Gestern abend war ich einen Würfelwurf davon entfernt, die ganze Gruppe umzubringen.
Sie haben sich nach den Ereignissen der letzten Sitzung acht Stunden Schlaf gegönnt und sind dann sehr schnell durch die Geheimtür gekommen. Die Schraube war zwar keine Hilfe, aber von links nach rechts und zwei raus zwei rein kam irgendwie per göttlicher Eingebung (d.h. spontan). Die Wohnebene haben sie schnell durchsucht, einer hat dann eine der dort hängenden Rüstungen gegen seine (reichlich lädierte) ausgetauscht, ich überlegte, ob ich sie dabei überraschen sollte, sie haben aber doch noch aufgepaßt.
Den Rest des Abends haben sie sich hauptsächlich mit Branko beschäftigt. Es ist übrigens im Abenteuer keine Beschreibung seines gegenwärtigen Aussehens. Ich habe ihn als physisch intakt (Haut, Muskeln), aber sehr ausgemergelt (da nix mehr zu essen etc) beschrieben (man sieht halt schon, daß er eigentlich tot ist). M.E. blinzelt er auch noch. Die Spieler sind im Geiste das Bestiarium durchgegangen (Todloser, Wiedergänger - Kreaturen, von denen hatte ich noch nie etwas gehört...) - mußte ich mit Zauberkunde klarstellen.
Die intakten (offensichtlich fortwährend gepflegten) Rüstungen in der Waffenkammer waren Grund genug, in das Arbeitszimmer erst einmal vorsichtig hereinzulinsen (a propos: Armbrustbolzen! Endlich neue Armbrustbolzen!). Zing! Zing! Mit gewürfelten "3" und "4" ging der Auftakt für Branko leider etwas in die Binsen. Man ging zur Belagerung über.
Sehen von Verborgenem erwies sich mal wieder als Top-Spruch. Damit kann man nämlich Heranholen auf die Armbrust machen! Einer gewürfelten 20 konnte dann auch Brankos beträchtliche Stärke nicht widerstehen. Als er dann (Vorsicht: mit Rüstung braucht er zwei Runden, um den Raum zu durchqueren) zur Tür gerannt kam, gelang es ihnen aber nicht mehr rechtzeitig, die Armbrust wegzunehmen und die Tür wieder zuzumachen. Plan B war, die Tür zuzuhalten und durch das Sichtfenster hindurch eine Feuerkugel zu zaubern. Das hätte funktionieren können, wenn der Zauberwurf nicht eine 1/100 gewesen wäre (glücklicherweise ist das nicht Höchststrafe. Wir stellten kurz fest, daß Runenstäbe von dem Patzer anscheinend nicht betroffen sind. Schaaaadeeee...). Der SL sollte nicht vergessen, daß Branko dann erst mal eine Runde Ruhe braucht, um die Armbrust wieder zu laden.
Es war Branko - trotz seiner untoten Geduld - klar, daß er unter diesen Umständen hier nicht einfach sitzenbleiben kann. Ergo hat er die Stellung der Spieler zu umgehen versucht (über den Gang). Allerdings trägt er eine Vollrüstung, also scheppert es auch noch, wenn er mit B8 durch die Gegend stumpelt. Es schloß sich eine wilde Jagd über die Gänge mit eingefügtem gegenseitigem Belauern an. Schließlich haben sich die Spielerfiguren schlicht über die Wendeltreppe am Ende aus dem Staub gemacht und auf die in einer halben Stunde (SL-Entscheidung) zu erwartenden nächsten Aktivierung der Fahrkunst gewartet (ich muß hinzufügen, daß sie zu dritt waren, davon zwei nach der vorigen Sitzung noch massiv lädiert. Der Elfenkriegermagier war halbwegs OK, aber der Thaumaturg war unter halben LP und der Glücksritter hatte nur noch 4).
