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Religiöse Gebräuche der Schariden


Randver MacBeorn

Empfohlene Beiträge

Ach ja, um mal Kazzirah in den Punkten "pragmatische Alltagsfrömmigkeit" und "Konsequenzen ... gesellschaftlicher Art" gezielt zu widersprechen:

 

die Scharidim sind laut QB gerade in Glaubensfragen unerbittlich. Im QB steht explizit, dass man in weltlichen Dingen Gleichgültigkeit an den Tag legt, aber in religiösen Fragen eine sehr klare Meinung und entsprechende Strafen parat hat. Fremden wird Ehrerbietung von Ormut und Alaman abverlangt (Festtage einhalten, Glaubensvorschriften einhalten). Ungläubige, die einen Tempel betreten, können gesteinigt werden. Lästereien werden durch körperliche Züchtigungen gestraft.

 

Ich bin auch dafür, dass man das differenziert betrachtet (z. B. regional), aber stellenweise sind die Scharidim eben Extremisten.

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[...]

 

Außerdem steht in Mokattam Glaubensrecht vor weltlichem Recht.

 

Da gibt es ein eigenes, vom Glauben unabhängiges "weltliches" Recht? So modern westlich hatte ich Eschar gar nicht eingeschätzt. Ich würde da ja eine Identität annehmen.

 

Da zitiere ich nur wörtlich das QB. Da wird sehr deutlich zwischen Kairawan, Elhaddar, Mokattam und den Wüstenvölkern unterschieden.

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Außerdem steht in Mokattam Glaubensrecht vor weltlichem Recht.

 

Da gibt es ein eigenes, vom Glauben unabhängiges "weltliches" Recht? So modern westlich hatte ich Eschar gar nicht eingeschätzt. Ich würde da ja eine Identität annehmen.

 

Da zitiere ich nur wörtlich das QB. Da wird sehr deutlich zwischen Kairawan, Elhaddar, Mokattam und den Wüstenvölkern unterschieden.

 

Betstreite ich auch nicht. Ich wage nur zu bezweifeln, dass in Mokkatam wirklich ein Unterschied zwischen weltlichem und relgiösem Recht gemacht wird. Ich vermute eher, dass das Inerpretation für uns westlich geprägte Leser ist. (Von westlich geprägten Autoren.)

Es erfordert einen gewissen juristischen Abstraktionsgrad, um diese Unerscheidung überhaupt festzustellen, vor allem erfordert es, dass die Gesellschaft überhaupt zwischen Kultus und Gemeinwesen unterscheidet. Das sehe ich in Mokkatam eben nicht.

 

Die genannten Beispiele, wo die Scharidim unerbittlich sind, sind auch keine trivialen Fälle. Wenn jemand in einem albischen Tempel eindringt, ohne sich angemessen zu verhalten, kann auch froh sein, wenn er nur ordentlich verprügelt wird. Wer über die Dheis Albi lästert wird in den meisten Orten auch schnell Bekanntschaft mit einem Lynchmob machen. Nur ist uns deren Frömmigkeit näher als die der Scharidim.

Natürlich ist die Alltagsreligiösität wesentlich tiefer als wir heute uns das vorstellen können. Natürlich wird man Lästerungen nicht dulden. Das bedeutet aber nicht, dass die Scharidim deswegen verklemmt wären. Sie sind es von Geburt an gewöhnt, diese Regeln einzuhalten. Im Alltag nehmen sie das eben nicht wahr.

Aber es hängt immer von der Situation ab, wie man konkret reagieren wird. Wenn sich das Gegenüber sichtlich bemüht, wird man mehr durchgehen lassen als bei jemandem, der es regelrecht darauf anlegt, anzuecken.

 

Und natürlich gibt es fanatiker, so wie es sie überall gibt. Aber natürlich sind nicht alle Scharidim solche Fanatiker.

 

Die von Odysseus genannten Abenteurer werden ihren Teil dazu beigetragen haben, sich von einer Züchtigung zur nächsten gehangelt zu haben. Ich wage zu bezweifeln, dass sie ir Möglichstes getan haben, um die Seele der Scharidim nicht aufzubringen. Ich vermute sogar, dass sie sich diese Mühe überhaupt nicht gemacht haben.

