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Y_sea

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  1. Y_sea

    12. September

    Ich pustete in den Becher mit dem zu heißen Kaffee, den ich mit beiden Händen hielt. Um mich herum lachten die anderen, unterhielten sich, erzählten sich Neuigkeiten. Ich stand an der Wand, starrte auf den Urlaubsplan, ohne ihn zu sehen, und wälzte Parametersätze durch meinen überforderten Verstand. Was machst du hier?, fragte Ypey wieder einmal. Das fragte sie oft. So als zweifelte sie, dass ich Gründe hatte, für das, was ich tat. Gründe für mein Leben. Kaffeetrinken, antwortete ich trocken, während mein Hinterkopf noch die letzten Zahlen und Implikationen der Modellergebnisse verdaute. Ich nahm einen Schluck. Ich mochte ihn zu heiß. Lass mich die Frage umformulieren, erwiderte Ypey ungerührt. Warum gehst du jeden Tag in diesen blaugrauen Kasten, den du Büro nennst, mit einer Tür und einem Fenster und einem Geist in zwei Gehirnen, die es bevölkern? Wie kommst du darauf, dass Florian dumm wäre?, fragte ich und meine Augen wanderten zu ihm, wie er sich mit Wilhelm unterhielt. Ich habe nicht gesagt, dass er dumm wäre. Ich meinte, dass er keine Phantasie hat. Jegliche Kreativität läuft aus ihm heraus, wie aus einem lecken Eimer, verschwindet im Staub des trockenen Linoleum-Bodens. Wie poetisch, spottete ich. Er macht hervorragende empirische Arbeit. Vielleicht. Aber du mit deinen Modellen. Du hast Phantasie. Zu viel. Es geht in der Wissenschaft nur bedingt um Phantasie. Eigentlich sollten die Modelle auf Daten beruhen. Ah, lenk nicht ab, sagte Ypey. Also, warum gehst du jeden Tag ins Büro? Damit ich Geld verdiene, erwiderte ich matt. Seufzend setzte ich mich auf einen freien Stuhl. "Hedwig, alles okay bei dir?" Nicole war plötzlich an meiner Seite. Meine Kollegin in Elternzeit, für die wir dieses Kaffeetrinken veranstalteten. Ich lächelte sie mit der hormonschwangeren Sanftheit an, mit der ich seit Feanors Geburt frischgebackenen Eltern begegnete. Und ihren Babys. Natürlich gab es das Kaffeetrinken nicht für Nicole, sondern für ihr Baby, das sie uns gerade zum ersten Mal vorstellte. Jette. "Darf ich sie mal halten?", gurrte ich und fühlte die Flüssigkeit unter meinen Augen. Zum Glück noch innen. Ich stellte schnell den Kaffee ab. Nicole gab mir ihre Tochter und ich schmiegte ihr Köpfchen in meinen Arm, streichelte ihre Wange, legte meinen Finger in ihre winzige Hand. Ein zufriedenes Lächeln lag auf meinem Gesicht, als ich die Sehnsucht da sein ließ. Ein Baby. Dann machte es klick und mein Verstand übernahm. Ich wusste genau, wie wenig Wahrheit das prototypisch transportierte Babyglück tatsächlich beinhaltete. Zu wenig Schlaf. Zu viel Geschrei. Die Hälfte der Zeit bist du damit beschäftigt, Windeln zu wechseln, vollgekotzte Klamotten zu waschen - die des Babys und deine eigenen - Arzttermine, Kinderwagen schieben, ja nicht anhalten, Stillen, Brei kochen, beim Füttern versagen und immer immer wieder die Unfähigkeit, dem Geschrei so zu begegnen, dass es aufhörte zu schreien. Dass es bekam, was es wollte. Jette schrie gerade nicht. Wachsam sah sie mich an. Was willst du, Kleines?, dachte ich und fühlte es nicht. So wie ich schon bei Feanor nicht gespürt hatte, was ihm fehlte. Angeblich spüren Eltern so etwas. Ich nicht. Ich gab Nicole ihr Baby zurück und versicherte ihr, wie süß Jette war, lobte die wachen Augen und den Greifreflex. Ich hatte bekommen, was ich wollte. Die Überzeugung, dass ein zweites Kind für mich nicht in Frage kam, war wieder da. Fest. Unumstößlich. Lass mich die Frage noch einmal umformulieren, sagte Ypey trocken. Was machst du hier ... auf der Welt?
  2. Hi, ich habe mal für "Das Grab vom Skaalenhügel" Runenplättchen aus sehr dünnem Ton gemacht und sie gegen die Tischkante geschlagen, wenn sie kaputt gegangen sind. Eigentlich wollte ich, dass sie noch leichter kaputt gehen. Vielleicht wären Kekse gut... Was auch mal ganz gut ankam, war der Schleich-Drache. Vorher hatten wir einige Kämpfe mit kleinen Spielfiguren aufgestellt, nur um zu demonstrieren, wo was passiert. Ich steh da nicht auf so viel Aufwand. Aber dann kam der Drache, an den sie ja alle nicht wirklich geglaubt hatten, und der war so viel größer als die kleinen Mensch-Ärger-Dich-Nicht-Figuren. Das war sehr plastisch, wie die vor einem Monster mit der Hundertfachen Masse standen. Y_sea
  3. "Weißt du, es ist total seltsam", sagte ich Robin. "Mir selbst ist es gar nicht so wichtig, wenn hier Kartons herum stehen und die Küche noch nicht fertig aufgebaut ist. Aber wenn dann jemand wie Linda kommt und ihre Nase darüber rümpft, dann schleichen sich ihre Werte und Vorstellungen in mich hinein." Wir lagen nebeneinander im Bett und gefiltertes Licht einer Straßenlaterne schien durch die Gardinen. Robin drehte sich zu mir. "Warum kümmert dich, was sie denkt?" "Das ist doch normal!", meinte ich. "Das macht man doch so." "Mir ist egal, was sie denkt", erwiderte er. Dabei glitt seine Hand unter meine Decke und suchte meine Brust. "Aber ich finde es anstrengend", fuhr ich fort. "Linda tut so, als müsste es mir hier zwischen den Kisten ganz schlecht gehen. Aber es geht mir gar nicht so schlecht." Ganz sanft streichelten seine Finger rund um die Brustwarze herum. Es kribbelte. Es erregte mich. Aber ich wollte mich weiter über Linda ärgern, also schob ich seine Hand weg. "Es nervt mich so, dass sie so tut, als hätte sie alles im Griff!" Seufzend legte er sich auf seine Seite. "Setzt dich das unter Druck?", murmelte er. "Ja. Ja, genau. Es setzt mir ein Bild vor die Nase, das ich angeblich erreichen muss." "Werd' bloß nicht so, wie Linda", sagte er gähnend. "Ich will dich so chaotisch, wie du bist." Ich lächelte. Darauf kam es ja an. Als ich mich wenig später an ihn kuschelte und über seinen Arm streichelte, reagierte er nicht. Also zog ich mich auf meine Seite zurück und starrte an die Decke. Du gibst ja schnell auf, kommentierte Ypey. Ach, so dringend muss ich jetzt auch nicht, meinte ich.
  4. Y_sea

    07. September

    Was meinst du: "ich"? Das bin nicht ich. Das ist Hedwig... aber keine Sorge, Linda ist nicht so oberflaechlich, wie Hedwig glaubt.
  5. Y_sea