Ein solches Ende hätte aber MuLai nicht gepaßt. Dem ist es ja im Prinzip egal, wer stirbt (wenn die Spieler, dann sind wieder alle tot hier, wenn Branko, dann ist er endlich erlöst), aber daß hier jemand lebend rauskommt - nix da! Ergo kam der Geist angeschwebt, hat sich das angeschaut, ist weggeschwebt, hat Branko herbeigeführt - den die Spieler auch (zunehmend verzweifelt) näherkommen hörten, dann noch mal kurz die Aufstellung der Spielerfiguren aufgeklärt und Branko gepetzt, und los ging's. Branko und Angelo tauschten Armbrustbolzen aus, dann ging es in den Nahkampf. Hauptsächlich stand der Elf (Gr 6) gegen Branko (Gr 11). Letztendlich hat mein Würfel die Spieler gerettet. Der Thaumaturg trug eine letzte Feuerlanze bei, die Branke aber resistierte (kannze verjesse). Der Glücksritter wagte sich mit seinen 4 LP in den Nahkampf und wurde auf zwei reduziert (und da hatte er noch Glück, den Schaden habe ich offen gewürfelt). Tadir waffenlos wäre die letzte Möglichkeit gewesen. Entscheidend war letztendlich, daß ich für Branko zwei kritische Fehler im Angriff würfelte, einer brachte eine Runde Pause, der zweite ließ ihn stürzen. Der Elf würfelte dann aber für seinen Angriff gegen den Aufstehenden seinerseits einen kritischen Fehler (wenn auch ohne sonstige Auswirkungen). Da stand Branko nun wieder vor ihm, nach dem ersten Kurzschwert wäre er mathematisch todsicher wehrlos, dann noch ein Schlag in dieser Runde... Branko trifft ja mit seiner Waffe auf +20 immer (außer bei kritischem Fehler), und einen Wehrlosen auch immer schwer. Mit besserer GW schlug aber der Elf zuerst, traf schwer, und Branko zerbröselte. Puh!
MuLais Geist hat sich vor ihnen verbeugt, sie umarmt, und ihnen in Pantomime den Paternoster und das links-rechts-links-rechts... vorgemacht. Zu meinem nicht geringen Erstaunen haben sie ihm alles geglaubt! Und das nach allem, was er ihnen angetan hat (daß er ihnen Branko am Schluß noch auf den Hals gehetzt und für ihn ihre Stellung aufgeklärt hat, ist ihnen vielleicht auch nicht 100% klar geworden)...
Mit Branko habe ich übrigens auch seine Doppelarmbrust in Luft aufgelöst, und wenn ich die schon nicht haben wollte, dann auch seine Rüstung. Ich werde das wahrscheinlich kompensieren (und auch das Auslassen des Schatzes im Gezeitenlabyrinth), indem ich die altvalianischen Orobor, die sie vorher gefunden habe, aufgrund höheren Goldgehalts x2 oder x3 wert sein lasse. Eine einläufige schwere Armbrust mit Nachladepausen ist schon stark genug in der Hand unseres Glücksritters, mehr ist nicht gesund (Spielleiterwillkür!).
Sie haben sich dann erneut ausgeruht (Ah! Das Himmelbett!), versorgt, erstaunlicherweise aber trotzdem relativ wenige Bücher mitgenommen ("Die Buluga-Kampagne" fand Beifall. Jetzt muß ich mir das QB doch mal kaufen. Da läßt sich doch bestimmt etwas draus machen) und an den Waffen und Rüstungen gar kein Interesse gezeigt. Es war nachher allerdings schon schwierig genug, die edelsteinbesetzte Rüstung durch Dschungel und Meer zu schleifen. Jetzt kam auch mal die LP-Fee vorbei, was Musi auf 2 LP brachte (und damit zumindest wieder gehfähig werden ließ, entschied ich).
Ich hatte hinsichtlich des Gezeitenlabyrinths tatsächlich Angst um die Gruppe (wahrscheinlich hätte ich den dichten Verschluß am Eingang im Zweifelsfall ignoriert bzw. aufgeweicht. Ich will meine Jungs doch nicht wie Ratten ersäufen!). Sie haben aber diese Herausforderung zügig und ohne den geringsten Blick zur Seite völlig reibungslos gelöst. Herzlichen Glückwunsch!
Sie kamen dann mitten im Dschungel mitten auf der Insel mitten in der Nacht heraus. Mein Vokabular beschränkte sich für die nächsten zwei Minuten auf die Worte "Ihr seid im Dschungel". "Wir gehen dann mal zum Boot." - "Ihr seid im Dschungel." - "Also gut, wir gehen nach Süden." - "Ihr seid im Dschungel." - "Wir gehen zur Küste." - "Ihr seid im Dschungel. Dschungel. Hohe Bäume. Dunkle Nacht. Weder Sonne noch Mond zu sehen. Ihr wißt sowieso nicht, welche Tageszeit es ist. Dschungel!" - "OK, wir gehen DA lang".
