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Gifte - Wieso generell geächtet?


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OK, der Grund weshalb Gifte, sofern sie denn Schaden zufügen, geächtet sind, ist mir etwas klarer geworden. Bei der Hexenjagd sind ja ähnliche Motive ausschlaggebend.

 

Dennoch bleibt bei mir die Frage, welche vermutlich auch nicht allgemein beantowrtet werden kann, wieso recht viele Spieler und natürlich Spielleiter, den Gifteinsatz stärker ahnden als z.B. Magieeinsatz. Dieser wird größtenteils völlig normal empfunden, ganz im Gegensatz zu Giften.

 

Dies ist natürlich nur meine persönliche Erfahrung. Kann sein, dass ich da einfach nur "schlechte" Erfahrungen gemacht habe.

 

Meine Meinung ist aber, dass man die Realität nicht 100%ig auf die Spielwelt übertragen kann. Entweder man ächtet alles, was die gemeine Bevölkerung anscheinend nicht versteht, oder gar nichts. Wenn ich Anfange Gift flächendeckend zu ahnden, wäre es m.E. nur konsequent dies auch auf Magieanwender auszuweiten, oder? Das würde dem Fantasyrollenspiel aber auch nicht besonders gut tun, finde ich.

 

Gruß

Hansel

Magie ist in einigen Ländern weitgehend geächtet und wird toleriert soweit es Institutionen gibt, die darüber wachen, dass kein Schindlider mit Magie getrieben wird.

Wenn du es schaffst eine Giftmischergilde zu etablieren die weitgehend das Vertrauen der Regierung und Teile der Bevölkerung erlangt ist es um den Giftmischer vielleicht auch besser bestellt. ;)

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Hallo zusammen,

 

ich bin mit den Kulturspezifka, die bei der Anwendung von Gift in den unterschiedlichen Ländern zum tragen kommen, sehr zufrieden.

 

Ich kann mir z.B. gut vorstellen, dass in der Oberschicht der Küstenstaaten Gift zu den bedenkenswerten Mordmethoden gehört, während es in Alba völlig verpönt ist. Was im Ikengabecken normal ist, kann in Clanngardan ein Verbrechen sein. In Nahuatlan z.B. sind die im Volk beliebten Tolucanpriester sogar verpflicht eines ihrer beiden kultischen Kurzschwerter zu vergiften, während es einem nahuatlanischen Adlerritter als höchst unehrenhaft ausgelegt würde - man sieht selbst einer Kultur gibt es Gesetzte und Tabus zur Giftbenutzung, die sehr unterschiedlich sind.

 

Schwierig wird es sicher, wenn z.B. ein Tolucan Priester in Alba mit einem vergifteten Obsidian-Kurzschwert erwischt wird, aber das sind ohne Zweifel Kulturspezifika, die es für andere Charakterklassen und Kulturen auch gibt. Ein Schwertkämpfer im TsaiChental ist z.B. auch ziemlich lebensmüde, wenn er nicht SaMurai ist.

 

Insgesamt halte ich Gifte für kein größeres Problem des Spielgleichgewichts: Ich glaube nämlich, dass es - auch wenn Gifte in der Natur nicht allzu selten sind - gar nicht so einfach ist sie zu verwenden. Glücklicherweise schmecken nämlich sehr viele natürlichen Gifte ausgesprochen penetrant und wirken nur in etwas größeren Mengen. Außerdem verlieren viele Gifte bei Bearbeitung - z.B. durch kochen im Essen ihre Wirkung. Ich stelle es mir auch nicht so einfach vor, eine harzige Paste zu finden, die als Träger für ein Schwertgift dienen kann, eine Konsistenz hat, die das Gift in einer Wunde kleben lässt, bezahlbar ist und dann noch wirkt. Außerdem verlieren Gifte relativ schnell ihre Wirkung ob sie z.B., eine wochenlange Karawanenreise durch die Wüste Gond oder eine Schiffsreise nach Nahuatlan überstehen, ist fraglich.

 

Ich mache als Spielleiter immer schon die Beschaffung von Gift und Gegengiften schwierig. Die übliche Giftmischerapotheke gibt es bei mir nicht ohne weiteres zu kaufen auch nicht in großen Städten. Das gilt bei mir übrigens für sehr viele Dinge: Ein albisches Langschwert bekommt man in Ulwar schwer bis gar nicht, ein heilige Symbol des Ormut ist in Isarjurd kaum aufzutreiben usw.