    07. September

    Ich klingelte bei Linda. Aus irgendeinem Grund war ich immer unsicher, wenn ich zu einer Verabredung kam. War ich zur richtigen Zeit gekommen? War es der richtige Tag? Feanor spürte meine Unsicherheit. Maulig stand er hinter mir. Am liebsten wäre er gar nicht mitgekommen, aber ich wollte, dass er Richard besser kennenlernte. Linda öffnete. "Hedwig, schön, dass es geklappt hat!", begrüßte sie mich und meine Zweifel kamen mir - mal wieder - lächerlich vor. Ich reichte ihr den Strauß Herbstblumen, die in dem Garten unseres neuen Hauses gewachsen waren, ohne dass ich dafür etwas getan hätte, orangefarbene Lilien und dunkelrote Stockrosen. "Die sind aber schön!", gurrte Linda und suchte eine Vase. Ich sah ihr hinterher, dann glitten meine Augen über die geräumige Diele. Der lackierte Parkettboden glänzte wie geleckt. Die Sonne fiel ungefiltert durch die Fenster, deren Scheiben so blank waren, als würden sie fehlen, und schien auf eine befreiende Leere. Das einzige Möbelstück im Flur war ein kleiner runder Tisch, auf dem das Telefon stand. Die offene Doppelflügeltür zum Wohnzimmer ließ nicht nur das Licht herein, sondern eröffnete auch den Blick auf einen extrem aufgeräumten Raum, lediglich ein schmales Bücherregal, eine lederne Sitzgruppe um einen Glastisch und ein kleiner Fernseher standen darin. Ich zog meine Schuhe aus und zischte Feanor zu, er solle das auch tun. Dann schlich ich an die Tür zum Wohnzimmer und fühlte mich unwohl, weil der Kontrast, den Lindas Wohnung zu meiner eigenen bildete, so reisig war. Und das lag nicht nur an den Umzugskartons. Erleichtert entdeckte ich in einem Eckchen des Wohnzimmers doch noch etwas Unordnung. Eine bunte Babydecke mit einem Trapez und Plüschbausteinen. Und unter dem Trapez lag Kirsten. "Hallo Feanor", sagte Richard schüchtern, der die Treppe im Flur herunter gekommen war. "Hallo", erwiderte Feanor zurückhaltend. "Hallo Richard", sagte ich und holte einen Anspitzer in Autoform aus meiner Tasche. Diesen gab ich ihm. "Feanor hat mir erzählt, dass du seinen Anspitzer toll fandest. Da habe ich dir auch einen besorgt." "Danke Frau Schulz", strahlte Richard. "Nenn mich Hedwig", erwiderte ich. Linda kam aus der Küche und stellte eine farblich perfekt passende Vase auf den gläsernen Couchtisch, nickte in Richtung von Kirsten und sagte: "Noch bewegt sie sich zum Glück nicht vom Fleck. Dann wird es so stressig, auf alles aufzupassen. Ich hole uns den Kaffee und Kuchen hier her, ja? Hast du ein Auge auf Kirsten?" "Klar." Ich hatte eine andere Erfahrung gemacht. Ich war so froh gewesen, als Feanor angefangen hatte zu krabbeln. Da konnte er sich endlich mit sich selbst beschäftigen. Natürlich hatten wir in großem Aufwand die Küche, den Flur und ein weiteres Zimmer unserer damaligen Wohnung krabbelkinderfest gemacht, damit wir ihn die Umgebung in Ruhe erkunden lassen konnten. Auch für Kirsten hatte ich etwas mitgebracht. Ein Plüschbuch mit Zeichnungen von Kuscheltieren. Feanor hatte es geliebt. So sah es auch aus. Ich betrachtete das Stoffbuch. Ich hatte es gewaschen, aber neu war es nicht mehr. Abgegriffen, etwas fleckig, nicht mehr ganz weich. Ich sah mich um, sah die glänzenden Oberflächen und die staubfreien Ecken. Bis auf den frischen Milchfleck auf der Babydecke, war auch diese blitzblank. Wahrscheinlich wusch sie sie wöchentlich. Missmutig schaute ich wieder auf das Plüschbuch und wusste nicht, ob ich es Kirsten geben sollte oder nicht. Also gab ich ihr erst eine nagelneu wirkende Rassel, die außerhalb ihrer Reichweite lag. Linda kam und stellte ein Tablett voll Geschirr auf den Tisch. Mit einem fröhlichen "Ich hole noch die Sahne" verschwand sie wieder. Auch Linda selbst sah aus, wie frisch aus dem Ei gepellt. "Richard, zeig Feanor doch mal dein Zimmer", hörte ich Linda im Flur zu den Jungen sagen. Als sie die Treppe hinauf gingen, sah ich den ungleichen Kindern hinterher. Sogar ihr Sohn hatte stets eine perfekte Frisur, so dass Feanor mir schon etwas leid tat mit den selbst geschnittenen Haaren. Aber ich würde doch keine Paarundzwanzig Euro ausgeben, dafür dass ich Feanor bei seinem Wutanfall zuschauen durfte, wenn eine überforderte Frisöse versuchte, die Schere einzusetzen, ohne ihm in das wild bewegte Gesicht zu schneiden. Ich hatte es versucht. Einmal. Seitdem schnitt ich selbst. Jetzt gib ihr endlich das Buch, sagte Ypey. Ich nickte und hielt Kirsten das Buch hin. Sofort griff sie danach und führte es in den Mund. Dann juchzte sie, weil es lustig knisterte, als sie darauf herum kaute. Ich legte mich neben sie und zeigte auf die Seite des Buches, die sie sehen konnte. "Ein Tiger", erklärte ich ihr. "Gaa", machte Kirsten. "Genau", sagte ich, "Ti-ger." "Ga-a." Ich freute mich, wie gut ihr das Buch gefiel. "Oh, das ist ja ein schönes Buch, vielen Dank Hedwig. Das wäre doch nicht nötig gewesen." Peinlich berührt stand ich wieder von der Babydecke auf. Was sollte ich denn dazu sagen? Dass ich diese alten Baby-Sachen doch sowieso nicht mehr brauchte? Pff, machte Ypey. "Von diesen kleinen Sachen kann man doch immer wieder etwas Neues gebrauchen", meinte ich schließlich lahm. Wir setzten uns an den Couchtisch und Linda schenke Kaffee ein und gab jeder von uns ein Stück selbstgebackenen Pflaumenkuchen. Da kamen unsere Söhne herein. "Mama, dürfen wir auch ein Stück Kuchen?", fragte Richard von der Tür aus. Feanor, der schon am Tisch stand und seine Hand nach der Kuchenplatte ausgestreckt hatte, hielt inne und starrte Richard ungläubig an. Oje, sind die unterschiedlich, dachte ich traurig. Aber Ypey amüsierte sich. Immerhin merkt er den Unterschied auch, freute sie sich. Das ist nicht lustig, fand ich. Doch, kicherte Ypey. Sie war ja auch nicht verantwortlich für den kleinen Satansbraten. Linda gab den beiden ein Stück Kuchen und von der Sahne und Apfelschorle. Nachdem sie gegessen hatten - Richard ordentlich und vorsichtig, Feanor so, dass die herunterfallenden