Zeit der Bau von provisorischen Verwaltungsgebäuden auf dem Grundstück an der Palmaillenstraße in Angriff genommen werden. Daß der Sitz der Direktion in Altona verbleibt, ist von ganz besonderer Wichtigkeit. Eine große Anzahl von Beamten, man spricht von 300, wird ihren Aufenthalt in Altona nehmen. Zur Herstellung der definitiven Verwaltungsgebäude soll sich die Stadt, wie man hört, mit der Frau Heine wegen des Grundstücks des Heine‘schen Parks an der Elb-Chaussee in Verbindung gesetzt haben und diese Angelegenheit nahe vor dem Abschluß stehen.

 

3. August

• Herr Kuhrt, zur Zeit Techniker in der Reparaturwerkstatt der holsteinischen Eisenbahnen in Neumünster, ist zum Maschinenmeister der Westholsteinischen Eisenbahn ernannt worden. Letztgenannte Bahn legt nämlich eine eigene Reparaturwerkstatt in Heide an und werden die Bauten für dieselbe an allernächster Zeit in Angriff genommen werden.

 

11. August

• Am Sonnabend-Morgen passierte eine eigenartige Reisegesellschaft von Oldesloe kommend unseren Bahnhof Neumünster. Es war eine Zigeunergesellschaft, die über Kiel nach Dänemarck und Schweden wollte. Trotzige Männer, abschreckende Weiber, nackte und schmutzige Kinder theilten mit Bären, Affen, Esel und Ponnies auf dem Transport gleichen Raum; Alles befand sich in einem und demselben Gepäckwagen, in einem Salonwagen vierter Klasse. Jn Oldesloe ist dem Haupt der Bande der Fahrpreis zu hoch gewesen und hat erst mit Hülfe des dortigen Polizeimeisters und einigen Polizisten die Zahlung geregelt werden können. Es ist aber nicht Unvermögen der Grund gewesen, denn der Hauptmann hatte Geld in Menge, sondern purer Geiz, reine Lust am Feilschen und Handeln.

 

13. August

• Eine bemerkenswerthe Neuerung im Eisenbahnbetriebe ist die in Kraft getretene, nach welcher auf vorheriger Anmeldung Coupés in einem fahrplanmäßigen Zuge reservirt werden, an deren Fenstern sich Zettel mit dem Worte „Bestellt“ befinden. Hierdurch wird es Theilnehmern an einer Reisegesellschaft möglich, nicht nur unter allen Umständen einen Platz zu erhalten, sondern auch mit den übrigen Genossen in einem Coupé, bezw. in einem Waggon zusammenzusitzen.

 

28. August

• Minister Maybach hat in einer Verfügung an die königliche Eisenbahndirektion angeordnet, daß für den Bereich der preußischen Staatsbahnen und der unter Staatsverwaltung stehenden Privatbahnen eine einheitliche Billetform eingeführt und spätestens bis zum 1. Jan. 1886 allgemein durchgeführt werden soll. Fortan werden die Eisenbahnbillete mit abtrennbaren Koupons wegfallen. Die Billets für die erste Klasse sollen gelb, die für die zweite grün, die für die dritte braun und die für die vierte grau werden. Auch sollen besondere Kinderbillets ausgegeben werden.

Ferner sind die königlichen Eisenbahn-Direktionen angewiesen worden, durch Übertragung des Billetverkaufs an Hotels und Reisebureaus u. s. w. und besonders durch Feilhaltung derselben an allen in einer Stadt befindlichen Bahnhöfen, dem Publikum vermehrte Gelegenheit zu geben, die Billets rechtzeitig lösen zu können.

 

10. September

• Der von Elmshorn kurz nach 7 Uhr heute morgen abgelassene Personenzug ist eben vor der Eisenbahnstation Altona entgleist und gegen den dort haltenden Güterzug gerannt. Personen sind glücklicherweise keine verletzt, dagegen ist die Lokomotive, sowie mehrere Wagen des Güterzuges beschädigt, und mehrere in denselben befindliche Schweine getödtet. Die Ursache dieses Unfalles ist bis jetzt noch nicht aufgeklärt.

 

25. September

• Auf den Staatsbahnen tritt zum 1. Oktober eine neue Annehmlichkeit in Kraft. Sämmtliche Staatsbahn-Telegraphen-Stationen sind verpflichtet, von diesem Zeitpunkte an, während der ganzen Tages- und Nacht-Dienstzeit, von Seiten des reisenden oder reisenwollenden Publikums Privat-Depeschen anzunehmen und solche am Ankunftsorte sofort weiter zu befördern. Es ist dies eine sehr bedeutende Erleichterung, deren Werth namentlich an den Sonn- und Festtagen, an welchen die mit den Kaiserl. Postämtern verbundenen Telegraphen-Betriebsstellen sehr beschränkte Dienstzeit haben, sich bemerkbar machen wird. Man darf wohl annehmen, daß in ganz besonders wichtigen Fällen die Bahn-Telegraphen-Stationen auch dem nichtreisenden Publikum in der Beförderung von Depeschen thunlichstes Entgegenkommen erweisen werden.

 

2. Oktober

• Jn Ahrensbök fand kürzlich eine von dem Bauübernehmer Herrn Ehlers berufene Versammlung statt in Sachen einer Eisenbahn Segeberg-Ahrensbök-Neustadt im Anschluß an die dem Vernehmen nach bereits gesicherte Strecke Hamburg-Segeberg. Als Resultat der Versammlung ergab sich die Wahl eines Komitees, welches die Angelegenheit weiter zu verfolgen beabsichtigt.

 

15. Oktober

• Die Marner Koogsbahn ist seit dem 6. d. Mts. dem Verkehr übergeben. Recht große Züge mit Zuckerrüben wurden bereits aus den Köögen nach dem Bahnterrain geschafft, um dann nach der Zuckerfabrik Süderdithmarschen, die seit dem 7. d. Mts. in Betrieb ist, weiter befördert zu werden. Bis jetzt werden täglich ca. 600,000 Pfund Zuckerrüben nach dort geliefert. Die Koogsbahn dient vorläufig nur dem Produktentransport.

---> gemeint sind die 12,77 km lange Nebenbahn Marne – Friedrichskoog, die 1,84 km lange Nebenbahn Kronprinzenkoog Mitte – Kronprinzenkoog Süd und die 1,08 km lange Nebenbahn Kronprinzenkoog Nord – Norderfleth. Der Personenverkehr Marne – Friedrichskoog wird übrigens erst 1898 aufgenommen.

Die Zuckerfabrik Süderdithmarschen befand sich (bis 2002) in St. Michaelisdonn.

 

4. November

• Auf den schleswig-holsteinischen Staats-Eisenbahnlinien wird demnächst eine schärfere Kontrolle des Passagierwesens eingeführt. Zwei seitherige Zugführer sollen mit der Kontrolle der Richtigkeit und Zulänglichkeit der Passagier-Billets in Zukunft dauernd beschäftigt werden.

 

18. November

• Ein Bahnunterbeamter zu Ascheberg hatte das Unglück, auszugleiten und fiel so unglücklich mit dem Kopf auf die Schienen, daß er nach kurzer Zeit verstarb. Derselbe wird von seinen Collegen als ein nüchterner und brauchbarer Mensch geschildert.

 

1. Dezember

• Die Kgl. Eisenbahn-Direktion in Altona ist mit der Anfertigung genereller Vorarbeiten für eine Eisenbahn von Wrist nach Itzehoe beauftragt worden.

• Der Direktion der Westholsteinischen Eisenbahn-Gesellschaft ist die Erlaubniß zur Anfertigung genereller Vorarbeiten für eine Eisenbahn untergeordneter Bedeutung von Hohenwestedt nach Wrist ertheilt worden.

 

Nicht in unserer Lokalzeitung stand - der Vollständigkeit sei es aber erwähnt - das am 8. September 1884 die 36,50 km lange Strecke Altona–Kaltenkirchen der gleichnamigen Eisenbahn-Gesellschaft eröffnet wurde.

Besonders interessant finde ich die Artikel rund um die Verstaatlichung der AKE, die Angaben zum Personenbeförderungstarif, die Meldung vom 11.8. und die Zahlen aus Dithmarschen (15.10.).

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  • 4 Wochen später...

Und Nachrichten aus dem Jahr 1885:

1. Januar
• Mit dem heutigen Tage ist auf den schleswig-holsteinischen Staatsbahnen die Neuerung getroffen, daß die Signalleine, die sonst nur auf die Decke des Wagens geworfen wurde, immer an der rechten Seite des Wagens in Hacken liegen muß, so daß das Publikum in Nothfällen sie erreichen kann. Auch muß vor Abfahrt des Zuges jedesmal der Zugschlosser an dieser Leine ziehen, damit durch einen Pfiff der Lokomotive konstatirt werde, daß die Leine funktioniert.

15. Januar
• Kürzlich fand in Ahrensbök eine allgemeine Versammlung statt, betr. das Bahnprojekt Hamburg-Segeberg-Ahrensbök-Neustadt. Herr Jngenieur Claussen aus Hamburg theilte mit, daß Hamburg, dessen Vororte und die betreffenden holsteinischen Gemeinden großes Jnteresse für die Bahn gezeigt habe. Die Bahn, ca. 100 km lang, würde sich für ca. 6,000,000 M. herstellen lassen.

26. Januar
• Gestern Abend ist der Schnellzug, der in Neumünster 7½ Uhr einzutreffen hat, zwischen Bockelholm und Nortorf infolge eines Radreifenbruchs entgleist. Es gelang aber, da Passagiere die Nothleine zogen, den Zug zum Halten zu bringen, so daß Beschädigungen an Leib und Leben der Passagiere und des Personals nicht zu verzeichnen sind. Von Neumünster mußte ein Extrazug abgelassen werden, die Passagiere zu holen, die dann auch gegen 9 Uhr wohlbehalten eintrafen.

9. Februar
• Mit dem 4. d. Mts. legte der dem reisenden Publikum weit und breit bekannte Bahnhofsverwalter zu Plön, Herr August Fitzter seine Dienstgeschäfte nieder. Vorläufig ist derselbe beurlaubt, nach deren Ablauf die Pensionirung erfolgt. Jn diesem Herrn verlieren wir einen ebenso beliebten, wie äußerst koulanten Beamten, der sich das Motiv gewählt hat: „Gefällig bis in den Tod“. Herr Fitzler übernahm mit Eröffnung der Ostholsteinischen Bahn am 31. Mai 1866 den Bahnhof, und hat sich während dieser 19 Jahre die Herzen aller erworben, die nur je mit ihm in Berührung gekommen sind. Wie die Stadt einen äußerst koulanten Beamten verliert, so verlieren die Beamten in ihm einen Vorgesetzten, dem das Wohl und Wehe seiner Untergebenen in seltener Weise am Herzen lag. Wünschen wir dann dem Herrn Herrn Fitzler in seiner wohlverdienten Ruhestellung, daß es ihm vergönnt sein möchte, sich noch recht lange Jahre in unserer Mitte gemüthlich zu fühlen.
– Als Nachfolger ist der Stationsvorsteher Herr v. Fischer-Benzon von Owschlag nach Plön versetzt.

16. Februar
• Der Eisenbahnminister hat die Beschlüsse der letzten Generalkonferenz der deutschen Eisenbahnen betreffs der an Kinder zu gewährenden Fahrpreis-Ermäßigungen genehmigt. Die bezüglichen Bestimmungen lauten:
Kinder unter 4 Jahren frei, wenn für sie ein besonderer Platz nicht verlangt wird. Kinder über 10 Jahren erhalten gar keine Ermäßigung. Ein Kind von 4 bis 10 Jahren wird zur Hälfte des Preises für Erwachsene in allen Wagenklassen befördert. Die Fahrpreise für Kinderbillets werden auf 10 Pf. abgerundet. Zwei Kinder erhalten ein Billet der betreffenden Wagenklasse. Einem einzelnen Kinde wird ein gewöhnliches Billet für Erwachsene zum halben Preise verabreicht, welches durch Abtrennung eines schrägen Streifens als Kinderbillet gekennzeichnet wird. Auf jedes volle Billet werden 25 Kilogr., auf jedes Kinderbillets 12 Kilogr. Freigepäck bewilligt.

18. Februar
• Jn Blankenese fand man dieser Tage in einem Eisenbahnwaggon 3. Klasse die Leiche eines unbekannten anständig gekleideten Mannes mit einer Schußwunde in der Brust; neben den Todten lag ein Revolver.

19. Februar
• Das Projekt einer Eisenbahn Hamburg-Segeberg-Ahrensbök-Neustadt findet zur Zeit in denjenigen Theilen des Fürstenthums Lübeck, welche von demselben berührt werden, vielfache Erörterung. Man hegt den Wunsch und die Hoffnung, daß dasselbe, welches schon vor einer Reihe von Jahren auftauchte, diesmal sich verwirklichen werde.

23. Februar
• Es sind nunmehr die Vorsteher der beiden zum 1. April in Thätigkeit tretenden Eisenbahnbetriebsämter in Schleswig-Holstein ernannt. Dem Amt in Flensburg, welchem die schleswig’schen Staatsbahnlinien und Rendsburg-Neumünster unterstellt werden, wird der derzeitige Betriebsinspektor der schleswig’schen Eisenbahnen, Mathiesen, vorstehen. Für das Betriebsamt Kiel ist Regierungsrath Müller als Vorsteher ernannt. Diesem Amte werden die Eisenbahnstrecken Kiel-Altona, Neumünster-Oldesloe, Neumünster-Neustadt-Oldenburg und Kiel-Ascheberg unterstellt.

30. März
• Mehrfachen aus den Kreisen des reisenden Publikums geäußerten Wünschen entsprechend, hat der Minister der öffentlichen Arbeiten neuerdings angeordnet, daß die für Nichtraucher und Frauen bestimmten Coupés auf allen preußischen Staatsbahnen in übereinstimmender Weise äußerlich kenntlich gemacht werden. An jedem derartigen Coupé sind demgemäß in Zukunft zwei Schilder, eines von Außen, das zweite im Jnnern, mit der Bezeichnung „Nichtraucher“ oder „Frauen“ anzubringen. Die Durchführung dieser Neuerung wird nach und nach bewirkt werden, so daß dieselbe in nicht allzulange Frist beendigt ist.

18. April
• Wie weit die „Unverfrorenheit“ der Großstädter Gassenjungens geht, davon hier ein kleines Beispiel. Als vor mehreren Tagen ein Zug der Altona-Kaltenkirchener Eisenbahn in die Holstenstraße in Altona eingemündet war, stellte sich in der Nähe der Zeisestraße ein etwa 9jähriger Bengel mit ausgespreizten Beinen und ausgespannten Armen zwischen die Schienen, indem er dem Zuge „Heda, hol up!“ entgegenrief. Der Lokomotivführer läutete „Sturm“, aber der Junge blieb unbeirrt auf demselben Fleck. Was blieb dem Maschinisten übrig? Um Unglück zu verhüten, „hol he up“ und – hast du nicht gesehen – hatte ein Schaffner den frechen Bengel am Kragen, steckte ihn in ein Koupee und der Zug sauste weiter.

25. April
• Die Legung des Sitzes der Königlichen Eisenbahn-Direktion nach Altona ist doch nicht so ganz ohne Opfer gewesen, wie man bis jetzt angenommen hat. Die Bedingungen geben ein Zeugniß, wie bereitwillig die Stadt gewesen ist, um sich den Sitz der Eisenbahn-Direktion, eine gewiß wichtige Sache für Altona, zu sichern. Die Stadt hat den Platz auf dem Reventlow-Stift für das vorläufige Direktions-Gebäude umsonst hergegeben und zahlt jetzt eine Summe von 5000 M jährlich zu den Unterhaltungskosten auf 10 Jahre, während dieselbe, wenn ein endgültiges Gebäude errichtet wird, sich die Verpflichtung auferlegt hat, zur käuflichen Erwerbung des Platzes ein Fünftel beizutragen.

10. Mai
• Über die Weiterführung der Kreis Flensburger Schmalspurbahn durch die Landschaft Schwansen nach Eckernförde schreibt man betreffs der geplanten Strecke Kappeln-Eckernförde u. A.: „Die Bahn wird eine Länge von ca. 30 km erhalten und für die Züge ist eine Geschwindigkeit von 25 km die Stunde in Aussicht genommen. Für 10 Haltestellen sind zu rechnen 20 Minuten Aufenthalt. Die Fahrzeit von Kappeln nach Eckernförde würde demnach 1 Stunde und 32 Minuten betragen. Es sollen vorläufig 3 Züge in jeder Richtung verkehren. Der Fahrpreis wird voraussichtlich pro Kilometer für die 2. Klasse 6 Pf. Und für die 3. Klasse 4 Pf. Betragen.“
• Bezüglich des Projektes einer Eisenbahn von Hamburg über Segeberg und Ahrensbök nach Neustadt verlautet, daß dasselbe jetzt fest finanziirt sei und daß das ausführende Komitee im Verein mit einem der ersten Bankinstitute Hamburgs den betreffenden Regierungen demnächst hiervon Kenntniß geben werde.

18. Mai
• Das in Kiel für den Kellersee erbaute Dampfschiff „Carl Maria von Weber“ verkehrte Sonnabend per Extrazug von Kiel nach Gremsmühlen.

28. Mai
• Am gestrigen Tage befuhr ein Extrazug die Staatsbahnstrecke Altona-Wamdrup tour und retour, in welchem sich nur Mitglieder der Königl. Eisenbahndirektion Altona und der Betriebsämter Kiel und Flensburg befanden. Es handelte sich darum, in einer Schnelligkeit die Bahn zu befahren, wie sie auf genannter Strecke noch nicht vorgekommen ist; – „Jagdzug“ dürfte der richtige Ausdruck sein.

29. Mai
• Die Königliche Eisenbahndirektion zu Altona hat den Sommerfahrplan, gültig vom 1. Juni ab, nunmehr ausgegeben. Derselbe umfaßt alle zu genannter Direktion gehörigen Bahnen, dagegen fehlen auf demselben die Privatbahnen unserer Provinz, welche auf den von der Altona-Kieler Direktion ausgegebenen Fahrplänen mitenthalten waren.

11. Juni
• Der Eisenbahnminister hat durch Circularerlaß die Eisenbahnbetriebsämter darauf aufmerksam gemacht, daß mit Rücksicht auf die Sicherheit des Betriebes und die Sicherheit der Personen an denjenigen Tagen, an welchen ein besonders lebhafter Personenverkehr stattfindet, wie z. B. an Feiertagen, bei Extrazügen, bei besonderen festlichen Gelegenheiten eine Abschließung des Perrons auf den Bahnhöfen angeordnet werden kann, in welchem Falle dann nur denjenigen Personen, welche ein gültiges Fahrbillet vorzeigen können, oder welche mit den Zügen ankommen, gestattet ist, den Personenperron zu betreten. Der Minister hat die Eisenbahnbetriebsämter aufgefordert, in gegebenen Fällen von dieser Bestimmung Gebrauch zu machen und dies dann zur Jnformation des Publikums in geeigneter Weise bekannt zu machen.
• Auf dem Bahnhofe in Kiel passirte vor einigen Tagen beim Rangiren der Unfall, daß eine Lokomotive in einen ganzen Zug fuhr, wodurch ca. 10 Waggons nicht unerheblich beschädigt wurden. Die Waggons sind in die Reparaturwerkstatt in Neumünster überführt.
• Dem Geschäftsberichte der Eutin-Lübecker Eisenbahn über das Betriebsjahr 1884 entnehmen wir folgende Angaben: Es sind befördert worden 243 572 Personen, 11 214 Stück Vieh und 57 072 Tonnen Güter.

15. Juni
• Als der gestern Abend gegen 4½ Uhr nach Kiel abfahrende Zug aus dem Bahnhof Neumünster fuhr, war die Thür des Postwagens nicht geschlossen. Durch dieselbe ward ein neben dem Geleise stehender Schirrmeister so unsanft umgestoßen, daß der hinzu gerufene Arzt Rippenbruch konstatirte.

22. Juni
• Von dem heute Nachmittag 4 Uhr 20 Minuten in Neumünster fälligen Personenzuge entgleiste aus bisher noch unbekannten Gründen beim Güter-Bahnhof die Lokomotive und der nachfolgende Eilgutwagen, letzterer wurde umgeworfen. Die Personenwagen blieben unbeschädigt auf dem Geleise. Falsche Weichenstellung soll nicht die Ursache des Unglücks sein.
• Wie verlautet, ist der Eutin-Lübecker Eisenbahngesellschaft seitens des großherzoglichen Staatsministeriums die Zusicherung gegeben worden, daß ihr die beantragte Konzession zum Bau und Betriebe einer Zweigbahn von Bahnhof Gleschendorf nach Ahrensbök erteilt werden wird.

6. Juli
• Daß es mit dem Baue einer Eisenbahn von Gleschendorf nach Ahrensbök jetzt ernst wird, ist daraus ersichtlich, daß man mit den Erdarbeiten bereits begonnen hat. Wie es heißt, soll die Bahn noch in diesem Jahre fertig gestellt werden.

3. August
• Ein stattlicher Extrazug, bestehend aus 15 Wagen, meist 2. Klasse, traf am Sonntag Nachmittag kurz nach 6 Uhr auf dem Bahnhofe in Neumünster ein. Derselbe ist von Kiel abgelassen und geht direkt nach Antwerpen, in Anlaß der daselbst stattfindenden internationalen Gewerbe- und Jndustrie-Ausstellung. Die Reisenden kamen fast sämmtlich von Schweden und Dänemark. Auch von hier schlossen sich Touristen nach Antwerpen an.

11. August
• Das Projekt einer Eisenbahn nach Schönberg wird hier in Preetz augenblicklich stark ventilirt und entspricht einen nicht zu unterschätzenden Jnteresse unserer Stadt, wenn es aber dem Jnteresse unseres natürlichen Hinterlandes, der zwischen Schwentine und Ostsee gelegenden Landschaft voll entsprechen soll, so muß es zu einem Preetz-Schönberg-Lütjenburger Bahnprojekt erweitert werden. Es ist nicht unsere Meinung, daß die Bahn von Preetz über Schönberg nach Lütjenburg zu traciren ist, sondern daß dieselbe von Preetz direkt auf Lütjenburg geführt und bei Passau eine Zweigbahn nach Schönberg angelegt wird, welche über Fargau, Salzau, Rathjensdorf verlaufen, während die nach Lütjenburg über Wittenberger-Passau, Selent, Bellin, Wentorf gezogen werden muß. Eine Tertiär-Bahn, welche es an Billigkeit in Anlage und Betrieb der Sekundärbahn zuvortut, wird genügen und die Verbindung zwischen den Endstationen um fast zwei Drittel der jetzt erforderlichen Zeit verkürzen. Die Einwendungen der Kieler Handelskammer gegen unser Projekt auf Grund des von ihr schon seit längerer Zeit betriebenen Projekts einer Eisenbahn Kiel-Schönberg-Lütjenburg u. s. w. sind nicht störend, denn so vielfach auch die geschäftlichen Verbindungen zwischen der Probstei und Kiel sein mögen, so bietet die vorzügliche Wasserverbindung zwischen Kiel und Laboe bezw. Neumühlen dem Kieler Projekt so viel Konkurrenz, daß die sehr ungünstige Terrainbewegung auf der Kiel-Schönberger Route und der Mangel an Verkehr zwischen Schönberg und Lütjenburg nicht braucht erwähnt zu werden, um das Projekt sehr in Frage zu stellen. Vor Allem ist aber hervorzuheben, daß Preetz der natürlichste Knotenpunkt für den in Betracht kommenden Verkehr aus der Probstei und Lütjenburg nebst Umgegend nach allen Punkten des Jn- und Auslands, nämlich über den Bahnhof Neumünster hinaus ist, und wenn die neulich wieder in Anregung gebrachte Verbindung Ascheberg–Segeberg erst gebaut ist, über Oldesloe in alle Richtungen südwärts.

19. August
• Auf der Strecke von Flensburg bis Glücksburg der Flensburg-Kappeler Spurbahn wurde am gestrigen Tage eine Probefahrt unternommen. Die Fahrt verlief zur allgemeinen Zufriedenheit. Jn Glücksburg ward der erste Zug von einer großen Anzahl Einwohner empfangen und fand sodann in Hotel „Stadt Hamburg“ ein durch entsprechende Reden gewürztes Diner statt. Die Eröffnung dieses Theiles der Bahn wird nunmehr am 20. August erfolgen. Es werden täglich 7 Züge, welche auch die Post befördern, von Flensburg sowie auch von Glücksburg abgelassen werden.

22. August
• Die Arbeiten zu dem am Südende des Elmshorner Bahnhofes zu erbauenden Fahrtunnel sind von dem Betriebsamt in Kiel bereits vergeben worden. Der Bau soll in 8 Wochen beendet sein.

24. August
• Die Eröffnung der Kreis Flensburger Spurbahn auf der Theilstrecke Flensburg-Glücksburg fand am 20. d. Mts., Mittags 12 Uhr 55 Min. statt, nachdem am späten Abend des 19. August erst die ministerielle Erlaubnis zur Befahrung dieser Theilstrecke eingetroffen und dieses durch ein Extrablatt der Kreis Flensburger Spurbahn bekannt gemacht war. Trotzdem hatten sich nur sehr wenige Personen zur Eröffnungsfahrt eingefunden. Die Waggons, welche die rühmlichst bekannte Wagenbauanstalt von H. Heine & Söhne in Preetz geliefert hat und die eine gefällige und elegante Form haben, waren bekränzt und beflaggt, ebenfalls die Stationsgebäude. – Es ist nicht zu zweifeln, daß das Publikum diese schöne und bequeme Beförderung viel benutzen wird.

27. August
• Heute Vormittag trafen in einem aus 20 Salonwagen bestehenden Separatzug die Mitglieder des internationalen Telegraphenkongresses, von Hamburg kommend, hier in Kiel ein. Der Bahnhof, sowohl innen wie außen, war reich mit Flaggen geschmückt.

29. August
• Die Arbeiten an der Gleschendorf-Ahrensböker Eisenbahn sind jetzt so weit fortgeschritten, daß die Eröffnung der Bahn zum 1. November d. J. in Aussicht steht.

31. August
• Nach einer Bekanntmachung der Königlichen Eisenbahn-Direktion wird vom nächsten Neujahr ab eine gänzliche Umwälzung in den gesammten Fahrbilletwesen auf sämmtlichen Staatsbahnen eingeführt werden. Die Billete der ersten Klasse werden gelb, die der zweiten grün, der dritten braun und der vierten (auch die Arbeiterbillets) grau sein. Retourbillets werden außerdem auf der Vorderseite mit weißen Längststreifen versehen und die Militärbillets quer getheilt, halb braun, halb weiß, die Hundebillets ganz weiß. Die Schnell-, Personen- und Retourbillets erhalten einen durch schrägen Schnitt abgetheilten Abschnitt zwecks Verwendung der Billets als Kinderbillet zum halben Fahrpreis. Mit diesem Abschnitt für Kinderbillets, die es gegenwärtig bekanntlich auf den Staatsbahnen nicht giebt, steht eine neue Verordnung in Aussicht, welche die Ausgabe von Kinderbillets zu halbem Fahrpreis demnächst regeln wird. Die Arbeiterbillets tragen auf der Rückseite für jeden Wochentag einen Koupon zum Abreißen bei der Rückfahrt.

7. September
• Das Eisenbahnprojekt Neustadt-Hamburg schreitet nunmehr der Ausführung entgegen. Das Komitee für diese Bahn übertrug in der am 3. d. Mts. in Hamburg stattgehabten Versammlung den Bau und Betrieb dieser Bahn an die Firma Sönderup & Co. in Berlin, nachdem dieselbe die Finanziirung der Bahn mit Hamburger und Berliner Bankhäusern nachgewiesen. Nach den vorgelegten Voranschlägen soll die Bahn auf Hamburger Gebiet doppelgleisig, in ihrem weiteren Verlauf eingleisig, im Übrigen aber mit Vollbetrieb hergestellt werden. Als Dauer für die Fertigstellung der Bahn ist ein Zeitraum von 2 Jahren in Aussicht genommen werden.

9. September
• Vor einigen Tagen waren Regierungsbaubeamte aus Berlin anwesend, welche am Diebsteich in Altona eine Besichtigung vornahmen, die, wie man hört, mit Errichtung eines Centralbahnhofes daselbst in Verbindung steht.
---> ob ich, geboren 1968, die Eröffnung dieses Bahnhofes wohl noch erlebe? ;-)

10. September

• Mit der projektirten Bahn Preetz-Schönberg scheint es Ernst zu werden. Am 6. d. Mts. war in dieser Angelegenheit Herr Baurath Wollheim in Preetz anwesend, um mit den maßgebenden Herren in dieser Sache zu konferiren. Wie man hört, interessiren sich die anliegenden Großgrundbesitzer für die Sache und werden das Land zu einem billigen Preise hergeben, auch dürfte das Kapital leicht aufzubringen sein, da die Landleute der Probstei die Dringlichkeit eines Verkehrsweges zur leichteren Abführung der Produkte anerkennen.

19. September
• Der Wittwe des kürzlich vom Zuge totgefahrenen Bahnwärters Petersen in Hüsby ist von der Königl. Eisenbahn-Direktion zu Altona eine lebenslängliche Rente von 35 M monatlich überwiesen worden.
• Dem Vernehmen nach ist von den Mitgliedern der Eisenbahnkommission, welche in Husum anwesend war, eine Verhandlung über einen gemeinsamen Bahnhof gepflogen worden, die jedoch ein bestimmtes Resultat nicht ergeben hat. Soviel soll feststehen, daß von Seiten der Marschbahndirektion ein vollständiger Bahnhof zu Westen der Stadt erbaut werden wird.

29. September
• O.T.: Wie gemeldet wird, wird der Gesetzentwurf betreffend die Ausführung des Nord-Ostsee-Kanals in Kurzem dem Bundesrathe zugehen. Der Kanal wird östlich von Brunsbüttel in die Elbe einmünden, von da im Thale der Gieselau mit geringen Kurven den südlichsten Punkt der Eider erreichen, von da dem Laufe des Flusses bis Rendsburg folgen und dann in der Richtung des jetzigen Eiderkanals bis zur Mündung in die Ostsee bei Holtenau laufen. Die Linie des Eiderkanals wird derselbe aber nicht strenge innehalten, vielmehr die größeren Krümmungen desselben gradlinig abschneiden. Schleusen sind nur an den beiden Mündungen des Kanals in die Nord- und Ostsee projektirt, um den Eintritt von Springfluthen bezw. der gewöhnlichen Fluth abzuhalten. Die Abmessungen des Kanals sollen 60 Meter Breite am Spiegel, 26 Meter an der Sohle bei 8,5 Meter Tiefe betragen, werden mithin für den Verkehr der größten Kauffahrteischiffe, wie der Panzerschiffe der Kaiserlichen Marine ausreichen.

8. Oktober
• Ein schreckliches Unglück passirte am Montage beim Bahnübergange der Kiel-Flensburger Eisenbahn in der Nähe von Julienlust. Dort wurde in der Dämmerung der hiesige Bierfuhrmann Dreier von der Schlüter‘schen Brauerei mit seinem Gespann von dem Eckernförder Zuge überfahren und nebst seinen beiden Pferden auf der Stelle getödtet. Der Wagen wurde total zertrümmert. Nach Lage der Sache ist mit Wahrscheinlichkeit anzunehmen, daß die Schuld an dem Unglück auf Seiten des Kutschers liegt. Derselbe wird sich zur Zeit der Katastrophe mit seinem Gespann mitten auf dem Bahnkörper befunden haben, während die Barrieren geschlossen gewesen sind. Diese Situation läßt die Annahme zu, daß sich der Kutscher, der allerdings zweifelsohne entweder geschlafen hat oder – – – gewesen ist, gerade in dem Augenblick zwischen den Barrieren befunden hat, während dieselben herabgelassen worden sind. Der Verunglückte hinterläßt Frau und Kinder.
An der Unglückstätte wurden vor zwei Jahren auch zwei Pferde vom Zuge überfahren.
---> Den Bahnübergang gibt es noch, er liegt zwischen Kiel-Hassee und Kronshagen und heißt heute „Hofholzallee“. Mit „– – –“ wird sicherlich „betrunken“ gemeint sein - aber das getraute sich der Redakteur nicht auszuschreiben. Über den Unfall mit den zwei überfahrenen Pferden siehe mein Eintrag unter dem 12. Juli 1882.

13. Oktober

• Der Direktor der Kiel-Eckernförder-Flensburger Bahn, Geheimrath Buresch, konstatirt mit Bezug auf den bei Julienlust vorgekommenen Unglücksfall, es habe schon nach den jetzt geführten Untersuchungen festgestellt werden können, daß die Barrieren des Überganges nicht in dem Augenblicke sich geschlossen haben, in welchem das Fuhrwerk im Begriffe war, die Bahn zu überfahren, sondern daß der Fuhrmann in die geschlossene Barriere, unter Beschädigung der letzteren hineingefahren ist. Ferner sei konstatirt, daß der Fuhrmann selbst bei Annäherung des Zuges in gebückt sitzender Stellung auf dem Wagen verharrte und erst durch das Bremssignal der Lokomotive aufgeschreckt wurde.

15. Oktober
• Die Angelegenheit des bei Julienlust stattgehabten Bahnunfalls macht noch immer viel zu reden. Die Bahnverwaltung dünkt sich von jeder Schuld frei, während von gegnerischer Seite fleißig Zeugenmaterial gesammelt wird, um den Beweis zu führen, daß die Sicherheitsvorrichtungen bei dem Bahnübergange mangelhaft gewesen sind. Jn diesen Tagen haben hier in dieser Angelegenheit Vernehmungen stattgefunden.

26. Oktober
• Das Komitee zur Erbauung einer Sekundärbahn von Hamburg nach Neustadt hielt eine Sitzung im Bahnhofsgebäude Dammthor (Hamburg) ab und faßte den Beschluß, vorbehältlich der Genehmigung des Hamburger Staats sich auf die Grundlage eines vorgelegten Betriebsvertrages bereit zu erklären, den Betrieb genannter Bahn nach dessen Fertigstellung auf 25 Jahre der Firma Sönderup & Co in Berlin zu übertragen.

28. Oktober
• Nachdem der Weiterbau der Marschbahn bis Lunden fertiggestellt, traf dort die erste Lokomotive ein, welche mit Jubel und unter entsprechenden Feierlichkeiten begrüßt wurde.

11. November
• Die Königl. Eisenbahn-Direktion hat für Jagdliebhaber eine längst herbeigesehnte Vergünstigung eintreten lassen. Während der Jagdsaison soll es gestattet sein, bei Unzulänglichkeit der in den Zügen vorhandenen Hundekoupees, beziehungsweise bei dem Vorhandensein einer größeren geschlossenen Jagdgesellschaft, die Mitnahme von Hunden in Personenwagen 3. Klasse gegen Lösung von Hundebillets ausnahmsweise zuzulassen. Jn diesem Falle ist jedoch den Jägern ein besonderes, nicht mit anderen Reisenden zu besetzendes Koupee einzuräumen.

9. Dezember
• Vor 10 Jahren traf in Segeberg der erste planmäßige Eisenbahnzug von Neumünster, von geschmückter Lokomotive geführt, ein. Herr Rechtsanwalt Hedde hielt an die von Neumünster eingetroffenen Fremden, sowie an das auf dem Bahnhofsperron versammelte zahlreiche Publikum eine herzliche Ansprache, welche namentlich darin gipfelte, daß der neugebaute Verkehrsweg zum Wohle der Stadt Segeberg werden möge. Daß er es geworden, haben die verflossenen 10 Jahre des Bahnbetriebes zur Genüge bewiesen.

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Nach nur zwei weiteren Wochen die Nachrichten für 1886:

 

 

2. Januar
• Für die projectirte Eisenbahn Eutin-Lütjenburg, deren Bau von vielen Seiten gewünscht wird, sind verschiedene Linien in Aussicht genommen. Das ursprüngliche Projekt Eutin-Sielbek-Benz-Kletkamp-Lütjenburg wird schwerlich zu Stande kommen, da auf der Strecke zwischen Eutin und Benz ganz bedeutende Terrainschwierigkeiten zu überwinden sind, und ist auch der Großherzog nicht für diese Route, da dieselbe die schönsten Punkte an der Ostseite des Kellersees durchschneiden würde. Eine andere Linie ist nun an einer neulich in Plön stattgehabten Versammlung projektirt und würde die Bahn danach von Eutin aus über Gremsmühlen, Malente, Hotel Holsteinische Schweiz, Malkwitz, Söhren, Kletkamp nach Lütjenburg gehen. Kletkamp wird jedenfalls berührt und in der Nähe hiervon ein Bahnhof angelegt werden, da in diesem Falle der Besitzer, Graf von Brockdorff, die Summe von 100 000 M zum Bau der Bahn hergiebt. Ein drittes Projekt Plön-Lütjenburg findet wenig Unterstützung, und dürfte auf dieser Linie auch nicht der Verkehr zu erzielen sein, den man mit Recht erwartet, wenn die Bahn von Eutin ausgeht.

6. Januar
• Mit dem 1. Januar 1886 traten unter Aufhebung aller bisherigen Bestimmungen die nachstehenden Tarifbestimmungen für die Beförderung von Kindern auf den deutschen Eisenbahnen in Kraft:
1) Kinder unter 4 Jahren werden frei befördert, wenn ein besonderer Platz für dieselben nicht beansprucht wird.
2) Kinder im Alter von 10 Jahren und darüber genießen keine Tarifermäßigung.
3) Ein Kind im Alter von 4 – 10 Jahren wird in allen Wagenklassen und bei allen Zuggattungen zur Hälfte des Fahrpreises für Erwachsene befördert. Die Fahrpreise für Kinderbillets werden auf volle 10 Pf. abgerundet.
4) Zwei Kinder im Alter von 4 – 10 Jahren werden in allen Wagenklassen und Zuggattungen auf ein einfaches Billet der betreffenden Klasse befördert.
5) Soweit überhaupt Freigepäck gewährt wird, werden auf ein ganzes 25 Kg., auf ein Billet zum halben Fahrpreise 12 Kg. Freigepäck zugestanden.
6) Für einzelne Kinder im Alter von 4 – 10 Jahren werden gewöhnliche Billets ausgegeben, welche durch schräge Abtrennung der eigentlichen Billets von einem bei der Billetexpedition verbleibenden Stammende der Billets hergestellt werden.
7) Diese Bestimmungen finden auch auf Retourbillets, Rundreisebillets und Billets in Form von Kouponbüchern Anwendung.

13. Januar
• Ein außerordentlich reges Leben hat sich seit Verstaatlichung der Altona-Kieler Bahn auf dem Altonaer Bahnhof entwickelt, wozu besonders beigetragen, daß jetzt die 7 Uhr 55 Min. von Frankfurt, 9 Uhr 5 Min. von Köln, 6 Uhr 25 Min. von Wien, 3 Uhr 15 Min. und 10 Uhr 15 Min. von Berlin kommenden Züge von allen diesen Stationen, auf dem Klosterthorbahnhof haltend, direkt in den Altonaer Hauptbahnhof einlaufen, mit engem Anschluß an die Züge nach dem Norden. Über 100 Personenzüge laufen täglich in Altona ein, wozu bei Verspätung der Hauptzüge von über 15 Minuten noch verschiedene Lokal-Extra-Züge hinzukommen, die im Jnteresse des Publikums eingelegt werden, zwecks rascher Verbindung zwischen Altona und dem Venloer, sowie Berlin-Hamburger Bahnhof.

24. Januar
• Die geplante Bahn Eutin-Lütjenburg wird vielfach besprochen, doch dürfte die eifrig verbreitete Nachricht, der Großherzog von Oldenburg habe 500 000 M dazu geben wollen, wohl auf Jrrthum beruhen. Es ist auch die Jdee ins Auge gefaßt, die Bahn statt in Eutin, in Gremsmühlen in die Ostholsteinische einmünden zu lassen; es würde diese Strecke weniger Erdarbeit verursachen, wenig Waldungen durchschneiden, daß Kirchdorf Neukirchen berühren und 250 000 M Baukosten ersparen.

7. Februar
• An dem Zustandekommen der Bahn Eutin-Lütjenburg ist wohl nicht mehr zu zweifeln. Graf Brockdorff von Kletkamp hat für den Fall, daß sein Gut berührt wird, die Summe von 100 000 M zugesagt.
Der Besitzer des Hotels zur „Holsteinischen Schweiz“ am Kellersee, Herr Janus in Eutin, beabsichtigt, um eine bessere Verbindung mit Gremsmühlen herzustellen, einen Kanal vom See bis zum Bahnhofe durchzustechen und dabei nicht dem Lauf der Schwentine zu folgen. Es ist dies wiederum ein großartiges Unternehmen, welches Tausende kostet und erst nach Zustimmung der Anlieger wird in Angriff genommen werden können.

15. Februar
• Dem Mittags 1 Uhr 15 Minuten in Neumünster fälligen Personenzuge vom Norden passirte heute das Malheur, daß an dem im Zuge befindlichen Bahnpostwagen, vermuthlich zwischen Nortorf und Neumünster, von einem der Mittelräder der Reif sich vollständig loslöste, so daß das Rad nur noch aus der Achse und den Speichen bestand. Man ward den Schaden nicht eher gewahr, bis der Zug in den Bahnhof Neumünster einfuhr. Der Postwagen wurde hier sofort aus dem Zuge ausrangirt und die Postsachen in mehrere Koupees 3. Klasse verladen, welche zu diesem Zweck bereitgestellt waren. Der Zug wurde dann mit 10 Minuten Verspätung nach Altona expedirt. Aller Wahrscheinlichkeit liegt ein Radreifenbruch vor, da andernfalls, wenn der Radreifen sich im Ganzen losgelöst hätte, dieser leicht unter die nachfolgenden Räder gerathen wäre und so eine Entgleisung herbeigeführt hätte.

2. März
• Die seit zwei Tagen unterbrochene Bahnverbindung mit dem Norden ist seit gestern Abend wiederhergestellt. Bei Pattburg saßen vom Sonnabendmorgen bis Sonntagabend 4 Lokomotiven, 2 Personenzüge und ein Schneepflug fest. Einige Passagiere kamen Sonntagvormittag, nachdem sie die Nacht im Waggon zugebracht hatten, zu Fuß hier in Flensburg an. Der Schneepflug vermochte nicht die kompakte festgefrorene Schneewand zu durchbrechen, erst einer kleinen Armee von Schneeschauflern gelang es, freie Bahn zu schaffen. Auch auf der Kiel-Flensburger Bahn fahren wieder die regelmäßigen Züge.

16. März
• Heute morgen hat sich am Klosterthorbahnhof in Hamburg ein erschütternder Unglücksfall zugetragen. Wie von Augenzeugen bekundet wird, ist ein Wagen durch das Scheuen des Pferdes zwischen 2 Züge gerathen, indem das Fuhrwerk die Sperrkette sprengte. Das Unglück war in einem Moment geschehen und bot ein entsetzliches Bild. Der eine Knabe, ein Junge von 9 Jahren, wurde sofort von der Maschine zermalmt, so das man faktisch die einzelnen Körpertheile zusammenlesen mußte. Der zweite Knabe und der Kutscher wurden so schwer verletzt, daß sie nach einer Stunde, in bewußtlosem Zustande, von ihrem Leiden erlöst waren. Der Wagen war zertrümmert und das Pferd mußte auf der Stelle getödtet werden.

21. März
• Zu dem Unglück zwischen dem Berliner- und Klosterthorbahnhof können wir zu unserer Freude hinzufügen, daß der Fuhrmann des überfahrenen Butterwagens mit dem Leben davongekommen ist und sich bereits auf dem Wege der Besserung befindet; auch ist der eine der beiden Knaben nur leicht verletzt. Die Ersetzung der leicht gesprengten Sperrketten durch Schlagbäume ist um so notwendiger, als seit einiger Zeit nicht nur Güter-, sondern auch Personenzüge zwischen den genannten beiden Bahnhöfen die lebhafte Passage zwischen der Altstadt und St. Georg kreuzen.

29. März
• Ein entsetzlicher Unglücksfall ereignete sich am Sonntag auf der Bahnstrecke zwischen Nortorf und Neumünster. Der bei Timmaspe stationirte Bahnwärter war für Sonntag beurlaubt und an seiner Stelle hatte der Hülfswärter Claus Delfs den Bahndienst zu versehen. Als der Vormittagszug von Flensburg angefahren kam, befanden sich in der Nähe der Wärterbude einige Hühner auf dem Bahngeleise, welche Delfs noch schnell wegjagen wollte. Diese Absicht sollte den Ärmsten sein eigenes Leben kosten; denn kaum bei den Geleisen angekommen, fiel der Unglückliche und in demselben Augenblick brauste der Zug auch schon heran, der Bahnwärter gerieth unter die Räder desselben. Auf gegebenes Nothsignal wurde der Zug alsbald zum Stehen gebracht, worauf er dann bis zur Unglücksstätte zurückfuhr. Beim Anblick des entsetzlich verstümmelten Leichnams fielen mehrere im Zug befindliche Damen in Ohnmacht. – Die gerichtliche Untersuchung wurde am Sonntag noch eingeleitet. Der Verunglückte hinterläßt Frau und 4 Kinder.

5. April
• Auf der Straßenbahn in Kiel wurden im verflossenen Monat ca. 40 000 Personen befördert, wodurch eine Einnahme von ca. 4000 M erzielt wurde.

17. April
• Seitens der Regierung wird in den nächsten Tagen mit dem Nivellement einer Eisenbahn von Kiel nach Schönberg (Propstei) begonnen werden. Vor der Hand soll nur diese Strecke in Aussicht genommen sein, doch unterliegt es keinem Zweifel, daß, um eine bequeme und kürzere Verbindung mit dem gesammten ostholsteinischen Küstengebiet zu schaffen, die Bahn bald ins Land Oldenburg hinein weitergeführt werden wird.
• Bei Bredstedt haben an den Erdarbeiten der Westbahn beschäftigte Arbeiter die Arbeit niedergelegt, weil sie nach ihrer Aussage bei 12stündiger Arbeit nur 2 M. täglich verdienen konnten.

21. April
• Auf der Strecke Hamburg–Wandsbeck wurde ein Arbeiter von dem Straßen-Dampfwagen übergefahren und vollständig zermalmt.
• Auf derselben Linie sind in den letzten Tagen Probefahrten mit neu konstruirten Wagen, die durch Elektricität getrieben werden, gemacht worden.
• Am Sonnabend gingen von Marne 215 Stück Mastochsen mit der Marschbahn ab, die zu St. Michaelisdonn mit 40 Stück Mastochsen, die von Meldorf kamen, zusammentrafen. Das war ein stattlicher Zug, wie er nur selten vorkommt.

3. Mai
• Zwischen Neumünster und Boostedt, einem Dorfe mit reicher Ziegelfabrikation, soll eine Feldspurbahn angelegt werden. Dieselbe wollen die Unternehmer Orenstein & Koppel in Berlin ausführen. Man glaubt in betheiligten Kreisen an die Rentabilität der Anlage.

8. Mai
• Heute Vormittag passirte mittelst Extrazug von Berlin kommend, Cirkus Renz den Bahnhof Neumünster. Nach reichlich einer Viertelstunde Aufenthalt hierselbst fuhr der Zug nach dem Norden weiter. Jn 7 Personenwaggons befand sich das ca. 250 Köpfe starke, aus allen Völkern zusammengewürfelte Künstler- und Bedienungspersonal; in 32 Güterwaggons die Pferde, sonstige Thiere und Requisiten. Renz geht nach Kopenhagen.

9. Mai
• Auf der Pferdebahnstrecke Barmbeck–Rathhausmarkt sind jetzt 2 Wagen mit elektrischem Betrieb eingestellt. Fast unheimlich berührt der Anblick der geräuschlos ohne einen sichtbaren Motor dahinrollenden Vehikel. Die Akkumulatoren, die nach jeder Fahrt auf dem Depot von Neuem mit Elektricität gefüllt werden müssen, sind innerhalb des Wagens unter den Sitzen angebracht.

21. Mai
• Der Sommerfahrplan der Königl. Eisenbahn-Direktion Altona, gültig vom 1. Juni d. J. ist erschienen und durch die Stationen zu beziehen. Der Plan zeichnet sich durch große Übersichtlichkeit aus – eine Übersichtskarte des Eisenbahn-Direktionsbezirks erleichtert das schnelle Auffinden der Strecken.

23. Juni
• Der Butterhändler Karow, durch dessen Schuld am 16. März bei der Überfahrt am Klosterthorbahnhof das gräßliche Unglück der Tödtung eines Knaben herbeigeführt worden ist, wurde wegen fahrlässiger Tödtung und Gefährdung eines Eisenbahnzuges zu 9 Monaten Gefängniß verurteilt.

27. Juni
• Die Eröffnung der Kreiseisenbahn Flensburg-Kappeln wird am 30. Juni stattfinden, wozu die Kreiseisenbahnkommission ihre Einladungen bereits erlassen hat. Die Abfahrt des Festzuges erfolgt von Flensburg 8 Uhr Morgens, Ankunft in Glücksburg 8,35 Uhr, Abfahrt von dort 8,50 Uhr, Ankunft in Langballig 9,17 Uhr, wo nur 5 Minuten Aufenthalt ist. Um 9,59 Uhr trifft der Zug in Steinbergkirche ein. Abfahrt von dort 10,20 Uhr. Jn Gelting trifft der Zug um 11,1 ein, weilt daselbst 20 Min. und langt um 12 Uhr in Kappeln an, woselbst um 12½ Uhr im „Strandhotel“ das Festessen eingenommen wird. Die Rückfahrt von Kappeln ist auf 6 Uhr angesetzt, die Ankunft in Flensburg auf 9,12 Uhr.
Die Eröffnung der Kreiseisenbahn wird jedenfalls viel zur Hebung des Verkehrs zwischen dem östlichen Angeln und Flensburg beitragen und namentlich auch für die an der Bahn liegenden Ortschaften und Dörfer von großem Vortheil sein. Jn erster Linie dürfte das reizend an der Ostsee belegene Steinberghaff das Ziel von Touristen und Ausflüglern bilden. Auch Kappeln wird voraussichtlich mancher Vortheil aus diesem Bahnverkehr erwachsen.

10. Juli
• Ein bedauerlicher Unglücksfall ereignete sich auf dem Bahnhofe zu Kiel. Ein Arbeiter gerieth beim Rangiren unter die Wagenräder und war auf der Stelle eine Leiche.

14. August
• Die bisher projektirte Weiterführung der Spurbahn Flensburg-Kappeln nach Eckernförde scheint sich nunmehr verwirklichen zu wollen. Am Freitag v. W. wurde in der Stadtverordneten-Sitzung zu Kappeln beschlossen, zu den bisher gezeichneten 50 000 M. noch weitere 15 000 M. hinzuzulegen, so daß Kappeln sich mit 65 000 M. an den Bahnbau beteiligen würde. Von Kappeln ist jedoch hieran die Bedingung geknüpft, daß die Bahn von hier direkt über die Schlei nach Schwansen geführt wird. Wie wir hören, soll das Zustandekommen der Bahn so gut wie gesichert sein.
• Auf der neu erbauten Bahnstrecke Heide-Lunden sind in diesen Tagen die Bahnbeamten eingetroffen. Dem Vernehmen nach wird die Strecke zum 1. September dem Verkehr übergeben werden.

31. August
• Heute wurde die landespolizeiliche Besichtigung der Bahnstrecke Heide-Lunden vorgenommen. Der letztgenannte Ort war deshalb festlich geschmückt und auch auf dem in der Nähe desselben belegenen neuen Bahnhof waren zur Feier des Tages Ehrenpforten und Guirlanden angebracht. Die mit der Aufsicht betrauten Herren trafen gegen Mittag auf diesem Bahnhof ein und wurden daselbst unter Musik von der Kirchspiels- und Fleckensvertretung empfangen. Jn Heim’s Gasthof wurde dann gefrühstückt und darauf eine Weiterfahrt bis Friedrichstadt gemacht, um die in Bau begriffene Eiderbrücke in Augenschein zu nehmen. Nachmittags 4 Uhr kehrte der Zug wieder retour. Der Verkehr auf der neuen Bahnstrecke Heide-Lunden wird morgen früh eröffnet. Es werden täglich 3 Züge auf derselben hin- und zurückfahren. Die Fahrzeit beträgt ½ Stunde.

8. September
• Der Bau der Eisenbahnlinie Schwarzenbek-Oldesloe geht langsam von statten. Die Strecke Schwarzenbek-Trittau ist soweit fortgeschritten daß das Schienengeleise bis an den Fluß Bille, kurz vor Trittau, gelegt ist. Um diese Strecke mit der schmalspurigen Arbeitslokomotive befahren zu können, ist nur die eine Seite des Schienenstrangs definitiv festgelegt. Es arbeiten augenblicklich ungefähr 100 Arbeiter auf der Strecke Schwarzenbek-Trittau. Die auszuführenden Bahnhofsgebäude sind nunmehr in Submission vergeben und sollen in Kürze in Angriff genommen werden. Die Eröffnung der ganzen Bahnlinie dürfte kaum vor Jahresfrist zu erwarten sein.

10. September
• Mit Beendigung des Manövers und Entlassung der Reserven beginnt für unsere Bahnhofsbeamten in Neumünster eine, zwar nur wenige Tage andauernde, aber schlimme Zeit, in welcher es ihnen mitunter kaum möglich ist, ohne Machtwort die Ordnung auf dem Bahnhofe aufrecht zu erhalten. Die braven Vaterlandsvertheidiger, die „treu gedient ihre Zeit“ und nun zu „Muttern“ heimfahren, stellen während einiger Tage das Hauptkontingent der Bahnpassagiere; dieselben entwickeln dann bei dem jedesmaligen Aufenthalt der Züge hierselbst einen so ungebundenen Humor und tummeln sich so keck zwischen den Zügen umher, daß die ganze Aufmerksamkeit und Energie eines gut geschulten Bahnpersonals dazu gehört, die Mannschaften einigermaßen in Ordnung zu halten und den Bahnverkehr für das übrige Publikum nicht zu erschweren. – Heute morgen kam bereits eine Abtheilung Pionier-Reservisten hier durch, selbstverständlich unter dem obligaten Geschrei, Flaschenschwenken, Gesang und was dergleichen Allotria mehr. „Das sind die ersten, wären nur erst die letzten durch!“ hörten wir einen ergrauten Beamten seufzen.
• Der Lokomotivführer des 8 Uhr 15 Minuten Abends in Neumünster fälligen Zuges bemerkte gestern kurz nach dem Verlassen des Bahnhofes zu Ascheberg im Scheine der Laterne einen Gegenstand auf dem Bahnkörper liegen. Trotz sofortigen Bremsens war der Zug nicht schnell genug zum Stehen zu bringen; es wurde der Gegenstand, wie sich nachher herausstellt, ein ältlicher, dem Anschein nach dem Landmannsstande angehöriger Mann überfahren und derselbe sofort getödtet. Es befindet sich an der Unfallstelle keinerlei Bahnübergang, sodaß man bis jetzt vollständig im Unklaren darüber ist, wie der Verunglückte auf die Schienen gerieth. Ob Unglücksfall oder Selbstmord vorliegt, wird die Untersuchung vielleicht ergeben.

27. September
• Jemehr sich die günstige Jahreszeit ihrem Ende nähert, eine um so größere Thätigkeit entfaltet die Baugesellschaft zur Fertigstellung der Eisenbahnbrücke bei Friedrichsstadt um mindestens die Pfeiler, welche noch in der Eider gebaut werden sollen, vor Eintritt der ungünstigen Witterung ihrer Vollendung entgegen zu führen. Neue Dampfmaschinen mit ungefähr 60 Pferdekräften sind in Betrieb und werden fast alle Tag und Nacht in Thätigkeit erhalten. Fremde Besucher, welche jetzt immer zahlreicher hier erscheinen, um die Arbeiten in Augenschein zu nehmen, sprachen ihre Verwunderung aus über den großartigen Anblick, welchen der Bau ihnen gewährt. Es steht zu erwarten, daß der Besuch Fremder noch solange zunehmen wird, als die Witterung solches erlaubt, ehe die eintretende Nässe die Wege zur Baustelle grundlos macht.
Zur Orientierung mögen noch folgende Bemerkungen dienen, um so mehr, als in letzter Zeit zum Theil unrichtige Nachrichten über die Anlage verbreitet sind. Die Länge der ganzen Strecke von Deich zu Deich beträgt 413 Meter, während das Strombett nur 230 Meter breit ist. Neun Pfeiler werden die Brücke, welche in ihrer Mitte von Trapezträgern gehalten wird, tragen. Jn der Mitte wird eine Drehbrücke zum Durchlassen der Schiffe angebracht, welche sich auf einem starken Pfeiler drehen wird, so das Wasser beiderseits des Pfeilers freigebend. Diese Drehbrücke wird wohl die größte sein, welche in unserer Provinz und weit über ihre Grenzen gebaut worden ist und wird gewiß zu jeder Zeit durch ihre gewaltige Dimension Besucher herbeilocken. Die im Strombette ausgeführten Pfeiler werden so stark gebaut, daß sie den Sturmfluthen und dem zeitweilig mit furchtbarer Gewalt eintretenden Eisgange mit Leichtigkeit Stand halten können. Sie sind so breit gebaut, daß wenn sich einst das Bedürfniß dazu herausstellen würde, auf derselben neben der Eisenbahnbrücke eine Fahrbrücke hergestellt werden kann, eine Vorsicht, welche der Minister bei Bewilligung der Bausumme zur Bedingung gemacht hat.

2. Oktober
• O.T.: Bekanntlich sind für den Nordostsee-Kanal drei Schleusen projektirt, nämlich an der Elbe bei Brunsbüttlerhafen, an der Eider bei Wittenbergen und am Kielerhafen bei Friedrichsort; ferner 6 Drehbrücken, je eine für die vier Eisenbahnen und je eine für die Chaussee Jtzehoe-Rendsburg und Kiel-Eckernförde; drei Dampffähren, je eine für die Chaussee Jtzehoe-Brunsbüttel, Jtzehoe-Meldorf, Jtzehoe-Heide, und endlich einige Handfähren für die übrigen Wege.

13. Oktober
---> zum besseren Verständnis: Der Bahnhof Schleswig lag damals noch an einer eingleisigen Strecke. Mit „Bremssignal“ ist das „Halt!“-zeigende Einfahrsignal aus Ri. Jübek gemeint. Der zuvor aus Ri. Rendsburg kommende Güterzug hatte sich bei der Einfahrt in das Kreuzungsgleis verbremst und stand in der Einfahrweiche der Gegenrichtung.

