Zum Inhalt springen

Göttliche Gnade


Empfohlene Beiträge

Hallo allerseits,

es ist bei uns üblich das verschiedene SL GG auch von verschiedenen Göttern vergeben. Einzulösen ist die dann aber bei dem Gott der zu dem Glauben des Charakters gehört. Heute kam es nun  vor, dass eine SC ihre GG einlösen wollte, obwohl die beim letzten Mal (vor ca. 5 Jahren) versprochene Queste noch nicht eingelöst war. Die neuen Punkte f. GG hatte sie von anderen SL in nachfolgenden Abenteuern erhalten. Auch das ist bei uns eigentlich üblich solange es keine grossen Unterschiede in den Religionshintergründen gibt.  Wegen mangelndem Respekt hab ich ihr jedoch jede GG versagt. Das Wunder blieb also aus! Die Diskussion ging anschließend darum, dass die erneut erhaltene GG hätte eingelöst werden können, nur eine weitere Queste kann nicht versprochen werden. Ich blieb bei meiner Entscheidung würde mich aber freuen, wenn ihr eure Meinung dazu mitteilt

oli

Link zu diesem Kommentar

Das sehe ich ziemlich genauso wie du, Oli. Bei GG differenziere ich nicht zwischen den verschiedenen Göttern als Geber. Will ein SC diese einlösen, kann (und wvor allem wird) er das natürlich nur bei seinem Gott bzw. bei den Göttern seines Pantheons machen - anderen Göttern traut er ja wohl nicht genug.

 

Versprochene Questen muss man natürlich einlösen. Geschieht dies nicht, dann werden die Götter irgendwann taub gegenüber den Bitten dieses Anhängers. Der SL könnte durchaus sogar im zeitlichen Verlauf wachsende negative WM auf den EW:GG verhängen, wenn die Erfüllung der Queste ausbleibt. Sicher ist das Geloben neuer Questen und anderer Opfer nicht förderlich einzusetzen. Als SL würde ich hier nur eine Ausnahme machen, wenn drei Bedingungen erfüllt sind: 1. Der SC würde sonst sterben. 2. Er hat erkannt, dass er nun die Queste einlösen muss. 3. Er bietet zusätzlich etwas noch Bedeutenderes als Opfer an (gefährlicher Queste...).

Link zu diesem Kommentar

Quote from olku0815, posted on Okt. 01 2001,00:58Quote:

<span id='QUOTE'>Die Diskussion ging anschließend darum, dass die erneut erhaltene GG hätte eingelöst werden können, nur eine weitere Queste kann nicht versprochen werden. Ich blieb bei meiner Entscheidung würde mich aber freuen, wenn ihr eure Meinung dazu mitteilt

</span>

 

Hallo Oli,

 

ich finde Du hast völlig richtig gehandelt. Um nicht zu sagen Du hast äußerst gnädig gehandelt. Meiner Meinung nach vergibt ein Gott keine weitere göttliche Gnade, wenn vorher gemachte Versprechen, wie Opfer und Questen von den Charakteren noch nicht "abgearbeitet" sind. D.h. ein weiter Wurf auf die GG ist gar nicht zulässig. Da kann die Figur soviele Questen geloben wie sie will.

 

Ich halte es weiterhin sogar für ausgesprochen schlechtes Rollenspiel, wenn ein Spieler sich um seine gelobte Queste nicht kümmert. Das Minumum ist, dass er in der Zeit, in der er aus eignem Gutdünken nicht "queste", durch große Spenden Abbitte leistet (und "große Spenden" heißt bei mir, daß die Figur merkbar in ihren Lernmöglichkeiten eingeschränkt wird!).

 

Spieler vergessen allzu leicht, daß Götter auf Midgard ganz real und alltäglich existent sind: Eine Queste nicht zu machen, wenn man sie gelobt hat, ist wie eine Steuerschuld nicht zu begleichen, wenn man eine Zahlungsbefehl erhält: Im Zweifelsfall hat die staatliche Bürokratie den längern Arm und das Recht auf ihrer Seite. Wer keine Steuern zahlt, kann nicht gleichzeitig Subventionen beantragen. Genauso ist es bei einem Gott: Er vergisst nicht und das völlig zu Recht. Zu behaupten man müsse sich an eine gelobte Queste nicht halten, ist wie zu behaupten man müsse keine Steuern zahlen - eine gefährliche Art von Realitätsverzerrung, die einem ganz schon auf die Füsse fallen kann.