 

Kurzum, ich halte die Handhabung von Gift wie von sehr vielen Midgardregeln letztlich für eine Frage des Spielstils. Und der sollte halt möglichst konsistent sein.

 

Gruß

 

Jakob

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Das historische Vorbild Erde lässt sich imho in dieser Diskussion nicht sinnvoll auf die Spielwelt anwenden. Magie und übernatürliche Phänomene sind doch auf Midgard viel "alltäglicher" als auf der Erde und sie spielen eine ganz andere Rolle.

 

Zwar glaubte man (vielleicht tut man es immer noch) in der irdischen Verganenheit auch an Hexenkünste und Magie. Allerdings waren diese Phänomene nie ein normaler Teil des alltäglichen Lebens, sondern immer dubios und zweifelhaft.

 

I.d.R. hat sich niemand gerne öffentlich dazu bekannt, magische Fähigkeiten zu besitzten (die er vielleicht dazu noch einen übernatürlichen Mentor zu verdanken hat:disturbed: ). Die Folgen dürften klar sein. Die Magie-Situation auf Midgard ist dagegen eine etwas andere, wie wir ja wissen.

 

Im Falle der Gift-Ächtung könnte das irdische Vorbild schon eher passen.

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@Hansel:

Auswirkungen von Giftnutzung in den Gruppen waren bei mir bisher, daß eine Figur, die erbeutetes Gift gegen die Nutzer einsetzen wollte ungefähr folgenden Satz zu hören bekam.

Mein Assassine zu einem Küstenstaatler (Magister von Adel):"Du kannst es aufheben und nicht vernichten, um später ein Gegengift herzustellen oder herstellen zu lassen. Sollte ich dich jedoch dabei erwischen, daß du Gift einsetzt, dann hast du richtig Ärger am Hacken!"

Es geschah bislang noch nicht oder ohne Entdeckung meines Assassinen.

 

Zur Magie:

Es gibt zum einen Gilden und z. B. die Kirgh in Alba, die das regeln.

Andererseits ist es bisher in meinen Gruppen so gewesen, daß die Spieler der Zauberer durchaus darauf geachtet haben, nicht besonders oft zu zaubern und je nach Schauplatz auch zurückhaltend in der Auswahl der Zauber sind.

 

Zu deinen Beispielen:

Normalerweise, wenn in einer Stadt gekämpft wurde, kommen Stadtwachen, um aufzuräumen. Manchmal taucht dann auch ein Priester, Heiler, Feldscher oder Arzt auf, der durchaus etwas von Wunden und anderen Gebrechen verstehen kann. Und wenn eine Figur Gift einsetzt, dann kann das entdeckt werden, wie Gifteinsatz gegen die Figuren auch zu entdecken sein muss.

 

Und wenn ein Gegner so merkwürdig blaue Lippen habt oder die Schnittwunde deutlich verfärbt und angeschwollen ist, dann können das durchaus leicht zu entdeckende Folgen des Gifteinsatzes sein.

Warum klebt die Kleidung an der Schnittstelle ein wenig?

Harziges Waffengift?

 

Bei Magie sehe ich die Sache ähnlich, wenn man mal von den Gilden absieht. Bei besonders gefährlicher Magie, wenn Unbeteiligte zu Schaden kommen, würde ich auch eine Chance zur Entdeckung sehen, entweder ein Zeuge, der gesehen hat, wie das Kind in den Feuerkugelbereich gelaufen ist oder es entdeckt jemand dieses Kind, bei dem schreckliche Brandwunden zu sehen sind. Dumm für den Ormutpriester, der sich im gerechten Zorn mitten in Beornanburgh austoben musste, weil er von einem Taschendieb bestohlen wurde. Diesen hat er auch erwischt, aber leider tauchte da plötzlich dieses Kind auf.

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Bei Magie sehe ich die Sache ähnlich, wenn man mal von den Gilden absieht. Bei besonders gefährlicher Magie, wenn Unbeteiligte zu Schaden kommen, würde ich auch eine Chance zur Entdeckung sehen, entweder ein Zeuge, der gesehen hat, wie das Kind in den Feuerkugelbereich gelaufen ist oder es entdeckt jemand dieses Kind, bei dem schreckliche Brandwunden zu sehen sind. Dumm für den Ormutpriester, der sich im gerechten Zorn mitten in Beornanburgh austoben musste, weil er von einem Taschendieb bestohlen wurde. Diesen hat er auch erwischt, aber leider tauchte da plötzlich dieses Kind auf.