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Betstreite ich auch nicht. Ich wage nur zu bezweifeln, dass in Mokkatam wirklich ein Unterschied zwischen weltlichem und relgiösem Recht gemacht wird. Ich vermute eher, dass das Inerpretation für uns westlich geprägte Leser ist. (Von westlich geprägten Autoren.)

 

Es wird jedenfalls im Zusammenhang mit Mokattam auch noch einmal explizit eine zusätzliche "weltliche Richterschaft" erwähnt. Also scheint man in Mokattam bzw. Eschar schon unterscheiden zu können.

 

Und gerade in Mokattam ist man sehr bemüht, "jegliche Erinnerungen an frühere Religionen auszulöschen" und "religiöse Nachlässigkeit oder Abweichlertum erbarmungslos zu verfolgen". Wo Kairawan und Elhaddar das alte Erbe annehmen und integrieren, fährt man in Mokattam die harte Linie. Meiner Meinung nach hat Mokattam sehr fundamentalistische, extremistische und theokratische Züge.

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Aber gleichzeitig wird von allen Richtern in Eschar erwartet, daß sie sich der gesamten mündlichen und schriftlichen Tradition ihres Kulturkreises bedienen und Gerechtigkeit und Barmherzigkeit zu gleichen Teilen walten lassen.

 

In Mokkatam mag der religiöse Einfluß bei der Rechtsfindung zwar stärker sein, trotz allem wird hier nicht blind bzw. dogmatisch gerichtet. Darauf sollte sich sogar ein Ausländer verlassen können...

 

 

 

Best,

 

der Listen-Reiche

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Es gibt einen Unterschied zwischen weltlichem Recht und weltlicher Richterschaft. Letztere zeichnet sich allein dadurch aus, dass sie kein religiöses Amt innehaben.

Das sagt nichts darüber aus, auf welcher Grundlage das Recht gesetzt worden ist. Auch ein weltlicher Richter kann auf Grundlage religiöser Texte (und deren Auslegung) richten. Ihm steht halt nicht zu, diese zu interpretieren. Aber das ist hier eine Diskussion über nebensächliche Details, die für das Rollenspiel in den allermeisten Fällen faktisch keine Relevanz haben sollte. Die wenigsten dürften sich mit rechtsphilosophischen Konstrukten belasten.

 

Die Züge bestreitet niemand, Curillias, aber dennoch werden selbst in fundamentalistischen, theokratischen Gesellschaften nicht 24/7 minutiös von alle Regeln ohne Interpretation wortwörtlich eingehalten. Selbst im heutigen Iran geschieht das nicht. Ich würde Mokkatam eher mit einem Iran als dem Taliban-Regime vergleichen, höchstens noch saudische Verhältnisse, wem der Iran zu lax sein sollte. Das bedeutet eben nicht eine Negierung von Fundamentalismus, aber nur eine Nuancierung zu den "blutrünstigen, alles Abweichlerische sofort umbringenden Schariden", das einige hier sehen wollen. Ich kann aus dem QB solches nicht zwingend herauslesen, dass das so sein muss, im Gegenteil sehe ich da immer noch viel Spielraum, gerade in deinen Zitaten. Keins davon widerspricht wirklich meiner Sicht.

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Es gibt einen Unterschied zwischen weltlichem Recht und weltlicher Richterschaft. Letztere zeichnet sich allein dadurch aus, dass sie kein religiöses Amt innehaben.

Das sagt nichts darüber aus, auf welcher Grundlage das Recht gesetzt worden ist. Auch ein weltlicher Richter kann auf Grundlage religiöser Texte (und deren Auslegung) richten. Ihm steht halt nicht zu, diese zu interpretieren. Aber das ist hier eine Diskussion über nebensächliche Details, die für das Rollenspiel in den allermeisten Fällen faktisch keine Relevanz haben sollte. Die wenigsten dürften sich mit rechtsphilosophischen Konstrukten belasten.