• Ein größeres Eisenbahnunglück hat sich am 9. d. Mts. früh auf der Bahnstation Schleswig ereignet, was die Direktion des Flensburger Betriebsamt veranlaßt hat, sich sofort per Separatzug nach dort zu begeben. Aus authentischer Quelle erfahren wir nun, daß der von Jübek nach dem Süden bestimmte Viehzug, welcher mit 2 Maschinen versehen war, in den in Schleswig haltenden, vom Süden kommenden Güterzug gerannt ist. Der Zusammenstoß muß furchtbar gewesen sein. Jnfolge des Nebels konnte der bedauernswerte Lokomotivführer des Viehzuges das Bremssignal nicht wahrnehmen und fuhr der Zug mit Vehemenz in den Güterzug hinein, die schrecklichsten Verheerungen anrichtend. Die Lokomotiven (alle 3) und ca. 12 Wagen mit Vieh und Gütern wurden schwer beschädigt, die übrigen Wagen sind mehr oder weniger gut davongekommen. Leider ist auch der Tod eines Schaffners zu beklagen. Eine Untersuchung ist seitens des Flensburger Betriebsamts sogleich eingeleitet. – Jnfolge der theilweise zertrümmerten, theils umgestürzten Wagen resp. Maschinen waren die Geleise auf dem Terrain vor dem Schleswiger Bahnhof unfahrbar geworden, so daß der um 10 Uhr 25 Min. Vorm. vom Süden eintreffen sollende Zug in Wegfall kam. Durch Nachsendung von Arbeitskräften und Hülfsmaschinen ist es später ermöglicht worden, die Geleise freizulegen und den Verkehr nach allen Richtungen wiederherzustellen.
• Die Königliche Eisenbahndirektion Altona erläßt eine Bekanntmachung in Betreff der erfahrungsmäßig alle Jahr eintretenden Massentransporte an Feldfrüchten und der großen Jnanspruchnahme des Wagenparks durch die Kohlentransporte. Die Direktion hebt hervor, daß ihrerseits alles aufgeboten werde, um den Verkehrsansprüchen Genüge zu leisten und einen Wagenmangel vorzubeugen, und macht das Publikum aufmerksam, daß ihre Bestrebungen nur dann von Erfolg sein können, wenn dieselben beim Publikum eine entsprechende Unterstützung finden. Das Publikum und die Geschäftsleute, welche daher zum Winter größere Quantitäten Kohlen bedürfen, werden ersucht, sowohl die betreffenden Bestellungen schleunigst zu machen, als auch demnächst für tunlichst rasche Be- und Entladung der Wagen Sorge tragen zu wollen. Zugleich ersucht die Direktion, die Zuführung der Güter so einzurichten, daß die Leistungsfähigkeit der Empfänger nicht auf einmal zu stark in Anspruch genommen wird, sondern sich auf längere Zeiträume gleichmäßig vertheilt.

18. Oktober
• Jn nicht allzuferner Zeit wird Barmstedt eine Bahn erhalten. Es fand dort eine öffentliche Versammlung, betreffend den projektirten Bahnanschluß an die Altona-Kaltenkirchener Bahn statt. Die Baukosten der 11 km. langen Bahnstrecke betragen gegen 400 000 M. Die Hälfte dieser Summe wird, wie der Bauunternehmer v. Kintzel mitteilte, die Altona-Kaltenkirchener tragen, wenn Barmstedt und die anliegenden Grundbesitzer die andere Hälfte und den benötigten Grund und Boden zur Verfügung stellen werden. Die Himmelmoor-Direktion, sowie die Besitzer der Feldmark Heede haben sich dazu schon bereit finden lassen.

21. Oktober
• Die Königl. Eisenbahndirektion in Altona hebt mit dem 1. November eine seit nahezu 10 Jahren bestehende angenehme Vergünstigung der früheren Altona-Kieler Bahn auf, nämlich daß die für Personenzüge gelösten Billets auf den Nebenbahnen auch zur Mitfahrt in den Schnellzügen berechtigen. Von den Reisenden wird diese Veränderung unangenehm empfunden werden, indem dieselben von den schleswig-holsteinischen Seitenbahnen für alle Züge Durchgangsbillete erhalten konnten, künftig aber nur bis zur Station der Hauptbahn die Billets lösen können, sobald für die Weiterfahrt ein Schnellzug in Frage kommt.

23. Oktober
• Die Königliche Eisenbahndirektion zu Altona veröffentlicht über das Schleswiger Eisenbahn-Unglück Folgendes: „Der von Süden kommende Güterzug 312 hatte fahrplanmäßig in Schleswig mit dem regelmäßig mehrmals in der Woche verkehrenden Extra-Viehzug 751 zu kreuzen. Der zuerst rechtzeitig um 6 Uhr 8 Min. früh eingetroffene Güterzug ragte bei einer Stärke von 110 Achsen über die Einfahrtsweiche, welche der Viehzug passiren sollte, hinaus und mußte somit noch Rangirbewegungen vornehmen, um die Weiche frei zu machen. Zur Sicherung dieser Rangirbewegungen war der Bahnhofsabschlußtelegraph*, welcher etwa 400 Meter vor der Weiche sich befindet, auf „Halt“ gestellt. Der Lokomotivführer des Extra-Viehzuges fuhr trotzdem bei demselben vorüber und stieß so mit dem Güterzuge zusammen. Von der Station aus ist durch verschiedene Personen auf eine Entfernung von 400–600 Meter das Haltesignal vom Abschlußtelegraphen gesehen worden. Das Fahrpersonal will dasselbe erst auf eine Entfernung von 100–150 Meter erkannt haben. Der Führer des Extra-Viehzuges ist nach beendigter vorläufiger Untersuchung vom Dienst suspendirt. Das Gericht wird über die Schuldfrage entscheiden. – Die im Zusammenhang mit der Schilderung dieses Unfalls gebrachte Mittheilung mehrerer Blätter, daß Lokomotivführer in 10 Tagen kein Bett zu sehen bekommen, und daß Stationsleiter eine tägliche 19stündige Dienstzeit zu absolviren hätten, ist eine schlechte Erfindung. Die ferner aufgetauchte Behauptung, daß der Lokomotivführer des Extra-Viehzuges 40 Stunden Dienst gehabt habe, ist gleichfalls eine grobe Unwahrheit. Derselbe hat seinen Dienst am Freitag abend zwischen 9 und 10 Uhr angetreten, war somit zur Zeit des Unfalles noch nicht 9 Stunden im Dienst, nachdem er vorher eine Ruhezeit von 21 Stunden gehabt hatte. Wenn schließlich in einzelnen Blättern insinuirt** wird, daß die Staatseisenbahnverwaltung auf Kosten der Betriebssicherheit Ökonomie treibe, so ist dies eine willkürliche und haltlose Unterstellung.“
---> * = Einfahrsignal ** = unterstellt
---> über die Gerichtsverhandlung vor der Flensburger Strafkammer wurde in der Preetzer Zeitung zwar nicht berichtet, aber in der vom 4. Januar 1888 steht geschrieben, daß das Urteil gegen den Lokomotivführer (zwei Monate Gefängnis) seitens des Reichsgerichtes zu Leipzig umgestoßen wurde.
---> mir selbst ist unklar, ob der Lokomotivführer des Viehzuges das Halt!-zeigende Einfahrsignal bei der Vorbeifahrt bemerkte oder völlig ungebremst gegen den Güterzug prallte & weil doch das Fahrpersonal das Signal auf 100–150 Meter Entfernung erkannte.

26. Oktober

• O.T.: Das definitive Ergebnis der Volkszählung ausgewählter* Städte in der Provinz Schleswig-Holstein im Jahre 1885:
Altona = 104719 Einwohner, Burg a. F. = 2709, Eckernförde = 5605, Elmshorn = 8718, Flensburg = 33315, Friedrichstadt = 2512, Garding = 1796, Glückstadt = 5483, Heide = 7355, Heiligenhafen = 2320, Husum = 6267, Jtzehoe = 10772, Kappeln = 2660, Kellinghusen = 2158, Kiel = 51706, Krempe = 1208, Lauenburg = 4867, Lütjenburg = 2400, Meldorf = 3449, Mölln = 4302, Neumünster = 13658, Neustadt = 4118, Oldenburg = 2482, Oldesloe = 4334, Ottensen = 18630, Pinneberg = 3286, Plön = 3033, Preetz = 4889, Ratzeburg = 4217, Rendsburg = 12153, Schleswig = 15188, Segeberg = 4701, Tönning = 3248, Uetersen = 5056, Wandsbeck = 17763, Wedel = 1830 und Wilster = 2538 Einwohner.
---> gemeint sind solche Städte, die zum Bezirk der späteren BD Hamburg passen. Einige Städte (z. Bsp. Eutin, Lübeck) fehlen übrigens deshalb, weil sie damals nicht zur Provinz Schleswig-Holstein gehörten.

6. November

• Der Eisenbahnminister Maybach hat eine Verfügung erlassen, welche dem Staatseisenbahn-Beamtenpersonal ein höfliches und rücksichtsvolles Betragen dem Publikum gegenüber zur besonderen Pflicht macht.
• Der Bahnkörper der Schwarzenbek-Oldesloer Eisenbahn ist nunmehr in seiner Gesammtlänge so weit fertig gestellt, daß mit dem Legen der Schwellen und Schienen bereits der Anfang gemacht wurde.

13. November
• Die Königl. Eisenbahndirektion in Altona hat die Lieferung von 3740 Tonnen Stahlschienen zur Hälfte an Krupp in Essen und an die Aktiengesellschaft Phönix in Ruhrort vergeben. Es ist erfreulich, daß die ausländischen Offerten nicht acceptirt wurden, oder werden konnten, weil sie meistens einen höheren Preis, als 105 M. pro Tonne enthielten.

29. November
• Morgen wird in Kiel der Eisenbahnpräsident Krahn aus Altona erwartet, um die projektirte Eisenbahnlinie Kiel-Schönberg zu besichtigen.

4. Dezember
• Als der Sonntag Abend 8 Uhr 50 Min. von Eckernförde nach Kiel fahrende Zug eine kurze Strecke jenseits Gettorf gekommen war, versuchten zwei Arbeiter, welche in Gettorf hatten aussteigen wollen, solches aber infolge Einschlafens verpaßt hatten, vom Zuge herabzuspringen. Während dieses dem Einen glücklich gelang, gerieth der Andere unter die Räder und wurde sofort getödtet.

 

Immer wieder erschreckend die Vielzahl von Unglücken. Man kann schon den Fortschritt bei den Sicherheitsbestimmungen in den letzten 125 Jahren sehen.

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  • 2 Wochen später...

Nach dem Krieg 1870/71 wurde die sogenannte Kanonenbahn voran getrieben, die Schaffung einer Verbindung von Berlin nach Metz unter Berücksichtigung bereits bestehender Strecken.
Damit zusammen hängt der Bau der Moselstrecke von Koblenz nach Trier in den Jahren 1874-1879. Folgt die Strecke überwiegend dem linken Moselufer, so wird südlich von Cochem eine Moselschleife durch den Kaiser-Wilhelm-Tunnel abgekürzt. Dieser Tunnel war für über 100 Jahre der längste Eisenbahntunnel Deutschlands.

 

Nicht nur der Tunnelbau als solches war eine enorme Leistung, der Tunnel brauchte auch schnell eine bessere Belüftung. Fuhren zuerst nur etwa 70 Züge pro Tag durch den Tunnel, so reichte die Lüftung schon ab 1880 nicht mehr aus. Deshalb wurde ab 1904 eine Belüftungsanlage mit Saccardodüse eingebaut. 1905 fuhren bereits 120 Züge pro Tag durch den Tunnel und dies bei deutlich gestiegenen Verkehrsleistungen sprich Kohleverbrauch.

 

Interessant sind dabei folgende Dokumente (gefunden auf einer sehr schönen Seite über den Tunnel):

 

Deutsche Bauzeitung 1876

Zeitschrift für Bauwesen 1886

Centrall der Bauverwaltung 1889

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  • 1 Monat später...

Inzwischen sind wir im Jahr 1887:
 

2. Februar
• Der Bauunternehmer Husen in Bredstedt hat von der Königl. Staatsbahn die Herstellung der erforderlichen Schneewälle von Flensburg bis zur dänischen Grenze, ungefähr 160 000 kbm. Erdbewegung angenommen.

5. Februar
• Jm Laufe des vorigen Jahres hegte bekanntlich ein Privatcomitee den Plan, eine Eisenbahnverbindung von Itzehoe über Wrist, Segeberg nach Lübeck anzulegen. Während die Strecke Itzehoe-Wrist bereits vom Staate erbaut wird, hatte das Komitee für den Rest der Linie um eine Konzession nachgesucht. Die Lübecker Handelskammer teilt jetzt mit, daß der Eisenbahnminister das Komitee abschlägig beschieden hat, mit dem Bemerken, daß, falls das Bedürfnis für den Ausbau der weiteren Linie bis Lübeck sich herausstellen sollte, dieselbe auf Staatskosten erbaut werden würde.

7. Februar
• Nachdem im vorigen Jahre sich Dienstmänner am Bahnhof in Neumünster postirten, gewiß zur Bequemlichkeit manches Fremden wie Einheimischen, der Gepäck befördert haben will, soll nunmehr vom 8. d. M. zu allen Personenzügen eine Droschke am Bahnhofe halten. Wir fürchten aber, daß der Unternehmer nicht gerade glänzende Geschäfte wird machen, dazu ist Neumünster noch zu wenig „Großstadt“!
---> im Herbst 1886 hatte Neumünster 13658 Einwohner

26. Februar

• Der Lieblingswunsch der Altonaer, einen Centralbahnhof zu bekommen, wird nicht in Erfüllung gehen, indem jetzt definitive Entscheidung über den Bau des Eisenbahndirektionsgebäudes und Verlegung des Hauptbahnhofes getroffen ist. Die Ausführung wird eine große Umwälzung in der ganzen Situation des betreffenden Stadttheils hervorbringen. Nach dem Plan soll das alte Empfangsgebäude weggebrochen und das Terrain benutzt werden, um darauf das Eisenbahndirektionsgebäude zu errichten. Die Straßenfront des Bahnhofsterrains wird bis zur Marktstraße als Bauplatz verkauft werden. Der Personenbahnhof endlich wird zwischen Lobusch und Gr. Bergstraße zu liegen kommen.
Es ist begreiflich, daß das Bekanntwerden dieser Pläne teilweise Freude, teilweise Bestürzung hervorbringen muß, indem ganze Straßen dem Verkehr entzogen, andere demselben erschlossen werden und ein Steigen und Fallen einzelner Grundstücke unausweichlich ist.

6. März
• Am Freitag war der Präsident der Altonaer Eisenbahndirektion, Herr Krahn, mit 3 anderen Herren von der Direktion in Lütjenburg anwesend, nachdem eine Besichtigung der projektirten Linie für eine Eisenbahn von Gremsmühlen nach Lütjenburg stattgefunden hatte. Die Herren haben sich im Ganzen mit dem Projekt durchaus einverstanden erklärt. Diese Bahn wird durch die schönste Gegend Holstein führen und voraussichtlich recht viele Fremde herbeiziehen.

19. März
• Die kleine Sekundärbahn Schwarzenbek-Oldesloe, welche zum 1. Juni eröffnet werden soll, wird große Umwälzungen des Durchgangsverkehrs von und nach Schleswig-Holstein mit Berlin, Hannover und dem Süden zur Folge haben. Jn dem Promemoria* der Kgl. Eisenbahn in Altona für den neuen Sommerfahrplan heißt es: „Jm Allgemeinen heben wir noch hervor, daß wir für die ganze Strecke Schwarzenbek-Oldesloe-Neumünster einen durchgehenden Verkehr in Aussicht genommen haben und daß bei Aufstellung des Sommer-Fahrplans der Gesichtspunkt maßgebend gewesen ist, diese Strecke auch für den Durchgangsverkehr nutzbar zu machen. Dementsprechend ist auf Gewinnung von Anschlüssen in Schwarzenbek und Neumünster an die Hauptzüge, sowie in Oldesloe an die betreffenden Züge der Lübeck-Büchener (Hamburger) Eisenbahn Rücksicht genommen.
Es erhellt hieraus, daß sich im Verkehrsleben der Eisenbahnen Schleswig-Holsteins die bevorstehende Eröffnung der Oldesloe-Schwarzenbeker Bahn eine hervorragende Änderung zum Besseren vollziehen wird.“
Die Reise nach Berlin wird auf dem neuen Wege eine erhebliche Verkürzung erfahren.
* ---> veraltet für Merkzettel
• Über die geplante Eisenbahn von Tönning nach Garding wird folgendes berichtet: „Wie es heißt, ist von der Direktion der Königlichen Staatsbahn eine Linie ins Auge gefaßt, die westlich vom Tönninger Bahnhofe ihren Ausgang nehmen, dem sogenannten Schlagbaumwege folgend bei Hochbaum die Chaussee erreichen, derselben alsdann folgend, nördlich von Katharinenheerd den Nordweg erreichen und auf diesem weiter gehen würde bis zum Endpunkt Garding. Für den Gardinger Bahnhof scheint vorläufig die Fenne in Aussicht genommen, auf welcher bisher die Thierschauen stattfanden. Es würde in dieser Weise eine etwa später als erforderlich erachtete Weiterführung der Bahn nach Tating möglich sein.“

26. März
• Es taucht der Plan auf, eine Sekundärbahn von Wandsbek nach Trittau zu erbauen. Von einem namhaften Unternehmer aus Altona sind hierzu die Bedingungen sehr günstig gestellt.

31. März
• Dem Vernehmen nach soll der Bau einer Staatseisenbahn Elmshorn-Oldesloe wiederum in Anregung gebracht werden. Der Bau der Bahn ist, wie von der Eisenbahnverwaltung in Princip zugegeben worden ist, notwendig und gesichert. Aber Jahr und Tag warten wir hier in Elmshorn der Einlösung dieser Zusagung.

10. April
• Die Fettgas-Fabrik, welche die Kgl. Eisenbahn-Direktion in Neumünster an der Rendsburgerstraße – leider fast inmitten unseres hübschen Villen-Viertels – errichten läßt, schreitet bereits im Bau bedeutend vorwärts. Herr Maurermeister Wiese aus Elmshorn führt den baulichen Theil der Anlage aus, die Maschinen kommen aus Berlin. Das in der neuen Fabrik zu produzirende Fettgas soll zur Beleuchtung der Eisenbahnpersonenwagen verwandt werden.

25. April
• Auf den Bahnhofsperrons ist es vielfach zur Unsitte geworden, daß Personen, welche Reisende begleiten, sich mit in die Coupés setzen und erst im letzten Augenblick vor dem Abgange des Zuges das Coupé verlassen. Es geschieht dies „Manöver“ meistens in der Absicht, um für den einen Reisenden das ganze Coupé zu reserviren, wodurch die Schaffner in ihrer Disposition über die freien Plätze getäuscht werden. Die Eisenbahndirektion in Altona hat neuerdings in den Wartesälen Plakate anhängen lassen, wonach das Einsteigen von Nichtmitfahrenden strenge verboten wird.

4. Mai
• Das anfänglich mit so großer Zuversicht aufgetretene Projekt einer Eisenbahn von Eckernförde über Rendsburg nach Friedrichstadt scheint jetzt auch für die Theilstrecke Rendsburg–Friedrichstadt zu Wasser werden zu sollen. Eine am Mittwoch voriger Woche in Süderstapel in Angelegenheit des Bahnprojekts abgehaltene Versammlung verlief resultatlos. Vielleicht werden die Rendsburg berührenden Bahnpläne wieder flott, sobald erst der Kanalbau begonnen ist und der Vollendung entgegengeführt wird.

11. Mai
• Die Altona-Kaltenkirchener Eisenbahngesellschaft wurde gleich nach Eröffnung ihres Betriebes von etwa 50 Landleuten, deren Häuser an dem Geleise dieser Bahn liegen, verklagt, weil die Landesbrandkasse für die mit Stroh gedeckten Gebäude erhöhte Prämien verlangt wegen der durch fliegende Funken der Lokomotive erhöhten Feuergefährlichkeit. Der Prozeß wurde in höchster Jnstanz zu Gunsten der Eisenbahn entschieden, da Sachverständige erklärten, daß die vorzüglich konstruirten Funkenfänger an den zur Verwendung kommenden Lokomotiven jede Erhöhung der Feuersgefahr ausschlossen. Die Landesbrandkasse mußte infolge dessen ihre erhöhten Ansprüche fallen lassen, wurde aber ihrerseits gegen die Eisenbahngesellschaft klagbar und verlangte einen Betrag, welcher der kapitalisirten Differenz des mehrgeforderten Prämiensatzes gleichkommt. – Auch diese Klage ist jetzt in oberster Jnstanz abgewiesen worden.

14. Mai
• Bei Barkelsby ist in diesen Tagen der Anfang mit der Erdarbeit auf der Bahnlinie zwischen Eckernförde und Kappeln gemacht worden.

16. Mai
• Wiederholt kamen in den letzten Monaten auf dem Bahnhofe in Neumünster Diebstähle an Geld und Waaren (Reisenden gehörig und von Frachtgütern) vor, ohne daß es gelingen wollte, den Dieb zu fassen. Am Sonnabend ward nun ein Eisenbahnarbeiter, als der Diebstähle verdächtig, inhaftiert und hat er sich auch zu einem offenen Geständnis bequemt. Aber gestern Nachmittag hat er sich im Gefängniß durch Erhängen der irdischen Gerechtigkeit entzogen. Er hinterläßt Frau und ein Kind von ca. 3 Jahren.
• Es wird in Ahrensbök beabsichtigt, die Eisenbahn nach Gnissau fortzusetzen, eine Strecke von 6½ Klm., um damit die holsteinischen Güter Wensin und Travenhorst in den Bereich aufzunehmen. Die Strecke Ahrensbök-Gnissau würde dann von der Eutin-Lübecker Eisenbahn-Gesellschaft auszubauen und zu übernehmen sein.

18. Mai
• Aus Heide schreibt man: „Dem hier wohnenden Beamtenpersonal der Holsteinischen Marschbahn ist von der Direktion die Weisung zugegangen, zum 1. November d. J. ihre Miethswohnungen zu kündigen, da zum Herbst die Bahn Heide-Ripen voraussichtlich in Betrieb kommt und deshalb die Übersiedelung der Beamten nach Husum notwendig wird. Der durch diesen Umstand veranlaßte Abgang von reichlich 30 Familien dürfte unserer Stadt fühlbar werden.“

19. Mai
• Seitens mehrerer Einwohner aus Elmshorn ist eine Petition an die Königliche Eisenbahndirektion in Altona in Cirkulation gesetzt, welche bezweckt, eine Überbrückung der Eisenbahn zwischen Poststraße und Bauerweg herbeizuführen. Der Rangier-Bahnhof liegt nämlich hier mitten in der Stadt und wird gerade bei diesem Bahnübergange viel rangirt. Jn Folge davon stockt der lebhafte Verkehr der beiderseits der Bahn liegenden Stadttheile sehr oft.
---> der genannte Bahnübergang lag am nördlichen Bahnsteigende

21. Mai

• Ein bedauernswerther Unglücksfall ereignete sich in Lägerdorf. Als ein Zug der Alsen‘schen Privatbahn durch die Weiche fuhr, entgleiste derselbe, die Wagen wurden aus dem Geleise geschleudert wobei der Bremser Jarren herunterstürzte und unter den nachfolgenden Wagen gerieth. Der Unglückliche war sofort eine Leiche; er hinterläßt eine Frau und mehrere unversorgte Kinder.

25. Mai
• Nach der im Reichseisenbahnamt gemachten Aufstellung haben sich im Verwaltungsbezirk der Königl. Eisenbahndirektion Altona im Monat März Unfälle beim Eisenbahnbetriebe (mit Ausschluß der Werkstätten) wie folgt ereignet: Die Zahl der Unfälle betrug im Ganzen 10, darunter eine Entgleisung auf einer Station. Reisende wurden nicht verletzt, dagegen sind 2 Bahnangestellte beim eigentlichen Eisenbahnbetriebe getödtet oder innerhalb 24 Stunden gestorben, 4 beim eigentlichen Eisenbahnbetriebe, ein Angestellter bei Nebenbeschäftigungen, sowie eine fremde Person verletzt. Unter den Getödteten befindet sich ein Selbstmörder. Bei den Unfällen sind 6 Eisenbahnfahrzeuge unerheblich beschädigt worden.

11. Juni
• Donnerstag Vormittag entgleiste zwischen den Weichen 2 und 5 in der Altstadt (Schleswig) eine Lokomotive und 2 Wagen. Menschenleben oder Verletzungen sind glücklicherweise nicht zu beklagen.
• Die neue Bahnlinie (Neumünster) Oldesloe-Schwarzenbek, 83 resp. 38 Klm. lang, wird zum 1. Juli eröffnet werden. Dieselbe kürzt den Weg zwischen Holstein und Berlin bekanntlich erheblich ab. Von Neumünster werden 4 durchgehende Züge abgelassen. Die Haltestellen sind Rolffshagen (Kupfermühle), Mollhagen, Trittau und Möhnsen.

16. Juni
• Elmshorn: Auf die seitens hiesiger Bürger an die Königliche Eisenbahndirektion in Altona gerichtete Petition, betreffend die Überbrückung des Bahnüberganges innerhalb der Stadt, ist bis jetzt keine entscheidende Antwort ergangen; jedoch hat die Direktion Veranlassung genommen, eine Zählung der während 24 Stunden diesen Bahnübergang frequentirenden Personen und Fuhrwerke anzuordnen. Es ist jetzt festgestellt, daß die Zahl der Personen 4500 und die Zahl der Fuhrwerke 450 betrug. Eine solche starke Frequenz läßt es notwendig erscheinen, daß diesem Übelstande in irgend einer Weise Abhülfe geschaffen werde, ob durch den Bau einer Fußgängerbrücke über die Bahn hinweg oder durch den eines Tunnels unter derselben durch.

25. Juni
• Wie man hört, wird die Marschbahngesellschaft sich nach Fertigstellung der Linie bis zur dänischen Grenze ernstlich mit dem Bau der Linie Itzehoe-Lägerdorf-Horst beschäftigen, und glaubt man diese reichlich zwei Meilen lange Strecke aus den bei der Westbahnverlängerung gemachten Ersparnissen herstellen zu können.

2. Juli
• Die Eröffnung der neuen Bahnlinie Oldesloe-Schwarzenbek wird sich nach neueren Mittheilungen bis zum 1. August d. J. verzögern.

8. Juli
• Die Eiderbrücke bei Friedrichstadt nähert sich ihrer Vollendung; man hofft, daß bereits um die Mitte d. M. das große Bauwerk fertig gestellt sein wird. Es werden dann auf jeder Seite der Brücke zwei Arbeiter als Bahnwärter angestellt werden, welche ausschließlich das Auf- und Zudrehen der Drehbrücke vor und nach dem Passiren der Züge zu besorgen haben werden. Zwei Arbeiter sind im Stande, die Brücke zu drehen, während die beiden andern den Verschluß der Drehbrücke mit dem übrigen Brückentheil zu überwachen haben. – Der größeren Sicherheit wegen und zur Verhütung von Gefahren werden auf der Mitte der Bahnstrecke und dem Friedrichstädter Bahnhofe einerseits und zwischen der Brücke und dem Lundener Bahnhofe andererseits Automaten angebracht, welche bei Schließung und Öffnung der Drehbrücke dem Locomotivführer selbstthätig die nöthigen Zeichen geben.

14. Juli
• Ein Bootsbauer ist von der Marschbahngesellschaft mit der Herstellung zweier Böte von 15 resp. 18 Fuß Länge beauftragt. Dieselben sind für die an der Eiderbrücke stationirten Bahnwärter bestimmt und sollen dieselben zur Erreichung der Drehbrücke dienen.
• O.T.: Mit der Eröffnung der Westbahn wird zugleich eine Dampfschiffs-Verbindung zwischen Friedrichstadt und den übrigen an der Treene liegenden Orten ins Leben gerufen. Das Schiff, welches einem Kieler gehört, soll sowohl den Personen- als auch den Frachtverkehr vermitteln.

20. Juli
• Jn voriger Woche waren auf der Jnsel Fehmarn die Herren Eisenbahndirektionspräsident Krahn aus Altona und weitere anwesend, um in Burg das Terrain für die Fortführung der Kreis Oldenburger Bahn nach Burg in Augenschein zu nehmen. Es soll jetzt Aussicht vorhanden sein, daß mindestens bis zum Jahre 1890 das Projekt durchgeführt sein wird. Den Bahnhofsplatz für Burg bezeichnet man im Südosten der Stadt.

27. Juli
• Das Projekt zur Anlage einer Eisenbahn von Quickborn nach Barmstedt und event. von dort nach Elmshorn ist jetzt soweit vorgeschritten, daß die Pläne zum Bau nebst dem Gesuch um die Genehmigung zur Vornahme der Vorarbeiten dem Minister der öffentlichen Arbeiten unterbreitet worden sind.

30. Juli
• Die in Bau befindliche Eiderbrücke bei Friedrichstadt ist zwar schon eine Zeit lang von Fuhrwerken benutzt worden, wird indeß erst in den nächsten Wochen ganz fertig sein und officiell dem Verkehr und der Benutzung der Eisenbahnzüge übergeben werden. Die Brücke hat eine Länge von 430 Meter, die in der Mitte angebrachte Drehbrücke kann von einer aus 2 Mann bestehenden Bedienung in etwa 2 Minuten geöffnet oder geschlossen werden; 15 Minuten vor Ankunft des Zuges muß die Brücke geschlossen bleiben. Die Durchfahrt der Schiffe nimmt etwa 15–20 Minuten in Anspruch.

13. August
• Die Eröffnung der Marschbahn ist nun wieder auf unbestimmte Zeit hinausgeschoben worden. Man erwartet dieselbe jetzt nicht mehr vor dem 1. September. Verschiedene Ursachen, wie die Genehmigung des Reglements für die Benutzung der Eiderbrücke und mehrere Arbeiten auf dem Staatsbahnhofe in Husum, wo die Marschbahn bekanntlich eine Haltestation einrichten will, haben diese abermalige Verschiebung zu Folge gehabt.

19. August
• Die Arbeiten an der Westbahn sind soweit gefördert, daß auf der von Bredstedt aus südlich gelegenen Strecke bereits die Kiesschüttung, welche mittels der Arbeitszüge von Husum oder Rödemis ausgeführt wurde, hergestellt ist. Auf der nördlichen Strecke von Bredstedt ab liegt noch das Schmalspurgleis, welches noch bis zu Süderlügum bezw. Tondern in die Normalspurweite umzulegen ist, wenn verschiedene noch auszuführende Erdarbeiten am eigentlichen Bahnkörper zwischen Bredstedt und Niebüll fertig gestellt sind.

27. August
• Wie die „Eiderstedter Nachrichten“ melden, ist ein Gesuch der Direktion der Westholsteinischen Eisenbahn um eine Vorconcession für eine Bahn untergeordneter Bedeutung von Tönning nach Garding abgelehnt.
• Auf dem Bahnhof Wesselburen wurden dieser Tage gepreßtes Heu und Stroh (Reste von vorjähriger Ernte) verladen, welches nach Hamburg resp. nach Ostholstein abging.
---> sorry - aber das erinnert mich sehr an eine Meldung der Art „in China ist ein Sack Reis umgefallen“

10. September

• Auf der ganzen Strecke der nunmehr vollendeten Hamburg-Altonaer Hochbahn fand am Montag die offizielle Probefahrt statt. Die Bahn ist zweigleisig, sie beginnt in Altona beim Zoll in der Klopstockstraße und erreicht ihr Ende an der Ecke der Lindenstraße in Hamburg. Die ganze Bahnlänge beträgt nahezu eine Meile. Wie es heißt, wird die Hochbahn schon Mitte diesen Monats dem öffentlichen Verkehr übergeben werden.
---> hier hat es sich sicherlich nur um eine Pferdebahn gehandelt - warum die Zeitung sie Hochbahn nennt?

16. September

• Für Soldaten vom Feldwebel abwärts werden vom 1. Oktbr. ab die Fahrpreise auf der Eisenbahn erhöht werden. An diesem Tage tritt der neue Militärtarif in Kraft, nach welchem pro Kilometer 1,5 Pf. gegen bisher 1,33 Pf. Fahrgeld berechnet werden. Jn gleicher Weise vermindern sich auch die Fahrpreisvergünstigungen, welche bisher bei einer größeren Zahl von Billetsorten für Privatpersonen bewilligt wurden. Bekanntlich werden zum Militärtarif auch befördert: Unbemittelte Kranke, die ins Bad reisen, Taubstumme und Blinde, welche die betreffenden Königl. Vereinigungen besuchen wollen, Mitglieder von Samaritervereinen auf Berufsreisen, Ferienkolonisten u. a.. Für alle diese tritt mit der Erhöhung des Militärtarifs eine Vertheuerung der Fahrpreise ein. Die neue Militär-Eisenbahnordnung ist übrigens noch in anderer Beziehung bemerkenswerth: Bisher wurden jeder in Uniform erscheinenden Person Militärbillets verabfolgt; vom 1. Oktbr. ab können diese Billets bei Urlaubsreisen nur gegen Vorzeigung des Militärpasses beansprucht werden.

1. Oktober
• Dem am 8. Oktober in Altona zusammentretenden Bezirkseisenbahnrathe liegen u. a. mehrere für unsere Landwirthe wichtige Berathungsgegenstände vor. Darunter befindet sich der Antrag eines Meiereibesitzers, wöchentlich einmal einen Eiskühlwagen auf der Strecke Wamdrup-Hamburg einzustellen, damit die Butter nicht so weich in Hamburg anlange. Die Königl. Eisenbahn-Direktion bemerkt dazu, „die große Bedeutung, welche der Erzeugung von Butter für die Landwirthschaft in Schleswig-Holstein beizumessen ist“, gebe Veranlassung, in eine eingehende Prüfung der Butterbeförderungs-Frage einzutreten und auch die Äußerung des Bezirkseisenbahnraths einzuholen.

4. Oktober
• Am 1. Oktober sind die bei den Königl. Eisenbahnen bis jetzt nur versuchsweise eingeführten Signalhuppen oder Nebelhörner zur Signalertheilung für das Zugpersonal zum erstenmal am Bahnhof in Preetz praktisch in Gebrauch genommen und verursachten dieselben etwas Aufregung unter den am Bahnhof Anwesenden. Jn Rendsburg wo dieselben ebenfalls am 1. Oktober praktisch eingeführt wurden, verursachten dieselben eine Alarmirung der freiwilligen Feuerwehr, da man derartige Signale bei der Bahn noch nicht gehört hatte.

8. Oktober
• Am 6. Oktober gegen 7½ Uhr entgleisten im Bahnhofe zu Jübeck bei der Abfahrt eines nach dem Rhein bestimmten Extrazuges 3 mit Vieh besetzte Wagen, wovon 2 umfielen. Die Entgleisung wurde durch das Herabfallen eines Bremsgehänges veranlaßt. Menschen sind nicht verletzt, einzelne Stücke Vieh erhielten leichte Beschädigungen. Der Betrieb wurde nicht gestört.

15. Oktober
• Am Donnerstag Abend wurde ein junger Mann zwischen St. Michaelisdonn und Meldorf im Eisenbahnwagen von einem fremden Manne angefallen und mit einem Messer bedroht, wahrscheinlich in der Absicht, ihn zu berauben. Dem Angegriffenen gelang es jedoch glücklich, dem Übelthäter das Messer zu entreißen und den Angreifer von sich abzuhalten. Nachdem auf dem Bahnhofe zu Meldorf das Messer an den Schaffner abgegeben war, erfolgte in Heide die Verhaftung des Fremden.
• Die Erwärmung der Eisenbahnwagen ist bereits angeordnet. Vom 1. Oktober bis zum 30. November und vom 1. März bis zum 30. April hängt die Heizung von der Witterung ab, während vom 1. Dezember bis 29. Februar die Erwärmung der Eisenbahn-Abtheilungen unbedingt erfolgen muß. Jn den erst- und zweitgenannten Zeitläufen muß die Heizung erfolgen, wenn das Thermometer in der Mittagszeit unter 4 Grad Reaumur sinkt, die Nachtzüge sind jedoch schon zu heizen wenn das Thermometer während einer Nacht auf 0 Grad Reaumur fällt.
---> Grad Réaumur war früher in Deutschland weit verbreitet. Bei 0°R schmilzt gefrorenes Wasser, bei 80°R siedet Wasser. (4°R = 5°C)

19. Oktober

• Die Frage, ob Rauch-Coupees in den Zügen die Regel und Nichtrauchercoupees die Beschränkung bilden oder ob das umgekehrte Verhältnis Platz greifen soll, wie auch verschiedenfach in der Presse empfohlen, ist zu Gunsten des Hergebrachten durch einen neueren Erlaß des Eisenbahn-Ministers entschieden, welcher die bestehende Ordnung durch folgende kategorische, gewiß allgemein befriedigende Direktiven festgesetzt: Soweit nicht für einzelne Strecken oder Züge besondere Ausnahmen zugelassen sind, soll mindestens der dritte Theil der in einem Zuge vorhandenen II. Klasse und mindestens der sechste Theil der Abtheilungen III. Klasse (in beiden Klassen außer den Frauen-Coupees) als Coupees für „Nichtraucher“ bezeichnet werden und ist dafür zu sorgen, daß mindestens in solcher Zahl schon auf der Abgangsstation des Zuges Nichtrauchercoupees zur Verfügung gestellt werden, ohne erst Bitten und Beschwerden des Publikums zu erwarten. Jm Falle des Bedürfnisses ist die Zahl der Nichtrauchercoupees in Verhältnis zu den Rauchercoupees noch weiter zu vermehren. Jnsbesondere soll auf denjenigen Bahnen, welche zur Reise von und nach Bade- und Kurorten benutzt werden, dafür Sorge zu tragen, daß Nichtrauchercoupees reichlich zur Verfügung stehen. Gegen vorschriftswidriges Rauchen in solchen Coupees soll von dem Fahrpersonal selbstständig und nicht erst auf Reklamationen von Mitreisenden eingeschritten werden. Sämmtliche Betriebs-Organe der Staatsbahnen-Verwaltung sind gehalten, diesen Vorschriften nachdrücklichst vollen Erfolg zu sichern.

19. Oktober
• Die Eröffnung der Neubaustrecke der Holsteinischen Marschbahn von Lunden nach Bredstedt hat am Montag stattgefunden.

22. Oktober
• Vor einigen Tagen ist bei der Bahnarbeit Itzehoe-Wrist tatsächlich angefangen und die Erdarbeiten bis zum Lockstedter Lager sollen Anfang nächsten Jahres beendet sein. Zu diesem Zweck treten auf dieser Strecke reichlich 300 Mann in Arbeit.
• Die Badeorte Haffkrug, Niendorf und Scharbeutz haben eine Petition um Erbauung einer Eisenbahn, vom Bahnhofe Gleschendorf ausgehend, die genannten Ortschaften berührend und bei Travemünde endend, an den z. Zt. in Eutin tagenden Provinzialrath gesandt.

26. Oktober
• Die Erbauung einer Eisenbahn zwischen den Badeortschaften Haffkrug, Niendorf und Scharbeutz mit Anschluß nach Gleschendorf und Travemünde ist vom Provinzialrath in Eutin abgelehnt, da nicht genügend Material für das Projekt vorlag.
• Jnfolge der Beschwerden des Publikums über den Mangel an direkten Billets hat der Herr Minister der öffentlichen Arbeiten sich veranlaßt gefühlt, die Bestimmung zu erlassen, daß die Königl. Eisenbahndirektionen die Ausgabe von direkten Billets mehr ausdehnen sollen, namentlich nach Orten, welche den Sitz der Gerichts- und Verwaltungsbehörden bilden, sowie ferner nach bedeutenden Handelsstädten der betr. Landestheils ohne Rücksicht auf das Gebiet der eigenen Direktionsgrenzen. Die Stationen und Billetkasten* sollen nicht nur dem Publikum bei event. Anfragen entgegenkommen, sondern auch etwaige ihnen als zweckmäßig erscheinende Erweiterungen des direkten Verkehrs bei den vorgesetzten Behörden in Vorschlag bringen.
* ---> Was war ein Billetkasten? Konnte sich der Reisende dort (gegen Geldeinwurf) seine Fahrkarte entnehmen ... und außerdem schriftl. Beschwerden/Verbesserungsvorschläge einwerfen?

30. Oktober

• Wie nunmehr bestimmt verlautet, wird die landespolizeiliche Abnahme der Bahnstrecke von Bredstedt nach Hvidding am 12. November stattfinden. Es wird hiernach selbstredend die neue Bahn einige Tage später dem öffentlichen Verkehr übergeben werden.

5. November
• Von den abgabepflichtigen Einkommen der Staatseisenbahn, welches für den Direktionsbezirk Altona 3 218 364 M beträgt, kommen zur Vertheilung an sämtliche Gemeinden in demselben 2 291 531 M. und an diejenigen Gemeinden, welche die Eisenbahn schon vor dem 1. April 1880 besteuert haben, 926 833 M. Es können danach zur Einkommensteuer heranziehen folgende Gemeinden das daneben vermerkte Eisenbahn-Einkommen: Altona 522 088 M, Ascheberg 3929 M, Elmshorn 56 971 M, Flensburg 152 979 M, Kiel 275 215 M, Neumünster 183 485 M, Neustadt 18 021 M, Oldesloe 3012 M, Ottensen 88 751 M, Pinneberg 23 910 M, Plön 9126 M, Preetz 24 340 M, Raisdorf 740 M, Rendsburg 41 363 M, Schleswig 16 854 M, Segeberg 4445 M, Tönning 14 302 M, Voorde 1622 M, Wakendorf 644 M und Wankendorf 1818 M.
• Die Erdaufschüttungen im Eckernförder Moor behufs Anlage eines Bahnhofs für die Eckernförde-Kappeler Schmalspurbahn mußten vor einigen Wochen eingestellt werden, weil die landespolizeiliche Genehmigung noch nicht erteilt war. Wie verlautet, soll die Genehmigung jetzt erfolgt sein, und werden die Erdarbeiten in diesen Tagen wieder aufgenommen. Außer in der nächsten Nähe von Eckernförde und auf einer kleinen Strecke bei dem Dorfe Schuby sind die Erdarbeiten fertig gestellt und wird man in nächster Zeit schon mit dem Oberbau beginnen. Mann hofft, daß die Bahn im Mai n. J. dem Betrieb wird übergeben werden können.

9. November
• Die Schleswig-holsteinische Marschbahn wird voraussichtlich einen Prozeß eigener Art zu führen haben. Die Landespolizeibehörde schreibt vor, daß Neubauten mit weicher Bedachung wenigstens 40 Meter von der Eisenbahn entfernt ausgeführt werden müssen. Beim Bau der Marschbahn ist nun aber das Geleise mehreren alten Bauten, mit Stroh gedeckt, bis auf 21 Meter nahe gekommen. Die Landesbrandkasse, bei welcher die Gebäude versichert sind, sieht in der Annäherung aber eine Gefahr für die Gebäude und hat den Besitzern mitgetheilt, daß die Brandkassenbeiträge bedeutend erhöht würden. Die Besitzer verlangen nun von der Direktion der Marschbahn Schadenersatz und zwar nicht nur Zurückerstattung der erhöhten Prämien, sondern auch Vergütung für Entwerthung ihrer Grundstücke event. Sicherstellung der Gebäude durch die Bahngesellschaft gegen Feuersgefahr. Die Direktion hat sich allerdings zur Zahlung der Prämien-Erhöhung verstanden, jedoch nicht zu den anderen Forderungen. Jn einem Fall hat man sich bereits an die Königl. Regierung gewandt, welche eine Besichtigung bereits einleitete.

20. November
• Der von St. Michaelisdonn kommende Personenzug ist am Dienstag auf dem Bahnhofe zu Marne gegen einen dort stehenden Rübenzug gerannt. Die Lokomotive des Personenzuges nebst einigen Wagen wurden stark beschädigt. Der Führer, welcher den Zug nicht zum Stehen bringen konnte, als er die Gefahr erkannte, sprang von der Lokomotive herunter, ohne Schaden zu nehmen. Dagegen wurde der auf dem letzten Wagen befindliche Bremser von seinem Sitze heruntergeschleudert, so daß er bewußtlos davongetragen werden mußte. Der Gesammtschaden wird auf 10 000 Mark taxirt.

25. November
• Jm Kreishause zu Plön fand gestern in Anwesenheit des Präsidenten der Königl. Eisenbahndirektion in Altona, Herrn Krahn, eine Versammlung von Jnteressenten der projektirten Bahn Gremsmühlen-Lütjenburg aus dem Fürstenthum Lübeck und dem Kreise Plön statt, um darüber zu berathen, wie die Kosten für den staatlicher Seits geforderten Grund und Boden und ein barer Zuschuß aufgebracht werden sollten. Das Resultat der Besprechung war, daß, wenn ein bestimmter Zuschuß von der Regierung des Fürstenthums Lübeck gewährt werden wird, das Unternehmen als gesichert betrachtet werden darf.

26. November
• Am Bahnübergange bei dem Hauptbahnhofe zu Lübeck ereignete sich bei der Einfahrt des Stettiner Zuges ein Unfall, der zum Glück kein Menschenleben forderte. Nach der Einfahrt des genannten Zuges nämlich, mit dem sich auf dem Bahnübergange die Lokomotive kreuzen soll, welche den ankommenden Zug nach Hamburg zu bringen hat, als die Sperrvorrichtung aufgezogen war, fuhr ein Schlachter mit seinem Fuhrwerk über die Schienen. Die jetzt verspätet ankommende Lokomotive erfaßte den Wagen, riß ihn mit sich fort und tödtete eins der Pferde, während das andere schwer verwundet wurde. Die beiden Führer des Schlachterwagens wurden durch das Brechen der Deichsel und die Zertrümmerung eines Theils des Fuhrwerks von demselben heruntergeschleudert und kamen so glücklich mit dem Schrecken davon.

30. November
• Ein eigenthümliches, wenn auch gerade nicht seltenes Mißgeschick hatte heute Morgen ein junger Mann aus Griechenland, der, nur seiner Muttersprache mächtig, in Hamburg ein Billet direkt nach Friedrichstadt gelöst hatte. Es war ihm dort ein solches mit der Bahnroute via Elmshorn-Heide verabfolgt; er stieg aber infolge seiner Unkenntnis der deutschen Sprache in Elmshorn nicht aus, sondern fuhr bis Neumünster durch, und gelang es erst mit vieler Mühe, ihm pantomimisch klar zu machen, daß er eine Strecke verkehrt gefahren. So blieb denn nichts anderes übrig, als daß er unter Assistenz eines Bahnhofsbeamten sich ein Billet von Neumünster nach Heide zulöste und von Heide auf sein altes Billet weiter nach seinem Bestimmungsorte reiste. Der junge Grieche schien über die durch sein Verkehrtfahren entstandene Zeitversäumniß sehr niedergeschlagen zu sein.

7. Dezember
• Die Durchreise des Kaisers von Rußland hat einigen Beamten der Eisenbahn-Direktion Altona noch eine Disziplinaruntersuchung zugezogen. Jn einem Hamburger Blatte war am Abend vor der Durchfahrt des kaiserlichen Hofzuges die ganze Reiseroute nach Stunden und Minuten angegeben. Da diese Angaben Amtsgeheimniß bleiben sollten, hat die Kgl. Eisenbahndirektion gegen die Beamten, welche diese Mittheilung gemacht haben sollen, Untersuchung eingeleitet. Nachdem der kaiserliche Gast durch ganz Deutschland ungefährdet befördert worden ist, wird man wohl gegen die Betreffenden ein mildes Urtheil fällen.

31. Dezember
• Der Minister der öffentlichen Arbeiten hat einen Nachrichtendienst auf den Eisenbahnen angeordnet, der bestimmt ist, die etwa im Winter eintretenden Verkehrsstörungen für das reisende Publikum möglichst unschädlich zu machen. Aus einer deshalb schon getroffenen Einrichtung erhellt, daß jede Station die in ihrem Bezirke vorkommenden Verkehrsstörungen, Schneewehen, Sandrutsche, Unterwaschungen u. s. w., sowie deren muthmaßliche Dauer bestimmten Hauptstellen sofort telegraphisch zu melden hat. Die Hauptstellen verbreiten diese Nachricht an alle Stationen verbreiten diese Nachricht an alle Stationen des Bezirks, sodaß sämmtliche Stationen unverweilt benachrichtigt sind und Reisende, welche über die gesperrte Stelle kommen, über die Sachlage und die Linie, auf welcher das Hinderniß umfahren werden kann, unterrichtet sind.

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Inzwischen sind wir im Jahr 1887:

 

10. September

• Auf der ganzen Strecke der nunmehr vollendeten Hamburg-Altonaer Hochbahn fand am Montag die offizielle Probefahrt statt. Die Bahn ist zweigleisig, sie beginnt in Altona beim Zoll in der Klopstockstraße und erreicht ihr Ende an der Ecke der Lindenstraße in Hamburg. Die ganze Bahnlänge beträgt nahezu eine Meile. Wie es heißt, wird die Hochbahn schon Mitte diesen Monats dem öffentlichen Verkehr übergeben werden.

---> hier hat es sich sicherlich nur um eine Pferdebahn gehandelt - warum die Zeitung sie Hochbahn nennt?

 

 

Da hast Du vollkommen recht. Es ist unverständlich, warum die Zeitung sie Hochbahn nennt.

Hochbahnen existieren zwar seit 1867 (New York), die erste Hochbahn in Deutschland jedoch wurde erst 1901 (bei Wuppertal) eröffnet.

Der Begriff Hamburg-Altonaer Hochbahn ist schlicht und ergreifend falsch.

1878 wurde die Hamburg-Altonaer Pferdebahn-Gesellschaft gegründet.

1896 wurde sie nach der Elektrifizierung in Hamburg-Altonaer Centralbahn-Gesellschaft umbenannt.

1922 wurde sie in die Hamburger Hochbahn AG integriert, die ihrerseits erst 1912 gegründet wurde.

 

Die einzige Erklärung, die mir einfällt, ist, dass der Schreiber hochgestapelt hat und sie auf ein Niveau mit New York stelle wollte, um den Weltrang von Hamburg und Altona zu zeigen.

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Die einzige Erklärung, die mir einfällt, ist, dass der Schreiber hochgestapelt hat und sie auf ein Niveau mit New York stelle wollte, um den Weltrang von Hamburg und Altona zu zeigen.

 

 

Nun in Karlsrueh haben wir "Niederflurwägen",...

 

Ich würde nicht so negativ gleich von Hochstapelei ausgehen.

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Die einzige Erklärung, die mir einfällt, ist, dass der Schreiber hochgestapelt hat und sie auf ein Niveau mit New York stelle wollte, um den Weltrang von Hamburg und Altona zu zeigen.

 

 

Nun in Karlsrueh haben wir "Niederflurwägen",...

 

Ich würde nicht so negativ gleich von Hochstapelei ausgehen.

 

Was wägt denn da? :D

 

Bei der Hochbahn in Hamburg ist mir die Ursache für die Bezeichnung auch nicht klar. Aus der beschriebenen Linie wurde eine Straßenbahnlinie und sie profitierte später durch die Höherlegung der anderen Gleise, sollte also immer auf Straßenniveau gelegen haben. :dunno:

Bearbeitet von Solwac
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Die Zeitungen haben auch früher schon kleine und große Nachrichten gebracht. Für das Gebiet der späteren Bundesbahndirektion hat sich jemand die Mühe gemacht, die Nachrichten für 1880 und 1881 aus seiner Lokalzeitung zu sammeln:

Und hier für 1888:

 

4. Januar

• Die Holsteinische Marschbahn-Gesellschaft hat vom 1. Januar d. J. den Namen „Schleswig-Holsteinische-Marschbahn-Gesellschaft“ angenommen.

• Das den Lokomotivführer Rodemann wegen des Zusammenstoßes auf dem Bahnhofe Schleswig zu 2 Monaten Gefängnis verurtheilende Erkenntnis der Flensburger Strafkammer ist seitens des Reichsgerichts zu Leipzig umgestoßen worden.

--> der Zusammenstoß war am 9. Oktober 1886

 

10. Januar

• Beim Einlaufen des fahrplanmäßig 12,27 Uhr nachts in Kiel einlaufenden Schnellzuges 64 in der Nacht vom 8. zum 9. d. M. fuhr die Lokomotive, bevor noch der Zug vollständig zum Stehen gekommen war, über die am Kopfende des Bahnhofes belegene Drehscheibe hinweg, drückte die Futtermauer und das eiserne Gitter durch und kam mit den beiden Vorderrädern auf dem Bürgersteige der Jensenstraße zu liegen. Verletzungen von Personen sind dabei nicht vorgekommen, nur die Lokomotive ist beschädigt. Die Hebung der Lokomotive ist sofort in Angriff genommen. Der Betrieb erleidet keine Störung. Die Ursache des Vorfalls ist vermutlich auf Versagen der Bremswirkung zurückzuführen. Das Nähere wird die eingeleitete Untersuchung ergeben.

 

11. Januar

• Zur Zeit wird auf dem Bahnhofe Neumünster die Anlage einer elektrischen Weichenstellung ausgeführt. Dieselbe erfordert einen Kostenaufwand von ca. 60 000 Mark.

 

12. Januar

• Die Lokomotive, welche in Kiel die Futtermauer durchbrechend auf die Jensenstraße stürzte, war vorgestern Abend 11 Uhr bereits gehoben und dampfte unter den Hurrarufen der umstehenden Zuschauer nach der Reparaturwerkstatt ab.

Über den erwähnten Eisenbahn-Unfall erfahren wir aus zuverlässiger Quelle Folgendes: „Der Zug ist zur fahrplanmäßigen Zeit langsam in den Bahnhof eingefahren, auch hat der Maschinenführer zur richtigen Zeit das Signal „Achtung!“ gegeben. Da für gewöhnlich der Maschinenführer durch rechtzeitige Verlangsamung der Fahrt und durch Bremsen den Zug allein an der richtigen Stelle zum Stehen bringt, so lag für die Schaffner, mit Ausnahme die Schlußbremse bedienenden, keine Veranlassung vor, die Bremsen anzuziehen. Einige Passagiere glauben nun wahrgenommen zu haben, daß von der Einfahrt in die Halle an die Fahrt wieder um etwas beschleunigt worden sei. Wenn das nicht auf einer Täuschung beruht, so könnte es wohl darauf zurückzuführen sein, daß der Maschinenführer, weil er vielleicht glaubte, sonst nicht bis zur richtigen Haltestelle zu gelangen, die Bremse etwas aufdrehte, oder das diese aus irgend einem Grunde von selbst nachgegeben hat. Als die Maschine die Halle passirt hatte, ließ der Maschinenführer plötzlich das Nothsignal ertönen. Wahrscheinlich erkannte er nun, daß er mittels der an der Maschine befindlichen Bremsen den Zug nicht werde rechtzeitig zum Halten bringen können. Zweifellos ist nun die Schlußbremse sofort in Thätigkeit getreten, weil diese von dem sie bedienenden Schaffner der Vorschrift gemäß schon bei dem Signal „Achtung!“ soweit zuzudrehen war, das es nur noch eines Ruckes bedurfte, um die Bremse wirken zu lassen, und diesem Umstande ist es wohl zu danken, das der Unfall so günstig verlaufen ist. Nur die Maschine ist mit den vorderen Rädern bis in das Trottoir gelangt, während der zur Maschine gehörige Tender oben auf den Schienen stehen geblieben ist. Die im Zuge befindlich gewesenen Passagiere haben von dem Unfalle nichts gespürt und von demselben erst nach Verlassen der Halle Kenntniß bekommen. – Mögen nun die Bremsen an der Maschine nicht ordnungsgemäß funktionirt haben, was ja die Untersuchung derselben ergeben wird, oder mag der Maschinenführer nicht vorsichtig genug gewesen sein, so sind doch noch viele Umstände hinzugekommen, die den Unfall erklärlich machen. Wegen der beschränkten Raumverhältnisse muß die Maschine bis kurz vor die an der Jensenstraße belegene Drehscheibe fahren, dem Maschinenführer bleibt also nur ein ganz geringer Spielraum für das Halten, wenige Schritte zu weit können eine Katastrophe herbeiführen. Bei dem jetzt herrschenden Nebelwetter werden die Schienen glitschig, die Räder gleiten also leicht auf denselben weiter, wenn die Bremsen angezogen sind. Unter all‘ diesen ungünstigen Umständen ist es zu verwundern, daß nicht längst schon an dieser Stelle ein Unglück passirt ist. – Der Führer und der Heizer der Maschine sollen sich durchaus gut benommen und dieselbe nicht verlassen haben. Zur Feststellung des Thatbestandes ist bereits eine Gerichtskommission an Ort und Stelle gewesen. Hoffen wir, daß dieser Unfall und die darüber eingeleitete Untersuchung die Unzulänglichkeit der räumlichen Verhältnisse auf dem hiesigen Bahnhofe an maßgebender Stelle überzeugend vor Augen führen werde und eine baldige Besserung die Folge ist.

 

14. Januar

• Vom Herrn Minister der öffentlichen Arbeiten ist in Anregung gebracht worden, im Anschluß an den Schnellzug Nr. 2 Berlin-Hamburg und den Expreßzug Nr. 3 Hamburg-Berlin auf der Strecke Schwarzenbeck-Neumünster-Kiel eine Schnellzugverbindung unter Aufhebung bestehender Personenzüge umzulegen. Durch diese Verbindung wird es ermöglicht, die Fahrtdauer zwischen Berlin und Neumünster um ca. 1½ Stunden abzukürzen. Um auch die nördlich und östlich von Neumünster belegenen Verkehrsgebiete an dieser Verbesserung teilnehmen zu lassen, hat die Königliche Eisenbahndirektion in Altona die Verlegung einiger Hauptbahnzüge sowie verschiedener Züge auf der Ostholsteinischen Bahn vorgesehen. Bevor jedoch die Einführung dieser Änderungen in bestimmte Aussicht genommen, erachtet die Königliche Direktion eine gemeinschaftliche Besprechung mit den betheiligten Kreisbehörden, Sstädten und sonstigen Jnteressenten für wünschenswert und hat für solchen Zweck eine Konferenz auf Sonnabend, den 14. d. M. in Neumünster angesetzt.

 

16. Januar

• Die geometrischen Vorarbeiten für die projectirte Hafenbahn nach der Mündung des Nord-Ostsee-Kanals bei Holtenau haben in den letzten Tagen begonnen. Die Durchrichtung der Trace ist von der Kiel-Flensburger Eisenbahn am Gute Eichhof vorbei, bis über die Eckernförder Chaussee hinaus vorgeschritten.

 

4. Februar

• Die Königl. Eisenbahn-Direktionen sind angewiesen, die sämmtlichen Personen-Tarife der preußischen Staatsbahnen nach einheitlichen Grundtaxen bis zum 1. April 1889 umzurechnen. Als Grundtaxen sind die bisherigen sogenannten preußischen Normaltaxen angenommen: für Schnellzüge I. Klasse 9 Pfg. II. Klasse 6 2/3 Pfg. III. Klasse 4 2/3 Pfg., für Personenzüge I. Klasse 8 Pfg. II. Klasse 6 Pfg III. Klasse 4 Pfg. IV. Klasse 2 Pfg. für das Kilometer.

