Zum Inhalt springen

Jakob Richter

Mitglieder
  • Gesamte Inhalte

    1209
  • Benutzer seit

  • Letzter Besuch

Alle Inhalte von Jakob Richter

  1. An dieser Stelle sei mal bemerkt, dass ich bisher noch nicht erlebt habe, dass Sachen, die eingereicht wurden, nicht bearbeitet worden sind. Das hat zwar meist lange gedauert aber am Ende gab es zu allem ein Feedback und (wenigstens) die Erklärung, dass das Material irgendwann veröffentlicht wird. Mich würde wirklich mal interessieren, wer meint, dass reihenweise aus Sicht des Autors veröffentlichungsreifes Material ohne Feedback rumliegt. Gruß Jakob
  2. Die meisten hier vorgeschlagene Lösungen haben den entscheidenden Nachteil, dass dafür auch lebendes (oder ehemals lebendes) Material verwendet werden muss. Das sollte einen Hardcore Moralisten in Probleme bringen. Während man in Realität an diesem Widerspruch allerdings zu Grunde gehen muss, ist das zum Glück auf Midgard irgendwann kein existenzielles Problem mehr. Man lernt einfach Rindenhaut und hat eine LR. Für die Nahrung wird man zum Priester und zaubert (ohne Material) andauernd Brot und Wasser. Das scheint mir eine probate Lösung für absolute Hardcore Vegatarier, die (zu Recht!) auch Pflanzen für lebende Wesen halten, die es moralisch zu bewahren gilt. Gruß Jakob
  3. Deine Beispiele kann ich zwar nachvollziehen, "völlig albern" muss eine solche Unterscheidung aber dennoch nicht sein. Ich kann beispielsweise durch die Abenteuerhandlung versuchen, einen Spieler, der bisher wenig Spielanteile hatte, zum aktiven Spiel anregen. Das geht z. B., indem ich ihn in eine gefährliche Situation bringe: Jetzt muss er reagieren. Wenn ich mogle, um diese Situation einzuleiten, tue ich zwar dem Charakter nicht unbedingt etwas Gutes, dem Spieler aber schon. Tharon. Ich stimme entschieden zu. Selbstverständlich kann der Schaden für einen Charakter einem Spieler mehr Spannung und Spass bringen. Wer das abstreitet hat nicht verstanden, dass es einen Unterschied zwischen Charakter und Spieler gibt. Gruß Jakob
  4. Habs geändert... Y_sea Aber warum denn???? MacKassl muss sich doch nicht verstecken! Das ist ein super Koch... Herzlicher Gruß Jakob PS.: Außerdem stamme ich aus Kassel. Auch wenn Kassler nicht daher kommt. jr
  5. Ich sehe im Winter gibt es in Alba Grünkohl mit Kassler. Eine Frage: Geht dieses "Kassler" auf den berühmten Wulsteader Koch Aelford MacKassl zurück? Gruß Jakob
  6. Die von mir geleitete KTP Kampange würde durch einen FuJin gesprengt. Insofern würde ich es ablehnen. Allerdings versucht einer meiner Spieler gerade Beamter zu werden. Das ist KTP auch nicht ohne - und als Abenteuer sehr lustig. Ich bin also für Besonderheiten zu haben. Es hängt schlicht von der Situation in der Kampagne ab. Gruß Jakob
  7. Ich würde mich sehr freuen, über eine lange Kampagne, in der die Abenteurer an führender Stelle daran mitwirken können, dass sich die politische Situation in einem der Länder Midgards grundlegend verändert. Die Historie des offiziellen Midgards ist mir viel, viel zu statisch. Denkt nur mal an die europäische Geschichte des letzen Jahrhunderts, was da politisch los war - und solche Zeiten gab es auch im Mittelalter und in der Antike reichlich. Wenn ich die offizielle Quellen im Bezug auf die Geschichte Midgards lese - sagen wir mal über die letzten drei Jahrhunderte, dann fällt mir immer nur Francis Fukuyama mit "Das Ende der Geschichte ein" - nur dass dessen steile These von 1993 - bis maximal zum 11.9.2001 gehalten hat. Ich habe zu meinen Lebzeiten innerhalb von 12 Jahren alleine zwei welthistorische Ereignisse erlebt - den 9.11.1989 und den 11.9.2001. Auf Midgard gibt in den letzten Jahrhunderten nicht annähernd ein derartiges Ereignis. In einer solchen Kampagne würde ich es wichtig finden, dass die Abenteuer/Spieler selbst politisch handeln könnten. Bisher durften die Abenteurer/Spieler in Midgard Abenteuern allenfalls im geheimen politische-militärische Kommandooperationen führen, über die sie dann aber "keinesfalls" reden durften. Das ist mir zu wenig aktiv und zu wenig heldisch. Und zu wenig politisch, denn politisches Handeln lebt notwendig von der öffentlichen Wirkung. Warum darf ein Söldner nicht mal einen Haufen von ein paar hundert Mann in den Krieg zwischen Tevarra und Estoleo führen? Warum darf ein Priester nicht mal einen Dschihad predigen und sich so eine führende Position im kommenden Feldzug erarbeiten? Außerdem führen selbst die veröffentlichten Abenteuer, die einen politischen Hintergrund haben, nie zu einer gravierenden politischen Veränderung. Die Abenteurer sind immer auf der bewahrenden - man könnte auch sagen erzkonservativen Seite. Warum dürfen die Abenteuer nicht einfach Mal dabei an führender Stelle mitwirken, ein Fürstenhaus zu stürzen - und zwar ohne, dass der eigentlich rechtmäßige Erbe irgendwo brav im Hintergrund hockt. Es gibt eine Reihe Länder Midgards die eine Herrschaftsstruktur haben, die massive politische Veränderungsversuche ziemlich wahrscheinlich machen. Mir ist bewusst, dass es das verlagstechnische Argument gibt, dass grundlegende politische Umwälzungen in einem Land dazu führen, dass viel des veröffentlichten Materials nicht mehr benutzt werden kann. Das gilt aber logischerweise nur für Länder zu denen es überhaupt eine Reihe von Veröffentlichungen gibt. Einem knackigen Bürgerkrieg in Chryseia steht veröffentlichungstechnisch genauso wenig etwas im Weg, wie z.B. einem Eroberungskrieg der Tegaren in Richtung Aran. Es gibt ein paar echt brillante Midgard Autoren, denen ich so eine Story mehr als zutrauen würde. Gruß Jakob
  8. Ich habe den Zyklus mit einem fanatischen Duhlahim gespielt, dass war keine Problem sondern sehr spannend. Es ist mir sogar noch gelungen, den Alamantempel in Byrsa abzufackeln. Ein wahrlich Ormut-gefällige Tat! Gruß Jakob
  9. So eng würde ich die "Kerzenfrage" nicht sehen. Das geht aus meiner Sicht auch wunderbar mit Xan. Gruß Jakob
  10. Ein sehr schöner Hof, den man gut benutzen kann. Der passt vielleicht sogar noch eher ins nordöstliche Clangadarn oder sogar nach Fuardain. Besonders gelungen finde ich das Bild und den Grundriss - selber gemacht? Well done! Jakob PS.: Und natürlich sind norddeutsche Hallenhäuser ein wunderbar heimatliches Vorbild...