 

Die Züge bestreitet niemand, Curillias, aber dennoch werden selbst in fundamentalistischen, theokratischen Gesellschaften nicht 24/7 minutiös von alle Regeln ohne Interpretation wortwörtlich eingehalten. Selbst im heutigen Iran geschieht das nicht. Ich würde Mokkatam eher mit einem Iran als dem Taliban-Regime vergleichen, höchstens noch saudische Verhältnisse, wem der Iran zu lax sein sollte. Das bedeutet eben nicht eine Negierung von Fundamentalismus, aber nur eine Nuancierung zu den "blutrünstigen, alles Abweichlerische sofort umbringenden Schariden", das einige hier sehen wollen. Ich kann aus dem QB solches nicht zwingend herauslesen, dass das so sein muss, im Gegenteil sehe ich da immer noch viel Spielraum, gerade in deinen Zitaten. Keins davon widerspricht wirklich meiner Sicht.

 

Ok, dann haben wir vielleicht aneinander vorbeigeredet und liegen vielleicht mit unseren Meinungen gar nicht soweit auseinander. Eine 24/7 minutiös Überwachung sehe ich auch nicht und auch kein Taliban-gleiches-Regime.

 

Und mit der Unterscheidung von Glaubensrecht und weltlichem Recht wird keine strikte Trennung von Religion und Staat in unserem heutigen Sinne gemeint sein. Es dreht sich darum, welcher Aspekt den größten bzw. größeren Einfluss auf die Rechtsprechung hat. Bei Elhaddar steht dabei, dass die Rechtsprechung eher geschäftsmäßig/pragmatisch abläuft, in Kairawan durchaus mitunter willkürlich erfolgt (durch Machtspiele der "Fürsten" geprägt) und in Mokattam eben sehr stark von Glaubensfragen (durch die Priesterschaft) beeinflusst.

 

Ich wollte eigentlich nur darauf hinaus, dass in Mokattam explizit der Klerus richtet (auch in weltlichen Fragen). Im Rest von Eschar (auch da wird es aber noch Ausnahmen geben) sieht das anders aus.

 

Und den Vergleich zu Iran finde ich durchaus passend.

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Aber wenn in Mardaba ein Haus brennt, wird kein Priester die Leute am Löschen hindern.

 

Die Regeln verbieten ja auch nicht, jegliches Feuer zu löschen, sondern nur "ordentlich brennende". Ein Hausbrand zählt weder zum Heim-, noch zum Herdfeuer. Es kann mithin durchaus gelöscht werden, zumal es wohl eher Alaman, denn Ormut zuzuordnen ist, da es nicht schafft, sondern zerstört. Ähnliche Zuordnungen wird es bei anderen Bränden geben. Ein aus der Kontrolle geratenes Feuer wird wohl weniger Ormut als Alaman zugeschrieben werden.

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Es wird jedenfalls im Zusammenhang mit Mokattam auch noch einmal explizit eine zusätzliche "weltliche Richterschaft" erwähnt. Also scheint man in Mokattam bzw. Eschar schon unterscheiden zu können.

 

Und gerade in Mokattam ist man sehr bemüht, "jegliche Erinnerungen an frühere Religionen auszulöschen" und "religiöse Nachlässigkeit oder Abweichlertum erbarmungslos zu verfolgen". Wo Kairawan und Elhaddar das alte Erbe annehmen und integrieren, fährt man in Mokattam die harte Linie. Meiner Meinung nach hat Mokattam sehr fundamentalistische, extremistische und theokratische Züge.

Fundamentalistisch halte ich für einen sehr unglücklichen Begriff, da der Fundamentalismus eine Erscheinung der Moderne ist und auf mittelalterliche Gesellschaften nicht vernünftig anzuwenden ist. Mokattam ist sehr konservativ, hat sicher eine sehr viel orthodoxere Auslegung der religiösen Gebote als Kairawan und Elhaddar, aber das hat mit Fundamentalismus nichts zu tun. Es gibt dort keine Bewegung, die in Abgrenzung zu anderen "zurück zu den Fundamenten" will, vielmehr hat man die Gebote und Verbote Ormuts dort nur besonders verinnerlicht.

Und Richter sind natürlich weltlich - sie werden ja vom Staat eingestellt und bezahlt. Und der Staat kann zwar religiös orientiert sein (und das ist er sicher in Mokattam mehr als in Elhaddar oder Kairawan), aber so richtig konsequent religiös ist er nie, da er irgendwie mit gesellschaftspolitischen Realitäten umgehen muss. Daher würden richtig fromme scharidische Rechtsgelehrte sich auch nie in den Dienst des Staates stellen - weder in Mokattam noch in Elhaddar und schon gar nicht in Kairawan.