 

7. Februar

• Ein Eisenbahnsupernumerar* begab sich im Laufe des Sommers von dem Güterschuppen in Altona nach dem Empfangsgebäude des Hauptbahnhofs, um sich dort wegen Auszahlung seines Gehaltes zu erkundigen. Beim Überschreiten der Schienengeleise wurde der Beamte von einer Rangirmaschine erfaßt und derartig verletzt, daß er dauernd arbeitsunfähig sein wird. Das Altonaer Schiedsgericht hat dem Eisenbahnsupernumerar die höchste zulässige Pension zugesprochen. Die beklagte Eisenbahndirektion hat gegen diesen Beschluß an das Reichsversicherungsamt appellirt, indem sie behauptete, der Beamte habe sich zur Zeit des Unfalls nicht im Betriebe befunden. Das Reichsgericht hat indessen die Nachfrage nach Auszahlung des Gehaltes für eine dienstliche Verrichtung erklärt und das Urtheil erster Jnstanz bestätigt.

* --> Beamtenanwärter

 

15. Februar

• Seit Anfang dieses Jahres sind erleichternde Bestimmungen für die Mitnahme des Gepäcks in den Wagen vierter Klasse der preußischen Staatseisenbahnen eingetreten. Bis dahin durften Reisende dieser Wagenklasse nur Reisegepäck, Tragelasten u. s. w. im Gewichte bis 35 Kilo mit sich in den Wagen nehmen, während jetzt diese Beschränkung aufgehoben ist. Auch das für den Marktverkehr bestimmte, in Kiepen und Körben mitgeführte lebende Geflügel darf mitgenommen werden. Ausgeschlossen von der Mitnahme in den Personenwagen bleiben solche Gegenstände und Tragelasten, welche entweder durch ihre Ausdünstung die Mitreisenden belästigen, oder durch Absetzung von Flüssigkeiten die Wagenabtheilung verunreinigen, oder durch ihre sperrige Beschaffenheit einen zu großen Theil des Wagenraumes einnehmen würden.

 

21. Februar

• Der in voriger Woche eingetretene Schneefall hat im nördlichen Theile der Provinz Schleswig-Holstein mehrfach Betriebsstörungen verursacht. Jn Flensburg mußte das Fahren der Pferdebahn eingestellt werden. Auf der Kiel-Flensburger Bahn blieb ein Zug zwischen Sörup und Husby und auf der Flensburg-Kappelner Spurbahn ein Zug bei Windloch im Schnee stecken. Die Verbindung Flensburgs mit dem Norden war Donnerstag ganz unterbrochen und ist jetzt noch unsicher.

 

5. März

• Eine Fahrt mit Hindernissen machte der gestern Abend 7 Uhr 45 Min. von Schleswig abgelassene Zug der Schleswig-Angelner Eisenbahn. Jn Folge des heftigen Schneesturmes hatte derselbe gleich im Anfange viel mit Schneewällen zu kämpfen, bis diese endlich zu hoch wurden und 200 m von der Station Steinfeld entfernt den Train zum Stehen brachten. Trotz angestrengter mehrstündiger Arbeit gelang es erst gegen 9½ Uhr dem mehrfachen Anstürmen des rückwärts geleiteten Zuges, sich Bahn zu brechen, um nach ½stündiger Fahrt wieder ebenso fest beim Dorfe – nomen est omen – Nothfeld im Schnee zu sitzen. Nach 12 Uhr konnte sich die Maschine wieder nur mit vollem und Contre-Dampf durcharbeiten, um 100 m weiter wieder durch haushohe Schneewälle aufgehalten zu werden. Wiederum stundenlange, angestrengte Arbeit und endlich, nachdem auch dieses Hinderniß mit vollem Dampf und lebhaften Hurrah genommen war, konnte der Bahnhof Süderbrarup kurz vor 3 Uhr Morgens erreicht werden. Sämmtliche Reisende waren gezwungen, sich in Süderbrarup Nachtquartier zu suchen, um heute morgen die verfehlten Anschlüsse nachzuholen. Zu bemerken ist noch, das diese Bahn weder Telegraphen- noch Telephonleitung hat, ein Übelstand, der sich bei solchen Gelegenheiten sehr empfindlich bemerkbar macht.

 

7. März

• Die Verbesserungen der Zugverbindungen zwischen Berlin-Kiel durch Benutzung der Bahnroute Schwarzenbek-Oldesloe-Neumünster treten mit dem Sommerfahrplan in Kraft. Jnfolgedessen wird es möglich sein, mit dem um 8 Uhr 30 Min. früh von Berlin, Lehrter Bahnhof, abgehenden Zuge schon um 3 Uhr 20 Min. in Kiel einzutreffen. Ebenso wird die Route nach Berlin entsprechend abgekürzt, insofern die Abfahrt ab Kiel um 2 Uhr 05 Min. Nachmittags genügt (jetzt 12 Uhr 25 Mittag), um die Reichshauptstadt Abends 9 Uhr 07 Minuten zu erreichen.

 

14. März

• Die Schlesw.-Holst. Marschbahn hat beschlossen, eine Vollbahn, abzweigend vom Bahnhof Wilster bis zum Bahnhof St. Margarethen folgend, von dort doppelgleisig bis zu dem projektirten Binnenhafen des Nord-Ostsee-Kanals in die Elbe, zu bauen.

 

20. März

• Abermals sind wir in der unangenehmen Lage von Schneesturm und dadurch hervorgerufenen Verkehrsstörungen berichten zu müssen. Bereits gestern waren telegraphische Nachrichten eingetroffen, nach welchen die Bahn Lübeck-Büchen und Eutin-Lübeck den Betrieb hatten einstellen müssen und heute Morgen war der Verkehr außer auf den beiden genannten noch auf folgende Strecken abgebrochen: Eutin-Neustadt-Oldenburg, Neumünster-Oldesloe, Preetz-Ascheberg. Die letztgenannte Strecke wurde heute Mittag wieder fahrbar.

 

24. März

• Der am Montag Abend mit 120 Achsen von Altona abgefahrene Güterzug passirte Pinneberg nur mit etwa 60 Achsen; auf der Strecke Eidelstedt-Pinneberg waren die fehlenden Wagen abgerissen und stehen geblieben. Durch das Fehlen der letzten Laterne aufmerksam gemacht, gelang es noch durch rechtzeitigen Depeschenwechsel mit Altona den Sachverhalt aufzuklären und den Personenzug, der gerade von Eidelstedt abfahren wollte zum Warten zu bewegen, so daß ein Unfall verhütet wurde. Der Personenzug hatte dadurch eine Verspätung von etwa 2 Stunden.

 

14. April

• Wie verlautet, ist den Eisenbahn-Direktionen für die Fahrpläne der bevorstehenden Sommerfahrplanperiode eine sorgsame Berücksichtigung auch der lokalen Verkehrsinteressen zur Pflicht gemacht worden. Die für die Ausführung des Fahrplanes erforderlichen geänderten Betriebsvorschriften sind infolge Anordnung des Ministers der öffentlichen Arbeiten stets so zeitig zu treffen, daß die ausführenden Organe hinreichend Zeit behalten, sich damit eingehend vertraut zu machen und daß etwaige Unklarheiten beseitigt werden können. Anträgen, welche später als eine Woche vor dem bezüglichen Einführungstermin eingehen, wird erst nach dem Beginn der betreffenden Fahrplanperiode näher getreten werden. Es liegt also im Jnteresse des Publikums, etwaige Wünsche rechtzeitig zur Sprache zu bringen.

 

21. April

• Am Sonnabend passirte am Bahnhofe in Flensburg das Unglück, daß an der Überfahrtsstelle für Fuhrwerke die Pferde eines Gespannes scheuten, über die Sperrketten auf den Bahnkörper rannten und von der daherkommenden Maschine der Fuhrmann nebst dem Wagen zermalmt wurde.

• Die Spurbahn Munkmarsch–Westerland wird demnächst in Arbeit genommen und zur Badezeit (etwa Mitte Juni) fertiggestellt werden.

 

25. April

• Auf der Eisenbahnstrecke zwischen Nortorf und Timmaspe ereignete sich in voriger Woche ein übrigens durch eigene Schuld des Betroffenen verursachter Unglücksfall. Der Arbeiter Jungjohann hatte auf dem Heimwege sich Zugang zum Bahnkörper verschafft, auf welchem er weiter ging, um den Heimweg abzukürzen. Jungjohann wurde von einer Lokomotive erfaßt und niedergeschleudert; er erlitt einen Schädelbruch. Der Schwerverletzte wurde nach Nortorf gebracht.

 

1. Mai

• Die Direction der Kreis Oldenburger Eisenbahn-Gesellschaft hat einen Plan ausgearbeitet und bereits der Königlichen Regierung zu Schleswig unterbreitet, der für die Jnsel Fehmarn von allergrößter Bedeutung sein würde. Es handelt sich um nichts weniger als um die Herstellung eines Dammes vom Festlande nach der Jnsel, über welchen die längst projektirte Eisenbahn nach Fehmarn führen soll. Beabsichtigt wird, im Damme eine Drehbrücke von ca. 13 Meter lichte Weite zu erbauen, so daß die Wassertiefe durch den Fehmarnsund erhalten bleiben würde. Ob jedoch die Sache mit Rücksicht auf den Kostenpunkt u. s. w. ausführbar, darüber enthalten wir uns eines Urtheils.

 

9. Mai

• Zwischen Tornesch und Elmshorn ist ein Schaffner vom Zug heruntergefallen und hat sich dadurch bedeutende innere Verletzungen zugezogen. Derselbe wurde in das Elmshorner Krankenhaus geschafft.

 

2. Juni

• Bei der Fahrt von Süderbrarup nach Schleswig hielt am 27. vorigen Monats, Abends, der Zug der Angler Bahn plötzlich zwischen Taarstedt und Scholderup. Es lag ein Mann quer über den Schienen, der noch glücklich durch rasches Halten des Zuges vor dem Überfahren behütet wurde. Der total Betrunkene wurde auf die Maschine gepackt und, da er als aus Scholderup stammend erkannt wurde, dort abgelegt.

 

6. Juni

• Auf entsetzliche Weise verunglückte dieser Tage in Itzehoe der Lokomotivheizer Kirchner. Auf dem Bahnhofe wurde er ein Opfer seines Berufs. Kirchner war im Lokomotivschuppen mit dem Putzen der Maschine beschäftigt, und beim Verlassen desselben passirte die sich rückwärts bewegende Maschine in der Ausfahrtthür an ihm vorüber. Dieser Raum besitzt nur eine Breite, die gerade genügt, um eben die Lokomotive durchzulassen, und der Unglückliche gerieht nun zwischen Maschine und Thür, wobei erstere ihn erfaßte. Unter unsäglichen Schmerzen erlag der Bedauernwerthe bald den gräßlichen Verletzungen. Er hinterläßt eine Frau und zwei unversorgte Kinder.

 

13. Juni

• Nachdem durch das Gesetz vom 11. Mai d. J. der Staatsregierung die Ermächtigung zum Bau einer Eisenbahn von Gremsmühlen nach Lütjenburg erteilt worden ist, beabsichtigt die Königl. Eisenbahndirektion in Altona mit der Anfertigung der Vorarbeiten hierzu vorzugehen, sobald der Staatsvertrag zwischen Preußen und Oldenburg veröffentlicht sein wird. Die betreffenden Grundbesitzer sind verpflichtet, diese Vorarbeiten zu gestatten.

• Mit Beginn der Reise-Saison sind die vom Minister Maybach über das Verhalten des Eisenbahn-Dienstpersonals gegen das Publikum erlassenen Vorschriften den Beamten wieder in Erinnerung gebracht worden. Mit Nachdruck wird dem Dienstpersonal zur Pflicht gemacht, sich eines wenn auch entschiedenen so doch bescheidenen, zuvorkommenden und höflichen Benehmens gegen das Publikum zu befleißigen. Es ist ferner angeordnet, die Koupees in der Regel mäßig zu besetzen und in der 1. Klasse die Personenzahl auf 4, in der 2. Klasse auf 6 und in der 3. Klasse auf 8 zu beschränken. Der andauernden Einwirkung der Sonnenhitze ausgesetzte Wagen sollen gehörig gelüftet und mit kaltem Wasser begossen, auch die Perrons durch Besprengen in staubfreiem Zustande gehalten werden.

 

20. Juni

• Am 8. Juli findet die Probefahrt und Einweihungsfeierlichkeit der Spurbahn Munkmarsch–Westerland statt.

 

4. Juli

• Die Anlage einer Straßenbahn in Schleswig ist jetzt von der dortigen Stadtvertretung bewilligt worden und dürfte nunmehr rasch gefördert werden.

 

11. Juli

• Vor der Strafkammer des Königl. Landgerichts standen der Locomotivführer Schulz und der Hülfsheizer Schmidt, welche angeklagt sind, durch Vernachlässigung ihrer Dienstobliegenheiten den Schnellzug Nr. 64, welcher in der Nacht vom 8. auf den 9. Januar d. J. in Kiel eintraf, in Gefahr gesetzt zu haben. Wie erinnerlich, fuhr die Lokomotive dieses Zuges über die am Nordende der Empfangshalle befindliche Drehscheibe hinaus, durchbrach den Mauerkranz und das Gitter und stürzte mit der Vorderachse auf das Trottoir auf der Jensenstraße hinab, während der Tender auf der Drehscheibe stehen blieb. Personen wurden nicht verletzt, sondern nur der Lokomotive einige Beschädigungen zugefügt. Durch die Verhandlung wurde die eigentliche Ursache dieses Unfalls nicht aufgeklärt, namentlich blieb unklar, ob derselbe dem nicht rechtzeitigen und vorschriftsmäßigen Gebrauch der Bremsen oder einer mangelhaften Funktionirung derselben, oder dem Umstande beizumessen war, daß die Schienen durch aus den Maschinen herabgeträufeltes Öl besonders geglättet gewesen sind. Eine strafbare Verschuldung der Angeklagten ließ sich nicht nachweisen und erfolgte ihre Freisprechung.

• Die zur Beförderung aufgegebenen Gepäckstücke, hauptsächlich Reisekörbe, welche den Äußerem nach fast alle das gleiche Aussehen haben, sind fast durchweg ohne jedes Zeichen. Wenngleich nun von der Gepäck-Expedition die Stücke vor Abgang des betreffenden Zuges auch mit einer dem Gepäckschein entsprechenden Nummer, sowie mit dem Namen der Empfangsstation beklebt werden, so kommt es leider häufig vor, daß diese Beklebung verloren geht, weil die Zeit zum Antrocknen der Zettel zu kurz ist. Natürlich werden hierdurch zahllose Verschleppungen herbeigeführt und ist die Bahnverwaltung nicht immer in der Lage, die begangenen Fehler so schnell als es das Jnteresse des Publikums erheischt, wieder gut zu machen. Die Bahnverwaltungen ersuchen deshalb das Publikum, bei Auflieferung von Gepäck Papptafeln anzubinden, welche mit dem Namen des Eigenthümers und der Bestimmungsstation versehen sind.

 

18. Juli

• Am 8. d. M. erfolgte die feierliche Eröffnung der Dampfspurbahn zwischen dem Seebad Westerland und Munkmarsch auf Sylt. Die etwas über vier Kilometer lange Bahnstrecke ist in etwa 6 Wochen ausgebaut, unter der Leitung des Herrn Betriebsdirektors Kuhrt aus Flensburg.

 

22. August

• Auf dem Bahnhofe in Oldesloe ist in diesen Tagen der Bau eines Wasserthurmes in Angriff genommen, welchen die Königl. Eisenbahndirektion in Altona errichten läßt. Der Thurm wird sich neben dem Lokomotivschuppen erheben.

 

29. August

• Es wird gewiß viele unserer Leser interessiren zu erfahren, daß die bis zum 30. September d. Js. gültigen 10tägigen festen Rundreisekarten längs der Ostseeküste (Hamburg-Altona-Kiel-Ascheberg-Eutin-Lübeck-Hamburg) auch bei der hiesigen Billetexpedition zur Ausgabe gelangen, so daß die betreffende Rundreise auch von der Station Preetz aus angetreten werden kann. Bisher mußten diese Billette an unseren Nachbarstationen Ascheberg resp. Kiel gelöst werden.

• Bei den Königlichen Eisenbahnverwaltungen sind vor Kurzem einige Neuerungen bezüglich der Uniformirung der Eisenbahnbeamten des äußeren Dienstes eingeführt worden. Die Stations-Diätare*, Assistenten, Aufseher, Vorsteher zweiter und erster Klasse tragen sämmtlich nach der neuen Vorschrift den Degen mit goldenem Portepee und am Uniform-Dienstrock einen Sammetkragen, die Stations Diätare zeichnen sich durch einen goldenen Stern vorn an jeder Seite des Kragens aus. Die Assistenten und Aufseher tragen Achselstücke, goldene Tressen und ebenfalls einen goldenen Stern, die Vorsteher zweiter Klasse wie die Assistenten jedoch Epauletts und zwei goldene Sterne vorn an jeder Kragenseite, diejenigen erster Klasse drei goldene Kragensterne an jeder Seite. Außerdem legen die Vorsteher bei besonderen Gelegenheiten Gala-Uniform und Dreimaster** an.

* --> Diätar = bei Behörden Angestellter auf Zeit, Hilfsarbeiter / **Dreimaster = Kopfbedeckung

 

8. September

• Der am Dienstag Morgen in Preetz um 7 Uhr 25 Min. fällige Zug lief mit ca. 2 Stunden Verspätung ein. Wie wir hören, war in der Nähe von Ascheberg ein Bruch an der Maschine entstanden, weshalb erst von Kiel eine andere Lokomotive requirirt werden mußte.

• Über die Heizung der Eisenbahn-Personenzüge sind jetzt neue Bestimmungen getroffen. Danach muß während der sogen. fakultativen* Heizzeit (vom 15. Oktober bis 1. Dezember und vom 1. März bis 1. Mai) mit der Heizung aller Personenzüge begonnen werden, sobald die äußere Temperatur an einem Tage in den Mittagsstunden unter 4 Grad Reaumur herabsinkt; außerdem findet die Heizung der Nachtzüge schon dann statt, wenn die Temperatur während einer Nacht bis auf 0 Grad R. sinkt. Jst mit diesem Heizen einmal begonnen, so wird erst dann wieder aufgehört, wenn während dreier aufeinanderfolgender Tage die Temperatur des Nachts nicht mehr auf + 4 Grad R. gesunken ist.

--> Grad Réaumur war früher in Deutschland weit verbreitet. Bei 0°R schmilzt gefrorenes Wasser, bei 80°R siedet Wasser. (4°R = 5°C)

* fakultativ = nach eigenem Ermessen

 

10. September

• Der Stettiner Schnellzug, welcher Freitag Nachmittag um 5 Uhr 54 Minuten in Lübeck eintreffen soll, erfaßte am Grünen Wege einen vom Felde zurückkehrenden, mit zwei prächtigen Pferden bespannten Gärtnerwagen, der von dem 11 Jahre alten Sohn des Besitzers geleitet wurde, zertrümmerte den Wagen und schleppte die Pferde, welche entsetzlich zermalmt wurden, noch ca. 1000 Schritte mit fort. Der Knabe kam glücklicherweise mit Abschürfungen davon. Es ist sofort eine Untersuchung eingeleitet, die ergeben muß, warum die Barrieren nicht rechtzeitig geschlossen wurden. Der Vorfall rief überall eine begreifliche Aufregung hervor.

 

15. September

• Der hier in Kiel schon lange gehegte Wunsch, an Stelle unseres alten Bahnhofes einen neuen Personenbahnhof erstehen zu sehen, scheint nunmehr seiner Verwirklichung näher zu rücken. Nachdem die Eisenbahnverwaltung schon vor längerer Zeit mit der Ausarbeitung bezüglicher Bauprojekte beschäftigt gewesen, ist sie jetzt auch der Frage der Erwerbung verschiedener am Bahnhofe belegener Grundstücke näher getreten und haben Unterhandlungen mit den betreffenden Eigenthümern deswegen stattgefunden. Nach den statistischen Ermittelungen hat sich im letzten Jahre hier eine Frequenz von 575 000 Passagieren, die bei ihrer Ankunft resp. Abfahrt den Kieler Bahnhof benutzten, ergeben, so daß die Erbauung eines neuen Personenbahnhofs in unserer Stadt wohl mit Recht als ein dringendes Bedürfniß bezeichnet werden kann.

 

20. September

• Der Bau einer Eisenbahn von dem Bahnhof Hagenow über Wittenburg nach Mölln und Oldesloe und so nach Kiel, wird jetzt als fast gesichert bezeichnet und soll durch die preußische Regierung im nächsten Frühjahr erfolgen. Die Bahn wird für den direkten Verkehr zwischen Kiel und Berlin den allergrößten Nutzen gewähren.

• Über einen Unglücksfall, welcher sich auf dem Bahnhofe zu Büchen ereignete, wird Folgendes gemeldet: Der Schaffner Bahrs, 31 Jahre alt, fungirte bei dem Dienstag Morgen um 6 Uhr von Lübeck abgehenden Güterzug als Bremser auf einem württembergischen Wagen. Er muß bei dem Bremsen das Gleichgewicht verloren haben und heruntergestürzt sein. Sein Fehlen wurde erst bemerkt, als der von der anderen Seite kommende Lüneburger Zug ebenfalls über ihn hinweggegangen war. Abends um 7 Uhr traf die Leiche auf dem Bahnhofe in Lübeck ein, wo sie eingesargt wurde. Der Unglückliche wurde gerade am Geburtstage seiner Frau getödtet.

• Sämmtliche preußische Eisenbahn-Direktionen und Betriebsämter haben an die ihnen unterstellten Stationen eine Verfügung erlassen, nach welcher alle Beamte und Arbeiter streng angewiesen werden, sich während des Dienstes nur der deutschen Sprache zu bedienen. Zuwiderhandlungen sollen streng bestraft werden.

 

10. Oktober

• Das alte Kröhnke‘sche Projekt, d. h. die Herstellung einer kürzesten Route zwischen Hamburg und Kopenhagen, macht jetzt bei den Erörterungen über die geplante Verlängerung der Kreis Oldenburger Eisenbahn bis nach Fehmarn hinüber wieder stark von sich reden. Das Projekt ist alt, scheiterte aber vor Jahren an den Forderungen, die von der preußischen Regierung bezüglich der Überfahrt über den Fehmarnsund gestellt wurden. Darnach sollten nicht nur ein Damm und eine Brücke ausgeführt, sondern auch noch bedeutende Befestigungsanlagen gemacht werden. Bei einem Vortrag vor Nationalökonomen in Kopenhagen hieß es vor kurzem: Die Route nach Hamburg wird besonders durch Etablierung eines Weges über Saltholm* und Fehmarn, das alte sogenannte Kröhnke‘sche Projekt, zu einer so kurzen Fahrzeit eingeschränkt werden, daß die westeuropäische Post weitere 12 Stunden gewinnt. Nach den letzten Gerüchten scheint die deutsche Regierung jetzt die Ausführung der Verbindung zwischen Holstein und Fehmarn theils durch einen Damm, theils durch eine feste Brücke beschlossen zu haben und die Unkosten werden dann so begrenzt werden, daß die Ausführung kaum auf Schwierigkeiten stoßen kann. Auf deutsche Seite sind die Eisenbahnanlagen fast alle vorhanden, obwohl sie hier und da verkürzt werden können; auf dänischer Seite fehlt nur ½ Meile Bahn von Rödby bis Saltholm*, sowie die Hafeneinrichtung für die Dampffähren sowohl auf Fehmarn als auf Laaland. Der Weg von Kopenhagen nach Hamburg würde bei einer Fahrgeschwindigkeit von 60 Klm. per Stunde in 8 Stunden zurückgelegt werden können.

* --> Saltholm ist eine Jnsel zwischen Dänemark und Schweden - sie liegt gar nicht auf dem Weg von Kopenhagen nach Hamburg. Jch vermute hier, das mit Saltholm in Wirklichkeit Saksköbing gemeint war - eine Bahnstation an der 1874 eröffneten Strecke Nyköbing–Nakskov.

 

20. Oktober

• Aus Neumünster wird berichtet: Unter höchst ungewöhnlichen Umständen erblickte in der Nacht zum 15. in unserer Stadt ein Kindlein das Licht der Welt, nämlich auf – dem Bahnhofe. Eine Ehefrau aus Preetz war mit ihrem Manne in Kiel zum Besuch gewesen. Bei der Heimkehr geriethen die Reisenden in einen verkehrten Zug und gelangten von Kiel hier an. Schon unterwegs war die Frau derartig von Geburtswehen überfallen, daß sie nach der Ankunft hierselbst schleunigst in den Wartesaal geschafft wurde, wo sie alsbald unter Beihülfe eines zufällig anwesenden Arztes eines Kindes genaß.

• Jm Bezirke der Königl. Eisenbahndirektion Altona kamen im August 6 Unfälle vor – ein Zusammenstoß auf freier Bahn, ein Überfahren von Fuhrwerk und 4 andere Ereignisse, bei denen Personen zu Schaden kamen. Verletzt wurden 4 Personen und 2 Eisenbahnfahrzeuge unerheblich beschädigt. Befördert wurden im August fahrplanmäßig 434 Kourier- und Schnellzüge, 4464 Personenzüge, 3170 gemischte und 1950 Güterzüge, außerfahrplanmäßig 298 Kourier-, Schnell-, Personen- und gemischte und 1148 Güterzüge. Davon verspäteten sich 32 Kourier- und Schnellzüge über 10 Minuten, 18 Personenzüge über 20 Minuten und 5 gemischte Züge über 30 Minuten. Die durchschnittliche Geschwindigkeit betrug bei Kourier- und Schnellzügen 51, bei Personenzügen 29 und bei gemischten Zügen 24 Klm. in der Stunde.

 

30. Oktober

• Ein Eisenbahnunglück, das leicht einen schlimmen Ausgang hätte nehmen können, hat sich in der letzten Nacht auf dem Güterbahnhof Neumünster zugetragen. Der ½12 Uhr von Kiel eintreffende gemischte Zug ist bei der Einfahrt auf ein falsches Geleise gerathen und ist auf eine Reihe dort stehender Güterwagen gestoßen. Durch die starke Erschütterung bei dem Zusammenstoß sind mehrere Güterwagen zertrümmert; ein mit Kohlen beladener Wagen ist sogar mit der einen Axe vollständig in die Höhe und auf den vor ihm stehenden Wagen getrieben. Jn dem Personenzuge gab es natürlich eine starke Erschütterung, doch sind keine Verletzungen vorgekommen; nur ein Schaffner ist leicht beschädigt. Das Krachen beim Zusammenstoß der Wagen war weithin vernehmbar.

 

31. Oktober

• Die Königl. Eisenbahndirektion Altona macht bekannt: Um denjenigen vom Norden her nach Altona reisenden und mit Billet nur bis dorthin versehenen Passagieren, welchen es nachträglich erwünscht erscheint, bis zu einer der Hamburg-Altonaer Verbindungsbahnstationen Schulterblatt, Sternschanze, Dammthor oder Klosterthor weiter zu fahren, Gelegenheit zu geben, sich ohne Weiterungen und Zeitverlust in den Besitz einer für die Verbindungsbahn gültigen Fahrkarte zu setzen, sind die Zugführer der von Norden nach Altona laufenden Züge mit einfachen Fahrkarten Altona–Hamburg Klosterthor 1. – 3. Kl. Ausgerüstet. Die Preise betragen: 1. Kl. 0,35 M., 2. Kl. 0,20 M., 3. Kl. 0,15 M. Das reisende Publikum wird diese Einrichtung gewiß willkommen heißen.

 

10. November

• Die in neuester Zeit immer bestimmter auftretenden Nachrichten, daß die preußische Staatsregierung den Ausbau der Bahn Hagenow-Mölln-Oldesloe beabsichtige, um eine möglichst direkte Verbindung mit Kiel zu gewinnen, haben auch in der Gegend um Bornhöved Veranlassung gegeben, abermals Schritte zu Gunsten der Herstellung einer Bahn, anschließend an jene Linie, von Oldesloe aus über Segeberg-Bornhöved-Wankendorf nach Kiel zu thun. Es sind demnach Vorbereitungen getroffen höheren Ortes vorstellig zu werden.

 

14. November

• Ein Fuhrmann überquerte gestern in dem Augenblicke den Bahnübergang in Behringstedt, als der Heider Dreiuhrzug heranfuhr. Pferde und das Vordergestell des Wagens kamen glücklich noch hinüber, das Hintergestell des Wagens wurde jedoch noch von der Lokomotive gefaßt und zertrümmert.

• Für die projektirte Eisenbahn Gremsmühlen-Lütjenburg ist man sich jetzt an zuständiger Stelle schlüssig geworden, das die Linie von Gremsmühlen aus unter der Kieler Landstraße hindurch direct nach dem „Hotel Holsteinische Schweiz“ führen soll. Hier ist die erste Station, eine zweite und dritte auf diesseitigem* Gebiete ist am Hohenliethsmoor und bei Söhren. Es ist in bestimmte Aussicht genommen, daß zum Juni nächsten Jahres die Bahn bis zur ersten Station – „Hotel Holsteinische Schweiz“ – betriebsfähig sein wird.

* --> mit „diesseitg“ ist gemeint das zum Fürstenthum Lübeck gehörende Gebiet.

 

17. November

• Die Kosten für den in Hamburg projektirten Centralbahnhof werden auf 30 Millionen M. beziffert. Die Hochbauten und technischen Einrichtungen werden im großartigsten Stile ausgeführt werden.

 

19. November

• Jn einer in Kiel stattgehabten Konferenz unter dem Vorsitze des Herrn Eisenbahnpräsidenten Krahn aus Altona wurde über die Verlegung des zu vergrößernden Bahnhofes berathen. Es wurde dem Vernehmen nach beschlossen, den Bahnhof, der Kopfstation verbleiben wird, zurückzuverlegen. Jnfolge der notwendigen Verbreiterung des Bahnkörpers, der auch höher gelegt werden soll, wird die Ringstrasse die Bahnlinie dann vermittelst einer Unterführung passiren.

 

1. Dezember

• Nach einem Erkenntniß des Oberlandesgerichts in München begeht derjenige einen Betrug, welcher im Bewußtsein der Rechtswidrigkeit ein als „unübertragbar“ bezeichnetes Retourbillet unter Verschweigung des Umstandes, daß dasselbe von einem Andern zur Hinfahrt benutzt worden ist, dem die Billets kontrollierenden Schaffner vorzeigt und mit demselben die Rückfahrt bewerkstelligt.

• Wegen Anlage des Centralbahnhofes in Hamburg waren am Freutag v. W. ca. 50 Eisenbahnbeamte aus verschiedenen Großstädten dort anwesend, die eingehend über das Projekt beriethen und an Ort und Stelle des Bauplatzes eine Besichtigung vornahmen. Die Errichtung findet zwischen Klosterthor und Ernst-Merck-Straße statt. Die Kosten des kolossalen Baues werden auf 35 Millionen M. angegeben.

 

8. Dezember

• Die Eckernförde-Kappelner Schmalspurbahn soll am 14. December von einem Regierungskommissar revidirt und am Tage darauf dem öffentlichen Verkehr übergeben werden.

 

10. Dezember

• Ein unheimlicher, in seinen Folgen glücklicher Weise nicht trauriger Vorfall ereignete sich heute Mittag auf dem Bahnhof Preetz. Bei dem 12 Uhr 22 Min. fälligen Zuge nach Kiel fuhr, wie gewöhnlich, die Lokomotive mit den zur Einfügung resp. Absonderung aus dem Zuge bestehenden Wagen voraus, bei welcher Gelegenheit bekanntlich die Abkoppelung der Wagen nach erfolgter Weichenstellung am Bahnhofsperron vor sich geht. Der mit der Abkoppelung betraute Beamte war hiermit gerade zwischen den Wagen beschäftigt, und eben im Begriff sich zu bücken, um zwischen den Rädern durchzukriechen und den Perron zu gewinnen, als sich plötzlich – ohne das von dem Beamten sonst zu gebende Pfeifensignal abzuwarten – der Zug in Bewegung setzte. Es war ein entsetzlicher, für die zahlreich auf dem Perron wartenden Fahrgäste wirklich haarsträubender Augenblick, gewärtig zu sein, den Beamten so vor ihren Augen von den Rädern zermalmen zu sehen. Mit unglaublicher, den ganzen Ernst der Situation erfassender Energie gelang es dem mit den halben Körper zwischen den sich in Bewegung setzenden Rädern liegenden Beamten, die Kniee bis zum Kopf heranzureißen und so in schauervollen Sekunden den Wagen um Haaresbreite neben der Schiene liegend an sich vorübergleiten zu lassen. Die Augenzeugen dieses entsetzlichen Moments glaubten ein Wunder zu sehen, als der dem schrecklichen Tode so scheinbar verfallende Beamte sich aus seiner qualvollen Lage erhob. Für die Anwesenden ist kein Zweifel, wo die Schuld an diesem Vorgang zu suchen ist. Sache und Pflicht der Bahn-Verwaltung ist es, für die Klarstellung dieses Vorkommnisses mit rücksichtsloser Untersuchung einzutreten; daß dies geschehen wird, bezweifeln wir nicht.

 

12. Dezember

• Ein neues Dienstabzeichen ist von der Staatseisenbahnverwaltung für die Weichensteller geschaffen. Wer ohne jeglichen Tadel 5 Jahre als Weichensteller gedient, erhält eine goldene Litze, die auf der rechten Schulter angebracht, bei der Ärmelnaht in eine Rosette ausläuft. Nach einer 10jährigen Dienstzeit wird auch die linke Schulter mit demselben Abzeichen geschmückt.

 

22. Dezember

• Aus Flensburg wird berichtet, daß die ca. 200 Arbeiter der dortigen Königlichen Eisenbahnwerkstatt dahin verständigt worden sind, sich für eine Übersiedelung nach Neumünster demnächst bereit zu halten.

Diesmal sehr viele und wie ich meine interessante Nachrichten. Der Unfall in der Nacht vom 8. auf den 9. Januar und der vom 7. Februar geben genauso Einblicke in das damalige Leben wie die vereinheitlichten Tarife (4. Februar) oder die Unbillen des offenbar heftigen Winters.

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  • 1 Monat später...

Die Zeitungen haben auch früher schon kleine und große Nachrichten gebracht. Für das Gebiet der späteren Bundesbahndirektion hat sich jemand die Mühe gemacht, die Nachrichten für 1880 und 1881 aus seiner Lokalzeitung zu sammeln:

Und hier für 1889:

 

16. Januar

• Ein grausiges Verbrechen ist bei Hamburg entdeckt. An der Bahnstrecke Hamburg – Harburg ist ein Bahnarbeiter erschlagen worden, seiner Baarschaft beraubt, dann auf die Schienen gelegt, um die Sache so darzustellen, als sei der Erschlagene vom Zuge getödtet worden. Der Arbeiter ist im Krankenhaus gestorben.

 

23. Januar

• Der Bau der Gremsmühlen-Lütjenburger Eisenbahn wird, sobald milde Witterung eintritt, begonnen werden, und hat die Kgl. Eisenbahndirektion Altona bereits einen Abtheilungsbaumeister in Gremsmühlen stationirt. Die Fertigstellung der Bahn ist für den Sommer 1890 in Aussicht genommen.

 

26. Januar

• Am Mittwoch hat die landespolizeiliche Prüfung der Schmalspurbahn Eckernförde-Kappeln stattgefunden. Am Freitag wurde eine Extrafahrt für die Aktionäre veranstaltet und heute wird die Bahn dem öffentlichen Betriebe übergeben werden.

 

6. Februar

• Das bei der bei Friedrichstadt über die Eider führende Eisenbahnbrücke stationirte Dampfschiff „Vorwärts“ hat im Laufe des Jahres 1888 2782 Schiffe durch die Brückenöffnung bugsirt; diese Zahl spricht mehr und besser für die Nothwendigkeit der Stationirung eines Schleppdampfers zur Assistenz der die Eider passirenden Schiffe als wie jede andere Ausführung.

• Bei dem Schnellzuge, der Freitag Morgens 8 Uhr 55 Min. von Neumünster abging, passirte das Malheur, daß kurz vor Nortorf ein Dampfrohr der Maschine platzte. Die Passagiere mußten aussteigen und bis Nortorf zu Fuß gehen. Eine von Rendsburg beorderte Hülfsmaschine beförderte dann den Zug weiter, der mit 2 Stunden Verspätung in Flensburg eintraf.

 

11. Februar

• Der Schneesturm vom Freitag v. W. hat teilweise recht erhebliche Verkehrsstörungen auf den Eisenbahnen zur Folge gehabt. So wird aus dem Centralpunkt der holsteinischen Eisenbahnen, aus Neumünster, vom 9. Februar berichtet:

Der reichliche Schneefall der letzten Tage und der mit demselben gleichzeitig auftretende orkanartige Sturm hatten auf allen Bahnstrecken unserer Provinz theilweise recht bedeutende Verkehrsstörungen zur Folge. Was die hierorts ein- und ausmündenden Bahnlinien betrifft, so trafen von Freitag Nachmittag an schon sämmtliche Züge mit mehr oder minder bedeutender Verspätung hier ein. Die Direktion der Westholsteinischen Eisenbahn machte Nachmittags schon durch Anschlag auf dem Bahnhofsperron bekannt, daß der Abendzug von hier nach Karolinenkoog nicht abgelassen würde, demzufolge heute Morgen auch von dort kein Zug hier eintraf. Der heutige Morgenzug nach Karolinenkoog wurde zur rechten Zeit wieder abgelassen.

– Der hier Abends 8 Uhr 26 Minuten fällige Schnellzug vom Norden traf gar nicht ein. Der Frühzug vom Norden kam heute nur von Jübek; Passagiere desselben berichteten, daß in Folge des starken Schneefalls bei Flensburg ein Güterzug entgleist sei und die Geleise dort sperre.

– Schlimm scheinen die Schneefälle auf der Strecke nach Oldesloe hin zu sein. Der hier Morgens 8 Uhr 30 Minuten fällige Personenzug von Schwarzenbek hatte sich mühsam bis fast nach Rickling durchgearbeitet, mußte dort aber liegen bleiben, da der Schnee sich daselbst so hoch aufgetürmt, daß an ein Weiterfahren nicht zu denken war.

– Der Güterverkehr weist noch größere Unterbrechungen als der Personenverkehr auf, da mehrere fällige Güterzüge noch gar nicht eintrafen.

– Reisende, die gestern Nachmittag aus Flensburg wegfuhren, erzählen, daß sie mehrere Stunden zwischen Flensburg und Jübek liegen mußten und schließlich wieder nach Flensburg zurückgebracht wurden, von wo sie dann heute über Eckernförde weiter gelangten.

 

14. Februar

• Der Spätzug von Kiel hatte am Dienstag Abend eine dreiviertelstündige Verspätung, wie wir hören veranlaßt durch unterwegs entstandenen Bruch der Maschine, welcher zahlreichen Reisenden einen unfreiwilligen Aufenthalt in Raisdorf auferlegte.

– Wir möchten bei dieser Gelegenheit der verehrlichen Eisenbahndirektion eine Ausbesserung des Wartezimmers erster und zweiter Klasse angelegentlichst empfohlen haben. Das genannte Lokal befindet sich wirklich sehr in ausbesserungsbedürftigem Zustande.

 

15. Februar

• Das gestern von neuem einsetzende Schneetreiben hat abermals erhebliche Verkehrsstörungen auf den Eisenbahnen verursacht, und ist diesmal auch unsere ostholsteinische Bahn in Mitleidenschaft gezogen worden. Der Morgens 6 Uhr von Kiel abgelassene Zug kam nur bis Raisdorf, von wo derselbe gegen 11 Uhr Vormittags wieder nach Kiel retourniren mußte. Bis Nachmittags 5 Uhr war der Eisenbahnverkehr in Preetz vollständig eingestellt, um diese Zeit traf der erste Zug von Kiel hier ein. Von Ascheberg langte der erste Zug Abends 8 Uhr hier an. – Der Schneesturm scheint über die ganze Provinz in derselben Stärke wie hier in Preetz gewüthet zu haben. Aus Kiel, Neumünster und Rendsburg wird gemeldet, daß der Verkehr an diesen Stationen vollständig eingestellt gewesen ist. Die Mengen der zusammengewehten Schneemassen sollen an einzelnen Stellen geradezu kolossal gewesen sein. So wird aus Hohenwestedt berichtet, daß in einer Bahnkurve die Schneemengen die Telegraphenstangen überragten. Auf der Marschbahn stecken sämmtliche Züge in haushohen Schneemassen. Ebenso wird aus Dänemark gemeldet, daß infolge Schneesturms auf nahezu allen Bahnen der Betrieb gestern eingestellt gewesen sei.

 

16. Februar

• Am Donnerstag, als der Zug von Oldesloe in Segeberg eintraf, hatte die Lokomotive einen mit 10 000 Kilo Palmmehl beladenen Güterwagen auszusetzen. Der dem Güterschuppen zurollende Wagen traf mit einem von der anderen Seite mittelst Rangirpferden herankommenden Wagen auf zwei sich kreuzenden Schienen so unglücklich zusammen, daß die Räder, welche an der Seite des Zusammenstoßes befindlich, von den Schienen gehoben wurden, und in einer schiefen Stellung stehen blieben. Von Neumünster requirirte Arbeiter hatten gegen Abend die Wagen wieder auseinander gebracht und das Geleise wieder frei gemacht.

 

7. März

• Jm Bezirk der Königl. Eisenbahndirektion Altona wurden im Dezember fahrplanmäßig 496 Kourier- und Schnellzüge, 3844 Personenzüge, 3155 gemischte und 1746 Güterzüge, sowie außerfahrplanmäßig 22 Kourier- und 707 Güterzüge befördert. Davon verspäteten sich 12 Kourier- und Schnellzüge über 10 Minuten, 22 Personenzüge über 20 Minuten und 17 gemischte Züge über 30 Minuten. Die durchschnittliche Geschwindigkeit in der Stunde betrug bei Kourier- und Schnellzügen 54, bei Personenzügen 28 und bei gemischten Zügen 24 Kilometer. – Jn derselben Zeit kamen 5 Unfälle vor. Verletzungen erlitten 10 Reisende und drei Bahnbeamte, während ein Bahnbeamter den Tod erlitt.

 

9. März

• Zur Sicherung des Verkehrs auf dem Bahnhof in Neumünster werden an den Wärterhäusern bei den Bahnübergängen elektrische Läutevorrichtungen angebracht. Sie ertönen, wenn die betr. Züge vom Norden und aus Ostholstein, die vom Süden und Oldesloe noch in beträchtlicher Entfernung von den Übergängen sind. Jnfolgedessen werden die Bahnwärter rechtzeitig aufmerksam gemacht.

--> bitte daran denken, daß zu dieser Zeit die Gleise in Neumünster noch in der gleichen Höhe wie die Straßen lagen.

 

20. März

• Nach einer Mittheilung will die Marschbahn-Gesellschaft in der nächsten Zeit die Stationirung eines Schleppdampfschiffes bei der Eiderbrücke bei Friedrichstadt aufheben, so daß diese wichtige Hülfe für die durch die Brückenöffnung passirenden Schiffe, welche von Schiffahrtstreibenden als durchaus notwendig bezeichnet wird, fortfallen wird. Jm Übrigen will die Bahngesellschaft vorläufig das Durchpassiren der Fahrzeuge genau beobachten lassen, um über die von betheiligter Seite immer wieder erhobenen Beschwerden orientirt zu sein. Zu dem Ende sind zwei erfahrene Seeleute angenommen, welche bei der Brücke stationirt werden sollen und Tag und Nacht abwechselnd zur Beobachtung bereit sein müssen. – Es bleibt zu erwarten, daß sich die Nothwendigkeit zur Haltung eines Bugsirdampfers bereits in kurzer Zeit mit Sicherheit herausstellen wird.

 

23. März

• Der Bau der Zweigbahn von Wilster nach der Mündung des Nord-Ostsee-Kanals bei Brunsbüttel wird jetzt in Angriff genommen. Auf der Strecke von Wilster nach St. Margarethen hat man schon mit der Aufschüttung der Erde zur Verbreiterung des Bahnkörpers für ein zweites Gleis begonnen.

 

29. März

• Die Bahnhofsfrage in Neumünster dürfte jetzt in das entscheidende Stadium eingetreten sein. Wie aus sicherster Quelle verlautet, haben die leitenden Kreise der Kgl. Eisenbahn-Direktion sich nunmehr prinzipiell für die Höherlegung des Bahnhofs entschieden, durch welche das Kollidiren der Eisenbahn- und der städtischen Verkehrsinteressen völlig aufgehoben werden würde. Die Ausführung des Planes wird längere Zeit beanspruchen und jedenfalls wird während des Baues ein provisorischer Bahnhof eingerichtet werden müssen.

 

30. März

• An dem am Freitag Nachmittag um 5 Uhr 10 Min. von Elmshorn nach dem Süden abgehenden Zuge platzte das Dampfzuleitungsrohr, infolgedessen der Zug stehen blieb. Eine nachgesandte Maschine holte denselben nach Elmshorn zurück, und mit einer Verspätung von reichlich einer Stunde konnte derselbe alsdann weiter dampfen.

 

17. April

• Jnfolge angeblich falscher Weichenstellung gerieth ein auf dem Bahnhof zu Rendsburg eintreffender Personenzug auf ein verkehrtes Geleise und stieß mit einem dort stehenden Güterzug zusammen. Die Lokomotive und der Packwagen des Personenzuges, sowie 4 Güterwagen wurden nicht unerheblich beschädigt, doch sind Menschenleben nicht zu beklagen. Der Zug wurde mit einer Reservemaschine weiter befördert.

 

20. April

• Eine aus niedrigster Gesinnung hervorgegangene Denunciation hat ihren Urheber zum Verderben gereicht. Vor einiger Zeit richtete ein bei der Marschbahn als Bahnwärter angestellter Beamter an die Direction der Gesellschaft ein anonymes Schreiben, in welchem ein in Husum wohnender Oberwärter fälschlicher Weise mangelhafter Pflichterfüllung beschuldigt wurde. Durch dieses nichtswürdige Manöver hoffte der Angeber, den Oberwärter aus seiner Stellung zu verdrängen und selbst das besser dotirte Amt zu erlangen. Als die Denunciation nicht den gewünschten Erfolg hatte, bemühte sich der Beamte, seine Angaben dadurch zu verstärken, daß er einen centnerschweren Stein auf das Bahngeleise legte; das Hinderniß wurde durch einen Güterzug zur Seite geschleudert, so daß kein Eisenbahnunfall eintrat. Der ruchlose Thäter wußte den Verdacht auf einen Knaben zu lenken, welch Letzterer auch verhaftet wurde. So weit war alles nach Wunsch gegangen, und mit sich selbst zufrieden, erwartete der Denunciant den weiteren Verlauf der Sache. Plötzlich wandte sich das Blatt; er fiel in die Grube, die er anderen habe graben wollen; sowohl die Pflichttreue des Oberwärters, als auch die Unschuld des Knaben stellten sich heraus. Gegen den Urheber richtete sich aber der Verdacht, die anonyme Denunciation geschrieben und den Stein hingelegt zu haben. Er verwickelte sich in Widersprüche und gestand schließlich Alles ein, als ihm die That auf den Kopf zugesagt wurde. Sofort wurde der nichtswürdige Beamte von seinem Amte suspendirt und nach dem Landgerichts-Gefängniß in Flensburg überführt.

 

6. Mai

• Jn hellen Haufen strömten die Bewohner unserer lieben Vaterstadt gestern Morgen dem Bahnhofe Preetz zu, galt es doch, den herrlichen Morgen dazu zu benutzen, durch eine Reise nach Kiel den Einzug unseres allerhöchsten Herrscherpaares in Augenschein zu nehmen. Jst sonst um diese Tagesstunde unser Bahnhof sehr wenig belebt, so konnte man gestern fast glauben, vor einer kleinen Völkerwanderung zu stehen, so standen die Reiselustigen Kopf an Kopf an den Wartesälen, auf dem Perron, auf dem Vorhof, kurz überall wo nur ein Plätzchen zu erobern war, harrend der Ankunft des Dampfrosses. Nachdem der Zug zur rechten Zeit glücklich angelangt und die üblichen Rangirtouren, die zwar von der Bahnverwaltung als zweckmäßig anerkannt sind, von dem wartenden Publikum aber als ein notwendiges Übel stets etwas unwillig aufgenommen werden, beendet waren, suchte Jeder seinen Platz zu erreichen. Mit anerkennenswerther Umsicht hatte die Bahnverwaltung für hinreichendes Wagenmaterial Fürsorge getragen und so waren verhältnismäßig schnell alle placirt und wir eilten unserm Ziel entgegen. Schon bei der Einfahrt in Kiel ließen die festlich geschmückten Häuser und die im Hafen liegenden zahlreichen Segel- und Dampfschiffe erkennen, daß Kiel zum Empfang vorbereitet sei und der Eintritt in die Stadt bestätigte dies vollkommen.

 

11. Mai

• Das Nivellement für eine Eisenbahn von Eutin nach Segeberg ist nunmehr beschafft. Man hofft, daß die Eutin-Lübecker Eisenbahngesellschaft sich bereit erklären wird, den Bau der Bahn zu übernehmen unter der Bedingung, daß der Grund und Boden zu der Bahn ohne Kosten abgetreten und seitens der betheiligten Staaten ein Zuschuß von 10 000 Mk. pro Kilometer bewilligt wird. Jm Falle einer Ablehnung der Bauübernahme wird das Komitee sich wegen der Ausführung an den königlich preußischen Eisenbahnminister wenden. Die betreffenden Gemeinden haben sich größtentheils zur unentgeltlichen Abtretung des erforderlichen Bauterrains bereit erklärt.

 

15. Mai

• Die Eisenbahndirektion Altona ist mit der Anfertigung von Vorarbeiten für eine Sekundärbahn Tönning–Garding beauftragt.

 

22. Mai

• Jn der Nacht zum Montag hat auf der Bahnstrecke zwischen Oldesloe und Rolfshagen ein bedeutender Dammrutsch stattgefunden, so daß der Bahn-Verkehr an dieser Stelle ausgesetzt werden mußte. Wie das Königliche Betriebsamt Kiel bekannt macht, wird der Personen- und Gepäckverkehr durch Umsteigen an der Unfallstelle in Gegenzüge aufrecht erhalten.

 

25. Mai

• Aus Rendsburg wird berichtet: Seit einigen Tagen ist die Carpenterbremse auf unserer Bahn in Thätigkeit gesetzt. Jnfolge dieser Einrichtung ist man im Stande, den ganzen Zug von der Lokomotive aus mittelst Luftfruck in sehr kurzer Zeit zu stoppen.

 

30. Mai

• Eine schätzenswerte Einrichtung hat das Eisenbahn-Betriebsamt vor dem Personenbahnhof zu Kiel dadurch getroffen, daß es einen interimistischen Billetschalter in einer kleinen Holzbude errichten wird. Jn diesem Schalter werden Billets für die während des Sommers abzulassenden Sonderzüge ausgegeben, so daß die Schwierigkeit in der Erlangung eines Billets bei außerordentlichem Andrange beschränkt wird.

 

8. Juni

• Die Verordnung, daß für reisende Radfahrer das Fahrrad und zwar das hohe Zweirad, auf der Eisenbahn als Freigepäck gelten soll, während es bisher als Sperrgut angesehen wurde, ist jetzt auch im Bereiche des Eisenbahndirektionsbezirks Altona in Kraft getreten.

 

19. Juni

• Die Höherlegung des Staatsbahnhofes in Neumünster ist nunmehr beschlossen; seine Höhe soll 4 Meter betragen. Die Baukosten sind auf 2 800 000 Mk. veranschlagt. Während der Zeit des Baues wird ein Jnterims-Bahnhof eingerichtet.

• Jn Rendsburg stürzte am 11. d. Mts. eine Lokomotive, welche zwecks Überführung nach Sehestedt auf ein Segelschiff verladen werden sollte, in die Eider. Die Lokomotive ist nicht unerheblich beschädigt und gelang es erst nach vieler Mühe, den 25 000 Pfund schweren Koloß wieder zu heben.

 

29. Juni

• Die Marschbahn soll in Bezug auf die Beförderung nach Sylt jetzt der Staatsbahn gleich gestellt werden. Eine Rückfahrtkarte, die auf der Staatsbahn gelöst ist, berechtigt also zur Rückfahrt mit der Marschbahn und umgekehrt. Die Marschbahn wird wahrscheinlich infolgedessen mehr als bisher von den nach Sylt reisenden Badegästen benutzt werden.

• Der bisher auf der Eider bei der Bahnbrücke stationirt gewesene Schleppdampfer ist von der Marschbahn-Direktion aufgegeben und den Schiffen ist es jetzt überlassen, sich selbst zwischen den Pfeilern durchzuwinden; das muß selbst bei so schönem Wetter nicht so leicht sein, denn in letzter Zeit haben bereits vier Schiffe dort Havarie erlitten.

 

10. August

• Um den für die Eisenbahnpassagiere so lästigen Staub abzuhalten, wird der Bahnkörper Neumünster-Nortorf mit einer Schicht des sog. Deckkieses belegt. Wenn das Verfahren sich bewährt, sollen später sämmtliche Strecken der Kgl. Eisenbahn-Direktion damit versehen werden.

 

21. August

• Der Bahnübergang beim Flensburger Staatsbahnhof, der wegen häufiger Absperrung und dadurch verursachter Störung vielfach zu Klagen Anlaß gegeben hat, soll demnächst weiter nach Norden verlegt werden. Es ist eine Tunnellirung in Aussicht genommen.

• Nach der vom Reichs-Eisenbahnamt aufgestellten Statistik sind im Monat Juni im Verwaltungsbezirk der Königl. Eisenbahndirektion Altona 6 Eisenbahnunfälle vorgekommen. Verletzt wurden 1 Reisender und 3 Bahnangestellte im Dienst, getödtet 1 Bahnangestellter im Dienst und eine fremde Person. Eisenbahnfahrzeuge sind bei den Unfällen nicht beschädigt worden. Von der Gesammtzahl der Verunglückten kommt je einer auf 190 km Betriebslänge oder auf 3 996 780 zurückgelegte Wagen-Achskilometer aller Art.

 

22. August

• Jn der Bahnhofsfrage Kiel fand heute wiederum unter Vorsitz des Präsidenten Krahn eine Besprechung statt. Es wurde von dem Herrn Präsidenten ein Bauplan vorgelegt, welcher den Neubau des Personenbahnhofs ca. 300 Meter südlich des jetzigen Bahnhofsgebäudes verlegt.

 

27. August

• Ein Riesengeschütz, das größte Kanonenrohr, welches jemals auf der Fabrik von Krupp in Essen erbaut worden ist, langte gestern in einem Sonderzuge mit der Venloer Bahn in Hamburg an, um nach Kronstadt verladen zu werden. Das Geschütz hat die Länge von 9 m und wiegt 3000 Centner. Der Transport per Bahn geschah auf vier, für das Rohr eigens hergestellten Waggons mit je vier Achsen, so daß das Rohr auf 16 Achsen ruhte. Die Verladung in das Schiff geschieht mittels eines 150 Tons-Krahns am Segelschiffhafen und dürfte mehr als einen Tag in Anspruch nehmen.

 

31. August

• Am Dienstag Morgen traf auf dem Bahnhof in Neumünster eine ganze Wagenladung (über 1000 Stück) lebender pommerscher Gänse ein, bestimmt für Herrn Stoffers, der dieselben mästen und alsdann an den Markt bringen will. Die Nachkommen der Retterinnen des römischen Kapitols machten bei der Einfahrt in den Bahnhof einen heidenmäßigen Skandal.

 

4. September

• Jüngst saß auf dem Bahnhof in Scheeßel ein Geschäftsreisender und erwartete die Ankunft des Zuges. Kurz vor der Ankunft desselben findet sich ein Barbier im Wartesaal ein, um mit dem Zuge nach Lauenbrück aufs Geschäft zu fahren. Der Reisende stellt an den Barbier die Frage, ob er wohl noch Zeit hätte, ihn vor Ankunft des Zuges zu barbiren, welche dieser bejaht. Derselbe macht sich auch rasch dabei und seift dem Reisenden das Gesicht tüchtig ein; er hat indessen kaum das Werk beendet, da fährt auch schon der Zug ein. Rasch nimmt der Barbier dem Herrn Reisenden das Tuch ab, nimmt Seifenschale und Messer und steigt in den Zug, den eingeseiften Herrn aber läßt er im Wartesaal sitzen.

 

18. September

• Der Minister der öffentlichen Arbeiten hat die Kgl. Eisenbahn-Direktion in Altona ermächtigt in Elmschenhagen versuchsweise eine Haltestelle für den Personenverkehr einzurichten. Die Eröffnung der Haltestelle ist zum 1. October d. J. in Aussicht genommen.

• Die Stadt Schleswig, für welche, ihrer Länge wegen, eine Straßenbahn von großem Nutzen wäre, soll geneigt sein, für eine derartige Anlage in ihren Straßen eine Zinsgarantie von 3½ pCt. zu übernehmen. Unter diesen Umständen dürfte das Projekt, welches schon länger besteht, aber bisher noch weit von seiner Verwirklichung entfernt war, in nicht allzu langer Zeit doch zur Ausführung gelangen.

 

21. September

• Wie verlautet, beabsichtigt die Königl. Staats-Eisenbahn-Verwaltung, den Betrieb auf der ganzen Strecke Flensburg-Leck-Niebüll am 1. October d. J. zu eröffnen.

 

2. Oktober

• Ein scherzhaftes Ereigniß begab sich kürzlich auf der Angler Eisenbahn. Bei der Station Taarstedt wurden nämlich zwei Wagen zum Stehenbleiben abgekoppelt. Doch die Wagen hatten keine Lust in Taarstedt stehen zu bleiben. Als der Zug sich nach Steinfeld in Bewegung setzte, geriethen die abgekoppelten Wagen in Bewegung und liefen lustig den Berg hinab nach Scholderup zu, so das der abgegangene Zug zurückfahren mußte, um die Ausreißer einzufangen, was erst weit über Scholderup hinaus gelang.

 

8. Oktober

• Der Plan für das neue Bahnhofsgebäude in Kiel liegt zur Einsicht der Stadtverordneten aus. Die Lerchenstraße, bis zu welcher das Bahnhofsgebäude zurückgeschoben werden soll, wird bis zur Quaistraße verlängert. Vor dem Bahnhof bleibt ein geräumiger Platz. Jn Wegfall kommt das Stadtkloster. Fünf Bahnsteige werden angelegt, der erste für die Bahn Kiel-Schönberg und die Werftbahn, der zweite für Kiel-Ascheberg, der dritte für Kiel-Altona, der vierte für Kiel-Rendsburg, der fünfte für Kiel-Eckernförde und Kiel-Holtenau. Jn der Nähe befindet sich der halbkreisförmig eingezeichnete Lokomotivschuppen, auf dem Terrain des Stadtklosters der Eilgüterschuppen. Der untere Theil der Ringstraße zwischen Kirchhof und Quaistraße geht ein. Die Güterschuppen liegen an der Bahnhofstraße und zwar beginnen die neuen Güterschuppen, wo die alten aufhören. Der Bahnhof läßt an der Quaistraße einen Streifen von 40 Metern für städtische Lagerplätze.

 

16. Oktober

• Der zwischen Kiel und Raisdorf belegene Haltepunkt Elmschenhagen ist vom 1. October an für den Personenverkehr eröffnet und findet direkte Personen- und Gepäckbeförderung statt. Jn der Richtung Preetz-Kiel halten die Züge Nr. 130 (Morg. 7,25 von Preetz), Nr. 422 (Nachm. 5,53 von Preetz), Nr 130a (Abends 11,21 von Preetz), und in der Richtung Kiel-Preetz die Züge Nr. 421 (Nachm. 1,11 in Preetz), Nr. 121 (Abends 7,06 in Preetz) und 129a (Abends 11,14 in Preetz) nach Bedarf.

