dabba Geschrieben 29. Dezember 2020 report Geschrieben 29. Dezember 2020 (bearbeitet) Nach einigen Tagen ist es Zeit fĂŒr ein kleines Review. Cyberpunk 2077 ist ein Action-Rollenspiel von CD Projekt, die auch schon die The Witcher-Spiele produziert haben. Die Handlung: Man spielt eine Person namens V. Diese landet auf der StraĂe von Night City, einer typischen Cyberpunk-Stadt. Konzerne beherrschen das Leben und drĂ€ngen staatliche Behörden aus ihren ZustĂ€ndigkeiten. Die Reichen werden reicher, die Armen werden Ă€rmer. Wer gut mit den Konzernen kann, der kann gut leben - wer nicht, der nicht. Wer bspw. schon mal Shadowrun gespielt oder entsprechende Filme oder Romane gelesen hat, kennt das. V muss sich fortan als Söldnerin verdingen und diverse Jobs erledigen, um zu Geld zu kommen. V will nach oben und sich einen Namen machen. So kommt es frĂŒh in der Story so, wie es kommen muss. Ein Auftrag lĂ€uft nicht wie geplant, V ist zur falschen Zeit am falschen Ort und... bekommt ein Problem. Mehr möchte ich nicht verraten. Das eigentliche Gameplay erinnert an einen Ego-Shooter. Man steuert V aus der Ich-Perspektive und kann non-verbale Auseinandersetzungen mit Pistolen, Gewehren, Raketenwerfern, Schwertern u. v. m. austragen. Dabei muss man nicht zwingend den Rambo raushĂ€ngen lassen, sondern kann auch versuchen, an Gegnern vorbeizuschleichen oder sie hinterhĂ€ltig per Hacking traktieren. Das Hacking im Spiel erinnert ein wenig an Watch Dogs: Man kann aus der Ferne erst eine Ăberwachungskamera ĂŒbernehmen - und dann die Menschen und Maschinen "hacken", die man durch diese Kamera sieht. So löst man KurzschlĂŒsse und Ăberhitzungen aus oder zieht GeschĂŒtztĂŒrme und Roboter einfach auf die eigene Seite. Nicht sehr realistisch, aber ist ja nur ein Spiel. Besiegte Gegner lassen jede Menge Items fallen, die man aufsammeln und benutzen oder verkaufen kann. So entsteht ein bisschen das GefĂŒhl eines Loot-Shooters wie Borderlands. Wer im Laufe des Spiels eine Chance gegen die immer stĂ€rker werdenden Gegner haben möchte, muss regelmĂ€Ăig die jeweils aktuelle Kleidung & Waffen gegen bessere FundstĂŒcke austauschen. Das fĂŒhrt bei der Kleidung leider dazu, dass man irgendwann angezogen ist wie das gemeinsame Kind von Wigald Boning und JĂŒrgen von der Lippe: So trĂ€gt man im Laufe des Spiels vielleicht gleichzeitig einen Strohhut, eine grĂŒne TĂŒrsteher-Weste, ein pinkes Tank-Top, eine kurze weiĂe Hose und hohe graue Stiefel - denn es kann passieren, dass genau diese Kombination den besten RĂŒstungs-Gesamtwert liefert, die im Spieler-Inventar verfĂŒgbar ist. Das Gunplay ist zweckmĂ€Ăig. Die Pistolen, der Nahkampf und die ScharfschĂŒtzen-Gewehre spielen sich angenehm. Die vollautomatischen Gewehre sind nicht so fetzig: Sie richten gefĂŒhlt und tatsĂ€chlich relativ wenig Schaden an. Das ist ein bekanntes Rollenspiel- bzw. Loot-Shooter-Problem: Wie bei Borderlands ist es nicht sehr plausibel, dass menschliche Standard-Gegner ganze Kugelsalven in den Kopf einstecken können, nur weil man eine Maschinenpistole benutzt, die einen zu geringen Schadenswert fĂŒr den Quest-Level hat. Ich wĂŒsste aber nicht, wie man es sinnvoll anders lösen kann, ohne die Progression komplett wegzulassen und einen reinen Story-Shooter ohne Level-System zu schaffen. Wer The Witcher III mochte, wird, trotz des anderen Settings, einige Elemente wiederfinden: