Seit längerem, besser gesagt, seit der 13. Ausgabe der DDD und dem dort enthaltenen Leserbrief von Gerd Eibach an die Midgardredaktion, mache ich mir so meine Gedanken um den langfristigen Fortbestand von Midgard. Ohne hier gleich die Totenglocken läuten zu wollen und das Schlimmste heraufzubeschwören, stelle ich doch fest, dass in der Gegend, aus der ich komme, die Zahl der Midgardler seit Jahren beständig abnimmt.
Obwohl Würzburg sich in der Vergangenheit als Midgard-Hochburg bezeichnet hat, findet man so gut wie kein frisches Blut mehr, alte Midgardspieler, die auf andere Systeme umsteigen, bezeichnen das System als überaltet und überholt und die wenigen, die treu geblieben sind, ziehen sich nach und nach aufgrund von Alltagsverpflichtungen aus dem Spielerleben zurück. Auf der anderen Seite erfahren Systeme wie D&D/d20, und DSA einen ziemlichen Aufschwung in der Spielergemeinde.
Persönlich halte ich Midgard für eine runde Sache, mit der man alles, was man mit DSA und D&D macht auch machen kann. Die Quellen lassen, anders wie bei anderen Systemen, viel Interpretationsfreiraum und Platz für Eigenes, man wird nicht von Regeln erschlagen und man kriegt das Geld nicht so aus der Tasche gezogen, wie bei konsumorientierteren Spielen. Eigentlich alles Vorteile, die ein gutes System aus meiner Sicht ausmachen. Die Frage ist, woran liegts dann?
Ist es vielleicht die Vorstellung, dass Midgard zu sehr an die reale, mittelalterliche Welt angelehnt ist? Aber das ist DSA auch.
Oder es nur noch Munchkins und Powergamer gibt, die möglichst viele Regeln haben wollen zum Charakteroptimieren? Da strafen mich die Leute, mit denen ich regelmässig auch anderes spiele, lügen.
Ist der Weltenhintergrund zu offen und fordert die Leute somit zur Eigeninitiative? Nun ja, wer Rollenspiel betreibt, hat meiner Meinung nach genügend Fantasie, auch eigenes aus der Taufe zu heben.
Aber vielleicht treibt auch der pure Gedanke an alte, 70er-Jahre-Rollenspiel-Freaks die Leute weg von traditionellen Systemen und bevorzugt zeitgemässeres wie Herr der Ringe? Wahrscheinlich auch falsch, weil Gary Gygax auch so einer war und D&D immer noch gespielt wird.
Was jedoch wohl aus meiner Sicht die Lage um Midgard verschärft hat, ist zum einen die etwas wirre Produktpolitik der Midgard-Redaktion und die längere Durststrecke Ende der 90er, in der es kein Regelwerk gab, aber dafür andere Systeme ordentlich mit Veröffentlichungen aufgetrumpft haben. Allerdings dürfte dies auch nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Mich würde deshalb mal eure Meinung dazu interessierenund vielleicht auch die Meinung derer, die Midgard machen.