• Eine vor längerer Zeit eingereichte Petition, dahingehend, daß auf den preußischen Staatsbahnen auch für die vierte Klasse Sonntagsbillets und Retourbillets eingeführt werden möchten, ist jetzt abschlägig beschieden worden. Jn den Gründen wird folgendes gesagt: Die vierte Klasse soll ihrer Bestimmung nach der ärmeren Bevölkerung dienen und namentlich den Marktverkehr und den kleinen Lokalverkehr erleichtern. Zur Verbilligung von Vergnügungsfahrten ist dieselbe nicht geschaffen. Es ist von der preußischen Staatsbahnverwaltung schon ein erhebliches Zugeständnis, daß dieselbe überhaupt an Sonn- und Festtagen die vierte Klasse einstellt, was bei anderen Bahnen, z. B. bei den sächsischen Staatsbahnen, nicht der Fall ist. Die Einführung von Retourbillets für die vierte Klasse verbieten finanzielle Rücksichten. Der Fahrpreis von 2 Pfg. für den Kilometer ist so niedrig, daß weitere Zugeständnisse nicht angängig erscheinen.

 

30. Oktober

• Der Deutsche Eisenbahn-Verkehrs-Verband ist übereingekommen, an Stelle der bisherigen fremdsprachlichen Ausdrücke fortan allgemein folgende deutsche Bezeichnungen innerhalb seines Gebietes zu gebrauchen: Billet-Expedition=Fahrkarten-Ausgabe, Gepäck-Expedition=Gepäck-Abfertigung, Güter-Expedition=Güter-Verwaltung, Vestibul=Vorhalle, Korridor=Gang, Damen-Toilette=Waschzimmer für Frauen, Herren-Toilette=Waschzimmer für Männer, Bahnhofs-Restauration=Bahnhofs-Wirthschaft, Buffet=Schenktisch.

 

9. November

• Jn der in diesen Tagen in Lütjenburg abgehaltenen Versammlung in Angelegenheit der Eisenbahn Gremsmühlen-Lütjenburg war auch der Eisenbahndirectionspräsident Krahn anwesend. Es steht jetzt fest, daß der Lütjenburger Bahnhof östlich von der Stadt nach Schmiedendorf zu, etwa 350 Meter von den letzten Häusern der Stadt entfernt, liegen wird. Mit der Bestätigung durch den Minister, der öffentlichen Ausschreibung und Verdingung der Arbeiten werden noch einige Monate vergehen.

 

11. November

• Am vergangenen Freitag passirte auf der Strecke zwischen Eutin und Gremsmühlen ein merkwürdiger Unfall. Eine Bauerfrau, welche im Zuge saß, wollte ihr einjähriges Kind aus dem Fenster halten, um ein menschliches Bedürfniß zu befriedigen. Die Thür ging plötzlich offen und Mutter und Kind stürzten aus dem Zuge. Ein Reisender zog die Nothleine, der Zug kam schließlich zum Stehen und als man die Verunglückte suchte, die vielleicht mit zerschmetterten Gliedern auf dem Bahndamm liegen mußte, sah man sie mit dem Kinde feldein traben. Auf die Frage warum sie nicht gewartet habe gab sie recht naiv zur Antwort: „Jck hev keen Lust achtern Tog her to lopen“ * Mutter und Kind hatten somit nicht den geringsten Unfall erlitten.

* --> „Jch habe keine Lust hinter dem Zug herzulaufen“

 

13. November

• Der Personenzug Gleschendorf-Ahrensbök wurde am Freitag durch zwei auf dem Geleise stehende Männer zu halten gezwungen. Der Bahnmeister wurde bedroht. Die in Ahrensbök stationirten Gendarmen wurden requirirt und mußten die beiden Patrone mit Waffengewalt festnehmen.

 

16. November

• Vom 1. Dezember an wird der bisher von Kiel 7 Uhr 50 Min. nachmittags nach Neumünster abgehende Schnellzug um 7 Uhr 45 Min. abgelassen werden und in Voorde und Bordesholm 1 Minute anhalten.

 

27. November

• Für die Erweiterung des Eisenbahn-Hauptwerkstatt in Neumünster liegen neue großartige Pläne vor. Die Werkstättenbauten sollen erweitert werden, daß dieselben zunächst für einen Personalbestand von 600 Mann ausreichen. Allmählich soll die dortige Hauptwerkstatt bis auf einen Betrieb von 2000 Mann gebracht werden. Mit der Erweiterung der Hauptwerkstatt steht in Verbindung die Erbauung noch einer größeren Anzahl von Arbeiterwohnhäusern. Betreffs des Grunderwerbs für den Bau eines neuen großen Lokomotivschuppens, zwischen den Bahnlinien nach Kiel und nach Rendsburg*, ist nunmehr auch mit dem Landbesitzer ein gütliches Übereinkommen getroffen. Neben dem neuen großen Lokomotivschuppen werden noch ein kleineres Werkstättengebäude, Drehscheibe, Wasserthurm, sowie ein Beamtenwohnhaus angelegt.

* --> zur Erinnerung: Damals zweigte die Strecke nach Rendsburg direkt nach den Bahnsteigen in einer leichten Linkskurve ab! Heute fährt der Zug zunächst rund 1 km in Ri. Kiel und zweigt dann mit einer scharfen Linkskurve nach Rendsburg ab (der nach etwa 1 weiteren km eine Rechtskurve folgt). Mit anderen Worten: Früher führte die Strecke nach Rendsburg links am Ringlokschuppen vorbei, heute rechts davon.

 

7. Dezember

• Mit dem Bau einer Pferdebahn in Schleswig wird es jetzt ernst. Die Oldenburger Pferdebahn-Einrichtung wurde zu einem Kaufpreis von 68 000 Mk. angekauft.

• Ein Tingeltangel im Eisenbahnzuge dürfte neu sein. Die Passagiere des Lokalzuges Altona-Hamburg waren nicht wenig überrascht, als ein schlankes hübsches Mädchen sich plötzlich im Wagen 3. Klasse, einem sog. Durchgangswagen, erhob, ein Tambourin unter ihrem Mantel hervorzog und zum Schlag desselben ein klangvolles Volkslied sang. Die Passagiere waren erst erstaunt, aber, wie Schönheit immer ein guter Paß durchs Leben ist, freute man sich über das muntere Mädchen und hielt dasselbe auf seiner türkischen Trommel reiche Nickelernte. Dann setzte die fahrende Sängerin im nächsten Wagen Gesang und Sammlung fort.

--> interessant, das es das schon vor über 100 Jahren gab - hätte ich nicht gedacht.

 

11. Dezember

• Es hat sich ergeben, daß es für die Vereinigung der sämmtlichen Hamburger Bahnhöfe in einen großen Centralbahnhof in Hamburg an dem geeigneten Terrain fehlt, so daß der Durchführung eines solchen Projekts unüberwindliche Schwierigkeiten sich entgegenstellen. Man wird sich daher im wesentlichen auf Höherlegung des Berliner Bahnhofs und Verlegung des Güterbahnhofs beschränken.

Wieder viele und teils auch lustige Nachrichten aus dem Gebiet der Eisenbahndirektion Altona (später Hamburg). Ende August konnten (und wollten) offenbar einige den Schnabel nicht halten. :D
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Die Zeitungen haben auch früher schon kleine und große Nachrichten gebracht. Für das Gebiet der späteren Bundesbahndirektion hat sich jemand die Mühe gemacht, die Nachrichten für 1880 und 1881 aus seiner Lokalzeitung zu sammeln:

Und hier für 1890:

 

8. Januar

• Jm Eisenbahnbetriebe steht eine wichtige Neuerung bevor. Wenn ein Personenzug infolge großer Verspätung von einem Schnellzuge überholt wird, dann soll dieser event. auch auf Zwischenstationen ausnahmsweise Reisende, welche den Personenzug benutzen wollen, zur Weiterbeförderung aufnehmen. Diese Maßregel soll im Falle bedeutender Zugverspätungen die Reisenden mehr als bisher gegen Anschlußversäumniß sicherstellen.

• Jn Anlaß des kürzlichen Unglücksfalles auf der Eisenbahnstrecke Neumünster–Ascheberg, wobei während des Abstempelns des Billets der Bremser Reese zu Schaden kam, nimmt die „Schlesw.-Holst. Zeitung“ Gelegenheit folgendes zu veröffentlichen:

„Wir werden in Anlaß dieses Falles von fachmännischer Seite gebeten, auf einen Umstand aufmerksam zu machen, durch den das Publikum selbst häufig derartige Unglücksfälle verschuldet, nämlich durch das geringe Entgegenkommen den die Fahrkarten abstempelnden Schaffnern gegenüber. Würde jeder Reisende es sich zur Aufgabe machen, seine Fahrkarte gleich beim Einsteigen in den Zug bereit zu halten und sie dem Schaffner gleich hinzureichen, so würde es demselben in den meisten Fällen möglich sein, während des Aufenthaltes auf den Bahnhöfen sämmtliche Fahrkarten abzustempeln. Wie häufig findet man es dagegen, daß die Fahrkarte in den tiefsten Tiefen der Tasche verborgen ist oder gar erst nach langem Suchen in verschiedenen Taschen gefunden wird, dadurch geht kostbare Zeit verloren und der Schaffner ist gezwungen, die Arbeit nun während der Fahrt vorzunehmen, und wie gefährlich diese Arbeit ist, davon kann sich Jedermann täglich überzeugen. Darum die Fahrkarten heraus, damit das Leben der Eisenbahnbeamten, das so schon gefahrvoll genug ist, nicht durch die Schuld der Reisenden noch mehr gefährdet wird. Möge Jeder, der reist, diese Mahnung beherzigen!“

 

25. Januar

• Der Eisenbahnbau Gremsmühlen-Lütjenburg ist am 7. d. Mts. bei Gremsmühlen in Angriff genommen, und schreiten bei der günstigen Witterung die Arbeiten rasch fort. Es ist in Aussicht genommen, die Strecke bis zur „Holsteinischen Schweiz“ schon zum 1. Mai d. J. in Betrieb zu setzen. Die Vollendung der ganzen Bahn bis Lütjenburg wird hoffentlich zum Herbste dieses Jahres erfolgen.

• Die Karpenterbremse, welche seit reichlich einem Jahre im Bezirke der Altonaer Eisenbahndirektion eingeführt ist, hat sich als ganz vorzüglich bewährt, und schon in vielen Fällen ist durch das rasche Bremsen Unglück verhütet worden. Das Zugpersonal und die Lokomotivführer haben sich jetzt so vorzüglich in die Handhabung eingeübt, daß mit Leichtigkeit der mit einer Geschwindigkeit von 6 Meilen* fahrende Zug auf 1 – 1½ Wagenlängen zum gänzlichen Stillstand gebracht werden kann. Für das reisende Publikum kann die Einführung dieser Bremse jedenfalls eine große Beruhigung gewähren.

* --> 6 Meilen = ca. 45 km/h

 

1. Februar

• Eine wackere That vollbrachte kürzlich der bei der Altona-Kaltenkirchener Bahn angestellte Locomotivführer Schade. Jn der Nähe von Hasloh bemerkte derselbe, daß das 4jährige Kind eines dort wohnenden Wirthes ahnungslos in unmittelbarer Nähe des Bahndammes spielte und in Gefahr gerieth, vom Zuge erfaßt zu werden. Kurz entschlossen sprang Schade von der Maschine auf das Trittbrett, ergriff das Kind noch rechtzeitig und wollte dasselbe auf die Locomotive heben. Hierbei verlor er jedoch das Gleichgewicht, stürzte von der Maschine und wurde nebst dem Kinde durch den Zug bei Seite geschleudert. Zum Glück stürzten der Retter und das Kind die Böschung des Bahndammes hinunter, ohne weiteren Schaden zu nehmen.

 

8. Februar

• An der Börse zu Hamburg zirkulierte die Mittheilung, daß die Lübeck-Büchener Bahn sich jetzt dem Eisenbahnministerium gegenüber bereit erklärt habe, in Unterhandlungen wegen Verstaatlichung der Bahn einzutreten. Die Umwandlung kann nur noch eine Frage der Zeit sein.

• Bei den preußischen Eisenbahnen werden vom 1. Juni ab alle Personenzüge ohne Mitnahme von Eilgütern, Vieh usw. umgeschaffen und ihre Fahrgeschwindigkeit auf 60 Kilometer und die der Schnellzüge auf 90 Kilometer in der Stunde erhöht.

• Ein Wagen der Sylter Spurbahn erlaubte sich neulich ein kleines Extravergnügen. Von dem starken Südwestwinde getrieben, wurde derselbe von Westerland aus in Bewegung gesetzt, erst langsam, dann immer schneller, so daß er mit rasender Geschwindigkeit in Munkmarsch ankam, wo man über das unerwartete Ankommen des Wagens nicht wenig erstaunt war.

 

12. Februar

• Am 1. April 1890 wird für den Bereich der preußischen Eisenbahndirektionsbezirke der bereits seit 1. April 1889 zum Theil giltige Normal-Personentarif einheitlich durchgeführt werden. Danach werden demnächst durchweg die Sätze für die vier Fahrklassen bei den gewöhnlichen Personenzügen 8, 6, 4 und 2 Pfennig für das Kilometer betragen. Bei den Schnellzügen sind für die drei ersten Klassen 9, 6 2/3 und 4¾ Pfennig und für Rückfahrkarten 12, 9 und 6 Pfennig zu entrichten. Fahrkarten vierter Klasse für Schnellzüge und für Rückfahrten werden nicht ausgegeben. Weiß man die kilometrische Entfernung, so kann man sich mit Leichtigkeit die Kosten einer Eisenbahnfahrt selbst ausrechnen.

 

8. März

• Für den Personenverkehr auf den Eisenbahnen im Bezirk der Königlichen Eisenbahndirektion Altona ist für den nächsten Sommerfahrplan eine sehr erwünschte Veränderung eingetreten, indem die gemischten Züge gänzlich ausfallen und an deren Stelle ausschließlich Personenzüge resp. Güterzüge eingestellt werden.

 

26. März

• Zur besseren Kontrolle sollen auf den preußischen Staatsbahnen vom 1. April ab die Eisenbahnbillets nicht nur beim Einsteigen, sondern auch auf etwaigen Übergangsstationen auf andere Strecken nochmals kopirt* werden. Die Reisenden werden gut thun, darauf zu achten, daß die Billets stets rechtzeitig kopirt* werden. Ferner sind die Schaffner angewiesen, strenge darauf zu achten, daß die Grenze der zulässigen Mitnahme von Handgepäck nicht überschritten wird.

* --> ich denke mal, damit ist das Markieren der benützten Fahrkarte mit einem Stift gemeint - diese Markierung kann dann nicht wegradiert werden

 

27. März

• Als am Dienstag der gegen 6 Uhr Nachmittags von Segeberg nach Neumünster abgehende Güterzug in Rickling eintraf, fehlte der Hülfsbremser Ott, welcher die vorletzte Bremse im Zuge zu handhaben hatte. Es ergab die Untersuchung, daß derselbe vom Wagen gefallen und sich glücklicherweise nicht erheblich verletzt hatte, so daß er zu Fuß wieder nach Segeberg zurückkehren konnte. Der Mann hat durch den Sturz nur an einer Schulter einige Kontusionen* erhalten.

* --> med. für Quetschungen

 

2. April

• Die in Aussicht genommene Ausrüstung der Personenwagen IV. Klasse auf der Staatsbahn mit Bänken zur versuchsweisen Einstellung in einzelne Züge ist bereits im Gang. Die Bänke werden an den Wänden der einzelnen Wagenabtheilungen aufgestellt, damit der mittlere Raum in jeder Abtheilung für Tragelasten, welche Marktleute oder andere die vierte Klasse benutzende Personen mit sich führen, freibeleibt.

• Die Großherzogliche* Regierung hat sich, wahrscheinlich in Folge des Bahnbaues Gremsmühlen–Lütjenburg und der damit verbundenen Ansammlung von Arbeitern, veranlaßt gesehen, anzuordnen, daß sämmtlichen zum Betriebe eines Kleinhandels mit Branntwein berechtigten Personen in Malente, Gremsmühlen und Malkwitz der Verkauf von Branntwein nach 6 Uhr Abends untersagt ist.

* --> gemeint ist das Großherzogthum Oldenburg

 

9. April

• Die Stadt Lauenburg besitzt aus dänischer Zeit das gewiß im Eisenbahnwesen aller Länder einzige Unicum, daß die Einwohner freie Fahrt bis Büchen haben. Die Regierung von Dänemark gestattete nämlich 1840 die Erbauung der Hamburg-Berliner Bahn über Büchen statt über Lauenburg nur unter der Bedingung, daß die Lauenburger freie Fahrt bis Büchen hätten. Die Stadt-Vertretung hat neuerdings einen Proceß gegen den preußischen Eisenbahn-Fiscus eingeleitet, da sie auch einen Einfluß auf den Fahrplan beansprucht; damit ist sie gerichtlich abgewiesen worden. Hiergegen ist indessen Berufung in Kiel eingelegt worden.

 

12. April

• Aus Anlaß der Erbauung des Central-Bahnhofes in Hamburg wird ein bereits vor 10 Jahren aufgetauchtes Projekt, eine abgekürzte Verbindung mit Holstein wieder aufgenommen, nämlich in der Weise herzustellen, daß eine Bahn vom Lübecker Bahnhof nach dem Centralfriedhofe bei Ohlsdorf erbaut und direkt mit Umgehung von Altona und Elmshorn nach Neumünster weitergeführt werde. Der Senat befürwortete damals das Projekt und wurde auch ein bedeutendes Terrain angekauft. Da die Erbauung der Bahn nach Ohlsdorf wie dem übrigen Landgebiet immer dringender wird und man keine Sackbahn bauen darf, so dürfte die Bahn Hamburg-Neumünster demnächst als die kürzeste Verbindung wieder zur Debatte gezogen werden.

• Aus Veranlassung mehrfacher Klagen der Anwohner von Eisenbahnen über Belästigung der Dampfpfeifen der Lokomotiven hat der Minister von sämmtlichen Eisenbahnen Bericht zum Gegenstande erfordert. Hierbei ist zum Ausdruck gekommen, daß eine Beschränkung der in der Signalordnung vorgeschriebenen Signale mit der Dampfpfeife im Jnteresse der Sicherheit des Betriebes und des darin beschäftigten Beamten- und Arbeiterpersonals nicht als zulässig zu erachten und das eine gewisse Belästigung der in der Nähe der Eisenbahnen wohnenden Bevölkerung durch den Gebrauch der Dampfpfeifen auch ferner nicht ganz zu umgehen ist. Um jedoch jene Beeinträchtigung auf das geringste Maß herabzumindern, verfügte der Minister neuerdings eine möglichste Beschränkung des Gebrauchs der Dampfpfeife nach Zahl, Dauer und Stärke der Töne. Jedes irgend vermeidbare Pfeifen soll vermieden, langandauernde Achtungssignale bei den Einfahrten sollen verboten und verabredete Sondersignale bei Rangirungen tunlichst durch Hornsignale ersetzt werden. Bezüglich der Stärke der Töne aber sollen die Dampfpfeifen nur nach der durchaus nötigen Tonstärke bemessen und vorzugsweise kleine Dampfpfeifen (wie solche z. B. auf der Berliner Stadtbahn gebräuchlich) verwendet werden. Bei großen Lokomotiven sollen tunlichst zwei Dampfpfeifen von verschiedener Tonstärke angebracht und die weithin hörbaren Signale mit der Dampfpfeife tieferen Tones nur im Bedarfsfalle in Wirkung gesetzt werden.

 

19. April

• Ein Kommando des Eisenbahn-Regiments Nr. 1, in der Stärke von 4 Offizieren, 10 Unteroffizieren, 90 Mann und einem Lazarethgehülfen, ist zur Ausführung von Oberbauarbeiten auf der Strecke Neumünster-Schleswig bis zur dänischen Grenze in Nortorf eingetroffen und wird nach Maßgabe des Fortschreitens der Arbeiten in Jübeck, Eggebeck, Weding, Sommerstedt und Molby weiter Quartier nehmen. Das Kommando wird voraussichtlich Mitte Mai in die Garnison Berlin zurückkehren.

 

30. April

• Die Eisenbahnstation „Schleswig Staatsbahnhof“ wird vom 1. Juni d. J. ab in „Schleswig Friedrichsberg“ verändert werden.

 

3. Mai

• Die Eisenbahnstrecke Gremsmühlen – Holsteinische Schweiz soll bestimmt zum 25. Mai betriebsfähig sein, die ganze Linie bis Lütjenburg vor Ablauf des Jahres eröffnet werden. Tiefe Durchschnitte und hohe Übergänge durch Laub- und Tannenwald, teilweise am See entlang, geben namentlich der erstgenannten Theilstrecke den Charakter einer Gebirgsbahn.

 

10. Mai

• Jn den Personenwagen 1. und 2. Klasse der Eisenbahndirektion Altona ist jetzt die zweckmäßige Einrichtung getroffen worden, daß die an den Fensterseiten befindlichen Seitenlehnen der Sitzplätze durch einen Mechanismus in Kopfkissen umgewandelt werden können, so daß man sie bequem als Schlafkissen benutzen kann.

 

17. Mai

• siehe Scan am Schluß

 

21. Mai

• Bei der Einfahrt in den Bahnhof Elmshorn entgleiste am Montag Morgen von dem um 7½ Uhr eintreffenden Marschbahnzuge die Lokomotive, der Tender, der Packwagen und ein Personenwagen. Glücklicherweise ist keine einzige Person verletzt worden, so daß die Passagiere mit dem bloßen Schreck davonkamen.

 

18. Juni

• Am Sonnabend Morgen entgleiste die Lokomotive sowie zwei Wagen des 6 Uhr 58 Minuten von Ascheberg nach Kiel gehenden Zuges in unmittelbarer Nähe der Station Ascheberg. Der Betrieb auf der Strecke Ascheberg-Kiel war infolgedessen am Sonnabend sehr unregelmäßig, so konnte der erste Zug nach Kiel mit einem von dort abgesandten Hülfszuge erst gegen 10 Uhr Morgens von Preetz abgelassen werden. Menschenleben sind bei der Katastrophe nicht zu Schaden gekommen. Abends 8 Uhr wurden die entgleisten Wagen durch Preetz nach Kiel expedirt, so daß der Verkehr am Sonntag wieder regelmäßig erfolgen konnte. Über die Entstehungsursache haben wir nichts Zuverlässiges erfahren können.

 

19. Juni

• Jn der Eilgut-Beförderung zwischen Altona und Kiel ist insofern eine Änderung eingetreten, daß das mit dem Zuge Abends 6 Uhr 53 Min. in Kiel eintreffende Eilgut noch am Abend abgenommen werden kann, da die dortige Eilgut-Abfertigungsstelle bis 8 Uhr geöffnet ist.

 

21. Juni

• Ein Zusammenstoß ereignete sich Mittwoch Nachmittag auf dem Güterbahnhof Kiel. Der Blockwagen eines hiesigen Bäckermeisters passirte die Einfahrt zum Güterbahnhof in dem Augenblick, als ein Rangirzug vorübergeschoben wurde. Der Geschäftswagen wurde von dem ersten Güterwagen erfaßt und sammt den Pferden zur Seite gegen die Einfriedigung an der Straße geschleudert. Der bejahrte Kutscher rettete sich durch einen Sprung über die Einfriedigung und kam mit einem geschundenen Gesicht davon, der Wagen wurde buchstäblich zersplittert, die Pferde erlitten Quetschungen. Der Güterwagen wurde mit allen vier Rädern aus dem Geleise gesetzt, ein nebenstehender Weichenbock wie die Weiche selbst wurden gänzlich zerstört und war man noch spät Abends mit der Wiederherstellung dieser Theile beschäftigt.

• Auf dem Bahnhof in Neumünster entgleisten in voriger Woche beim Rangiren drei Güterwagen. Der eine mit ca. 30 000 leeren Flaschen wurde umgeworfen und der größte Theil der Ladung zertrümmert. – Am Dienstag fuhren daselbst zwei Güterwagen, welche rangirt wurden, in einen von Norden kommenden Güterzug hinein. Zwei Wagen wurden demolirt und vier weitere erheblich beschädigt. Menschen sind bei den Zusammenstößen nicht verletzt worden.

 

2. Juli

• Die Übergabe der Westholsteinischen Eisenbahn und ihres gesammten Geschäftsbetriebes an die Staats-Eisenbahn-Verwaltung erfolgte am 1. Juli.

 

16. Juli

• Zu der unangenehmen Seite des Reisens gehört entschieden der Staub im Sommer. Um diesem Übelstande abzuhelfen, hat die königliche Eisenbahn-Direction befohlen, daß alle Strecken mit einer Kiesschicht von der Dicke eines halben Fußes belegt werden.

 

23. Juli

• Jn vergangener Woche sollte auf dem Berliner Bahnhofe in Hamburg ein Ruderboot als Personengut nach Berlin verladen werden. Das mit Segeltuch verdeckte Fahrzeug fiel aber, bevor es mit Keilen auf dem Waggon gesichert war, um und herauskollerte zum Gelächter der Packer ein junger Mann, der es sich in dem Boot bequem gemacht hatte, um auf diese Weise die Reise als blinder Passagier nach Berlin mitzumachen. Derselbe wurde dem Stationsvorsteher zugeführt, wo er eine entsprechende Geldsumme deponiren mußte, und erst nach Feststellung seiner Personalien die Reise in einem Coupee antreten durfte.

• Die Arbeiten bei der Gremsmühlen–Lütjenburger Eisenbahn, die eine längere Zeit geruht haben, sind nunmehr von dem Hotel „Holsteinische Schweiz“ ab in der Richtung auf Lütjenburg wieder aufgenommen. Ob die Bahn in ihrer ganzen Länge bis zum Herbst d. J. fertig gestellt wird, erscheint jedoch zweifelhaft.

• Die Straßenbahn in Schleswig hält den halbstündigen Verkehr mit zwei sogen. Fünfrädrigen Wagen aufrecht, während der Betrieb mit den kleinen Wagen vorläufig hat eingestellt werden müssen. Das Geleise wird nämlich an mehreren Stellen, namentlich an den Kurven, aufgenommen und umgelegt. Mit den beiden großen Wagen werden täglich 800 bis 1200 Personen befördert.

 

26. Juli

• Der Schnellzug, welcher seit dem 1. Juni von Berlin nach Hamburg und zurück fährt, macht 72,7 Kilometer in der Stunde und übertrifft an Fahrgeschwindigkeit die schnellsten Züge in den übrigen Ländern des europäischen Festlandes. Er kommt dem schnellsten englischen Zug, London–Edinburgh, der 75,7 Kilometer in der Stunde fährt, ziemlich nahe.

 

15. September

• Die Königl. Eisenbahndirektion hat eine dankenswerthe Neuerung eingeführt. Die außerordentlich vermehrte Zahl der zwischen Hamburg und Altona verkehrenden Züge hatte insofern für das Publikum Unzuträglichkeiten hervorgerufen, als es oft schwer wurde, den richtigen Zug zu finden. Um diesen Übelstand abzuhelfen, hat die Königl. Eisenbahndirektion an jeder Lokomotive ein Plakat anbringen lassen, welches den Bestimmungsort in großer Schrift angiebt.

 

18. September

• Als am Sonntag Mittag der Personenzug von Hamburg in den Bahnhof Altona einlief, gerieth der Zug, vor welchem sich zwei Lokomotiven befanden, wahrscheinlich in Folge falscher Weichenstellung, auf ein falsches Geleise. Obgleich der Lokomotivführer sogleich bremsen ließ und Kontredampf gab, gerieht der Zug doch auf den Perron, wo die vorderste Lokomotive das Fliesenpflaster aufwühlte. Die Passagiere stürzten, nachdem der Zug zum Stillstehen gebracht war, in wilder Hast aus den Waggons; doch war glücklicherweise keine Verletzung vorgekommen.

 

22. September

• Nach amtlicher Mitteilung ist auf der Strecke Oldesloe–Neumünster am 19. d. Mts. dadurch eine Verkehrsstörung eingetreten, daß sich bei dem um 9 Uhr 1 Min. von Segeberg in der Richtung nach Neumünster abgelassenen Personenzuge etwa 2 Kilometer vor der Haltestelle Fahrenkrug einer der am Schlusse befindlichen Güterwagen in Folge eines anscheinend auf der Fahrt eingetretenen Defectes entgleist ist und vier andere Wagen, bevor der Zug zum Stehen gebracht, mit aus dem im Übrigen völlig betriebssicheren Geleise gerissen und dieses auf eine längere Strecke beschädigt hat, so daß der Personenverkehr im Laufe des Tages nur durch Umsteigen an der Unfallstelle aufrecht erhalten werden konnte. Jrgend welche Verletzungen von Personen sind bei diesem Unfall nicht zu beklagen gewesen. Der Betrieb ist am nächsten Tage in vollem Umfange wieder aufgenommen worden.

 

25. September

• Nicht weniger als drei Projekte von Eisenbahnlinien, die unsern Kreis Segeberg durchschneiden werden, werden hier augenblicklich in den interessierten Gegenden lebhaft erörtert. Das eine Projekt bezweckt die Verbindung der Städte Elmshorn und Oldesloe. Diese Linie, eine Fortsetzung der zu erbauenden Bahn Hagenow–Oldesloe nach Westen, würde einen fruchtbaren Landstrich durchschneiden und namentlich auch für den betriebsamen, 2000 Einwohner zählenden Flecken Barmstedt von großer Bedeutung sein. Das zweite Projekt, ein Konkurrenzprojekt des ersteren, bezieht sich auf Erbauung der Linie Oldesloe–Bramstedt–Wrist. Diese Linie würde eine direkte Verbindung der Reichshauptstadt, sowie Lübecks und des südlichen Ostholsteins mit Westholstein über Jtzehoe herstellen. Auch diese würde durch eine fruchtbare, theilweise dicht bevölkerte Gegend gehen und namentlich für den ca. 2000 Einwohner zählenden Flecken Bramstedt mit seinem Soolbade von Bedeutung sein. Ein drittes Projekt ist die Verbindung zwischen Hamburg und Neumünster. Der Vollständigkeit wegen müßten wir außer den genannten drei Projekten noch anführen die Eisenbahnprojekte Segeberg–Kiel und Segeberg–Eutin. Die auf Erbauung dieser Bahnstrecken gerichteten Bestrebungen scheinen aber in letzter Zeit ins Stocken gerathen zu sein.

 

1. Oktober

• Daß man auf Reisen namentlich im Trinken des Guten nie zu viel thun soll, bewies recht klar ein Vorfall, der sich kürzlich Abends auf dem Bahnhofe in Neumünster abspielte. Kam da im recht angeheiterten Zustande ein Mann an, der den letzten, um 9 Uhr nach Ostholstein abgehenden Zug benutzen wollte. Aber trotzdem bereits lange zum Einsteigen angesagt war und nur noch wenige Augenblicke bis zur Abfahrt fehlten, machte der „selige“ Passagier immer noch keine Anstalten, einzusteigen. Vielmehr stand er bedenklich schwankend vor dem Zuge und zählte die Wagen desselben, immer vor sich hinmurmelnd: „V-vie-r Wa-gen?“ Die Thatsache, daß ein Zug 4 Wagen haben könnte, schien ihm ganz unfaßlich. Kopfschüttelnd zählte er wieder 4 Wagen, murmelte wieder das Ergebnis dieser kolossalen Rechenoperation vor sich hin, bis schließlich der Zug abdampfte. Ganz verdutzt schaute jetzt unser Passagier auf, blickte längere Zeit dem dahinfahrenden Zuge nach und entfernte sich endlich unter bedenklichen Schwankungen, während er immer noch vor sich hin murmelte: „V-vie-r Wagen, ein Zu-g mit – v-vie-r Wa-gen?“

 

6. Oktober

• Zum Bahnhofsbau in Neumünster schreibt der „Holst. Courier“: Aus sicherer Quelle können wir mittheilen, daß die Frage wegen des Umbaues und der Vergrößerung des hiesigen Bahnhofs in näherer Zeit noch nicht ihrer Erledigung entgegensteht. Es ist vielmehr endgültig feststehend, daß der Neubau des Kieler Bahnhofs zunächst in Angriff genommen werden und dann erst der Neumünster‘sche Bahnhof folgen soll. Ein gleichzeitiger Neubau beider Bahnhöfe soll wegen der sich dadurch häufenden technischen und Betriebsschwierigkeiten ausgeschlossen sein. Daß der Neubau des Kieler Bahnhofs in Kürze bevorsteht, gilt, nachdem der Kaiser bei seiner letzten Anwesenheit in Kiel einen darauf bezüglichen Wunsch geäußert hat, als sicher.

 

8. Oktober

• Mit dem 1. Oktober ist auf der Route Berlin-Hamburg der schnellste Zug des europäischen Festlandes zuerst gefahren; er legt die 289,5 Kilometer betragende Strecke in 224 Minuten zurück, oder 77 Kilometer in der Stunde. Der Zug hält nur zum Wechseln der Lokomotive in Wittenberge.

 

11. Oktober

• Zur Beförderung von Reisenden aus Anlaß der Parade des 9. Armeekorps vor Sr. Majestät dem Kaiser und König von den verschiedenen Richtungen nach dem Paradefeld bezw. Flensburg und zurück waren für die Bahnstrecke Flensburg-N.-S.-Weiche – Paradefeld 113 Personen- und Leerzüge vorgesehen. Auf den in Frage kommenden Stationen wurden abgefertigt: in Flensburg 81, in N.-S.-Weiche 89, auf dem Paradefelde 56 Züge, während unter gewöhnlichen Verhältnissen in Flensburg nur 34 Züge innerhalb 24 Stunden zur Abfertigung gelangen. Zur Beförderung der vorgenannten Züge waren im Betriebsamte Flensburg am 4. September im Dienste: 73 Lokomotiven gegen 44 sonst, 230 Fahrbeamten gegen 104 sonst. Zur Bildung der Wagenzüge waren erforderlich 750 Personenwagen. Eine genaue Angabe der beförderten Personen läßt sich nicht machen, nach überschlägiger Ermittelung wurden am 4. September gegen 34 000 Personen nach und von Flensburg auf der Staats-Eisenbahn befördert worden sein.

--> die Bahnstation „Paradeplatz“ muß an der Bahnstrecke nach Pattburg gelegen haben, da sich dort damals ein großer Exerzierplatz des Militärs befand (später entstand dort der Flugplatz Flensburg-Schäferhaus).

 

15. Oktober

• Bei Beförderung der Schnellzüge ist jetzt die Erleichterung getroffen worden, daß die Nothleine, welche sich bisher bei allen Zügen auf der rechten Seite in der Fahrtrichtung über den Coupeefenstern sich befand, in Wegfall gekommen ist. Statt derselben werden in die Schnellzüge jetzt nur noch solche Wagen eingestellt, welche mit der Carpenter-Bremsen-Leitung versehen sind, so daß also jetzt die Schnellzüge vollständig durchgehende Carpenter-Bremsen-Leitung haben. Die Personenzüge dagegen führen nach wie vor die Nothleine.

 

1. November

• An dem Bau der Gremsmühlen-Lütjenburger Eisenbahn wird jetzt mit doppelten Kräften gearbeitet. Sie soll bis Schmiedendorf (dicht vor Lütjenburg) bis zum 15. November d. J. fahrbar sein und an diesem Tage eröffnet werden.

 

12. November

• Die Eröffnung der Bahn Gremsmühlen-Lütjenburg bis nach Schmiedendorf, welche zum 15. d. Mts. geschehen sollte, wird in Frage gestellt, da sowohl die Witterungs-, als auch die Terrainverhältnisse dem Fortgang des Bahnbaues solche Hindernisse in den Weg gelegt haben, daß von einem geregelten Betrieb vor nächstem Frühjahr keine Rede wird sein können.

• Für den Bau einer Eisenbahn von Eutin nach Hutzfeld, gegebenen Falls nach Bosau, mit demnächstiger Weiterführung nach Segeberg, sind vom Provinzialrath des Fürstenthums Lübeck vor kurzem 100 000 Mk. als „fonds perdu“ bewilligt, und erwartet man demzufolge eine ernsthafte Förderung des Planes, da eine Genehmigung dieses Beschlusses Seitens des Oldenburger Landtages wohl nicht zu bezweifeln ist.

 

22. November

• Die preußischen Staatsbahnen beabsichtigen, die Dampfheizung auf sämmtlichen Hauptlinien einzuführen, und lassen daher jetzt eifrig an der Umänderung der Personenwagen arbeiten. Auch die Gepäck-, Post- und einige der zur Eilgutbeförderung dienenden Güterwagen erhalten entsprechende Vorrichtungen. Die Dampfheizung soll außer der Billigkeit den Vortheil haben, daß sie bei einem etwa eintretenden Unfalle gefahrlos ist. Jn den Abtheilungen der ersten und zweiten Wagenklasse kann jeder Reisende die Temperatur durch die vorhandenen Ventile selbst regeln, während für die dritte und vierte Wagenklasse eine Regulirung nur durch den bei jedem Zuge befindlichen Heizwärter vorgenommen werden kann. Das in den letzteren beiden Klassen fahrende Publikum hat daher etwaige Wünsche in Bezug auf die Heizung stets dem Zugführer oder Schaffner mitzutheilen.

 

26. November

• Seit einigen Tagen passiren auf den Hauptstrecken mehrfach die neuen Eisenbahnwagen dritter Klasse unseren Bahnhof Neumünster. Dieselben sind ähnlich eingerichtet wie die Wagen zweiter Klasse und haben zu jeder Seite der Thür noch ein schmales Fenster. Die Coupees sind durch diese Einrichtung viel heller geworden und ist den Passagieren, welche in der Mitte sitzen, eine viel freiere Aussicht ermöglicht.

 

6. Dezember

• Nachdem dieser Tage Alles zur Abfahrt eines Eisenbahnzuges von Neumünster nach Heide vorbereitet und das Abfahrtssignal vom Zugführer bereits gegeben war, gewahrte man, daß die nicht angekuppelte Lokomotive allein davonfuhr und die Nothleine mit sich zog, so daß fortwährend das Nothsignal ertönte. Nachdem unter dem Gelächter der Passanten die Lokomotive an den Bahnzug gekoppelt war, fuhr der Zug mit außerordentlicher Geschwindigkeit vom Neumünster‘schen Hauptbahnhof von dannen, vermutlich, um die paar hierbei versäumten Minuten wieder einzuholen.

 

11. Dezember

• Einige Großgrundbesitzer der hiesigen Gegend hatten bei der Kgl. Eisenbahndirektion in Altona ein Gesuch eingereicht, in welchem darum gebeten wurde, die Bahnstrecke Gremsmühlen-Lütjenburg Anfang diesen Monats wenigstens für die Beförderung der Güter in Benutzung nehmen zu dürfen. Die genannte Behörde hat ihr Entgegenkommen insofern gezeigt, als dieselbe gestattet hat, daß von jetzt an je nach Bedürfniß und auf vorherige Bestellung ein Güterzug von den Stationen Benz und Kletkamp abgelassen werden soll. Dadurch wird den Gesuchsstellern vorläufig geholfen sein. – Die Eröffnung der ganzen Bahnstrecke auch für den Personenverkehr wird, falls die Witterung nicht hemmend entgegentritt, voraussichtlich Anfang Januar erfolgen können.

• Die feste Kanalbrücke bei Grünthal wird eine Spannweite von 156,5 Meter haben. Der höchste Punkt der Träger wird 53 Meter über den Wasserspiegel des Kanals liegen; die Fahrbahn der Brücke hat ein Eisenbahngeleise, außerdem sind an beiden Seiten noch Fußwege angebracht. Die Ausschachtung des Kanalbettes an der betr. Stelle ist bis weiter eingestellt, um die Aufstellung des Montagegerüstes nicht zu erschweren. Die Brücke soll im Frühjahr 1892 dem Betrieb übergeben werden.

Und noch der Link auf den Scan für den 17. Mai.

 

Besonders gefallen hat mir die Meldung vom 1. Oktober. :D

Wie üblich lernt man viel über das tägliche Leben und kann es auch ohne den Eisenbahnbezug für eigene Abenteuer nutzen.

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  • 2 Monate später...

Die Zeitungen haben auch früher schon kleine und große Nachrichten gebracht. Für das Gebiet der späteren Bundesbahndirektion hat sich jemand die Mühe gemacht, die Nachrichten für 1880 und 1881 aus seiner Lokalzeitung zu sammeln:

Und hier für 1891 mit einem beträchtlichen Umfang:

 

3. Januar

• Die Erdarbeiten an der im Bau begriffenen Eisenbahnstrecke Gremsmühlen – Lütjenburg haben in Folge des anhaltenden Frostes einstweilen eingestellt werden müssen. Es ist jedenfalls keine Aussicht vorhanden, daß die ganze Bahnstrecke Anfang Januar wird in Betrieb genommen werden können.

 

6. Januar

• Nachdem die letzten Tage des verflossenen und die ersten des jetzigen Jahres uns in Preetz eine ganz empfindliche Kälte gebracht haben, trat nun auch gestern ein heftiger Schneesturm hinzu, infolgedessen der Verkehr auf der hiesigen Bahnstrecke eingeschränkt werden mußte. Die Züge 5,54 von Ascheberg, 7,01 von Kiel, sowie der letzte Zug von Kiel blieben ganz aus. Die übrigen Züge konnten mit Verspätung eintreffen. Heute Morgen verkehrten die Züge auf der Strecke Kiel-Preetz-Ascheberg mit etwas Verspätung regelmäßig. Nach heute Morgen hier eingegangenen Nachrichten war der Verkehr auf den Strecken Kiel-Eckernförde-Flensburg, Ascheberg-Neumünster-Eutin-Lübeck u. Eutin-Oldenburg gesperrt. Bis heute Nachmittag war die Strecke Neumünster-Ascheberg wieder fahrbar.

• Dem Abendschnellzug vom Norden passirte am Sonntag auf der Strecke zwischen Nordschleswig‘sche Weiche und Schleswig das eigenthümliche Malheur, daß eins der Mittelräder eines Personenwagens dermaßen beschädigt wurde, daß es absprang. Jn Schleswig entdeckte man, daß der Wagen nur noch auf 5 Rädern lief, und wurde er dort sofort ausrangirt. Den Radreifen fand man später bei Barderup. Der Wagen hat also eine recht große Strecke auf den 5 Rädern zurückgelegt und ein besonderes Glück ist es, daß bei der schnellen Fahrt mit dem beschädigten Wagen kein weiteres Malheur passirt ist.

 

8. Januar

• Heute Morgen 7 Uhr fand in Segeberg ein Zusammenstoß zweier Personenzüge statt. Mehrere Beamte und ein Passagier sind leicht verletzt. Beide Lokomotiven und ein Postwagen wurden zertrümmert; außerdem wurde ein Wagen leicht beschädigt. Der Betrieb wird durch Umsteigen aufrecht erhalten.

 

12. Januar

• Wie durch amtliche Untersuchung festgestellt, ist der Zusammenstoß der beiden Personenzüge 581 und 582 auf dem Bahnhofe in Segeberg dadurch veranlaßt, daß beiden Zügen zu gleicher Zeit die Einfahrt in den Bahnhof gestattet und der Zug 582 von Oldesloe mit zu großer Geschwindigkeit in den Bahnhof eingefahren ist.

 

14. Januar

• Aus einem „Eingesandt“ (Leserbrief):

Recht viele Klagen hörte man bei der starken Kälte über die Erwärmung der Eisenbahnwagen und wer öfters die Gelegenheit hat, die Züge von Preetz nach Kiel benutzen zu müssen, wird sagen, daß diese Klagen vollständig berechtigt sind. Bei einer Kälte von 15 Grad unter Null in einem kalten Coupee zu fahren, wie es am letzten Sonnabend Leuten auf der Hin- und Rückreise von Kiel passirte, ist wahrlich nicht angenehm. Die große Mehrzahl benutzt ja freilich nur die dritte Klasse, aber wenn man so oft liest von den Anordnungen der höheren Eisenbahnbehörden, glaubt man auch dort erwärmte Coupee‘s zu finden, jedenfalls sollte man doch denken, daß die Heizung bei allen drei Klassen eine gleiche sei. Einsender dieses möchte an Alle, die eine derartige Behandlung erfahren, die Bitte richten, sich zu beschweren, denn nur auf diesem Wege ist zu erwarten, daß Abhülfe geschafft wird.

 

15. Januar

• Das neueste Vorkommniß auf der Berlin-Hamburger Eisenbahn ist das Durchbrennen eines Zuges ohne Lokomotive. Als nämlich am Sonntag in Bergedorf an den noch ohne Lokomotive dastehenden Zug noch ein Wagen angehängt wurde, setzte sich der Zug in Folge des erhaltenen Stoßes in Bewegung und rollte lustig zum Bahnhof hinaus, ohne sich durch die nacheilenden Beamten halten zu lassen. Endlich, als er bereits eine ziemliche Strecke fort war, wurde dem Ausreißer eine Lokomotive nachgesandt, welche ihn auch einholte und auf den Bahnhof zurückbrachte. Soweit hört sich die Sache ganz spaßhaft an, doch hätte sie leicht verhängnißvoll werden können, wenn gerade auf dem Geleise dem Durchbrenner ein Zug entgegengekommen wäre. Die schon in dem Zuge befindlichen Passagiere sind mit der ausgestandenen Angst davongekommen.

 

29. Januar

• Der Präsident der Eisenbahn-Direktion Altona, Krahn, hat in diesen Tagen den ihm bewilligten Urlaub nach dem Süden angetreten. Wie man in Eisenbahnkreisen wissen will, soll der Urlaub des Herrn Krahn nur der Vorläufer zu dessen Abschied aus dem Staatsdienst sein, in welchen der Präsident nicht wieder zurückkehren gedenkt.

 

7. Februar

• Eine praktische Einrichtung soll demnächst auf den größeren Bahnhöfen zur Anwendung kommen. Da die Reisenden während des kurzen Aufenthalts auf den Stationen sehr oft keine Gelegenheit nehmen können, um in den Bahnhofswirthschaften Erfrischungsmittel jeglicher Art einzunehmen, hat man versuchsweise fahrbare Büffets auf den Bahnsteigen bereitgestellt. Nachdem sich diese Einrichtung als durchaus praktisch für das reisende Publikum und in pekuniärer Beziehung vortheilhaft für die Bahnhofswirthschaften erwiesen hat, sind neuerdings die Bahnhofswirthe der größeren Stationen durch die Staatsbahnverwaltung angewiesen worden, diese fahrbaren Büffets auf den Bahnsteigen an passender Stelle allgemein zur Einführung zu bringen, zunächst nur für die verkehrsreiche Sommerzeit, etwa vom 15. Mai bis 1. Oktober.

• Die Provinz Schleswig-Holstein hat zur Zeit 993,73 km Staatsbahnen, 297,37 km Privatbahnen und 71 km im Bau resp. Vorbereitung befindliche Bahnen.

 

14. Februar

• Die dem preußischen Abgeordnetenhause zugegangene große Eisenbahn-Vorlage, welche über 145 Millionen für neue Bahnstrecken, Bauten, Vermehrung der Betriebsmittel fordert, weist zur Verwendung für die Provinz Schleswig-Holstein nur einen einzigen Posten auf. Es sind 1½ Millionen Mark für den Bau eines neuen Eisenbahn-Direktorial-Gebäudes in Altona ausgelegt.

• Die preußische Regierung beabsichtigt, wie nunmehr verlautet, auf den Staatsbahnen die 4. Wagenklasse abzuschaffen und die von Bayern vorgeschlagenen Sätze, d. h. Ermäßigung der bestehenden Fahrpreise um 50 Proz. in der 3., 33,3 Proz. in der 2., 25 Proz. in der ersten Wagenklasse der Personenzüge, anzunehmen. Freigepäck, Retourbillets zu ermäßigten Preisen, Rundreise- und Sommerbillets kommen in Fortfall.

 

21. Februar

• Seit einigen Jahren ist man bemüht, die Schienengeleise durch Schutzzäune und Tannenpflanzungen vor Schnee-Verwehungen zu schützen. Es hat sich jedoch gezeigt, daß bei starkem Schneefall in Verbindung mit Schneetreiben die Zäune bald bis zu den Spitzen verweht sind, worauf dann von den so geschaffenen Schneebergen die Masse auf die Geleise treibt und sie hier schneller verschüttet, als an ungeschützten Stellen. Dagegen haben sich die Tannenpflanzungen bedeutend praktischer erwiesen; solche, die schon mehrere Jahre bestehen, also eingewachsen sind, vermögen die Geleise fast gänzlich zu schützen. Jn diesem schneereichen Winter hat sich das so klar herausgestellt, daß fortan Schutzzäune nicht mehr errichtet, die Geleise nunmehr ausschließlich durch Anpflanzungen von Schwarztannen geschützt werden sollen.

 

26. Februar

• Eine Art Revolte fand kürzlich in Högsdorf* statt. Circa 40 aus der Arbeit entlassene Bahnarbeiter machten im Orte Krawall, und einige derselben schlugen dem dortigen Gemeindevorsteher die Fenster ein und verursachten sonstige erhebliche Beschädigungen. Schleunigst herbeigerufene Gensdarmen verfolgten die Arbeiter, die sich inzwischen vom Thatorte entfernt hatten, und verhafteten mehrere der Rädelsführer.

* --> Högsdorf liegt nahe der Bahnstation Kletkamp, diese gelegen an der im Bau befindlichen Eisenbahnstrecke Gremsmühlen – Lütjenburg

 

1. März

• Auf den preußischen Staatsbahnen ist vom 1. März ab bei allen Personenzügen, welche regelmäßig mindestens zwei Wagen vierter Klasse führen, stets eine Wagenabtheilung vierter Klasse als Frauenabtheilung eingerichtet und als solche bezeichnet. Das Zugpersonal ist angewiesen, darauf zu achten, daß die Frauenabtheilung auf der ganzen von dem betreffenden Zuge zu befahrenden Strecke beizubehalten und nur von Frauen benutzt werde.

 

2. März

• Eine Versammlung in Angelegenheit der Erbauung einer Eisenbahn Elmshorn–Barmstedt beschloß, eine Vollbahn mit Sekundärbetrieb zwischen Elmshorn und Barmstedt einzurichten. Der Eisenbahnminister soll zur Vornahme der Vorarbeiten ersucht werden.

 

7. März

• Bekanntlich führt die Bahnlinie unserer Hauptbahn* durchweg durch die ödesten Landstriche Schleswig-Holstein‘s, so daß Fremde, die unser Land nur von der Eisenbahn aus kennen, ein trauriges Bild unseres meerumschlungenen Landes haben müssen. Um dies abzuändern, hat die Eisenbahn-Direction beschlossen, alle öden Flächen und unbenutzten Landstriche an der ganzen Bahnlinie zu bepflanzen. Es sind zu diesem Zwecke den beiden Eisenbahn-Betriebsämtern Glückstadt und Flensburg je 1000–1500 Mk. pro Jahr zur Verfügung gestellt. Die Arbeiten sollen bereits in diesem Jahr beginnen. Man gedenkt, zunächst die Schneeschanzen und öde Flächen in der Nähe der Wärterhäuser zu bepflanzen. So wird mit der Zeit sich den Reisenden ein schöneres landschaftliches Bild darbieten und hoffentlich durch diese Pflanzungen manche Anregung auch in die benachbarten Gebiete getragen werden.

* --> gemeint ist die Strecke von Altona über Neumünster, Nordschleswig’sche Weiche bis zur dänischen Grenze bei Woyens

 

12. März

• An der Börse in Hamburg waren dieser Tage Gerüchte verbreitet, daß die Lübeck-Büchener Eisenbahn verstaatlicht werden solle, und stiegen die Actien um mehrere Procent. Jn Norddeutschland ist die genannte Bahn unter den älteren Bahnen die einzige, welche nicht verstaatlicht ist. Für die Anlage eines Centralbahnhofes in Hamburg ist die staatliche Erwerbung der Lübeck-Hamburger Linie fast eine Nothwendigkeit geworden.

 

23. März

• Die Arbeiten an unserer Eisenbahn Gremsmühlen–Lütjenburg sind seit einigen Wochen auf der ganzen Strecke von Kletkamp nach Schmiedendorf in Angriff genommen; etwa 160 Mann arbeiten an verschiedenen Stellen. Die Erdarbeiten sind jetzt so weit gefördert, daß sie in drei bis vier Wochen beendigt sein können, das Schienenlegen wird etwa drei Wochen in Anspruch nehmen. Ob die Bahn bis zum 1. Mai dem Betrieb übergeben werden kann, erscheint deshalb noch sehr fraglich, bei außerordentlich günstigen Witterungsverhältnissen ist es vielleicht möglich.

 

25. März

• Die nunmehr in Kiel ausgelegten Pläne des neuen Bahnhofsgebäudes ergeben, daß in der Verlängerung der Lerchenstraße der Vorplatz beginnt. Vom St. Jürgens-Kirchhof wird ein Streifen des östlichen Theils beansprucht; das Stadtkloster kommt in Wegfall. Das Empfangsgebäude liegt zwischen Ring- und Lerchenstraße, östlich der Straße Sophienblatt. Es wird dadurch das Eingehen desjenigen Theils der Ringstraße bedingt, welcher das Sophienblatt mit der Quaistraße verbindet. Der Verkehr, welcher bisher diese Straßenecke benutzt hat, muß in Zukunft durch die vor dem Stationsgebäude neu anzulegende Straße geleitet werden. Auf der Westseite der Quaistraße, zwischen dieser und dem neuen Personenbahnhof, sind ausreichend große Lagerplätze von ca. 40 Meter Tiefe für den Quaiverkehr freigehalten. Das ferner das neue Empfangsgebäude in unmittelbarer Nähe des jetzigen liegt, auch bezüglich des Güter- und Freiladeverkehrs bemerkenswerthe Ortsverschiebungen nicht geplant sind, so wird die Stadt in wirtschaftlicher Beziehung durch den Bahnhofs-Neubau nicht geschädigt.

 

28. März

• Mit Vorarbeiten für eine Vollbahn, die ein strategisches Jnteresse hat, ist gegenwärtig die Königliche Eisenbahn-Direktion Altona beschäftigt. Es liegt im Plane, eine Bahnverbindung von Friedrichstadt nach Rendsburg und von dort nach dem Lockstedter Lager zur Weiterbeförderung nach Altona über Wedel-Blankenese oder direkt zu verwirklichen.

 

2. April

• Eine schreckliche Messeraffaire fand zwischen italienischen und ostpreußischen Eisenbahnarbeitern in Lütjenburg statt, infolge denen ein Ostpreuße mit einer furchtbaren Stichwunde im Unterleib schwer verwundet danieder liegt. Als der That dringend verdächtigt sind drei Jtaliener, von denen einer am Kopfe und an der Hand verwundet ist, verhaftet. Drei andere werden verfolgt. Die Jtaliener sind furchtbar jähzornig; sonst zeichnen sie sich durch Nüchternheit und gesittetes Auftreten aus.

• Am Sonntag verunglückte in Kiel ein Rangirer dadurch, daß er beim Zusammenkuppeln der Wagen zwischen die Puffer gerieth und von diesen gequetscht wurde. Der Verunglückte wurde nach der Klinik geschafft, wo derselbe bereits seinen Verletzungen erlegen ist.

• Gegen die Verlegung des Kieler Personenbahnhofs, ca. 300 Meter südlich des jetzigen Bahnhofsgebäudes, macht sich in der Bürgerschaft eine lebhafte Bewegung geltend. Nach fachmännischem Urtheil ist die Belassung des Personenbahnhofs an seiner jetzigen Stelle sehr wohl angänglich.

 

8. April

• Ein sehr zweckmäßiger Apparat ist auf dem Perron unseres Bahnhofes in Kiel angebracht. Derselbe zeigt mittelst einer elektrischen Vorrichtung im Stationsbureau an, daß bei ankommenden oder abgehenden Zügen die Weichen richtig gestellt sind. Bevor dies Zeichen nicht gegeben ist, wird kein Zug abgelassen.

• Seit einiger Zeit sind hier in Preetz neue Wagen dritter Klasse auf unserer Staatsbahn eingestellt. Dieselben zeichnen sich durch bedeutend höhere und somit luftigere Coupees aus und haben besonders dem längst gefühlten Bedürfniß dadurch abgeholfen, daß sie Aborte wie in den Wagen zweiter Klasse besitzen. Hoffentlich werden bald mehr dieser neuen Wagen eingestellt, welches gewiß von dem reisenden Publikum dankbar anerkannt wird.

• Jn Heide traf zum ersten Mal ein Eisenbahnwagen mit ca. 30 000 Pfund „losem“ Petroleum ein. Die Entleerung ging rasch von statten, denn alle 3 Minuten war ein großes Faß gefüllt.

 

9. April

• Der Bahnhof in Neumünster ist um eine praktische Einrichtung reicher geworden, nämlich durch die Einrichtung einer Säuferzelle, in welche derjenige sofort eingesperrt wird, der im trunkenem Zustande auf dem Bahnhofe Skandal verursacht, so lange bis ein Polizei-Beamter zur Stelle ist.

 

16. April

• Vor dem Königl. Landgericht zu Kiel wurde am Sonnabend verhandelt gegen den Stationsvorsteher des Bahnhofes Segeberg und einen Heizer aus Neumünster, welcher als Lokomotivführer fungirt hat, angeklagt wegen fahrlässiger Gefährdung eines Eisenbahntransports und Körperverletzung. Am 8. Januar fand auf dem Bahnhofe in Segeberg ein Zusammenstoß des von Schwarzenbeck kommenden Zuges Nr. 582 und des von Neumünster eintreffenden Zuges Nr. 581 statt, in Folge dessen die Lokomotiven entgleisten, die Schienen herausgedrängt und die folgenden drei Wagen erheblich beschädigt, theilweise zertrümmert wurden. Der angerichtete Schaden betrug ca. 15 000 Mark. Außerdem wurden zwei Postschaffner, der Zugführer, ein Hülfsheizer, ein Packmeister und ein Hülfsbremser theilweise schwer verletzt. Der Zusammenstoß ist von den Angeklagten durch Fahrlässigkeit verschuldet. Der Stationsvorsteher handelte instruktionswidrig dadurch, daß er auf eingleisiger Bahn das Signal „Einfahrt frei“ dem ankommenden Zuge geben ließ, bevor der demselben begegnende Zug vollständig gestellt war. Der Heizer soll der Jnstruktion zuwider dadurch gehandelt haben, daß er die größte Geschwindigkeit, welche er dem Zuge geben durfte, erheblich überschritten habe. Hätten die Angeklagten ihrer Jnstruktion gemäß gehandelt, wäre der Zusammenstoß vermieden worden. Der Stationsvorsteher wurde schuldig erkannt und zu einer in Unvermögensfalle mit 30 Tagen Gefängniß abzubüßenden Geldstrafe von 300 Mark verurteilt. Der Heizer wurde mangelnden Beweises halber freigesprochen.