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Fundamentalistisch halte ich für einen sehr unglücklichen Begriff, da der Fundamentalismus eine Erscheinung der Moderne ist und auf mittelalterliche Gesellschaften nicht vernünftig anzuwenden ist. Mokattam ist sehr konservativ, hat sicher eine sehr viel orthodoxere Auslegung der religiösen Gebote als Kairawan und Elhaddar, aber das hat mit Fundamentalismus nichts zu tun. Es gibt dort keine Bewegung, die in Abgrenzung zu anderen "zurück zu den Fundamenten" will, vielmehr hat man die Gebote und Verbote Ormuts dort nur besonders verinnerlicht.

 

Wenn dir der Begriff fundamentalistisch in Bezug auf Mokattam zu modern ist, wie wäre es damit:

* kompromissloses festhalten an Glaubensgrundsätzen

* Selbstverständnis als Hüter und Überbringer des wahren Glaubens

* Anspruch auf die absolute Wahrheit

* Ablehnung jedweden Dialogs über die eigene Legitimation

* Andersdenkende schikanieren und verfolgen

* sich selbst für unfehlbar halten

* Glaubensfragen über weltlichen Fragen stellen (göttliche Gesetze dienen als Grundlage der sozialen und politischen Ordnung)

* vor Gewalt zur Durchsetzung seiner Absichten bzw. zur Verbreitung des Glaubens nicht zurück schrecken

 

Das Thema Begrifflichkeiten ist im Zusammenhang mit Midgard (oder allgemein einem Fantasy-Rollenspiel) immer schwierig. Das fängt ja schon beim Begriff Glauben an, der auf Midgard und in der realen Welt teilweise verschiedene Bedeutungen aufweist.

 

Und Richter sind natürlich weltlich - sie werden ja vom Staat eingestellt und bezahlt. Und der Staat kann zwar religiös orientiert sein (und das ist er sicher in Mokattam mehr als in Elhaddar oder Kairawan), aber so richtig konsequent religiös ist er nie, da er irgendwie mit gesellschaftspolitischen Realitäten umgehen muss. Daher würden richtig fromme scharidische Rechtsgelehrte sich auch nie in den Dienst des Staates stellen - weder in Mokattam noch in Elhaddar und schon gar nicht in Kairawan.

 

Jetzt hast du mich abgehängt. Mokattam ist ein Kalifat und es wird von einem Kalifen (als geistigem Führer und weltlichem Herrscher) angeführt. Glaubensrecht und weltliches Recht werden in Mokattam durch die Priesterschaft gesprochen. Der Kalif leistet sich aber zusätzlich eine kleine Schar weltlicher Richter. Das Urteil dieser weltlichen Richter kann aber angefochten werden, das Urteil der Priesterschaft nicht.

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Wenn dir der Begriff fundamentalistisch in Bezug auf Mokattam zu modern ist, wie wäre es damit:

* kompromissloses festhalten an Glaubensgrundsätzen

* Selbstverständnis als Hüter und Überbringer des wahren Glaubens

* Anspruch auf die absolute Wahrheit

* Ablehnung jedweden Dialogs über die eigene Legitimation

* Andersdenkende schikanieren und verfolgen

* sich selbst für unfehlbar halten

* Glaubensfragen über weltlichen Fragen stellen (göttliche Gesetze dienen als Grundlage der sozialen und politischen Ordnung)

* vor Gewalt zur Durchsetzung seiner Absichten bzw. zur Verbreitung des Glaubens nicht zurück schrecken

So, jetzt sollte ich das QB zur Hand haben, aber: Wie lange besteht das so von Dir beschriebene Mokattam bereits?

Ich habe die größten Zweifel, dass eine so kompromisslose Auslegung von Glaubenssätzen lange (also über mehr als z.B. 100 Jahre) bestehen kann. Die Herrscher des Landes und auch die Priester sind allesamt Menschen. Und als Mensch mit Macht merkt man ziemlich rasch, dass Kompromisslosigkeit a) höchst angstrengend und b) nur wenig zielführend ist.