 

Das halte ich für ein gutes Beispiel. Natürlich setzt man eine Feuerkugel nicht in einer belebten Strasse Beornanburghs ein (ohne ein Risiko einzugehen) und genauso natürlich verwendet man in derselben Situation kein Gift (ohne ein Risiko einzugehen).

 

Danach tauchen aber viele Fragen für tolles Rollenspiel auf: Ist der Einsatz einer Feuerkugel gegen eine Dieb "gerechter Zorn" oder ungerechtfertigte Übertreibung. Ist der Einsatz von Gift gegen einen Schwarzmagier angemessen oder untergräbt er die Moral. Auch Spielercharaktere müssen nicht alles machen, was möglich ist. Sie haben moralische Werte und wollen diese womöglich für die Gesellschaft in der sie Leben erhalten.

 

Ein bisschen hört sich die Diskussion um Gift so an, als wenn es jemand ungerecht findet, dass er seinen Charakter nicht folgenlos so skrupellos spielen kann, wie er will. Dem ist - jedenfalls in meiner Midgardrunde - so. Das gilt aber für alle möglichen Dinge, nicht nur für Gift. Z.B. pinkelt man auch nicht folgenlos an die Tempelmauer des Xan Tempels von Crossing (ich argumetiere jetzt hier nicht, dass es sich bei dem Inhalt der Blase um Gift handelt ;) ) . Was geht und was nicht, weiß man doch in seiner Spielwelt am besten.

 

Gruß

 

Jakob

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Dreht sich das Rollenspiel nicht immer um:

Was ist gut, was böse?

Gift ist nach Midgardkonvention böse, schlecht, feige, hinterhältig, denkt euch weitere Attribute aus.

 

Vielleicht ist es ja nur eine Verklärung meinerseits, aber ich finde in einer mittelalterlichen Welt sollten deutlich strengere und andere Moralvorstellungen gelten als die, die wir heute gewohnt sind.

 

Wer sich in vergangenen Jahrhunderten gegen die Gemeinschaft stellte (Diebstahl, Mord usw.) musste mit Ausschluss aus der Gemeinschaft rechnen oder Brandmarkung/Verstümmelung.

 

Man war abergläubisch und hatte Angst, daß einem der Himmel auf den Kopf fällt, böse Geister Besitz von einem ergreifen, kleine Fehler oder große vom Lieben Gott bestraft werden, schlechte Erlebnisse waren also Strafe Gottes.

Da man mit Gift Leuten schadet und sie dies nicht deutlich erkennen können, wenn es eingesetzt wird, ist es geächtet.

Wer so etwas aber benutzt, ist ein Handlanger des BÖSEN.

Es sind ja sogar selbst Leute gefährdet, die sich damit nur zum Schutz beschäftigen, Gegengifte herstellen, weil es den Leuten unheimlich ist, womit sich dieser mensch beschäftigt.

Er ist nur noch ein kleines Stückchen vom BÖSEN entfernt, bzw. BÖSES zu tun.

 

Heute werden Übeltäter resozialisiert oder man versucht es zumindest und man kann sich manchmal fragen, was hat das mit Gerechtigkeit/Wiedergutmachung/Rache zu tun.

In früherer Zeit gab es andere Maßstäbe als heute und das war einfach so.

 

Früher war der Schutz der Gemeinschaft wichtiger als heute, heute versucht die Gemeinschaft niemanden auszugrenzen oder die Leute wieder ins Boot zu holen.

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Wie ich schon sagte, kann es durchaus sein, dass mich hier mein subjektives Empfinden ein wenig narrt. Und man muss auch bedenken, dass der Gifteinsatz nicht alltäglich ist. Wenn er aber erfolgt, z.B. in Form eines Waffengiftes (egal wie stark), kam es schon vor, dass übertrieben oft darauf reagiert wurde. Sei es, dass die Leichen der getöteten Wesen untersucht wurden und dabei Gift entdeckt wurde. Sei es, dass Gift bei einem Abenteurer entdeckt wurde. Die Folge war recht häufig die, dass der Abenteurer um sein Leben bangen musste, zumindest aber schleunigst die Stadt verlassen konnte.

