Zwei solche Zwerge oder Elfen werden sich wahrscheinlich nicht stärker unterscheiden als zwei Zwerge oder Elfen in anderen Runden.
Aber es geht nicht um den Unterschied an sich, es geht um das Gefühl.
Was bedeutet denn Spielgleichgewicht? Für mich bedeutet das, dass verschiedene Figuren gleiche Chancen auf "Erfolg" im Spiel, auf Spielanteil und damit auch auf Spielspaß haben. Ist deshalb jede Figur gleich erfolgreich, beteiligt oder amüsant? Nein. Aber diese Unterschiede kommen nicht durch das Regelwerk. Krieger oder Magier, Spitzbube oder Priester - das Regelwerk gibt jedem Abenteurertyp Vor- und Nachteile, so wie sich die Rassen unterscheiden oder verschiedene Kategorien von Fertigkeiten und Zaubern. Wenn die Auswahl zwischen Figuren von Spielern nach anderen Kriterien getroffen werden (persönliche Vorliebe, Absprachen innerhalb der Spielrunde usw.), dann geht dieses Konzept auf.
Es ist schwer unterschiedliche Dinge miteinander zu vergleichen und zu bewerten. Wie groß ist der Vorteil eines LP mehr? Was bringen einer Figur ihre Zaubermöglichkeiten? Wie groß ist der Vorteil eine Spezialwaffe? Die Unterschiede werden vorgegeben und als Spieler ist es sehr, sehr schwer daran herum zu schrauben. Denn es gibt teilweise subtile Wechselwirkungen und auch werden oft reine Vorlieben mit tatsächlichen Vorteilen in einen Topf geworfen. Wenn sich eine Runde einig ist, dann spricht ja nichts gegen eine Hausregel. Aber die Vorgabe einer solchen Hausregel für andere wird schnell kompliziert: Was passiert bei sich widersprechenden Vorstellungen, wie soll man da entscheiden? Der Rückzug auf die offiziellen Regeln bietet da immer Sicherheit, dass diese Regeln unparteiisch sind. Regelanpassungen tendieren dazu mehr Vorteile als Nachteile zu verteilen. Bei den Zwergen wird z.B. der Hort kritisiert, der Extra-LP aber nicht.
Das Spielgleichgewicht ist sicher keine Säule um ihrer selbst willen. Aber es ist das beste was es gibt, bei einem reinen Kaufsystem entspräche es der "richtigen" Bewertung der Kosten für die einzelnen Features. Dabei wird es keine komplett objektiven Zahlen geben können, aber die allgemeine Zufriedenheit (oder eben auch nicht) spiegelt die Akzeptanz wider.
Interessant finde ich dabei, dass mit M4 zwar allgemein die Einschätzung verbreitet war, dass Zauberer bevorteilt sind. Es gab aber letztlich keine großen Abweichungen durch Hausregeln. Mit M5 sind Kämpfer jetzt aufgewertet worden und es gab den Aufschrei einer kleinen Gruppe von Spielern. Insgesamt aber scheint mir diese Neuauspendelung des Spielgleichgewichts aber sehr gut akzeptiert worden zu sein. Das Ziel ist also nur scheinbar eine "höhere Gerechtigkeit", es ist relativ profan eher "peace in mind" zu erreichen.