 

Aus Deiner Mail klingt heraus, daß Eure Gruppe Göttliche Gnade als eine Art Versicherung betrachtet. Das ist sie aber nicht - wie schon der Name sagt: Eine Versicherung beruht auf einem Vertragsverhältnis, das beide Partner bindet. Gnade bindet niemanden. Kein Gläubiger hat ein Recht auf Gnade - jedenfalls nicht gegenüber seinem Gott. Gnade beinhaltet immer Willkür, d.h. natürlich kann ein Spieler eine Queste geloben, der SpL ist aber in keiner Weise verpflichtet sie als WM anzuerkennen.

 

Das Problem der Willkür bei der Vergabe von GG wird natürlich dadurch verstärkt, dass Ihr mit denselben Figuren bei unterschiedlichen SpL spielt. Mein vielfach erprobter Vorschlag: Pro SpL eine eigene Gruppe von Figuren. Das führt dazu, daß jeder SpL seine eigenen Leitungsstil entwickeln kann und die Spieler wissen was auf sie zukommt. Vor allem führt es aber dazu, daß die gesamte Spielwelt viel konsitenter wird. Große Kamppangen aus mehreren zusammenhängenden Abenteuern mit einem übergreifenden Metaplot lassen sich sinnvoll überhaupt nur so spielen.

 

Grüße

 

Jakob

Link zu diesem Kommentar

Quote from Jakob Richter, posted on Sep. 30 2001,13:12Quote:

<span id='QUOTE'>Eine Versicherung beruht auf einem Vertragsverhältnis, das beide Partner bindet. Gnade bindet niemanden. Kein Gläubiger hat ein Recht auf Gnade - jedenfalls nicht gegenüber seinem Gott. Gnade beinhaltet immer Willkür, d.h. natürlich kann ein Spieler eine Queste geloben, der SpL ist aber in keiner Weise verpflichtet sie als WM anzuerkennen.</span>

 

Hi Jakob,

 

hm. Wie weit treibst du es denn mit der Willkür bei der GG? Schon klar, dass ein allzu starres Auslegen des Verhältnisses zwischen Göttin und Priester im Spiel nur zu Frust führt, aber berücksichtigst du die angesammelten GG-Punkte oder gehst du nur nach der jeweiligen Situation, wenn es um den GG-Wurf geht? Ich muß zugeben, dass mir die Situation immer wichtiger war und mein Eindruck als Spielleiterin vom bisherigen - und aktuellen - Verhalten der Figur. Wichtig finde ich auch, dass das eingreifen der Gottheit an der entsprechenden Stelle zur Gesamtgeschichte (Kampagne, was auch immer) passt. Zum Thema Versicherung: Ich denke schon, dass es legitim ist, das Verhältnis Gottheit-Priesterin so zu sehen wie eine Art Vertrag. Auch als Spielerin muss ich mich ja auf die Gottheit meiner Figur verlassen können, so wie ich mich auf die Regeln verlassen können muss, damit das Spiel nicht ungerecht wird (also, willkürliche Entscheidungen in Massen). Vielleicht ist "Gnade" einfach ein unglücklicher Ausdruck für diesen Regelmechanismus?

 

CU

 

Link zu diesem Kommentar

Quote from Chibiusa, posted on Okt. 02 2001,12:24Quote:

<span id='QUOTE'>Wie weit treibst du es denn mit der Willkür bei der GG? Schon klar, dass ein allzu starres Auslegen des Verhältnisses zwischen Göttin und Priester im Spiel nur zu Frust führt, aber berücksichtigst du die angesammelten GG-Punkte oder gehst du nur nach der jeweiligen Situation, wenn es um den GG-Wurf geht? Ich muß zugeben, dass mir die Situation immer wichtiger war und mein Eindruck als Spielleiterin vom bisherigen - und aktuellen - Verhalten der Figur. Wichtig finde ich auch, dass das eingreifen der Gottheit an der entsprechenden Stelle zur Gesamtgeschichte (Kampagne, was auch immer) passt. Zum Thema Versicherung: Ich denke schon, dass es legitim ist, das Verhältnis Gottheit-Priesterin so zu sehen wie eine Art Vertrag. Auch als Spielerin muss ich mich ja auf die Gottheit meiner Figur verlassen können, so wie ich mich auf die Regeln verlassen können muss, damit das Spiel nicht ungerecht wird (also, willkürliche Entscheidungen in Massen). Vielleicht ist "Gnade" einfach ein unglücklicher Ausdruck für diesen Regelmechanismus?