Zwetschgen und Sahnekleckse Spuren auf seinem T-Shirt hinterließen - gingen sie in den Garten. Ich atmete auf, als Feanor draußen war. Linda und ich lächelten uns an und begannen, uns gesittet über die belanglosen Charakteristika unseres Lebens zu unterhalten. Ich erkundigte mich nach ihrem Mann, nach Kirstens Entwicklungsschritten, wie lange sie hier schon wohnten. "Was macht dein Mann, Hedwig?", fragte Linda dann mit diesem Gesichtsausdruck höflichen Interesses, denn die Menschen manchmal bekommen, wenn sie sehr bewusst nach Details aus deinem Leben fragen, weil sie dadurch glauben, dich besser kennenlernen zu können. Vermutlich hatte ich den gleichen Gesichtsausdruck vorher gehabt. Jetzt gerade spielt er vermutlich Bundesliga Manager, dachte ich und sagte: "Er hat Anfang des Jahres in einer neuen Firma angefangen. Er ist da als IT Spezialist tätig und auch häufig unterwegs, um die Software der Firma zu betreuen, wo sie angewendet wird." "Dann ist er oft weg?" Lindas Stimme war ganz sanft, irgendwie regte mich das auf. "Ja, es ist ja nicht so, als würde Feanor mich noch sehr viel ..." fordern? doch fordern tut er mich schon "brauchen", schloss ich also. Aber das war eigentlich auch falsch, brauchen tat er mich auch noch. "Ist es anstrengend für dich, Hedwig, wenn Robin so viel weg ist?" "Nein, nein, eigentlich nicht. Es war nur jetzt mit dem Umzug alles etwas viel. Ich..." Ich brach ab. Mit minimalem Kopfschütteln nahm ich lieber eine Gabelvoll von dem süßen Zwetschgenkuchen. Linda hatte ihren Kopf schief gestellt und betrachtete mich mit einem nachdenklichen Lächeln. Ich hatte plötzlich ein Bild von Ypey in meinem Kopf, wie sie die Mimik von Linda kopierte. Du ...?, machte Ypey mit einer honigsüßen Imitation der Stimme meiner Nachbarin, Was wolltest du gerade noch sagen? Ich hielt meine Augen auf dem Kuchen, damit Linda nicht eventuelle Gefühlsschwankungen unter meinen zuckenden Lidern mitbekam. Ich war irritiert von Ypeys heuchlerischer Sanftheit. Gleichzeitig hatte sie den Effekt, dass ich wirklich sagen wollte, was ich gerade nicht über die Lippen gebracht hatte. Wenigstens Ypey konnte ich es sagen. Ich bin total ausgebrannt, dachte ich matt. Warum sagst du ihr das nicht?, fragte Ypey, wieder in ihrem gewohnten Tonfall. Ich sah kurz in Richtung der Treppe zum Kinderzimmer, dann hinaus in den Garten. So etwas sagt man doch nicht, meinte ich unzufrieden, hin und her gerissen, irgendwie war mir das alles zu schal hier. Linda schenkte Kaffee ein. Ich lächelte sie fröhlich an. Ypey grunzte verächtlich. Ich bin die Diebin, kommentierte sie. Aber du! Du bist die Unehrlichkeit in Person. Ich wurde von der Pflicht weiterzureden enthoben, als Richard und Feanor wieder herein kamen. Mein Sohn rannte mit seinen erdigen Schuhen in die Wohnung, bis ich ihn aufforderte, sie auszuziehen. Richard hatte seine schon ordentlich an die Seite gestellt. "Können wir noch mehr Kuchen?", fragte Feanor, während er an seinen Schuhen zog ohne sie zu öffnen, da hörte ich das Wasser laufen, weil Richard sich schon im Badezimmer die Hände wusch. "Geh auch erst mal Hände waschen", forderte Linda Feanor nett auf. Feanor grunzte rebellisch. "Nö", meinte er. "Feanor, geh bitte Hände waschen", sagte ich. Vielleicht überhörte Linda die Panik in meiner Stimme, Feanor tat es nicht. "Geh doch selber Hände waschen!" "Feanor, wenn du noch ein Stück Kuchen essen willst, dann geh jetzt bitte Hände waschen!" "So lecker ist der Kuchen auch nicht." Ich schloss die Augen. Warum tut er mir das an? Warum muss er mich so bloßstellen?, dachte ich verzweifelt. Wie kommst du darauf, dass er das macht?. erwiderte Ypey. Häh? Er stellt dich nicht bloß, er macht nur, was ihm gerade passt. Ist doch toll. Guck ihn dir an. Er denkt selbst! Mittlerweile sah Feanor seine Hände an. Ich hatte keine Ahnung, was sie da draußen gemacht hatten, aber es klebte eine dicke Schicht Sand an seinen Handinnenflächen. Er zuckte die Schultern und lief ins Badezimmer und wenig später hörte ich wieder den Wasserhahn. Während sie also ihre zweiten Stücke Kuchen aßen, betrachtete ich die beiden nachdenklich. Richard war seiner braven Frisur treu. Er war ein Engel. Ein richtiger Schatz. Er bedankte sich und sagte artig, wie lecker er den Kuchen fand. Feanor war nicht seiner Frisur, sondern seinem Namen treu. Er war ein Feuergeist. Auch er zog sich bei uns mittlerweile die dreckigen Gummistiefel aus, wenn er herein kam, aber nur, um sie in hohem Bogen durch die Wohnküche zu werfen. Wenn er gut gelaunt war. Wenn er schlecht gelaunt war, zielte er auf mich. Er zeterte, wenn er Hände waschen sollte, und sparte nicht mit "Bäh!" und auf den Boden gepfefferten Butterbroten. Ich liebte ihn. Manchmal packte mich die Eifersucht, eine brennende Missgunst, dass andere Eltern ein 'einfaches' Kind hatten und ich ein so schwieriges, das bockte, sobald es ein Ge- oder Verbot witterte, was er eine Meile gegen den Wind tun konnte. Aber immer, wenn dieser nagende Wurm der Eifersucht meine zarte Schale zu durchbrechen drohte, stoppte ich ihn, indem ich mir sagte, dass ich keinen dressierten Affen wollte. Du hast schon recht, gestand ich Ypey zu. Es hat auch etwas Gutes, dass er so aufsässig ist. Schließlich habe ich seine Karriere schon geplant. Ach. Und was wird er? Revolutionär. Die beiden trollten sich in Richards Zimmer und wieder schien mir die Luft plötzlich klarer und leichter einzuatmen zu sein. "Du hattest gerade von deinem Umzug erzählt", nahm Linda den Faden wieder auf. "Es ist schwierig auszuhalten, wenn alles so unordentlich ist, nicht wahr?" "Ach, so schlimm ist das gar nicht", antwortete ich. "Ich habe zehn Jahre in einer WG gewohnt, in der wir uns deutlich länger darüber auseinander gesetzt haben, wie wir denn nun den Putzplan organisieren, als tatsächlich zu putzen." Linda wusste schon wieder nicht, ob ich scherzte oder nicht. Aber ich war zufrieden. Das war ehrlich gewesen.
  6. Y_sea