  11. Hallo Einskaldir, eine schöne Figur, auch wenn ich die Filmvorlage nicht kenne. In Dojo von Urumatsu Kozen kannst aber eine Figur beim besten Willen nicht schicken, wenn Sie aus GokuRakuJodo (dem Westen KTPs) kommen soll. Das Dojo liegt in KuroKegaTi und UrumatsuKozen war Hauptmann der kaiserlichen Wachen - da kann einfach kein SaMurei aus dem Westen von seinen Eltern hingeschickt werden. Das wäre eine Schande! Und was für eine!!! Gruß Jakob
  12. Es ist völlig richtig, dass Reisen teuer ist. Das galt vor der Moderne als ungeheurer Luxus und/oder als verdammt gefährlich. In unserem Midgard ist das auch so - Reisen ist verdammt gefährlich und verdammt teuer. Wir halten das für "realistisch". Und so reisen wir nicht einfach mal so 18 Tage durchs wilde Alba. Da kann einfach zu viel passieren und es ist auch noch echt teuer. Das gilt mehr oder weniger für alle vier Spielleiter mit "ihren" jeweiligen Gruppen. Also spiele auch ich als Spielleiter ich in meiner Kampagne praktisch jede Reise aus - und glaubt mir, reisen ist für Ausländer in KuroKegaTi wirklich nicht übermäßig lustig... Reisen sind bei uns deshalb auch nicht wirklich beliebt. Als Abenteuer sind sie dann doch relativ eintönig und dazu teuer und gefährlich... Gruß Jakob
  13. Interessant, vielen Dank. So habe ich das noch nicht gesehen - ich dachte, die Ränge seien überall gleich, auch wenn die Magistrate in der Tat in der Hierarchie der Fürsten und nicht des Kaisers stehen. Die Ränge, einschließlich einer Tabelle mit ihren Namen und Stufen, sind im UDJ auf S. 25-29 (die Ränge auf S. 29). Der DsiXian als Amt wird auch irgendwo auf diesen Seiten erwähnt. Danke für die Seitenangabe. Die Rangtabelle ist mir natürlich bekannt. Den DsiXian habe ich aber vergessen. Meine Aussagen zur Beamtenprüfung orientieren sich an der chinesischen Beamtenprüfung. Du kannst davon ausgehen, dass in Regel nicht mehr als 150 bis maximal 400 Anwärter pro Jahr das so genannte Hauptstadtexamen bestanden haben. Beim später eingeführten noch weitergehenden Palastexamen weiß man, dass nur einer von 3000 von denen durchkamen, die mal mit der Examenslaufbahn begonnen hatten. Die Auswahl war mörderisch. Man geht davon aus, dass etwa 0,0002% der chinesischen Bevölkerung Beamte waren - bei ca. 200.000.000 Millionen Einwohnern können wir also von nur 10.000 echten kaiserlichen Beamten ausgehen! Wenn Du es so spielen willst, dann rechne das mal auf KuroKegaTi um! Gruß Jakob PS.: Die die verschiednen Stufen kaiserlichen Beamtenexamina sind übrigens ein super Stoff für Abenteuer
  14. Hallo Ma Kai, mir ist das Wort noch nicht untergekommen - spannend, wo hast Du es her? Ich gehe nicht davon aus, dass ein lokaler Magistrat einen Rang im Sinne von kaiserlichen Beamten hat. Lokale Magistraten sind eben das, lokal, und deshalb nicht kaiserliche Beamten. Ich gehe insgesamt davon aus, dass es nur ausgesprochen wenige echte kaiserliche Beamten gibt - d.h. Beamten, die die Beamtenprüfung bestanden haben. Das können an den beiden maßgeblichen Akademien kaum mehr als 200 - 400 pro Jahr (zusammen genommen) sein. Gruß Jakob
  15. Hallo Stephan, Du hast Recht, ich argumetiere ausführlich und massiv (ein Stück sicher auch am engeren Thema vorbei). Ein bisschen, ist das aber der Stil der Theoriediskussionen. Es ist immer blöd in so einer Situation zu schreiben: "Hey, ich habe das nie gesagt." Trotzdem mache ich es hier. Ich habe tatsächlich nie geschrieben, "dass in (m-) einen Runden Regeln bestenfalls Vorschlagscharakter haben und jederzeit diskutiert/gebrochen/ignoriert werden können." Ich habe nur - dass allerdings massiv (und machmal vielleicht auch unklar) - erklärt, dass es richtig ist, sich diese Option bewußt offen zu halten. Selbstverständlich halten wir uns möglichst an die Regeln, wir werfen aber niemand vor, wenn er es nicht tut. Wir sind dann bereit es zu diskutieren. Die Argumentation um Regeltreue geht aber genau darum, diese Diksussionen zu verhindern. Das Argment, was dann kommt ist - es macht keinen Spass. Hey, dass ist genau dasselbe Argument, wie das der Regeluntreuen. Die Frage was Spass macht, kann man eben nicht mit Hilfe der Regel lösen. Man kann aber mit Hilfe der Regel versuchen, diese Diskussion zu verbieten. "Das steht in der Regel. Das musst Du akzeptieren. Egal, ob es Dir Spass macht oder nicht." Ich habe nun wirklich lange geschrieben, warum ich diese Meinung für inakzetabel halte. Herzlicher Gruß Jakob
  16. Ist das wirklich so schwer zu verstehen? Vor dem Würfel sind alle gleich. Das ist gerade das Gegenteil von Willkür. Der Würfel ist vollständig willkürlos, weil er keinerlei eigenen Willen hat, sondern vollständig neutral ist. Auch wenn es uns manchmal anders vorkommt (die eine Gruppe, die Würfelergebnisstrichliste führt, hat da erstaunliche Erkenntnisse gehabt), im statistischen Durchschnitt würfle ich im Verhältnis zur Gesamtanzahl Würfelwürfe genau so viele zwanziger wie mein Nebensitzer. Der (ideale) Würfel wird langfristig jede Figur mit der gleichen Anzahl jedes Würfelwurfs beglücken - gleich viele einser, gleich viele zwanziger, gleich viel von allem dazwischen. Auf dieser Grundlage baut das Spielgleichgewicht auf. Wenn Spielerkrieger im Schnitt nicht 10.5, sondern 15, würfeln, dann passen die Gradangaben der Abenteuer nicht mehr, dann passen sie im