<span style='color:blue'><span style='font-family:Bookman Old Style'><span style='font-size:57pt;line-height:100%'> Le Monde</span>
<span style='font-size:17pt;line-height:100%'>No. 300 -</span><span style='font-size:15pt;line-height:100%'> Überparteilich - Freiheitlich - Patriotisch</span><span style='font-size:17pt;line-height:100%'> - Mai 1904</span>
<span style='font-size:47pt;line-height:100%'> Druckerstreik!</span>
<span style='font-size:10pt;line-height:100%'>Paris - Sämtliche Drucker Frankreichs streikten. Sabotage und Druckereibesetzungen verhinderten lange Zeit eine ordentliche Berichterstattung. Streikführer und Verlagsleiter erzielten einen Kompromiß. Derzeit werden die Schäden behoben. Einmischung aus dem Ausland vermutet.
Völlig überraschend ist in Frankreich vor dem Herbst letzten Jahres ein Streik der Drucker ausgebrochen. Es wurden schlechte Bezahlung und miserable Arbeitsbedingungen beklagt. Außerdem seien viele Druckereien mehr als nur Sanierungsbedürftig. Teilweise sind die Gebäude schon über hundert Jahre alt und bei der schlechten Pflege zum Teil stark baufällig. Besonders in der Region Marseille, haben die ständigen Angriffe der ital. Armee aus Piemont die Bausubstanz vieler Gebäude stark beeinträchtigt. Anfangs gab es nur vereinzelte Proteste, aber diese weiteten sich aus und organisierten sich. Landesweite Demonstrationen legten nicht nur die Druckereien lahm. Wichtige Transportwege wurden blockiert und die Gendarmerie hatte alle Mühe diese wieder frei zu räumen, da sie in diesen Zeiten nicht auf die Hilfe der Armee zurückgreifen konnte. Die Verleger versuchten zeitweilig den Druckbetrieb mit Hilfskräften wieder anzukurbeln, doch das führte dazu, das die streikenden Drucker anfingen die Druckereien zu sabotieren. Zum Teil entstand erheblicher Sachschaden der bis dato nicht genau beziffert werden kann. In langwierigen Verhandlungen konnten die Verlagsleiter und die Streikführer einen Kompromiß erzielen der beide Seiten vorläufig zufriedenstellt. Ab sofort werden höhere Löhne bezahlt und die Gebäude renoviert und saniert. Des weiteren wird die Arbeitssicherheit erhöht. Jeder Druckereiarbeiter hat nun pro Woche Anrecht auf ein Stück Spezialseife um die Druckerfarbe zu entfernen. Bei den Ermittlungen zu den Vorkommnissen wird eine Einmischung aus dem Ausland nicht ausgeschlossen. Doch bisher sind die Hinweise noch zu vage, als das man eine definitive Aussage treffen könnte. Zur Stunde wird noch den Hinweisen nachgegangen.</span>
<span style='font-size:17pt;line-height:100%'> Entschuldigung der Redaktion!</span>
<span style='font-size:10pt;line-height:100%'>Wir, die Redaktion, möchten uns im Namen aller Redaktionsmitarbeiter für die fehlende Berichterstattung entschuldigen. Leider konnten wir auf Grund der Ereignisse die Berichterstattung nicht aufrecht erhalten. Wir hoffen, das unsere Leserschaft uns trotzdem treu bleibt, denn von nun an wollen wir wieder in gewohnter Weise über die Lage in Europa berichten. Wir entschuldigen uns auch, das die erste Ausgabe nach dem Streik unter Umständen einige alte Themen aufgreift, aber wir finden, das sie zumindest nachgereicht werden sollen.
Wir danken für ihr Verständnis.
Die Redaktion</span>
<span style='font-size:27pt;line-height:100%'> Taktische Finessen gegen Italien</span>
<span style='font-size:10pt;line-height:100%'>Rom, Paris - Franz. Armee und Marine schlagen sich prächtig gegen Italien. Marseille wurde zurückerobert. Spanien ist zur Zeit in ital. Händen. Ital. Verbände versprengt. Franz. Verbände erstarkt. Frühjahr war nur Ruhe vor dem Sturm.
