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Demokratie?


Maddock

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Meinen Gruss.

Hab' mich letztens gefragt, wie dis mit der Demokratie in Chryseia aussieht. Während der Zeit der Seemeister hat 's dis sicherlich nicht gegeben. Hat sich seit dem schon eine entwickelt?

Chryseia basiert ja auf dem Prinzip der Stadtstaaten, aber ich meine irgendwo gehört zu haben, dass dis alles noch Fürstentümer seien.

Selbst wenn's irgendwo etwas wie die attische Demokratie geben sollte, wie funktioniert dis dann? Wer hat Stimrecht? Wie is' der Einfluß der Kirche?

Hier ist doch bestimmt jemand der sich damit auskennt, oder?

 

Gute Jagd. Maddock.

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Schau dir die alten Griechen an, als die Stadtstaaten hatten. Das war eine Demokratie für Reiche. Nur (reiche) (männliche) Bürger hatten Stimmrecht.

Das niedere Volk (vermutlich incl. Handwerker) nicht, da sie mehr oder weniger als Leibeigene galten.

 

Gruss, Airlag

 

P.S.: Sollten mich meine Geschichtskenntnisse im Stich gelassen haben, sagt's ruhig.

 

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  • 2 Wochen später...

Im alten Griechenland gab es in der Tat sehr unterschiedliche Herrschaftsformen, darunter auch die Demokratie. Dieser Zustand trifft bei Midgard offensichtlich auch auf Chryseia zu. Ich zähl einfach mal kurz aus dem Kopf die mir geläufigen Formen der Herrschaft im alten Griechenland (und Roms) auf, und versuche, sie mit realen Beispielen zu belegen.

 

Königtum - klassische Regierungsform Griechenlands in der homerischen Zeit aber auch später (Beispiel: Sparta, hier Doppelkönigtum und ein Ältestenrat)

 

Direkte Demokratie - in vielen griechischen Städten der klassischen Zeit (6. bis 4. Jh. v.Chr.) trafen sich alle Stimmberechtigten regelmäßig um über politische Fragen abzustimmen (Beispiel: Athen im 5. Jh.); anfangs hatte nur eine bestimmte Schicht das Teilnahmerecht (meist diejenigen freien Bürger, die sich selbst die Ausrüstung eines Hopliten sowie die Teilnahme an Kriegszügen leisten konnten; später wurde dies z.B. in Athen auch auf ärmere Schichten erweitert, da sich aus diesen das Gros der Kriegsteilnehmer (Ruderer!) rekrutierte; zudem wurde oft auch die reguläre Entlohnung für die Teilnahme am politischen Leben eingeführt, damit Ärmere sich dies leisten konnten (Diäten und Sitzungsgelder sowie die Klasse der Berufspolitiker haben hier ihren Ursprung!)

 

Diktatur - so manches Gemeinwesen im klassischen Griechenland wurde auch von einzelnen Männern regiert, die sich mit Waffengewalt (u.U. auch von außen) oder durch Zustimmung des Adels/der Reichen oder per Akklamation durch die Volksversammlung in diese Position brachten (Beispiele: etliche kleinere Städte des klassischen Griechenlands - aber auch das Rom Cäsars!)

 

Oligarchie - die gemeinsame Herrschaft einiger weniger einflussreicher Personen/Geschlechter war selten offiziell so geregelt; zahlreiche Diktaturen und Demokratien waren aber de facto Oligarchien

 

Theokratie - der Rat der Priester bestimmt über das Wohl und Wehe der Gemeinde, meist aber nur insbesondere in Heiligtümern (Beispiele: Delphi, Olympia)

 

Bestimmte Ämter wurden oft auf Zeit besetzt:

 

Strategen - (meist mehrere) militärische Anführer wurden auf Zeit von der Volksversammlung bestimmt (Beispiel: Athen)

Politische Ausschüsse - dienten der Vorbereitung der Sitzungen der Volksversammlung, bzw. bestimmten zwischen Versammlungen das politische Tagesgeschehen; sie wurden von der Volksversammlung gewählt oder daraus durch Los bestimmt (Beispiel: Rat 400 in Athen)

Ältestenrat - oft eine Art zweite Kammer zur Volksversammlung; hervorgegangen aus Adelsgeschlechtern (Beispiele: Areopag in Athen und Senat in Rom;)später meist auch besetzt mit verdienten Strategen etc.

 

Frauen spielten meines Wissens nirgendwo eine politische Rolle. Man lese hierzu mal den weisen Aristoteles und konstatiere das traurige, etwas eingeschränkte Frauenbild dieser Zeit.

 

Überträgt man all diese historischen Beispiele auf Chryseia, so gibt es dort eine riesige Vielfalt an Regierungsformen in verschiedensten Übergängen. (Wobei der starke Einfluss der chryseischen releigion sicher auch noch die ein oder andere Modifikation bedingt.)