 

18. April

• Mit Beginn der Sommerfahrplanperiode, welche am 1. Juni in Kraft treten wird, kommt für den inneren Eisenbahndienst an Stelle der Berliner Zeit die Mittel-Europäische Zeit (abgekürzt M.-E.Z.) allgemein in Anwendung. Diese Einheitliche Zeit entspricht dem Meridian von Görlitz und geht der Berliner Zeit um 6 Minuten voraus. Die Bahnhofsuhren sollen mit dem Beginn des Sommerfahrplans eine entsprechende Abänderung erfahren.

 

25. April

• Der Präsident der Königl. Eisenbahndirektion zu Altona, Krahn, hat einen dreimonatlichen Urlaub angetreten zur Wiederherstellung seiner durch ein Nervenleiden angegriffenen Gesundheit.

 

30. April

• Wie der „Holst. Cour.“ erfährt, ist in der in voriger Woche stattgehabten Konferenz der Königl. Eisenbahn-Direktion der Beschluß gefaßt worden, an den Umbau des Neumünsterschen Bahnhofs mit möglichster Beschleunigung heranzutreten. Die Höherlegung des Bahnhofs und damit die Unterführung des Verkehrs bei den jetzigen Überfahrten ist prinzipiell beschlossen; auch soll es in Aussicht genommen sein, das Bahnhofsgebäude weiter nach Süden hinauszudehnen. Von der Errichtung eines provisorischen Bahnhofs zur Zeit des Neubaues wird wahrscheinlich Abstand genommen werden können, da die Höherlegung des Bahnhofs-Terrains ganz allmählich zur Ausführung gebracht werden kann, ohne daß der Bahnverkehr dadurch stark behindert wird.

 

2. Mai

• Montag Nachmittag wollte der Hotelbesitzer Struck in Gremsmühlen per Wagen nach Malente fahren. Bei dem Eisenbahnübergang in der Nähe des Gremsmühlener Bahnhofes scheuten die Pferde und gingen dem Kutscher durch. Kutscher und Pferde kamen glücklich vor dem Zuge vorüber. Herr Struck wurde jedoch von den Rädern der Lokomotive gefaßt und erhielt dadurch nicht unbedeutende Verletzungen. Man trug denselben bewußtlos in das Haus des Doktors Horst in Gremsmühlen.

• O.T.: Es soll beabsichtigt werden, eine Drahtseilbahn nach dem Gipfel des Süllberges bei Blankenese zu erbauen.

 

6. Mai

• Die Bestimmung, daß die Lokomotivführer ihren Dienst stehend verrichten müssen, ist durch eine Verfügung des Eisenbahn-Ministers aufgehoben worden. Die Führersitze sind in den verschiedenen Eisenbahn-Direktions-Bezirken einstweilen probeweise eingeführt. Man hat einen Sitz gewählt, wie er auf Velozipeden üblich ist, der also gut federt und das rasche Abspringen ermöglicht. Zugleich soll mit dieser neuen Einrichtung auch für einen besseren Wetterschutz gesorgt und auch auf die Heizer Rücksicht genommen werden.

• Die Eisenbahn nach Lütjenburg wird bis Pfingsten nicht fertig. Selbst wenn die Arbeiten ziemlich beendigt sein sollten, wird jedenfalls der Betrieb noch nicht eröffnet werden, da erst durch wiederholte Probefahrten festgestellt werden muß, ob der Damm durch das Moor bei Friederikenthal steht.

 

20. Mai

• Wie aus zuverlässiger Quelle verlautet, werden vom 1. Juli ab im Schaffnerdienst der deutschen Eisenbahnen verwendete Bedienstete zur Kenntlichmachung Nummern an den Dienstmützen tragen. An den Lochzangen dieser Bediensteten sind die gleichen Nummern angebracht und prägt sich diese Nummer deutlich beim Durchlochen auf den Fahrkarten aus. Jn Anstandsfällen hat also der Reisende in Zukunft sich nur die Nummer des betreffenden Schaffners zu merken, um der vorgesetzten Behörde mit Sicherheit die bezügliche Person bezeichnen zu können.

 

28. Mai

• Auf der Bahnstrecke zwischen Kiel und Neumünster ist man schon seit längerer Zeit damit beschäftigt, für den Oberbau eine bedeutend stärkere und sichere Bauart als die bisherige einzuführen. Vor allem werden die sogenannten „Goliathschienen“ auf der ganzen Strecke allmählich zur Anwendung kommen, wodurch den Zügen bekanntlich eine ruhige und weniger geräuschvolle Fahrt gegeben wird.

 

29. Mai

• Der heutigen Nummer liegt ein Auszug aus dem Sommer-Fahrplan der Königlichen Eisenbahn-Direktion Altona bei. Auf unserer Ostholsteinischen Bahn sind wesentliche Änderungen nicht vorgenommen. Hinzugefügt haben wir die Bahnstrecke Gremsmühlen–Lütjenburg, welche Linie am 1. Juni dem Verkehr übergeben wird. Eine wesentliche für unsere Verbindung mit Eckernförde und Flensburg einschneidende Veränderung hat die Bahnstrecke Kiel–Flensburg erfahren, mittelst welchen Orten der Sommer-Fahrplan keine einzige günstige Verbindung aufweist. Dagegen fahren die Züge auf der genannten Strecke von nun an mit erhöhter Schnelligkeit, so daß die meisten Züge die Strecke in 2½ Stunden statt bisher 3¼ Stunden ablaufen; allerdings ein ungenügender Trost für die schlechte Verbindung. Wir überreichen unseren Lesern den Fahrplan mit dem Wunsche, daß es ihnen vergönnt sein möge, auf demselben nur heitere und vergnügte Fahrten zu verzeichnen.

--> die genannte Beilage ist leider nicht erhalten geblieben.

Zur Bahnstrecke nach Lütjenburg möchte ich ergänzen, das mit der Eröffnung am 1. Juni gemeint ist, das die Bahn in Schmiedendorf (etwa 0,7 km vor dem Bahnhof Lütjenburg) endete. Der Grund war, das auf diesem letzten Stückchen eine größere Brücke bezw. ein hoher Bahndamm gebaut werden mußte (wegen Überquerung der Kossau).

 

4. Juni

• Die Arbeiten in Flensburg zwecks Unterführung eines Tunnels beim Staatsbahnhofe haben dieser Tage begonnen. Es soll zwischen der Stadt und Jürgensbye eine Passage für Fußgänger geschaffen werden. Die infolge Rangirens der Züge bislang so häufig vorgekommenen Absperrungen haben seit lange Anlaß zu Klagen und Beschwerden seitens der Passanten gegeben.

 

8. Juni

• Nachdem die Vorarbeiten jetzt beendet sind, ist von Seiten des preußischen Eisenbahn-Ministeriums angeordnet worden, mit der Ausführung des Baues der Vollbahn von Hagenow nach Oldesloe mit einer Abzweigung nach Mölln zu beginnen, und es wird das Zentral-Baubureau in Ratzeburg errichtet. Diese Bahn kürzt den Weg von Berlin und dem übrigen Deutschland nach dem größten Theile von Schleswig-Holstein bedeutend ab.

 

16. Juni

• Wie verlautet, hat die von der Staatsbahnverwaltung vor etwa Jahresfrist versuchsweise angeordnete Ausrüstung der Eisenbahn-Personenwagen vierter Klasse mit Bänken an den Seitenwänden sich bewährt. Die staatlichen Werkstätten sollen daher bereits damit beschäftigt sein, dieselbe im größeren Umfang zu bewirken, so daß demnächst die meisten Personenzüge, vorzugsweise aber diejenigen, welche lange Fahrten zu machen haben, mit Wagen versehen werden können, welche die beregte Ausstattung besitzen. Dies Vorgehen läßt darauf schließen, daß man an maßgebender Stelle über die Abschaffung der vierten Wagenklasse, wie solche ursprünglich bezweckt war, noch nicht schlüssig ist.

 

22. Juni

• Die Hamburg-Altonaer Verbindungsbahn beging am 14. dieses Monats ihr 15jähriges Bestehen. Wiewohl diese nur 6,9 km. lange Bahn eine der kleinsten Eisenbahnen sein dürfte, ist sie doch als Bindeglied zwischen dem Süden und der Provinz Schleswig-Holstein einerseits, und dem Kontinent andererseits von einer hervorragenden Bedeutung. Die alten Nachbarbahnen, die Berlin-Hamburger und die Altona-Kieler Eisenbahnen waren schon seit Jahrzehnten dem Verkehr übergeben, und immer noch mußten die Reisenden zwischen Norden und Süden zu Wagen die Verbindung zwischen Hamburg und Altona suchen, eine Umständlichkeit der Verkehrs-Vermittelung, die man heute bei einer solchen Hauptstrecke kaum noch für möglich halten würde. Aber ein Unikum im Eisenbahnwesen ist die kleine Bahn doch bis auf den heutigen Tag geblieben; denn die Hamburger Verbindungsbahn besitzt weder Lokomotive noch Wagen und war sonach Hamburg immer auf die Verpachtung an die Nachbarbahnen angewiesen. Jhre anerkannt vorzügliche Ausnutzung erhielt die Hamburg-Altonaer Bahn erst durch die Verpachtung an den preußischen Staat. Es fahren heute mehr als 100 tägliche Züge auf dem Bahnkörper.

 

29. Juni

• Eine junge Dame aus Glückstadt war in Hamburg gewesen und benutzte zu ihrer Heimfahrt den Abendzug. Ganz gemütlich sitzt sie im Wagen und unterhält sich mit den übrigen Fahrgästen, nicht achtend auf die Stationen noch auf das Ansagen des Schaffners. Da ihr aber schließlich die Fahrt etwas langwierig wird, fragt sie: „Sind wir nicht bald in Elmshorn? Jch muß dort umsteigen.“, worauf ihr die Antwort zuteil wurde: „Wir sind gleich in Neumünster.“ Die Dame traute diesen Worten nicht, als jedoch der Zug anhielt, konnte sie sich von der Wahrheit überzeugen. Sie blieb die Nacht über bei Bekannten, um am anderen Morgen die Rückreise anzutreten. Wohlgemuth steigt sie in den Wagen und fort geht‘s, nicht nach Glückstadt, sondern nach – Oldesloe. Die Dame war in den falschen Zug eingestiegen.

 

6. Juli

• Ein bedauerlicher Unglücksfall ereignete sich auf der Gremsmühlen–Lütjenburger Bahn. Eine Brücke zwischen Schmiedendorf und Lütjenburg stürzte ein und begrub unter sich einen Arbeiter. Derselbe erlitt sehr schwere Verletzungen; Mitarbeiter zogen ihn unter den Trümmern bevor und ein aus Lütjenburg herbeigeholter Arzt leistete die erste Hülfe. Derselbe glaubt, den schwer Verwundeten am Leben erhalten zu können.

 

8. Juli

• Der Andrang auf den Altonaer Bahnhöfen war am Montag voriger Woche, dem Tage des Kaiserbesuchs in Hamburg, ein so gewaltiger, daß es nicht möglich war, Alle rechtzeitig zu befördern. Auf der Verbindungsbahn mußten sehr viele Viehwagen eingestellt werden, um dem Bedürfniß zu genügen. Auf dem Hauptbahnhof Altona und dem Bahnhof Schulterblatt wurden über 30 000 Billets ausgegeben.

 

18. Juli

• Eine für das reisende Publikum wichtige Verfügung hat der Eisenbahnminister erlassen. Bisher war auf kleinen Stationen der Stationsbeamte wegen Abfertigung des Zuges verpflichtet, vor Abgang des Zuges den Schalter zu schließen, somit den Verkauf der Fahrkarten einzustellen. Noch vor Abgang des Zuges, aber nach Schalterschluß kommende Reisende waren gehalten, in diesem Falle den um eine Mark erhöhten Fahrpreis zu zahlen, um den Zug noch benutzen zu dürfen. Nach der oben erwähnten Verfügung hat der den Zug abfertigende Beamte den Zugführer anzuweisen, die später kommenden Reisenden ohne Lösung der Zuschlagskarten von einer Mark in den Zug einsteigen zu lassen und auf der nächsten Station für nachträgliche Lösung der Fahrkarte zu sorgen. Reisende, welche auf einer Übergangsstation mit dem Zuge eintreffen, nicht mit direkten Karten für den Anschlußzug versehen sind, auch wegen Kürze der Zeit eine solche nicht mehr lösen können, brauchen ebenfalls keine Zuschlagskarte mehr zu lösen.

 

30. Juli

• Ein großes Eisenbahnunglück ist am Donnerstag in Hamburg nur mit knapper Noth verhindert worden. Der fahrplanmäßig um 1 Uhr 15 Minuten im Bahnhof Dammthor anlangende Zug Kiel-Köln näherte sich dem Bahnhof und verlangsamte seine Geschwindigkeit, um zu halten. Da, als der Zug gerade einpassirte, stürzte der Stationsvorsteher auf den Bahnsteig. Er hatte eine Depesche vom Bahnhof Sternschanze erhalten, daß sich ein Güterwagen beim Rangiren losgelöst habe und im schärfsten Tempo hinter dem Zuge auf demselben Geleise vorwärts rollte. Lebhaft mit den Händen gestikulirend und laut rufend, suchte der Stationsvorsteher den Lokomotivführer zu veranlassen, nicht zu halten, sondern möglichst scharf weiter zu fahren. Jn Folge des Geräusches bei der Lokomotive verstand jedoch das Personal die Rufe des Stationsvorstehers nicht. Jnzwischen war der schwer beladene Güterwagen in vollster Fahrt bis dicht hinter den Zug gelangt. Da, in der höchsten Noth gab der Stationsvorsteher ein Zeichen mit dem Horn. Dies wurde verstanden. Fieberhaft strengte sich das Personal auf der Lokomotive an, um den Zug wieder in Gang zu bringen. Es geschah eine für die Zuschauer schreckliche Wettfahrt. Bis auf einige Meter war der Wagen an den Zug herangekommen, doch das Unglück wurde vermieden. Eiligst entfloh der Zug nach Bahnhof Klosterthor. Ein Zusammenstoß hätte, bei der vollen Belastung und der Geschwindigkeit des Güterwagens, unzweifelhaft die letzten Wagen der Personenzuges zertrümmert. Das Verhalten des Stationsvorstehers war höchst anerkennenswerth. Lediglich ihm ist es zu verdanken, daß die Sache so glücklich ablief.

--> aber - was passierte nun mit dem Güterwagen? Er rollte wohl weiter Ri. Klosterthor und blieb dann aber mangels Gefälle stehen. (Nicht vergessen - die Station Dammthor lag damals einige Meter tiefer als wie heute und so dürfte es in Ri. Klosterthor kein oder kaum Gefälle gegeben haben).

 

1. August

• Liegt da oben in der Provinz Schleswig-Holstein ein Ort, der heißt Hademarschen; dieser Ort besitzt seit 15 Jahren eine Eisenbahnstation, und man sollte mit Fug und Recht glauben, daß die Station „Hademarschen“ benannt würde, aber weit gefehlt, „Hanerau“ ist sie getauft. Warum? Weil die damals bei Eröffnung der Bahn gewichtigste Persönlichkeit der Umgegend ihren Sitz in Hanerau hatte. Die mit dem 10-Uhr-Zug etwa ankommenden Fremden wähnen, während sie mitten in Hademarschen sind, sich in Hanerau zu befinden. Eine schöne Überraschung in so später Abendstunde, denn selbstverständlich steht dem Fremden keine Pferdebahn und keine Droschke zur Verfügung. Schreiber glaubt, daß der geschildete Zustand niemals zu Ohren der Verwaltungsbehörden gelangt ist, sonst würde eine Abänderung wohl längst erfolgt sein.

--> mir liegt der Ritzau-Fahrplannachdruck von 1897 vor - da heißt die genannte Station bereits „Hademarschen“

 

15. August

• Der Bahnbau nach Lütjenburg nimmt jetzt rasche Fortschritte. Bis zur Station Schmiedendorf, ca. 10 Minuten vor Lütjenburg, ist die Strecke fahrbar, und man ist zur Zeit damit beschäftigt, in der Niederung der Kossau die Dammbeschüttung zu beschaffen. Hier wird zu beiden Seiten der Kossau, über welche eine Brücke, mit deren Bau man zur Zeit noch beschäftigt ist, geführt wird, am Damm gearbeitet, namentlich jedoch nach der Lütjenburger Seite hin, um diese Strecke zuerst fertig zu stellen, und dann nach Fertigstellung der Brücke die Sandzüge nach der anderen Seite überzuführen. Wie verlautet, soll die Strecke bis Lütjenburg zu Pfingsten nächsten Jahres fertig gestellt sein. Auf den Stationen Kletkamp, Benz und Malkwitz sind die Stationsgebäude mit den Wartesälen Wellblechhäuser, während die anderen Stationsgebäude massiv aufgeführt sind. Der Fremdenverkehr auf dieser neuen Bahn ist im Laufe dieses Sommers ein sehr bedeutender gewesen.

 

22. August

• Seitens der Eisenbahndirektionen sind die Schaffner neuerdings wieder angewiesen, auf den Endplattformen der Personenwagen während der Fahrt keine Reisenden zu dulden. Die Anordnung liegt im eigensten Jnteresse der Reisenden, da die auf den Plattformen befindlichen Personen gar leicht schon in Folge eines mäßigen Stoßes, wie solcher z. B. beim Durchfahren der Weichen stets eintritt, von der Plattform geschleudert werden können.

• Zur Zeit werden durch die Eisenbahn-Direktion zu Altona an die sämmtlichen Eisenbahnstationen unserer Provinz die Wetterberichte der Hamburger Seewarte täglich durch Telegramme mitgetheilt und auf denselben durch Aushang bekannt gemacht.

 

27. August

• Jn der Kieler Bahnhofsfrage fand vor einigen Tagen im „Hotel Germania“ eine Versammlung von Kieler Bürgern statt, in welcher Oberingenieur Steiner ein von ihm ausgearbeitetes Hochbahnprojekt vorlegte und erläuterte. Während die Regierung bekanntlich die Verlegung des Bahnhofes etwa 300 Meter südlich des jetzigen Bahnhofsgebäudes, der Lerchenstraße gegenüber, projektirt, wird nach dem Hochbahnprojekt der Bahnhof fast auf der jetzigen Stelle verbleiben. Das Stationsgebäude wird danach Front nach der Jensenstraße erhalten, fast parallel derselben, in ca. 120 Meter Entfernung zu liegen kommen und mit einem großen Vorplatz versehen werden. Von der Treppe des Gebäudes wird der Fremde einen herrlichen Blick über die ganze Kieler Föhrde genießen. Wie verlautet, wird der neue Minister der öffentlichen Arbeiten, Exzellenz Thielen, demnächst in Kiel eintreffen, um sich aus eigener Anschauung von der Sachlage zu überzeugen.

 

12. September

• Anerkennenswerthe Neuerungen hat die preußische Staatsbahnverwaltung getroffen. Bisher waren die Koupees für Nichtraucher – außer mit dem außen befindlichen Schild „Nichtraucher“ – innen nur mit einer runden, verstellbaren Scheibe „Nichtraucher“ versehen, welche Letztere, da klein und nur an einer der Rückseiten angebracht, sehr leicht übersehen wurde. Es sind nunmehr in den Nichtraucherkoupees an jeder Thür unter den Fenstern große weiße Porzellan- bezw. Eisenblechschilder mit dem Vermerk „Rauchen verboten“ angebracht, welche jedem Passagier sofort in die Augen fallen.

Auch auf die Nerven des Publikums nimmt die preußische Staatsbahnverwaltung Bedacht. Es werden nämlich sämmtliche Personenzug-Lokomotiven außer mit der gewöhnlichen, schrill tönenden Dampfpfeife nun noch mit einer dumpf tönenden ausgerüstet, welche Erstere nur auf der Strecke, Letztere auf den Bahnhöfen – wie bei Abfahrt des Zuges oder sonstigen Rangirbewegungen – zur Anwendung kommt.

 

19. September

• Die Ausführung des Projekts, betreffend die Verlängerung der Kreis Oldenburger Bahn von Oldenburg nach Burg auf Fehmarn ist vom Finanzministerium aus finanziellen Gründen bis auf weiteres zurückgestellt worden.

 

21. September

• Wenn schon die lange Zeitdauer des Baues auf der Eisenbahnstrecke Gremsmühlen–Lütjenburg allgemein auffiel, so berührt es umsomehr unangenehm, wie bei dem so sehr günstigen Wetter während der letzten Zeit fast gar nichts beschafft worden ist. Die über die Kossau zu erbauende Brücke ist allerdings nach einigen Monaten fertiggestellt, doch sind noch kolossale Erdmassen aufzuschütten, welche Arbeit seit langer Zeit von nur ca. 40 Mann gefördert wurde und nunmehr ganz ruht, weil die Arbeiter sich der neuen Bahnlinie Oldesloe–Hagenow zuwendeten. Wenn es so fort geht und nicht Seitens der Behörde ernstlich eingeschritten wird, kann die Fertigstellung des Bahnhofs Lütjenburg noch zehn Jahre dauern, zumal im Winter ohnehin durch Witterungseinflüsse mannigfache Störungen eintreten. Auch an der Bahnhofstraße in Lütjenburg, für welche ca. 3 Meter Boden auf 300 Meter Länge abzutragen ist, wird noch kein Spatenstich gerührt. – Den Lütjenburgern, welche tapfer nach dem 20 Minuten Weges entfernt liegenden Schmiedendorfer Bahnhof zu wandern haben, werden gewiß noch lange diese Fortschritte der Neuzeit im Gedächtniß bleiben.

 

23. September

• Auf der Marschbahnstrecke Elmshorn–Hvidding soll ein „Blitz-Zug“, mit einer Fahrgeschwindigkeit von 80 Kilometern in der Stunde, neu eingeführt werden. Ein Probezug, welcher eine Anzahl höherer Eisenbahn-Beamter führte, durcheilte die Strecke von Altona bis Hvidding in 4 Stunden.

 

24. September

• Am Montag ist auf der Station Hanerau ein Sandzug auf einen Güterzug aufgefahren. Hierbei sind einige Beamte und Arbeiter unbedeutend verletzt, die Maschinen und mehrere Wagen beschädigt. Der Betrieb ist aufrecht gehalten. Die Untersuchung ist eingeleitet, doch läßt sich schon jetzt sagen, daß der Unfall in erster Linie durch unrichtige Weichenstellung veranlaßt worden ist.

 

30. September

• Während bisher nur die Schnellzüge kontinuirlich wirkende Bremsen führten, müssen neuester Bestimmung zufolge nun auch sämmtliche Personenzüge, welche eine Geschwindigkeit von 60 und mehr Kilometer die Stunde machen, mit kontinuirlich wirkenden Luftbremsen versehen sein, um ein möglichst schnelles Halten des Zuges bewirken zu können. Es sind resp. werden daher sämmtliche Personenzug-Lokomotiven mit Karpenter-Luftbremsen ausgerüstet, sowie auch alle Personenwagen, welche in Zügen mit 60 und mehr Kilometern Geschwindigkeit laufen, mit Karpenter-Bremsvorrichtung versehen. Auf den preußischen Staatsbahnen kommt vorzugsweise die Karpenter-Bremse zur Anwendung, doch soll, wie verlautet, neuerdings die Westinghus-Bremse der Karpenter-Bremse vorgezogen werden.

 

5. Oktober

• Am Freitag Abend erlitt der letzte Zug von Eutin nach Lübeck einen Unfall dadurch, daß derselbe auf eine sich auf dem Geleise befindliche Kuhheerde stieß. Der Unfall ereignete sich ungefähr 2 Kilometer vom Eutiner Bahnhof entfernt und wurden mehrere Kühe (man sagt 6 Stück) getödtet. Die Passagiere und das Zugpersonal kamen mit dem Schrecken davon. Der Zug erlitt natürlich eine ganz bedeutende Verspätung.

 

8. Oktober

• Die Königl. Eisenbahndirektion Altona hatte Anfangs v. Mts. die Anordnung getroffen, daß die Wetterberichte der deutschen Seewarte in Hamburg allabendlich an den Bahnhöfen angeschlagen würden. Diese namentlich von der Landbevölkerung gern gesehene Anordnung ist seit dem 1. Oktober wieder aufgehoben, wie verlautet, auf ministerielle Verfügung.

 

19. Oktober

• Ursprünglich war beabsichtigt, daß die Überführung von vier Eisenbahnlinien über den Nordostsee-Kanal durch eine Hochbrücke bei Grünthal und drei Drehbrücken erfolgen soll. Es ist nunmehr in Erwägung gezogen, anstatt der geplanten Drehbrücke bei Levensau von 36 Meter lichter Weite eine Hochbrücke von 42 Meter lichter Höhe herzustellen. Wie verlautet, ist man gegenwärtig damit beschäftigt, die bezüglichen Zeichnungen, Kostenanschläge usw. zur Herstellung einer Hochbrücke anzufertigen.

 

22. Oktober

• Wie verlautet, wird bereits im Frühjahr kommenden Jahres mit dem Neubau des Bahnhofs-Gebäudes in Gremsmühlen begonnen werden. Das bisherige kleine Stations-Gebäude, welches den Anforderungen schon lange nicht mehr genügte, wird umgebaut, um später als Güterabfertigungsstelle und Güterschuppen Verwendung zu finden, während das neue Stations-Gebäude an der Chaussee von Gremsmühlen nach Malente, zwischen der Bahnlinie von Kiel und der von Lütjenburg, erbaut wird. Das Stations-Gebäude, welches massiv ausgeführt werden wird, soll außer dem Dienstbureau geräumige Wartezimmer erhalten; eine Restauration ist jedoch nicht vorgesehen.

 

26. Oktober

• Seit Dienstag ist der Betriebsvorsteher der Schleswig-Angler Bahn, Glitsch, verschwunden. An dem folgenden Tage sollte eine Revision der Kasse Seitens des Aufsichtsrathes stattfinden. Eine in der Abwesenheit des Vorstehers vorgenommene Revision hat auch einen Kassendefekt von 4–5000 Mk. festgestellt. Glitsch ist am Dienstag über Neumünster nach Altona gereist, nachdem er sich in Schleswig eine Fahrkarte nach Kiel gelöst hatte.

 

4. November

• O.T.: Mit den Erdarbeiten Tondern–Hoyer ist in diesen Tagen begonnen. Da besondere Terrainschwierigkeiten nicht bestehen, so wird angenommen, daß die Bahn bis zur Eröffnung der nächstjährigen Badesaison fahrbar sein wird. Bei Hoyer-Schleuse wird eine größere Wartehalle mit Restauration errichtet.

 

7. November

• Auch im künftigen Winter sollen auf verschiedenen preußischen Staatsbahnstrecken neue Versuche mit der Dampfheizung gemacht werden. Daß diese Art der Heizung vor allen anderen den Vorzug der Gefahrlosigkeit hat, ist allgemein anerkannt; ein Nachtheil derselben besteht jedoch darin, daß die Dampfabgabe zu Heizzwecken von der Lokomotive aus von dem Lokomotivführer abhängt, der bei den bestehenden Kohlenprämien ein Jnteresse daran hat, möglichst viel Dampf- und Heizmaterial zu sparen. Ferner sind die Heizschläuche nicht genügend, um einen Druck stärkeren Dampfes, wie er zur Durchzugheizung einer längeren Wagenreihe erforderlich ist, fortzuleiten. Die neuen Versuche sollen deshalb darauf gerichtet sein, die Abgabe des nötigen Heizdampfes von der Maschine aus möglichst unabhängig von dem Lokomotivführer zu machen und zur Dampfleitung Metallröhren zu verwenden.

 

9. November

• Die Königliche Eisenbahndirektion zu Altona ist mit der Anfertigung allgemeiner Vorarbeiten für eine Eisenbahn von Kiel nach Rendsburg beauftragt worden.

 

11. November

• An der Eisenbahn zwischen Neumünster und Nortorf soll eine Eisenbahn-Haltestelle in der Nähe der Dörfer Timmaspe und Krogaspe eingerichtet werden.

• Von dem flüchtigen Betriebsvorsteher der Schleswig-Angler Bahn, Glitsch, soll nach Schleswig telegraphisch gemeldet sein, daß er „glücklich“ in Philadelphia angekommen sei.

 

13. November

• Seit gestern verkehrt ein Güterzug auf der Strecke Kiel-Ascheberg und umgekehrt. Dieser berührt unsere Station Preetz in folgender Weise: Ankunft von Kiel Nachmittags 3,36, Abfahrt 3,55, Ankunft von Ascheberg Nachmittags 5,48, Abfahrt 6,06. Der Aufenthalt in Preetz ist mithin auf 18–19 Minuten berechnet. Hiermit wird das für das reisende Publikum oft so lästige Rangiren der Züge hier wenn auch nicht ganz aufgehoben, so doch wesentlich eingeschränkt werden und namentlich dürfte der durch das Rangiren bisher mitunter verfehlte Anschluß der Züge in Ascheberg und Kiel in Zukunft durch das Einlegen dieses Güterzuges vermieden werden können.

 

19. November

• Seit einigen Tagen ist auf dem Kieler Personenbahnhofe ein Waggon stationirt, welcher äußerlich einem gewöhnlichen Packwagen gleicht, jedoch innen neben dem Packraum mit einer Dampfkesselanlage versehen ist. Der Waggon, welchen man beim Mittags- wie Abendschnellzuge schon ca. eine Stunde vor Abgang des Zuges in Thätigkeit sehen kann, ist dazu bestimmt, die jetzt gewöhnlich sehr langen Züge ordentlich vorzuheizen, da, wenn bisher nur die Lokomotive am Kopf des Zuges heizte, die Schlußwagen gewöhnlich nur mäßig erwärmt wurden. Die Passagiere können sich nun also auch getrost in die letzten Wagen setzen, ohne befürchten zu brauchen, unterwegs Kälte zu verspüren.

 

23. November

• Mit der Erweiterung der Geleisanlagen auf Bahnhof Eutin ist gleichzeitig zur Erhöhung der Betriebssicherheit eine Central-Weichen- und Signalisirungsanlage zur Ausführung gebracht worden. Dieselbe besteht darin, daß von einem besonderen Stellwerksthurm nicht nur die Signale, sondern auch die zu den einzelnen Fahrstrecken gehörigen Weichen gestellt werden. Es kann nunmehr einem Zug nur dann das Einfahrtssignal gegeben werden, wenn sämmtliche Weichen richtig gestellt sind, und letztere sind, sobald das Signal auf Einfahrt steht, auch nicht mehr zu verändern.

Eine gleiche Einrichtung ist auf Bahnhof Elmshorn getroffen, woselbst jedoch, da der Bahnhof zu lang ist, an jedem Ende ein Weichenstellthurm errichtet ist.

Durch diese neuen Einrichtungen ist die Betriebssicherheit ganz bedeutend erhöht, indem die einfahrenden Züge auf dem richtigen Geleise bleiben müssen und nicht durch falsche Weichenstellung abgelenkt werden können.

• Ein Lokomotivführer, welcher seine Maschine in Schwarzenbek mit Kohlen versorgt hatte, fand beim Zerschlagen der Kohlen zwischen diesen eine Dynamitpatrone. Nur der Aufmerksamkeit des Führers ist es zu verdanken, daß die Dynamitpatrone nicht mit den Kohlen in die Feuerbüchse gekommen ist, wodurch ein großes Unglück unausbleiblich gewesen wäre. Die Dynamitpatrone, welche dem Betriebsamte abgeliefert ist, ist eine solche, wie sie in den Bergwerken zum Sprengen der Flötze gebraucht wird, und muß durch Unaufmerksamkeit zwischen die Kohlen gekommen sein.

 

26. November

• Kürzlich war ein Baurath aus Altona auf Fehmarn anwesend, um in dem Fehmarnsund und in den Hafenplätzen Burgstaaken und Orth vergleichende Ermittelung der Tiefe des Wasserstandes vorzunehmen. Die Messungen werden in Verbindung gebracht mit der Frage der Verlängerung der Kreis Oldenburger Eisenbahn bis nach Fehmarn und gelten als letzte Vorarbeit für den gedachten Zweck. Geplant wird die Erbauung eines festen Dammes durch den Fehmarnsund mit einem Schleusendurchlaß, unter gleichzeitiger Anlage eines Kanals durch die Landenge jenseits Großenbrode mit einer Tiefe von 3½ Meter. Diese Tiefe würde ausreichen für kleinere Fahrzeuge, größere Schiffe nehmen ihren Weg durch den Fehmarnbelt.

• Ein Eisenbahn-Kuriosum kann man wohl mit Recht es nennen, daß ein fahrplanmäßig nur 1. und 2. Wagenklasse führender Zug für gewisse Passagiere auch die 3. Wagenklasse führt. Es ist dies der Vormittagsschnellzug von Neumünster nach dem Norden. Während die mit diesem Zug vom Süden eintreffenden und nach dem Norden weiterfahrenden Reisenden verpflichtet sind, 1. und 2. Klasse zu fahren, können die von Ostholstein und Oldesloe kommenden Reisenden, welche den Zug zur Weiterfahrt nach dem Norden benutzen wollen, denselben auf ihre Fahrkarten als 3. Wagenklasse benutzen. Gleichfalls können Reisende, welche auf Station Neumünster Fahrkarten über Flensburg hinaus lösen, solche für die 3. Wagenklasse erhalten, während bis Flensburg nur Fahrkarten 1. und 2. Wagenklasse ausgegeben werden. Daß diese Verschiedenartigkeit der Behandlung des reisenden Publikums Seitens der Bahnverwaltung zu recht fühlbaren Unzuträglichkeiten führt, hat sich schon häufig recht sehr bemerkbar gemacht, und es dürfte daher wohl der Wunsch aller Reisenden berechtigt sein, daß die Bahnverwaltung dem Zuge auf seiner ganzen Strecke die 3. Wagenklasse anhängen läßt.

 

29. November

• Die Lübecker Bahn hat einen Speisewagen in eleganter Ausstattung für die Schnellzüge zwischen Hamburg und Rostock eingestellt. Die Annehmlichkeit, unterwegs in behaglicher Ruhe speisen zu können, wird von den Reisenden vielfach benutzt und gern anerkannt. Meistens sind aber die Tische von – Skatspielern besetzt.

--> hatte die LBE wirklich Speisewagen?

 

30. November

• Wie aus guter Quelle verlautet, wird mit dem Bau der Bahnlinie Oldesloe–Hagenow im Frühjahr nächsten Jahres begonnen werden. Es liegt im Plan, den Bau derartig zu beschleunigen, daß einzelne Strecken schon im Herbst 1892 dem Verkehr übergeben werden können. Die ganze Linie soll im Sommer 1893 fertig sein.

 

3. Dezember

• Die Verlegung der Königl. Eisenbahndirektion Altona nach Berlin wird in unterrichteten Kreisen als eine von dem Eisenbahn-Minister beschlossene Sache bezeichnet, und hängen hiermit auch wesentlich die kürzlich erfolgten Einstellungen der Bauten des Hauptbahnhofes Altona zusammen. Der Minister beabsichtigt, den ganzen Betrieb, namentlich das Schreibwerk, zu vereinfachen und die Kontrolle wesentlich für a l l e Direktionen nach Berlin zu verlegen. Der Schwerpunkt des Betriebes liegt ohnehin in den Eisenbahnbetriebsämtern, welche eventuell vermehrt werden sollen. Damit würde dann auch eine erhebliche Einschränkung der Beamtenzahl erfolgen. Es ist dies für Altona eine lokale Frage von Bedeutung, wenn es die Direktion verlieren würde, indem dort mehr als 700 Eisenbahnbeamte ihren Wohnsitz haben.

 

7. Dezember

• Vor einigen Tagen wurde auf dem Bahnhof Schmiedendorf nach Abgang des Zuges 5 Uhr 5 Min. ein am Bahnbau Schmiedendorf-Lütjenburg beschäftigter Arbeiter mit schweren Verletzungen im Geleise liegend aufgefunden. Der Verunglückte, welcher wahrscheinlich beim Überschreiten der Geleise von dem herankommenden Zuge erfaßt und überfahren worden ist, wurde in das Krankenhaus nach Eutin überführt.

• Eine aufregende Szene spiele sich vor einigen Tagen auf dem Bahnhof St. Michaelisdonn ab. Mit dem um 6 Uhr 40 Minuten dort eintreffenden Personenzug vom Norden traf nämlich ein sog. blinder Passagier ein, welcher auf einem Puffer reitend die Fahrt von Heide mitgemacht hatte. Auf dem St. Michaelisdonner Bahnhof angekommen, wurde der blinde Passagier, ein Arbeiter aus der Rheinprovinz, entdeckt und sollte zur Rechenschaft gezogen werden. Da sich ergab, daß derselbe total betrunken, und, seinen wirren Gesprächen nach zu urtheilen, vom Delirium befallen schien, wurde er gefesselt und in den Güterschuppen eingesperrt. Hier gerieth derselbe in Tobsucht, zerriß die Fesseln und schlug nun alles, was er erreichen konnte in Stücke. Erst nach reichlich einer Stunde gelang es, sich des Wüthenden zu bemächtigen; derselbe ward darauf an das Meldorfer Amtsgerichtsgefängniß abgeliefert.

--> am 11. Januar 1892 wurde gemeldet, daß die Strafkammer Jtzehoe den Widerspenstigen zu einer Gefängnißstrafe von 9 Monaten verurteilt hat.

 

10. Dezember

• Der Präsident der Königl. Eisenbahn-Direktion Altona, Krahn, ist in Kiel eingetroffen, um die geplante Eisenbahnlinie Kiel–Rendsburg zu Wagen zu bereisen und die Terrainverhältnisse eingehend in Augenschein zu nehmen. Wie verlautet, denkt man jetzt ernstlich an den Bau dieser Bahn und werden seit einigen Tagen durch einen von Altona nach Kiel abkommandirten Regierungs-Baumeister die generellen Vorarbeiten für diese Linie angefertigt.

• Dieser Tage hatte eine Deputation des Eisenbahnkomitees in Sachen des Eisenbahnprojektes Eckernförde–Schleswig eine Audienz bei dem Herrn Oberpräsidenten. Se. Exzellenz sprach sein lebhaftes Jnteresse für einen solchen Bahnbau aus. Der Bau dieser Bahn sei wohl nur eine Frage der Zeit, doch sei eine baldige Jnangriffnahme des Bahnbaues seitens des Staates bei der jetzigen Finanzlage, welche große Vorsicht geboten erscheinen lasse, schwerlich zu erwarten.

 

21. Dezember

• Als vor einigen Tagen der Nachmittags-Personenzug die Station Schmiedendorf verlassen hatte, bemerkte der dienstthuende Stationsbeamte auf dem Trittbrett des letzten Wagens auf der dem Stationsgebäude entgegengesetzten Seite einen Knaben stehen; da ein Anhalten des Zuges nicht mehr möglich war, so berichtete der Stationsbeamte den Vorfall telegraphisch nach Station Kletkamp, woselbst der Knabe beim Einlaufen des Zuges in Empfang genommen wurde. Auf Anfrage theilte der achtjährige Reiselustige mit, daß, da sein Vater dem Trunke ergeben, er zu Verwandten nach Lütjenburg gebracht worden sei, bei denen er es aber sehr schlecht gehabt und deshalb beschlossen hätte, auf dem Trittbrett des Wagens die Reise bis Hamburg zu machen, um sich dort auf einem Schiffe anmustern zu lassen.

• Am Mittwoch Abend, in Neumünster kurz vor Abgang eines Zuges, legte sich ein Maurer auf dem Bahnhofe quer über die Schienen direkt vor die Lokomotive dieses Zuges, anscheinend um sich überfahren zu lassen. Mehrere Male wurde der ziemlich betrunkene Maurer von der gefährlichen Stelle verscheucht, doch gelang es erst unter polizeilicher Hülfe, dem Zuge die Bahn frei zu machen.

 

23. Dezember

• Einen Triumph hat die deutsche Jndustrie bei Bau des Nord-Ostsee-Kanals in diesen Tagen gefeiert. Die bedeutendste über den Kanal führende Brücke ist die Eisenbahn-Brücke Grünthal mit ihrer bedeutenden Höhe und einer Spannbreite von 156 Metern. Vor einigen Tagen wurde in das gigantische Eisenwerk des Brückenbogens das Schlußstück eingesetzt, und die Jngenieure hatten die Freude, daß das Schlußstück auf den Millimeter genau das Eisengerippe der kolossalen Brücke abschloß, daß auf den Millimeter genau Schraubloch zu Schraubloch stand, um ungehindert den letzten Theil des Brückengewölbes einfügen zu können.

 

25. Dezember

• Eine Absperrung der Bahnhöfe, die in Berlin und seinen Vororten bereits durchgeführt ist, soll vom nächsten Etatsjahre ab allmählich auch auf allen übrigen Stationen der preußischen Staatsbahnen zur Einführung gelangen. Zunächst sollen die Hauptverkehrsstrecken, namentlich die von Berlin ausgehenden, dem großen Durchgangsverkehr dienenden Linien in Angriff genommen werden. Diese Einrichtung wird die Bahnhöfe von dem Verkehr neugieriger und schaulustiger Besucher, der für Reisende und Beamte einen mitunter recht lästigen Umfang annimmt, voraussichtlich erheblich entlasten, da die Erlaubniß zum Betreten der Bahnhöfe von Nichtreisenden für die Folge nur gegen Erlegung eines Nickels erkauft wird.

--> das wußte ich noch gar nicht - Bahnsteigkarten wurden gegen die vielen Eisenbahnfreunde eingeführt? ;-)

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  • 7 Monate später...
Am ‎16‎.‎08‎.‎2015 um 16:38 schrieb Solwac:

Die Zeitungen haben auch früher schon kleine und große Nachrichten gebracht. Für das Gebiet der späteren Bundesbahndirektion hat sich jemand die Mühe gemacht, die Nachrichten für 1880 und 1881 aus seiner Lokalzeitung zu sammeln:

Und inzwischen sind auch die Zusammenstellungen für 1892 und 1893 verfügbar:

Zitat

Hier aber zunächst noch eine Kurzmeldung vom 9. November 1891, die ich letztesmal vergessen hatte:
Zur Hülfeleistung für Segelschiffe bei dem Passiren der unterhalb Friedrichstadt über die Eider führenden Eisenbahnbrücke ist nunmehr wieder ein Schleppdampfer stationirt worden, nachdem sich herausgestellt hat, daß solches absolut nothwendig war.


7. Januar
• Auf direkten Befehl aus Berlin ist der Bau des neuen Altonaer Hauptbahnhofs bis auf weiteres sistirt*, dahingehend der Ersatzbau für den bisherigen Schulterblattbahnhof, der demnächst verlegt werden soll, fast vollendet.
* --> vorläufig eingestellt. Des weiteren möchte ich daran erinnern, das der Bahnhof Schulterblatt am 1. Mai 1893 durch den rund 700 m weiter westlich gelegenen Bahnhof Holstenstraße ersetzt wurde.

8. Januar

• Jn der Nacht zum Mittwoch ist die Erde in Preetz mit einer ziemlich starken Schneedecke belegt worden und auch das Übel der Zugverspätungen hat der Schneesturm mit sich gebracht. Während am Mittwoch die Frühzüge auf unserer Bahn mit halbstündiger Verspätung verkehrten, hatten wir am Donnerstag Morgen auf unserer Strecke eine Verspätung von 2 Stunden zu konstatiren. Der Morgenzug von Kiel blieb im Schnee zwischen Raisdorf und hier stecken und mußte von dem Ascheberger Zug nach hier geschleppt werden. Weitere Störungen und Unglücksfälle hat der Schneesturm unseres Wissens in hiesiger Gegend nicht mit sich gebracht.

11. Januar
• Die Stadt Lütjenburg hat noch immer nicht ihren eigenen Bahnhof sondern muß sich mit dem Bahnhof Schmiedendorf begnügen. Jn den letzten Wochen sind auch die Erdarbeiten an der noch zu vollendenden Bahnstrecke und dem Bahnhof Lütjenburg, nur mit 40 Mann fortgesetzt worden, so daß noch nicht zu bestimmen ist, wann die Station Schmiedendorf aufgehoben und die Bahnstrecke bis zur Stadt dem Verkehr übergeben werden kann. Bleibt das Wetter fortgesetzt ungünstig, so wird solches wohl nicht vor den ersten Juni geschehen, dem Tage, an welchem vor einem Jahre die Bahn von der holsteinischen Schweiz her in Betrieb genommen wurde.
Über die Weiterführung der Bahn nach Schönberg und Kiel verlautet gegenwärtig nichts. Für die Geschäftsleute in Lütjenburg hält man es im allgemeinen vorteilhafter, daß Lütjenburg Endstation bleibt, andererseits wird zugegeben, daß eine direkte Verbindung mit Kiel, zu welcher Stadt das östliche Holstein vielfache Beziehungen hat, für das reisende Publikum von großen Nutzen sein würde.

13. Januar
• Der Abends 11 Uhr 20 Minuten aus Altona fahrende Nacht-Schnellzug auf Neumünster konnte am Mittwoch Abend nur bis Pinneberg kommen, da der Sturm eine große Anzahl Telegraphenpfähle umgeweht und über die Schienen geworfen hatte. Erst Donnerstag Morgen nach 5 Uhr traf der Zug in Neumünster ein.

4. Februar
• Dem Kaiser wurde bei seiner letzten Ankunft in Kiel, wie nachträglich berichtet wird, ein eigentümlicher Empfang bereitet. Der kaiserliche Zug war bis Neumünster als Sonderzug angemeldet, von Neumünster nach Kiel wurde die Ankunft desselben nur als leere Maschine gemeldet. Als der kaiserliche Zug herannahte, erhielt er auf freiem Felde das Haltesignal, da man nur eine Maschine vor sich zu haben glaubte und die Einfahrgeleise wegen des nothwendigen Rangirens auf dem Bahnhofe nicht frei waren. Glücklicher Weise bemerkte nach einiger Zeit ein Bahnwärter, daß es der kaiserliche Hofzug war, den man zum Warten gezwungen hatte. Die Geleise wurden nun in aller Eile frei gemacht; aber die Einfahrt des Hofzuges in die Bahnhofshalle erfolgte doch eine halbe Stunde später, als bestimmt war. Niemand war zum Empfange des Kaisers auf dem Bahnhof, weder Wagen noch Droschke vorhanden, so daß der Kaiser den Weg bis zum Wasser zu Fuß machen mußte. Eine vorbeifahrende Dampfbarkasse der Marine brachte den Kaiser an Bord des Panzers „Friedrich der Große“, wo seine plötzliche Ankunft eine große Überraschung hervorbrachte.

6. Februar
• Ein betrübender Unglücksfall hat sich am Dienstag zwischen Preetz und Ascheberg ereignet, indem der Bahnarbeiter Hartz durch den 5 Uhr 11 Minuten von Preetz abgelassenen Zug überfahren und getödtet wurde. Hartz war mit mehreren Arbeitern auf einem Rollwagen nach dem Kührener Gehölz gefahren, um dort einige Arbeiten vorzunehmen. Bei dem Herannahen des Zuges wollten die Arbeiter den Rollwagen vom Geleise entfernen, wobei Hartz wohl zu spät das Herannahen des Zuges gehört haben mag, denn, während seine Mitarbeiter noch rechtzeitig zur Seite sprangen, konnte Hartz sich nicht mehr retten; er wurde von dem heranbrausenden Zug erfaßt. Der Rollwagen wurde vollständig zertrümmert, während der Zug keinen weiteren Schaden nahm und nach kurzem Aufenthalt seine Fahrt fortsetzen konnte. Hartz genoß den Ruf eines treuen und zuverlässigen Arbeiters, und ist sein Tod um so bedauernswerther, als Frau und Kinder durch diesen Unglücksfall den Tod ihres Ernährers zu beklagen haben.

10. Februar
• Als der Donnerstag Morgen nach dem Süden fahrende Zug in Nortorf die im Bau begriffene Brauerei passirte, wurde von dem hohen Baugerüst derselben ein Ziegelstein gegen den Zug geschleudert. Ein Passagier soll durch diesen Wurf, welcher ein Waggonfenster zertrümmerte, im Gesicht nicht unerheblich verletzt worden sein. Als Urheber dieses Bubenstreiches wurde ein beim Bau beschäftigter Maurergeselle ermittelt und sofort verhaftet.
• Eine Verkehrsstörung trat am Sonntag voriger Woche unweit Leck durch Überschwemmung des Bahnkörpers ein, und zwar infolge der so rasch aufgethauten Schneemassen. Die Passagiere eines von Niebüll nach Leck abgelassenen Zuges mußten kurz vor Leck umsteigen und auf Umwegen versuchen, den Ort wie auch den Bahnanschluß zu erreichen.

11. Februar
• Der Bau des Stationsgebäudes in Lütjenburg ist nunmehr soweit gediehen, daß dasselbe in nächster Zeit wird bezogen werden können. Der schlammige Boden macht dem Bahnbau zwischen Lütjenburg und Schmiedendorf sehr viel Schwierigkeiten, so daß der Bau nur langsam vorwärts schreiten kann und die Eröffnung dieser Reststrecke wohl schwerlich schon mit Beginn des Sommerfahrplans erfolgen wird. Für den Bahnhof Lütjenburg ist auch eine Bahnhofswirthschaft vorgesehen, deren Verpachtung seitens des Eisenbahn-Betriebs-Amt zu Kiel in Submission vergeben werden wird.

15. Februar
• Am Freitag Abend wurde in Wankendorf ein einem Holzhändler gehöriger Schuppen durch den orkanartigen Sturm in die Höhe geschleudert. Die Lokomotive eines gerade diese Stelle passirenden Güterzuges wurde hierdurch beschädigt, auch ist die Telegraphenleitung gestört. Mit der Freimachung der Strecke wurde sofort begonnen, so daß der eine Stunde darauf von Ascheberg folgende Personenzug diese Stelle schon ungehindert passiren konnte.

20. Februar
• Dem Vernehmen nach soll jetzt die feste Bestimmung getroffen sein, daß die Ablieferung der Hochbrücke bei Grünthal am 1. August d. J. erfolgen soll und daß damit auch gleichzeitig die Fertigstellung der Umlegung der westholsteinischen Eisenbahn erfolgen wird.

25. Februar
• O.T.: Gerüchtweise verlautet, der Kaiser werde diesen Sommer in Tondern eintreffen, um der Eröffnung der Bahnstrecke von hier nach Hoyerschleuse persönlich beizuwohnen. Diese Meldung kann natürlich nur mit Vorbehalt wiedergegeben werden, weil selbige nur dann auf Wahrscheinlichkeit beruhen dürfte, wenn der Kaiser gleichzeitig die Absicht bekundet hätte, Bad Westerland mit seinem Besuche zu beehren.

19. März
• Wie verlautet, geht die königliche Eisenbahndirektion in neuerer Zeit eifrig damit vor, alle diejenigen Beamten, die im Außendienst beschäftigt sind und auf eine bestimmte Entfernung die Bahnsignale mit dem bloßen Auge nicht erkennen können, aus dem Außendienst zu entfernen und im inneren Bahndienst zu beschäftigen.
• Es dürfte noch nicht allgemein bekannt sein, daß die Eisenbahnstationen angewiesen sind, den Jnhalt eines bei ihnen einlaufenden Telegrammes, welches die betreffende Station passirende Reisende angeht, denselben während des Aufenthaltes des Zuges mitzutheilen. Dies geschieht dadurch, daß ein Beamter den Zug entlang geht und den Nehmen der Person laut ausruft, um ihr alsdann von dem Telegramm die nöthige Mittheilung zu machen. Die Einrichtung kann in einzelnen dringenden Fällen von größter Bedeutung sein. Es empfiehlt sich, solche Telegramme mit der Bezeichnung „R.O.“, welches bedeutet „offen zu bestellen“, zu versehen, sofern nicht ein besonderer Anlaß vorliegt, den Jnhalt geheim zu halten.

24. März
• Zur Bahnhofsfrage in Kiel: Wie wir aus zuverlässiger Quelle erfahren, ist das Projekt der Staatsbahnverwaltung, den neuen Bahnhof beim Sophienblatt zwischen Lerchen- und Ringstraße zu erbauen, genehmigt worden.

26. März
• Am vergangenen Sonntag fand versuchsweise eine Einstellung des Güterverkehrs im Bezirk der Königlichen Staatseisenbahnen statt, um einen Überblick über die Ausdehnung der Sonntagsruhe im Dienst zu gewinnen. Allen Anzeichen nach dürfte diese Einrichtung dauernd eingeführt werden. Wenigstens ist bestimmt worden, daß vorläufig für die nächsten beiden Sonntage in derselben Weise verfahren wird, wie am verflossenen Sonntage. Die bezügliche Bestimmung der Königl. Eisenbahn-Direktion Altona lautet: „Es findet an den nächstfolgenden beiden Sonntagen eine vollständige Einstellung des Güterverkehrs statt und zwar dergestalt, daß von den vorhergehenden Sonnabenden, Nachmittags 6 Uhr, bis Sonntag Nachmittags 8 Uhr Güterzüge mit Ausschluß der Eilgüter- und Viehzüge von den Zugangsstationen nicht mehr abgelassen werden und daß ferner diejenigen Güterzüge, welche sich im Rollen befinden und bis Sonntag Vormittag 4 Uhr auf der Endstation nach Lage des Fahrplanes nicht mehr eintreffen können, auf einer geeigneten Station aufgehalten werden. Es werden demzufolge auf sämmtlichen Strecken der Betriebsämter Kiel, Flensburg und Glückstadt am Sonntag sämmtliche Güterzüge und in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag auch schon der Nachtgüterzug Altona-Kiel ausfallen.

6. April
• Wie die „Kieler Zeitung“ erfährt, sollen vom 20. April ab auf dem Kieler Personenbahnhofe die Bahnsteige auf der Abfahrts- und Ankunftsseite abgesperrt werden, so daß der Zutritt zu denselben nur den mit Fahrtausweisungen oder Bahnsteigkarten versehenen Personen gestattet wird. – Die Bahnsteigkarten werden an den Schaltern zum Preise von 20 Pfennig erhältlich sein und beim Betreten des Bahnsteiges dem kontrollierenden Beamten vorgezeigt resp. beim Verlassen abgegeben werden müssen. Diese Maßnahme ist durch die höheren Orts getroffene Anordnung, die Fahrkartenkontrolle der Fahrbeamten von den Trittbrettern aus bei Schnellzügen garnicht mehr, bei allen anderen Personenzügen nur im äußersten Nothfalle zu gestatten, durchaus geboten, weil bekanntlich die Abfertigung der Züge sowohl bei der Abfahrt wie bei der Ankunft durch die vielen begleitenden bezw. empfangenen Personen erheblich erschwert wird und die Abnahme der Fahrkarten, wie bisher geschehen, auf der letzten Haltestation des Zuges der Kürze des Aufenthaltes wegen nicht mehr möglich ist.

13. April
• Am Freitag Nachmittag 5¾ Uhr ist der Zirkus Herzog mittelst Extrazug in Kiel eingetroffen. Der Train bestand aus 4 Personen- und 20 Güterwagen und soll einen Kostenaufwand von 5500 Mk. verursacht haben. Jn der Reihe der Güterwagen fielen vier Riesen-Kesselwagen für die Wasser-Pantomime besonders auf.

18. April
• Die Bahnhofswirthschaft auf der Station Lütjenburg, um deren Pachtung 31 Bewerbungen eingegangen waren, ist Seitens des Eisenbahnbetriebsamtes dem Oberkellner Peters übertragen worden. – Die Bahnhofsbauten schreiten jetzt wieder vorwärts, und hofft man, die letzte Theilstrecke Schmiedendorf-Lütjenburg Anfang Juli dem Verkehr übergeben zu können.
• Die Bahnhofsfrage läßt in Kiel die Gemüther noch immer nicht zur Ruhe kommen, trotzdem das Regierungsprojekt (Lerchenstraße) bereits schon die Genehmigung des Ministers gefunden hat. Jn letzter Stunde hat sich jetzt noch ein Komitee gebildet, das ein neues Projekt der Anlage eines Bahnhofes am Südende des St. Jürgens-Kirchhofes ausgearbeitet hat. Dasselbe protestirt gegen das Abschneiden des südlichen Stadttheils vom Hafen durch das Lerchenstraßenprojekt. Als Vorzüge des neuen Projekts werden in erster Linie gerühmt die Schonung des Kirchhofes, die Erhaltung der für den Verkehr wichtigen unteren Ringstraße, die Herstellung einer bequemen Verbindung des oberen Sophienblatts mit Gaarden und dem Hafengebiet, sowie die Verbesserung und Vergrößerung der Lagerplätze am Hafen.
• Der Bauplan für den Neubau des Personen-Bahnhofes in Neumünster ist definitiv festgestellt und liegt zur Zeit dem Eisenbahn-Ministerium vor. Es ist danach anzunehmen, daß mit dem Bau in nicht zu langer Zeit begonnen werden kann.

28. April
• Das Projekt einer großen Zirkelbahn um das Hamburg–Altonaer Stadtgebiet scheint neuerdings wieder in den Vordergrund zu treten. Thatsache ist, daß eine größere Anzahl Bürgerschaftsmitglieder in Eimsbüttel und Umgegend das dort für die Bahnanlage in Aussicht genommene Terrain besichtigt haben.
--> gemeint war eine „Alsterringbahn“, ausgehend von der Verbindungsbahn über Berliner Tor, Hasselbrook, Barmbeck, Winterhude, Schlump; die dann zwischen Sternschanze und Dammthor wieder in die Verbindungsbahn einmündet

19. Mai

• Bei dem Bau der Bahnstrecke von Schmiedendorf nach Lütjenburg treten noch immer Schwierigkeiten entgegen, und kann derselbe darum nur langsam gefördert werden. An dem Damm an der Kossaubrücke wiederholen sich noch immer die Senkungen und Schiebungen der Erdmassen, welche die Fertigstellung desselben schon so lange verzögert haben. Vielleicht trägt auch die Fortführung der Arbeit beim Frostwetter in diesem verflossenen Winter mit dazu bei, daß der Damm nur schwer zum Stehen zu bringen ist, da der gefrorene und später aufgethaute Thon das Wasser nicht leicht durchläßt. Es ist keine Aussicht vorhanden, daß sich die Erwartung und Hoffnung, diese letzte Strecke der Bahn zu Pfingsten dem Verkehr übergeben, erfüllen wird. Nach Äußerungen Sachverständiger ist das wohl kaum vor dem 1. Oktober zu erwarten.

2. Juni
• O.T.: Die neue Eisenbahnstrecke Tondern – Hoyer Schleuse mit den Zwischenstationen Mögeltondern, Dahler-Osterby und Hoyer wird am 15. Juni dem Verkehr übergeben werden, wodurch den die Jnsel Sylt Besuchenden die Reise bedeutend erleichtert wird, da fernerhin die langwierige Omnibusfahrt von Tondern bis zur Hoyer Schleuse in Fortfall kommt.