Verhältnis zu ihren Magierkollegen nicht mehr, etc etc. Lieber MaiLai (liebe?) Mai Lai, meinerseits steht noch eine Antwort auf Deinen Beitrag aus – schließlich habe ich ihn herausgefordert. Ich bedauere, dass die Antwort erst heute kommt. Ich habe einfach nicht genug Zeit, immer schnell zu antworte. Zunächst eine Bitte um Entschuldigung dafür, dass ich mich verschrieben habe. „Der Würfel“ ist selbstverständlich keine „Willkür-“ sondern eine „Zufallsmaschine“. Du hast Recht der Würfel ist „vollständig willkürlos“. Aus meiner Sicht nicht Recht hast Du mit der Behauptung, dass „vor dem Würfel alle gleich“ seien. Dazu ein einfaches Beispiel: „Es wird mit einem W6 ein Schaden gewürfelt – Ergebnis 3. Bei meiner Figur sagt die Regel: Die Figur nimmt drei Punkte Schaden und lebt. Bei Deiner Figur sagt die Regel: Die Figur ist bei einem Ergebnis von 3 gestorben.“ Du bist implizit davon ausgegangen, dass die Regel für alle gleich ist. Das muss mitnichten der Fall sein. Es gibt genügend Spiele – etwa historische „KoSims“ (die Du ja auch schätzt), bei denen gleiche Würfelergebnisse für die unterschiedlichen Spielparteien unterschiedliches bedeuten. Woran man sieht, nicht der Würfel macht alle gleich, sondern die dem Würfelwurf vorangehende Regel. Der Würfel ist an sich – ich schrieb es schon öfter - nur eine Maschine, die Zufallsergebnisse produziert. Wenn es „die Regel“ ist, die bei Midgard „Gleichheit“ herstellt, dann haben Würfelwürfe wohl eine andere Funktion. Ich glaube, dass Würfelwürfe „Ungleichheit“ herstellen sollen. Auch dazu ein einfaches Beispiel: „Wir beide haben jeder eine Spielfigur. Die beiden Spielfiguren sind in ihren Daten in jeder Beziehung genau gleich. Es kommt zu einem Kampf gegeneinander. Die Frage ist, wer gewinnt?“ Die Regel alleine, die ja bei Midgard den Zweck hat, möglichst genau gleiche Bedingungen herzustellen, kann hier keine Lösung bringen, da beide Figuren ja gleich sind. Es wäre also höchst „ungerecht“, wenn per Regel eine zum Sieger bestimmt wird. Genau an dieser Stelle kommt die Zufallsmaschine Würfel ins Spiel. Die Würfel stellen nämlich per Zufall zwischen den ansonsten gleichen Figuren „Ungleichheit“ her. D.h. aus meiner Sicht, Würfel sind mitnichten dafür da „Gleichheit“ herzustellen, sondern entschieden dafür gedacht „Ungleichheit“ herzustellen, eben weil die Regel Gleichheit herstellt. Würfel stellen diese Ungleichheit allerdings auf eine Weise her, die man sich – wie ich meine – im Kontext der sozialen Situation am Spieltisch ziemlich genau betrachten sollte – nämlich „zufällig“. Was zunächst wie ein banaler Allgemeinplatz klingt, ist für den Spielspaß aller Mitspieler manchmal ziemlich entscheidend. Der Zufallsmechanismus macht die Ungleichheit, die zu Entscheidung entstehen muss, nämlich für manche Mitspieler erträglicher. Gerade, weil die Regel ansonsten nichts hergeben kann, was es rechtfertigen würde, dass eine Figur verliert, muss eine Maschine her, um die Sache zu entscheiden, d.h. um Ungleichheit herzustellen. Dieses Herstellen von Ungleichheit durch Würfel hat aber nichts mit „Gerechtigkeit“ im Rollenspiel zu tun. Die Herstellung von Gerechtigkeit ist „per se“ immer ein sozialer Akt. Gerechtigkeit kann man mit einer Würfelmaschine nicht herstellen, dazu bedarf es immer einer sozialen Einbettung (im Rollenspiel sind da verdammt viele Faktoren zu nennen). „Gerechtigkeit“ beruht (nach langläufiger Meinung) auf der prinzipiellen Gleichheit aller beteiligten Menschen. Der Sinn des Würfels aber ist es, „Ungleichheit“ zu erzeugen. Dem Würfelwurf selbst, ich schrieb es oft, wohnt „Gerechtigkeit“ deshalb eben nicht inne. Im Gegenteil er soll „Ungleichheit“ und daraus folgend „Ungerechtigkeit“ auf maschinellem Wege akzeptabler machen. Und genau deshalb sind Zufallsereignisse, die auf Würfelwürfen beruhen - um dem Strangtitel wieder etwas näher zu kommen - keinesfalls "gerecht" für die Spieler. Nun noch etwas zu Deinen statistischen Bemerkungen: Dein Beispiel gibt es im Rollenspiel so nie. Es spielt in der Praxis überhaupt keine Rolle, ob es theoretisch bei unendlich vielen Würfeln zu einer statistischen Angleichung kommt. Bei Rollenspielsituationen handelt es statistisch gesehen immer um abgeschlossene Ereignisse. Ob ein Spieler im letzten Abenteuer dauernd super gewürfelt hat, spielt für einen Spielabend drei Monate später überhaupt keine Rolle mehr. Es kann trotzdem sein, dass der Spieler vollkommen zu Recht sein Würfelpech an dem entsprechenden Abend beklagt und erklärt, dieses aktuelle Würfelpech verderbe ihm den Spaß. Wenn es in so einer Situation die Aufgabe des Spielleiters ist, sich in herausgehobenem Maße für den Spielspass aller einzusetzen – wovon ich ausgehe, dann sollte er zugunsten des Pechvogels Würfelwürfe relativieren. Herzlicher Gruß Jakob PS.: Wo wohnst Du? Bin bereit „A World at War“ zu lernen…