Zu Beginn des Spiels bekommt V kĂŒnstliche Augen verpasst, die u. a. einen Scanner beinhalten, mit dem V Personen identifzieren, SchrĂ€nke durchsuchen, Blutspuren finden u. v. a. nĂŒtzliche TĂ€tigkeiten ausfĂŒhren kann. Dieser stellt quasi das Cyberpunk-Pendant zu den Hexersinnen aus The Witcher dar. Besonderes Augenmerk verdient die Grafik: Wer eine schicke Maschine hat (moderner PC, PS5, Xbox Series), sieht Night City in seiner ganzen hĂŒbsch-hĂ€sslichen Pracht. Vor allem mit Raytracing kann man sich in eine Stadt hineinsaugen lassen, in der Neonlichter in WasserpfĂŒtzen spiegeln und an den mattglĂ€nzenden Jacken der Begleiter reflektieren. Wer eine nicht so schicke Maschine hat, muss zurĂŒckstecken. Die PS4- und Xbox-One-Fassungen fallen technisch deutlich ab. Da sollte man zumindest abwarten, bis und wie weit der Hersteller da per Patch nacharbeitet und die Performance verbessert. Ein Lob verdienen die zahlreichen Nebenquests: Statt belangloser Klettere-auf-das-Haus- oder Hole-den-Gegenstand-Quests gibt es zahlreiche originelle Aufgaben. Ein Spiel, in dem man selbstmordgefĂ€hrdete Taxis retten kann oder Kinder beim AR-Lasertag-Spiel gewinnen lassen muss, gehört in jede gutsortierte Spielesammlung. Cyberpunk ist ein Open World-Spiel, d. h. man kann sich in Night City frei bewegen und Quest-Handlungen gehen erst und genau dann weiter, wenn man sich als Spieler dazu entschlieĂt, sich um sie zu kĂŒmmern. Eine offene, moderne GroĂstadt könnte den Eindruck erwecken, eine GTA-Alternative zu spielen. Dem ist aber bedingt so: Die Stadt Night City ist kein Spielplatz, sondern eine Kulisse. Die Stadt funktioniert nur, solange man sich halbwegs ordentlich verhĂ€lt. Wer einen Amoklauf oder eine Amokfahrt beginnt, wird sich ĂŒber seltsam verhaltende NSpFen und heran teleportierte Polizei wundern, die einen nur bis um die nĂ€chste StraĂenecke verfolgen wird. Die NSpFen sind Statisten, die genauso relevant und vielschichtig sind, wie Komparse Nr. 253, der beim Tatort hinten durchs Bild lĂ€uft. Oder die namenlosen MitschĂŒler bei Harry Potter, die offenbar niemals die nĂ€chste Klasse erreichen, weil die Komparsen nicht nochmal gecastet werden. Das Spiel erwartet, dass man sich darauf einlĂ€sst. Dass man sie als Hintergrund-Rauschen wahrnimmt. Dass man nicht erwartet, dass die junge Frau, die durch die StraĂen schlendert mehr Lebenssinn hat als dieses blonde geschenkeignorierende MĂ€dchen aus dem ersten Harry Potter-Film. Wenn man das tut und kleinere FragwĂŒrdigkeiten ignoriert, dann funktioniert die Stadt mMn relativ gut. V kann zu Spielbeginn relativ frei definiert werden. Neben dem Geschlecht lĂ€sst sich auch das Aussehen aus VersatzstĂŒcken zusammenbauen. Völlig frei ist man dabei aber nicht: Eu(er/re) V wird weder ĂŒbergewichtig sein, noch ein unnatĂŒrlich verzerrtes Gesicht haben. Im Rahmen der Hauptquest wird diese Freiheit leider ein wenig eingeschrĂ€nkt, weil V einen alternativlosen Sidekick verpasst bekommt. Dieser wird "gespielt" von Keanu Reeves, der sich in der englischen Fassung auch selbst vertont - und dabei leider beweist, dass ein guter Schauspieler nicht zwangslĂ€ufig ein guter Sprecher ist. Die deutsche Fassung mit Benjamin Völz ist deutlich gelungener. Ich persönlich fand den Sidekick trotzdem nervig. Er ist als unsympathische Figur angelegt, was storytechnisch Sinn ergibt. FĂŒr mich sollte