    04. September

    Die Spitze der Kugelschreibermine glitt über das karierte Papier meines Notizblocks und formte ein klar umrissenes Dreieck mit ausfließenden Spitzen. "Letzte Woche bin ich von der Konferenz aus Neu Delhi zurück gekommen", erzählte Inga der Arbeitsgruppe. "Neu Delhi war total toll! So große Gegensätze, aber ich hatte nur ganz wenig Zeit mir die Stadt anzugucken. Die Konferenz war auch gut." Ich setzte den Stift neu an und zeichnete weitere Striche, ein weiteres Dreieck. "Ich bin noch mit der Organisation des Workshops nächste Woche beschäftigt", erzählte Karl. "Ich habe eine Auflistung erstellt, an was man alles denken muss, wenn man einen Workshop plant, vielleicht braucht das mal jemand." Noch ein paar Striche und - siehe da! - es wurde eine Katze. Ich freute mich. Ich zeichnete gerne. Warum bist du hier?, fragte Ypey. Ich arbeite hier. Ich bekomme Geld für das, was ich tue. Du bekommst Geld dafür, dass du Katzen zeichnest, während andere Leute erzählen, auf welchen Konferenzen sie waren? Nein! Ich schmunzelte und konzentrierte mich auf Ingrid, die gerade von ihren Problemen beim Überarbeiten eines Papers sprach, das sie für einen Workshop in Maastricht eingereicht hatte. Was machst du dann hier? Es gehört dazu, dass ich darüber bescheid weiß, wer in meiner Arbeitsgruppe was macht. Wir arbeiten ja zum Teil am gleichen Projekt. Und dazu musst du wissen, wer gerade in welche Stadt geflogen ist? Ich zuckte mit den Schultern. Ingrid schaute irritiert rüber und ich blickte schnell auf die Katze auf meinem Notizblock. Ich nahm mir vor, nicht mehr mit äußerlichen Reaktionen auf Ypey zu antworten. Der wissenschaftliche Austausch findet im wesentlichen auf Konferenzen statt. Warum klingt das so auswendig gelernt? Die Spitze meines Kugelschreibers hatte schon wieder einen Bogen auf die Karos gemalt, aber ich stoppte ihn. Es hatte ein Zwiebelturm werden wollen, in meinem Kopf war er schön orange mit gewundenen Linien, die sich spiralenförmig bis zur Spitze schraubten, die mit einer goldenen Kugel gekrönt war. Was wusste ich, wie die Türme in Neu Delhi aussahen. Ich glaube, ich fahre nicht so gerne auf Konferenzen. Nein warte. Ich glaube, ich würde auch gerne nach Neu Delhi fahren und nach Bali und nach Prag und wo sie alle hin gehen. Aber ich kriege nicht mehr als ein oder zwei Konferenzen pro Jahr hin. Und wenn ich dann da bin, ist es oft ganz komisch, weil ich kaum Kontakt bekomme. Das, was man da machen soll. Kontakte knüpfen. Hörst du denen da auch so gut zu, wie deiner Arbeitskollegin gerade? Ich seufzte--- und nahm schnell einen Schluck Wasser, damit die Leute den Seufzer nicht für Langeweile hielten. Nein. Selbst wenn ich da bin, bin ich zur Hälfte mit meinen Gedanken immer zuhause bei Feanor. Ich bin verwirrt, gestand Ypey. Willst du jetzt auf Konferenzen oder nicht? Musst du oder nicht? Musst du wissen, wer wo war? Was weiß ich. So langsam wurde ich ärgerlich. Sie legte zu viele Finger auf zu viele Wunden. Eine Zeitlang ging mein Austausch mit Ypey in der Darstellung des Paradigmenwechsels unter, den Wilhelm, mein Chef, auf seiner letzten Konferenz in Aberdeen bemerkt hatte. Als ich der durchaus interessanten Analyse des Verhältnisses von Wissenschaftlichen Dia- und Prognosen zur politischen Realität nicht mehr folgen konnte, antwortete ich ihr doch noch. Ich glaube, ich hätte gerne die Freiheit, zu spannenden Konferenzen zu fahren, die Lust, die Menschen dort näher kennenzulernen, die Muße, mich mit ihren wissenschaftlichen Ansätzen auseinanderzusetzen und die Selbstsicherheit, gelassen zu bleiben, wenn ich meine Arbeit dort der Kritik der anderen aussetze. Mit dieser Diagnose war ich ganz zufrieden. Ypey auch. Das spürte ich. Warum machst du das dann nicht so?, fragte sie. Natürlich. Sie machte immer, was sie wollte. Ich schnaubte und wandelte es fließend in ein Husten um. Niemand schien es zu bemerken. Nehmen wir nur das erste, antwortete ich ihr entgeistert. Die Freiheit. Jemand muss sich um Feanor kümmern. Robin muss weg können, wenn es in der Firma brennt. Wie soll ich ein halbes Jahr vorher wissen, ob ich in einer bestimmten Woche kann? Haben die anderen keine Kinder? Ich schaute die Runde entlang. Doch. Zwei. Mit mir drei von achtzehn. Plus eine Kollegin, die gerade in Mutterschutz ist, jetzt vielleicht schon in Elternzeit. Aber ab und zu gehst du. Was ist mit der Lust, Leute kennenzulernen?, hakte Ypey nach. Wieder sah ich mich um und musterte meine Kolleginnen und Kollegen. Sie trafen sich manchmal. Zu Spieleabenden. Zu gemeinsamen Ausflügen. Zum Mittagessen. Und dann sprachen sie über ihre Hobbies. Sie sprachen über Politik. Sie sprachen über ihre beruflichen Pläne. Niemand von ihnen konnte mit Rollenspielen etwas anfangen, also erzählte ich nichts davon. Niemand von ihnen konnte meinen pamphletischen Ausbrüchen über aktuelle Tagespolitik etwas abgewinnen, also hatte ich sie eingestellt, statt die Mittagessen zu Streitgesprächen werden zu lassen. Ich selbst hatte keine großen beruflichen Ambitionen, ich wollte einfach gute Wissenschaft machen. Die Karrierepläne der anderen hinterließen in mir ein flaues Gefühl, als hätte ich etwas vergessen. Also hörte ich schweigend zu, wenn sie über Kanutouren, die Verwendung der Studiengebühren oder die wichtigen Leute redeten. Warum, Ypey?, fragte ich sie traurig. Warum sollte ich viel mit Leuten zu tun haben, die nur dann Gemeinsamkeiten zu mir sehen, wenn ich mich verstelle? Sie gab keine Antwort. Aber ich spürte ihre Präsenz. Und fand sie tröstlich, bis--- Akzeptierst du sie denn so, wie sie sind?
  7. Was ich noch ergänzen wollte, falls sich hier noch mehr Leute für Schreibtipps interessieren, sind die Website, die Tipps, Kurse und die "Clinics" von Holly Lisle. Ich finde die sehr gut, ist allerdings auf englisch. http://hollylisle.com/ Cheers
  8. Cool, Feedback! Dankeschön. @Saidon: Freut mich, dass es dir gefallen hat. Bin gespannt, was du sagst, wenn du es geleitet hast. @Rosendorn: Du legst da natürlich den Finger auf die Wunde. Ein professionelles Lektorat wäre mir für den Rahmen, in dem ich das mache, einfach zu teuer. Solange niemand "Hier!" schreit, wird es wohl auch für die Folgebände in meinem nachsichtigen Freundeskreis verbleiben. Wobei ich zur Ehrenrettung meiner LektorInnen sagen muss, dass ich eben diese kurze Szene, aus der du zitierst, erst ganz am Ende noch eingefügt habe und sie keine Chance hatten, daran zu meckern. War vielleicht eine Fehleinschätzung meinerseits. Als ich das Zitat eben gelesen habe, kam es mir auch ziemlich dick vor. Werde ich mir zu Herzen nehmen und den nächsten Band daraufhin nochmal durchsehen. Vielleicht ist es aber auch nicht nur eine Lektoratsfrage. Ich sehe schon auch, dass dieses Zitat für die Situation viel zu dramatisch ist und ich würde es beim Lektorieren vielleicht auch anmerken, aber andererseits gefällt mir selbst dieses Assoziative und ich lese auch gerne lange Bücher. Was ich sagen will, schade, dass du enttäuscht bist, jetzt, wo du das Buch in der Hand hast, aber auch wenn ich glaube, dass es nicht durchgängig so kitschig ist, weiß ich ehrlich nicht, ob ich dir das Weiterlesen empfehlen sollte. Ist vielleicht - wie du sagst - einfach nicht dein Stil. Schenk es einer Freundin Cheers.
  9. Y_sea

    Albische Speisen

    Spielen halt alle, wie sie mögen... Von der Klimazone her ist das alles durchaus drin. Aber Schottland grenzt ja auch nicht an Griechenland, Alba liegt nicht auf einer Insel, usw. Ich gehöre wohl eher zu denen, die sich Anregungen aus der irdischen Geschichte holen und ansonsten die Phantasie-Welt sich entfalten lassen. Und die Charaktere Spaß haben lassen. Vielleicht machen wir zwei Listen, eine die sich eng am schottischen Kulturkreis orientiert und diese relative Abschottung kultiviert (die ich persönlich für Alba nicht sehe) und eine, die eher den Ansatz verfolgt: Mit diesen und jenen Techniken ist unter den klimatischen Bedingungen in Alba das und das möglich. Quiche und Polenta waren natürlich nicht die richtigen Wörter, weil französisch und italienisch. Was ich ausdrücken wollte, war "Mürbeteig mit Gemüsefüllung" und "gekochter Getreidebrei als Beilage". Also Gemüsekuchen (Pie) und Getreidebrei (Porridge), das gibt es vermutlich auch in deinem Alba? (Ich habe bei Porridge diese Müsli-Assoziation, morgens mit Beeren und so, deswegen hatte ich für den gekochten Getreidebrei als Beilage, der fester ist als der Gersten- oder Haferschleim zum Frühstück, ein anderes Wort gesucht.) Gruß.
  10. Y_sea

    Albische Speisen

    Ja, super Seite, ich habe auch noch nichts gefunden, was den Einträgen in meiner Liste widerspricht, die ich mir ja so vorstelle, dass man sie neben der Namensliste im Alba-Band liegen hat und bei Bedarf ein Gericht raussucht.
  11. Y_sea