Eine beliebige Richtung (ausgewürfelt) hat sie natürlich zur Küste geführt, dort haben sie auf den Sonnenaufgang gewartet, dann sind sie zum Bootsversteck. Dort habe ich sie dann näherkommende suchende Piraten hören lassen (es ist gottseidank nicht aufgefallen, daß die ja eigentlich schon einen Tag Zeit gehabt hatten, um die Insel abzusuchen - nächstes mal hätte ich die vielleicht das Boot schon gefunden haben lassen, dann hätten sie später das gesunkene Boot wieder heben und reparieren müssen, aber diesmal wären sie mit dem vorgeschlagenen Hinterhalt schlicht nicht fertig geworden) und fünf Gw-Proben (zum Entfernen der Tarnung), dann fünf Stärke-Proben (zum zu-Wasser-bringen, wobei ich nach den ersten geglückten noch -10 Bonus für Gleit- vs Haftreibung gegeben habe), und dann Pw:Gw zum reinklettern verlangt habe. Der Elf überraschte mich damit, Rudern zu können, so daß sie recht rasch wegkamen (Tadir als Steuermann vermied erfolgreich die Riffe). Zwei Pfeile habe ich noch jedem hinterhergeschossen, mit -2 für mittlere Reichweite, keiner hat getroffen.
Natürlich war es nur eine Frage der Zeit, bis das Piratenschiff auftauchte, und Plan A der Spieler war auch zunächst, nur ganz schnell zum Festland überzusetzen und dann zu Fuß weiterzugehen. Dumm nur, daß sie das mitten durch Radamalonas Lande geführt hätte - die wollten sie eigentlich nicht wiedersehen. Ich machte auch auf den Zeitfaktor aufmerksam. Also doch auf See entfleuchen. Leider waren da eben die Piraten, die mit ihrem größeren Zweimaster natürlich schon um einiges schneller waren (ich setzte analog zur vorigen Verfolgungsjagd mal eine Annäherungsgeschwindigkeit von 100m pro Minute an, das ist trotzdem nur eine Geschwindigkeitsdifferenz von 6 km/h, also etwas über 3 Knoten). Die Beschreibung der Festlandsküste als felsig und riffbewehrt gab ihnen dann die gute Idee, zwischen die Felsen zu flüchten - dahin würde ihnen das Piratenschiff doch nicht folgen können! Ungefährlich war das natürlich nicht, aber besser als Gefangenschaft (Tadir war da entschieden anderer Meinung - man könne doch das Leben des Kalifensohns nicht so riskieren! Wenn die Piraten ihn erneut gefangennähmen, würde er eben erneut ausgelöst, das sei doch gegenüber einem nassen Tod auf jeden Fall vorzuziehen! Die Spieler waren leider hinsichtlich ihrer Behandlung durch die Piraten erheblich weniger optimistisch, und in der Überzahl).
Es tauchte dann die kleine Wüstenbrise unter der Flagge des Kalifen auf, hielt todesmutig auf das Piratenschiff zu, die Spieler wollten die Ablenkung schäbigerweise zu weiteren Flucht nutzen, daraufhin drehte die Wüstenbrise hinter ihnen ebenfalls ab. Wir hatten jetzt also in Reihenfolge Spieler - Wüstenbrise - Piraten. Nach kurzem Austausch von Höflichkeiten gingen die Spieler bei voller Fahrt längsseits (oder das, was unser "Kapitän" als dieses definiert - ihr Boot kam dabei nämlich unter die Räder) und kraxelten auf die Wüstenbrise. Hussain empfing sie gleich mal mit "hättet Ihr nicht unauffälliger entfliehen können?". Wir haben also schon wieder einen Schiffsjagd-Cliffhanger, diesmal stehen sie mit einer immer noch schwer lädierten Gruppe, einem Kapitän + 10 Mann, einem Thaumaturgen und einem Priester Pagarons vollbemanntem Piratenschiff gegenüber. Sie wissen ja nicht, daß Hilfe kommen wird...