 

Ok, da kann ich jetzt was mit Anfangen (obwohl wir hier ja dein subjektives Empfinden diskutieren).

 

Nur weil ein Spieler öfters Gift benutzt, sollte man als Meister nicht übertrieben reagieren. Nicht jeder Giftmord dürfte bemerkt werden, allerdings besteht natürlich immer eine gewisse Wahrscheinlichkeit das jemand das Gift bemerkt. Hier muss man als Meister schon auf ein gewisses Gleichgewicht achten. Soweit kann ich dir also zustimmen.

 

Sollte ich aber als "ehrenvoller" SC einen anderen SC bei einem Giftmord (oder mit vergifteteten Schwertern) erwischen wird er ganz schön was zu höhren bekommen. Wäre mein SC eher zwilichtig veranlagt wurde er den anderen eventuell nach dem Rezept fragen ;)

 

(Kulturspezifische Besonderheiten habe ich nicht beachtet)

 

Gruss

sir_paul

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Ich habe gerade mal bei Google das Wort 'Waffengift' eingegeben. Es schien mir, dass da fast nur Fantasyrollenspielseiten ausgespuckt wurden. Kann es sein, dass das Vergiften von Waffen in unserer realen Welt kaum eine Rolle gespielt hat (vermutlich, weil es einfach nicht sinnvoll ist)?

Da auch die Midgradregeln wenig Ansatz dafür bieten, dass es auf Midgard anders ist, nehme ich für Midgard einfach mal das selbe an.

Das Vergiften von Waffen ist unüblich, da es im Allgemeinen keinen Vorteil bringt (oder die Nachteile die Vorteile überwiegen). Daher brauche ich keine Regeln dafür und die Spielfiguren dürfen es einfach nicht.

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... Wer sich in vergangenen Jahrhunderten gegen die Gemeinschaft stellte (Diebstahl, Mord usw.) musste mit Ausschluss aus der Gemeinschaft rechnen oder Brandmarkung/Verstümmelung...

 

Meistens beides damit auch andere Gemeinschaften den Übeltäter erkennen können und nicht auf ihn hereinfallen.

 

... Heute werden Übeltäter resozialisiert oder man versucht es zumindest und man kann sich manchmal fragen, was hat das mit Gerechtigkeit/Wiedergutmachung/Rache zu tun.

In früherer Zeit gab es andere Maßstäbe als heute und das war einfach so...

 

Es gab damals vor allem keine Gefängnisstrafe. Gefängnisse dienten loediglich zur Verwahrung bis das Urteil gefällt/ vollstreckt wurde. Die eigentlichen Strafen waren Verbannung, öffentliche zur Schaustellung(z.B. Pranger), Züchtigungen (z.B. Auspeitschen), Verstümmelungen (z.B. Gliedmassen, aber auch Zungen, Ohren, Nasen je nach vergehen), Tod (teilweise recht Qualvoll z.B. Hängen, Teeren und Federn, Rädern, Häuten, Sieden, Schächten, Köpfen war dem Adel vorbehalten). Die Motivation dahinter war zum einen Abschreckung und zum anderen konnte der Gemeinschaft das Gefühl der Genugtuung durch Rache zu teil werden.

 

... Früher war der Schutz der Gemeinschaft wichtiger als heute, heute versucht die Gemeinschaft niemanden auszugrenzen oder die Leute wieder ins Boot zu holen.

 

Richtig. Und die eigene Gemeinschaft war immer im Recht!

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Zumindestens in der Literatur wird öfters von vergifteten Waffen berichtet. Hamlet und Dune, der Wüstenplanet mal als Beispiele genannt. In beiden kommen vergiftete Waffen vor und die, die Gifte einsetzen (wollen) sind da meiner Erinnerung immer die Bösen.

 

Ich weis, man soll nicht über Realismus reden, aber vor Erfindung des Penicilins bzw. einer erfolgreichen Wundbehandlung war eine Wunde immer potienziell tödlich. Stichwort "Wundbrand". Von daher, was soll man sich die Mühe machen, noch extra zu vergiften?

 

Und es gibt wirksame, leicht zu handhabende Pfeilgifte im Amazonasgebiet, die auch eine gewisse Mindeshaltbarkeit haben. Waffengifte sind nicht ganz unmöglich.