 

CU

</span>

 

Hallo Chibiusa,

 

wenn ich spielleite verwende ich die Göttlicher Gnade Regeln, wie ich eigentlich immer alle Midgrad Regeln verwende: Als normalerweise verbindliche Vorgaben zum (rollen-) spielen. Das heißt, in praktisch allen Fällen halte ich mich an die Regeln - aber eben nicht immer. Und wenn ich das Gefühl habe, ein Chrakter sollte oder könnte in einer bestimmten Situation aus Glaubensgründen keine GG einsetzen, dann leite ich auch so. Ein Situation bei der ich mich über die Regeln hinwegsetzen würde, wäre z.B. das von Oli geschilderte Beispiel. (Eigentlich bin ich sogar, wie schon in meiner letzten Mail angedeutet, der Meinung, dass die SpL, die die GG vergeben haben, obwohl die in Rede stehende Queste noch nicht "abgearbeitet" wurde, die Regeln zu Gunsten des Spielers gebeugt haben).

 

Ich bin als SpL souverän genug mich über die Regeln hinweg zu setzen - wenn es für das Abenteuer nötig und (wenigstens nach dem Abenteuer) für die SpielerInnen nachvollziehbar ist. Der souveräne Umgang mit Regeln - konkret die Regeln, wenn es darauf ankommt, zu mißachten - gehört für mich selbstverständlich zum "guten" leiten von Abenteuern dazu: Ich erwarte es von den SpielleiterInnen bei denen ich spiele zu jeder Zeit, weil ich ihnen zutraue dadurch spannendere, logischere, interessantere... jedenfalls bessere Spielsituationen herbeizuführen. Wenn diese Entscheidung gegen meine Figur ausfällt, bin ich mir bei den Spielleitern, bei denen ich regelmäßig spiele völlig sicher, dass sie es mit guten Gründen tun. Gegebenenfalls lasse ich mir die Gründe nach dem Abenteuer erläutern. In dem von Oli genannten Beispiel finde ich, dass er sehr gute Gründe für seine Entscheidung angeführt hat, die mir unmittelbar einleuchten.

 

Ich halte es für wichtig zu betonen, dass diese Art von Umgang mit den Regeln immer ein gewisses Maß an Willkür beinhaltet. Allerdings würde ich argumentieren, dass jede Art der Spielleitung Willkür des SpL beinhaltet - anders können bestimmte Entscheidungen vom SpL gar nicht getroffen werden. Mir kommt es darauf an diese unvermeidliche Willkür bei jeder Art der Spielleitung offen zu benennen. Ich habe zu Weilen das Gefühl, dass viele (besonders komplizierte Hausregeln) dazu gemacht wurden, um dieses unvermeidliche Maß an Willkür der/des SpielleiterIn zu verschleiern, weil sich die MitspielerInnen beim gemeinsamen Spiel einerseits nicht vertrauen und es ihnen andererseits (richtigerweise) schwerfällt eine derartig extreme Hierarchie zwischen SpieleiterIn und SpielerInnen zu akzeptieren, wie sie beim Rollenspiel notwendig ist. Weil diese Hierachie aber der Spielform innewohnt, sollte man ihre notwendigen Auswüchse offen zeigen: Und eine davon ist die notwendige Willkür des/der SpielleiterIn.

 

Nun zur Frage des Verhältniss von Spielfigur zu Gottheit. Ich stimme Dir ausdrücklich nicht zu wenn Du schreibst, dass Du Dich als Spielerin (!) auf das Verhältnis zur Gottheit Deiner Figur (!) verlassen können mußt. Du mußt dich auf DeinEn SpielleiterIn verlassen. Meiner Meinung nach solltest Du Deine Figur so spielen, dass sie sich in dem Maße auf ihre Gottheit verlässt, wie sie gläubig ist. Die genaue Auswirkung diese "Verlassens" obliegt der/dem SpL.