 

Ich selbst habe bei meiner privaten Ausarbeitung der Stadt Argyra dieses als erbliches Fürstentum festgelegt, das eine Art Areopag mit Vertretern aus Adel, Geldadel und Kirchen mitregiert. In den Belangen der Stadt selbst entscheidet ein von den Handwerksgilden und in den Stadtvierteln gewählter Rat mit. Und da alles veränderlich ist, gab es vor einigen Jahren einen Aufstand der "Demokraten" in der Stadt. Den gewann zwar offiziell die Partei des Fürsten (mit Hilfe der SCs), aber, da der Fürst selbst geistig verwirrt ist, sind im Endeffekt der Areopag und die großen Gilden als Sieger aus der sache hervorgegangen, obwohl sie eigentlich auf verschiedenen Seiten des Konfliktes standen.

 

Soviel zum Thema chryseische Politik, von der man sagt, dass wenn zwei Chryseier sich darüber unterhielten, sie mindestens drei Meinungen hierzu hätten.

 

Korrekturen von sind erwünscht

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Danke Karsten. Das sieht doch gut aus.

 

In den reichen Küstenstädten könnte es eine Oligarchie der Händler geben.

Im zentralen Land vielleicht eher eine Demokratie des Bildungsbürgertums und der Philosophen.

Irgendwo wird auch noch der Patriarch der NeaDea ein Wörtchen mitreden.

Vielleicht gibt es auch noch einen Kriegerstaat wie Sparta.

 

Habt ihr Vorschläge was ihr wo hinsetzten würdet?

 

Gute Jagd. Maddock.

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  • 5 Monate später...

Hm, sicher war die Fülle der Regierungsformen im antiken Griechenland recht reichhaltig.

 

Allerdings ähnelt Chryseia, zumindest so wie es in den letzten Abenteuern rübergekommen ist, bestenfalls der Hellenistischen Periode, eher noch der Spätbyzantinischen...

 

Die Staatsformen in Griechenland waren zumindest in Klassischer Zeit fast ausschliesslich auf militärischen Entwicklungen basierend. Athen hatte eine Demokratie, weil es eine Seemacht war. Diese benötigte Ruderer. Und diese rekrutierten sich nun einmal nicht aus den wohlhabenderen Schichten, sondern aus den ärmeren Bevölkerungsschichten.

 

Insofern passt es nicht, in Chryseia Demokratien im Binnenland anzusiedeln. In Frage kommen hier eigentlich nur Städte, die in Küstennähe liegen und auf Flottenstärke basieren. (Oder in einem direkten Abhängigkeitsverhältnis zu einer Seemacht stehen...)

 

Binnen-Poleis werden eher Oligarchien oder Tyranneis bieten können. Wobei es sehr stark von der Wehrverfassung abhängt, welches Verfassungsmodell sinnvoll ist. In einer Tyrannis wird z.B. selten die eigene Bevölkerung Wehrdienst leisten. Der Tyrann wird sich lieber auf Söldner verlassen.

Schwere Reitereien, wie sie in Chryseia ja häufiger anzutreffen sein sollen, sprechen eher für Oligarche Systeme.

Auch eine Hoplitenphalanx, wie sie dem klassischen und hellenistischen Vorbild entsprächen, wäre eher in einer Oligarchischen Gesellschaft anzufinden. Wobei die Ausrüstung eines Hopliten deutlich leichter zu leisten ist als die eines Reiters...

 

Interessant wäre natürlich ein Gebilde ähnlich Sparta. Aber da wird es einige Schwiergkeiten mit der Geschichte Midgards geben. Denn diese Form der Mischverfassung setzt voraus, dass deren herrschende Schicht in einem Dauerkriegszustand mit seiner Bevölkerung steht.

Sparta ist aber interessanter weise der einzige griechische Staat, in dem Frauen (der oberen Schicht) größere Freiheiten hatten. Anderswo wurden sie schlicht im Hause eingeschlossen...

Möglich wäre vielleicht eine Ansiedlung in der Grenzregion zu Alba. Allerdings mit Chryseiischer Oberschicht und albischer unterworfener Bevölkerung.

 

Erbliches Königtum passt eigentlich auch nur in die Grenzregion zu Alba. Die meisten Griechen empfanden Königtum als barbarisch.

 

Besser passt die Tyrannis, im Beitrag von Karsten als Diktatur bezeichnet. (Es gibt da einen Unterschied, den auszuführen hier zu weit ginge...)

Dabei wäre die Nachfolge nicht erblich. Der Tyrann hätte keine sakralen Weihen, sondern stützt sich mehr oder minder auf die Macht des Pöbels / von Söldnern.

 

Theokratie passt eigentlich in eine klassisch angehauchte Welt gar nicht. Religion war für die Griechen zwar staatlich organisiert, aber eben in erster Linie eine gemeinsame gesellschaftliche Aufgabe. Delphi war kein Stadtstaat, sondern allein ein Heiligtum, für dessen Schutz eine Allianz von Anliegerstaaten garantierte.

 

Andererseits spielt in Chryseia ja ein starkes byzantinisches Element eine Rolle. Da passt Theokratie schon besser.Allerdings in dem Sinne, dass das Staatsoberhaupt (basileus) auf einen starken klerikalen Apparat zurückgreifen kann, dessen nominales Oberhaupt er ist, der ihm auch bei der Verwaltung unterstützt. Er sollte allerdings nicht zwingend eine klerikale Laufbahn hinter sich haben. Eher eine als Militär...

 

Gruss,

 

Kai

 

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