4. Juni
• Die Eisenbahn-Direktionen suchen dadurch eine Ersparniß herbeizuführen, daß sie die Frauen der verheiratheten Bahnwärter, soweit dieselben sich dazu eignen und willig sind, als Bahnhülfswärter gegen eine tägliche Vergütung von 70–90 Pfg. anstellen.
• Kleine Rundreise-Fahrscheine für die Tour Kiel-Neumünster-Hamburg-Lübeck-Gremsmühlen-Kiel zum billigen Satze von 13,30 Mk. für 2. Klasse und 9 Mk. für 3. Klasse bei 10tägiger Gültigkeit werden in der Zeit vom 8. Juni bis 28. September zur Ausgabe gelangen. Mit dieser Neuerung dürfte sich die Eisenbahn-Direktion den Dank weiter Kreise erwerben.
• Eine neue Einrichtung auf den Bahnhöfen soll in Kurzem in‘s Leben treten. Auf den Bahnsteigen sollen große, Abends beleuchtete Apparate aufgestellt werden, die jedesmal über den bereit stehenden Zug Angaben über die Richtung und Art desselben, die Wagenklassen und die Abfahrtszeit enthalten.

25. Juni
• Der heute Morgen 7 Uhr 56 Min. von Kiel eintreffende Zug kam mit defekter Maschine an und mußte hier in Preetz liegen bleiben, bis eine andere Lokomotive aus Kiel requirirt war. Derselbe konnte nach einem Aufenthalt von 1½ Stunden seine Fahrt wieder fortsetzen.

11. Juli
• Jn der Königlichen Hauptwerkstatt der Eisenbahn-Direktion Altona zu Wittenberge werden neuerdings große Schneepflüge für ein- und zweigeleisige Strecken gebaut, welche mit den Lokomotiven direkt verbunden sind, und sind solche Schneepflüge auch bereits den Eisenbahnbetriebsämtern Kiel und Flensburg überwiesen worden.
• Mehrere neue Schnellzug-Lokomotiven hat die Königliche Eisenbahn-Direktion Altona für die Schnellzüge Nr. 6 und 7, die, auf der Strecke Hamburg-Berlin verkehrend, die größte Geschwindigkeit in Deutschland, nämlich 90 Kilometer pro Stunde, entwickeln, eingestellt. Es sind dies Maschinen, wie sie bisher nur in Amerika verwandt wurden. Die Lokomotiven sind 16 Meter lang und fahren auch bei ihrer Höchstgeschwindigkeit von 110 Kilometern in der Stunde sehr ruhig.
--> ich bin kein Dampflokkenner, ich denke aber das damit die beiden preußischen S 2 Altona 101 und Altona 102 gemeint waren

14. Juli

• Die Erbauung einer dritten Elbbrücke ist durch ein interessantes Projekt des Jngenieurs Buchwald wieder in den Vordergrund getreten. Die Brücke, welche vom Hafenthor ausgehen und auf der Jnsel Steinwärder münden soll, wurde so hoch angelegt werden, daß Seeschiffe bequem darunter passiren könnten. Die Kosten der Brücke werden auf 20 Millionen Mark angegeben und soll natürlich für Fußgänger, Fuhrwerk und Pferdebahnen angelegt werden.

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die geplante Brücke sollte zwischen den beiden Hauptpfeilern eine Spannweite von rund 420 m haben

16. Juli

• Wegen Gefährdung eines Eisenbahnzuges und fahrlässiger Tötung waren von der Strafkammer des Königl. Landgerichts in Kiel angeklagt zwei Bahnarbeiter. Sie hatten auf der Strecke der Ostholsteinischen Bahn von Preetz nach Ascheberg gemeinschaftlich mit zwei Arbeitern an den Geleisen zu arbeiten, benutzten zur Fortschaffung der Geräthe auf den Schienen eine Draisine und brachten diese am 2. Februar, nach Feierabend, an ihren alten Platz zurück, vom Schienenstrang herunter. Zwei Bahnzüge waren passirt, ohne daß sich ein Unglück ereignet hatte. Der Arbeiter Hartz wollte nach seiner Wohnung nicht zurückkehren, weil er nicht gut gehen konnte, denn er war alt, sondern die Draisine zur Heimfahrt benutzen. Hartz und einer der Angeklagten brachten die Draisine wieder aufs Bahngleis und Hartz fuhr damit weiter. Die nächsten Bahnwärter waren von der Benutzung der Draisine nicht verständigt, konnten daher auch den kommenden Bahnzug durch rothe Laternen nicht warnen. Als der Zug kam, wollte der alte Hartz die Draisine rasch vom Bahnkörper abbringen, hatte sie schon quer über den Schienenstrang stehen, da zertrümmerte die Maschine die Draisine und tödtete den alten Mann.
Während der eine der Angeklagten freigesprochen freigesprochen wurde, wurde der andere zu drei Monaten Gefängniß verurtheilt.
• Die Bahnmeister auf den Stationen Ahrensburg und Reinfeld sind mit Dreirädern ausgerüstet worden, die so eingerichtet sind, daß sie auf den Schienen laufen. Es wird den Beamten dadurch erleichtert, die langen ihrer Aufsicht unterstellten Strecken zu kontrolliren.

27. Juli
• Die kolossale Eisenbahnbrücke über den Nord-Ostsee-Kanal bei dem Hofe Grünthal, in jeder Hinsicht ein Prachtbau, ist jetzt soweit fertig, daß nur noch der Bohlen- und Schienenbelag herzustellen ist. Jm September d. J. wird man die Brücke dem Verkehr übergeben können.

6. August
• Seit Jnkrafttreten der Sonntagsruhe hat sich der Personenverkehr auf den Eisenbahnen an Sonntagen ganz bedeutend vermehrt, sodaß namentlich auf den Strecken der Hamburger Verbindungsbahn, Altona - Blankenese, wie auch Kiel - Ostholstein der Verkehr manchmal ein fast nicht zu bewältigender war. Oft genügten Züge mit über 20 Wagen nicht, die große Anzahl Touristen fortzuschaffen, sodas noch Sonderzüge abgelassen werden mußten.

18. August
• Die Eröffnung der ganzen Bahnstrecke Gremsmühlen - Lütjenburg darf zum 1. September d. J. erwartet werden. Schwierigkeiten macht bekanntlich die Strecke Schmiedendorf - Lütjenburg, wo der Untergrund nicht stehen wollte. Jetzt sind auch diese Schwierigkeiten überwunden und über die Kossau führt eine prächtige Brücke, von wo aus dem Auge eine wunderhübsche Aussicht nach beiden Seiten darbietet.

20. August
• Sonnabend Nachmittag, als der von Blankenese nach Altona abgelassene Eisenbahnzug die Station Flottbek passirt hatte, hielt derselbe plötzlich an. Es stellte sich heraus, daß der Heizer von der Lokomotive gefallen war. Man fand den Verunglückten in einiger Entfernung bei den Schienen liegen. Wie durch ein Wunder war er übrigens mit einer leichten Verletzung am Ohr davongekommen.

24. August
• Eine 70 Kilometer lange militärische Feldbahn, die in einer Woche in der Lüneburger Haide erbaut worden ist, erstreckt sich jetzt durch den Haidestrich von Uelzen nach Celle und ist die größte der bisherigen Feldbahnen. Die Soldaten, die dieses Kunststück fertig gebracht haben, fahren auf der neuen Linie hin und her; Einer ist Lokomotivführer, der andere Zugführer, Schaffner, Telegraphist, Heizer, Weichensteller usw. Natürlich sind die Soldaten auch zugleich Fahrgäste. Sie üben sich im Verladen und Transportiren, wozu ihnen einige Hundert Wagen, 50 Lokomotiven und Materialien zur Verfügung gestellt sind. Ein interessantes Schauspiel bot das Legen einer Eisenbahnbrücke Nachts über den Allerfluß im Neustädter Holze bei Celle. Bei dem Scheine feldmäßiger Beleuchtung hantirten die Soldaten ameisenartig, und im Hintergrunde ertönten die taktmäßigen Hammerschläge der Feldschmiede, welche das weißglühende Metall verarbeitete.

Anmerkung, da es auch Auswirkungen auf die Eisenbahn hatte: Mitte August brach in Hamburg die Cholera - ein unbehandelt oft tödlicher Brechdurchfall - aus. Am 23. August wurde die Cholera offiziell an das kaiserl. Gesundheitsamt zu Berlin gemeldet. Die Epidemie wütete rund 10 Wochen lang, in Hamburg starben über 8500 Menschen.

Donnerstag, 25. August

• Seit Dienstag Abend sind die Herren Kreisphysikus Dr. Reimann und Stabsarzt Dr. Müller auf dem Bahnhofe Neumünster stationirt, um bei jedem ankommenden Zuge in sämmtlichen Koupees Nachfrage nach etwa unterwegs erkrankten zu halten, eventuell die erste Hülfe zu leisten und sofort Vorbeugungsmaßregeln gegen die Einschleppung der Cholera treffen zu können.

27. August
• Seitens der Königl. Staatsbahnverwaltung sind auf den Bahnhöfen Altona, Elmshorn und Neumünster, als den Knotenpunkten des holsteinischen Eisenbahnverkehrs, anläßlich des Auftretens der Cholera in Hamburg und Altona Besichtigungsstationen eingerichtet worden.

29. August
• Am Freitag entgleiste unweit der Station Rickling ein in voller Fahrt befindlicher Güterleerzug. Die Maschine bohrte sich tief in den Sand ein, während eine Anzahl der dahinter laufenden Güterwagen ebenfalls entgleisten, sich auf einander türmten und erheblich beschädigt wurden. Ein Bremser, welcher stark verletzt wurde, mußte nach Rickling geschafft werden, während das übrige Zugpersonal mit dem bloßen Schreck davonkam. Die Strecke Neumünster – Schwarzenbeck ist durch den Unfall, da Maschine und Wagen neben dem Geleise liegen, nicht gesperrt.

10. September
• Aus Grünthal wird berichtet: Die Arbeiten für die Verlegung der Westholsteinischen Eisenbahn über die beiden großen Eisenbahndämme und die Hochbrücke werden zum 16. September fertig gestellt werden. Die Bohlen sind schon gelegt, auch das nöthige Schienenmaterial liegt an Ort und Stelle und bedarf nur der Zusammenfügung.

12. September
• Auf der dänischen Grenzstation Wamdrup verkehren die Personen- und Güterzüge, nur das Erstere keine Fahrgäste mit sich führen, während die Letzteren eher größer sind als vorher, da manche Güter, die früher mit Schiffgelegenheit versandt wurden, jetzt zur Vermeidung der für die Letztere geltenden Quarantäne auf dem schnelleren Bahnwege befördert werden. Das ankommende deutsche Beamtenpersonal wird von den wachthabenden Ärzten untersucht und begiebt sich dann schleunigst in seine Quartiere so lange, bis die Abreise nach Süden wieder stattfindet. Die Grenze ist durch dänisches Militär abgesperrt, diese haben alle die volle Bewaffnung nebst je 10 scharfen Patronen.

14. September
• Laut Verfügung des Eisenbahnministers Thielen fallen von heute ab wegen Abnahme des Personen-Verkehrs in Folge der Cholera-Epidemie folgende Schnellzüge aus: Vorm. 8,20, Nachm. 2,42 und Abends 10,55 von Hamburg nach Kiel, Vorm. 9,45 von Neumünster nach Hamburg (der Zug Vorm. 9,05 von Kiel geht also nur bis Neumünster), Nachm. 2,13 und Abends 8,30 von Kiel nach Hamburg resp. Altona, Vorm. 7,30 von Hamburg nach Hoyer Schleuse und Nachm. 3,40 von Tondern nach Hamburg.
• Seitens der Königlichen Eisenbahndirektion zu Altona resp. der Direktion der Hamburg-Lübecker Eisenbahngesellschaft ist angeordnet worden, daß der Cholera-Erkrankung verdächtige Reisende auf den nachfolgenden Stationen ausgesetzt werden sollen: Elmshorn, Neumünster, Kiel, Rendsburg, Schleswig, Flensburg, Apenrade, Tondern, Itzehoe, Heide, Husum, Ploen, Neustadt, Reinbek, Schwarzenbek, Wandsbek, Oldesloe. Auf anderen als den genannten Stationen darf kein der Cholera-Erkrankung verdächtiger Reisender den Zug verlassen. Zuwiderhandelnde werden mit Geldstrafe bis zu 30 Mark event. entsprechender Haft bestraft.

19. September
• Mit dem Neubau des Bahnhofs-Gebäudes in Gremsmühlen wird noch im nächsten Monat begonnen werden. – Das Gebäude, ein zweistöckiger massiver Bau, wird in dem Dreieck zu stehen kommen, welches durch die Bahnlinie nach Kiel, die nach Lütjenburg und die Chaussee von Gremsmühlen nach Malente gebildet wird, und wird im Erdgeschoß außer dem Dienstbureau ein großes Wartezimmer I. und II. Klasse und ein gleiches III. Klasse erhalten. – Eine Restauration wird, um den Hotels hierselbst keinen Abbruch zu thun, nicht eingerichtet werden. – Das jetzige Stationsgebäude wird später als Güterschuppen benutzt werden. – Da die Geleisanlagen auch bedeutend erweitert werden sollen, so wird auch der Lauf der Schwentine verändert und die Eisenbahnbrücke etwas mehr nach Eutin hin verlegt werden. Auch hiermit wird schon in allernächster Zeit begonnen werden.
• Der Bau der Endstrecke Schmiedendorf – Lütjenburg ist nunmehr fertiggestellt., sodaß am 1. Oktober diese dem Betriebe übergeben wird. Am gleichen Tage wird auch die Bahnhofswirthschaft, welche einem Wirth Peters übertragen ist, eröffnet werden. – Die Züge werden von der Jnbetriebnahme der neuen Strecke an in Schmiedendorf nicht mehr halten, sondern bis Lütjenburg durchfahren.

24. September
• Der neue Winterfahrplan für den Verkehr vom 1. Oktober 1892 an ist nunmehr erschienen. Dieser hat eine ganze Anzahl Verkehrseinschränkungen mit sich gebracht. Was speziell unsere ostholsteinische Bahn anbetrifft, so ist es neben dem Ausfall der Abendzüge die Einziehung der seit diesem Sommer kursirenden Güterzüge, welche nachtheilig auf den Verkehr einwirken wird.
• Dazu schreibt ein Korrespondent aus dem Fürstenthum Lübeck:
„Sicheren Vernehmen nach beabsichtigt die Königliche Eisenbahndirektion in Altona den Fahrplan der Ostholsteinischen Bahnen in der Weise umzugestalten, daß dem reisenden Publikum sowohl wie der Bevölkerung der Städte und Landkreise des östlichen Holsteins und des Fürstenthums Lübeck die größten Nachtheile erwachsen. Es sollen, wie man sagt, aus Sparsamkeitsrücksichten die regelmäßigen Güterzüge wieder eingehen und statt der Personenzüge die früheren kombinirten Züge, die der Volkswitz mit dem treffenden Namen „Bummelzüge“ bezeichnet, wieder eingeführt werden, bekanntlich verbunden mit kürzeren oder längeren Aufenthalten und Hin- und Herfahren auf den Bahnhöfen je nach Bedürfniß des Güterverkehrs. Die Zeitdauer der Fahrt zwischen Eutin einerseits und Kiel resp. Neumünster andererseits wird dann selbstverständlich eine erheblich längere werden. Man sollte eigentlich nicht annehmen, daß bei dem recht bedeutenden Güterverkehr der ostholsteinischen Bahnen, der in diesem Jahre durch die reichliche Ernte sich ohne Frage erheblich steigern wird, eine so offenbare Verschlechterung des Fahrplans in’s Auge gefaßt werden konnte.“

1. Oktober
• Der Bahnverkehr in Neumünster hebt sich jetzt wieder bedeutend, nachdem die Cholerafurcht in Folge der stetigen Abnahme der Seuche in Hamburg und in Folge Aufhebung vieler Verkehrshemmnisse nicht mehr in dem Maße die Menschen beherrscht, wie die vorhergehenden Wochen hindurch. Die Züge von Hamburg sind fast sämmtlich gut besetzt und auch die nach Hamburg fahrenden Züge werden wieder von vielen Reisenden benutzt. Allerdings, wer über Hamburg hinaus will, benutzt auch jetzt in der Regel noch die Route Oldesloe – Schwarzenbek, aber die blasse Cholerafurcht die während der Hamburger Schreckenszeit Alles ergriffen zu haben schien, ist einer bedeutend ruhigeren und verständigeren Auffassung gewichen.

4. Oktober
• Nach langem Warten ist endlich der Eisenbahnbau soweit vollendet, daß die letzte Strecke von Schmiedendorf bis Lütjenburg hat in Betrieb genommen werden können. Am 1. Oktober, Morgens 7 Uhr, wurde der erste Zug vom Bahnhofe in Lütjenburg abgelassen. Trotz der frühen Morgenstunde hatte sich ein zahlreiches Publikum eingefunden, um diesem Vorgange, den man schon so lange sehnsüchtig erwartet hatte, zuzuschauen. Eine besondere Feier fand nicht statt. Die für den Betrieb benutzten Gebäude auf der Station Schmiedendorf werden abgebrochen werden, wie denn bereits der Lokomotiv Schuppen nach dem Bahnhofe Lütjenburg versetzt worden ist.
• Nachdem staatlicherseits gegen die Erbauung einer Eisenbahn Elmshorn – Barmstedt Einwendungen nicht erhoben und der Betrieb durch eine Privatgesellschaft erlaubt worden ist, hat das betreffende Komitee beschlossen, die Vorarbeiten nunmehr ausführen zu lassen und mit denselben den Erbauer der Gremsmühlen-Lütjenburger Bahn zu betrauen. Nach Beschaffung der Vorarbeiten, Feststellung der Bahnlinie soll alsdann zur Ausführung des Baues eine Aktiengesellschaft gegründet werden.

6. Oktober
• Die Hochbrücke bei Grüntal wurde am Sonntag dem öffentlichen Verkehr* übergeben. Zu diesem Zwecke waren mehrere Herren aus Berlin erschienen, und außerdem hatte sich ein zahlreiches Publikum eingefunden. Reichlich 20 Wagen fuhren nach einander über die Brücke, und verlief die Fahrt ohne jede Störung, ja, ohne daß irgend ein Pferd scheute. Allerdings wird mehrfach über die Glätte der Brückenbohlen, sowie über die steile Auf- und Abfahrt der Brücke geklagt. Ob aber, wie vielfach befürchtet wird, die Passage der Brücke mit Lastfuhrwerk sehr schwierig und bei Glatteis gefährlich ist, wird die Erfahrung zeigen.
* --> gemeint ist der Straßen- und Fußgängerverkehr.

9. Oktober

• Die Königliche Eisenbahndirektion zu Altona erläßt eine Bekanntmachung, nach welcher die aus Anlaß der Cholera-Epidemie vorübergehend aufgehobenen Schnellzüge auf den Linien Hamburg – Kiel resp. Hamburg – Hoyer Schleuse von Montag, den 10. d. Mts., wieder befördert werden.

11. Oktober
• Der Streckenarbeiter Schröder wollte nach beendigter Arbeit heimkehren und benutzte dazu das Schienengeleise. Unterwegs bei Eutin wurde er auf den neben einander laufenden Geleisen der Eutin-Lübecker und der ostholsteinischen Bahn, als er dem von Lübeck kommenden Zuge ausweichen wollte, von dem Zylinder des Neustädter Zuges erfaßt und umgeworfen. Der Unglückliche blieb besinnungslos liegen und wurde ins Hospital gebracht.

20. Oktober
• Am 15. d. Mts. ist die neue Eisenbahn-Linie Tönning – Garding dem Verkehr übergeben.
• Mit dem Heizen der Personenzüge im Königlichen Eisenbahn-Direktionsbezirk Altona ist mit dem heutigen Tage begonnen worden. Die von Kiel gehenden Züge werden, damit sämtliche Koupees bei Abgang ordentlich durchwärmt sind, bereits cirka eine Stunde vorher am Kopfe von der Lokomotive sowie am Schlusse durch einen eigens dazu eingerichteten Dampfwagen geheizt, sodaß auch die letzten Koupees von den Reisenden benutzt werden können, ohne daß man zu befürchten braucht, Kälte zu verspüren, wie es früher bei Dampfheizung in den letzten Wagen ja oft der Fall war.

23. Oktober
• Jn letzter Zeit wird in Bramstedt wieder lebhaft agitirt für eine Eisenbahn, die sich an die von Hamburg projektirte Bahn Hamburg – Ohlsdorf anschließen soll. Dieselbe soll über Langenhorn nach Neumünster bezw. nach Boostedt* oder über Bramstedt nach Wrist gehen. Die Stimmung für das Projekt scheint aber nur lau zu sein, da Geldmittel zu den Vorarbeiten nicht zugesagt sind.
* --> gemeint ist die Bahnstation Kleinkummerfeld, die damals (bis 1916) noch Boostedt hieß.

30. Oktober

• Die Frage der Anlage eines Zentralbahnhofes für unsere Stadt Schleswig wird jetzt wieder lebhaft erörtert. Als Platz ist der Grund und Boden von Hotel „Stadt Hamburg“ ausersehen. Man hat sich hier schon seit Jahren mit der Hoffnung getragen, daß der jetzt in Jübeck bestehende Bahnhof in der Art verlegt werde, daß die Abzweigung nach Husum und Tönning von hier aus geschehe. Ob es möglich sein wird, diesen weitgehenden Plänen gerecht zu werden, dürfte sich erst in Zukunft zeigen.

4. November
• Demnächst werden etwa 100 Arbeiter in Thätigkeit kommen, um die durch den Neubau eines Bahnhofsgebäudes in Gremsmühlen nothwendig gewordene Regulirung der Schwentine, über welchen jetzt die Brücke am östlichen Ende der Bahn hinwegführt, soll zugeschüttet werden und dafür einige hundert Meter östlich zur Überführung der Bahn ein Durchlaß neu angelegt werden. Die Vorarbeiten haben schon begonnen, der Bahndamm wird bereits ab- und der neue Schwentinelauf ausgegraben.

5. November
• Die Vorarbeiten für die Bahn Elmshorn – Barmstedt sind dem Regierungsbaumeister Steinfeld für 200 Mk. per Kilometer übertragen. Die Bahnlinie ist nördlich von der Chaussee gewählt. Bahnhöfe sind vorgesehen in Elmshorn, Offenau, Voßloch und Barmstedt. Die Baukosten stellen sich auf 50 000 Mk. per Kilometer. Die Länge beträgt 9 Kilometer.
• Zu den Rückgängen der Einnahmen aus dem Personenverkehr: Am stärksten trat der Ausfall im Bezirk der Eisenbahndirektion Altona hervor, dessen Personengeldeinnahmen im September um mehr als 50 Prozent hinter dem gleichen Monat des Vorjahres zurückgingen. Während anfänglich die von Hamburg ausgehenden Züge noch ziemlich stark benutzt waren, wurden die in entgegengesetzter Richtung verkehrenden Züge fast leer gefahren. Später nahm der Personenverkehr auch von Hamburg her, dergestalt ab, daß z. B. der Schnellzug 1 (ab Hamburg 8,45 Morgens) am 6. September ohne jeden Reisenden, am 7. September nur mit einem, am 8. September nur mit zwei Reisenden, von Hamburg abfuhr.
Das Auftreten der Cholera in Hamburg und die sich mehrenden Erkrankungen an andern Orten hatten demnächst in schneller Folge zahlreiche Verkehrsbeschränkungen, Einfuhr- und Durchfuhrverbote, sanitätspolizeiliche Kontrolen der Reisenden, Quarantänen und dergleichen seitens vieler inländischer Behörden, wie auch seitens der benachbarten Staaten veranlaßt, welche auf den Reiseverkehr höchst ungünstig zurückwirken mußten.
Mit der im laufenden Monat eingetretenen und bisher stetig fortgeschrittenen erfreulichen Besserung der gesundheitlichen Verhältnisse haben, dem Wiederaufleben des Verkehrs, diese Verkehrsbeschränkungen größtentheils nach und nach wieder beseitigt werden können.

Donnerstag, 10. November
• Am Sonnabend fand die Probebelastung* der Hochbrücke über den Nord-Ostsee-Kanal bei Grünthal statt. Das Resultat fiel glänzend aus.
• Der Ortschaft Grünthal an der Westholsteinischen Bahn ist durch höheren Orts erlassene Verfügung die Bezeichnung „Grünenthal“ erlassen worden, welche nach alten Akten die richtigere sein soll.
* --> gemeint ist mit mehreren Lokomotiven.

11. November

• Über die Reise* des Kaisers nach Grünenthal zur Besichtigung der Hochbrücke:
Jm Kommissionshause, nahe der Hochbrücke, nahm der Kaiser ein Frühstück ein und besichtigte von hier aus die Hochbrücke, wobei ihm Geheimrath Koch Vortrag hielt. Nach ca. 10 Minuten verließen die Herrschaften das Kommissionshaus, und der Kaiser ging nun mit Gefolge unterhalb der Brücke hindurch auf die entgegengesetzte Seite der Itzehoer Chaussee. Während der Kaiser hier noch weilte, wurde über die Hochbrücke der Sonderzug des Kaisers, welcher von dem alten Geleise der Westholsteinischen Eisenbahn bei der Hademarscher Weiche auf die neue Bahnstrecke geleitet war, geführt und hielt am Ende der Brücke an der Albersdorfer Seite. Der Kaiser stieg an dem südlichen Damme die 96 Stufen zählende Treppe nach der Hochbrücke hinauf; ihm folgte Prinz Heinrich und das Gefolge. Nach einem kurzen Rundblick gingen die hohen Herrschaften die Brücke entlang dem Sonderzuge zu. Der Kaiser verabschiedete sich und bestieg dann mit Gefolge den Salonwagen wieder, um über Heide weiterzufahren. Die Besichtigung währte eine Stunde.
--> fand am 9. November statt

17. November

• Über die neue Hochbrücke bei Grünthal mehren sich die Klagen der Fuhrwerksbesitzer, denn dem einen ist die Steigung auf der Westseite zu stark und meint, die Schlucht vor der neuen Strecke hätte ausgefüllt werden müssen, damit wäre die Auffahrt bis zur Brücke um ein Bedeutenes erleichtert worden; der andere findet das Geländer auf der Brücke nicht hoch genug und glaubt, daß wenn Pferde auf der Brücke scheu werden, diese das Geländer überspringen können und in die Tiefe stürzen werden. Darin stimmen aber alle Rosselenker überein, daß die Schlagebäume zum Abschließen der Chaussee viel zu kurz vor die Brücke gelegt worden sind. Wenn erst das Dampfroß die Brücke passirt, werden vielleicht von Seiten der Kanalkommission andere Vorsichtsmaßregeln getroffen, um ein größeres Unglück zu vermeiden, Schlagbäume an jeder Seite der Auffahrt zur Brücke, dort, wo die alte Chaussee nach der neuen abbiegt, angebracht werden.
• Seit einigen Tagen wird die bisherige Eisenbahnlinie Eidelstedt – Altona abgebrochen, und man ist eifrig damit beschäftigt die Schienen wegzuschaffen. Das Terrain wird der Stadt Altona überlassen, welche nunmehr auf dieser Linie eine Fahrstraße für Fuhrwerke herstellen will. – Die Züge von Kiel biegen jetzt gleich hinter Eidelstedt rechts ab, durchfahren auf der Westseite den Rangirbahnhof Langenfelde, der mehr als 15 Geleise nebeneinander aufzuweisen hat und schwenken dann kurz vor dem alten Güterbahnhof vor Altona wieder in die frühere Linie ein.
--> auf dieser Geogreif-Karte von 1906 kann man sehr schön erkennen, wo die alte Bahntrasse entlang lief:
[geogreif.uni-greifswald.de]

20. November

• Am Freitag Nachmittag kurz nach 6 Uhr wurde in Neumünster ein Fuhrwerk, welches von einem dreizehnjährigen gelenkt wurde, als es den Eisenbahnübergang der Rendsburger Straße nach dem Westholsteinischen Bahnhofe passiren wollte, von den heruntergelassenen Zugbarriéren eingeschlossen und von dem eben nach Heide abgehenden Personenzug Nr. 1068 erfaßt und total zertrümmert. Der Knabe kam mit dem bloßen Schrecken davon und wurde auch von den beiden Pferden nur das eine geringfügig beschädigt. Der Zug konnte, da derselbe keinen Schaden genommen hatte nach kurzem Aufenthalt die Fahrt fortsetzen.
• O.T.: Große Aufregung ruft die Entscheidung des Eisenbahnministers Thielen hervor, daß der nördliche Theil der Hauptstrecke Hamburg - Elmshorn - dänische Grenze und zwar von Tondern an, voraussichtlich zum 1. Dezember zu einer Sekundärbahn gemacht werden soll; die Zahl der Bahnbeamten wird beschränkt; fast alle Bahnwärterposten werden eingezogen. Die Bahnübergänge bleiben künftig Tag und Nacht unbeaufsichtigt; die Direktion der Marschbahngesellschaft hat seiner Zeit den Besitzern des Bodens bei der Enteignung die Bewachung der Übergänge zugesagt; dementsprechend sind die Entschädigungssummen niedriger ausgefallen. Es fragt sich deshalb, ob jetzt die Staatsbahnverwaltung berechtigt ist, die Hauptbahn ohne Weiteres in eine Sekundärbahn zu verwandeln; in nächster Zeit werden Versammlungen einberufen, um energischen Protest zu erheben.
--> schon eine Woche später wurde gemeldet, das diese Absicht nach dem erhobenen Widerspruch wieder aufgegeben wurde.

24. November

• Dienstag Vormittag entgleiste in Kiel auf dem Personenbahnhofe unweit der Halle in einer Weiche ein Kohlenwaggon, wodurch das Abfahrtsgeleise nach Bordesholm wie nach Preetz gesperrt wurde, und mußten daher die Personenzüge 10,10 nach Altona und 12,30 nach Ascheberg von dem Ankunftsbahnsteig abgelassen werden.

27. November
• Die Herstellung einer Eisenbahn von Itzehoe über Schenefeld und Rendsburg nach Kiel ist in der Vorbereitung begriffen; die Vermessungsarbeiten von Itzehoe nach Rendsburg sollen binnen Kurzem beginnen. Dieselben sind von Rendsburg bis Kiel bereits vollständig angefertigt und die Linie festgestellt. Die Ausführung wird durch eine Privatgesellschaft erfolgen.
• Über den Umbau des Hamburger Bahnhofs ist zwischen der preußischen Staatsbahnverwaltung und dem Hamburgischen Senat ein vorläufiges Übereinkommen getroffen worden, dessen wichtigste Punkte folgende sein dürften: Die Verbindungsbahn zwischen Hamburg und Altona wird mit vier Geleisen ausgerüstet, von denen je zwei dem Stadt- und dem Fernverkehr dienen. Der Zentralbahnhof wird sämtliche in Hamburg einmündenden Linien aufnehmen und den Namen Steinthor-Bahnhof erhalten. Der bisherige Berliner Bahnhof fällt weg, ebenso der Lübecker und Hannoversche Bahnhof. Jm Norden der Stadt, zwischen Moorweide und dem Botanischen Garten, wird ein zweiter neuer Bahnhof (Dammthorbahnhof) errichtet, außerdem wird es noch einen Bahnhof Sternschanze geben. An der Nordseite der Elbbrücke und auf der Veddel werden Haltestationen für den Personenverkehr angelegt. Für den Güterverkehr ist der bisherige Berliner und Hannoversche Güterbahnhof zu erweitern und eine eingeleisige Güterbahn Wandsbeck – Rothenburgsort herzustellen, für später aber ist eine Güterumgehungsbahn von Rothenburgsort nach Langenfelde in Aussicht genommen.

8. Dezember
• Am Sonnabend entgleiste beim Rangiren des letzten Personenzuges auf dem Gremsmühlener Bahnhof ein Güterwagen, in einer Weiche, welche in Folge des Schneetreibens nicht ordentlich geschlossen hatte. Nachdem der Wagen nach vieler Mühe wieder in das Geleise gehoben war, konnte der Personenzug mit ungefähr einer Stunde Verspätung die Reise nach Kiel fortsetzen.

13. Dezember
• Die preußischen Eisenbahnen resp. die Bahnhöfe und die Eisenbahnwagen werden nicht der Reklame dienstbar gemacht werden. Ein bezüglicher Vorschlag, welcher dem Fiskus Erträge von mehreren Millionen aus dieser Einnahmequelle in Aussicht stellte, ist endgültig abgelehnt worden. Unter den Gründen, die zu diesem Entschlusse Veranlassung gegeben haben, ist auch der ausschlaggebend gewesen, daß man durch die staatliche Organisation des Anzeigenwesens die Privatindustrie nicht schädigen wolle.

15. Dezember
• Die neue Signalordnung für die Eisenbahnen Deutschlands, die am 1. Januar kommenden Jahres in Kraft tritt, schreibt die Signale zum Einsteigen mit der Bahnsteigglocke nicht mehr vor. Die Behörde geht dabei von dem Gesichtspunkte aus, daß auf den größeren preußischen Staatsbahnstationen, auf denen oft Züge zu gleicher Zeit oder kurz hinter einander zur Ablassung kommen, diese Signale oft nur geeignet waren, Verwirrung hervorzurufen, ja man ja immer nicht wissen konnte, für welchen Zug das Anschlagen der Glocke eigentlich Geltung hatte. Auf den preußischen Staatsbahnen hatte man deshalb schon vor längerer Zeit diese Signale auf solchen Stationen beseitigt. Vom 1. Januar ab werden die Signale nun überall fortfallen.

18. Dezember
• Nachdem die Hochbrücke über den Nord-Ostseekanal bei Grünenthal schon seit Längerem dem Wagenverkehr der Chaussee übergeben gewesen ist, werden von voriger Woche an auch die Eisenbahnzüge der Westbahn über dieselbe gehen und demzufolge die bisherige Station „Grünenthal“ in der Nähe von Beldorf eingehen. Um indeß den Verkehr bis an diesem Punkt des Kanals aufrecht zu erhalten, ist auf dem östlichen Bahndamm, unmittelbar vor der Hochbrücke, eine neue Station* für den Personenverkehr errichtet.
* --> hier handelte es sich um einen Haltepunkt, der ebenfalls den Namen „Grünenthal“ trug, er wurde zum 1. Mai 1896 wieder aufgelassen. Etwa zur gleichen Zeit wurde der Hp Beldorf eröffnet.

22. Dezember

• Ein Regierungsbaumeister hat bezüglich des Kostenpunktes der Schmalspurbahn Meldorf – Marne – Brunsbütteler Hafen folgenden Kostenanschlag aufgestellt. Die Baukosten der 30 Kilometer langen Bahn werden sich auf 780 000 Mk. Belaufen; dieselben stellen sich so niedrig, weil die Bahn hauptsächlich über den Chausseekörper führt. Man hofft, daß der Personenverkehr gleich groß werden wird, wie auf der Kreis Flensburger Eisenbahn, der Güterverkehr aber sich 2½ mal so groß stellen wird.
• Ein Unfall, der leicht schwere Folgen hätte haben können, passirte heute auf dem Bahnhofe in Wankendorf. Als der von Ascheberg nach Neumünster gehende Personenzug heute früh 6 Uhr 30 Min. eingetroffen war, wurden durch das Pfeifen der Lokomotive die Pferde eines Gutsbesitzers, welche ohne Aufsicht hinter dem Stationsgebäude vor einem leichten Wagen standen, plötzlich scheu und rasten mit dem Wagen auf den Perron gegen den Zug an, wobei sich das eine Pferd losriß, jedoch von den anwesenden Stationsbeamten bald eingefangen wurde. Das zweite Pferd jagte mit dem Wagen auf dem Eisenbahndamm die zehn Kilometer lange Strecke nach Bockhorst, woselbst es ermattet ankam und eingefangen wurde. Beide Pferde haben nur leichte Verletzungen davongetragen, während dagegen der Wagen stark beschädigt ist. Da der Zug nach Bockhorst vorsichtshalber nur langsam fahren konnte, weil man befürchtete, das vor dem Zug herjagende Pferd zu überfahren, so verfehlte derselbe in Neumünster sämmtliche Anschlüsse, was namentlich für eine große Anzahl Plöner Kadetten, welche nach dem Süden reisen wollten, recht unangenehm war.

29. Dezember
• Auf der Berlin-Hamburger Eisenbahn wurde vor Kurzem unter Beisein einer größeren Anzahl von höheren Eisenbahn- und Postbeamten die probeweise Beleuchtung eines Eisenbahnwagens durch elektrisches Glühlicht vorgenommen. Da der Versuch zu allgemeiner Zufriedenheit ausfiel, so ist anzunehmen, daß die Eisenbahndirektionen in absehbarer Zeit mit der Einführung der elektrischen Wagenbeleuchtung mit Akkumulatoren vorgehen werden, wie dies vielfach schon in anderen Ländern geschehen ist. Auch die Postverwaltung hat seit einigen Monaten die probeweise Beleuchtung von Postwagen vorgenommen, die sich ebenfalls gut bewähren soll.

31. Dezember
• Wie aus Hamburg berichtet wird, hat die Königl. Eisenbahndirektion in Altona neuerdings den Bau von 216 Lokomotiven vergeben. Es hatten sich 10 deutsche Fabriken um die Lieferung beworben, von denen 8 mit Aufträgen bedacht werden konnten, während zwei Fabriken so hohe Forderungen stellten, daß ihr Angebot keine Berücksichtigung finden konnte. Ausländische Firmen hatten keine Angebote gemacht. Folgende Werke sollen Aufträge erhalten haben:
Berliner Maschinenbau-Aktiengesellschaft (vorm. Schwarzkopf) 33 Stück, A. Borsig - Berlin 10 St., „Vulkan“ in Bredow - Stettin 19 St., Schichau - Elbing 50 St., Uniongießerei in Königsberg i. Pr. 18 St., Hannoversche Maschinenbau-Aktiengesellschaft in Linden - Hannover 23 St., Henschel & Sohn in Kassel 52 St. und Elsässische Maschinenbau-Gesellschaft in Grafenstaden - Straßburg 11 St. Die bewilligten Preise betragen je nach Art und Größe der Lokomotiven 54 500 – 24 600 Mk., der Gesammtbetrag beziffert sich auf annähernd 10 Mill. Mk., welcher also der deutschen Jndustrie zu Gute kommt.

 

Zitat

5. Januar
• Bei Abfassung des mit Ende vorigen Jahres außer Kraft getretenen Betriebsreglements für die Eisenbahnen Deutschlands hatte man es für selbstverständlich gehalten, daß in den Frauenabtheilungen nicht geraucht werde und deshalb auch eine hierauf bezügliche Bestimmung unterlassen. Die immer freier denkende Damenwelt aber hat den Eisenbahnverwaltungen wiederholt den Beweis geliefert, daß auch Damen rauchen können und in diesem Genusse in den reservirten Frauenabtheilungen des Eisenbahnwagens sich stören zu lassen nicht notwendig haben. Jn die neue, vom 1. Januar d. J. ab gültige Verkehrs-Ordnung ist deshalb das Verbot des Rauchens in den Frauen-Abtheilungen ausdrücklich aufgenommen worden, so daß diejenigen Vertreterinnen des schönen Geschlechts, welche während der Fahrt zu rauchen wünschen, in den allgemeinen Rauchabtheilungen für Damen und Herren Platz zu nehmen haben.

7. Januar
• Am Montag Nachmittag um 2 Uhr in Altona hielt der vom Norden gekommene, nach Köln bestimmte Zug auf dem Perron des Hauptbahnhofs. Ein Lokomotivführer sollte sich mit 4 leeren Personenwagen vor diesen Zug setzen und denselben nach Hamburg befördern. Hierbei hat er, wie angenommen wird, die ihm gegebenen Signale übersehen. Jn Folge dessen fuhr er mit solcher Heftigkeit gegen den stehenden Zug, daß verschiedene Passagiere und Beamte gegen die Wand geschleudert wurden und Verletzungen davontrugen. Die Wagen wurden beschädigt, insbesondere wurde auch eine Anzahl Fensterscheiben zertrümmert. Der Zug nach Köln setzte bald darauf seine Fahrt fort. Eine Untersuchung ist eingeleitet.

10. Januar
• Seit einiger Zeit machen sich auf dem neuen, auf die Nord-Ostsee-Kanalbrücke führenden Eisenbahndamm bei Grünenthal an der westlichen Seite bedeutende Senkungen und Rutschungen bemerkbar, so daß eine größere Anzahl Arbeiter aufgeboten ist, um weiteren derartigen Beschädigungen vorzubeugen und die bereits entstandenen auszubessern. Warnungstafeln an der bezeichneten Stelle fordern zum Langsamfahren.

14. Januar
• Der preußische Eisenbahnminister hat angeordnet, daß für eine Anzahl bisher gebräuchlicher Fremdausdrücke im Eisenbahnwesen in Zukunft einheitliche deutsche Bezeichnungen zur Anwendung kommen sollen. So soll es künftig heißen: Vollspurbahn statt Bahn mit normaler Spurweite, Neben-Eisenbahn oder Nebenbahn statt Bahn untergeordneter Bedeutung (Sekundärbahn), Grundstellung statt Normalstellung, Merkzeichen statt Markirzeichen, Übergänge in Schienenhöhe statt Niveau-Übergänge, Schranke statt Barriere, Bahnsteig statt Perron, Sonderzug statt Extrazug, Gefahrsignal statt Allarmsignal usw. Außerdem wird schon längere Zeit das Wort Abtheil statt des früher gebräuchlichen Koupee gebraucht.

17. Januar
• Während der Nacht von Donnerstag auf Freitag voriger Woche hatte der ziemlich heftig wehende Südwestwind einen auf dem Bahnhof Garding stehenden Wagen in Bewegung gesetzt und ihn bis über Katharinenheerd hinausgetrieben. Jn der Dunkelheit und bei dem Schneetreiben hatte der Lokomotivführer des Frühzuges Garding–Tönning den Wagen nicht gesehen, und so stieß der Zug auf diesen. Der Wagen wurde aus dem Geleise geschleudert und zertrümmert und die Lokomotive ziemlich arg beschädigt. Die Bahnbeamten und Fahrgäste kamen jedoch mit dem Schrecken davon.

19. Januar
• Vom königlichen Baurath Heydorn ist die Berechnung zum Bau einer Kleinbahn von Kiel nach Schönberg aufgestellt. Nach dieser werden von den Kosten in Höhe von einer Million 900 000 Mk. für den Bau, 100 000 Mk. für den Landerwerb gerechnet. Er ist der Ansicht, daß die Kleinbahn normalspurig und so gebaut werden müsse, daß auch größere Wagenladungen als solche von 10 000 kg direkt von anderen Bahnen übergeführt werden können.
• Der Kreistag in Rendsburg hat sich für die Anlage der Schmalspurbahn nach Hohenwestedt mit Abzweigung nach Itzehoe erklärt und wird den Bahnbau mit 400 000 Mk. unterstützen. Der Bau der Schmalspurbahn von Rendsburg nach Hohenwestedt soll noch diesen Herbst fertig gestellt werden. Für das nächste Jahr ist die Verlängerung von Hohenwestedt nach Kellinghusen in Aussicht genommen.

24. Januar
• Die Königl. Eisenbahn-Direktion Altona läßt jetzt bei einer größeren Anzahl Schnell- und Güterzuglokomotiven den Führerstand auch nach der Rückseite hin vollständig zubauen, und zwar soll hierdurch erprobt werden, ob durch diesen Schutz die Gesundheit des Lokomotivpersonals besser erhalten wird. Die Tendermaschinen, die vor- und rückwärts fahrend auf Strecken verwendet werden, hatten diese Einrichtung schon vor einigen Jahren erhalten, jedoch bisher noch nicht die großen Lokomotiven, welche auf der Strecke fast nur vorwärts fahren.
• Als gestern Vormittag der Zug von Altona in Neumünster eingelaufen war, stiegen verschiedene von dort gekommene Personen um, die nach Kiel weiterfahren wollten. Die vorderen Wagen des Kieler Zuges waren stark besetzt, infolgedessen 6 Personen in den letzten Wagen einstiegen. Sie schlossen vorsichtig die Koupeethüre ab, damit weiterer Zuzug thunlichst verhindert würde. Es stieg auch niemand mehr ein bei ihnen. Jnzwischen dauerte es etwas lange mit der Abfahrt und die Altonaer wurden schon unruhig. Endlich setzt sich der Zug doch in Bewegung, nur geht‘s langsam, wie man es gar nicht mehr gewöhnt ist. Man öffnet das Koupeefenster, schaut hinaus, und ....... sieht, daß der letzte Wagen vom Kieler Zuge abgehängt worden ist und nun von einem Rangir-Pferde fortbewegt wird, um auf ein anderes Geleise gebracht zu werden.

28. Januar
• Ein neues Eisenbahn-Signal-System dürfte demnächst auf den deutschen Bahnen zur Verwendung gelangen. Dasselbe besteht aus drei elektrischen Leitungen, die zwischen den Schienen liegen und den auf den Stationen wie auf den Lokomotiven erzeugten Strom fortleiten. Dieser Strom bewirkt in erster Linie das selbstthätige Läuten der Lokomotivglocken in der Nähe von Bahnübergängen und ermöglicht eine Verbindung zwischen den Zügen und den Stationen, sowie zwischen den auf dem gleichen Geleise fahrenden Zügen und zwischen den Bahnhöfen und den Bahnwärtern und den Weichenstellern. Ferner dienen besagte Leitungen dazu, den Lokomotivführer zu warnen, wenn ihn ein Zug überholt oder ein solcher ihm entgegenkommt, oder wenn das Geleise durch irgend ein Hinderniß versperrt ist. Vor allem verhindert die neue Erfindung falsche Weichenstellungen und damit die Gefahr von Entgleisungen. Das neue System ist von einem Deutschen erfunden worden.
• Unser Pferdebahnwesen in Hamburg wird in nächster Zeit eine bedeutende Umgestaltung erfahren, indem alle Halteplätze aus der Stadt entfernt werden sollen und dafür ein durchgehender Betrieb eingeführt werden wird. Hamburg ist noch die einzige Großstadt in Deutschland, wo noch Dampfwagen in den schmalen Straßen geduldet werden; da dieselben schon so vielfach Unglücksfälle verursacht, wobei selbst Menschenleben zu Grunde gegangen, so hat die hiesige Polizeibehörde schon vor einigen Jahren die Verordnung erlassen, daß keine neuen Lokomotiven in Betrieb gesetzt werden dürfen und die vorhandenen, wenn sie schadhaft werden, ausrangirt werden sollen. Sehr geklagt wird hier allgemein darüber, daß die Pferdebahnwagen bei so strenger Kälte, nicht wie in anderen Städten, durch Behälter mit heißem Wasser erwärmt werden. Das Hamburger Publikum ist aber sehr geduldig und es längst gewohnt, daß solche guten Einrichtungen erst einige Jahre später hier eingeführt werden, nachdem sie selbst in Mittelstädten nichts Neues mehr sind.

2. Februar
• Es ist das Projekt aufgetaucht, die Altona-Kaltenkirchener Spurbahn über Schmalstedt – Bimöhlen – Großenaspe – Bostedt bis Neumünster auszubauen, in welcher Veranlassung eine Versammlung nach Großenaspe einberufen ist.
• Das Sparsamkeits-System der Altonaer Eisenbahn-Direktion dokumentirt sich leider in bedenklicher Weise. Wie jetzt gemeldet wird, sollen die Schnellzüge zwischen Hamburg und Berlin zur Nachtzeit, vom 15. Februar aufgehoben werden, weil sie den erwarteten finanziellen Erfolg nicht gebracht haben. Für die beiden ersten Städte des Reiches ist diese Maßregel ein erheblicher Nachtheil, und hatte bereits im Herbst die Reichs-Postverwaltung gegen die Aufhebung dieser Züge entschieden protestirt. Die Veränderung wird auch auf Schleswig-Holstein ihren Einfluß ausüben.

4. Februar
• Die Maßnahmen zur Einführung der Sonntagsruhe im Eisenbahnverkehr haben so mancherlei Unzuträglichkeiten gehabt, daß deren weitere Durchführung ernstliche Verkehrsstörungen besorgen ließ. Es ist aber den Königlichen Eisenbahndirektionen aufgegeben worden, von denselben abzusehen, soweit die Verkehrsinteressen dies erfordern.

7. Februar
• Jn Flensburg sind seit dem 1. April v. J. 30 000 Perronkarten (die also nur den Jnhabern das Betreten des Perrons gestatten) à 10 Pfg. verkauft worden.

8. Februar
• Vom Vorstande und Aufsichtsrathe des Nordseebades Wittdün auf Amrum wurde der Beschluß gefaßt, eine Spurbahn von Wittdün nach Kniepsand anlegen zu lassen, welche bereits bis zum 1. Juni zum Betrieb fertiggestellt werden soll.
• Nach der neuen Verkehrsordnung ist für den mit durchgehenden Fahrkarten versehenen Reisenden der Aufenthalt in den Warteräumen der Bahnhöfe bis zum Abgange des nächstzubenutzenden Zuges gestattet – in der Zeit von 11 Uhr Abends bis 6 Uhr Morgens jedoch nur, soweit die Räume während dieser Zeit ohnedies geöffnet sein müssen. Die Unzuträglichkeiten, die für derartige Reisende durch den Zwang der Räumung des Warteraumes gerade während der Nachstunden entstehen, haben den Minister der öffentlichen Arbeiten veranlaßt, anzuordnen, daß von der erwähnten Ausnahmebestimmung in tunlichst geringem Umfange Gebrauch gemacht werden möge. Die preußischen Staatsbahnverwaltungen sind deshalb angewiesen worden, die Verhältnisse der einzelnen Bezirke näher zu prüfen und zum Mindesten für die wichtigeren Übergangsstationen von einer Bahnlinie zur anderen entsprechende Vorkehrungen zu treffen. Reisenden, denen die Weiterreise an dem nämlichen Tage in Folge Zugverspätung unmöglich gemacht wird, ist bis Abgang des nächsten Zuges der Aufenthalt im Warteraum stets zu gestatten.

14. Februar
• Als Kuriosum wird gemeldet, daß seit dem Bestehen der Bahn Wesselburen – Büsum, also in rund 10 Jahren, am 31. Januar d. Js. auf Station Reinsbüttel das erste Billet zweiter Klasse nach Osterhof gelöst wurde.

17. Februar
• Neue Eisenbahnprojekte treten jetzt von Tag zu Tag auf. Von Neumünster aus taucht jetzt ein Projekt auf, bei dessen Ausführung auch unsere Stadt Preetz in hervorragender Weise betheiligt ist und zwar handelt es sich um eine direkte Bahnverbindung zwischen Neumünster und Preetz.
Wenn es irgend möglich ist, soll das bestehende Projekt Kaltenkirchen – Neumünster verlängert werden, und zwar über Tasdorf, Großharrie, längs der Preetzer Landstraße nach Dosenbeck, Warnau, Nettelsee und Preetz. Es herrscht in den von dieser Strecke berührten Ortschaften ebenfalls großes Jnteresse für die Sache, und werden die betreffenden Gemeinden sicher den erforderlichen Grund und Boden zum Bahnkörper hergeben.

18. Februar
• Bei Gelegenheit der verschiedenen Entwürfe zu Kleinbahnen in Schleswig-Holstein dürfte es nicht uninteressant sein, darauf hinzuweisen, daß sich in Hamburg eine Aktiengesellschaft zur Förderung des Baues von Bahnen niederer Ordnung befindet, welche es sich zur Aufgabe gestellt hat, den Bau von Kleinbahnen zu fördern. An der Spitze dieses Unternehmens unter dem Geschäftshause Lenz & Co. steht der Geheime Kommerzienrath Lenz in Stettin, welcher das Haus Krupp und hervorragende deutsche Bankinstitute zur Seite hat. Zur Ausführung des Unternehmens sind bereits zwei Zentralstellen eingerichtet, die eine in Stettin, die zweite in Altona. Die letztere ist dem aus dem Staatseisenbahndienst beurlaubten Königl. Regierungsbaumeister Franck unterstellt, der in seiner Eigenschaft als Betriebsdirektor der Eckernförde-Kappelner schmalspurigen Eisenbahn auf dem Gebiet des Kleinbahnwesens eine reiche Erfahrung hat erwerben können und der vor einigen Jahren und jetzt auch wieder, wie es scheint, der Verwirklichung näher gerückte Bahnlinie Rendsburg – Itzehoe berechnete, dessen Berechnung und Plan also für diese Bahnlinie grundlegend war. Die Verwaltung der Bahnen bereitet aber große Schwierigkeiten, einerseits weil Personen, welche in Eisenbahnbetrieb, Verkehr und Verwaltung, namentlich bezüglich der Kleinbahn-Unternehmungen, ausreichende Erfahrung besitzen, nur selten zur Verfügung stehen, und andererseits weil die meisten Bahnen nicht in der Lage sein werden, die unverhältnismäßig hohen Kosten einer selbständigen Betriebsverwaltung zu tragen. Durch die Vereinigung des Betriebes einer größeren Zahl von Bahnen in derselben Hand lassen sich große Ersparnisse erzielen.
• Ein neues Bauunternehmen taucht im östlichen Holstein auf, nämlich die Anlage einer Tertiärbahn von Neustadt längs der Chaussee über Bliesdorf, Grömitz, Cismar nach Grube.
• Mit dem 15. Februar ist der schnellste Zug in Europa, der Nacht-Schnellzug zwischen Berlin und Hamburg, welcher in 3¼ Stunden befördert wurde, eingegangen. Bedauerlicherweise ist auch diese Maßregel eine Folge des jetzt herrschenden Sparsamkeits-Systems.

21. Februar
• Die mitteleuropäische Zeit, die im inneren Bahndienste bereits seit Jahr und Tag gilt, wird bekanntlich vom 1. April d. J. an auch im äußeren Eisenbahndienste eingeführt werden. Die Bahnhofsuhren werden also von diesem Zeitpunkte an die mitteleuropäische Zeit anzeigen und die öffentlichen Fahrpläne werden unter Anwendung dieser Zeit abgefaßt werden.

26. Februar
• Seit einigen Tagen laufen in den Zügen von Kiel nach Altona neuerbaute Personenwagen, bei denen sich nicht wie in den alten Wagen an einer der Koupeewände ein Hebel zur Nothbremse befindet, der herumgedreht werden muß, um den Zug in Fällen dringender Gefahr sofort zum Stehen zu bringen, sondern es ist an der Decke der einzelnen Koupees ein rundes Eisenschild mit der Aufschrift „Nothbremse“ angebracht, in dessen Mitte sich ein Messingbügel befindet, der herunterzuziehen ist. Wenngleich diese Neueinrichtung auch bedeutend praktischer ist, als die bisherige, da es sich herausgestellt hat, daß die Bremshebel oft nur schwer herumzudrehen waren, so muß man sich bei dieser Einrichtung doch sehr in Acht nehmen, daß man beim Stehen in dem Koupee sich nicht unwillkürlich an dem Bügel festhält und bei einem eventuellen Stoß des Wagens daran zieht, da hiermit eine Geldstrafe bis zu 100 Mk. verbunden ist.

28. Februar
• Heute nachmittag entgleiste in Wankendorf aus bisher unaufgeklärte Weise der von Ascheberg nach Neumünster verkehrende Personenzug Nr. 624, und zwar mit der Maschine, dem Packwagen und dem darauffolgenden Personenwagen. Verletzungen von Personen sind nicht vorgekommen. Die Strecke ist bis auf weiteres unpassirbar und wird der Verkehr durch Umsteigen an der Unfallstelle bewerkstelligt resp. Über Kiel geleitet. Die Personen des entgleisten Zuges wurden mittelst Hülfezuges nach Neumünster befördert, versäumten jedoch die Anschlüsse.

2. März
• Am Dienstag ist eine aus drei Herren bestehende Deputation mit einer aus allen Kreisen der Jnsel unterzeichneten Petition um Verlängerung der Kreis Oldenburger Eisenbahn nach Fehmarn zum Eisenbahnminister abgereist, um in dieser Angelegenheit die bezüglichen Wünsche vorzutragen. Der Petition ist eine Statistik über Ein- und Ausfuhr der wichtigsten Bedarfsartikel der Jnsel beigegeben.

3. März
• Der Verkehr der infolge der am Dienstag stattgehabten Entgleisung in Wankendorf gesperrten Eisenbahnstrecke konnte bereits im Laufe des Tages wieder in vollem Umfange aufgenommen werden, nur mußten die Züge die betreffende Stelle im langsamen Tempo passiren.
– Schon am Montag, den 27. Februar, Abends war der ostholsteinischen Bahnstrecke Neumünster – Ascheberg ein Betriebs-Unfall vorgekommen. Es wird darüber berichtet: Die Maschine des 9 Uhr 12 Min. von Neumünster nach Ascheberg abgegangenen Personenzuges wurde zwischen Bokhorst und Wankendorf plötzlich defekt und konnte weder rück- noch vorwärts, so daß der Zug auf freier Strecke liegen bleiben mußte. Es mußte sich daher einer der Zugbeamten zu Fuß nach Wankendorf begeben, um von dort aus telegraphisch eine Hilfsmaschine aus Neumünster zu requiriren, welche denn auch nach ca. 2 Stunden eintraf und den Zug nach Ascheberg brachte.

7. März
• Bahnsteigkarten-Automaten sind jetzt an dem Eingange zum Abfahrts- und Einfahrtsbahnsteig des Bahnhofs in Kiel aufgestellt. Die Einrichtung wird seitens des auf dem Bahnhof verkehrenden Publikums als schätzenswerthe Neuerung empfunden werden.
• Dienstag Nachmittag fuhr eine Lokomotive mit 16 mit Salz beladenen Eisenbahnwagen die steile Altonaer Hafenbahn hinunter. Der Lokomotivführer vermochte nicht zur rechten Zeit zu stoppen und so rannte dann der Zug am Neumühlener Quai gegen 3 Eisenbahnwagen, welche sämmtlich zertrümmert wurden. Die Lokomotive ist ebenfalls beschädigt. Das Zugpersonal, welches rechtzeitig abgesprungen war, erlitt nur geringfügige Verletzungen.
• Jn der Nähe der Hamburg-Altonaer Verbindungsbahn ist in den letzten Tagen mit Bohrungen für den Hamburger Zentral-Bahnhof begonnen worden. Es handelt sich zunächst um die Erforschung des Baugrundes für die Pfeiler der Hochbahn* am Dammthor-Bahnhof, um die Straßen-Überführungen herzustellen. Definitive Anträge des Senats über den Bau des Zentral-Bahnhofes liegen leider noch immer nicht vor.
---> gemeint ist damit, das die damals noch ebenerdigen Gleise hochgelegt werden sollen.

14. März

• Die Königl. Eisenbahn-Direktion Altona hat einen neuen Fahrplan nach mitteleuropäischer Zeit herausgegeben, der am 1. April in Kraft tritt und bis zum 30. April in Gültigkeit bleibt. Die mitteleuropäische Zeit differirt mit der Preetzer Ortszeit um 19 Minuten und zwar so, daß, wenn hier beispielsweise die Uhr 6 ist, man nach mitteleuropäischer Zeit schon 6 Uhr 19 Min. hat. Demgemäß werden sämmtliche von Station Preetz abfahrenden Züge vom 1. April ab 19 Minuten später abgehen, als nach dem jetzigen Fahrplan, und sämmtliche hier eintreffende Züge 19 Minuten später ankommen, als bisher.