 

Was die Interpretation der Regel von GG angeht: Auch dabei bin ich explizit anderer Ansicht als Du. Ich finde es gut, dass der Begriff "Gnade" gewählt wurde. Meiner Ansicht nach ist das Verhältnis zwischen Gottheiten und ihren Gläubigen nicht so gestaltet, dass es sich mit einer Logik von "Geben und Nehmen" erklären lässt. Anders gesagt, dass Verhältnis ist kein utilitaristisches. Vielmehr beruht es auf einer bestimmten Theologie und diese kann letztlich auf ganz unterschiedliche Dinge Wert legen: z.B. halte ich durchaus Religionen für denkbar, die in bestimmten Situationen den Gläubigen, die Willkür allen Seins vor Augen führen wollen. Regeltechnisch gesprochen also ein Queste nicht als WM akzeptieren, obwohl es in den Regeln steht. Ich halte es für unmöglich, daß eine Spielfigur ihre Gottheit so gut kenne kann, dass sie den Wille der Gottheit immer so einschätzen kann, dass sie weiß mit welcher Wahrscheinlichkeit die Gottheit ihr hilft (anders Ausgedrückt, "ich habe WM +8, wegen GG, Queste und großem Opfer und weiß deshalb, dass mich meine Gottheit mit 40% retten wird" angry.gif ).

 

Schließlich finde ich es im Sinne einer fantastischen und gleichzeitig realisitschen Spielwelt wahrscheinlich, dass Gottheiten einer Form der "Logik" folgen, die den Gläubigen letztlich unerklärlich ist. Die Denksysteme von Gottheiten sind den Gläubigen wohl verschlossen. Das heißt eine Religion beinhaltet immer ein irrationales Mysterium, dass sich die Gläubigen nicht erklären können (und wollen?). Den transzendtalen Zustand der Erleuchtung erreichen vielleicht einige NSpf - aber, verdammt, wie will man als SpielerIn eine wirklich im religiösen Sinn erleuchtete Figur spielen? smile.gif

 

Grüße

 

Jakob

Link zu diesem Kommentar

Quote from Jakob Richter, posted on Okt. 01 2001,15:16Quote:

<span id='QUOTE'></span>

 

Hi Jakob,

 

wow, soviele interessante Gedanken zum Thema smile.gif , da braucht die Antwort Zeit. Mal sehen, was mir dazu einfällt.

Quote:

<span id='QUOTE'>Ich bin als SpL souverän genug mich über die Regeln hinweg zu setzen - wenn es für das Abenteuer nötig und (wenigstens nach dem Abenteuer) für die SpielerInnen nachvollziehbar ist. Der souveräne Umgang mit Regeln - konkret die Regeln, wenn es darauf ankommt, zu mißachten - gehört für mich selbstverständlich zum "guten" leiten von Abenteuern dazu:</span>

Absolute Zustimmung. Schließlich sind wir nicht beim Brett- oder Computerspiel. Regeln = Richtlinien für gutes Rollenspiel. Auch die Spielerinnen sollten das wissen (jede gute Spielerin weiß aber ja wohl, dass die Spielleiterin Würfe & Regeln zuweilen beugt); nur sollte es - ohne Zustimmung von Spielerseite beim beugen bleiben und nicht zum brechen übergehen.

Quote:

<span id='QUOTE'>Ich habe zu Weilen das Gefühl, dass viele (besonders komplizierte Hausregeln) dazu gemacht wurden, um dieses unvermeidliche Maß an Willkür der/des SpielleiterIn zu verschleiern,</span>

Interessanter Gedanke. Klingt logisch. Wir haben nie mit Hausregeln gespielt, sondern höchstens von Fall zu Fall (z.B. beim Figurenerstellen, wenn jemand eine bestimmte Figur haben wollte) die Buchregeln außer acht gelassen. Ansonsten kamen die Spielleiterinnen immer mit dem Beugen (= situationsbedingtes Auslegen) der normalen Regeln aus. Ich meine auch, dass man niemals nicht soviele Hausregeln aufstellen kann, um alle Situationen abzudecken; und ein netter Spielabend hängt mehr von den Leuten als von den benutzten Regeln ab.