aber ein Sidekick in Computerspielen eine Basis fĂŒr erklĂ€rende GesprĂ€che sein und nicht jemand, der einem stĂ€ndig Widerworte und Meckereien drĂŒckt. Jemand, der nicht an der Seite einer weiblichen, heterosexuell angelegten Spieler-Figur rumpienst, dass er (!) einen Kerl vögeln musste. Haha. Bugs sind einige drin. Mal bleibt ein Hinweisfenster dauerhaft stehen, mal eine Untertitel-Zeile. Mal tauchen aus dem Nichts Statisten auf. Mal lösen sich sie in Luft auf. Mal muss das Spiel Nichtspielerfiguren an die richtige Stelle teleportieren, weil es sie nicht von alleine dahinlaufen lassen kann. Einige Leute haben wohl auch Plot-Stopper-Bugs und AbstĂŒrze, das kann ich aber nicht bestĂ€tigten. Wer abwarten kann, sollte auf weitere Patches warten, die das Spiel runder machen. Fazit: + tolle Grafik (wenn man die richtige Maschine am Start hat) + gelungene Hauptstory, mit mehreren verschiedenen Möglichkeiten der Schluss-Auflösung + zahlreiche originelle Nebenquests mit sympathischen, ausgearbeiteten Figuren o Stadt-Kulisse funktioniert nur, wenn man sich nicht auf sie konzentriert - Loot-Progessions-System stört die AtmosphĂ€re - blöder Sidekick, der mMn nur auf diese Weise eingebaut wurde, um Keanu Reeves zu verwerten Wertung: 4 von 5 Sternen Bearbeitet 29. Dezember 2020 von dabba 2 6 1
Abd al Rahman Geschrieben 28. Januar report Geschrieben 28. Januar Ich spiele es gerade noch einmal. Es ist Patch 2.1 erschienen. Und es ist der Hammer. Ich habe noch nie eine so dicht gewebte Story in einem Spiel erlebt. Die NPCs die einem begegnen fĂŒhlen sich wie echte Menschen an. Sie haben eine Persönlichkeit. Kann ich jedem nur empfehlen. Vor allem, weil die Bugs drauĂen sind (ich spreche von der PC Version). Und es sieht echt cool. 2 1
dabba Geschrieben 10. Juni Autor report Geschrieben 10. Juni (bearbeitet) Mittlerweile ist die Nintendo Switch 2 raus und bewirbt Cyberpunk 2077 als Launch-Titel. Die Nummer ist viereinhalb Jahre alt. đźÂ  In den 1990ern kam innerhalb von viereinhalb Jahren nach Wolfenstein 3D (Mai 1992) nicht nur Doom 1+2 (Dezember 1993/September 1994), sondern auch Quake 1 (Juni 1996) raus. Im Sommer 1996 wĂ€re ein Launch-Titel "Wolfenstein 3D" absolut steinalt gewesen. Wie sich die Zeiten doch Ă€nderten. Bearbeitet 10. Juni von dabba 1
Muahdib Geschrieben 11. Juni report Geschrieben 11. Juni Naja sind wir mal ehrlich ... in den 1990er waren die SprĂŒnge bei der CPU Leistung und auch der GPU Leistung viel gröĂer ... Quake 1 auf einem Rechner von 1990 spielen -> no way ... 1
dabba Geschrieben 11. Juni Autor report Geschrieben 11. Juni vor 48 Minuten schrieb Muahdib: Naja sind wir mal ehrlich ... in den 1990er waren die SprĂŒnge bei der CPU Leistung und auch der GPU Leistung viel gröĂer ... Quake 1 auf einem Rechner von 1990 spielen -> no way ... Schon klar.  Hey, selbst das mittlerweile 18 Jahre (!) alte Crysis 1 sieht heute immer noch relativ gut aus. GPUs, die wirklich auf Spiele spezialisiert waren, kamen am DOS/Windows-PC erst Ende der 1990er. Bis einschlieĂlich Quake I (ohne GLQuake) kĂŒmmerte sich bei Spielen die CPU um fast alles, inkl. 3D-Grafikengine und Sound-Mixing. Der Amiga und viele Konsolen bpsw. hatten fĂŒr die Grafik u. a. Hardware-Sprites und fĂŒr den Sound Chips, der hardwareseitig mehr als zwei KanĂ€le und weitere Hilfen boten.
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