<span style='color:darkblue'><span style='font-family:Palatino Linotype'><span style='font-size:47pt;line-height:100%'>LOsservatore Romano</span>
<span style='font-size:15pt;line-height:100%'> - 12. Dezember 1901 -
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<span style='font-size:27pt;line-height:100%'> Turm von Pisa attackiert!</span>
<span style='font-size:10pt;line-height:100%'>Pisa - Unikate Fliegende Obskurität bringt Turm in Gefahr
In der Nacht zum Sonntag erschütterte ein heftiger Knall die malerische Stadt Pisa. Augenzeugen berichten, eine weiße, gar blendend helle Kugel am Firmament beobachtet zu haben, die sich in schnellem Fluge dem Turm von Pisa näherte. Ohne in seinem eiligen Fortkommen innezuhalten, wurde genau über der Spitze des Turmes von dieser aus eine riesige Eisenkugel abgeworfen. Sie landete mit einem über viele Kilometer hörbaren Knall kaum einen Meter neben dem Fundament des altehrwürdigen Turmes. Dabei entstand ein circa vier Meter tiefes und acht Meter durchmessendes Loch, wodurch sich der Turm bedenklich zur Seite neigte.
Architekten des Stadtpräfekten führten noch in der Nacht ihre Untersuchungen durch. Obwohl sich der Turm nicht mehr geradlinig nach oben reckt, sei eine Gefahr weder für die Stadtbewohner noch die umliegenden Gebäude zu befürchten. Wie lange die Stabilität jedoch gewährleistet werden könne, müssen genauere Erforschungen ergeben.
Indessen erreichte die öffentliche Presse ein Bekennerschreiben der Organisation Frohliche Ostern. Es heißt darin: Wir stehen für das Attentat gerade, aber erst müssen unsre Forderungen erfüllt werden. Im Schreiben wird ein Osterfest für alle Gläubigen und insbesondere so genannte Ungläubige gefordert, das der frohlichen Besinnung dienen soll. Bezüglich die freundschaftlichen Beziehungen zum Osmanischen Reich werden massive Vorhaltungen vorgenommen: Das sind keine Christen, wessentwegen sie auch kein Frohliches Osterfest begehen können. Die Beziehungen sind sofort und auf der Stelle zu beenden, ansonsten das Leid, welch selbiges durch uns verursacht, kein rasches Ende nehmen werde.
Die Bewohner der Stadt Pisa bangen. Welches prächtige Gebäude wird als nächstes Ziel der Organisation Frohliche Ostern dienen, um deren obskuren Forderungen Geltung zu verschaffen.
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<span style='font-size:27pt;line-height:100%'> Lehrer raus aus unsrer Toscana!</span>
<span style='font-size:10pt;line-height:100%'>Firenze "Deutsche Schulmeisterlein" aus der Provinz Toscana nach Hause geschickt
Bereits im vergangenen Jahre mussten wir mit Sorge berichten, dass in der Provinz Toscana in bedenklich zunehmendem Umfange deutsche Schulmeisterlein ihre Sommerfrische verbringen. Sie mieten sich in den schönst gelegenen Villen ein und ergötzen sich an unsrer traumhaften Landschaft, ohne diesen genossenen Nutzwert zu entgelten. Wie uns von erbosten Dorfbewohnern zugetragen wurde, werden nicht einmal Produkte des Landes gekauft, um die Verköstigung sicherzustellen. Es sei gar so, dass diese deutschen Schulmeisterlein ihre gesamten Waren samt quengelnder Bagage aus den heimischen Gefilden mitbringen. Wie Herr Wutz, ein "deutsches Schulmeisterlein, unsrem Korrespondenten bei einem Gläschen Doppelkorn erzählte: Wir wollen uns wie zu Hause fühlen. Die Landschaft ist gottgegeben traumhaftig, doch von Esskultur verstehen die Menschen nichts. Zudem sind die Menschen an diesem Orte sehr einfach, und wir müssen ihnen nicht nur ein wenig der Kultur beibringen.
Nachdem der Provinzstatthalter in Erfahrung brachte, dass die deutschen Schulmeisterlein in ihren sauber durchgekehrten Domizilen sogenannte Italienischkurse für Italiener anbieten, platzte ihm im wahrsten Sinne der Kragen. Der Deutsche Kaiser wird Verständnis haben müssen, dass wir ihm seine besserwisserische Clique per Eilkutsche zurück nach Berlin beordern!
Gut unterrichtete Kreise wissen, dass der Deutsche Kaiser durchaus das erbetene Verständnis gezeigt haben soll. Ihm werden die Worte So behaupte ich jetzt mal, dass ein größerer Anteil der Lehrer und Hochschuldozenten eine Form der Kritik üben, die sie desweilen arrogant oder überheblich bis besserwisserisch erscheinen lässt in den Mund gelegt. Nun muss er mit der Mischpoke wieder selbst zurande kommen.
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<span style='font-size:27pt;line-height:100%'> Verhandlungen mit Frankreich!</span>
<span style='font-size:10pt;line-height:100%'>Rom Friedensverhandlungen wurden wieder aufgenommen.
Nachdem es in den vergangenen Monaten gehäuft zu Missverständnissen zwischen dem Présidente des französischen Volkes, Monsieur Daniel Poisson-Ils, sowie unsrem ehrenwerten König Vittorio Emanuele III. gekommen war, scheinen sich beide Parteien wieder annähern zu können. Es wurde vereinbart, ein neutrales Schiff unter Schweizer Flagge vor den Küsten Frankreichs und Italiens als Ort für die Verhandlungen auszuerwählen, konvoitiert von französischen und italienischen Kriegsschiffen, die die Sicherheit beider Seiten vor piratösen Übergriffen gewährleisten sollen.
Über erzielte Ergebnisse konnte noch nichts in Erfahrung gebracht werden. In den wenigen Ruhezeiten, die beide Herrschaften in ihren engsten Kreisen an Deck verbrachten, konnten jedoch die sorgenvolle Mimik des französischen Présidente und das süffisante Lächeln unsres ehrenwerten Königs Vittorio Emanuele III. beobachtet werden.
Bestätigt wurde auch die Meldung, dass ausdrücklich für die Verhandlungssession zahlreiche Kisten des süffigen Piemonter Rotweins an Bord gehievt worden sind.
Sollten sich Ergebnisse ergeben, werden wir unverzüglich davon zu berichten wissen.</span></span></span>