Quote:

<span id='QUOTE'>es ihnen andererseits (richtigerweise) schwerfällt eine derartig extreme Hierarchie zwischen SpieleiterIn und SpielerInnen zu akzeptieren, wie sie beim Rollenspiel notwendig ist. Weil diese Hierachie aber der Spielform innewohnt, </span>

Einspruch, euer göttlicher Gnaden wink.gif . Ein Hierarchiegefälle beim Rollenspiel klingt ganz nach: Spielleiterin ist die (Allein)unterhalterin und Spielerinnen genießen (o.ä.) die Show, sprich: Spielleiterin ist hier für mehr oder weniger alles zuständig. Das sollte doch höchstens für Anfängergruppen gelten, denke ich. Ich halte Spielerinnen für genauso wichtig (mindestens) wie die SL beim Rollenspiel und dem Entwickeln der Geschichte, dem Fortgang der Handlung und - vor allem - dem Spaß beim Zusammensein. Die SL kann sich noch so abrackern - wenn die Spielerinnen nicht mitziehen, schlecht drauf sind o.ä. läuft nix. Eine Hierarchie möchte ich im Verhältnis SL-Spielerinnen nicht sehen. Die jeweiligen Aufgaben sind anders, ja, und der SL kommt z.B. die Schiedsrichterrolle beim Entscheiden über Regelanwendung zu, aber das ist eher ein lästiger Job denn ein Herrschafts"symbol". Ich habe allerdings oft erlebt, dass viele Spielgruppen es so sehen, dass die SL "der Boss" ist. Mitschuld daran sind wohl auch Bezeichnungen wie "Meister" bzw. "Dungeon Master". "Referee" war da ein klarer Versuch in die andere Richtung von Leuten, die kapiert haben, was die anderen Bezeichnungen auslösten. Ähem, etwas lang geworden dieser Exkurs ...

Quote:

<span id='QUOTE'>Nun zur Frage des Verhältniss von Spielfigur zu Gottheit. Ich stimme Dir ausdrücklich nicht zu wenn Du schreibst, dass Du Dich als Spielerin (!) auf das Verhältnis zur Gottheit Deiner Figur (!) verlassen können mußt. Du mußt dich auf DeinEn SpielleiterIn verlassen.</span>

Beides war gemeint. Hab mich etwas zu kurz ausgedrückt. 2. Versuch: Als Spielerin muss ich mich darauf verlassen, dass das Verhältnis zwischen meiner Figur und ihrer Gottheit so ist, wie die Kultbeschreibung (und/oder Absprachen mit der SL) es erwarten läßt. Schließlich suche ich mir beim Erstellen der Figur (ich denke jetzt vornehmlich an Priesterinnen) einen Glauben mit Bedacht aus. Also: Verlassen auf das _Verhältnis_, nicht unbedingt auf die Gottheit. War das klarer?

 

Allerdings wähle ich mir als Spielerin wohl kaum - für eine Priesterin - eine Gottheit, auf die ich mich nicht irgendwie verlassen kann.

Quote:

<span id='QUOTE'>Anders gesagt, dass Verhältnis ist kein utilitaristisches. Vielmehr beruht es auf einer bestimmten Theologie und diese kann letztlich auf ganz unterschiedliche Dinge Wert legen: z.B. halte ich durchaus Religionen für denkbar, die in bestimmten Situationen den Gläubigen, die Willkür allen Seins vor Augen führen wollen.</span>

Noch'n Einspruch. Solche Theologien sind natürlich denkbar und haben ja auch in einigen modernen irdischen Religionen Vorbilder. Aber: Welche Priesterspielerin würde sich einen solchen Kult auswählen, ganz im Ernst? Das erinnert an diese komischen Zufallsgötter, die in alten GB mal als Witz vorgestellt wurden. Auch Spielerinnen, die Wert auf Rollenspiel legen und nicht als Powergamer zu bezeichnen sind, wählen sich doch ihre Figuren im Hinblick auf deren Fähigkeiten, so dass sie etwas zum Erfolg der Abenteurergruppe beitragen können. Und welche Abenteurergruppe würde einen Priester eines Gottes der Willkür aufnehmen? Ein guter Teil Utilitarismus ist also für mich immer in einem solchen Verhältnis gegeben, weil das ganze für uns ja ein Spiel ist.

