<span style='color:peru'><span style='font-family:Frankenstein'><span style='font-size:14pt;line-height:100%'>neue, freie</span><span style='font-size:17pt;line-height:100%'>Presse</span>
16.Juni 1905
liberal, unabhängig, frei
Preis: 2 Kronen
<span style='font-size:27pt;line-height:100%'>Tintennachschub wieder hergestellt</span>
<span style='font-size:12pt;line-height:100%'>Nach langer Zeit, in der aufgrund des allgemeinen Ressourcenmangels keine Druckerschwärze importiert werden konnte, sind wir nun hoffentlich wieder in der Lage, regelmäßige Berichte zu bringen.</span>
<span style='font-size:27pt;line-height:100%'>Generalfeldmarschall sarkastisch:</span>
<span style='font-size:17pt;line-height:100%'>"Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst"</span>
<span style='font-size:12pt;line-height:100%'>Nachdem uns die Türken verräterisch hintergangen hatten, trug sich Rußland an. Unser Kaiser, in seiner Güte, wagte ein Tänzchen mit dem russischen Bären und die osmanische Armee, die eigentlich auf dem Weg nach Rumänien war, flüchtete panisch und kopflos wieder nach Serbien, aus dem sie gerade erst abgezogen waren. Doch diesmal waren unsere Truppen hart, und verwehrten den Türken den Rückmarsch. Erst als sie alle Waffen abgegeben hatten und sich friedlich verhielten, durften sie nach Serbien, wo sie sich derzeit der Verbreitung ihrer Stammspeise, Döner, widmen. Die Serben sind von diesem Gericht hellauf begeistert und nennen es Cevapcici.
Doch auch Rußland verriet Uns dieses Frühjahr schändlich, indem sie den Osmanen Hilfe gewährten.
Die Abwehrschlachten unseres Generalfeldmarschalls gegen große Überzahl und ein loses Tripelbündnis Rußland/Türkei/Italien werden aber bereits in ganz Europa als taktische Meisterleistungen gerühmt.</span>
<span style='font-size:57pt;line-height:100%'>Die Waffen nieder!</span>
<span style='font-size:12pt;line-height:100%'>Einen Appell, der angesichts der tragischen heutigen Umstände mehr denn je gilt, hat Bertha v. Suttner (s.Abbildung)in ihrem Roman und der darauf beruhenden gleichnamigen Zeitschriftenreihe gefordert. Pazifismus täte uns allen heute wohl.
Dies hat auch die Stiftung des "Friedensnobelpreises" erkannt, für dessen Entstehung sie selber mitverantwortlich zeichnet. Wir freuen uns, daß wenigstens einige Österreicher in diesen kriegerischen Zeiten Vernunft und Friedenswille zeigen. Und es freut uns umso mehr, als es eine Frau trifft, was für den Fortschritt auf dem oft unterschätzten und minder geschätzten Gebiete der Emanzipation in Österreich steht.</span></span></span>