Ich habe in den letzten Wochen einige Informationen zusammentragen und kombinieren können, ich würde dieses neue Wissen gerne mit euch teilen.
Wir haben vorhin bereits über die Opferdolche und die Möglichkeit eines Fluches bei deren Zerstörung gesprochen. Diesen Dolchen wohnen noch weitere Effekte inne. Zum einen übertragen sie bei einem Opfer etwa ein Jahr der Lebensenergie auf die Opfernden, zum anderen erleiden diejenigen, die mit einem Dolch geweiht wurden, einen Schwächeanfall, wenn der Dolch zerstört wird. Von einigen Dolchen kenne ich den Zeitpunkt ihrer Zerstörung und konnte bereits ausfindig machen, dass es Personen gab, die zu diesem Zeitpunkt einen Schwächeanfall erlitten haben. Eine Zofe des Fürsten hatte eine mysteriöse Ohnmacht, ein Heiler wurde zum Haus des Bürgermeisters gerufen und dann sofort wieder weggeschickt, eine Stadtwache hat bei einer Hure einen Schwächeanfall erlitten.
An Aelan und Maria gewandt, ergänzt Finrod:
"Könntet ihr am Hofe bzw. bei der Wache den Namen der Zofe und der Stadtwache herausfinden?"
Wieder an alle gewandt:
"Nur wenige Tage später erinnerte sich die Hure nämlich an nichts mehr. Ich habe jedoch eine grobe Beschreibung. Bezüglich des Bürgermeisters wurde an mich herangetragen, dass es sich möglicherweise um eine Gespielin handelt."
An Maria gewandt:
"Wir haben hier übrigens Glück, der Vorfall ereignete sich nachts, sodass die Häuser oder Orte bei denen etwas entsprechendes passiert ist, vermutlich erleuchtet wurden. Könntet ihr mit eurer Zauberkraft in die Vergangenheit blicken und feststellen, ob es noch weitere Häuser gibt, die ungewöhnlich erleuchtet waren?"
Dann fährt Finrod fort:
"Personen die nicht älter werden, kenne ich hier in der Gegend nur die Dame Alchira die jedoch meines Wissens einen guten Ruf hat. In jedem Fall zeigt sich jedoch, dass diese Brut bereits wie ein Geschwür in Viagels sitzt. Selbst der Hof und die Wache sind nicht vor ihnen sicher. Ich habe dies weiter überprüft und festgestellt, dass selbst der Wald von Bromme leidet. Wenn ihr es euch bildlich vorstellen wollt: Alle größeren Ortschaften sind wie von Pockennarben dieses Kultes befallen und der Wald der sonst in kräftigem Grün erstrahlt hat nur noch einen graugrünen Fleck im Zentrum."
Finrod macht eine kurze Pause um sicher zu stellen, dass alle Anwesenden folgen können. Dann fährt er fort:
„Wie konnte der Kult, den es schon lange und in den gesamten Küstenstaaten gibt, so schnell so mächtig werden? Ich vermute es hat etwas mit dieser Seemeisterin Typhonisbe und der Prophezeiung des Malachias zu tun.“
Finrod rezitiert:
„Wenn die heilige Kerze Culsus zu Alteroborgo erlischt, und geheime Drachenwacht versagt, werden Schattenspiele der Vergangenheit des dereinst vom Himmel gefallenen Sterns die Lande in eine dunkle Bedrohung hüllen und Typhonisbes Schlangengezücht wird wie ein Schnitter unter die Leute fahren.“
Nach einer kurzen Pause fährt Finrod fort:
„Wie ihr wisst, ist die Kerze erloschen und ein Schlangenplage haben wir derzeit auch. Ich habe jedoch nicht viel mehr erfahren können, lediglich von einer geheimen Wacht als Schlüssel zu all diesen Dingen war in den Schriften die Rede. Meine Schlussfolgerung aus dem gleichzeitigen Geschehen dieser Dinge ist, dass beides zusammenhängt, ja dass der Kult und Typhonisbe vielleicht sogar zusammenwirken. Immerhin sagt man auch Seemeistern nach, dass sie durch den Feuerhimmel reisen konnten.“
Finrod wartet einen Moment, dann fährt er mit einem anderen Thema fort:
"Vor einiger Zeit verschwandt die Maga y Azul aus dem Konvent. Sie hat nicht im Convent, sondern in Candranor gelernt, es gibt hierüber jedoch keinerlei Informationen. Im Convent war sie für den Steindienst und für das Löschen von Erinnerungen zuständig. Mit ihr verschwandt ein Spiegel, mit dem man Erinnerungen löschen kann, ein weiterer Spiegel mit dem man die Wahrheit einer Aussage erkennen kann und zuletzt ein Spiegel, der alles wiedergeben kann, was jemals vor ihm passiert ist. Über ihre persönlichen Besitztümer ist nichts bekannt und Personen, zu denen sie nachweislich Kontakt hatte, erinnern sich an nichts mehr. Auch im Convent wurden alle Spuren sorgfältig verwischt. Ihr Name y Azul, deutet übrigens daraufhin, dass es sich um eine Waise gehandelt hat. Es gibt noch einen Händler und einen Juwelier, der hier in der Stadt den selben Namen tragen. Fogo, also Feuer wurde sie aufgrund ihres aufbrausenden Temperaments genannt"
Nach einer kurzen Atempause ergänzt Finrod:
"Nicht nur bei der Hure, sondern auch hier, scheint jemand entweder massiven Druck auf etwaige Zeugen auszuüben, oder mit dem Spiegel bereits fleißig Erinnerungen zu löschen."
Ohne bis jetzt irgendetwas seines Körpers bewegt zu haben, fährt Finrod mit ausdruckslosem Gesicht fort:
"Die Suche nach diesen Kultanhängern ist, wie ihr seht, schwierig. Sie tragen keine besondere Kleidung, keine Zeichen. Lediglich zwei durch eine gerade Linie verbundene „M“ oder auch die End-buchstaben „O“ und „R“ bzw. ein "M" in einem Kreis dienen als Erkennungszeichen. Gefürchtet werden im Zusammenhang mit dem Kult Blutmonde und Sternenstürze, vielleicht ein Hinweis darauf, dass der Kult an diesen Tagen seine Zeremonien abhält. Ob dies auch wieder etwas mit dem herabgefallenen Stern aus der Prophezeiung zu tun hat, ja ob vielleicht dieses vom Kult verehrte Wesen selbst ein gefallener Stern ist, da er nicht mehr zu den Götter zu zählt, ich weiß es nicht.“
Finrod macht wieder eine kurze Pause und lässt seinen Blick über die Anwesenden gleiten.
„Die Angelegenheit wird noch delikater. Die Priester des Kultes waren Hüter großer magischer Geheimnisse, weshalb sie bei den Seemeistern in Ungnade fielen. Eines dieser Geheimnisse war die Herstellung spezieller Zaubererhüte weche dauerhaft getragen die magischen Fähigkeiten dramatisch steigern. Die meisten Zauberer Midgards wissen heute nicht mehr, warum ihre traditionelle Kopfbedeckung diese Form hat., wobei die heutigen Zaubererhüte auch nur eine äußere Kopie der damaligen Hüte sind. Gonzaga hat auf einer seiner Reisen einen der seltenen noch existieren Hüte dem Besitzer „abgenommen“. Sofern meine Informationen stimmen, forscht derzeit ein unentdeckter Gehilfe an diesem Hut im Convent.