 

Aber: In einer Gesellschaft, in der Gifte geächtet werden, wo eignet man sich da das erforderliche Wissen an und wie kommt man an sein Gift? Schliesslich gibt es in Midgard kein Google, das einem bei der Recherche helfen kann.

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Gift ist geächtet und verdorben, egal zu welchem Zweck es eingesetzt wird. Ich möchte hier noch kurz einwerfen, dass Gift im normalen Sprachgebrauch nicht anhand seiner chemischen Zusammensetzung, sondern anhand seiner Wirkung eingestuft wird -- was schadet ist giftig, was nützt ist Heilmittel. Von daher ist der Einsatz von Gift aus dem Wortverständnis her immer schädlich.

 

Warum ist Gift böse? Weil es eigentlich nur hinterrücks sinnvoll eingesetzt werden kann. Anders als ein bei einem Schwertkämpfer ist die Gefahr durch einen Giftmörder nicht offensichtlich. Bei Zauberern sieht es ähnlich aus: Der Typ von der örtlichen Magiergilde, der sich mit Feuerkugeln verteidigt, trägt eine Kutte und einen spitzen Hut. Er ist als Zauberer (und damit als Gefahr) ersichtlich. Außerdem wirkt Gift im verborgenen, ich sehe keine Wunde und sieche trotzdem dahin. Fast alle Zauber mit einer entsprechenden Wirkungsweise (etwa "Böser Blick") würden auch als Böse eingestuft und entsprechend geahndet.

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  • 2 Wochen später...

Beim Thema Gifte und Gegegifte gebe ich zu bedenken, dass die meisten Gegengifte für sich betrachtet ebenfalls Gifte sind, welche einem Menschen schädlich sind, wenn sie falsch (oder richtig, je nach Standpunkt) eingesetzt werden. Insofern ist es verständlich, dass eine Kräuterfrau oder eine andere Person, die sich mit Gegengiften auskennt, immer mißtrauisch behandelt wird. Zumal eine solche Person ja auch erst einmal ein Gift kennen muss um über ein entsprechendes Gegengift bescheid zu wissen. Das ist alles höchst verdächtig. Woher weiß die Frau von einem Gift, dass einen so schlimmen Schaden zufügen kann?

 

Hinzu kommt - neben der Komplexität des Themas - dass die meisten, wenn man über Gifte spricht, an Qualen und Tod denken. Dass Gifte auch andere Einsatzzwecke haben können (Schmerzen, Krankheit, Lähmung, Schlaf etc.) ist den meisten Personen aus der Landbevölkerung wohl eher nicht bewußt.

 

Außerdem wird es in den meisten Fällen nicht so sein, dass durch ein Gift eine Bestrafung herbeigeführt (Todesstrafen werden auf Midgard offensichtlicher und "unterhaltsamer" gestaltet) oder das eigene leibliche Wohl verteidigt wird. Wer Gift einsetzt, ist in den Augen der meisten immer der aktive Angreifer, der nur den Schaden seiner Gegner im Sinn hat.

 

Bereits mehrfach genannt wurde, dass dem Gift der Ruf anhängt, heimlich und hinterrücks eingesetzt zu werden.

 

Viele Grüße

Harry

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Selbst die Kräuter- und Giftkundigen, die ihr Wissen nur zum Vorteil ihrer Mitmenschen einsetzen dürften von der Mehrheit mit Argwohn beäugt werden. Ihre Kenntnis verleiht ihnen die Macht über Leben und Tod zu entscheiden. Dies klingt jetzt etwas pathetisch, dürfte aber die Ängste des Pöbels gut beschreiben. Aus dieser emotionalen sicht heraus verwundert die Ächtung nicht.

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Also inzwischen schließe ich mich wohl der Mehrheit der hier vertretenen Meinungen an. Nach nochmaligem, genauem Überdenken meines Anfangspostings, muss ich zugeben, dass der Einsatz von Gift in der Tat bei den Meisten zumindest Unverständnis auslösen dürfte.

 

Den Terminus Gift, verwendete ich in dem festen Gedanken an Schadstoffe. Das damit auch geheilt werden kann (ggf.) war mir zwar bewusst, allerdings denkt man bei Gift eben nicht direkt daran.

 

Auch wenn jemand auf die Idee käme, sich mit Gift lediglich zu verteidigen (im Fall der Waffengifte), dürfte dies dem außenstehenden Beobachter nur schwerlich vermittelbar sein.