    Albische Speisen

    Hallo, also eigentlich hatte ich nur vor, zu schreiben, dass Kohl ja nicht gleich Kohl ist, sondern in verschiedenen Sorten kommt, die jeweils auf die unterschiedlichsten Weisen zubereitet werden können. Ich habe das Problem aber auch, dass ich gerne sagen will, was es nun zu essen gibt, und mir dann nur Gemüsesuppe einfällt. Jetzt ist da der Versuch einer Liste rausgekommen, die ausdrücken soll, dass ich nicht glauben kann, dass die Menschen im Mittelalter so extrem einseitig gegessen haben, wie es hier manchmal anklingt. Aber selbst wenn, dann handelt es sich trotzdem um eine Fantasy-Welt, auf der man es sich auch anders vorstellen kann. Die entscheidenderen Fragen sind meiner Meinung nach: Was konnten sie mit simpler Technik zubereiten und was konnte im Prinzip wann verfuegbar sein und wie haltbar gemacht werden? Kochtechniken: Wenn es nur eine offene Feuerstelle gibt, über der ein Kessel hängt, dann gibt es nur Suppe oder Eintopf. Dann ist es halt oft Eintopf oder Gemüsesuppe, aber vielleicht erhöht es die Abwechslung (beim Spielen) ja schon, wenn man das Gemüse benennt. Schon ein Rost über der Feuerstelle erlaubt das Braten in Pfannen, wobei der Mangel an Fett vermutlich die Häufigkeit begrenzt hat. Wenn es einen Ofen gibt, kann es auch Aufläufe geben, mit unterschiedlichsten Käsesorten, angegossener Milch und verquirltem Ei. Dort, wo der Backofen außerhalb steht gibt es Auflauf sinnvollerweise nur an Brotbacktagen, wenn der Ofen sowieso heiß ist. Klar ist, dass sich Gemüsesorten im Laufe der Jahrhunderte entwickeln, manche verloren gehen, manche neu gezüchtet werden. Fürs Rollenspielen glaube ich trotzdem, dass man auf aktuelle Gemüse verweisen kann, denn es geht ja letztendlich um Stimmung und die wird vermutlich eher durch Assoziationen geweckt, als durch lange Erklärungen, dass die Möhren "damals" nun mal außen violett und nur innen rotorange waren... Zu der Liste: Ich dachte, dass ich sie vielleicht Ende Oktober hübscher aufbereite und als Download einstelle und bis dahin alle Ergänzungen und Proteste sammele, die hier so kommen. In Klammern gibt es Beispiele für Gerichte, aber nur als Stichwort, nicht mit Rezept. GANZJÄHRIG Getreide: Weizen/Dinkel/Grünkern/Graupen/Gries Roggen Gerste Hafer Buchweizen (eigentlich kein Getreide, wird aber so verwendet) Hirse jeweils: als Brei, als Mehl, als gequollene Körner, als gekeimte Körner, zum Binden von Suppen, als Teig zum Backen von Küchlein oder Kuchen, als Brot, als Nocken, als Polenta. Im übrigen haben sie den Sauerteig im antiken Ägypten entdeckt, es sind also sowohl harte Brotfladen als auch luftiges Sauerteigbrot möglich. FRUEHJAHR Das Frühjahr ist - wie der Termin der christlichen Fastenzeit andeutet - die eigentliche Saure-Gurken-Zeit. Es grünt und blüht, aber die Feldfrüchte sind schlicht noch nicht so weit, dass man sie essen könnte. Daher waren im Frühjahr die Eier so wichtig, auch die von wilden Vögeln. eingelagert: Weisskohl, Sauerkraut Sauer oder salzig eingelegte Gurken Möhren Rote Bete Zwiebeln Winterporree Vom Feld: Spinat (roh als Salat, gekocht als Beilage mit Zwiebeln, Blauschimmelkäse oder Sahne, gratiniert) gegen Ende des Frühjahrs: Mairübchen junge rote Bete, deren Blätter wie Spinat verwendet werden Frühlingszwiebeln (Weißkohl-Möhren Eintopf mit jungen Zwiebeln) Rhabarber (Kompott) Ergänzung aus der Wildnis: Bärlauch (Salat, Gemüse, als Gewürz in herzhaften Pfannkuchen) Löwenzahn (Salat, Gemüse) Brennnesseln (Gemüse, Tee) Gänseblümchen (Salat) Holunderblüten (in flüssigen Teig getaucht und in der Pfanne ausgebacken) SOMMER Vom Feld: Rote Bete (roh als Salat, im Eintopf, in Scheiben gebraten wie Bratkartoffeln) Möhren (roh, gekocht als Brei, in der Pfanne glasiert, auch Möhrenkuchen) Kohlrabi (roh, gekochte Stifte, Kohlrabi-Graupen-Topf) Radieschen (roh) Rettich (roh und als scharfes Gewürz in Eintöpfen, Möhren-Rettich-Gemüse) Salate (große Vielfalt, Rauke, Köpfe) Mangold (wie Spinat, Mangold-Pilz-Pfanne) Fenchel (karamelisierte Fenchelhälften, Fenchel-Hirse-Topf) Sellerie (Knolle in Scheiben als Schnitzel, Stangen als Hauptzutat für einen Eintopf bzw. Gemüsesuppe) Spitzkohl (überbackene Spitzkohl-Viertel, Spitzkohltopf mit Ziegenkäse) Beeren/Obst: Walderdbeeren (ins Porridge) Heidelbeeren (gedeckter Kuchen) Preißelbeeren (zu gebratenem Weichkäse) Himbeeren (Gelee) Johannisbeeren (Marmelade) Stachelbeeren (Kompott) Kirschen (Kompott, Soße zu Süßspeisen wie Kaiserschmarrn) Kräuter: Rosmarin (Rosmarin-Spieße, also Fleisch auf Rosmarinstengel gespießt) Thymian (Thymian-Pfifferling-Pfanne) Pimpinelle (Salatgewürz) Minze (Hirse-Minze-Topf) Zitronenmelisse (Gewürz oder Tee) Petersilie Salbei Kamille Ergänzung: Ringelblumen (Salat) Sauerampfer (Salat, Gerwürz) HERBST: Vom Feld: Möhren Kohlrabi Fenchel Sellerie Spitzkohl Salate Zwiebeln (Zwiebelkuchen) Lauch (als Quiche, Eintopf) Pastinaken (wie Möhren, schmecken nussig) Schwarzwurzel (gekocht in Suppen, gekocht in Buchweizenpfannkuchen gerollt) Petersilienwurzel (Eintopf) Kürbisse (Kürbissuppe, süß-scharfer Kürbisauflauf, süßsauer eingelegt) Steckrübe (süß-scharfer Eintopf, gewürfelt und in gewürztem Mehl gewendet als Auflauf überbacken) Gurken (frische sind bitter, eingelegt in Salz oder Apfelessig) Weißkohl (roh als Salat, gekocht als Eintopf, überbacken als Auflauf "Rumpledethumps", in saurem Wein gedünstet, im Winter dann auch als Sauerkraut) Rotkohl (roh als Salat, mit Äpfeln gekocht) Wirsing (roh als Salat, Speck-Wirsing-Pfanne, Kohlrouladen) Rosenkohl (roh in Vierteln als Salat, gekocht und in Butter geschwenkt, Gemüsesuppe) Erbsen (junge Schoten, Gemüsebeilage, Erbsensuppe mit Wurst) Linsen (Linseneintopf mit Möhren oder Mettwurst, Linsenküchlein) Stangenbohnen (als Salat, als Beilage in der Gemüsesuppe, mit Speck und Zwiebeln als Hauptgericht) Dicke Bohnen (Eintopf, gekocht mit Sahnesoße, als Mus oder Brei) Beeren/Obst: Brombeeren (Marmelade, Kuchen) Holunder (Sirup) Mirabellen (Kompott) Birnen (Kuchen) Äpfel (gebacken mit Haselnüssen und Honig gefüllt, Apfelmus) Ergänzung: Haselnüsse (Rote-Bete-Kuchen mit gemahlenen Haselnüssen) Walnüsse (Apfelstrudel mit Walnüssen) Esskastanien (geröstet, als Füllung kleiner Kürbisse) Pilze (viele verschiedene: Steinpilze, Pfifferlinge, Saitlinge, ... als Pfanne, Omlette, im Eintopf) Chrysanthemen (Salat) WINTER: eingelagert: Möhren Gurken Kürbisse Steckrüben Spitzkohl Weißkohl Rotkohl Wirsing Rosenkohl Linsen Nüsse eingekochtes Obst, "Rum"topf, also in irgendwelchem Alkohol haltbar gemachtes Obst vom Feld: Winterporree (Lauch-Speck-Pfanne mit Griesnocken) Grünkohl (roh als Salat, gekocht mit Kassler oder Grünkern) Feldsalat Portulak
  12. Y_sea