Es mag zwar Phasen geben, in denen ein besonders eingeschworener und strenggläubiger Zirkel das Land mit der festen Faust Ormuts regiert, aber langfristig wird die Kompromisslosigkeit langsam ausfransen, es wird zur natürlichen Korruption kommen etc. Auch auf Midgard sind Priester nur Menschen (aber das ist ein anderes Thema).

Worauf ich hinaus will: Falls Mokattam nicht gerade eine besonders fundamentalistische* Phase durchlebt, würde ich meinen, dass es sicherlich auch dort verschiedene "liberalere"** Tendenzen gibt. Ich glaube da passt der Vergleich mit dem Iran nicht schlecht.

Ein großes Land, mit vielen Bewohnern, vielen verschiedenen Bedürfnissen, einem entsprechend großen Verwaltungsapparat und vielen verschiedenen Machthabern wird immer eine Vielfalt ausbilden. Die Formel Mokattam=erzkonservativ+brutal+kompromisslos wird nicht immer stimmen (obwohl es für fremde Abenteurergruppen natürlich so scheinen kann).

 

Aber egal, ich möchte einfach den DinDulahi als eine gelebte Religion darstellen, der eben nicht nur auf Zwängen und Verboten beruht sondern von der Bevölkerung als etwas gutes und richtiges Empfunden wird.

"Richtig" nicht im Sinne von: "Dieser Ausländer hat das Lagerfeuer gelöscht, es ist richtig wenn man ihm zwei Finger abschneidet", sondern im Sinne von: "Es ist richtig während der Fastenzeit Bettler am Abend zum Essen einzuladen".

Versteht ihr was ich meine? Ach, hätte ich ein wenig mehr Zeit, würde ich gerne einen Text über positive Aspekte des DinDulahi schreiben, dass man einmal wegkommt von der Vorstellung, diese Religion würde nur aus Feuer und Schwert bestehen. Auch in Mokattam.

 

Grüße,

Arenimo

 

Edit: Ich will den "Feuer und Schwert"-Aspekt in Eschar gar nicht wegreden, ich möchte nur darauf hinweisen, dass das es noch mehr gibt.

____________________________

*) Ich verwende das Wort jetzt nur, um nicht ständig "kompromisslos" schreiben zu müssen. Das Wort "Fundamentalismus" ist hier nicht ganz richtig, das habt ihr gut hervorgehoben.

**) Auch dieses Wort ist hier mit Vorsicht zu genießen.

Bearbeitet von Arenimo
Im ersten Edit stand ein "n[b]i[/b]ch"... das sollte ein "n[b]o[/b]ch" sein, kein "nich[b]t[/b]".
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Aber egal, ich möchte einfach den DinDulahi als eine gelebte Religion darstellen, der eben nicht nur auf Zwängen und Verboten beruht sondern von der Bevölkerung als etwas gutes und richtiges Empfunden wird.

"Richtig" nicht im Sinne von: "Dieser Ausländer hat das Lagerfeuer gelöscht, es ist richtig wenn man ihm zwei Finger abschneidet", sondern im Sinne von: "Es ist richtig während der Fastenzeit Bettler am Abend zum Essen einzuladen".

Versteht ihr was ich meine? Ach, hätte ich ein wenig mehr Zeit, würde ich gerne einen Text über positive Aspekte des DinDulahi schreiben, dass man einmal wegkommt von der Vorstellung, diese Religion würde nur aus Feuer und Schwert bestehen. Auch in Mokattam.

 

Dir ist aber bewußt, das die Schariden ihren Glauben bestimmt nicht als eine Ansammlung von Zwängen und Verboten ansehen, sondern darin einen Wegweiser für ihr ganzes Leben finden? Für sie sind der DinDulahi und die darauf fußenden Gesetze ihre Lebensgrundlage, die Legitimation ihrer Existenz ; das, was sie zu Schariden macht und darauf sind sie stolz.

 

Wir haben hier wahrscheinlich das Problem, daß das QB nur die (speziell für Ausländer) 'harten' Seiten des DinDulahi beschreibt und leider wenig auf die allgemeinen Grundlagen eingeht. Sicherlich hält die scharidische Religion ihre Anhänger zu einem positiven Lebenswandel an und sorgt so für Harmonie. Gastfreunschaft, Spenden für die Bedürftigen, Respekt vor den Eltern etc. werden bestimmt 'beworben'.

