Ich habe die Geschichten heute gelesen und weil der Eindruck jetzt noch so schön frisch ist, wollte ich gleich abstimmen. Das fällt mir allerdings schwer, da die Geschichten in meiner persönlichen Wertung sehr unterschiedlich ausfallen. Deswegen werde ich jede Geschichte einzeln bewerten und dann hoffentlich zu einem Fazit kommen...
Allgemeines:
Die Aufmachung des Buches (Titelbild, Schrift) gefällt mir sehr. Die Idee, eine allgemeine Einleitung zum Buch zu schreiben, die die einzelnen Geschichten in eine Einheit bringt, finde ich auch gelungen. Ebenso verhält es sich mit den Autorenbeschreibungen und dem Glossar. Zum Glossar muß ich allerdings sagen, daß ich dort mehrmals Begriffe vermisst habe. Was war denn das Kriterium, nach dem Begriffe den Einzug in das Glossar geschafft haben?
Was mir nicht so gut gefallen hat, waren die einleitenden Worte zu jeder Geschichte. Manchmal wurde zuviel verraten (Poe...), manchmal wirkte es so, als gäbe es dazu einfach nichts zu sagen, aber weil man es bei den anderen Geschichten ja auch gemacht hat, darf es hier nicht fehlen. Ich denke, das ist auch das, was Nanoc in seiner Rezi als "gewollt" bezeichnet hat. Meiner Meinung nach kann man das weglassen oder in eine allgemeine Einleitung reinpacken.
Das Tor nach Ta-meket
Urteil: Zeitverschwendung
Der Text ist zu lang für das kleine Bißchen Inhalt. Oft verliert sich der Autor in Details und "vergißt" das wirklich Interessante.
Waelinger und Seidwirker (noch dazu so ein ganz böser Bursche) zusammenzubringen war gewagt und der Autor hat es leider nicht geschafft, dies plausibel zu erklären. Die Magieform (schwarze Augen, Alterungsprozeß) passt für meinen Geschmack nicht nach Midgard - auch nicht in ein längst vergangenes Zeitalter. Autorenfreiheit hin oder her, immerhin ist es eine Geschichte in und für Midgard.
Der Magier
Urteil: Empfehlenswert
Erholsam kurz nach dem zähen Einstieg, gut geschrieben und nett geheimnisvoll für Midgard-Profis, für Midgard-Neulinge zu geheimnisvoll. Ein gewagter Spagat zwischen den Zielgruppen des Buches.
Die Bandor-Trilogie
Urteil: Eher schwach
Nur zwei Sachen:
1. Darüber kann ich nicht lachen. Ein gestandener Magier fällt in Ohnmacht weil... nein, ich mag nicht mal mehr drüber nachdenken warum.
2. Der erste Teil der Trilogie hätte gereicht. Nette Idee mit dem Phönixei. Dann wurde es absurd. Zuviele komplexe Ideen für viel zu wenig Text. In meinem Hirn kam das als ziemlicher Kauderwelsch an.
Die Morde in die Via Orc (btw. süßer kleiner Fehler in der Inhaltsübersicht )
Urteil: Empfehlenswert
Der Schreibstil gefällt mir. Der Humor kam bei mir an.
Die Vanasfarne-Geschichten
Urteil: Empfehlenswert
Wieder sehr gewandte Formulierungen und mal eine etwas andere Idee hinter einer Fantasykurzgeschichte.
Die Wölfin von Dunwold
Urteil: Durchschnitt
Typische Frauengeschichte, das schwache Geschlecht beweist seine Fähigkeiten und entgeht noch einer Zwangsheirat innerhalb eines sehr schwachen, weil kitschigen Endes.
Gebrandmarkt!
Urteil: Empfehlenswert
Wieder eine typische Frauengeschichte. Es gibt eine mehrbändige Anthologie, die von M. Zimmer-Bradley herausgegeben wurde und deren Protagonisten sämtlich Frauen waren. Da würden diese und die vorherige Geschichte wunderbar hineinpassen.
Die zweite gefällt mir sehr viel besser, weil ich Sympathie für die "Helden" bekam und weil (bis auf das Ende mal wieder) der Kitschfaktor heruntergeschraubt war.
Brans Tod
Urteil: Durchschnitt
Kurz. Sehr kurz. Zu kurz. Zwei Seiten mehr und es wäre empfehlenswert geworden. Der Stil hat mir sehr gefallen.
Die Geschichte von Branwen und Aid
Urteil: Durchschnitt
Für meinen Geschmack zu märchenhaft. Das endgültige "Durchschnitt" habe ich aber nur wegen dem für mich nicht nachvollziehbaren Wiederauferstehen von Aid und dem damit einhergehenden Kräfteverlust von Branwen verteilt. Das klingt nicht nach Midgard.
Uggreis Brunnen
Urteil: Empfehlenswert
Nette Geschichte. Viel fällt mir dazu nicht ein. Lustig fand ich den Vergessen-Trank am Schluß und die Bilder, die das beschriebene Bankett im Brunnen bei mir hervorrief.
Die Katze
Urteil: Großartig
Ein ausformulierter Witz, der einfach sehr elegant in KanThai Pan hineingeschrieben wurde. Super!
Insgesamt werde ich nun für empfehlenswert stimmen, da die Geschichten, die mir gut gefallen haben überwiegen.
Livia