    02. September

    Am nächsten Morgen saß ich zwischen den vielen anderen Eltern in der Schulaula, mein Mann Robin auf der einen Seite, eine Mutter auf der anderen. Der Schulleiter machte eine kurze Ansprache, betonte die Wichtigkeit des neuen Lebensabschnitts, in den unsere Kinder nun einstiegen. Dann rief er ein Kind nach dem anderen auf. Alphabetisch. Wieso war ich so nervös? "Feanor Schulz." Ich schluckte. Mein Sohn wurde von einem älteren Schüler, seinem Schulpaten, auf die Bühne zu den zwei Dutzend anderen Kindern geführt. Er bekam eine Sonnenblume in die Hand und stand dort glücklich und unsicher zugleich. Verstohlen wischte ich mir die Tränen aus den Augen. Ich wusste nicht - und weiss immer noch nicht -, woher die Rührung kam. Er war sechs. Es gibt Schulpflicht. Als ich dem noch selbst unterworfen war, hatte ich Schule immer gehasst. Jetzt hielt ich sie für eine der Hauptinstitutionen, die soziale Ungleichheit fortschrieben und aus kreativen Menschen hirnlose Verwertungsobjekte machten. Aber da waren sie, die Tränen. Da war er, mein Sohn. Sechs! Ich schluckte noch einmal. Eine Träne tropfte in meinen Schoß. Der Schulleiter verriet der neuen ersten Klasse den Namen ihrer zukünftigen Klassenlehrerin und forderte sie dann auf, sie gemeinsam zu rufen. "Frau Weigelt", sagten einige der Kinder zaghaft. "Oh, ich glaube, das hat sie noch nicht gehört", sagte der Schulleiter freundlich. "Frau Weigelt", riefen schon mehr Kinder. "Noch ein bisschen lauter." "Frau Weigelt", hallte es durch die Aula und eine junge Frau stand auf und schritt mit einem strahlenden Lachen auf ihre neue Klasse zu. Ich schniefte und strich mir die Tränen von den Wangen. Die Frau neben mir reichte mir ein Taschentuch. Ich lachte auf und nahm es dankbar an und wischte mir die Augen. Dann sah ich sie an und sie heulte auch. Offensichtlich war es wasserfeste Wimperntusche, mit der sie ihre Augen akzentuiert hatte, da sie nicht verlief, als sie sich selbst vorsichtig die Tränen unter den Augen abtupfte. Das sanfte Tupfen tat ihrer gepflegten Erscheinung keinen Abbruch. Als ich ihr grausilbernes Kostüm und die perfekte Pagenschnittfrisur betrachtete, kam ich mir etwas underdressed vor, mit verwaschener Jeans und T-Shirt. Hätte ich mich für die Einschulung feiner anziehen müssen? Na, du verstehst es echt, einen zauberhaften Moment zu ruinieren, vernahm ich Ypeys Stimme in meinem Kopf. Du bist noch da?, erwiderte ich unsicher. Klar, so aus meiner Perspektive ist dein Leben doch nicht so langweilig, wie es erst aussah, als du vor dieser eckigen Kristallkugel saßt und mit erstaunlicher Fingerfertigkeit die magischen Kontrollen bedient hast. Tu nicht so, gestern hast du genau gewusst, was Java-Klassen sind, da brauchst du meinen Computer nicht mit Fantasy-Ausdrücken zu beschreiben. Sie lachte. Mittlerweile hatte Frau Weigelt die Klasse von der Bühne geführt und sie zu ihrer allerersten Schulstunde mitgenommen. Wir Eltern und Großeltern und wer noch alles da war durften Kaffee trinken und das erste Beschnuppern hinter uns bringen. Die Frau, die mir ein Taschentuch gereicht hatte, schob einen Kinderwagen, der an ihrem Ende der Stuhlreihe gestanden hatte, an den Rand der Aula, so dass er dem Strom der Menschen, der zur Kuchentheke pilgerte, nicht im Wege stand. "Guten Tag, ich bin Hedwig Schulz", begrüßte ich sie. "Danke für das Taschentuch zur rechten Zeit." "Linda Berger", antwortete sie. "Sie sind gerade gegenüber von uns eingezogen, nicht wahr?" "Oh, tatsächlich? Ja, der Kinderwagen ist mir schon ein paarmal aufgefallen. Aber ich hatte noch keine Zeit, mich gegenüber vorzustellen", sagte ich entschuldigend. "Nebenan habe ich schon mal angeklopft, aber \dots" "Umzüge sind anstrengend, nicht wahr?", half sie mir aus. Ich stimmte eifrig zu. "Wann seid ihr eingezogen, Anfang August?", fragte sie und während ich nickte, machte ich mir sofort Vorwürfe, dass ich schon seit fünf Wochen da wohnte und immer noch nicht die Nachbarn kannte. Ich machte mir auch Vorwürfe, dass es immer noch nicht viel besser aussah, in unserem neuen Häuschen, als am Umzugstag. "Das ist mein Mann Robin", stellte ich ihn vor, weil ich das Thema wechseln wollte und er gerade unschlüssig neben mir stand und zur Kuchentheke schielte. Die beiden gaben sich die Hände. "Sollen wir uns gleich Duzen?", bot Linda an und ich nahm es dankbar an. "Ich gehe uns Dreien mal Kuchen holen", sagte Robin und verschwand. "Wie heißt denn euer Kind?", fragte Linda mich. "Feanor." "Feanor? Das ist ja ein schöner Name", sagte Linda höflich. "Woher kommt der?" "Aus dem Silmarillion", erwiderte ich. Als ich ihren leeren Blick gewahrte, fuhr ich fort: "Das ist die mythische Sagenwelt, auf die der Herr der Ringe aufbaut. Feanor ist der, der die Silmaril geschmiedet hat und die Elben entzweit." Irgendwie ahnte ich, dass sie das so genau gar nicht wissen wollte. Also fügte ich bodenständiger an: "Es war ganz schön schwierig, das Meldeamt dazu zu bekommen, den Namen zu akzeptieren. Von meinem Mann ganz zu schweigen." Sie lächelte erleichtert. Die letzten beiden Sätze hatte sie wieder verstanden. "Und, Linda, wie heißt dein Kind?", fragte ich nach, obwohl ich vermutete, dass ich es in der Klassenliste hätte sehen können. "Richard", antwortete sie. "Richard", wiederholte ich lächelnd und dachte den Namen dann noch einmal, diesmal auf englisch und freute mich, dass die Legend Of The Seeker Fernsehserie gedreht wurde. "Und du