 

Fazit: Ich als Spieler habe Gifte ohnehin kaum eingesetzt. Als Spielleiter würde ich evtl. nun auch härter durchgreifen, wenn die Situation es erfordert. Allerdings in dem Bewusstsein "Wo kein Kläger, da kein Richter."

 

Der Thread hat mir aber auch insofern neues Wissen vermittelt, dass es wohl nicht so einfach sein dürfte, an Gifte generell heranzukommen. Entweder man stellt sie selbst her, was unter Umständen gefährlich sein kann oder man käuft sie, was, aufgrund der Unpopularität nahezu unmöglich sein dürfte.

 

Hansel

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Ich denke mit einem gelungenen EW:Tierkunde oder EW:Kräuterkunde (evtl. modifiziert) kann man durchaus sicher herausfinden, ob sich ein Tier oder eine Pflanze ein geeignet scheinendes Gift enthält. Für den richtigen Umgang mit diesem Gift, sprich: wie man es ohne Gefahr für das eigene Leib und Leben gewinnen kann und damit umgehen muss, ist allerdings ein EW:Giftmischen erforderlich.

 

Gifte, welche in bestimmten Dosen verabreicht, auch Heilmittel sein können, wird man sicher irgendwo kaufen können. Aber zum einen wird das nicht jeder einfach so können und zum anderen ist ein EW:Giftmischen erforderlich um zu wissen, dass das Heilmittel auch als Gift verwendbar ist.

 

Das Abstruse ist, dass z.B. sogar Kochsalz, in entsprechend großen Mengen verabreicht, ein tödliches Gift für den Menschen ist. Es sind auch schon mal Arktisforscher nach dem Genuß einer Eisbärenleber an Vitamin A Vergiftung verstorben... (Damit wollte ich sagen: nicht alles, was giftig ist, kann man auf den ersten Blick als solches erkennen.)

 

Viele Grüße

Harry

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  • 11 Monate später...

Moin,

wo wir gerade bei Giften, sprich chemischen Kampfmitteln, sind, wie sieht's mit den Biologischen aus?

Kleine Erweiterung des Diskurses :)

Gifte wurden im mittelalterlichen Europa, das die meisten hier scheinbar als Standard wählen, tatsächlich kaum als Waffengift benutzt. Wie schonmal bemerkt taucht es eher in der Literatur auf, z.B. bei Hamlet. Aber auch da ist das vergiftete Rapier nicht sicher genug, so dass Claudius lieber auf Nummer sicher geht und auch den Kelch mit dem Siegestrunk vergiftet. Und somit versehentlich seine Frau Gertrude, Hamlets Mutter, umbringt.

Auch hier, wenn auch nicht mehr im Mittelalter (um und bei 1600), ist Gift mit dem Bösen verknüpft.

Eine weit wichtigere Rolle spielten Gifte jedoch nicht im individuellen töten, sondern in der Kriegsführung, t.ex. vergiftete Brunnen usw.

Und da tauchen auch biologische Methoden wie Pestratten u.ä. auf.

 

Die Grundfrage ist eigentlich, ob sich das MIDGARD in dem man spielt eher an historischen Tatsachen oder an literarischer Phantasie orientiert :)

 

Phantastisches Gift gibt einfach ein zusätzliches Spannungsmoment :) Aber damit eben nicht eine Paranoia zwingenderweise auftauchen muss, sollten Gifte selten und schwierig zu handhaben sein. Ansonsten muss man wirklich bei jedem Strassenhändler davon ausgehen, dass die Äpfel vergiftet sind;) Und eine Methode Gift effektiv selten zu halten ist eben sie gesellschaftlich zu ächten.

Anyway, sie sind spannend, zumal sie Wirkungen haben können, die mit "realen" Giften nicht zu erreichen sind, wie z.B. bei

http://www.drosi.de/md/md2002_012.htm

 

Bei mir sind Gifte möglich, allerdings sehe ich zu, dass Zutaten und Zubereitung genug Probleme darstellen, damit man sich ernsthaft überlegt, ob es nicht einfachere Wege gibt, zum Ziel zu kommen.

 

BTW, gut recherchierter Literaturtip für giftliebende SLs

[spoiler=Giftbuch] Dorothy L. Sayers: Documents in the case

 

 

/olik

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