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The Sarantine Mosaic


The Sarantine Mosaic - von Guy Gavriel Kay  

11 Benutzer abgestimmt

  1. 1. The Sarantine Mosaic - von Guy Gavriel Kay

    • * Zeitverschwendung
      1
    • ** eher schwach
      0
    • *** Durchschnitt
      0
    • **** empfehlenswert
      5
    • ***** ein Muss
      4


Empfohlene Beiträge

Trommelwirbel... mein 1000. Beitrag! party-smiley-050.gif

 

Der zweibändige Zyklus "The Sarantine Mosaic" von Guy Gavriel Kay (in der deutschen Übersetzung, wie üblich auf vier Bände ausgewalzt) ist eigentlich kein Fantasy-Roman, sondern ein historischer Roman, der mit etwas Magie und Mystik gewürzt ist. Keine Orks, Elfen und Trolle also, und auch keine schwertschwingenden Action-Helden. Stattdessen geht es ziemlich unspektakulär zu, die leisen Töne überwiegen. Wie das allerdings erzählt wird, ist vom Feinsten, was ich je gelesen habe. Der sehr gut recherchierte historische Hintergrund der Romane ist offensichtlich Byzanz im 6. Jahrhundert, genauer die Regierungszeit von Justinian und Theodora, auch wenn Byzantium hier Sarantium heißt, und das Herrscherpaar Valerius und Alixana. Sogar die Landkarte vorne im Buch weist erstaunliche Ähnlichkeit mit dem östlichen Mittelmeerraum auf. Mit diesem "Kunstgriff" stehen Kay die irdischen Vorbilder als unerschöpfliche Quellen der Inspiration zur Verfügung, während er sich gleichzeitig nicht um allzu große historische Genauigkeit bemühen braucht. Umso mehr kann er sich auf die Handlung und die Gestaltung seiner Figuren konzentrieren, und das Ergebnis ist beeindruckend. Im ersten Band erhält der Mosaik-Künstler Crispin aus Varena (=Ravenna) eine Einladung an den Kaiserhof, die er nicht ablehnen kann. Er soll den neu erbauten Tempel  (= Hagia Sophia) mit seiner Kunst ausschmücken, ein Lebenswerk. Crispins Reise nach Sarantium steht dann auch sprichwörtlich für eine Reise an die Grenzen seiner Möglichkeiten. Nicht nur die Hauptfigur überzeugt, sondern auch die Nebenfiguren deren Motive dem Leser durch Wechsel in der Erzählperspektive nahe gebracht werden. Zusammen mit der mit vielen historischen Details angereicherten Beschreibung der Umgebung erzeugt dies eine sehr dichte Atmosphäre, die einen in ihren Bann zieht. Ich habe gerade den ersten Band beendet und warte jetzt sehnsüchtig auf die beim Buchhändler georderte Fortsetzung...

 

Wegen des byzantinischen Hintergrunds ist der Roman besonders den Freunden der chryseischen Kultur auf Midgard zu empfehlen. Die allgegenwärtigen religiösen Diskussionen, die Zirkusparteien, die Wagenrennen, die Brotverteilung und jede Menge weiterer Einzelheiten aus dem Alltag der Byzantiner liefern Anregungen für die Gestaltung einer stimmigen Abenteuerkulisse.

 

Weitere Romane von Guy Gavriel Kay, die im Forum bereits erwähnt wurden:

Die Herren von Fionavar

Tigana

 

Die offizielle Webseite des Autors:

Bright Weavings

 

 

Herzliche Grüße,

Triton

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  • 7 Monate später...

Salve,

 

ich oute mich hier einmal als ebensolcher Fan wie Triton, was solch historische Romane byzantinischen Hintergrundes angeht, wobei ich Romane von Gillian Bradshaw (z.B. "Die Seidenweberin") nicht unterschlagen will.

 

Zu meinem Glück besitze ich alle bisher erschienenen Roman von Guy Gavriel Kay. Sie sind zwar manchmal schwer aber stets sehr interessant geschrieben und aus meiner Sicht nur zu empfehlen.

Tritons ausführlicher Beschreibung habe ich sonst nicht mehr viel hinzuzufügen.  wink.gif

 

TomKer

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  • 1 Monat später...

<span style='font-size:32pt;line-height:100%'>Ein Meisterwerk!</span>

 

Guy Kay hat sich mit Die Reise nach Sarantium auf ein ganz neues schriftstellerisches Niveau begeben und stellt alle seine früheren (gewiss nicht schlechten) Werke in den Schatten. Zwar handelt es sich - wie Triton bereits schrieb - mehr um einen historischen als um einen Fantasy-Roman; aber der Stil, in dem Kay schreibt, ist die reinste Wonne. Filigrane Wortwahl, unglaublich tiefsinnige und komplex dargestellte Charaktere und intelligente Dialoge stechen hervor, aber die wahre Genialität liegt in den wechselnden Erzählperspektiven, mittels derer Kay ein vielschichtiges Gesamtbild formt. Die verschiedenen Ereignisse eines Zeitabschnitts, z. B. eines Abends, beleuchtet Kay aus den Gesichtspunkten verschiedener Personen, oft Nebenfiguren, und zwar keineswegs in chronologischer Reihenfolge! Immer wieder springt er vielmehr bei der Beschreibung zurück und setzt neu an, so dass man an den verschiedenen Mosaiksteinen der Handlung langsam das Gesamtgeschehen zusammen setzen kann.

 

Mosaiksteine sind sozusagen das Thema dieses Werks, nicht nur von der Handlung, sondern auch vom Stil her. Die politischen Verflechtungen in Sarantium bilden ebenfalls ein Puzzle von höchster Komplexität, das sich dem Leser nach und nach erschließt. Es ist einfach phantastisch, wie Kay in diesem - im Vergleich heutiger Fantasyliteratur angenehm kurzen - Zyklus den Leser in eine fremde Welt entführt und diese fast vollständig erschließt: von den Plänen und Verhältnissen der Herrscher und ihrer Untergebenen bis hin zum einfachen Leben der Sklaven oder Soldaten oder einfachen Handwerker.

 

Mit Sarantium erwacht eine Stadt derart anschaulich zum Leben, dass man diese Bücher jedem Rollenspieler nur als Pflichtlektüre empfehlen; das Sozialleben kann sicher glänzend als Vorlage für das Leben in Valian, Chryseia oder den Küstenstaaten dienen. Aber völlig abseits der Belange dieses Forum verdient das Werk die Höchstnote, weil es mit seiner Anschaulichkeit, seiner Lebensechtheit, seiner Intelligenz und seiner Spannung den Leser fesselt.

 

Zwei kleine Kritikpunkte muss ich anbringen: Die Handlung benötigt einen Band (bzw. im englischen den ersten Teil des ersten Bandes), um richtig in Gang zu kommen; m. E. entfaltet sich das Werk erst mit der Ankunft Crispins in Sarantium zu voller Größe. Zweitens bin ich mit den Ende nicht wirklich zufrieden, weil es (zumindest für mich) nicht alle Fragen beantwortet und auch nicht alle Handlungsstränge zu Ende führt. Aber vielleicht beabsichtigte Kay ja ein derart offenes Ende, damit sich die Gedanken des Leser auch noch sehnsuchtsvoll nach Sarantium verirren, nachdem er die letzte Seite bereits längst zugeschlagen hat; denn es handelt sich definitiv um ein solches Buch, an dessen Ende man bittere Tränen vergießt, weil es zu Ende ist.

 

Schwärmende Grüße,

 

Hendrik

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  • 1 Monat später...

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