 

 

 

Best,

 

der Listen-Reiche

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Wenn dir der Begriff fundamentalistisch in Bezug auf Mokattam zu modern ist, wie wäre es damit:

* kompromissloses festhalten an Glaubensgrundsätzen

* Selbstverständnis als Hüter und Überbringer des wahren Glaubens

* Anspruch auf die absolute Wahrheit

* Ablehnung jedweden Dialogs über die eigene Legitimation

* Andersdenkende schikanieren und verfolgen

* sich selbst für unfehlbar halten

* Glaubensfragen über weltlichen Fragen stellen (göttliche Gesetze dienen als Grundlage der sozialen und politischen Ordnung)

* vor Gewalt zur Durchsetzung seiner Absichten bzw. zur Verbreitung des Glaubens nicht zurück schrecken

So, jetzt sollte ich das QB zur Hand haben, aber: Wie lange besteht das so von Dir beschriebene Mokattam bereits?

Ich habe die größten Zweifel, dass eine so kompromisslose Auslegung von Glaubenssätzen lange (also über mehr als z.B. 100 Jahre) bestehen kann. Die Herrscher des Landes und auch die Priester sind allesamt Menschen. Und als Mensch mit Macht merkt man ziemlich rasch, dass Kompromisslosigkeit a) höchst angstrengend und b) nur wenig zielführend ist.

Ich habe weiter oben ja schon einmal geschrieben, dass ich Mokattam weder für einen Terror-Regime noch für einen Überwachungsstaat halte. Hier ging es nur um den Begriff fundamentalistisch, weil ich diesen zuvor in dem Zusammenhang benutzt habe, Mokattam habe fundamentalistische Züge.

 

Darüber hinaus lässt sich auf Midgard nur sehr schwierig über die Zeit argumentieren (irdisch aber wahrscheinlich auch). Insgesamt scheint es auf Midgard eher so zu sein, dass wenn es mal knallt, dann richtig. Ansonsten sind die Verhältnisse aber eher stabil.

 

Es mag zwar Phasen geben, in denen ein besonders eingeschworener und strenggläubiger Zirkel das Land mit der festen Faust Ormuts regiert, aber langfristig wird die Kompromisslosigkeit langsam ausfransen, es wird zur natürlichen Korruption kommen etc. Auch auf Midgard sind Priester nur Menschen (aber das ist ein anderes Thema).

 

Da bin ich durchaus deiner Meinung. Die Punkte, die ich oben angeführt habe, sind ja durchaus auch interpretationsbedürftig. Und in Mokattam gibt es im Untergrund vielleicht Reform-Kräfte. Aber dafür vielleicht in einem anderen Land/einer anderen Region gerade Bestrebungen eine Gewaltherschaft zu installieren.

 

Worauf ich hinaus will: Falls Mokattam nicht gerade eine besonders fundamentalistische* Phase durchlebt, würde ich meinen, dass es sicherlich auch dort verschiedene "liberalere"** Tendenzen gibt. Ich glaube da passt der Vergleich mit dem Iran nicht schlecht.

Ein großes Land, mit vielen Bewohnern, vielen verschiedenen Bedürfnissen, einem entsprechend großen Verwaltungsapparat und vielen verschiedenen Machthabern wird immer eine Vielfalt ausbilden. Die Formel Mokattam=erzkonservativ+brutal+kompromisslos wird nicht immer stimmen (obwohl es für fremde Abenteurergruppen natürlich so scheinen kann).

 

Aber egal, ich möchte einfach den DinDulahi als eine gelebte Religion darstellen, der eben nicht nur auf Zwängen und Verboten beruht sondern von der Bevölkerung als etwas gutes und richtiges Empfunden wird.

"Richtig" nicht im Sinne von: "Dieser Ausländer hat das Lagerfeuer gelöscht, es ist richtig wenn man ihm zwei Finger abschneidet", sondern im Sinne von: "Es ist richtig während der Fastenzeit Bettler am Abend zum Essen einzuladen".

Versteht ihr was ich meine? Ach, hätte ich ein wenig mehr Zeit, würde ich gerne einen Text über positive Aspekte des DinDulahi schreiben, dass man einmal wegkommt von der Vorstellung, diese Religion würde nur aus Feuer und Schwert bestehen. Auch in Mokattam.