16. März
• Ein „Eisenbahnunfall“, wie er glücklicher kaum vorgekommen sein dürfte, ereignete sich beim Abgang eines Zuges von Bahrenfeld nach Altona. Ein Schaffner fiel beim Koupiren der Fahrkarten vom Trittbrett herunter, und gaben die Passagiere sofort das Haltesignal. Bevor aber noch der Zug zum Stehen gebracht werden konnte, hatte sich der Schaffner wieder erhoben und war – wie „Harras, der kühne Springer“ – auf das Trittbrett des letzten Wagens gesprungen und konnte sonach die Fahrt mit demselben Zuge wieder mitmachen. Der so glücklich Gefallene hatte nur einige Hautabschürfungen erlitten und den Verlust seiner Dienstmütze zu beklagen.
----> O.T. (etwas Kultur) - „Harras, der kühne Springer“ siehe hier: [de.wikipedia.org]

17. März

• Mit dem Jnkrafttreten des Sommerfahrplans am 1. Mai wird der alte Bahnhof Altona-Schulterblatt geschlossen und dafür der an der Holstenstraße in Altona neuerbaute Bahnhof, der den Namen „Bahnhof Holstenstraße“ tragen wird, in Gebrauch genommen werden.

30. März
• Gestern fand in Rendsburg die landespolizeiliche Abnahme der neuen Eisenbahnbrücke statt. Derselben ging vorgestern eine Belastungsprobe voraus, welche dem Vernehmen nach sehr günstig ausgefallen sein soll. Die Probe wurde derartig vorgenommen, daß 4 Lokomotiven und 6 Wagen mit Eisenbahnschienen belastet, hinter einander auf der Brücke aufgestellt wurden, um die Durchbiegung und Ausweichung festzustellen. Sodann fuhr der Zug einmal in langsamer und einmal in schnellster Fahrt hinüber, worauf je 2 Lokomotiven auf den beiden Geleisen sich kreuzten.

11. April
• Wie wir hören, ist in diesen Tagen ein Gesuch an die Königliche Eisenbahn-Direktion abgegangen, welches die Einrichtung einer Haltestelle bei Kühren an der Strecke Preetz – Ascheberg bezweckt. Da Kühren zu einem der beliebtesten Ausflugspunkte des Preetzer und auch des Kieler Publikums gehört, so würde durch Einführung einer Haltestelle dort einem im Publikum lange gehegten Wunsche entsprochen werden.

11. April
• Welche Bedeutung heute die Pferdebahnen im Betrieb einer Großstadt haben, ergiebt sich aus einer uns vorliegenden Zusammenstellung über die Pferdebahnen in Hamburg. Während 1880 durch die Straßen- und Pferdebahn erst 16 Mill. Passagiere befördert wurden, betrug die Zahl derselben im letzten Jahre 52½ Millionen. Jm Dienste der Pferdebahn standen 2656 Pferde.

16. April
• Vor einiger Zeit begab sich von der Jnsel Fehmarn eine aus drei Herren bestehende Deputation nach Berlin, um beim Eisenbahnminister in Sachen der Weiterführung der Kreis Oldenburger Eisenbahn bis nach Burg auf Fehmarn vorstellig zu werden. Für die Jnsel ist es wünschenswerth, daß auch ihr die Annehmlichkeit einer direkten Bahnverbindung zu Theil werde, wobei allerdings dann der Fehmarnsund zu überschreiten ist. Das Resultat der Reise muß als ungünstig bezeichnet werden, denn nach den Äußerungen des Herrn Eisenbahnministers ist in absehbarer Zeit kaum an eine Weiterführung der Kreis Oldenburger Eisenbahn zu denken, da die Kosten sich zu hoch belaufen.

18. April
• Über die Eisenbahnprojekte im Kreise Rendsburg hat der Minister der öffentlichen Arbeiten einen wichtigen Erlaß an den Kreisausschuß gerichtet. Nach demselben ist eine Schienenverbindung nach Itzehoe und auch nach Kiel für den allgemeinen Verkehr von solcher Bedeutung, daß dieselben als Kleinbahnen nicht zugelassen werden können. Ob Bau und Betrieb dieser Bahnlinien der Privatunternehmung überlassen werden können oder dem Staate vorbehalten sind, darüber zu befinden behält sich der Minister vor, bis ein Antrag auf Erwirkung der landesherrlichen Konzession für die eine oder die andere Bahnlinie zur näheren Prüfung dieser Frage Anlaß geben sollte. Für die Herstellung einer Kreisbahn nach Hohenwestedt wird er der Bewerbung des Kreises den Vorzug vor jedem Privatbewerber geben. Dem Konsortium, welches um Ertheilung der Genehmigung zur Vornahme allgemeiner Vorarbeiten für eine Eisenbahn von Kiel über Rendsburg und Itzehoe nach Horst nachsucht, ist der Bescheid zugegangen, daß dem Gesuch nicht näher getreten werden könne, so lange nicht zu übersehen sei, daß für die Ausführung des Unternehmens auf eine Mitwirkung genügend geldkräftiger Personen und Körperschaften gerechnet werden dürfe. Es wird den Antragstellern daher anheim gegeben, zunächst noch nachzuweisen, für wessen Rechnung die Ausführung des Unternehmens erfolgen soll.
• Heute Abend ereignete sich beim Bahnhof in Rendsburg ein schreckliches Unglück. Beim Bohren einer Pumpe sollte die Pioniere die Sprengung vornehmen, eine frühzeitige Explosion erfolgte. Hauptmann Sickel von der ersten Kompagnie ist todt; Bahnmeister Pahl und Stationsvorsteher Sörensen sind schwer verwundet.
• Die Hamburger Straßenbahngesellschaft hat beschlossen, den Pferdebetrieb ganz einzustellen – sie unterhält zur Zeit 1200 Pferde – und dafür den elektrischen Betrieb mit Oberleitung einzuführen. Es ist zu diesem Zweck bereits ein Vertrag mit der Berliner Elektrizitätsgesellschaft „Union“ abgeschlossen. Der Direktor der Gesellschaft wies nach, daß sich der elektrische Betrieb billiger gestalten werde, als der mit Pferden, und sei man künftig nicht von den häufig wechselnden Futterpreisen abhängig.

20. April
• Die königliche Eisenbahn-Direktion Altona hat zwischen Neumünster und Nortorf eine neue Haltestelle eingerichtet, welche am 1. Mai dem Verkehr übergeben werden und den Namen „Aspe“ führen wird. Mehrere Personenzüge werden daselbst bedarfsweise halten.

22. April
• Die Pferdebahn in Lübeck wird in eine elektrische Bahn umgewandelt. Unter Ablehnung aller Gegenanträge hat die Bürgerschaft diese Umwandlung in ihrer letzten Sitzung genehmigt, sowie auch der Übertragung der Konzession auf die Allgemeine Elektrizitäts-Gesellschaft in Berlin mit großer Majorität zugestimmt.

4. Mai
• Die endgiltigen Entwürfe zum Bau des neuen Hauptbahnhofes Altona sind fertig und waren anläßlich der kürzlich stattgehabten Besichtigung des Bahnhofes Holstenstraße im Bahnhofsgebäude ausgestellt. Der nach Süden belegene Kopf des Bahnhofs wird eine geschmackvolle, von vier Thürmen flankirte Facade bilden. Die Bahnhofshalle enthält eine langgestreckte, kuppelartige Form, ähnlich der des Bahnhofs Holstenstraße. Auf dem Bahnhofe laufen acht Geleise zusammen. Es ist also die Möglichkeit einer ungehinderten Beförderung sowohl für den Nah- als auch für den Fernverkehr geschaffen. Das Eisenbahn-Direktionsgebäude erhält westlich vom Bahnhofsgebäude seinen Platz.

6. Mai
• Ein bedauerlicher Unglücksfall ereignete sich am Montag auf dem Bahnhof in Glückstadt. Der Aspirant Hansen, welcher nach einem auf dem 2. Bahnsteig haltenden Zug wollte, wurde von der Maschine eines in den Bahnhof einfahrenden Zuges erfaßt und sofort getödtet.

7. Mai
• Die in Hamburg erfolgte Verhaftung einer größeren Anzahl Eisenbahnschaffner hat in Eisenbahnkreisen großes Aufsehen erregt. Die Arrestanten sollen seit längerer Zeit Passagiere, namentlich solche, die die Bahn häufiger benutzten, gegen eine Vergütung, die sie dann selbst in die Tasche stecken, haben mitfahren lassen. Die Untersuchung, welche einen größeren Umfang annimmt, ist auch auf die betreffenden Reisenden ausgedehnt worden, da diese sich des Betrugs resp. der Beihülfe dazu schuldig gemacht haben. Die Entdeckung soll dadurch gelungen sein, daß sich ein höherer Eisenbahnbeamter als Viehhändler verkleidet und unter dieser Maske die ungetreuen Beamten abfaßte.

8. Mai
• Die Kiel-Flensburger Eisenbahngesellschaft hat in ihrer letzten Generalversammlung den Bau einer Eisenbahn von Eckernförde nach Schleswig beschlossen.

11. Mai
• Auf dem Bahnhof Altona entgleiste am Dienstag ein längerer Rangirzug, wodurch die Hauptgeleise total gesperrt wurden, und mußte der Verkehr mehrere Stunden lang durch Umsteigen fortgeführt werden. Die Züge erlitten dadurch große Verspätungen.
• Auf dem Bahnhofe Gleschendorf wurden 36 in der Umgegend für Jtalien angekaufte Pferde verladen, um ihren neuen Bestimmungsorte zugeführt zu werden.

16. Mai
• Mit dem Bau der elektrischen Bahn von Altona nach Blankenese wird, sobald die Genehmigung der Regierung wegen Benutzung der staatlichen Landstraße eingetroffen ist, alsbald begonnen werden. Die Bahn soll, am Marktplatz im Stadttheil Ottensen beginnend, über die Blank‘schen Grundstücke und Kölln‘schen Weiden, durch die Moltkestraße nach Othmarschen, Flottbek, Nienstedten und Dockenhusen gelegt werden. Die betheiligten Gemeinden haben der Unternehmerfirma Behringer & Co. - Berlin alles Erforderliche zur Ausführung der Bahn überlassen.
• Der Fahrkartenschwindel-Prozeß in Hamburg, in welchen einer größere Anzahl Eisenbahnschaffner der Venloer Eisenbahn und Viehhändler verwickelt sind, nimmt ungeahnte Dimensionen an. Die verhafteten Eisenbahnschaffner waren in der Lage, die Namen aller derjenigen anzugeben, die die Eisenbahnfahrt zwischen dem Rheinland und Hamburg bezw. umgekehrt zurücklegten, ohne den Fahrpreis zu bezahlen. Dieselben entrichteten einfach ein Trinkgeld an die Schaffner, welche sich dabei sehr gut gestanden haben sollen, zum Nachtheil des Eisenbahnfiskus. Die Untersuchung ist jetzt auf 38 Viehhändler ausgedehnt worden. Die Viehhändler, um die es sich hier handelt, sind durchweg wohlhabende Leute.

18. Mai
• Jm Eisenbahn-Direktionsbezirk Altona sind jetzt 204 Personenzug-Lokomotiven, 100 Lokomotiven für gemischte, 79 für Güterzüge und 174 Tender-Lokomotiven, zusammen 557 Lokomotiven in Betrieb. Jn demselben Bezirk werden nach dem Sommerfahrplan 589 Schnell-, Personen- und gemischte Züge befördert.
• Die königliche Eisenbahndirektion Altona wird in nächster Woche mit der Herstellung eines zweiten Geleises zwischen Altona und Blankenese beginnen und sollen bei dieser Gelegenheit die Bahnhöfe Bahrenfeld und Othmarschen erheblich erweitert werden. Während vor der Verstaatlichung auf dieser Route nur 6 Züge fuhren, verkehren deren heute – 33 mit großem Nutzen und die Zahl derselben soll nach der Eröffnung des zweiten Geleises noch vermehrt werden.
• O.T.: Gestern Morgen wurde für die Strecke Rendsburg – Holtenau des Nord-Ostseekanals die Schifffahrt für Schiffe von der Größe eröffnet, die früher den Eiderkanal befahren konnten.

20. Mai
• Jm Fahrkarten-Schalterraum des Bahnhofs zu Neumünster ist ein Automat zum Verkauf von Bahnsteigkarten aufgestellt worden.

27. Mai
• Als Kuriosum sei erwähnt, daß auf dem Bahnhofe in Niebüll unter einer Weiche, über welche täglich Züge und Rangirmaschinen fahren, eine Bachstelze ihr Nest gebaut hat: in demselben befinden sich vier Eier.

1. Juni
• Eine tragikomische Szene ereignete sich am Abend des zweiten Pfingsttages in Bahrenfeld
bei dem starken Andrang der Pfingstgäste. Ein junges Ehepaar gab seinen Säugling, im Begriff einzusteigen, einem gefälligen Passagier in das Koupee und wurde durch das Ungestüm anderer Reisender vom Wagen abgedrängt. Der Zug fuhr ab, der Säugling fuhr mit, und die Eltern hatten das schmerzliche Nachsehen. Der Bahnhofsvorsteher telegraphirte sofort dem Zuge nach, aber der mit dem Säugling beglückte Passagier wartete seines Dienstes auf dem Altonaer Bahnhof bis zum Eintreffen der Eltern.
• Die Verpflichtung der Eisenbahn zur Personenbeförderung wird im Publikum immer noch vielfach unrichtig beurtheilt, wie dies namentlich aus Anlaß des Massenandrangs der Reisenden und Ausflügler in den Pfingstfeiertagen an den verschiedensten Orten geschehen ist. Der großen Masse des Publikums ist ersichtlich die bereits mit dem 1. Januar 1893 in Geltung getretene neue „Verkehrsordnung für die deutschen Eisenbahnen“ noch zu wenig bekannt. Danach ist es irrig, wenn man behauptet, daß die Eisenbahn unter allen Umständen die auf dem Bahnhof vorhandenen Reisenden befördern muß. Der § 14 der Verkehrsordnung bestimmt ausdrücklich: „Die Fahrkarten geben Anspruch auf Plätze der entsprechenden Wagenklasse, soweit solche vorhanden sind. Wenn einem Reisenden ein seiner Fahrkarte entsprechender Platz nicht zugewiesen werden kann, ihm auch nicht ein Platz in einer höheren Klasse zeitweilig eingeräumt wird, so steht ihm frei, die Fahrkarte gegen eine solche der niedrigeren Klasse, in welcher noch Plätze vorhanden sind, unter Erstattung des Preisunterschiedes umzuwechseln oder die Fahrt zu unterlassen und das bezahlte Fahrgeld zurückzuverlangen.“

24. Juni
• Der Blitzzug von Berlin nach Hamburg durchsauste am Montag Nachmittag 4 Uhr die Station Reinbek mit einem Personenwagen, an welchem die Achsen in Brand gerathen waren. Der Bahnhofs-Vorsteher in Reinbek gab sofort eine Depesche nach Bergedorf auf, und die dortigen Bahnbeamten gaben mit rothen Fahnen dem Lokomotivführer das Haltesignal. Der Zug wurde auch zum Stehen gebracht und der Wagen, aus dessen Achslagern bereits starke Flammen ausschlugen, ausgekoppelt. Die Passagiere stiegen in die übrigen Wagen um, und konnte der Zug mit einer Verspätung von 15 Minuten weiterfahren.

29. Juni
• Auf dem Hauptbahnhof zu Altona ist jetzt eine neue Einrichtung, nämlich durch Aufstellung eines Automaten für Unfallversicherung durch eine bekannte Lebens-Versicherungs-Gesellschaft, getroffen worden. Jeder Reisende kann durch den Automaten ein „Ticket“ erhalten, gegen Einsteckung eines 10-Pfennigstücks. Dieses „Ticket“ versichert den Reisenden für den betreffenden Reisetag auf 2000 Mk. Der Apparat wird vielfach benutzt, – vielfach vorläufig nur aus Neugierde.

2. Juli
• Dem Komitee zur Erbauung einer Tertiärbahn Kaltenkirchen – Neumünster ist vom Minister der Bescheid zugegangen, daß für die Verlängerung der Altona-Kaltenkirchener Bahn nach Neumünster die Konzession zu einer Kleinbahn nicht erteilt werden könne, die Strecke müsse vielmehr als Vollbahn ausgebaut werden. Damit ist das Projekt endgültig als aufgegeben zu betrachten, da nicht anzunehmen ist, daß der Staat die Bahn ausbauen wird, selbst wenn das nötige Land hergegeben wird.

11. Juli
• Dem Minister der öffentlichen Arbeiten liegen z. Zt. aus Schleswig-Holstein Gesuche um Genehmigung von Kleinbahnen für folgende Strecken vor: 1) Elektrische Kleinbahn von der Ostgrenze der Stadt Altona bis westlich zur Grenze des Altonaer Stadtgebietes und weiter bis Blankenese. 2) Lokalbahn von Elmshorn nach Barmstedt. 3) Schmalspurbahn von Eckernförde nach Owschlag. 4) Schmalspurbahn von Meldorf über Marne nach Brunsbüttel. 5) Spurbahn von Wittdün auf Amrum nach dem Strande. 6) Schmalspurbahn von Sonderburg nach Norburg resp. Schauby. 7) Schmalspurbahn von Flensburg über Gravenstein nach Apenrade. 8) Schmalspurbahn von Neustadt über Cismar nach Grube. 9) Schmalspurbahn Lindholm – Dagebüll. 10) Schmalspurbahn Rendsburg – Hohenwestedt.

20. Juli
• Nach einer Mittheilung des Herrn Ministers für öffentliche Arbeiten an das Komitee für den Bau einer Eisenbahn von Kiel nach Schönberg wird die Frage wegen Herstellung einer Eisenbahn von Kiel nach Schönberg für Rechnung des Staates zur Zeit nicht näher getreten werden können, dagegen würde zum Bau und Betriebe einer solchen Schienenverbindung als Kleinbahn nach den Bestimmungen des Gesetzes über Kleinbahnen und Privatanschlußbahnen die Genehmigung erteilt werden können, allerdings nur auf so lange, als die Bahn nicht eine Fortsetzung nach Lütjenburg erhält. Das Komitee soll nun beabsichtigen, sich wegen Herstellung einer Kleinbahn schon in nächster Zeit mit einem Unternehmer in Verbindung zu setzen.

23. Juli
• Die Erbauung eines Centralbahnhofes in Hamburg wird nach Mittheilungen von unterrichteter Stelle jedenfalls noch mehrere Jahre auf sich warten lassen. Die Pläne zum Bau sind vollständig fertig nach Berlin gesandt und unterliegen seit längerer Zeit der Berathung zwischen dem Finanz- und Eisenbahnminister. Es wird mitgetheilt, daß Preußen den kostspieligen Plan, – es handelt sich um 35 Mill. Mk., wovon Preußen an 25 Mill. Mk. zu zahlen haben würde – dem nächsten Landtage noch nicht vorlegen werde. Für die Hamburg – Altonaer Bahn wird die Sache immer dringlicher, da die Bahn für den Verkehr in keiner Weise ausreicht.

30. Juli
• Die Arbeiten am Umbau des Bahnhofes zu Gremsmühlen gehen jetzt rasch vorwärts, und dürften das neue Stationsgebäude, sowie die neuen Geleisanlagen bereits Mitte August dem Verkehr übergeben werden. Das Stationsgebäude, ein für die hiesigen Verhältnisse sehr geräumiges, einstöckiges Haus, ist zwischen der Bahn nach Lütjenburg und nach Kiel an der Malenter Chaussee gelegen und bis auf die innere Einrichtung fertig. Die Geleise sind bedeutend vermehrt und der ganze Bahnhof um ca. 200 Meter verlängert, so daß es in Zukunft möglich sein wird, auch längere Züge hier bequem aufzustellen. Um die Geleisanlage zu erweitern, war es erforderlich, die Aue, welche den Kellersee mit dem Dieksee verbindet, ca. 100 Meter östlicher zu verlegen und den alten Wasserlauf zuzuschütten. Diese Arbeiten sind bereits fertig, und hat der Fluß ein gemauertes Bett erhalten.

1. August
• Das seit ca. 10 Jahren schon erörterte Projekt der Erbauund einer Eisenbahn von Kiel nach Schönberg geht nunmehr der Verwirklichung entgegen. Der Minister für öffentliche Arbeiten hat dem Komitee für den Bau der genannten Bahn die Mittheilung zukommen lassen, daß die Herstellung der Bahn für Rechnung des Staates nicht erfolgen könne, daß jedoch gegen den Bau und Betrieb einer vollspurigen Kleinbahn mit privater Ausführung nichts zu erinnern gefunden werde. Wegen Ausführung des Projekts hat das Komitee sich mit der Firma Lenz & Co in Stettin in Verbindung gesetzt, und hat in diesen Tagen eine Bereisung der Strecke stattgefunden. Mit der Leitung ist der Regierungsbaumeister Frank in Altona beauftragt worden. Die genannte Bahn wird eine Länge von rund 20 Kilometern erhalten.
• Ein schrecklicher Unglücksfall ereignete sich Mittwoch in Altona. Der Bremser eines Zuges, welcher durch den Quaitunnel fuhr, wollte sehen, ob der Tunnel bald sein Ende erreiche. Ein Steinpfeiler wurde von dem Bremser nicht beachtet. Plötzlich stieß er mit dem Kopf gegen den Pfeiler, worauf er besinnungslos zusammenstürzte. Er hatte eine sehr schwere Kopfverletzung erlitten und mußte ins Krankenhaus geschafft werden.
• Der Schulterblatt-Bahnhof in Altona ist nunmehr vollständig niedergelegt; die Arbeiten zur Unterführung der Langenfelder Straße unter den Eisenbahndamm sollen demnächst in Angriff genommen werden.

3. August
• Der Bau des neuen Hauptbahnhofes zu Altona soll jetzt unverzüglich in Angriff genommen werden und zwar wird, um den Verkehr nach und von dem jetzigen Hauptbahnhof nicht zu behindern, zunächst die eine Hälfte gebaut. Sobald dies geschehen, wird der Bahnverkehr durch diesen Theil des Bahnhofs geleitet und der Bau der zweiten Hälfte desselben in Angriff genommen werden.

5. August
• Eine längst gewünschte Einrichtung soll vom 1. Oktober ab auf sämmtlichen preußischen Staatsbahnen eingeführt werden. Dem reisenden Publikum werden nämlich vom genannten Zeitpunkt ab nicht mehr die Fahrkarten nach dem Einnehmen ihrer Plätze von dem Zugpersonal zur Kontrolle abverlangt, sondern beim Betreten des Abfahrtsbahnhofes; das Abnehmen der Fahrkarten erfolgt beim Verlassen des Zieles.

10. August
• Jm nächsten Jahre wird ein halbes Jahrhundert verflossen sein, seitdem die erste Eisenbahn unserer Provinz in einer Länge von reichlich 100 km ausgebaut wurde, nämlich die von Altona nach Kiel und jetzt breiten sich in unserem Lande Schienenstraßen aus in einer Gesammtlänge von mehr als 1400 km, von denen 1000 km in staatlichem Besitz und 400 km in Privatbetrieb sich befinden. Unter den Privatbahnen ist die Lübeck-Büchener die bedeutendste; die bedeutendste Privatbahn im vormaligen Herzogthum Schleswig ist die Kiel-Eckernförde-Flensburger Bahn. Die kleinste unter allen Privatbahnen ist die Sylter Dampfspurbahn von Munkmarsch nach Westerland. Dieselbe ist nur 4 km lang, hat aber, besonders in der Badezeit, einen recht bedeutenden Verkehr und erzielt eine verhältnismäßig hohe Einnahme.

19. August
• Ein gefährlicher Konkurrent. Die in Lübeck erscheinende „Eisenbahn-Zeitung“ geißelt die Fahr-„Geschwindigkeit“ dortiger Sekundärbahnen in dem nachfolgenden drolligen Artikel:
„Von sonst unzuverlässiger Seite wird uns mitgeteilt, daß ein Lokomotivführer der Lübeck-Eutiner Bahn mit einem einbeinigen sechsundsechziger Jnvaliden eine Wettfahrt von Lübeck nach Gleschendorf unternommen habe. Obwohl die Lokomotive noch vierzehn Wagen zu ziehen hatte, schlug sie dennoch den Jnvaliden, der mit nur einer Schiebkarre am Bahndamm entlanghumpelte in ziemlich guter Kondition und 1½ Pufferlängen. Die Freude des Siegers ist leider nicht ungemischt, da er von der Direktion der Bahn ernstlich ermahnt wurde, die Maschine nicht etwa noch eine solche Strapaze zu unterwerfen. Der Jnvalide beabsichtigt nun, der Lübeck-Büchener Bahn eine ähnliche Wettfahrt anzubieten, und zwar (mit Rücksicht auf die Terrainschwierigkeiten) unter Vorgabe von zwei Kilometern.“
---> dazu zwei Anmerkungen:
1) die „Eisenbahn-Zeitung“ hieß so, weil sie sofort nach Erscheinen mit der Eisenbahn von Lübeck aus in die Umgegend ausgeliefert wurde.
2) ein „sechsundsechziger“ war jemand, der 1866 am „Deutschen Krieg“ teilgenommen hatte.

29. August

• Zur Förderung einer Spurbahnverbindung zwischen Kiel – Bissee – Neumünster fand am Donnerstag in Bissee eine Sitzung des von den betheiligten Gemeinden beschickten Komitees statt. Fast alle Dorfschaften, welche durch das Bahnprojekt berührt werden, waren durch Deligirte vertreten. Zur Verlesung gelangte zunächst ein Schreiben des Ministers der öffentlichen Arbeiten, welcher günstige Aussichten für die Genehmigung der Kleinbahn eröffnet. Zur Erlangung derselben wurde beschlossen, die erforderlichen Vorarbeiten energisch in Angriff zu nehmen und mit der Ausstellung des Projekts den Herrn Regierungs-Baumeister Franck in Altona zu betrauen. Die Bahn wird eine Länge von etwa 30 Kilometern haben, sie wird voraussichtlich Meimersdorf, Barkau, Bissee, Brügge, Groß Buchwald, Fiefharrie und Harrie berühren.
• Aus Ersparnisrücksichten soll vom 1. Oktober ab in den Personenzügen der preußischen Staatsbahn die erste Wagenklasse in Fortfall kommen, soweit nicht berechtigte allgemeine Jnteressen dadurch geschädigt werden. Es hat sich nämlich herausgestellt, daß in den Personenzügen die erste Klasse so wenig benutzt wird, daß ein wirkliches Bedürfniß nicht als vorliegend erachtet werden kann.

7. September
• Das Eisenbahn-Direktions-Gebäude, zu dem jetzt der Grund ausgehoben wird, dürfte nach seiner Vollendung wohl das größte Gebäude in Altona und Hamburg sein. Dasselbe wird nicht weniger als 550 Zimmer enthalten, während der jetzige provisorische Holzbau in der König-Straße nur 80 Zimmer umfaßt. Die große Ausdehnung ist dem Vernehmen nach deshalb erforderlich, weil man beabsichtigt, die Betriebsämter in Hamburg, Glückstadt, Kiel und Flensburg mit der Direktion zu vereinigen.
• Nachdem in Gremsmühlen das neue Stationsgebäude sowie die neuen Gleisanlagen nunmehr fertiggestellt sind, werden beide Theile am 15. d. M. dem Betriebe übergeben werden.

12. September
• Jn den letzten Tagen haben auf dem Bahnhofe zu Neumünster wiederholt Nivellement-Aufnahmen stattgefunden, was mit einiger Sicherheit darauf schließen läßt, daß der Bahnhofs-Neubau nähergerückt scheint. Es ist bekanntlich, um die den städtischen Verkehr schwer schädigenden Bahnübergänge am Kuhberg, Linien- und Wasbeker-Straße zu beseitigen, die Anlage einer Hochbahn* durch die Stadt geplant. Die jetzt vorgenommenen Nivellements sollen bezwecken, das Niveau der Hochbahn auf die möglichst geringste Höhe festzulegen.
* ---> gemeint ist damit, das die damals noch ebenerdigen Gleise hochgelegt werden sollen.

14. September

• Ein Theil des neuen Eisenbahndammes bei Eddelak, welcher für die durch den Bau der Eisenbahndrehbrücke notwendig gewordene Verleung des Bahnkörpers zwischen Kudensee und Blangenmoor hergestellt worden ist, ist in der Nähe des Brückenwärterhauses bedeutend gesunken.
• Der endgültige Fahrplanentwurf des Winterfahrplans für den Eisenbahndirektionsbezirk Altona ist nunmehr erschienen und treten nach demselben in dem ganzen Bezirk keine erheblichen Veränderungen ein. Auf der Strecke Neumünster – Ascheberg und umgekehrt ist der im Laufe des Sommers eingelegte Schulzug im Fahrplan aufgenommen. Derselbe verläßt Neumünster Morgens 5,55 und trifft in Wankendorf 6,24 ein, von hier kehrt er 6,55 wieder nach Neumünster zurück, wo die Ankunft 7,24 erfolgt.

16. September
• Der Antrag der Dorfschaft Malente, die Station Gremsmühlen fortan „Malente“ zu benennen, ist von der Eisenbahndirektion Altona abgeschlagen.
• Seitens der Kiel-Flensburger Bahn ist das Projekt ausgearbeitet für eine normalspurige Nebenbahn von Eckernförde nach Friedrichsberg (Schleswig). Durch die Verwirklichung dieses Projektes würde eine direkte Bahnverbindung von Schleswig nach Kiel hergestellt sein.

21. September
• Die Eisenbahndirektionen haben Fürsorge getroffen, daß bei Unglücksfällen noch vor Ankunft des Arztes durch Eisenbahnbeamte die erste Hülfe geleistet werden kann. Die Bahnärzte haben die Zug- und Stationsbeamten mit Verhaltensmaßregeln zu versehen, während alle zur ersten Hülfeleistung erforderlichen Gegenstände in besonderen Rettungskisten in jedem Eisenbahnzuge vorhanden sein müssen.

28. September
• Der Eisenbahn-Präsident Krahn hat einen längeren Urlaub angetreten. Der Präsident ist seit längerer Zeit sehr leidend.

3. Oktober
• Wie belebend billige Tarife auf Eisenbahnen für den Verkehr wirken, erhellt aus einer Frequenz-Übersicht für die Altona-Hamburger Verbindungsbahn. Der preußische Staat führte nach der Verstaatlichung sofort einen billigeren Personentarif und erheblich ermäßigte Zeitkarten ein. Während vor zehn Jahren nur 521 217 Personen auf dieser Bahn befördert wurden, stieg die Zahl 1887 bereits auf 1 121 270 und 1892 auf 3 461 756, also in zehn Jahren auf das Sechsfache.
• Bäckermeister Gnutzmann verkaufte eine in der Gemarkung Groß-Flintbek an der Bahn belegene Koppel an die Königl. Eisenbahndirektion. Dieselbe wird die Koppel zur Kiesgewinnung benutzen.
---> hierzu möchte ich erwähnen, das diese Koppel etwa in km 89.0 am Streckengleis zwischen den Bahnstationen Bordesholm und Voorde (letztere heißt heute Flintbek) liegt. Dort wurde eine Anschlußstelle errichtet, mir ist für 1913 bekannt, das dort monatlich rund 1000 Waggons mit Kies beladen wurden.

5. Oktober

• Bekanntlich schwebt in Hamburg seit einiger Zeit eine umfangreiche Untersuchung wegen Betruges und aktiver und passiver Bestechung gegen eine Anzahl Viehhändler, sowie mehrerer Eisenbahnschaffner. Es handelt sich um eine planmäßige betrügerische Ausnutzung von Rundreise- und Rückfahrtkarten. Die Untersuchung ist nunmehr geschlossen und Anklage erhoben worden. Sie richtet sich gegen 50 Angeklagte. Da die meisten Angeklagten die zur Anklage stehenden Thatsachen an sich zugeben, so wird ein umfangreicher Beweisapparat nicht in Bewegung gesetzt zu werden brauchen. Die Hauptverhandlung wird im Dezember stattfinden.

10. Oktober
• Der aufgehobene Theil der Hamburg–Altonaer Verbindungsbahn auf der Strecke von der Kreuzung beim Rainwegtunnel bis zum Bahnhof „Holstenstraße“ soll in eine Straße umgewandelt werden, welche eine Parallelstraße der Allee bilden wird. Die neue Straße wird eine solche Breite erhalten, daß in der Mitte ein bequemer mit Bäumen bepflanzter Weg angelegt werden kann.
---> die „neue Straße“ ist die, welche heute Haubachstraße genannt wird.

12. Oktober

• Für den Bau der Bahn Elmshorn – Barmstedt hat das Fleckensverordneten-Kollegium in Barmstedt den Betrag von 100 000 Mark, sowie den zur Bahnstrecke erforderlichen Grund und Boden bewilligt und ferner beschlossen, sobald der erste Spatenstich geschehen sei, mit den Vorarbeiten für die Verlängerung der Strecke bis Ulzburg zu beginnen.
• An Stelle des erkrankten Präsidenten der Königl. Eisenbahn-Direktion Altona, Krahn, ist der bisherige Geheime Ober-Baurath, Jungnickel, zum Präsidenten kommissarisch ernannt worden. – Während bisher die Königl. Eisenbahn-Direktion Altona von einem Verwaltungsbeamten geleitet wurde, wird derselben nunmehr ein Techniker vorstehen.

13. Oktober
• Wie unvorsichtig es ist, Hunde auf die Reise, d. h. in ein Eisenbahn-Koupee mitzunehmen, ohne das mit geringen Kosten zu lösende Hundebillet zu erwerben, sollte eine Dame zu ihrem Schaden erfahren. Die Dame hatte sich aus Nortorf einen Hund mitgebracht und denselben in das Koupee mit eingeschmuggelt. Doch das Auge der Bahnpolizei wacht, und so wurde die Schmuggelei entdeckt und die Dame bei ihrer Ankunft in Neumünster in eine Strafe von 6 Mk. genommen.

22. Oktober
• Der neue Präsident der Königl. Eisenbahn-Direktion Jungnickel scheint sich des Neubaues des Kieler Bahnhofes mit großem Jnteresse anzunehmen, und hat derselbe bereits zu heute Mittag im Direktionsgebäude eine Sitzung anberaumt, deren einziger Punkt der Umbau des Bahnhofs Kiel bildet. Wie verlautet, dürfte diese Angelegenheit nun ehestens erledigt sein.

24. Oktober
• Am Freitag wird im Fürstenzimmer hier im Kieler Bahnhofsgebäude unter Vorsitz des Präsidenten der königlichen Eisenbahn-Direktion Altona, Jungnickel, eine Konferenz Seitens Mitglieder der Direktion, des hiesigen Eisenbahn-Betriebs-Amts und der hiesigen Stadtvertretung bezüglich Umbau des Bahnhofs abgehalten werden.
• Das Schmalspurbahnprojekt zwischen Neustadt und Grube längs der Ostseeküste geht seiner Realisierung immer weiter entgegen. Es ist projektirt, die reiche Gegend des Kreises, die Ortschaften Bliesdorf, Grömitz, Cismar, Grube, Dahme, dem Verkehr besser zu erschließen und so dem Handel direktere Verbindung und Wege zu schaffen. Man hat eine Rentabilitätsrechnung aufgestellt und ist dieselbe günstig ausgefallen.

29. Oktober
• Der Senat teilte in der letzten Bürgerschaftssitzung mit, daß die Vorarbeiten zu der seit längerer Zeit geplanten Eisenbahn Hamburg – Ohlsdorf (Landort der holsteinischen Grenze) dem Abschluß nahe und demnächst Anträge zu erwarten seien. Die Fortführung der Bahnlinie nach Neumünster, wie sie schon früher in Anregung gebracht worden, dürfte dann nur noch eine Frage der Zeit sein, da der direkte Weg nach Schleswig-Holstein dadurch wesentlich abgekürzt wird.

7. November
• Ein entsetzliches Unglück ereignete sich auf dem Bahnhofe zu Jübek. Der zwischen Owschlag und Harblek verkehrende Grandzug passirte die Station woselbst einige Minuten Aufenthalt sind. Während dieser Zeit ist ein Bremser des Zuges heruntergestiegen, um die Achsen zu schmieren. Als der Zug sich in Bewegung setzte, hat der Mann wieder aufspringen wollen. Ein unglücklicher Zufall läßt ihn einen Fehltritt thun, er wird von den Rädern erfaßt und getödtet.

12. November
• Die aus dem Braunkohlenlager zu Fahrenkrug gewonnene erste Waggonladung Kohlen ist in der Zeitzer Briquett-Fabrik gepreßt worden. Die Braunkohle hat, wie die Analyse ergeben, einen sehr guten Brennwert. Jm Falle es gelingt, das Fahrenkruger Braunkohlenlager in ergiebiger Weise betriebsfähig zu machen und die Braunkohle an Ort und Stelle zu pressen, dann könnte dies für den Jndustriestandort Neumünster von außerordentlichem Nutzen werden.

14. November
• Am Freitag Abend ereignete sich in Husum ein nicht unbedeutender Eisenbahnunfall. Der von Jübek gegen 9 Uhr ankommende Zug stieß in der Nähe des Staatsbahnhofes bei der Stelle, wo das Geleise der Marschbahn auf den Bahndamm übergeht, auf eine ihm entgegenfahrende Maschine des zwischen Garding und Husum verkehrenden Zuges. Letztere wurde stark beschädigt, während die Maschine des Jübeker Zuges, sowie fünf Wagen entgleisten bezw. umstürzten. Der Schaden ist ein recht bedeutender, doch sind glücklicherweise Menschen bei dem Unfall nicht verunglückt. Starker Nebel soll die Ursache des Unfalles gewesen sein.
---> einige Tage später wurde nachgemeldet, daß die beiden Lokomotivführer keine Schuld an dem Unfall tragen.

21. November

• Ein seltenes Jubiläum beging dieser Tage der Direktor der Hamburger Straßenbahngesellschaft Röhl. Derselbe trat am 16. November 1868 als Kondukteur in den Dienst der Gesellschaft, wurde dann Bureauchef, Jnspektor und schließlich Direktor. Gewiß eine seltene Laufbahn innerhalb 25 Jahre. Röhl ist durch seine eingehende Kenntniß des Pferdebahnwesens auch außerhalb Hamburgs bekannt.

24. November
• Während bereits vor Jahresfrist auf der Eisenbahnstrecke zwischen Preetz und Ascheberg bei der Ofenkachelfabrik des Herrn Grafen Bülow, Kühren, eine Güterhaltestelle eingerichtet ist, traf schon im Laufe des Spätsommers von dem Herrn Eisenbahnminister die Erlaubniß zur Anlage einer Personenhaltestelle ebendort ein. Wie die „Kieler Zeitung“ berichtet, wird die Personen-Haltestelle demnächst unter den Namen „Charlottenwerk“ errichtet werden. Die Station, welche unmittelbar am Walde und nur einige Minuten von Kühren entfernt liegt, dürfte im Sommer ein beliebter Ausflugspunkt sowohl des Preetzer als auch des Kieler Publikums werden.

28. November
• Die Strafkammer verurteilte den Stationsassistenten Porath in Husum wegen fahrlässiger Jngefahrsetzung eines Eisenbahntransports zu einem Jahr Gefängniß. – Porath vertrat am 7. Mai d. Js. den Stationsvorsteher auf dem Staatsbahnhofe zu Husum. Der Tönninger Zug 1181 war Abends mit einer Verspätung von sechs Minuten in Büttel abgegangen, als auch der Zug 803, vom Marschbahnhofe zu Husum kommend, den Husumer Staatsbahnhof passiren sollte, um nach Jübek weiterzugehen. Porath erkundigte sich bei einem Weichensteller, wie weit der Tönninger Zug noch entfernt sei, und als ihm geantwortet wurde: 2 Kilometer, gab er das Einfahrtssignal für beide Züge, in der Meinung, der Zug 803 werde den Staatsbahnhof vor dem Einlaufen des Tönninger Zuges verlassen haben. Der Tönninger Zug war aber bedeutend näher und das veranlaßte den Zugführer des Zuges 803, nicht in den Staatsbahnhof einzulaufen, sonst wäre ein größeres Unglück verursacht. Jm letzten Augenblick, als der Tönninger Zug schon sehr nahe war, wurde der Weichensteller Bruhn von dem Stationsassistenten beauftragt, das Haltesignal zu geben und die Weiche umzustellen. Das Haltesignal wurde vom Lokomotivführer des Tönninger Zuges nicht bemerkt, durch die unrichtige Weichenstellung der Zug zum Entgleisen gebracht, einige Waggons beschädigt und ein Heizer unbedeutend verletzt.

5. Dezember
• Das neueste Bahnprojekt ist das der Erbauung einer Tertiärbahn von Lensahn über Cismar nach Grube. Dasselbe tritt in Konkurrenz mit einem anderen Projekt, der Erbauung einer Schmalspurbahn von Neustadt über Cismar nach Grube mit Weiterführung bis Neukirchen im Lande Oldenburg*.
* ---> hier liegt m. E. ein Druckfehler vor und es muß richtig heißen Kreis Oldenburg.

14. Dezember

• Vor dem Landgericht zu Hamburg begann heute der Massenprozeß gegen die Eisenbahnschaffner und Viehhändler werden Schädigung der Bahnverwaltung durch Fahrkarten-Unterschlagung. Angeklagt sind insgesammt 50 Personen. Die Zahl der den Angeklagten zur Last gelegten strafbaren Handlungen beträgt 301 einzelne Fälle. Die Verhandlung dürfte drei Tage beanspruchen.

17. Dezember
• Jn den Lokalzügen der Strecken Kiel - Neumünster - Hamburg und Kiel - Neumünster - Schwarzenbek sind seit einiger Zeit nach neuester Konstruktion erbaute Personenwagen I. und II. sowie III. Klasse eingestellt. Diese Wagen, welche ungefähr einen halben Meter breiter sind, als die gewöhnlichen Personenwagen, haben nur an den Seitenenden zurückgebaute Eingänge, welche jedoch nicht auf eine offene Plattform, sondern in einen abgeschlossenen Vorraum führen, sodas die Passagiere beim Öffnen der Thüren nicht durch den Zug zu leiden haben. Durch die Mitte der Wagen führt ein Längsgang, zu dessen beiden Seiten sich die Sitzplätze, und zwar acht in jedem Abtheil, befinden. Die Wagen zeichnen sich ihrer Breite wegen auch durch sehr ruhigen Gang aus.

20. Dezember
• Laut Aushang ist die Haltestelle Kühren von Sonntag, den 24. d. Mts. an für den Personenverkehr, jedoch vorläufig nur für den Verkehr zwischen Preetz und Kühren und umgekehrt, geöffnet. Es halten nach Bedarf die Züge 8,01, 10,48 Vormittags und 3,22 Nachmittags von Preetz nach Ascheberg zum Absetzen, die Züge 9,37, 11,57 Vormittags und 8,29 Abends in Preetz von Ascheberg zur Aufnahme von Reisenden. Der Fahrpreis zwischen Preetz und Kühren beträgt, wie wir hören, für einfache Karte 2. Klasse 25 Pfg., 3. Klasse 20 Pfg., Retourkarten 2. Klasse 40 Pfg., 3. Klasse 30 Pfg.

21. Dezember
• Das Landgericht zu Hamburg verurteilte in dem Fahrkartenprozeß 22 Eisenbahnschaffner zu Gefängnißstrafen von drei Monaten bis zwei Jahren nebst entsprechendem Ehrverlust, sowie 19 Viehhändler zu einem Monat bis sechs Monaten Gefängniß und entsprechenden Geldstrafen; zwei Viehhändler erhielten nur Geldstrafen, fünf Schaffner und zwei Viehhändler wurden freigesprochen.
• Zur Bewältigung des großen Personenverkehrs vor den Weihnachtstagen wird das Königliche Eisenbahn-Betriebsamt am 22. Und 23. sog. Vorzüge ablassen. Ein solcher Vorzug wird auf der Strecke Hamburg – Kiel zum Zug 575 um 10 Uhr Abends hier in Kiel eintreffen. Ferner wird an beiden Tagen der fahrplanmäßige Güterzug 555, ab Kiel 4,30 N. ausfallen. Dafür geht ein schnellfahrender Personenzug um 5,5 N*. nach Hamburg, anhaltend auf allen Stationen.
---> hier liegt m. E. ein Druckfehler vor - es könnte richtig um 5,05 Nachmittags heißen oder aber um 5,50 Nachmittags.

 

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Inzwischen sind wir im Jahr 1894:

Zitat

2. Januar
• Am Mittwoch entgleiste auf dem Bahnhofe zu Nortorf eine Lokomotive in Folge schlechter Funktion der Weiche. Von Angestellten der Eisenbahn-Hauptwerkstatt in Neumünster wurde sie wieder ins Geleise gebracht.

4. Januar
• Jm verflossenen Jahre sind in Husum vom Marschbahnhof 4025 Wagen mit Hornvieh und Schafen abgegangen und 2923 Wagen mit Hornvieh und Schafen angekommen.

6. Januar
• Vom Zuge gefallen ist zwischen Neumünster und Nortorf der Schaffner Kunze. Der Unfall ereignete sich beim Billetcoupiren, während sich der Zug in Fahrt befand. Als das Zugpersonal Kunze vermißte, ließ man den Zug wieder zurückfahren und man fand Kunze in der Nähe eines Wärterhäuschens, wohin er sich zu schleppen vermocht hatte, vor. Man nahm den Verunglückten mit nach Flensburg, woselbst auf dem Bahnhof der Kreisphysikus Dr. Deneke einen Nothverband anlegte und die Überführung des Verletzten, der anscheinend mit dem Kopf auf einen Stein gefallen war, in die Diakonissenanstalt anordnete.

11. Januar
• Das seit einer Reihe von Jahren geplante Eisenbahnunternehmen Kiel–Schönberg dürfte seiner Verwirklichung nunmehr einen erheblichen Schritt näher gerückt sein. Nachdem der Herr Minister der öffentlichen Arbeiten die Ausführung der Bahn als Kleinbahn und in voller Spurbreite auf privatem Wege genehmigt hat, fand am vorgestrigen Tage eine Verhandlung der Ausführung der vorgenannte Bahnverbindung statt. Die Firma Lenz & Co wird die Ausführung der Vorarbeiten unverzüglich vornehmen.

16. Januar
• Es wird uns mitgetheilt, daß in Angelegenheit des von vielen Seiten gewünschten Eisenbahnbaues Kiel–Schönberg wieder ein neuer Fortschritt zu verzeichnen ist. Es hatte sich, wie kürzlich gemeldet, ein Komitee gebildet, welches diese Strecke nach den Bestimmungen des Gesetzes über die Kleinbahnen normalspurig auszuführen gewillt ist. Die Bahn, welche eine Länge von 20 Kilometer erhalten wird, ist in solcher Weise geplant, daß die Herstellung des Verbindungsgliedes Schönberg–Lütjenburg künftig ausführbar ist, ohne bebaute Grundstücke und Terrainschwierigkeiten zu treffen. Die Bahn wird in Normalspurweite gebaut, so daß der unmittelbare Übergang der Wagen auf die Staatsbahnen möglich ist. Von der 20 Kilometer langen Bahnlinie liegen 1,2 Kilometer in der Gemeinde Gaarden (Kreis Kiel), 2,4 Kilometer in den Gemeinden Ellerbek und Gaarden (Kreis Plön), 2,4 Kilometer in der Gemeinde Wellingdorf, 1,8 Kilometer im Gute Oppendorf, 0,4 Kilometer in der Gemeinde Schönkirchen, 1,7 Kilometer im Gute Schönhorst, 3,4 Kilometer im Gute Hagen und 6,7 Kilometer in der Probstei. Haltepunkte werden in Wellingdorf, Schönkirchen und Probsteierhagen gewünscht.
• Ein Unfall ereignete sich auf dem Bahnhof in Oldenburg. Ein Fuhrwerk, welches auf dem Bahnhofe Güter abholen sollte, wurde von dem Kutscher an einem Güterwagen befestigt. Als der betr. Güterwagen, welcher mit mehreren anderen zusammengekoppelt war, von der Lokomotive vorgezogen wurde, kam das Pferd unter die Räder des Wagens. Das Thier wurde durch einen herbeigerufenen Schlachter getödtet.

18. Januar
• Nach den von der Königlichen Eisenbahndirektion Altona herausgegebenen „Geschäftlichen Nachrichten“ hatte der Direktionsbezirk Altona am 1. Januar d. J. eine Gesammtstreckenlänge von 1577 Kilometer; im Bau befindet sich die Linie Hagenow–Oldesloe mit Abzweigung Sterley–Mölln, zusammen 90 Kilometer lang. An Stationen sind 246 vorhanden, wovon 120 Bahnhöfe I., II. und III. Klasse, 102 Haltestellen und 24 Haltepunkte. Der Lokomotiv- und Wagenpark besteht aus 512 Lokomotiven, und zwar 249 Personenlokomotiven, 102 Güterzug- und 162 Tenderlokomotiven, aus 940 Personenwagen, darunter 14 Salon- und 12 Schlafwagen, aus 190 Gepäckwagen, 294 Viehwagen, 3770 bedeckte und 2840 offene Güterwagen. Jn einem Jahre wurden 8279 Schnellzüge, 95590 Personenzüge, 79225 gemischte Züge, 32637 Güterzüge und 3990 Materialzüge befördert.
• Hinter der Sternschanze in Hamburg ereignete sich dieser Tage bei einem Lokalzug der Fall, daß ein Passagier die Nothleine zog. Er wollte auf der Sternschanze aussteigen, indeß war infolge des Frostes weder die Koupeethür noch das Fenster zu öffnen und trotz des energischen Klopfens seitens des Passagiers wurde die Thür vom Schaffner nicht geöffnet. Da der Zug abfuhr, machte der Passagier von der Nothleine Gebrauch, worauf der Zug sofort zum Stehen gebracht wurde. Der Passagier blieb nach Aufklärung des Sachverhalts unbehelligt. Allerdings ist die Nothleine nur in „Fällen dringender Gefahr“ zu benutzen. Jn diesem Fall schien jedoch die Selbsthilfe, denn wäre der Passagier bis zur nächsten Station weitergefahren, so würde er in Ordnungsstrafe genommen worden sein.

21. Januar
• Nach einer Mittheilung des kgl. Eisenbahn-Betriebsamts in Hamburg fuhr Freitag morgen 5½ Uhr ein von der Sternschanze kommender Personenzug kurz vor Bahnhof Dammthor gegen den letzten Wagen eines vorausgefahrenen Güterzuges, welcher noch nicht in die Station eingelaufen war. Da der Lokomotivführer des Personenzuges den Güterzug rechtzeitig bemerkt hatte und sofort bremste, wurde nur die auffahrende Maschine und der letzte Wagen des Güterzugs leicht beschädigt. Verletzungen von Personen kamen glücklicherweise nicht vor.

28. Januar
• Dem lästigen sogenannten Litzenbrüderthum bei der Bahnhofs-Ankunftsseite hier in Kiel ist nun von unserem neuen Polizeiinspektor dadurch ein Ende bereitet, daß Letzterer dort eine Hülfsmänner-Station errichtet hat. Diese Hülfsmänner sind Personen, denen man sein Gepäck getrost anvertrauen darf. Das reisende Publikum wird die neue Einrichtung gewiß freudig willkommen heißen.
--> hier scheint es sich wohl um Leute gehandelt haben, die sich ankommenden Reisenden als Gepäckträger aufgedrängelt haben und dafür natürlich eine Entlohnung erwarteten. So wie es heutzutage noch Leute an manchen Fahrkartenautomaten tun.

4. Februar

• Am 30. d. Mts. waren mehrere Herren von der Regierung zu Schleswig und von der Eisenbahndirektion zu Altona, sowie der Herr Landrath in Kühren anwesend, um die neue Bahnstation landspolizeilich abzunehmen. Die Abnahme ergab keine Bedenken gegen die Eröffnung des Betriebes, und von jetzt an werden sämmtliche fahrplanmäßigen Züge nach Bedarf in Kühren halten. Nach Beendigung des Termins besichtigten die Herren unter Leitung des Direktors die Ofenfabrik Charlottenwerk.

6. Februar
• Die Vorarbeiten für die projektirte Kleinbahn Neumünster–Bissee–Kiel werden rüstig weitergefördert. Die generellen Nivellements sind bereits beschafft, wobei sich ergeben hat, daß man nur an einigen Stellen mit bedeutenden Erdbewegungen zu thun haben wird. Gegenwärtig ist man mit Aufstellung der Rentabilitätsberechnung beschäftigt und erwartet man hierbei ein günstiges Ergebniß.

8. Februar
• Jn der kürzlich in Bissee stattgehabten Sitzung des Komitees für Erbauung einer Kleinbahn Neumünster–Bissee–Kiel wurden die Vorarbeiten vom Regierungsbaumeister Franck in Altona vorgelegt und in allen Einzelheiten erläutert. Die Bahn, welche ihren Anfang in der Peterstraße in Neumünster hat, berührt die Ortschaften Brachenfeld, Tasdorf, Groß-Harrie, Klein-Harrie, Brauner Hirsch, Negenharrie (Fiefharrie), Groß-Buchwaldt, Brügge, Bissee, Klein-Barbau, Ketelsberg, Schlüsbek, Moorsee, Meimersdorf, Hamburger Baum, um dann am Rondeel in Kiel zu endigen. Für jede der genannten Ortschaften ist eine Haltestelle vorgesehen, sofern dieselben nicht so dicht zusammenliegen, daß für zwei Ortschaften eine Haltestelle genügt. Vor Tasdorf wird die Bahn Neumünster–Ascheberg, hinter Meimersdorf die Bahn Neumünster–Kiel gekreuzt; in beiden Fällen soll die Kleinbahn mittels Überbrückung überführt werden. Die Geländeverhältnisse sind wenig günstig auf der nördlichen Hälfte der Strecke; bieten aber im Übrigen der Bauausführung keine Schwierigkeiten. Die größte Brücke, welche 6,0 Meter Lichtweite hat, ist für die Eider vorgesehen. Mit Betriebsmitteln und Geleisanlagen soll die 37 Kilometer lange Bahn reichlich ausgestattet werden.

11. Februar
• Nicht um ein Billet zu lösen, sondern um die Kasse zu leeren, traten lichtscheue Jndividuen in der Nacht auf Sonntag Morgens 2 Uhr an den Schalter des Bahnhofes zu Raisdorf, beschmierten eine Scheibe, nachdem sie dieselbe vorher mit einem haarscharfen Jnstrument weniger widerstandsfähig gemacht, mit Seife, und drückten sie dann ein. Von dem dadurch entstandenem Geräusch erwachte der Stationsvorsteher, Herr Sievers, dessen Schlafzimmer über dem Kontor belegen. Jn der Meinung, daß eine Katze eine Lampe umgestoßen, eilt Herr Sievers nach unten und sieht, was geschehen. Die Spitzbuben hatten natürlich Fersengeld gegeben. Hätten dieselben geahnt, daß die Kasse Abends in Sicherheit gebracht, würden sie gewiß Herrn Sievers diese unliebsame Störung nicht bereitet haben.
• Vom 20. d. Mts. an halten auf der neueingerichteten Station Kühren auf der Eisenbahnstrecke Kiel–Ascheberg sämmtliche Zuge nach Bedarf.

15. Februar
• Der bisherige Eisenbahn-Direktions-Präsident Krahn ist in einer Nervenheilanstalt zu Potsdam verstorben. Mit der Entwickelung des Eisenbahnwesens in unserer Provinz steht der Name des Verstorbenen im engsten Zusammenhang.
--> weiß jemand etwas näheres über Carl Krahn? Was ist dem armen Kerl zugestoßen? Wie alt wurde er?

3. März

• Die mit dem 1. April 1895 in Kraft tretende Neuorganisation der preußischen Staatsbahnen wird für fast sämmtliche Eisenbahn-Direktionen bedeutende Veränderungen zur Folge haben. Diese Angelegenheit beschäftigt die Bahnbeamten selbstredend in recht hohem Grade. Es sollen nämlich sämmtliche jetzt bestehenden 73 Betriebsämter aufgehoben werden, wogegen die Zahl der Eisenbahn-Direktionenen, denen die Arbeit ihrer bisherigen Betriebsämter zufallen wird, um 11 auf 20 erhöht werden soll. Diese Neuorganisation, durch die die Altonaer Direktion am wenigsten berührt wird, hat den Zweck, eine umfassende Ersparniß und Vereinfachung des Geschäftsganges herbeizuführen. Die Ersparniß soll dadurch herbeigeführt werden, daß zahlreiche Beamte, die durch die Vereinfachung des Geschäftsganges überflüssig werden, entweder ausscheiden, oder pensionirt werden. Es heißt, daß Beamte, die das 60. Lebensjahr erreicht haben, um ihre Pensionirung einzukommen haben. Die neu zu besetzenden Bahnhofsvorsteher-Stellen sollen durch Bahn-Assessoren besetzt werden. Jnnerhalb des Bezirks der Königl. Eisenbahn-Direktion Altona werden, wie schon erwähnt, kaum Veränderungen erfolgen. Der Bezirk soll sich nur bis Nauen und nicht bis Berlin erstrecken.

4. März
• Am Freitag trafen hier in Neumünster mittelst Salonwagens einige Herren vom Betriebsamt Flensburg ein, welche sich zu einer Konferenz nach Altona begeben wollten. Hier wurde der Salonwagen in den nach Süden fahrenden Zug rangirt; doch versäumten die Herren das rechtzeitige Einsteigen und so fuhr der leere Salonwagen davon. Es wurde nun eine Maschine von den Herren requirirt, mit welcher sie dem Südenzuge nachfuhren. Jn Elmshorn soll es geglückt sein, des Salonwagens wieder habhaft zu werden und denselben unter Vorspann der hier requirirten Maschine nach Altona zu fahren.

6. März
• Das Projekt der Erbauung einer Schmalspurbahn von Neustadt über Grömitz und Cismar nach Grube ist seiner Verwirklichung um einen Schritt näher gerückt. Der Kreisausschuß für den Kreis Oldenburg bewilligte zur Deckung der durch die Vorarbeiten entstehenden Kosten 2000 Mk. und werden die Vorarbeiten demnächst ihren Anfang nehmen.
• Die Altona – Bahrenfelder Abendzüge sind in der letzten Zeit wiederholt unterwegs von einer Anzahl Rowdies mit Steinwürfen bombardirt worden. Mehrfach zertrümmerten Steine die Fensterscheiben. Trotz aller Vigilanz* ist es nicht möglich gewesen, die Frevler festzunehmen.
* --> erhöhte Aufmerksamkeit

13. März

• Die landespolizeiliche Prüfung für das modifizirte Lerchenstraßen-Projekt zum Neubau des Kieler Bahnhofes findet am 17. d. Mts. statt. Die Verhandlungen zwischen der königlichen Direktion und der Stadt Kiel haben in fast allen Punkten zu einer Verständigung geführt. Mit besonderer Freude wird es begrüßt werden, daß eine Unterführung der Ringstraße für Fußgänger stattfinden wird, was bei dem lebhaften Personenverkehr zwischen Gaarden und dem südwestlichen Stadttheil von nicht zu unterschätzender Bedeutung ist. Auch hinsichtlich der vollkommenden Trennung des Personenbahnhofs und des Güterbahnhofs, der Geleisführung und der Verbindung mit der Werft bietet der neue Plan unverkennbare Verbesserungen.