Quote:

<span id='QUOTE'>Ich halte es für unmöglich, daß eine Spielfigur ihre Gottheit so gut kenne kann, dass sie den Wille der Gottheit immer so einschätzen kann, dass sie weiß mit welcher Wahrscheinlichkeit die Gottheit ihr hilft (anders Ausgedrückt, "ich habe WM +8, wegen GG, Queste und großem Opfer und weiß deshalb, dass mich meine Gottheit mit 40% retten wird"</span>

So genau weiß man das natürlich nie, aufgrund des erwähnten & erlaubten Willkürfaktors der SL. Aber tendenziell sollte es meiner Meinung nach schon so sein. Begründung 1: Ich sehe Midgard in erster Linie als Spiel, und erst nachrangig als Simulation einer Welt. Und im Spiel, wo ich abschätzen können möchte, was meine Aktionen _ungefähr_ bewirken, brauche ich als Spielerin diese Einschätzung (auch wenn die Figur die Zahlen nicht kennt). Wenn ich überhaupt nicht einschätzen kann, was meine Aktionen bewirken, dann herrscht wirklich reine Willkür, und es ist egal, was man für "Spielzüge" macht - und das macht keinen Spaß mehr. Begründung 2: (geht in dieselbe Richtung) Auch die Regelautoren von Midgard sehen das wohl so, denn warum sonst würde die GG auf den Spielerbögen notiert? Diese Zahl muss der Spielerin etwas sagen, andernfalls sollte die SL die GG für alle Figuren verdeckt notieren (etwas, was für dein Konzept des nicht einschätzbaren Verhältnisses sicher brauchbar wäre, oder?). Ein Wert auf einem Spielerbogen muss auch etwas zu bedeuten haben, ansonsten ist er - tja nichts wert eben :).

 

Vorschlag (im Hinblick auf Olis Problem): Wenn GG auf den Spielerbögen notiert wird, dann könnte sie bei jeder Aktion der Spieler, die die Chancen eines "Wunders" gravierend beeinträchtigt, sofort gesenkt werden. Z.B. 1 GG Verlust pro halbem Jahr, in der eine versprochene Queste nicht angegangen wird, oder so.

 

Nochn Exkurs: Deine Aussagen über Religionen und Transzendenz und unerklärliche göttliche Logik scheint mir mehr auf zur Zeit noch bestehende irdische Religionen zuzutreffen. Für mein Midgard habe ich eher das Konzept der griechischen Götter im Kopf, die sich sehr menschlich verhalten - und daher auch eher einschätzbarer für die Spielerfiguren sind. Bei uns ist das Verhältnis Priester-Gott auch oft ein sehr persönliches und "Göttliche Eingebung" läuft eher wie ein Zwiegespräch (manchmal sogar Streitgespräch) ab.

Quote:

<span id='QUOTE'>aber, verdammt, wie will man als SpielerIn eine wirklich im religiösen Sinn erleuchtete Figur spielen? smile.gif </span>

Tja, gute Frage. Das hat bei uns auch noch keine geschafft (also erleuchtet zu werden). Dazu müßte man vielleicht D&D-Immortals spielen? Örks. Stell dir eine Gruppe erleuchteter Abenteurer vor ... biggrin.gif

 

uff ist das lang geworden.

 

CU

Link zu diesem Kommentar

Hiho

 

Quote:

Einspruch, euer göttlicher Gnaden  . Ein Hierarchiegefälle beim Rollenspiel klingt ganz nach: Spielleiterin ist die (Allein)unterhalterin und Spielerinnen genießen (o.ä.) die Show, sprich: Spielleiterin ist hier für mehr oder weniger alles zuständig. Das sollte doch höchstens für Anfängergruppen gelten, denke ich. Ich halte Spielerinnen für genauso wichtig (mindestens) wie die SL beim Rollenspiel und dem Entwickeln der Geschichte, dem Fortgang der Handlung und - vor allem - dem Spaß beim Zusammensein. Die SL kann sich noch so abrackern - wenn die Spielerinnen nicht mitziehen, schlecht drauf sind o.ä. läuft nix. Eine Hierarchie möchte ich im Verhältnis SL-Spielerinnen nicht sehen. Die jeweiligen Aufgaben sind anders, ja, und der SL kommt z.B. die Schiedsrichterrolle beim Entscheiden über Regelanwendung zu, aber das ist eher ein lästiger Job denn ein Herrschafts"symbol". Ich habe allerdings oft erlebt, dass viele Spielgruppen es so sehen, dass die SL "der Boss" ist. Mitschuld daran sind wohl auch Bezeichnungen wie "Meister" bzw. "Dungeon Master". "Referee" war da ein klarer Versuch in die andere Richtung von Leuten, die kapiert haben, was die anderen Bezeichnungen auslösten. Ähem, etwas lang geworden dieser Exkurs ...