Trotz der ital. Übermacht im Mittelmeer konnte der franz. Generalstab einige hervorragende Erfolge erzielen. Zum einen wäre die grandiose Rückeroberung Marseilles zu nennen. Diese traf die Italiener völlig unvorbereitet und mit solcher Kraft, so daß die Armee ihr Heil in der Flucht suchte. Doch konnte diese Maßnahme nichts mehr an den jetzigen Verhältnissen ändern. Selbst der Entsatz aus Piemont vermochte das Debakel nicht zu verhindern. Zahlreiche Kriegsgefangenenlager mußten errichtet werden um die große Zahl Kriegsgefangener aufzunehmen. Franz. Stabsärzte kümmern sich darum, das die Gefangenen nicht aus Trotz krank werden. Der Preis für Marseille war Spanien, der allerdings vom franz. Generalstab vorhergesehen wurde und somit keine Überraschung war. Die Eroberung Portugals glich diesen Verlust aus. Durch diesen unvorhergesehenen Schachzug lief die ital. Flotte bei ihrem Angriff in den Mittelatlantik ins Leere. Dadurch haben sich die italienischen Verbände entzerrt und trotz der Bedrohung von Brest, Portugal und Marseille sind die franz. Einheiten deutlich gestärkt aus den Verhältnissen herausgekommen. Wie Stark, zeigte sich im Frühjahr diesen Jahres, denn die Eroberung Portugals durch ital. Einheiten konnte verhindert werden. Ja, inzwischen zeigt sich sogar, das die franz. Armee und Marine wieder in Bewegung kommen können. "Eine Flotte im Mittelmeer ist der Garant für den Sieg gegen Italien" sagte einst ein Admiral der Flotte. Zur Zeit scheint sich dieser Spruch zu bewahrheiten. Auch wenn einige Diplomaten über den Stillstand spotten, so ist er doch ein Zeichen als Ruhe vor dem Sturm zu werten. Die Einheiten haben eine etwas günstigere Stellung eingenommen. Die gefährdeten Positionen Brest, Portugal und Marseille können problemlos verteidigt werden. Und die Eroberung Spaniens kündigt sich an. Nur ein gleichzeitiger Krieg mit dem Deutschen Reich könnte jetzt die Situation unnötig verkomplizieren. Wir hoffen auf die Einigung bei den deutsch-franz. Verhandlungen. </span>
<span style='font-size:27pt;line-height:100%'> Wechsel des Schlachtenglücks</span>
<span style='font-size:10pt;line-height:100%'>Balkanregion - Lage im Balkan immer noch unklar. Der Sultan ist zur Zeit der Unterlegene. Mit Spannung wird das nächste Halbjahr erwartet.
Der neutrale Beobachter kommt in der Balkanregion aus dem Staunen nicht mehr heraus. Bündnisse wechseln hier scheinbar schneller als eine Straßendirne ihre Freier. So nimmt es auch kein Wunder, das die politische Lage im Balkan der Lage in den verruchten Vierteln vieler Städte ähnelt. Zweckbündnisse werden nur für kurze Zeit eingegangen und gibt man sich dann in einem unbedachten Moment eine Blöße steckt schon ein Messer im Rücken. Diese leidvolle Erfahrung machte letztes Jahr der österr. Kaiser mit dem Sultan des Osmanischen Reiches. Doch, wie wir inzwischen sehen, blieb dies nicht ohne Folgen. Die deutlich schwache Position des Osmanen ausnutzend fielen nun Österreich-Ungarn und Rußland über ihn her. Dabei erwies sich mehr als deutlich, das sich mit zwei Flotten in Rumänien und Bulgarien kein erfolgreicher Krieg im Balkan führen läßt. Zudem erwies sich die falsche Taktik auch noch als Fiasko. So büßte der Sultan auf der Stelle nicht nur zwei Versorgungszentren ein, sondern auch zwei Einheiten, die beide hätten gerettet werden können. Für eine Rückeroberung steht es schlecht. Nun müssen die Diplomaten des Sultans retten was zu retten ist. Und das hier eventuell noch etwas möglich ist, zeigte sich ja in den letzten Jahren mehr als deutlich. </span>
<span style='font-size:27pt;line-height:100%'> Letzte Atemzüge der brit. Flotte</span>
<span style='font-size:10pt;line-height:100%'>London - Brit. Flotte in den letzten Atemzügen. Deutscher Angriff steht kurz bevor. Der brit. König sitzt schon auf gepackten Koffern.
Die letzten Tage der brit. Flotte sind wohl angebrochen. Eine Weile sah es so aus, als würde sich Großbritannien gegen das Deutsche Reich aufbäumen, doch in dem Moment brach fast alles zusammen. Nun verhinderte ein zu spät abgegebener Befehl den letzten Rest Widerstand. Umringt von Deutschen Einheiten schlägt nun wohl das letzte Stündlein Großbritanniens. Der König, so sagen einige Berichte, säße schon auf gepackten Koffern. Das Exil wartet. Nun bleibt noch abzuwarten, ob die brit. Admiralität gleich aufgibt oder noch einen letzten Kampf liefert. Gewiß ist eines: Eine große Nation verläßt die Bühne.</span></span></span>