 

Für besonders brutal halte ich Mokattam eigentlich nicht. Auch der Osten von KanThaiPan wirkt vielleicht nach außen abschreckend, bietet aber insgesamt ein facettenreiches Bild. Ähnlich sehe ich das bei Mokattam. Der Glücksritter aus Corua wird sich einschränken müssen, vielleicht mitunter gegen seine Überzeugung handeln müssen, aber wenn er sich unterordnet, wird auch er Mokattam (wahrscheinlich) heil überstehen.

 

Darüber hinaus wird es in Mokattam auch den Priester geben, der Milde walten lässt, die Familie, die anders denkt und beim gemeinsamen Abendessen gegen den Kalifen wettert, usw. Viele Mokati werden einfach gläubige Schariden sein, die es vielleicht gar nicht so sehr juckt, was der Kalif den ganzen Tag so erzählt. Andere werden glühende Verfechter seines Wortes sein.

 

Edit: Ich will den "Feuer und Schwert"-Aspekt in Eschar gar nicht wegreden, ich möchte nur darauf hinweisen, dass das es nich mehr gibt.

 

Natürlich gibt es mehr. Und meiner Meinung nach bringen das die Abenteuer und das Quellenbuch auch rüber.

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@Odysseus: Ja, genau das ist mir eben bewusst, deswegen hab ich das alles ja geschrieben.

 

 

Ich glaub, wir sind in Summe eh alle einer Meinung. Das ist schön, denn offensichtlich werden gläubige Schariden dann ohnehin facettenreicher gespielt, als ich das vom Lesen früherer Posts befürchtet habe.

 

Ja, das erfreut mich.

 

Grüße,

Arenimo (dessen namensgebender Magier aus Mardaba sich jetzt mit seiner Pfeife zurücklehnt - wenn auch weiterhin mit etwas schlechtem Gewissen)

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Und Richter sind natürlich weltlich - sie werden ja vom Staat eingestellt und bezahlt. Und der Staat kann zwar religiös orientiert sein (und das ist er sicher in Mokattam mehr als in Elhaddar oder Kairawan), aber so richtig konsequent religiös ist er nie, da er irgendwie mit gesellschaftspolitischen Realitäten umgehen muss. Daher würden richtig fromme scharidische Rechtsgelehrte sich auch nie in den Dienst des Staates stellen - weder in Mokattam noch in Elhaddar und schon gar nicht in Kairawan.

 

Jetzt hast du mich abgehängt. Mokattam ist ein Kalifat und es wird von einem Kalifen (als geistigem Führer und weltlichem Herrscher) angeführt. Glaubensrecht und weltliches Recht werden in Mokattam durch die Priesterschaft gesprochen. Der Kalif leistet sich aber zusätzlich eine kleine Schar weltlicher Richter. Das Urteil dieser weltlichen Richter kann aber angefochten werden, das Urteil der Priesterschaft nicht.

Ich hätte wohl doch vorher nochmal in das Quellenbuch schauen sollen. Da steht tatsächlich etwas von weltlichem Recht in Mokattam, auch wenn ich noch Schwierigkeiten habe, mir vorzustellen, was das sein soll.

In Kairawan ist das einfacher - da wird es z.B. zahlreiche Abgaben und Steuern geben, die mehr oder weniger direkt dem Sultan oder den Muluk zu Gute kommen und auch sonst kann man sich zahlreiche mehr oder weniger willkürliche Gesetze gut vorstellen. Auch in Elhaddar habe ich damit keine Probleme. Da wird man das eine oder andere Gesetz haben, dass den (einheimischen) Handel schützt, ohne dass es eine direkte Quelle in den religiösen Schriften dazu gibt.

In Mokattam hätte ich dagegen Recht und Gesellschaftsordnung sehr stark an den religiösen Schriften und Überlieferungen orientiert, mit dem Anspruch, dass das religiöse Schrifttum und die Überlieferungen alles enthalten, was man wissen muss. Weltliche Gesetze, die nicht religiös legitimiert sind, hätten da dementsprechend gar keinen Platz.

Was fällt denn für euch unter solches weltliches Recht in Mokattam?

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