  17. Falsch, ich habe hier gar keinen "Vergleich" angestellt, sondern deinen Gedanken einfach nur weiter gedacht, um dir zu zeigen, wohin er führt und wie unsinnig er ist (weshalb ich, nebenbei bemerkt, auch keine Beleidigung sehe). Dein Beispiel war doch, dass der Sl bei einem Wurf von 1-6 als Ergebnis 7 festlegt, damit die Regeln bricht und dadurch für die Spieler "Freiheit" entsteht, weil sie mit ihm darüber diskutieren können. Ich verstehe das allgemein so, dass du einen Regelbruch oder eine Willkürmaßnahme (oder wie immer du das Geschehene nennen willst) deshalb nicht als schlimm ansiehst, weil man sich ja dagegen auflehnen können. Dieser Gedanke ist so lächerlich, dass ich dir einmal gezeigt habe, wohin bei Anwendung auf andere Sachverhalte führt. "Anwendung auf andere Sachverhalte" ist eine klassische Definition für "Vergleich". Eine derartige "Anwendung auf andere Sachverhalte" ist beleidigend - und auch beleidigend gemeint, was die Wortwahl "lächerlich" deutlich zeigt. Da kann man noch so oft behaupten, dass sei "einfach nur einen Gedanken weitergeführt". Wenn Dein Gedanke einfach so vom Rollenspiel Midgard zur chinesischen Diktatur "weiterführt", dann fällt dieser Gedankengang allerdings auf Dich zurück. Es ist ausschließlich Dein Gedankengang der Dich von meinem außerordentlich harmlosen Beitrag hier im Forum zur chinesischen Diktatur führt. Ich habe in meinem ersten Beitrag, der Dich zu dieser "Anwendung auf andere Sachverhalte" "weitergeführt" hat, nichts dazu geschrieben. Ich bin allerdings in der Lage zu begründen, warum die "Anwendung auf andere Sachverhalte" wie Du es (offensichtlich bewusst verschleiernd nennst) nicht statthaft ist. Dir ist das nicht ein Wort der Begründung wert. Du behauptest nur einfach, Du hättest meine Gedankengang "weitergeführt" und "gezeigt", dass er "lächerlich" und "unsinnig" ist. Das ist ein Meta- und kein Sachargument (und eine lahme Erwiderung). Es ist außerdem moralisch unstatthaft, was ich (vollkommen in der Tradition von unstatthaften "Anwendungen" über Diktaturen) ausgeführt habe - worauf Du es aber auch nicht für nötig befindest, einzugehen. Dann zeig doch Mal "en detail" wo der "Unsinn" liegt. Und dann zeig doch mal, was mein Beitrag im "Rollenspiel Forum zu Midgard" (!) Deiner Meinung nach konkret (!) mit der chinesischen Diktatur zu tun hat - und zwar ohne die Opfer derselben dabei implizit zu relativieren. Das absolute Minimum wäre, zunächst zu zeigen, warum ein Beitrag im Midgard-Forum überhaupt bedeutend genug sein sollte, um mit den realen Gegebenheiten der Unterdrückung in Tibet in irgendeiner Verbindung zu stehen. Nun zu Deiner "nicht beleidigenden" Fortführung meiner "lächerlichen" Gedanken: Du zeigst nur, dass Du den Regelbruch genau deshalb verhindern willst, weil Dir die "Auflehnung" gegen die Regel von vorne herein nicht passt. Und ja Du hast Recht, ich finde die Möglichkeit sich gegen eine Regel "auflehnen" zu können, prinzipiell sehr begrüßenswert. Ich sage aber: Im Gegenteil, erkennen wir an, dass Regelbruch sinnvoll sein kann, weil wir uns dann gar nicht erst dagegen "auflehnen" müssen, wenn uns die Regel den Spass verdirbt. Ich gehe sogar soweit, diese Möglichkeit dadurch zu "befördern", dass ich offensiv erkläre: "Es ist gut zu wissen, dass weder Spielleiter noch Spieler sich nicht zwanghaft an die Regeln halten". Und zwar genau deshalb, weil sich dann niemand "auflehnen" muss, sondern offen darüber reden kann, ob ihm diese spezielle Situation im Spiel gefallen hat oder nicht (ob regelgerecht oder nicht spielt dafür a priori überhaupt keine Rolle). Dann und erst dann kann ich ohne "Auflehnung" sagen: "Ich hätte es aber lieber regelgerecht gehabt." oder "Du hättest die Regel nicht gnadenlos anwenden sollen." Beide Argumente sind nämlich vor dem Hintergrund des Spielspasses vollkommen gleichberechtigt. Es kann einem Spass machen sich in einer konkreten Situation an die Regel zu halten, es kann einem aber auch keinen Spass machen. Das letztere möchtest Du aber mit dem Todschlag Argument "Die Regel hat immer Recht!" verbieten. Was nur heißt, "Egal ob es irgendeinem Mitspieler gerade so richtig den Spass verdirbt, die Regel gilt in jedem Fall!" "Die Regel hat immer Recht" ist aber eine im Kern ähnlich dogmatische Aussage, wie der "Der Spielleiter hat immer Recht!". Es besteht nur der feine Unterschied, dass man mit dem Spielleiter diskutieren kann - mit "Der Regel" niemals (und auch nicht mit "dem Würfel"). Und ja, ich bin vehement der Ansicht, dass es der Gleichberechtigung aller Beteiligter gut tut, wenn ab und an über den Spielspass diskutiert wird. Weil man aber mit dem Spielleiter oder Spielern wenigsten diskutieren kann (oder um in Deiner Terminologie zu bleiben, sich gegen ihn "auflehnen" kann), ist es besser, wenn ab und an gegenüber der Regel willkürlich gehandelt wird, denn dann steht von vorne herein fest, dass "Die Regel" eben nicht "immer Recht" hat. Deshalb ist es gut, wenn allen am Spieltisch klar ist, dass es "Willkür" im Bezug auf die Midgard-Regeln geben muss. Nur dann werden die Regeln relativiert, nur dann kann man sagen "diese Regel macht mir keinen Spass" und nur vor diesem Hintergrund kann man diskutieren, ohne sich "auflehnen" zu müssen. Gruß Jakob