bist Kahlan", sagte ich albern zu dem kleinen Baby, das mich mit hübschen, feuchten Augen aus dem Kinderwagen heraus anstrahlte. Ich wusste ja, dass dem Baby die Worte egal waren, solange die Emotionen stimmten. Der Mutter nicht. "Das ist Kirsten", sagte Linda reserviert und als ich mich wieder aufrichtete, um sie anzusehen, hatte sie kurz die Augen zusammengezogen. Natürlich hatte sie mit meiner Bemerkung nichts anfangen können. Kirsten, Kirsten, Kirsten, dachte ich panisch und grabschte in meinem Geist wild umher, um einen Fantasy-Roman zu finden, in dem eine Kirsten vorkam. Ich fand keinen. Ich fand keinen! Innerlich seufzend drehte ich mich wieder zu dem Baby um und sagte sanft: "Hallo Kirsten!" Dabei hoffte ich, dass sie nicht das Bedauern in meiner Stimme hörte, weil sie einen so wenig referenzierenden Namen hatte. Hey, schaltete sich Ypey protestierend ein. Es ist nicht so, dass `Ypey' in irgendeinem Roman vorkommen würde, oder? Nein. Aber hör mal zu: 'Y-pey'. Der Name klingt auch so nach Abenteuer und Zauberei. Ich meine zwei Ypsilon! Ypey kicherte und ich verkniff mir ein Grinsen, das Linda sicherlich weiter entfremdet hätte. "Linda, ich würde dich gerne am Sonntag Nachmittag zum Kaffee einladen." "Das ist aber nett. Ich komme sehr gerne. Ich bringe auch gerne einen Kuchen mit." "Nein, nein, lass nur. Ich mache Waffeln. Einen Kuchen kann ich noch nicht backen, weil wir noch keinen Backofen haben, aber den Umzugskarton mit dem Waffeleisen habe ich schon gefunden." Sie sah mich irritiert an. Vermutlich wusste sie nicht, ob ich einen Witz gemacht hatte oder nicht. Aber ich meinte es völlig ernst. Ich hatte unter den 30 Kartons mit Küchendingen den mit dem Waffeleisen schon gefunden. Es war einer von den großen weißen und ich wusste genau, wo er stand. Drei Kartons standen in dem Stapel darüber, aber die konnte ich schnell mal beiseite räumen. Als ich nicht selbst über meine Bemerkung lachte, setzte sie ein geschultes Lächeln auf. "Wie wäre es, wenn du zu mir kommst?", schlug sie vor. "Dann hast du weniger Stress, wo du doch gerade erst umgezogen bist." Ich holte Luft, um zu protestieren. "Du kannst mich dann ja eine Woche später einladen", verhinderte sie meinen Protest. "Äh, na gut." Jetzt kam ich mir so vor, als hätte ich mich bei ihr eingeladen. Aber das sagte ich nicht. Stattdessen stellte ich mir vor, wie Kirsten zwischen den wackeligen Kartonstapeln sitzen würde. "Vielleicht ist das wirklich besser." Puh.
  13. Ich würde gerne noch hinzufügen: Eine vorgegebene Zeitleiste in einem Abenteuer folgt (vermutlich) den Handlungslogiken der NSC. Vielleicht wäre es viel hilfreicher, diese Logiken oder Motivationen klar zu machen, wenn man ein Abenteuer schreibt, als die sich im Idealfall daraus ergebende Zeitschiene abzudrucken. Also um eines von Stephans schönen Beispielen zu nehmen: NSC X möchte sich eigentlich umbringen und macht einen letzten Rettungsversuch mit NSC Y. Das ist eine Logik. Ob es am Abend oder am Nachmittag, bei Y zuhause oder im Badehaus stattfindet, ist irrelevant. Kann natürlich relevant werden, wenn wir NSC Alpha einführen, der das Gespräch belauschen soll. Aber dann ist das eine neue Logik. Nicht hilfreich wäre dann eine Zeitleiste nach dem Motto: 1. Abend: Gespräch zwischen X und Y wird von Alpha belauscht. 2. Tag: Alpha bringt Y um. Hilfreich wäre dann eine NSC-Motivations-Liste: 1. X sucht aus demunddem Grund Hilfe bei Y. 2. Alpha erfährt blablabla und will daraufhin dasundas. Beim Vorbereiten von nicht-selbstgeschriebenen Abenteuern kann man sich so eine Motivations-Liste vermutlich aus den Beschreibungen der NSC und der vorgeschlagenen Zeitliste zusammenbasteln. Unbewusst tut man das sicher sowieso, aber vielleicht ist es hilfreich, das gezielt zu extrahieren. Werde ich mal ausprobieren. Oder was meint ihr?
  14. So geht's mir auch. Und diese Kombi vermisse ich in der Abstimmung. Also sowohl feste Runden als auch gelegentliche speziell zusammengestellte. Deswegen weiss ich gar nicht, was ich ankreuzen soll... Ysea
  15. Ich habe auch schon gelegentlich mal zurückgespult. Schön ist das nicht. Aber die Leute, die selber leiten verstehen das auch. Ich finde es viel leichter, eine wöchentliche Gruppe zu leiten, weil ich da zwischen den Sessions über die Entwicklung des Abenteuers nachdenken kann und sinnvoll auf die Ideen der Gruppe eingehen kann. Bei einer Wochenendaktion nehme ich mir diese Zeit nicht. Aber ich könnte mir vorstellen, dass es das Leiten sehr viel besser machen würde, wenn ich sage: Ich brauche jetzt mal eine halbe Stunde, um den Knoten im Kopf wieder auseinanderzudröseln. Also nicht während des Spiels blättern, sondern Pizzapause. Warum fragst du? Wolltest du nur wissen, dass du mit dem Problem nicht alleine bist, oder geht es noch um eine konkrete Ideensammlung?
  16. Ich hab schon auch verhalten gegrinst. Auf jeden Fall ist es eine coole Idee, sich mit seinen Comic-Charakteren im Comic-Strip selbst zu unterhalten. Vielleicht ist das trashige Layout auch gerade der Stil, den du suchst? Und das mit den mangelnden Kommentaren... ist das nicht die Krankheit des Web 2.0? Wir haben zwar alle keine Schwierigkeiten mehr, unsere Inhalte ins Netz zu bekommen, aber es gibt nicht genügend Leute, die das alles angucken. Geschweige denn kommentieren. Und - ehrlich gesagt - wollen wir das? Kommentare um der Kommentare willen? Posts um der Punkte willen? Mach doch mal einen Comic dazu.
  17. Y_sea

