Gendersprache
Wir hatten ja neulich im Schwampf eine kleine Diskussion zu geschlechtergerechter Sprache. Diese Diskussion wurde zum Teil per PNen weiter geführt. Danke dafür.
Ich habe weiter nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass mich zwei Aspekte an der geschlechtergerechten Sprache stören:
1.) Rosinenpicken
Ich beobachte das Gendern schon seit fast dreißig Jahren, seit ich 1993 anfing, beim „Indikator“, dem Studentenmagazin der FH Flensburg mitzuarbeiten. Das war die Zeit, in der das Große-Binnen-I aufkam. Als Redaktion hatten wir das Thema auch und wir (ja, auch unsere weiblichen Mitstreiter) hatten beschlossen, das zu ignorieren. Aber ich hatte seitdem darauf etwas geachtet, welche Worte „gegendert“ wurden. Es handelt sich dabei stets um positiv wahrgenommene Begriffe: Bürger, Wähler, Leser, Schüler, Studenten, Kollegen, Mitarbeiter, usw. Aber bei Begriffen, die eher negativ behaftet sind, wie z.B. Verbrecher, Einbrecher, Mörder, aber inzwischen auch Manager, Banker, Politiker wird schon mal gern darauf verzichtet. Dies ist inkonsequent, wenngleich menschlich und nachvollziehbar. Es führt aber nicht zu einer besseren Akzeptanz des Sachverhalts. Mich würde interessieren, wie ihr das seht? Ich unterstelle dabei, dass die meisten Menschen darauf nicht achten. Achtet mal darauf und berichtet. Beobachtungsfreie Mutmaßungen kann ich selbst anstellen.
Kleines Beispiel aus der Zeitung. Da wurde von einem Einbruch berichtet, bei dem der Einbrecher (!) bei seiner Tätigkeit gestört wurde, aber unerkannt (!) fliehen konnte. Wenn die Person nicht erkannt werden konnte, woher wusste man dann, dass er/sie männlich ist? Genau!
2.) Textästhetik und Platzverbrauch
Es ist einerseits lästig, wenn man in einem Text ständig „Xinnen und Xe“ lesen muss, ohne dass die Mehrworte zu Mehrerkenntnis führen, andererseits dem Lesefluss abträglich, wenn ständig unerwartete Zeichen wie Sternchen oder Großbuchstaben innerhalb eines Wortes auftauchen. Daher möchte ich nach reiflicher Überlegung anregen, in Zukunft ausschließlich die weibliche Version zu nehmen. Dann können wir Männer mal feststellen, wie es ist, als generisches Feminin wahrgenommen zu werden. Ich fände es ein Experiment, das ich gern mal machen möchte. Als ich während des Studiums in Flensburg bei Real an der Kasse gearbeitet hatte, waren dort alle Handlungsanweisungen in weiblicher Form geschrieben. War natürlich für jemanden, der fast 30 Jahre das anders kannte, auch erstmal ein Schreck, aber man gewöhnt sich sehr schnell daran. Also, ich hätte nichts dagegen, vom generischen Maskulin auf das generische Feminin zu wechseln. Spricht nicht das 1880-Regelwerk auch nur Frauen an? Ich habe es gerade nicht zu Hand, aber mir ist so. Wie seht ihr das?
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