  18. "Zwingend" ist mir hier ein bißchen zu stark. Ein sehr großer Anteil von Midgard ist nicht durch Regeln reguliert. Es geschieht z.B. ständig, daß eine Spielerfigur eine Nichtspielerfigur anspricht. Der Spielleiter muß dann entscheiden, ob die Art und Formulierung dieser Ansprache dem Gemütszustand der Nichtspielerfigur entspricht, und wie diese reagiert. Da gibt's (vom Verhaltensindex mal abgesehen, und auch der funktioniert nur mit ganz breitem Interpretationsspielraum für den SL) keine Regeln für. "Komplexes Brettspiel" paßt deswegen m.E. auch nicht. Das gibt es übrigens auch schon, von Lutz Stepponat. Es ist doch deutlich etwas anderes als Midgard, das Rollenspiel. Lieber Ma Kai, ich gebe zu, dass "zwingend" eine starke Konnotation hat. Sie ist an dieser Stelle aber von mir mit bedacht gewählt und nicht nur um ein bisschen zu provozieren (was ich durchaus manchmal mache). Ich finde Du hast vollkommen Recht, ein großer Teil von Midgard ist real nicht durch Regeln kodifiziert (obwohl es verdammt viele Regeln gibt). Das ist wohl aus unserer beider Sicht der zentrale Unterschied zu einem Brettspiel, in dem möglichst alles kodifiziert ist. Im freien Rollenspiel ist aber die freie Interaktion zwischen Spielleiter und Spielern maßgeblich. Außerdem ist Rollenspiel (zumindest Midgard) im Vergleich zum Brettspiel nicht kompetitiv - es gibt keine Sieger unter den Spielern (oder dem Spielleiter). Meiner Meinung nach geht es bei der ganzen Diskussion auch darum, den unkodifizierten Teil des Spiels möglichst klein zu machen und viele Regeln zwingend zu setzen. Außerdem habe ich manchmal den Verdacht, dass eine möglichst große kompetitive Komponente ins Rollenspiel eingeführt werden soll. Beides heißt aus meiner Sicht, den Kern des Rollenspiels zu beschneiden. Insofern finde ich es durchaus legitim zu sagen, das für möglichst freies Spiel der "Bruch" oder sagen wir besser die "Nichtanwendung von Regeln" "zwingend" nötig ist. Ich habe hier aber etwas noch anderes gemeint. Ich glaube, dass es auch in ganz streng geregelten Situation wie z.B. Kämpfe für "freies" und "gerechtes" Spiel wirklich "zwingend" notwendig ist, die Möglichkeit (!) zum "Regel vergessen" offen zu halten. Das liegt an meiner Sichtweise auf die Funktion von Regeln und Würfelwürfen im Spiel. Regeln dienen dazu möglichst große formale Gleichheit herzustellen und Würfelwürfe wiederum haben den Sinn bei sonstiger Gleichheit, wieder Ungleichheit durch Einführung des Zufalls herzustellen. Beides sind aber technische Mechanismen, deren Sinn es ist möglichst die freie Entscheidung von Spielleiter und Spielern zu beschneiden. "Freiheit" im Spiel - ich habe es inzwischen öfter geschrieben - entsteht erst dann, wenn "die siebte Möglichkeit" gewählt (!) werden kann. Wer sich zwingend an die Regeln hält, wählt eben den Weg der Technokratie. Diese technokratische Art des Umgangs mit Regeln und Würfeln findet man normalerweise in Brettspielen: Von "Mensch ärgere Dich nicht" bis zu "A world at war". Da gehört sie auch hin. Und ich betone sie machen Spass - jedenfalls mir. Gruß Jakob PS.: Natürlich ist das Midgard Rollenspiel was anders als das Midgard Brettspiel: abstrakt ist das ein Kern meines Arguments (siehe oben). PPS.: Das Midgard Brettspiel ist für meinen Brettspiel Geschmack übrigens etwas "unterkomplex". Ich stehe auf deutlich komplexere historische Simulationen, wie "Path of Glory" oder gar "Empires in arms" - und da liebe ich technokratisches, regelkonformes Spiel!
  19. Lieber Rabe, danke für Dein freundliche Aufnahme meiner Argumentation. Ich habe gerade nicht so viel Zeit, deshalb schreibe ich erst Mal nur was zu Deinen ersten beiden Punkten: 1. Bei der Frage, auf welche Art man sich nicht an Regeln halten soll (oder darf), kommt es meiner Meinung entscheidend darauf an, welches Reflexionsniveau und welcher soziale Zusammenhalt in der Gruppe herrscht in der man spielt. Normalerweise bildet sich da recht schnell nach einigen Sitzungen eine Art "stillschweigender sozialer Vertrag" zwischen allen Beteiligten heraus. Zu Weilen wird dieser auch durch öffentlich ausgesprochene Regeln verdeutlich. Streit in einer Gruppe entsteht meiner Meinung nach genau dann, wenn über diesen "stillschweigenden sozialen Vertrag" keine Einigkeit herrscht. Auf Cons stellt sich so ein Vertrag normalerweise auf etwas andere Art her: Der Spielleiter hat hier - so finde ich - die Verantwortung dafür zu sorgen, dass einige seiner "Vertragsbedingungen" vor dem Abenteuer geklärt werden. Ich bin auf Cons schon vor Jahren dazu übergegangen, vorab meinen Spielleitungsstil zu erläutern. Unter anderem vordere ich die Mitspieler auf, mir direkt im Abenteuer zu sagen, wenn ihnen etwas an meinem Leitungsstil nicht passt (übrigens ein Bruch der Midgardregeln, wo man das ja angeblich erst nach dem Spiel tun soll). 2. Die Möglichkeit (!) zum Bruch der Regeln ist aus meiner Sicht Grundlage für Spielgerechtigkeit. D.h. im Umkehrschluss keinesfalls, dass die Einhaltung von Regeln zwingend ungerecht ist. Das Gefühl, dass eine Rollenspielsitzung gerecht verläuft, hat meiner Meinung nach mit den Regeln an sich wenig zu tun, sondern eben vielmehr damit, ob sich alle an den von mir oben genannten "stillschweigenden sozialen Vertrag" halten. Das blöde an diesem Vertrag ist aber, dass er in gewissen Grade "unbestimmt" bleiben muss, weil es (aus meiner Sicht) beim Rollenspiel um im Kern unbestimmte Begriffe, wie "Spielspass", "Flucht aus dem Alltag", "Phantasie der Beteiligten", "Gruppenerlebnis" etc. geht. Alle diese Dinge sind der Natur nach individuell und nur sehr schwer zu kodifizieren. Ich glaube, dass der Grund für die vehemente Debatte um "Regeltreue des Spielleiters", "Railroding" etc. auch darin liegt, dass es einigen Menschen nicht liegt, mit solchen Graden von "Unbestimmtheit" umzugehen. Herzlicher Gruß Jakob