17. März
• Vor kurzer Zeit ist für die „Schleswig-Angler Bahn“ eine neue Lokomotive angeschafft. Jetzt haben der Aufsichtsrath und die Direktion beschlossen, von der Verwendung derselben bis auf Weiteres abzusehen, da dieselbe viel mehr Kohlen, als der bisher benutzte Dampfwagen verbraucht und auch für den Unterbau zu schwer ist.
--> mit Dampfwagen ist gemeint „Dampftriebwagen der Bauart Rowan“- von denen hatte die Bahn 3 Stück und es wurde mit diesen die ersten Jahre der gesamte Personen- und Güterverkehr abgewickelt.

20. März

• Nachdem sich die im Dezember v. J. auf der Strecke Altona – Berlin eingelegten Harmonikazüge Nr. 3 und Nr. 6 gut bewährt, jedoch nicht als genügend bewiesen haben, da der Zudrang zu diesen Zügen ein zu großer war, hat sich die Königl. Eisenbahn-Direktion Altona bereit erklärt, vom 1. Mai ab noch zwei weitere Schnellzüge in Harmonikazüge umzuwandeln. Es werden noch folgende beiden Züge mit ganz neuen vierachsigen Durchgangswagen 1. und 2. Klasse ausgerüstet werden: Nr. 5, ab Altona 4,15 Uhr Nachm., an Berlin Lehrter Bahnhof 8,45 Abends, und Nr. 4 ab Berlin Lehrter Bahnhof 1 Uhr Nachm., an Altona 5 Uhr Nachmittags. Für diese Züge müssen, wie bei den übrigen Durchgangszügen, Platzkarten zum Preise von 2 Mk. gelöst werden. Von großem Vortheil ist namentlich für die Kieler Durchgangspassagiere nach Berlin der Zug Nr. 5, da der Zug von Altona abgeht und die Passagiere nicht vom Klosterthor nach dem Berliner Bahnhof zu gehen und ihr Gepäck selbst zu besorgen haben.

22. März
• Jn der Nacht vom 18. zum 19. d. Mts. ist von Strolchen ein unweit des Stationsgebäudes in Gremsmühlen stehender verdeckter Güterwagen, wohl in der Absicht, denselben zu berauben, nach der Richtung des Gehölzes hinausgeschoben worden. Da sich der Wagen als leer erwies, zertrümmerten die Strolche eine Weichenlaterne und zerstörten die Drahtleitung des Einfahrtstelegraphen, weshalb die Züge in der Richtung von Kiel Montag auf Handsignal in die Station einfahren mußten.

12. April
• Wie mitgetheilt wird, passirte gestern der 5,18 Uhr-Zug als erster die neue östliche Eisenbahnbrücke über den Nord-Ostsee-Kanal bei Osterrönfeld.

17. April
• Seit einer Reihe von Jahren schon bildet Herstellung einer Eisenbahn, welche als Querbahn von Kiel aus über Rendsburg den Osten der Provinz mit dem Westen verbinden soll, den Gegenstand besonders lebhafter Wünsche der Geschäftswelt Kiel und derjenigen der sonst betheiligten Städte. Vier Städte von Bedeutung, unter denen sich rege, geschäftliche Beziehungen ausbilden könnten, sind jetzt infolge des Mangels einer solchen Verbindung künstlich auseinandergehalten. Kiel und Rendsburg sind bei den gegenwärtigen Bahnwegen 65 Kilometer von einander getrennt, während eine direkte Linie diese Entfernung auf noch nicht die Hälfte verringern würde. Von Kiel nach Husum beträgt die Entfernung zur Zeit 126 Kilometer, welche sich auf 72 Kilometer ermäßigen ließ; von Kiel nach Friedrichstadt zählen wir 136 Kilometer, gegen 73 Kilometer, die eine direkte Linie ausmachen dürfte. – Jn der letzten Sitzung der Handelskammer gelangte das genannte Eisenbahnprojekt wieder zur Erörterung. Der Vorsitzende der Eisenbahn-Kommision empfahl eine abermalige Eingabe an den Minister der öffentlichen Arbeiten betreffs Herstellung einer Bahn Kiel-Achterwehr-Rendsburg mit event. Weiterführung nach Husum oder Friedrichstadt zu richten, da der Plan aufgetaucht sei, diese Bahn über die Brücke bei Levensau und nördlich vom Kanal entlang zu führen.

21. April
• Die Kieler Straßenbahn-Gesellschaft beabsichtigt ihren gegenwärtigen Pferde-Betrieb in einen elektrischen Betrieb umzuwandeln und liegt ein diesbezüglicher Antrag den dortigen Kollegien zur Beschlußfassung vor.

6. Mai
• Über das Projekt der Kiel-Schönberger Bahn hörte man in längerer Zeit gar nichts. Am 2. Mai nun unternahm das Komitee eine Bereisung der gesammten projektirten Linie von Kiel bis Schönberg. Wie verlautet, ist vorläufig folgende Linienführung in Aussicht genommen. Die Bahn, welche in voller Spurweite auszuführen sein wird, benutzt in Kiel das Geleise der Preetzer Bahn, verläßt dieselbe etwa 700 Meter diesseits des Bahnübergangs in Gaarden, sucht tunlichst in die Nähe von Wellingdorf zu kommen, überschreitet die Schwentine auf halben Wege von Neumühlen bis Oppendorf, führt westlich von Schönhorst und Probsteierhagen, südöstlich von Fiefbergen vorbei, um an der Südseite von Schönberg in den dortigen Bahnhof zu endigen. Das Jnteresse an dem Zustandekommen der Bahn ist auch jetzt mit einem Male wieder in den ländlichen Ortschaften ein allgemeines. Hoffentlich wird demnächst die definitive Feststellung, wie die Bahnlinie gehen soll, erfolgen und dann mit den Erdarbeiten begonnen werden.

8. Mai
• Ein Gesuch des betreffenden Komitees um Genehmigung der Vorarbeiten für eine Kreiseisenbahn Schleswig–Flensburg und Schleswig–Friedrichstadt ist dahin entschieden, daß das Projekt Schleswig–Flensburg genehmigt, aber das Projekt Schleswig–Friedrichstadt abgelehnt wurde, weil für diese Strecke nur eine Vollbahn angängig sei. Das Komitee hat infolgedessen ein neues, ausführlich begründetes Gesuch eingereicht.

15. Mai
• Von Bordesholm und Umgegend aus wird mit Lebhaftigkeit gegen das Kleinbahnprojekt Neumünster–Bissee–Kiel Stellung genommen. Jn einer Broschüre wird das Bedürfniß für dieses Bahnprojekt, da die Bahnverbindung Neumünster–Bordesholm–Kiel nichts zu wünschen übrig lasse, verneint. Die Broschüre plaidirt für ein Fallenlassen des ganzen Projekts.

17. Mai
• Jm Jahre 1892/93 wurden auf der Eisenbahn-Station Neumünster 173 150 Passagier-Billets abgegeben. Jm Güter-Verkehr gingen 11 522 Doppelwaggon-Ladungen ein, während 2822 Doppelwaggon-Ladungen versandt wurden. Jm Viehverkehr gingen ein 7731 Stück, versandt wurden 7233 Stück.

20. Mai
• Das Projekt einer elektrischen Hochbahn in Hamburg=Altona wird gegenwärtig in behördlichen Kreisen lebhaft erörtert. Es sind seitens der Firma, welche dem Magistrat ein bezügliches Angebot gemacht, bereits Vermessungen vorgenommen worden. Der Ausgangspunkt dieser Hochbahn soll sich beim Berliner Thor befinden. Die Bahn soll beim neu zu bauenden Zentralbahnhof vorbei durch die innere Stadt nach dem Hafen und dort über den Baumwall, die Vorsetzen, Hafenstraße, Fischmarkt in Altona, Breitestraße bis zum Endpunkte der Palmaille geführt werden. Zu den Haltestellen dieser Bahn wird das Publikum auf Treppen gelangen.

22. Mai
• Jm September d. J. wird ein halbes Jahrhundert verflossen sein, seitdem die erste Eisenbahn in Schleswig-Hostein in einer Länge von reichlich 100 km ausgebaut wurde, nämlich die von Altona nach Kiel. Die Altona-Kieler Eisenbahn feiert am 18. September das Jubiläum ihres 50jährigen Bestehens. Jn der vom 28. Juni 1842 datirten Baukonzession des dänischen Königs ist die Erlaubniß zum Bau und Betrieb einer Eisenbahn „zur Verbindung der Nordsee und Elbe mit der Ostsee“ von Altona nach Kiel auf die Dauer eines Zeitraumes von 100 Jahren gegeben. Der Altona-Kieler Eisenbahn (Anfangs König Christian VIII. Ostseebahn genannt) folgte ein Jahr später, am 18. September 1845, die Strecke Neumünster – Rendsburg, während die Fortsetzung bis Flensburg erst am 25. Oktober 1854 und bis Wamdrup am 1. Oktober 1864 dem Verkehr übergeben wurde. Jetzt breiten sich in der Provinz Schienenstraßen aus in einer Gesammtlänge von 1400 km von denen reichlich 1000 km Staatsbahnen, der Rest Privatbahnen sind. Die größte der Staatsbahnen ist die Marschbahn mit 220 km*, die größte der Privatbahnen ist die 80 km lange Flensburg-Kieler Eisenbahn; die kleinste aller Privatbahnen ist die Sylter Dampfspurbahn von Munkmarsch nach Westerland, die nur 4 km lang ist. Den bedeutendsten Verkehr hat Altona mit 1½ Millionen Personen- und ½ Millionen kg Güterverkehr. Kiel steht an zweiter Stelle.
* --> gemeint ist die Strecke von Elmshorn bis Hvidding

24. Mai

• Die Königl. Eisenbahndirektion Altona läßt gegenwärtig zwischen Ascheberg und Wankendorf circa acht Kilometer von ersterer und zwei Kilometer von letzterer Station eine neue Haltestelle für Personen- und Güterverkehr errichten und wird dieselbe den Namen Perdöl, nach dem unmittelbar davon gelegenen adeligen Gute Perdöl, erhalten. Die Eröffnung dieser Haltestelle wird schon im nächsten Monat erfolgen.

27. Mai
• Der Bahnhof zu Neumünster genügt schon lange nicht mehr dem gesteigerten Verkehr. Auch der Verkehr in der Stadt leidet durch ihn nicht unerheblich, insofern in Folge der häufigen und langen Sperrungen der Bahnübergänge an dem Bahnhof der Verkehr zwischen zwei Stadttheilen arg beeinträchtigt wird. Nach Abhülfe ist daher schon oft verlangt. Eine solche wird endgültig aber nur durch einen vollständig neuen Bahnhof geschaffen werden können. Dieser Bahnhofsneubau scheint jetzt nahe bevorzustehen. Es hat nämlich der Abgeordnete Groth die Mittheilung gemacht, daß er mit dem Minister der öffentlichen Angelegenheiten eingehend die Bahnhofsangelegenheit besprochen habe, daß die Übelstände anerkannt seien, daß diesen aber nur durch einen Bahnhofsneubau abgeholfen werden könne. Voraussichtlich würden die Mittel für einen Bahnhofsneubau in den nächstjährigen Etat des preußischen Staates eingestellt werden.

Link auf Bild

Der Bahnhof Neumünster, vor 1900. Vorne der Bahnübergang der Chaussee nach Rendsburg, im Hintergrund - vom Wasserturm fast verdeckt - die Spitze der Kirche St. Maria - St. Vicelin, diese wurde 1893 gebaut und steht noch heute

• Von Heiligenhafen und Fehmarn aus sind verschiedentlich Petitionen um Weiterführung des letzten Abendzuges von Eutin nach Neustadt und um Einrichtung einer Postverbindung im Anschluß an diesen Zug an die Königl. Eisenbahn-Direktion in Altona gesandt. Seitens der Eisenbahn-Verwaltung scheint man nunmehr die Berechtigung dieses Wunsches anerkannt zu haben, indem der jetzt Abends in Eutin ankommende letzte Zug* vom 1. Juni an bis Neustadt weitergeführt wird. Sobald nun die Einrichtung einer Postverbindung von Neustadt im Anschluß an den 12 Uhr 20 Min. Nachts eintreffenden Zug erwirkt ist, werden wir in Heiligenhafen die bis Nachmittags 5 Uhr in Hamburg, Kiel und dem Norden aufgegebenen Postsendungen stets am nächsten Morgen im Besitz haben, während dieselben bis jetzt erst am nächsten Nachmittag in unsere Hände gelangen.
--> * gemeint ist der letzte Zug von Kiel, dieser kam Abends um 11 Uhr 40 Min. in Eutin an

2. Juni

• Am Montag Mittag entgleiste der aus dem Friedrichskoog kommende Güterzug unweit des Sophienkoogs. Die Lokomotive stürzte in einen Graben, das Personal kam glücklicherweise mit dem Schrecken davon.
• Am Mittwoch Nachmittag entgleiste auf der Station Ascheberg die Lokomotive des 2 Uhr 20 Min. nach Kiel abgehenden Zuges durch sogenanntes Schleudern der Räder. Eine requirirte Reservemaschine brachte den Zug weiter.
• Eine recht praktische Neuerung ist auf dem Bahnhof in Neumünster angebracht. Jn der Vorhalle und auf dem Bahnsteig sind große schwarz lackirte Tafeln angebracht, welche in deutlichen Ziffern die Abfahrtszeiten der Züge, nach den verschiedenen Richtungen geordnet, tragen. Die Abfahrtszeiten der Schnellzüge sind in rother, die der Personenzüge in weißer Schrift gemalt.

5. Juni
• Eine bedeutende Erweiterung der Straßenbahn in Kiel steht durch die Umwandlung derselben in eine elektrische Bahn bevor. Es soll sich vom Rondeel eine Theilstrecke durch den Königsweg, der Ringstraße, Unterestraße, Knooperweg, Waisenhofstraße und Muhliusstraße abzweigen, wo sich die Bahn mit dem alten Geleise wieder verbindet. Ebenso soll das Schienennetz von Melz‘ Biergarten nach dem Belvedere und von der Seebadeanstalt nach Bellevue verlängert werden. Die Vorarbeiten sind bereits soweit vorgeschritten, daß der Regierung das Projekt zur Genehmigung unterbreitet werden konnte.

7. Juni
• Geh. Oberbaurath Jungnickel, welcher bisher die Geschäfte des königl. Eisenbahn-Direktions-Präsidenten provisorisch verwaltet hat, ist zum wirklichen Eisenbahn-Direktions-Präsidenten ernannt worden.

14. Juni
• Zur Bequemlichkeit des Publikums und um Jrrthümern bei der Benutzung der auf den Bahnhöfen aufgestellten Automaten vorzubeugen, werden diese auf den preußischen Staatsbahnhöfen künftig durch verschiedenen Farbanstrich, und zwar solche für Fahrkarten durch grünen, für Bahnsteigkarten durch orangegelben und für Waaren durch rothen Anstrich kenntlich gemacht werden. Die bereits aufgestellten Automaten werden nach und nach gleichmäßigen Anstrich erhalten.
--> darum wohl sind Kaugummiautomaten rot angestrichen ;-)

16. Juni

• Seit einigen Tagen werden die speziellen Vorarbeiten für das Kleinbahn-Projekt Lindholm – Dagebüll ausgeführt. Man hofft, daß das erforderliche Baukapital im Großen und Ganzen gesichert ist und mit dem Bau der Bahn ehestens begonnen werden kann.

19. Juni
• An den Betrieb der Straßenbahnen in Lübeck durch Elektrizität hat sich das Publikum in der kurzen Zeit der Einführung des Betriebes vollständig gewöhnt; man sieht nichts Ungewöhnliches mehr an diesen Wagen ohne Pferde und ohne Dampf. Selbst durch die engeren Straßen, wie die Holstenstraße, fahren die Wagen sicher hindurch und ohne bisher einen Unfall veranlaßt zu haben.

21. Juni
• Die Kaiserliche Familie wird morgen Vormittag gegen 11 Uhr Berlin Station Wildpark mittelst Sonderzuges, aus acht Kaiserl. Salonwagen bestehend, verlassen und über Schwarzenbek – Oldesloe Nachmittags 3 Uhr 35 Minuten auf der Abfahrtsseite des Kieler Bahnhofs eintreffen, von wo aus sich die Kaiserliche Familie zu Wagen nach dem Schlosse begeben wird, während die Dienerschaft mit dem Sonderzug nach der Ankunftsseite rangirt wird und dort aussteigt; auch wird das Gepäck daselbst ausgeladen. – Der in Kiel planmäßig 3 Uhr 35 Minuten fällige Schnellzug aus Hamburg und der 3 Uhr 45 Minuten fällige Personenzug aus Preetz werden beide ausnahmsweise auf der Abfahrtsseite und zwar mit einer Verspätung von je ca. 15 bis 20 Minuten eintreffen.

23. Juni
• Unsere Stadt Preetz und Umgegend und insbesondere die neue Bahnstation Kühren, bildet zur Zeit das Ziel einer größeren Anzahl Vereine aus Kiel, Gaarden* usw., welche ihre Sommerausflüge dazu benutzen um unsere herrliche Gegend kennen zu lernen. Während einige Vereine direkt nach Kühren fahren, um dort den ganzen Nachmittag zu verweilen, ziehen andere es vor, zuerst die Bahn bis dort zu benutzen und alsdann die Spaziertour nach Preetz zu unternehmen, um die Abendstunden in den Mauern unserer Stadt zu verleben.
* --> angemerkt sei, das Gaarden damals noch nicht zu Kiel gehörte und rund 11000 Einwohner hatte

30. Juni

• Die dem königl. Eisenbahn-Betriebsamt in Kiel unterstellte, zwischen den Stationen Ascheberg und Wankendorf belegene Haltestelle Perdoel wird am 1. Juli d. J. für die Abfertigung von Güter in Wagenladungen und am 15. Juli d. J. für die Abfertigung von Personen und Reisegepäck dem öffentlichen Verkehr übergeben werden. – Von resp. nach Perdoel werden Fahrkarten nach resp. von Kiel, Ascheberg, Neumünster, Wankendorf und Ploen zur Ausgabe kommen.
 
1. Juli
• Wie nunmehr definitiv beschlossen ist, werden an Stelle des mit dem 1. Juli 1895 aufgelöst werdenden Eisenbahn-Betriebsamts zu Kiel drei Betriebs-Jnspektionen errichtet, und zwar je eine in Kiel, Neumünster und Oldesloe, und sind mit letzteren beiden Städten die Verhandlungen bereits eingeleitet. Jede Betriebs-Jnspektion wird von einem Techniker geleitet werden, dem ein Administrator zur Seite steht. Jn Kiel wird außerdem eine Maschinen-Jnspektion eingerichtet, welche von einem Maschinen-Techniker geleitet wird. Der Betriebs-Jnspektion Oldesloe wird gleichzeitig der Neubau der Linie Hagenow – Oldesloe unterstellt werden. Die Beamten des Betriebsamts werden theilweise in den Betriebs-Jnspektionen und theilweise in der Direktion Verwendung finden.

3. Juli
• Wie aus sicherer Quelle gemeldet wird, hat die königliche Eisenbahn-Direktion Altona auf allerhöchsten Wunsch durch das Ministerium der öffentlichen Arbeiten die Anweisung erhalten, unverzüglich mit den Vorarbeiten für die Eisenbahnlinie Kiel – Holtenau – Mündung vorzugehen, damit die Bahn, die vom Staate gebaut werden soll, noch bis Eröffnung des Nord-Ostsee-Kanals fertig gestellt werden kann.

7. Juli
• Auf dem Altonaer Bahnhofe traf ein kleiner 4½jähriger Knabe ein, der auf der Strecke von Pinneberg bis Altona von Bahnbeamten als blinder Passagier betroffen worden war. Der Junge erklärte, er wolle nach Amerika auswandern. Als man ihn fragte, ob er denn Geld habe, erwiderte er verneinend: Geld finde er in Amerika genug. Jm Übrigen weigerte er sich, Auskunft über seine Verhältnisse und seine Heimath zu geben, lehnte auch jeder Erquickung ab, die man ihn anbot. Stets hatte er nur die eine Erklärung, er wolle nach Amerika. Den Bahnbeamten waren die Eltern des Knabens bekannt; der Vater ist in Pinneberg in einer Fabrik als Arbeiter thätig. Als man dem Jungen sagte, er solle zu diesem Zweck nach Pinneberg zurückgebracht werden, um dort Geld für die Auswanderung zu holen, beruhigte er sich. Von diesem Augenblick an ließ er sich Butterbrod und Brause sehr gut schmecken und trat frohen Muthes und guter Hoffnung die Rückreise nach Pinneberg an.

12. Juli
• Statt die Genehmigung zum Bau einer Bahn Eckernförde – Schleswig zu erhalten, wurde der Kiel-Flensburger Eisenbahn vom Ministerium der öffentlichen Arbeiten mitgetheilt, daß in Aussicht genommen sei, dem Bau einer Bahn Kiel – Rendsburg auf Staatskosten näher zu treten und deshalb die erbetene Erlaubniß verweigert wurde.

17. Juli
• Zum Bahnhofsbau in Kiel wird berichtet, daß man nunmehr damit beginnt, die Kiel-Flensburger Bahn zu verlegen, um für den daselbst demnächst erbaut werden sollenden großen Lokomotivschuppen Platz zu machen.

19. Juli
• Auf der Eisenbahnstrecke zwischen Neumünster und Bordesholm wird vom Herbst d. J. eine neue Haltestelle eröffnet, die den Namen Einfeld erhalten wird.
• Am verflossenen Sonnabend vor 50 Jahren war für unsern Ort Neumünster ein sehr wichtiger Tag. Es ward damals auf der noch nicht gänzlich fertiggestellten Altona-Kieler Eisenbahn von Altona aus die erste größere Probefahrt unternommen, und der Dampfwagenzug, bestehend außer der Lokomotive und dem Tender aus acht Personenwagen, gelangte ohne größeren Unfall nach Neumünster. Auf dem damals noch freien Felde, wo jetzt der Bahnhof liegt, ward der Zug von Tausenden unserer Einwohner jubelnd in Empfang genommen, ja es waren Zuschauer zum Theil sogar aus weiter Ferne gekommen, aus Kiel, Rendsburg, ja sogar von jenseits des Kanals her. Es war an einem Sonntag, und Dr. Claus Harms vermißte, als er den Gottesdienst in der Kieler Nikolaikirche abhielt, einen großen Theil seiner getreuesten Zuhörer, die zu gleicher Zeit sehnsüchtig bei Neumünster auf die Ankunft des Zuges harrten. Der streitbare Mann unterließ es nicht, sich sofort in der ihm eigenen derben Weise mit der Direktion auseinander zu setzen, die durch die Wahl des Tages für die Probefahrt dem Kirchenbesuch solchen Abbruch gethan hatte.
• Wie eigentümlich gewählt oftmals der Platz ist, den sich die Vögel für ihren Nesterbau aussuchen, zeigt ein in Tönning bei Weiche 19 gefundenes Vogelnest mit vier Jungen. Diese Weiche wird täglich von Maschinen und Wagen befahren, trotzdem fand das Weibchen Ruhe und Zeit, an dem beharrlich festgehaltenen Platze seine Eier auszubrüten.

22. Juli
• Am 1. August d. J. wird von der Eisenbahn-Neubaustrecke Hagenow – Oldesloe der bereits fertig gestellte Theil von Hagenow bis Wittenburg, 15,5 Kilometer, mit den Stationen Hagenow Stadt, Bobzin und Wittenburg dem Verkehr übergeben werden und werden in jeder Richtung vier Züge verkehren.

31. Juli
• Der Ausbau des Altonaer Bahnhofes schreitet rüstig vorwärts, sodaß derselbe im Herbst 1895 in Betrieb genommen werden kann. Der ausgedehnte Tunnelbau für die Hafenbahn erstreckt sich von der Bergstraße bis zum Elbkai. – Nach Vollendung des neuen werden sämmtliche Baulichkeiten des alten Bahnhofes überflüssig; wenigstens teilweise werden diese Bahnhofsgebäude beseitigt werden.

4. August
• Ein schreckliches Unglück hat sich auf der Schleswig-Angler Eisenbahn ereignet. Von dem aus 5 Wagen bestehenden Zuge, welcher fahrplanmäßig um 10 Uhr 32 Minuten in Schleswig einzutreffen hat, fiel auf der Strecke zwischen Loit und Taarstedt der Schaffner Peters beim Revidiren der Billette herunter, als er vom Dampfwagen nach dem Personenwagen übertreten wollte. Er gerieth unter die Räder und erhielt so schwere Verletzungen, daß der Tod sofort eintrat.

5. August
• Die westliche Eisenbahnbrücke Osterrönfeld wurde dem Verkehr übergeben. Der um 1 Uhr 22 Min. Nachmittags am Donnerstag in Rendsburg eintreffende Zug wurde als erster über die neue Brücke geleitet.

7. August
• Die Station Wamdrup soll wegen des dort herrschenden großen Güterverkehrs erheblich erweitert werden. Es soll ein Waarenhaus erbaut werden, damit in Zukunft die Umladung der Güter von den dänischen auf die deutschen Wagen und umgekehrt nicht mehr, wie bisher, unter freiem Himmel erfolgt.

9. August
• Am Sonntag Abend hatte das Zugpersonal des von Hamburg auf Neumünster gehenden Nacht-Schnellzuges viel zu thun mit Passagieren, die verkehrt eingestiegen waren. Der Schnellzug hatte in Hamburg einige Verspätung und infolgedessen glaubte man, trotz des wiederholten Ansagens, daß es der Zug der Hamburg – Altonaer Verbindungsbahn sei. Erst unterwegs stellte sich heraus, daß eine größere Anzahl Passagiere in den Schnellzug gestiegen waren, die den Verbindungszug benutzen wollten, und mußten diese sämmtlich in Elmshorn ausgesetzt werden. Ein Glück für die Leute, daß ein Sonderzug noch nach Hamburg fuhr; andernfalls hätten Alle in Elmshorn unfreiwilliges Nachtquartier nehmen müssen.

16. August
• Der gestern Nachmittag ca. 3 Uhr von Neumünster nach Kiel planmäßig verkehrende Güterzug stieß zwischen Bordesholm und Voorde bei der daselbst befindlichen Kiesweiche mit einem Arbeitszuge zusammen, wodurch mehrere Wagen ganz erheblich beschädigt wurden und mehrere entgleisten. Die Aufräumungsarbeiten dauerten bis zum Abend, während welcher Zeit das östliche Geleise gesperrt war, und mußten alle Züge auf dem westlichen Geleise befördert werden, wodurch einige Verspätungen vorkamen. Der Abends 10 Uhr 18 Minuten in Kiel eintreffende Personenzug konnte die Unfallstelle schon wieder ungehindert passiren. Personal ist bei dem Unfall nicht verletzt worden.
• Die Eisenbahnbeamten, welche in den unterhalb des Sophienblatts der Bahn zunächst gelegenen vier Häusern wohnen, haben seitens der Königl. Eisenbahn-Direktion die Aufforderung erhalten, sofort die Wohnungen zu räumen, da zunächst diese vier Häuser in den nächsten Tagen abgebrochen werden sollen, um Platz für den Neubau des Bahnhofes zu schaffen.
• Die Königliche Eisenbahndirektion Altona läßt seit einiger Zeit in den Kupees an den Fensterscheiben transparente Schilder mit den Aufschriften „Raucher“, „Nichtraucher“ und „Frauen“ anbringen, welche aus blauem oder rothem gelatineartigen Stoff bestehen. – Während am Tage diese Schilder wenig sichtbar sind, sind dieselben Abends bei Erleuchtung des Kupees weithin deutlich sichtbar und ermöglichen auch am Abend ein schnelles Auffinden der gewünschten Kupees. – Die Königliche Eisenbahndirektion Altona gedenkt nun sämmtliche Kupees für Raucher, Nichtraucher und Frauen mit dieser Neuerung zu versehen.

18. August
• Dieser Tage wurden in Eidelstedt 22 Stück je sechs Meter lange Eisenbahnschienen gestohlen, zu deren Transport unbedingt ein Fuhrwerk verwendet sein muß. Es dürfte den Spitzbuben schwer werden, ihre Beute zu verwerthen.

30. August
• Der Magistrat in Altona hat an verschiedenen Stellen Gutachten über die projektirte Anlage einer Hängebahn Hamburg – Altona eingefordert. Danach sind vielfach Bedenken gegen die Durchführung des Projekts aufgetaucht, so daß dasselbe sehr in Frage gestellt sein dürfte.
• Bei dem Bau der elektrischen Straßenbahn kommen bisweilen gar sonderbare Forderungen zu Tage; bei der berühmten Enge unserer Straßen in Hamburg sucht die Straßenbahn-Gesellschaft anstatt der Mastbäume möglichst die Halte für die elektrischen Leitungen an den Häusern anzubringen. Um dies zu dürfen, muß sie natürlich die Erlaubniß der Eigenthümer einholen, die unentgeltlich gegeben werden muß, ebenso wie bei den Telephonleitungen. Viele Hausbewohner wollen das natürlich nicht, und es bleibt nichts anderes übrig, als ihnen einen Mastbaum vor die Hausthür zu pflanzen, da man sich ja einmal für die oberirdische Leitung entschieden hat, und selbst die Bürgerschaft in solchen Sachen nichts dreinzureden hat. Einer dieser Hausbesitzer hat aber eine gar zu kuriose Forderung an die Straßenbahn-Gesellschaft gestellt: er wollte für die bezeichnete Erlaubniß das Recht genießen, lebenslänglich auf allen Linien der Straßenbahn zu fahren. Mit Rücksicht auf die Gesundheit des betr. Hausbesitzers hat die Gesellschaft diese Entschädigung abgelehnt.

1. September
• Jn Betreff der Erbauung einer Eisenbahn von Oldenburg nach Heiligenhafen ist zu berichten, daß in diesen Tagen wieder Nivellirungs-Arbeiten vorgenommen sind. Bei Neukirchen ist ein Bahnhof abgesteckt worden. Man geht auch mit dem Plane um, den Fehmarnsund zuzudeichen und bei Großenbrode einen neuen Durchstich zu machen, der ein besserer Wasserweg für Kriegsschiffe sein soll.

6. September
• Vor einigen Tagen entsprang während der Fahrt auf der Westholsteinischen Eisenbahn eines der verladenen Schweine aus dem Wagen. Dasselbe blieb unversehrt und wurde am andern Tage wohlbehalten wieder eingefangen. Die Westholsteinische Eisenbahn ist durch ihre Fahrgeschwindigkeit bei allen Reisenden bekannt.

18. September
• Der Bau der Hagenower Bahn ist in der Nähe der Stadt Oldesloe im vollsten Gange. Von dem Bahnhofe hierselbst bis Treuholz wird an 12 verschiedenen Arbeitsstellen rüstig gearbeitet.
• Der Ausbau der Eisenbahnlinie Rendsburg – Kiel scheint nunmehr in greifbare Nähe gerückt zu sein. Der Minister des Jnnern hat nämlich kürzlich in einem Erlasse seiner Bereitwilligkeit Ausdruck gegeben, den staatsseitigen Ausbau der Bahn in Erwägung zu nehmen.
– Von der Gesammtlänge der Bahn von 28 Kilometern werden voraussichtlich 12,7 Kilometer auf den Kreis Rendsburg und etwa 15,3 Kilometer auf den Landkreis Kiel entfallen. Es ist projektirt, das die Bahn bei Osterrönfeld in die Bahn Neumünster – Rendsburg und in der Südostecke des Schulensees bei Meimersdorf in die Bahn Neumünster – Kiel einmündet. Es sind Stationen vorgesehen: 1) bei Osterönfeld, 2) an der Kreuzung der Landstraße Nortorf – Eckernförde mit dem Wege Bredenbek – Kronsburg, 3) zwischen Brandsbek und Achterwehr an der Eider, 4) bei Steinfurth und 5) bei der Einmündung in die Altona-Kieler Bahn bei Meimersdorf, außerdem ist 6) eine Haltestelle bei Ostenfeld vorgesehen.
--> gemeint zu 2) ist der Bahnhof Kronsburg und zu 3) der Bahnhof Brandsbek. Die Strecke über Steinfurth wurde ja nicht gebaut, die Bahn - im Oktober 1904 eröffnet - mündet stattdessen in Hassee an der Flensburg-Kieler Bahn ein. Sie war damals - also von Osterrönfeld bis Hassee = 29,9 km lang

20. September

• Seit Eröffnung der ersten Schleswig-Holsteinischen Eisenbahn ist ein halbes Jahrhundert verflossen. Als man zuerst den Gedanken faßte, die beiden bedeutendsten Städte der Herzogthümer durch einen Schienenweg zu verbinden, war es um die Verkehrsmittel des Landes noch recht mäßig bestellt; und während andere Länder bereits hunderte von Meilen an Eisenbahnen besaßen, war man bei uns noch damit beschäftigt, die Landstraßen in wegsamen Zustand zu bringen. Die Chaussee zwischen Altona und Kiel war erst im Jahre 1833 vollendet; der durch das Amt Reinbek führende Theil der Hamburg – Berliner Chaussee ward erst im Jahre 1838 dem Verkehr übergeben, und die Anlage von Kunststraßen zwischen Hamburg und Lübeck, sowie von Kiel nach Eckernförde und Kolding war zur selben Zeit noch Projekt, als man die ersten beiden Städte schon hatte durch Eisenbahnen verbinden wollen, dieses Projekt aber als dem dänischen Staatsinteresse zuwiderlaufend hatte aufgeben müssen. Eine Kommission, welche durch königliche Resolution vom 10. Dezember 1835 zur Prüfung der Eisenbahnfrage in den Herzogthümern eingesetzt war, kam zu dem Resultat, daß eine Bahn zwischen zwischen Elbe und Ostsee ein wirkliches Bedürfniß des Handelsstandes nicht sei, der Staat daher eine solche nicht bauen dürfe; daß aber doch zu erwägen sei, welche Linie von Hamburg=Altona zur Ostsee sich am besten empfehlen würde. Erst im letzten Regierungsjahr König Friedrich VI., im August 1839, wurde das Nivellement einer Bahn von Altona nach Segeberg und von dort nach Kiel bezw. nach Neustadt angeordnet, und gleichzeitig bildete man in Kiel einen Ausschuß, der in Verbindung mit Mitgliedern der Altonaer Gesellschaft der Kommerzierenden die Eisenbahnfrage näher erwägen sollte. König Christian VIII. erkannte mit staatsmännischem Blick die Bedeutung der Sache für das ganze Land; und schon im fünften Monat seiner Regierung stellte er durch Resolution vom 12. Mai 1840 die Bedingungen fest, unter denen einer Privatgesellschaft die Konzession zum Eisenbahnbau ertheilt werden könne. Sofort beschloß man in Altona und Kiel, die Bahn zwischen beiden Städten als Privatunternehmen ins Leben zu rufen. Die Vorarbeiten wurden auf Kosten der Schleswig-holsteinischen patriotischen Gesellschaft begonnen, statistische Ermittelungen über den voraussichtlichen Verkehr wurden angestellt, und bereits vor Ablauf des Jahres erhielt das auf Grund dieser Arbeiten aufgestellte Programm die königliche Genehmigung. Am 11. März 1843 wurde, nachdem die letzten Aktien gezeichnet waren, unter Leitung des Ober-Jngenieurs und späteren Betriebsdirektors Dietz mit dem Bau begonnen. Am 18. September 1844 wurde am Geburtstag des Königs die ihm zum Danke „König Christian VIII. Ostseebahn“ genannte erste Eisenbahn Schleswig-Holsteins eröffnet. Unter Betheiligung zahlreicher Notabilitäten* aus Stadt und Land setzte sich der Festzug nach einer Vorfeier in Altona von dort nach Kiel in Bewegung, voran eine einzelne festlich geschmückte Lokomotive. An allen festlich geschmückten Zwischenstationen mit Hurrahruf begrüßt, langte der Zug in Kiel an, woselbst sich die ganze Gesellschaft mit Booten nach Düsternbrook begab, um zu frühstücken. Dann ging es nach Altona zurück, wo Abends in der zum Festsaal umgestalteten Güterhalle ein solennes* Bankett abgehalten wurde, als Schlußfeier für die Eröffnung des herausragendsten Privatunternehmens in Schleswig-Holstein.
* --> Notabilitäten ist ein sehr altes Wort, in römischer Zeit wurde damit die Führungsschicht bezeichnet. Solennes ist ein altes Wort für „feierlich, festlich“.
Anmerken möchte ich aus geschichtlicher Sicht zwei Dinge, nämlich 1) das das Herzogthum Lauenburg damals nicht zu Schleswig-Holstein gehörte (und Bergedorf sowie Hamburg sowieso nicht) - nur das dazwischenliegende Amt Reinbek gehörte zu Schleswig-Holstein .... und 2) die seinerzeitigen Herrscher von Schleswig-Holstein waren die dänischen Könige Friedrich VI, der am 3. Dezember 1839 im 72-sten Lebensjahre verstarb und dessen Nachfolger sein 53-jähriger Cousin Christian VIII. wurde.  

23. September

• Nachdem vor Kurzem in der Nähe des Rondeels schon mehrere Eisenbahn-Dienstwohnungsgebäude zum Zwecke der neuen Gleisanlagen der Kiel-Flensburger Bahnstrecke abgebrochen wurden, schreitet die Anlage des Bahndammes für das neue Verbindungsgleis der Kiel-Flensburger Bahn rüstig voran. Der für das Gleis bestimmte Unterbau nimmt eine möglichst grade Linie vom Güterbahnhof bis zur Lübecker Chaussee unter Vermeidung der bisherigen starken Kurve.

25. September
• Von dem gestern Nachmittag 5 Uhr von Oldenburg nach Kiel abgegangenen Personenzuge entgleiste bei der Station Groß-Schlamin der Postwagen dadurch, daß ein Pferd, das aus einer nahegelegenen Koppel ausgebrochen war und auf den Bahndamm sich begeben hatte, von der Maschine erfaßt und überfahren wurde. Die Maschine erhielt nur eine starke Erschütterung, blieb jedoch im Geleise, der darauffolgende Postwagen aber kam mit beiden Achsen zur Entgleisung. Nur dem Umstande, daß der Zug ein langsames Tempo hatte, ist es zu verdanken, daß ein größerer Unfall verhütet wurde. Der Zug konnte, nachdem der Postwagen wieder eingleist war, seine Fahrt fortsetzen.
• Vorgestern wurde in Rendsburg die Drehbrücke beim Schützenhof feierlich dem Verkehr übergeben. Der bisherige Weg über die Nothbrücke ist gesperrt und an der Fortschaffung des zum Theil noch stehenden Dammes arbeitet bereits ein Schwimmbagger.
--> über diese (Straßen-)Drehbrücke führte ab 1901 auch die Schmalspurbahn nach Hohenwestedt. Schon 1912/13 jedoch wurde die genannte Brücke durch eine neue Drehbrücke ersetzt (die wiederum 1961 durch den Kanaltunnel ersetzt wurde)

2. Oktober

• Vom 1. Oktober an ist nun auch der zwischen Plön und Gremsmühlen belegene Haltepunkt Timmdorf für den Personenverkehr eröffnet. Eine direkte Personenabfertigung findet von und nach Ascheberg, Eutin, Gremsmühlen und Plön statt.

6. Oktober
• Die neue Haltestelle Timmdorf, zwischen Ploen und Gremsmühlen gelegen, ist am 1. d. Mts. dem Betriebe übergeben worden und halten daselbst sämtliche Züge nach Bedarf. Jn nächster Woche soll nun auch die neue Haltestelle Einfeldt, zwischen Bordesholm und Neumünster gelegen, eröffnet werden. 

13. Oktober
• O.T.: Die Umwandlung der Ortes Westerland auf Sylt von einem Fischerdorf in ein von Jahr zu Jahr mehr frequentirtes Bad, dessen Erhebung zu einem Weltbade in nicht zu ferner Zeit abzusehen ist, hat es vermocht, die Einwohnerzahl in den letzten 50 Jahren von 418 auf 1500 zu steigern. Die Zahl der Badegäste betrug 1860: 400, 1870: 1150, 1880: 2000, 1887: 5200, 1893: 7835, welch letztere Zahl in dieser Saison noch überschritten sein soll.

14. Oktober
• Der Senat zu Hamburg hat der Bürgerschaft das Projekt einer Hochbahn, einer Schwebebahn System Eugen Langen, vorgelegt. Es wird bezweckt, eine Ringbahn um Hamburg und die Vororte, sowie eine Verbindung beider Elbufer durch eine Hochbrücke herbeizuführen. Eine größere Denkschrift darüber ist veröffentlicht.

23. Oktober
• Jn Folge der Neuorganisation in der Staats-Eisenbahn-Verwaltung und nach Aufhebung des Betriebsamts Kiel wird in Neumünster eine Königliche Eisenbahn-Jnspektion errichtet werden. Die Jnstallirung dieser Behörde wird gegen Beginn des neuen Jahres erfolgen. Die Leitung der Jnspektion ist dem Kgl. Bau-Jnspektor Herrn Holkerscheid übertragen. Die Kgl. Eisenbahn-Jnspektion erhält die obere Betriebsleitung für folgende Strecken: Neumünster – Ascheberg – Eutin – Neustadt – Oldenburg, Gremsmühlen – Lütjenburg, Neumünster – Heide – Tönning, Heide – Wesselburen – Büsum und Ascheberg – Elmschenhagen.
• Wyk auf Föhr: Die Verhandlungen in der Bahnangelegenheit sind endlich zum Abschluß gebracht. Das Resultat ist schließlich zu Gunsten Niebülls ausgefallen. Die Vertreter von Wyk haben mit der dortigen Gemeindevertretung einen definitiven Vertrag abgeschlossen, nach welchem die Bahn von Niebüll ausgehen und dieser Ort zu den Baukosten 170 000 Mk. und Wyk 80 000 Mk. beitragen soll. Man hofft, die Bahn schon zum 1. Juni nächsten Jahres in Betrieb setzen zu können.
--> Risum und Lindholm hatten damals zusammen fast 2000 Einwohner, Deezbüll und Niebüll fast 2400 Einwohner.

1. November

• Auf dem Bahnhof zu Rendsburg ereignete sich ein Unfall, der in seiner Art wohl so ziemlich vereinzelt dastehen dürfte. Beim Einlaufen eines Viehzuges riß nämlich ein Viehwagen in der Mitte durch, während die Verkuppelung hielt. Der auseinandergerissene Wagen wurde ausgeschaltet und das Vieh in einen anderen Wagen verladen. Der zuerst verwandte Wagen wird jedenfalls auf ein recht nettes Alter zurückblicken.

3. November
• Am 1. November ist die neue Eisenbahn-Haltestelle Einfeld dem Verkehr übergeben.

4. November
• Jn Folge der Einrichtung der Haltestelle Perdoel hat der Verkehr auf unserem Bahnhofe in Wankendorf in recht merklicher Weise abgenommen.

8. November
• Jn Folge der voraussichtlich am 1. Dezember d. J. stattfindenden Überführung der Kiel-Flensburger Eisenbahn über den Nord-Ostsee-Kanal wird die Eisenbahnstrecke Kiel – Neuwittenbek gegenüber der bisherigen Bahnlinie um 2,3 Kilometer länger sein, und werden nach Maßgabe dieser Entfernungsverlängerung die Preise für Beförderung von Personen, Waaren und Vieh erhöht werden. Die Preiserhöhungen, welche demnächst, genau ausgerechnet, durch Tarifnachträge bekannt gegeben werden, werden ungefähr betragen: für eine einfache Fahrkarte 1. Klasse 30 Pf., 2. Klasse 20 Pf., 3. Klasse 10 Pf., für eine Rückfahrkarte 1. Klasse 40 Pf., 2. Klasse 30 Pf., 3. Klasse 20 Pf., für 100 Kilogr. Eilgut 8 Pf., für 100 Kilogr. Frachtstückgut 4 Pf., für Wagenladungsgut für einen Wagen 1 Mk., für einen Wagen Vieh 1. Mk.

18. November
• Für den Umbau des Bahnhofes zu Kiel wird jetzt das Gleis, welches für die Personenzüge von und nach Ostholstein diente, vom Güterbahnhof an aufgehoben, so daß die Züge von und nach Ostholstein von der Gaardener Chaussee an das Geleis der Bahn nach Neumünster benutzen. Der Boden des Dammes, auf dem das Ostholsteinische Gleis bisher lag, wird nunmehr aufgehoben und neben dem Ausfahrtsgleis nach Altona in die Vollrathwiesen geschüttet, wodurch der ganze Eisenbahndamm bis zu dem Übergang über die Gaardener Chaussee weiter nach Westen verschoben wird. Für die Güterzüge von und nach Altona wird demnächst ein eigenes Gleis gebaut werden und zwar wird dasselbe weit vor der Gaardener Chaussee beginnen, dann im mäßigen Gefälle unter die Ostholsteinische Linie und die Gaardener Chaussee hindurchgeführt werden und an der Stelle herauskommen, wo jetzt die kleine Abschluß-Drehscheibe sich befindet. Der Bahneinschnitt hinter der Chaussee ist schon vergrößert und soll an dieser Stelle später der Rangirbahnhof erbaut werden. Die Einfahrtssignale, die bisher gleich hinter der Gaardener Chaussee standen, sind jetzt weiter hinausgerückt worden.
--> zum besseren Verständnis - auch ich als Ortskundiger mußte lange überlegen - eine Photographie aus den 1960-er Jahren:

Link auf Bild

Der Bahnübergang Gaardener Chaussee, der Zug fährt in Ri. Altona. Die beiden Gleise links neben dem Zug gab es 1894 noch nicht - links von den Altonaer Streckengleisen hinter der Chaussee befand soch damals die Vollrathwiese. Rechts von den Altonaer Streckengleisen das Streckengleis der Ostholsteinischen Linie, weiter rechts einige Meter tiefer das „eigene Gleis für die Güterzüge nach und von Ri. Altona“ (welches wir heute als Tunnelgleis kennen) und anschließend der damalige Rangierbahnhof (daran denken: Meimersdorf Rbf gab es damals noch nicht). Die erwähnte Abschluß-Drehscheibe war die, welche sich m. E. an der Gablenz-Brücke (das ist die weit im Hintergrund zu erkennende, 1910 eröffnete Bogenbrücke) befand – wo auch bis etwa 1900 das Bw war.
In km 103,6 der zweigleisigen Altonaer Strecke wurde eine Stellwerksbude aufgestellt, dort fädelte das Tunnelgleis in die Strecke ein/aus.  

22. November

• Der Präsident der königl. Eisenbahndirektion Altona traf gestern Vormittag mittels Revisionszuges in Kiel ein, besichtigte die Arbeiten des Umbaues des Bahnhofes und fuhr sodann mit Sonderzug über Ascheberg und Neumünster, um die neuen Haltestellen Kühren und Perdoel zu besichtigen, nach Altona zurück.
• Zu der heute stattfindenden Belastungsprobe der Hochbrücke zu Levensau sind der Kaiserlichen Kanal-Kommission zwei der schwersten Güterzugslokomotiven des Eisenbahndirektionsbezirks Altona überlassen. Die Lokomotiven werden, damit die größte Schwerkraft erreicht wird, an den Schornsteinen zusammengekoppelt und mit vollem Kohlen- und Wasservorrath versehen sein. Die Belastungsprobe wird in der Weise vorgenommen, daß beide Lokomotiven auf dem Hauptgeleise mehrere Male in voller Fahrt über die Brücke rollen werden, während auf dem dem Hauptgeleise parallel laufenden Nebengeleise, welches nur im Nothfall in Benutzung genommen werden soll, ein beladener Kieszug mit zwei Lokomotiven der Kiel-Flensburger Eisenbahn aufgestellt wird. Später wird die Belastung des Nebengeleises mit den beiden Lokomotiven der Kiel-Flensburger Eisenbahn in derselben Weise ausgeführt, wie dies mit dem Hauptgeleise geschehen ist.
--> Jch denke, daß bei dieser Belastungsprobe auch die zur Brücke führenden Bahndämme geprüft wurden, denn ein Nebengleis ist mir nur nördlich der Brücke zwischen Hauptgleis und Chaussee bekannt - es war nur etwa 30 m lang und dürfte zum Abstellen von Arbeitswagen gedient haben.

29. November

• Der Neubau des Eisenbahndirektionsverwaltungsgebäudes ist bereits im äußeren Rohbau nahezu fertiggestellt. Das Verwaltungsgebäude ist der größte Monumentalbau in Altona, sowohl auch in Hamburg, soweit der unter Dach stehende Raum in Frage kommt.

2. Dezember
• Die königliche Eisenbahndirektion Altona hat für ihre Beamten einen Geschäftsbericht über das letzte Geschäftsjahr herausgegeben, wonach das Netz dieses Direktionsbezirkes eine Gesammtlänge von 1690 Kilometer hatte mit zusammen 252 Stationen, und zwar 12 Bahnhöfen I. Klasse, 57 Bahnhöfen II. Klasse, 50 Bahnhöfen III. Klasse, 91 Haltestellen für Personen- und Güterverkehr, 15 Haltestellen für den bloßen Personenverkehr, sowie 27 Haltepunkten.
Das rollende Material bestand  aus zusammen 533 Lokomotiven, nämlich 261 Personenzuglokomotiven, 96 Güterzuglokomotiven und 176 Tenderlokomotiven; ferner aus 982 Personenwagen, nämlich 14 Salonwagen, 12 Schlafwagen, 294 Personenwagen 1./2. Klasse, 17 Stück 1./2./3. Klasse, 9 Stück 2. Klasse, 64 Stück 2./3. Klasse, 482 Stück 3. Klasse, 3 Stück 3./4. Klasse und 87 Stück 4. Klasse, und ferner 7170 Güterwagen, wovon 4284 Stück bedeckt und 2886 Stück offen sind. Jm Bau sind noch begriffen 13 Lokomotiven, 10 Personenwagen und 149 Güterwagen. Es wurden im Ganzen befördert 7977 Schnellzüge, 95772 Personenzüge, 81584 Gemischtzüge, 31172 Güterzüge und 2859 Materialzüge.
Getödtet wurden bei den vorgekommenen Unfällen 17 Beamte und ein Reisender, verletzt 53 Beamte und ein Reisender.
Beschäftigt waren 7571 Subalternbeamte* und 2919 Arbeiter, gegen 7675 Subalternbeamte und 3131 Arbeiter im vorhergehenden Geschäftsjahre.
* --> das waren seinerzeit mittlere und untere Beamte.
Nun gab es ja auch hohe und höhere Beamte, wurden die nicht mitgezählt? .... und bei den Unfällen wurden die Arbeiter nicht mitgezählt oder wurden hier alle Eisenbahner als „Beamte“ bezeichnet?

4. Dezember

• Die Vorarbeiten für den Bahnbau Kiel - Schönberg haben, soweit die Festlegung der einzuschlagenden Linie in Frage kommt, nunmehr ihren Abschluß gefunden. Die definitive Ausarbeitung des Planes wird voraussichtlich in einigen Monaten zu erwarten sein.
• O.T.: Der Landrath des Landkreises Kiel macht Folgendes bekannt: Nachdem die Abnahme der in Anlaß des Baues des Nordostsee-Kanals verlegten Strecke der Kiel-Eckernförder Chaussee stattgefunden hat, wird vom 4. Dezember ab der Verkehr über die Hochbrücke bei Levensau verwiesen.

6. Dezember
• Zum letzten Male wurde gestern Morgen 8 Uhr durch den Aufsichtsrath und die Direktion der Kiel-Eckernförde-Flensburger Eisenbahn, die nunmehr in Folge der Eröffnung der Hochbrücke außer Betrieb gesetzte Bahnstrecke Kronshagen – Neu-Wittenbek befahren. Um 10 Uhr 33 Minuten passirte der von Flensburg kommende Zug bereits die neue Brücke und die neue Bahnstrecke.
• Beim Bau der eisernen Brücke über die Stecknitz bei Berkenthin ist man auf große Hindernisse gestoßen. Der Untergrund ist so weich, daß man trotz eingerammter Pfähle von 45 m keinen festen Boden gefunden hat. Wahrscheinlich wird die Brücke an einer anderen Stelle erbaut werden müssen. Die bis jetzt aufgewandten Kosten sollen ganz bedeutend sein.

11. Dezember
• Das im Bau begriffene Eisenbahn-Direktionsgebäude in Altona dürfte das größte Gebäude der Provinz werden oder doch die größte Zahl von Räumlichkeiten aufzuweisen haben. Dem Vernehmen nach wird es mehr als 500 Zimmer enthalten.
Auch der Bau des neuen Bahnhofes schreitet rüstig vorwärts. Ebenso naht sich der um 500 Meter verlängerte Tunnel, welcher den Bahnhof mit den Hafenanlagen verbinden wird, seiner Vollendung.
Über den Bau des Zentralbahnhofes verlautet dagegen immer noch nichts, nicht einmal, ob überhaupt zwischen Hamburg und Preußen zur Zeit Verhandlungen stattfinden.

13. Dezember
• Die in der Nähe von Levensau neueröffnete Hochbrücke, an deren Stelle bekanntlich ursprünglich eine Drehbrücke für die Eisenbahn geplant war, übertrifft die Hochbrücke bei Grünenthal noch an Spannweite, indem diese hier 165 m (gegen 156 m) beträgt. Sie gehört damit zu den weitestgespannten Brücken der Erde und nimmt etwa die fünfte Stelle ein. Das Gewicht der von der Gutehoffnungshütte gelieferten Konstruktion beläuft sich auf über 3000 Tonnen. Die Berliner Firma Kessel und Röhl lieferte aus ihren schwedischen Brüchen bei Oskarsham die großen Granitquadern der Widerlagspfeiler.

15. Dezember
• Zahlreiche Opfer hat der Bau der kolossalen Hochbrücke bei Levensau gefordert. Jm Ganzen forderte der Riesenbau in 1½ Jahren nicht weniger als 33 Opfer. 4 Verunglückte waren auf der Stelle todt; 29 haben mehr oder weniger schwere Verletzungen erlitten.

20. Dezember
• Wie von unterrichteter Seite verlautet, wird der Bau der Eisenbahn Elmshorn – Barmstedt im nächsten Frühjahr beginnen, so daß die Strecke zum 1. Juni 1895 dem Verkehr übergeben werden kann.
 

 

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  • 3 Monate später...

Der Uhrmacher Ernst Kutter aus Sulz am Neckar (geb. 1824) machte bei seinem Vater in Freudenstadt seine Lehre und wurde nach einigen Gesellenjahren Angestellter des Hofuhrenmachers Friedrich Baader in Stuttgart. Er heiratete die Tochter seines Chefs und begann mit einer eigenen Uhrenproduktion. Dabei entwickelte er eine Perronuhr (Bahnsteiguhr), die er unter anderem auch an die Königlich Württembergische Staatseisenbahn verkaufte und die dort weite Verbreitung fand. Ernst Kutter über sein Geschäft 1904 an zwei seiner Mitarbeiter und starb 1905.

Die Uhren hatten ein gusseisernes Gehäuse mit zwei Zifferblättern und innen ein mechanisches Uhrwerk, welches aufgezogen werden musste. Die Zifferblätter trugen die römischen Zahlen 1-12. In der Anfangszeit galt auf allen staatlichen Bahnhöfen Württembergs die mittlere Stuttgarter Zeit, die Kontrolle der genauen Uhrzeit erfolgte mittels Telegraf um 8 Uhr morgens. Zum 1. Juni 1891 erfolgte dann die Einführung der Mitteleuropäischen Zeit, d.h. endlich hatten alle deutschen Eisenbahnen eine einheitliche Uhrzeit. Die Überprüfung der MEZ erfolgte dann immer noch telegrafisch um 10:30 vormittags.

Die Uhren erlebten noch die Umstellung auf die Vierundzwanzigstundenzählung zum 15. Mai 1927 und in der Bundesbahnzeit teilweise den Umbau auf eine zentrale elektrische Steuerung.

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  • 3 Wochen später...

Am 21. April 1873 kam es in Frankfurt aufgrund einer Bierpreiserhöhung zu einem Krawall mit 20 Toten. Ein Jahr später kam es in München zu einem partiellen Bierstreik als 1000 Arbeiter der (Eisenbahn-) Zentralwerkstatt und 900 Arbeiter der Waggonfabrik diejenigen Gasthäuser bestreikt haben, die den Bierpreis auf 9 Kreuzer den Liter erhöht haben.

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  • 1 Monat später...
Zufälliger historischer Fakt: Im Jahre 1871 haben sich in Deutschland langsam die hellen Biere aus Österreich durchgesetzt, und der bayerische Staat, der ein Monopol auf das Brauen von Weißbier hat, entscheidet sich dazu, die Produktion von Weißbier einzustellen - Ludwig II. benötigt das Geld für den Bau seiner Schlösser.
 
An dieser Stelle springt Georg Schneider, Pächter des Königlich Weißen Hofbräuhauses am Platzl in München,in die Bresche und erwirbt als erster Bürgerlicher das Weißbier-Braurecht.
 
Zusammen mit seinem Sohn kauft er eine Brauerei im Tal und gründet 1872 die Firma "G. Schneider & Sohn". Damit entsteht das bis heute unveränderte "Original". "Auf eine Weisse zum Schneider ins Tall", heißt es damals im Volksmund.
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In dem Zusammenhang etwas über das bayrische Bier im Export nach Frankreich: Im Frühjahr 1867 werden im Vorfeld der Pariser Weltausstellung den bayrischen Brauereien von den Königlichen Verkehrs-Anstalten (bis 1886 die oberste bayrische Verwaltungsorganisation der Eisenbahnen) neue Wagen gestellt. Es handelt sich um Bierwagen, die als Isolationswagen ausgeführt sind (es sind keine Kühlwagen im engeren Sinne, da keine Kühlung durch die Bahn betrieben wird). Dazu ist innen mit etwa 10 cm eine Verschalung angebracht und der Zwischenraum wird mit gestampfter Lohe (das ist Baumrinde bzw. Blattwerk wie es auch beim Gerben verwendet wird) gefüllt. Diese Füllung dient der Abdichtung und Isolation. Im Inneren lagern die Fässer dann auf großen Binsenmatten und werden von großen Eisstücken umgeben. Insbesondere die Spatenbrauerei (damals die größte Brauerei Münchens) macht von diesem Angebot Gebrauch und wird als einzige deutsche Brauerei mit einer Goldmedaille belohnt. Statt 7 Kreuzer die Maß wie in München müssen die Pariser satte 33 Kreuzer bezahlen.

Es dauerte aber bis 1875 bis der Bierkonsum in Paris richtig Fahrt aufnahm. Allerdings stellte sich auch schnell Bierpanscherei in großem Stil ein, wo das importierte deutsche Bier mit großen Mengen einfachen französischen Biers verschnitten wurde oder gar mit einer künstlichen Brühe...

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  • 3 Wochen später...

Berlin verfügt ab Dezember 1876 über ein öffentliches Rohrpostnetz mit 15 Rohrpostämtern. Um 1880 werden damit bis zu 40.000 Sendungen pro Tag transportiert. Auch einige Bahnhöfe (Schlesicher und Görlitzer Bahnhof 1878, Lehrter Bahnhof 1883) sind mit eigenen Ämtern eingebunden, der Reichstag schon seit Beginn des Netzes.

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