Selbst wenn die Hüte vielleicht keine finstere Aura haben, so ist ihre Herstellung grausam. Es heißt, dass man für diese Hüte, sieben Wesen ihr gesamtes Glück rauben muss, um es gleichsam dem Hutträger zukommen zu lassen.“
Finrod nimmt seinen Becher, hebt den Schleier an, trinkt etwas und stellt den Becher wieder hin:
„Der Chefalchimist, ein Thaumaturg und ein weiterer Magus des Convents leiden seit ein paar Wochen an großem Pech. Sie haben nicht zusammen an etwas gearbeitet, aber seitdem produziert der Thaumaturg doppelt so viel Ausschuss und kein einziges besonders gutes Artefakt. Irmão der Nichtsnutz soll das Glück hingegen gepachtet haben. Selbst Gebete zu Nothun konnten den dreien ihr Glück nicht zurückbringen. Ich habe versprochen, mich dafür einzusetzen, dass ihr Glück wieder zurückkehrt. Die Sachlage präsentiert sich mir dergestalt, dass möglicherweise dieser Irmão an der Herstellung eines neuen Hutes forscht und dafür das Glück seiner Kameraden verwendet hat. Eine ungeheure Tat im Rahmen des Konvents, der sich der Kameradschaft und gegenseitigen Hilfe verschrieben hat und für dich als Mitglied selber einstehe.“
An alle gewandt fährt Finrod fort:
„In jedem Fall sollte, wer auch immer - vermutlich für den Kult - an diesem Hut forscht, aus dem Verkehr gezogen werden und wenn möglich die bisherigen Forschungsergebnisse zerstört werden. Es bleibt die Hoffnung, dass dann unsere Kameraden ihr Glück wieder zurück erlangen.“
Finrod trinkt noch einmal einen Schluck.
„Einfacher wäre es sicherlich, dieses Wissen direkt an die Konventsoberen zu melden. Ich habe jedoch zwei Eingebungen erhalten. Die eine besagt, dass Gonzaga enge Kontakte zum Konvent hat und dass es im Konvent, vermutlich in den oberen Leitungsebenen entweder Anhänger des Kultes gibt, oder zumindest einzelne Magi entsprechend durch den Kult überwacht und abgehört werden. Diese Option scheidet demnach aus und auch bedeutet es für das weitere Vorgehen, dass dieser oder diese Dunkelmagier verdeckt und ohne Aufsehen ermittelt und beseitigt werden sollten, zumindest wenn der Konvent keinen Gesichtsverlust erleiden soll oder die Kultanhänger sogar von unserem Vorhaben erfahren. Ich bin daher bereits an einige Personen herangetreten, mit der Frage, ob sie sich für diese gerechte Sache einsetzen würden. Naki, eine junge Frau mit immenser Erfahrung was Sphärenreisen und Magie angeht, sowie El Cid, einem Spezialisten für „delikate“ Angelegenheiten waren dabei nicht abgeneit. Ich habe gehört, dass ihr, Aelan schon gute Erfahrungen mit El Cid sammeln konntet? Auch Sarrin hat sich bereit erklärt diese Sache zu unterstützen. Weil ich eure Kampfkraft schätze, würde ich gerne auch euch, Chamsiin fragen, ob ihr dieses Vorhaben unterstützen wollt, insbesondere nachdem auch diejenigen, die jetzt schon gegangen sind, sich nicht darüber wundern würden, wäret ihr als Dattel im Konvent unterwegs um euch über den Kult und Gonzaga zu informieren, wie wir es vorhin bereits besprochen hatten. Cailan, könnte ich mir als Magus ebenfalls hervorragend bei einem solchen Unterfangen vorstellen“
Finrod schaut bei diesen Worten jeweils die angesprochenen Personen an. Dann blickt er zu Maria und meint:
„Ich selber kann mit den Animositäten die mir im Konvent bisweilen entgegengebracht werden nichts anfangen und ich hege keinerlei solche Gefühle gegenüber den Konvent. Dabei kann ich natürlich nicht ausschließen, dass es andere im Orden gibt, die solche Gefühle hegen. In jedem Fall fände ich es begrüßenswert, wenn Konvent und Orden gerade bei der Verfolgung von Schwarzmagiern zusammen, anstatt gegeneinander arbeiten würden, vielleicht hätte gemeinsam verhindert werden können, dass dieses Geschwür sich derart ausbreitet. Ich würde mich, sollte es einst zur Sprache kommen, für eine Zusammenarbeit einsetzen. In jedem Fall ist es mir momentan nicht möglich, unauffällig im Konvent unterwegs zu sein. Gerne würde ich daher euch die Leitung dieses Unterfangens anbieten, da ich euren wachen Geist und eure Erfahrung sehr schätze.“
Nach einem kurzen Moment fügt Finrod hinzu:
„Ich habe die drei betroffenen Magi zu einem gemeinsamen Gebet, morgen im Culsu-Tempel eingeladen, vielleicht bietet sich für euch danach veine Gelegenheit, sie außerhalb des Konvents kennen zu lernen und etwas zu befragen.“
Finrod rück seinen Stuhl zurecht und für einen Moment erscheint die Andeutung einer Stirnrunzel auf seinem Antlitz, dann meint er:
„Ich sprach vorhin von zwei Eingebungen. Die zweite Eingebung betrifft meinen Informanten, bzw. meine Informantin und die Frage, was mit dem originalen Hut, sollte er gefunden werden, geschehen soll. Da ich keine genaueren Angaben habe, wer im Konvent dem Kult angehört, kann der Hut dort in meinen Augen nicht bleiben. Ebenso scheidet eine Aufbewahrung im Palast aus, wir haben bereits erfahren, dass auch dort das Geschwür sich ausgebreitet hat. Zumindest langfristig würde ich bevorzugen, den Hut zu zerstören, auch wenn diejenigen, denen er einst ihr Glück gestohlen hat, vermutlich schon lange verstorben sind. Ich vermute jedoch, dass es mehr als im Interesse dieser armen Menschen ist, wenn der Hut zuvor als Speckmantel dient, oder Ismael Gonzaga mit Hilfe des Hutes herbeizwingt.“
Finrod macht nochmal eine Pause, seufzt dann etwas und fährt fort:
„Selbstverständlich ist zu erwarten, dass ich vorschlage, dass der Hut in den Orden verbracht wird. Und immerhin stammen auch meine Informationen bezüglich des Hutes aus dem Orden. Genauer von der Ordensschwester Chama y Azul. Ja, ihr habt richtig gehört, eine weitere y Azul. Sie kam von den Vírgenes del Lirio Blanco aus Tevarra zu den Susperagas. Der Orden der Maiden der Weißen Lilie in Taverra ist der einzige Culsu-Orden der nur Frauen aufnimmt und genau wie unser Orden verfolgen sie schwarze Hexer. Unser Orden nimmt überhaupt erst seit 10 Jahren Frauen auf, sodass wir insgesamt nur etwa 20 Frauen im Orden haben. Chama bedeutet die Bezaubernde.“
Finrod lässt das Gesagte wirken und fährt dann fort:
„Nun ist ein Name nichts verwerfliches. Euch ist jedoch nicht entgangen, dass ich davon berichtete, dass die ehemaligen Kontakte der Fogo y Azul sich nicht mehr an sie erinnern. Bei diesen Kontakten handelt es sich unter anderem um einige Anhänger unseres Ordens, die Maga wurde nämlich oft im Culsu Tempel zu Dargirna gesehen, woran sich jetzt niemand mehr erinnert. Wir wissen außerdem, dass leitende Funktionen im Kult nur von Frauen bekleidet werden und dass Culsu eine wie auch immer geartete Verbindung zu diesem Wesen hat oder hatte, welches die Kultanhänger anbeten. Dass es ausgeschlosen ist, dass der Hut derzeit in den Orden verbracht wird, zeigte mir in eindeutiger Form jedoch erst meine zweite Eingebung. Während die erste Eingebung besagt, dass im Konvent Gonzaga und Anhänger des Kultes zu suchen sind, besagte die zweite, dass zumindest eine leitende Person des Kultes und somit eine Frau, Mitglied unseres Ordens ist.“
Die letzten Worte kommen noch langsamer und noch bedächtiger als Finrods restliche Ansprache über seine Lippen.