  20. Ganz 100% zutreffend hast Du die Positionen nicht wiedergegeben. Die strikte Anwendung von Würfelergebnissen und Regeln erhöht z.B. nicht primär die Freiheit, sondern das Selbstwertgefühl der Spieler: sie fühlen sich sozusagen als "richtige Männer" und nicht "kuschelweichgespült". Spielleiter-Willkür wird mit dem Begriff "Railroading" in Verbindung gebracht, und erst dann schränkt sie auch die Handlungsfähigkeit der Spielerfiguren ein. Nuuuun ja, wenn sonst nicht mögliche Ergebnisse hinzugefügt werden, besteht die Gefahr, daß jede Bindung an die Regeln verlorengeht. Dann bräuchte man irgendwann gar keine Werte, Würfel und Regeln mehr und könnte sich gegenseitig einfach das erzählen, was man meint, daß passieren sollte. So gesehen schränken Regeln und deren Befolgung die Freiheit schon ein. Um ehrlich zu sein, das wäre für mich eher eine Freiheit, mir den Spaß zu verderben. Längere Diskussionen, was möglich ist und was nicht, möchte ich am Spieltisch nicht führen. Insofern ist das, so gesehen, für mich keine Freiheitserhöhung. Außerdem habe ich die Möglichkeit immer. Selbst wenn der SL sich seiner Meinung nach strictissime an die Regeln hält, ist deren Auslegung doch immer wieder einer Interpretation zugänglich. Die "Freiheit, herumzudiskutieren" kommt also durch Spielleiterwillkür nicht hinzu (wenngleich es wahrscheinlicher wird, daß sie genutzt wird). Hallo Mai Kai, ich stimme Dir fast in allem zu. Mir bleiben nur folgende Bemerkungen. Über den auch aus meiner Sicht bestehenden Zusammenhang mit dem Geschlecht der Diskutanten wollte ich nichts schreiben, um nicht noch mehr anzuecken. Ich hatte es so verstanden, dass "Railroading" - wenn er sich auf die Beugung von Regeln bezieht - letztlich nur ein anderes Wort für Spielleiterwillkür ist. Spannend wäre es zu schauen, ob und in wie weit das auch für Argumentationen gilt, die das Wort "Erzählung" (SchErz) zum negativen Kampfbegriff machen. Bei der Frage des Würfelwurfs habe ich den einzigen echten Widerspruch zu Dir. Natürlich ist es im Sinne der Regel auch Willkür wenn ein Würfelergebnis zwischen 1 und 6 gewählt wird (dazu gibt es Dutzende von Beiträgen im Theoriestrang). Ich habe das Beispiel mit der "sieben" gewählt, um deutlich zu machen, dass die Wahl eines jeden anderen als des gewürfelten Ergebnisses zu einer siebten Möglichkeit führt - die siebte Möglichkeit ist die Auswahl des Ergebnisses an sich. Das diese Auswahl eine andere Qualität hat als das Würfelergebnis, ist unbestritten: Es ist sogar der Kern meiner Argumention. Das siebte Ergebnis - nämlich, sich nicht an den Würfelwurf zu halten - ist genau das Ergebnis, dass die Freiheit und die Spielgerechtigkeit ermöglicht. Zu Deinen restlichen Aussagen möcht ich nur sagen, dass ich nie gegen Regeln an sich geredet habe - die sind für ein Rollenspiel wohl nötig, sonst wäre es Improvisationstheater der wilderen Sorte. Ich habe nur argumentiert, dass es für Freiheit und Gerechtigkeit im Rollenspiel zwingend nötig ist, zu wissen, dass man sich manchmal nicht an die Regeln halten muss. Alles andere führt zur technokratischen Diktatur der Regeln. Letzters kann übrigens auch Spass machen, aber dann spiele ich ein - in meinem Fall - möglichst komplexes Brettspiel. Gruß Jakob
  21. Du solltest PR-Berater für die Diktatoren dieser Welt werden! Ich bin mir sicher, dass z. B. die Tibeter ganz entzückt darüber sind über ihre "Freiheit", mit den Chinesen über ihre Unterdrückung diskutieren zu können! Oder dürfen die das überhaupt? Und darf man das am Rollenspieltisch, oder gibt es da so etwas wie die "Goldene Regel"? Ich halte deine Behauptung für blanken Unsinn, ebenso den Rest deines Beitrages, den zu kommentieren ich mir nicht weiter die Mühe mache, außer einer ausdrücklichen Zustimmung zu Kazander! Mit freundlichen Grüßen vom Schnitter Bevor ich auf den Vorwurf der "Propaganda" für Diktatoren - in diesem Fall die kommunistische chinesische Diktatur eingehe, möchte ich vorab folgendes sagen: Ich werde hier nur ein Mal darauf eingehen, denn den Vergleich einer real existierenden oder historischen Diktatur mit einer Rollenspielsitzung, halte ich grundsätzlich für nicht statthaft und zwar, weil durch diesen Vergleich immer das Leiden der Opfer in der Diktatur relativiert wird. Eine reale Midgard Rollenspielsitzung hat mit einer realen Diktatur nichts - aber auch gar nichts - zu tun - wer da Verbindungen sieht, betreibt Gedankenspiele die zur Relativierung der Diktatur führen und das sollte man um der Opfer willen lieber bleiben lassen. (Der Vorwurf an sich ist übrigens außerordentlich beleidigend und dem Forum aus meiner Sicht eigentlich unwürdig – aber wenn das der Stil sein soll…) Trotzdem Schnitter, danke ich Dir (im gewissen Sinn) für das Beispiel mit den Tibeter und Chinesen - ich hatte, als ich meinen letzten Beitrag geschrieben habe, eher mit dem Vorwurf der "Nazi-Nähe" gerechnet - aber wenn es denn die chinesische Diktatur sein soll, mit der wir uns hier beschäftigen müssen, weil ich angeblich so schlimme Dinge schreibe, dann sei das so... Der Vergleich, der hier von Schnitter angestellt wird impliziert folgendes: erstens, die Spieler seien die Tibeter, zweitens der Spielleiter sei die Chinesen. Das an sich ist schon ein bemerkenswerter Vergleich. Er hinkt aber an einer zwingend entscheidenden Stelle: Während die Tibeter tatsächlich nur unter größten Gefahren mit den Chinesen über "Freiheit" diskutieren können, ist das bei Spielern und dem Spielleiter mitnichten der Fall. Die Freiheit der Diskussion haben die Spieler zum Glück - es sei denn, man will sie verbieten, weil man sich zwingend an die Regel hält. Tatsächlich ist der Sinn der Rollenspielregeln die Diskussionsfreiheit einzuschränken - eben weil es Regeln sind. Ebenso, wie es der Sinn der chinesischen Gesetze ist, die Diskussionsfreiheit (und einiges andere mehr) der Tibeter einzuschränken. An diesem (wie gesagt moralisch äußerst zweifelhaften) Vergleich, sieht man auch worauf es hinausläuft: Die Frage, ob ein Regel, ein Gesetz eingehalten wird, hat manchmal sehr wenig mit der Frage zu tun, ob dies auch "gerecht" oder "frei" ist. Was die tibetischen Freiheitsaktivisten tun, ist im Sinne der chinesischen Gesetze ganz ohne Zweifel ein Akt von „Willkür“, weil sie sich außerhalb der chinesischen Gesetze stellen. Trotzdem ist es (jedenfalls in meinem Verständnis) richtig und gerecht und bringt ein mehr an Freiheit. In einem analogen Sinn (von dem ich noch Mal betone, dass ich solche Analogien für hoch fragwürdig halte), kann es in bestimmten Situationen für mehr Spielgerechtigkeit und mehr Spielfreiheit nötig sein, sich nicht an die Regeln des Spielsystems zu halten. Es gibt eben Gerechtigkeit, die außerhalb des Systems steht – sei es im chinesischen oder im Midgard-System und dazu ist „Willkür“ im Sinne der Regeln/Gesetze zwingend nötig. Dabei spielt es im Grundsatz überhaupt keine Rolle, ob diese Art Willkür durch den Spielleiter oder die Spieler ausgeübt wird. Anders (und zugegebenermaßen polemisch) ausgedrückt: Rollenspielgruppen, die sich darauf verständigen, die Regeln ihres Systems immer und zu jeder Zeit anzuerkennen, einigen sich - im Sinne dieser, nicht von mir aufgebrachten Analogie - darauf, das System der chinesischen Diktatur anzuerkennen. Das ist definitiv nicht mein Weg Midgard zu spielen. Insofern bleibe ich dabei, dass „Willkür“ im Sinne der Regeln zwingend nötig ist, wenn man für Gerechtigkeit und Freiheit im Rollenspiel etwas übrig hat. Was alle hier so aufregt, ist die Frage, wer legitimer Weise „willkürlich“ sein darf: Spieler oder Spielleiter. Das aber ist eine Frage von Hierarchie und sozialer Vereinbarung nicht von Regel im engeren systemischen Sinn. Um der Frage nach Hierarchie aber die Spitze zu nehmen: Ich habe nichts dagegen, wenn Spieler manchmal den Würfel drehen – genauso wie der SpL. Sie nehmen sich „Freiheit“ und das auch noch ohne irgendjemanden anderem zu Schaden. Was sollte man dagegen haben? Herzlicher Gruß Jakob PS.: Ich bleibe übrigens dabei, dass Würfel diktatorische Willkürmaschinen sind. Was an Würfeln "frei" oder "gerecht" ist und was die zwingende Benutzung dieser Objekte mit dem Spielgleichgewicht zu tun hat, müsste man mir schon - und zwar einigermaßen argumentationsstark - erklären. PPS.: Erklärungen, wie "das ist Quatsch", fallen auf die Autoren zurück. Wenn das so ist, was ich gar nicht ausschließe, dann ist es ja sicher ein leichtes, mich zu widerlegen. Es sollte aber niemand wundern, wenn ich hinzufüge - eine wirklich konsitente Widerlegung will ich dann aber auch hier geschrieben sehen.
  22. Hallo zusammen, ich verfolge immer Mal wieder die ganzen unterschiedlichen Theoriestränge und muss sagen, dass ich - ähnlich wie Tharon im ersten Beitrag dieses Threads schrieb - einigermaßen "irritiert" bin. Auch die Links, die auf den vorigen Seiten zur Theorie überflogen habe, bringen mich nicht weiter. Warum? Es werden immer wieder zwei falsche Prämissen zu Grunde gelegt: 1. Die strikte Anwendung von Würfelergebnissen (und den dahinterliegenden Rollenspielregeln), erhöhe die "Wahlmöglichkeit / Selbstständigkeit / Freiheit / Einflussmöglichkeit" der Spieler. 2. Spielleiter-Willkür gehört ausgeschaltet, weil sie die Freiheit der Spieler einschränke. Antwort zu 1. Warum ist es falsch, dass die strikte Anwendung von Würfelergebnissen (und den dahinterliegenden Rollenspielregeln), die "Wahlmöglichkeit / Selbstständigkeit / Freiheit / Einflussmöglichkeit" der Spieler erhöht? Um dies zu begründen reicht ein ganz kleines Gedankenspiel: Wir nehmen an, die Regel verlangt den Wurf eine sechsseitigen Würfels. Bei strikter Anwendung der Regel gibt es nun genau die Zahl von sechs möglichen Ergebnissen. Wenn man die Regel aber nicht strikt anwendet gibt es folgende Möglichkeiten: Die sechs möglichen Würfelergebnisse und die Möglichkeit, den Würfelwurf nicht anzuerkennen: Zusammen sind das sieben mögliche Ergebnisse. Abstrakt gesprochen: Es gibt immer, wenn man sich nicht an Würfelergebnisse hält eine Möglichkeit mehr, als wenn man sich an Würfelergebnisse hält. Das ist offensichtlich ein „Mehr“ und nicht ein „Weniger“ an möglichen Ausgängen. Und was besonders wichtig ist: Sowohl Spieler als auch Spielleiter können diese letzte Möglichkeit beeinflussen. Bei einem Würfel handelt es sich schlicht um eine spezielle (Zufalls-) Maschine, deren technischer Diktatur man sich unterwirft. Diese technische Diktatur abzulehnen, in dem die Möglichkeit offen gelassen wird, das Ergebnis nicht anzuerkennen, ist zwingende Voraussetzung, dass Freiheit überhaupt in der entsprechenden Situation des Würfelwurfs entstehen kann. Zusammenfassend: Wer sich strikt an Würfelergebnisse hält, schränkt die Zahl der möglichen Ergebnisse ein und beraubt sich völlig der Einflussmöglichkeit auf das Ergebnis. Das hat mit mehr "Wahlmöglichkeit / Selbstständigkeit / Freiheit / Einflussmöglichkeit" der Spieler sichtbar nichts zu tun. Befürworter einer strikten Anwendung von Würfelergebnisse geht es anscheinend im Gegenteil um die Reduktion von „Freiheit“ aller Mitspieler, auch wenn sie teilweise vehement das Gegenteil behaupten. Antwort zu 2: Warum ist es falsch, dass Spielleiter-Willkür die Freiheit der Spieler einschränkt. Auch hier hilft ein kleines Gedankenbeispiel weiter: Wir nehmen wieder an, die Regel verlangt den Wurf eines sechsseitigen Würfels. Der Spielleiter würfelt und verkündet das Ergebnis „sieben“. Das ist offensichtlich nicht Regelkonform und die Spieler wissen dies. Sie können über das Ergebnis mit dem Spielleiter diskutieren. Entscheidend ist hier nicht das anscheinend falsche Ergebnis „sieben“, sondern das Wissen der Spieler darum, dass es Spielleiter-Willkür geben darf – völlig unabhängig vom Ergebnis des Würfelwurfs, sei dieses 1 bis 6 oder eben „sieben“. Ausschließlich dadurch, dass die Möglichkeit zur Spielleiter-Willkür gegeben ist, entsteht die Freiheit der Spieler zur Diskussion. Wer Spielleiter-Willkür ablehnt, verhindert offensichtlich die Diskussion über Würfelergebnisse, das schränkt die Freiheit der Spieler zwingend ein. Selbstverständlich kann man dieses Beispiel auch auf simple Erzählsituationen anwenden: Würde der Spielleiter immer „richtig“ erzählen und leiten, dann würde dies offensichtlich die Möglichkeiten den Spieler einschränken – niemals erweitern. Zusammenfassend: Die Möglichkeit zur Spielleiter-Willkür ist zwingende Voraussetzung für die Freiheit der Spieler zu Diskussion über den Spielverlauf. Insofern ist es besonders „bemerkenswert“, dass in einer unverständlichen Umkehr des Freiheitsbegriffs, die Ausschaltung von Spielleiter-Willkür zu einem mehr an Freiheit der Spieler umgedeutet wird. Aus meiner Sicht geht es bei der ganzen Diskussion um Würfelergebnisse, offenes Würfeln, Zufallstabellen etc. schlicht um eine Einschränkung der Wahlmöglichkeiten und der Freiheit aller Mitspieler. Dahinter steht wohl das mangelnde Vertrauen in die notwendige Hierarchie einer Rollenspielsitzung mit Spielleiter. Die Spieler, die die Möglichkeiten des Spielleiters durch strikte Würfel- / Regelbindung einschränken wollen, schränken ihre eigene Freiheit ein, vermutlich aus Angst vor der Freiheit des Spielleiters: Für mich ist das Selbstmord aus Angst vor dem Tod. Umgekehrt, berauben sich die Spielleiter, die sich strikt an die Würfel und die Regel halten einer freiheitlichen Möglichkeit. Kern dieser Argumentation ist die „Gerechtigkeit“ gegenüber den Spielern. Dazu ist nur zu sagen – ein Würfelergebnis oder eine Regel ist immer ausschließlich Technik. „Gerechtigkeit“ entsteht zwingend erst im sozialen Akt der Anwendung derselben. Anders gesagt: natürlich kann ein schlechtes Würfelergebnis in einer gegebenen Situation schreiend ungerecht sein (übrigens einer der Gründe warum vor Gericht nicht gewürfelt wird). Erst die Möglichkeit (!) das Würfelergebnis zu ändern kann Gerechtigkeit herstellen. Ob diese Möglichkeit angewendet wird, ist dann der Entscheidung - meistens aber durchaus nicht immer – des Spielleiters anheimgestellt. Spielleiter, die sich willentlich dieser Möglichkeit berauben, indem sie sich der Diktatur der Regel unterwerfen, nehmen aus meiner Sicht ihre Verantwortung als Spielleiter für „Gerechtigkeit“ im Spiel nicht wahr. Gruß Jakob
  23. Ich würfele so gut wie immer verdeckt, sage aber oft die Ergebnisse an. Ich finde es logisch, wenn die Spieler aus den Ergebnissen auf die Qualität des Kämpfers schließen - eine 38 ist eben was anderes als ein 23. Ich sage durchaus auch, ob es sich aus Sicht der Spieler um einen "gefährlichen" oder "weniger gefährlichen" oder "sehr gefährlichen" oder "perfekten" oder... Kämpfer handelt. Ich glaube, dass jeder der Grundkenntnisse im Nahkampf hat sehr schnell sieht, ob er es mit einem schwachen oder starken Gegner zu tun hat - unabhängig, ob der gerade Glück oder Pech hat. Das gilt aus meiner Sicht für Zauberer, wie für Kämpfer. Die typischen Abenteurer Zauberer sind eben keine Stubenhocker... Gruß Jakob
  24. Die Arracht dort sind aber ausdrücklich nicht an die Temperatur angepasst, obwohl ihnen die angepasste Züchtung von Artgenossen nach Bestiarium möglich ist. Die Kolonie ist also augenscheinlich so klein, dass ihnen diese Möglichkeit nicht (mehr?) gegeben ist. Eine Stadt würde ich 30-50 Arracht jedenfalls nicht nennen. Gruß Jakob
  25. Ich gebe Dir Recht, was Nahuahuaqi, Ixtanthanzuthu und im Besonderen Ahuatl angeht. Etwas anderer Meinung bin ich bei Tolucan, dessen Kult ich nicht so pervertiert sehe. Zum einen handelte es sich immer schon um einen sehr ambivalenten Kult, wenn man die fantasyüblichen Maßstäbe von "gut" und "böse" anlegt, zum anderen hat sich in der Kultausübung nicht sehr viel im Vergleich zu früher geändert. Außerdem ist zu bedenken, dass Tolucan der einzige der "Lichtgötter" ist, dessen Zeitalter noch nicht gekommen ist. Für mich ist es schwer vorstellbar, dass ein Lichtgott in pervertierter Form in "sein" Zeitalter geht. Gruß Jakob
×
×
  • Neu erstellen...