    01. September

    Juhu, ein Kommentar! Thanx Airlag! Hab auch die Gelegenheit genutzt, deine Comics anzugucken, aber dazu an der Stelle mehr. Die gute Hedwig programmiert ja nicht nur, sondern ist auch noch Mutter und hört Heavy Metal und spätestens da wird es in der Kombination doch sehr dünn mit potentiellen Identifikations-Subjekten. Aber wir lesen ja auch über Zauberschulen und Dämonenbeschwörungen ohne selbst davon Ahnung zu haben, oder? Und über verliebte Highschool Mädchen gibt es doch schon genug Bücher. Finde ich. Aber du hast natürlich völlig recht, ich werde versuchen, das Fachbegriffe-Dropping in Grenzen zu halten. Cheers.
  18. Y_sea

    01. September

    Ypey rannte mit den anderen durch den dunklen Gang. "Das solltest du aber noch mal üben!", keuchte Morien neben ihr. Eine magische Sirene heulte laut und deutlich. Ypey antwortete nicht. Die Fackel in Moriens Hand stieb ihr glühendes Gas nach hinten. Fast ging sie aus. Er hatte recht. Die Falle eben hatte Ypey übersehen. Wo war der magische Alarm ausgelöst worden?, fragte sich Ypey, während sie an das Ende des kurzen Ganges kam. Das Licht von Moriens Fackel flackerte über eine Eichentür. Eiserne Beschläge. Rostiges Schloss. Die Dietriche hatte Ypey noch in der Hand. Keine Zeit zum Fallen suchen. Gleich würden die Wachen hier sein, dafür sorgte der Alarm. Reichte die Zeit? Die Finger in den schwarzen Samthandschuhen wählten zielsicher den richtig geformten Metallhaken, einen Draht, leicht gebogen. Vorsichtiges Einführen in die heilige Öffnung des Schlosses. Vielleicht ein bisschen Öl? Klick--- Mit einem Knall sprang meine Bürotür auf und mein Kollege Florian kam herein. Ich erschrak jedes Mal, wenn er so ins Büro platzte, vor allem dann, wenn ich gerade nicht unbedingt arbeitete, sondern spielte oder etwas las, das nichts mit dem Job zu tun hatte, oder -- wie gerade -- das letzte Rollenspielen gedanklich Revue passieren ließ. "Moin Hedwig", sagte er fröhlich, "wie war dein Wochenende?" "Gut", antwortete ich kurz angebunden, weil ich versuchte, mein Herzklopfen und Zusammenzucken zu verbergen. Aber meine Rollenspiel-Erlebnisse würden ihn sowieso nicht interessieren. "Und deins?" "Ich war in Köln bei einem ehemaligen Mitwohni. War super." Ich grunzte zustimmend und wendete mich wieder meinem Computer zu. Eclipse hatte ich immerhin schon gestartet und es zeigte mir dankenswerterweise die Datei, an der ich am Freitag aufgehört hatte zu arbeiten. Ach ja, dachte ich, es geht um die Builderklasse für das zweite Modell, die ich mit der des ersten Modells so abgleichen will, dass ich beide von einer gemeinsamen Basisklasse ableiten kann. Ich schlug Design Patterns auf und versuchte mir zum x-ten Mal die Logik hinter Builder zu vergegenwärtigen. Das hatte schon letzten Freitag nicht gut geklappt. Jetzt war mein Geist voll mit schwarzen Samthandschuhen, die aus dem großen Bund Dietriche mit feinfühligen Fingerspitzen den Richtigen heraus suchten, für das Schloss der Ebenholztruhe mit den Messingbeschlägen, die in der kleinen Kammer hinter der Eichentür gestanden hatte. Die Finger fanden den Stab mit dem Doppelbart, der passen könnte, probten vorsichtig in das Schloss hinein. Wieder war keine Zeit, um nach Fallen zu suchen. Ich konnte schon die Schritte der Wachen durch den Gang hallen hören. Ein feines Klicken und der Deckel der Ebenholztruhe sprang auf, wie der Deckel meines MacBooks--- Das war natürlich Quatsch, dachte ich. Wieso sollte der Deckel einer Holzkiste aufspringen? Ich starrte auf die aufgeschlagene Seite von Desing Patterns. Alles, was ich verstand, war die Seitenzahl. Frustriert sah ich lieber nach Emails und lächelte, als ich eine von Tarek fand, der mir schon heute morgen geschrieben hatte. Tarek war unser Spielleiter und hatte Ypey und ein paar andere im Auftrag von Ypeys Diebesgott in das Anwesen eines reichen und verhassten Kaufmanns geführt. Nervenkitzel. Reiche Beute. Und eine beunruhigende Information über den Abt des örtlichen Klosters. Ich antwortete, erleichtert, dass der Builder noch warten musste, und wir fanden uns im Chat. >Tarek: Hedwig, wie geht's. Bist du gut nach Hause gekommen? >Hedwig: Klar bin ich gut nach Hause gekommen. Danke fürs Leiten. Es war superspitze. Nach solchen Wochenenden habe ich echt Schwierigkeiten, mich auf meinen Job zu konzentrieren. Geht dir das auch so? >Tarek: Ne, natürlich nicht, deswegen chatte ich mit dir, anstatt den Text für das Seminar gleich zu lesen... >Hedwig: Haha, ich meine das ernst. Ypey wirkt auf mich so viel lebendiger. Ihr Leben ist so viel reicher als meins. >Tarek: Ich weiß genau, was du meinst. Versuch doch mal, dir vorzustellen, wir Ypey mit deinem Job klar kommt. Ich lachte. Und ignorierte Florians Blick. >Hedwig: Nette Vorstellung. >Tarek: Ich muss los in die Uni. Viel Spaß bei der Einschulung. Morgen, richtig? >Hedwig: Genau. Danke. Bis dann. Die Einschulung! Morgen war die Einschulung meines Sohnes. Aber das war nicht der Gedanke, der sich wie eine Klette in den Wirren meines Kopfes festgesetzt hatte. Was würde Ypey von meinem Leben halten? Ich grinste vor mich hin. Na, Ypey, wie fändest du das hier? Na, offensichtlich genauso totlangweilig, wie du. Ich prustete leicht. Florian sah herüber, aber ich reagierte nicht auf ihn, sondern richtete meine Augen auf die aufgeschlagene Seite des Buches, um mir den Anschein zu geben, ich würde arbeiten. Na schön, dachte ich mild herausfordernd. Und was würdest du an meiner Stelle tun? Hm, dachte Ypey in meinem Kopf. Lass mal sehen. Wie wäre es, wenn du nicht die Builder Klasse, sondern die Builder Methode nimmst. Was? Ich blätterte um. Ich ließ meine Augen über die Seiten gleiten, las über die Unterschiede, wann das eine und wann das andere angebracht war. Das war es. Sie hatte recht. Das ist die Lösung. Wie bist du darauf gekommen? Alles hier drin, erwiderte Ypey selbstzufrieden. In dem Dickicht deiner Gedanken. Du musst dich nur ein bisschen besser zurecht finden. Kopfschüttelnd begann ich mit den Änderungen im Programmcode.
  19. Ich schreibe an einem Roman, einem richtigen Roman. Ich habe noch keinen Verlag und das ist ja wohl auch nicht so leicht. Außerdem ist das Buch in so tagebuchartigen Schnipseln geschrieben. Daher versuche ich es mal als Blog. Ihr seid also gerade zu meiner Test-Audience geworden. Ich werde die ersten zwei von fünf Kapiteln hier veröffentlichen und zwar etwa einen post pro Woche machen, so dass die zwei Kapitel in einem Jahr vollständig sein sollten. Vielleicht wir das Buch ja irgendwann mal ganz fertig... Here you go.
  20. Dankeschön. Sind selbstgezeichnet. Ich benutze unterschiedlich graue Manga-Stifte mit einer dicken, spitz zulaufenden und ganz leicht flexiblen Spitze und unterschiedlich dicke schwarze Stifte. Zum Nachbearbeiten im Computer den Gimp, also zum Löschen falscher Striche und so.
  21. Bei Kylanns Segen handelt es sich um ein Gasthaus, das in einer beliebigen albischen Stadt angesiedelt sein kann. Es bietet sich als Schauplatz an, wenn die SC in ihrem Gasthaus vorsichtig sein sollen, weil der Wirt und die Wirtin auch gewisse F"ahigkeiten haben. Andererseits k"onnen sie deren Kontakte nutzen, wenn sie sich gut mit ihnen stellen, und so im Gasthaus selbst alle m"oglichen Informationen erhalten. Ich habe es für das Abenteuer "'Rache'' entworfen (siehe www.LizajasAbenteuer.DE), aber man kann das Abenteuer problemlos spielen, wenn man das Gasthaus schon kennt. Das PDF enthät die Beschreibung des Hauses und der dort wohnenden und arbeitenden Personen, sowie die Grundrisse des Erdgeschosses und Obergeschosses. Hoffentlich könnt ihr etwas damit anfangen. Ysea Hier klicken um artikel anzuschauen
  22. Hoi daraubasbua! Schön, wie du das Konzept zusammengefasst hast, genau so ist es gedacht. Ahem. Ich will ja mal leise Selbstironie annehmen Was?! Jemandem einen Ring zu stehlen, ist doch nicht böse... oder?
  23. Mir ist das auch passiert, dass ein Abenteuer aus einer Romanvorlage ziemlich daneben gegangen ist. Andere haben auch schon mal gut funktioniert... Das Problem ist, glaube ich, dass die Motivationen andere sind. So schön das Frodo-Syndrom (Wieso passiert das ausgerechnet mir?) zu lesen ist, so unpassend ist es für die allermeisten SC. Denn die sind draufgängerisch, suchen das Abenteuer und wollen dann aber auch beim Handlungsverlauf ein Wörtchen mitzureden haben. Das gibt nicht jeder Roman her. Oder was war deine Erfahrung damit? Nur, um es klar zu stellen, mein Konzept ist ein anderes. Die Abenteuer gibt es zuerst. Der Roman ist sozusagen eine Adaption des Abenteuers, nicht umgekehrt. Die Idee (und Hoffnung) ist, dass es so cooler zu lesen ist, als nur die Abenteuer-Infos.
  24. Oh. Band 5 spielt in Alba. Das habe ich tatsächlich vergessen im Klappentext und so zu erwähnen. Aber danke, ich schreibe es wenigstens mal auf der Website dazu. Fernandez gehört zu einer Gruppe Abanzzi... die haben bei mir halt alle so spanische Namen. Äh, Nummern weglassen? Interessantes Konzept. Ich hatte nicht erwartet, dass das so verwirrend ist.
  25. Sorry, dass das so verwirrend ist. Ich versuche es mal aufzudröseln. Die Abenteuer sind zu unterschiedlichen Zeitpunkten mit unterschiedlichen Gruppen in unterschiedlichen Graden gespielt worden und sind nicht einmal lose als Kampagne zu verstehen. Die Abenteuer sind alle eigenständig. Mit der schon angedeuteten Ausnahme, dass man Band 4 vielleicht vor Band 6 gespielt haben sollte, aber Band 4 wird auch vor Band 6 erscheinen. Alle anderen Abenteuer - auch das in Band 5 - haben von der Spiel-Logik her keinerlei Abhängigkeiten untereinander. Der einzige Zusammenhang entsteht durch die Romanbeschreibungen, in denen die gleichen vier Charaktere die Abenteuer nacheinander erleben. Aber diese vier werden ja für das eigene Leiten rausgeschmissen, sind also nur Platzhalter für die eigene Gruppe. Ich bemühe mich, die Hinweise auf die vorhergehenden Abenteuer auf ein Minimum zu beschränken und dabei nichts Entscheidendes zu verraten, so dass man Band 5 lesen und spielen kann und danach noch Band 4 als SC spielen kann, weil man noch nichts darüber weiß. Vielleicht nochmal so: In der Roman-Logik geht es um die Spannungen und Beziehungen zwischen den Charakteren. Deren Geschichten und Verhältnisse zueinander bauen chronologisch aufeinander auf. Konkret ist beispielsweise der eine Charakter in Band 4 14, in Band 5 15 und in Band 6 16. Und das ändert ihn natürlich. (Die anderen werden natürlich auch älter, aber irgendwann mit 30 ist das nicht mehr so entscheidend, nicht wahr?). Die Abenteuer haben dagegen jeweils eine eigene Plot-Logik, die von diesen vier Charakteren unabhängig ist und sie eigenständig spielbar sein lässt. Auch in Bezug auf die Charakterbeziehungen kann man Band 5 als erstes lesen, denn so ist er geschrieben. Du musst also gar nicht warten, bis Band 1 rauskommt. Bitte nicht...
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