 

ende Quote

 

Der Einspruch wird mit Verweis auf Paragraph 1& 2 abgelehnt (das solltest Du doch wissen!!!) obwhl Du natürlich mit Deinem Einwand (SL& Alleinunterhalter) recht hast.

Dem anschliessenden Exkurs wird mit lautem

clap.gifclap.gifclap.gif

 

zugestimmt!

es grüsst

Sayah el Atir al Azif ibn Mullah

Link zu diesem Kommentar

Hi Jakob,

 

Quote:

<span id='QUOTE'>Den transzendtalen Zustand der Erleuchtung erreichen vielleicht einige NSpf - aber, verdammt, wie will man als SpielerIn eine wirklich im religiösen Sinn erleuchtete Figur spielen?  </span>

 

Ha! Darauf gibt es wohl bald eine Antwort, denn Karsten Wurr schrieb im Gildenbrief 47"-Thread:

 

Quote:

<span id='QUOTE'>Ob dessen Schüler nun Ärzte, Heiler oder etwas anderes sind, stand nie zur Debatte. Sie sind das alles und sind es doch nicht. Im Grunde sind sie einfach immer "Schüler des Telokrias" und von Nea Dea erleuchtet, um den Menschen zu helfen.</span>

 

Warten wir's ab cheesy.gif

 

CU

Link zu diesem Kommentar

So streng (nach göttlichen Maßstäben) darf man die Erleuchtung der Schüler des Telokrias nicht sehen. Es sind immerhin Menschen. Und der Mensch ist auch das Maß dieser Gemeinschaft, mit all seinen Fehlern und seinen Fähigkeiten. Ein SC sollte sich stes mühen, diesen Spagat glaubhaft zu verkörpern. Aber das gilt ja für jeden, der einen gläubigen Charakter spielt, nach dem Motto: "Wir sind alle nur Menschen und somit Würmer in XYs (setze NeaDea, Janla, Asvargr etc.) Augen."

Link zu diesem Kommentar

Moin,

 

je nach angebeteter Gottheit hätte das ganz am Anfang erwähnte Verhalten auch durchaus einen göttlichen Blitz verdient gehabt.

 

Ein SC der GG erworben hat und dem sein Gott in einer Notlage geholfen hat, sollte sich auf jeden Fall um die Queste kümmern. Wenn er dies nicht tut, sollte man als SL schon

entsprechende Hinweise im Spiel (wie auch immer die aussehen) fallen lassen. Wenn er alle diese Hinweise nicht versteht und dann noch einmal seinen Gott anfleht, wäre eine

zornige Erwiederung durchaus im Bereich des möglichen.

 

Den Wurf auf GG hätte ich durchaus zugelassen aber nur eine 20 als Erfolg gewertet. In diesem Fall hätte man noch sagen können, dass die Gottheit an diesem Sterblichen eben einen Narren gefressen hat und ihm noch eine Chance gibt.

 

Bei Waelischen Göttern würde ich dies allerdings nicht probieren wollen als SC...

 

Grüße aus Waeland von Njord

 

Leif Johannson

Link zu diesem Kommentar

Erstelle ein Benutzerkonto oder melde Dich an, um zu kommentieren

Du musst ein Benutzerkonto haben, um einen Kommentar verfassen zu können

Benutzerkonto erstellen

Neues Benutzerkonto für unsere Community erstellen. Es ist einfach!

Neues Benutzerkonto erstellen

Anmelden

Du hast bereits ein Benutzerkonto? Melde Dich hier an.

Jetzt anmelden
×
×
  • Neu erstellen...