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ERA - Millionen betrifft es, von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt.


Bruder Buck

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ERA - was ist das? Da hilft erst mal Tante Wiki für alle, die in keinem Unternehmen aus der Metall-Tarif-Branche arbeiten. Letztere werden wahrscheinlich mehrheitlich bei dem Begriff inzwischen Bauchschmerzen, Sodbrennen, Bluthochdruck und ähnliches bekommen.

 

Was ist passiert? Die Metallarbeitgeber und die Gewerkschaft IG-Metall haben sich zusammen gesetzt und sich Gedanken über einen zeitgemäßen Manteltarifvertrag für die Branche mit ihren ca. 3,5 Millionen Beschäftigten - also fast 10 Prozent aller Arbeitnehmer in Deutschland! - gemacht. So weit (noch) nichts schlechtes und 2003 kam ein Regelwerk heraus, welches die in der modernen Wirtschaft unsinnige Trennung von Arbeitern und Angestellten und noch andere überkomme Strukturen überwinden soll. So weit eigentlich eine gute Idee.

 

Aber jetzt kommt die Krux an der Sache: Wenn nun ein Unternehmen seine Mitarbeiter auf ERA umstellt, werden alle Arbeitsplätze neu bewertet und genau hier liegt der Hase im Pfeffer, denn sehr viele Arbeitgeber haben dies schlicht zum Anlass genommen, die Wertigkeit der Arbeit ihrer Beschäftigten nach unten zu definieren, wodurch sie ihnen einfach weniger Geld zu zahlen haben !!! In einigen Unternehmen wurde das durch Vereinbarungen zwischen Betriebsrat und Geschäftsleitung noch mit Überleitungen und Ausgleichszahlungen abgefedert, aber es ändert nichts am Trend, der weitflächigen Abgruppierung von hundertausenden Arbeitnehmern, deren Arbeit auf einmal schlicht nicht mehr so qualitativ hochwertig sein soll, wie sie gestern noch war.

 

ERA-Vom Wunschtraum zum Albtraum (habe jetzt im Moment keinen besseren Link gefunden)

 

Bekannte von mir haben Lohneinbußen von bis zu mehreren Hundert Euro im Monat und sind entsprechend demotiviert bei der Arbeit. Ich frage mich, was das bringen soll? Warum begreifen viel zu viele (sogeannte) Top-Manager offenbar immer noch nicht, dass motivierte und loyale Mitarbeiter DAS Kapital ihrer Firma sind, die die Gehälter ihrer Chefs erst erwirtschaften ??? Meinen die im Ernst, sie können den Leuten einfach Geld nehmen, ihnen ein paar Lügen erzählen, warum und dann zur Tagesordnung übergehen? Und die armen Schweine aus dem unteren und mittleren Management müssen es auch noch im Auftrag der Geschäftsleitung ihren Mitarbeitern verkaufen, obwohl sie vielleicht selber den Unsinn ihrer Worte bemerken (selbst erlebt), das ist hart. Meiner Meinung nach ist das Menschenverachtend im Sinne des Wortes - hier werden Menschen und ihre Leistung nicht geachtet.

 

Und das alles von der medialen Öffentlichkeit weitestgehend unbemerkt. So lange keine tausenden Leute entlassen werden, so lange es keine Großdemos gibt, so lange schweigt die viel beschworene öffentliche Meinung. Und die Politiker auch, denn hier kann man sich ja nicht profilieren, sondern nur unbeliebt machen, entweder bei den Arbeitnehmern oder bei den Arbeitgebern, also ist man wohl besser gleich ganz ruhig.

 

Bin mal gespannt wie es weiter geht, ich sehe den sozialen Frieden in Deutschland immer mehr in Gefahr, weil die normale Mittelschicht der arbeitenden Bevölkerung immer mehr verarscht und ausgeplündert wird. Das rächt sich irgendwann ganz bitter - und ich hoffe, ich irre mich hier...

 

Randbemerkung: Vorhin kam in einem Fernsehbericht, dass eben diese Mittelschicht in den letzten Jahren dramtisch zusammen geschrumpft ist und viel mehr Leute aus ihr nach unten, als nach oben gerutscht sind.

 

Schöne neue Welt.

4 Kommentare


Empfohlene Kommentare

Oh man, was ist das denn für ein Scheiß?

 

Aber hier nur den Unternehmern die Schuld zu geben ist genauso falsch wie den Gewerkschaften die Schuld bei Tarifabschlüssen zu geben.

 

Da hat sich die IGM wohl ganz gekonnt über den Tisch ziehen lassen.

 

Viele Grüße

hj

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Daimler war wohl ein Pilotprojekt, denn dort habe ich sowas schon vor mehr als 1 Jahr gesehen. Damals hast du noch abgewunken und den Daimler-Angestellten Jammern auf hohem Niveau vorgeworfen. Aber besser eine späte Erkenntnis als gar keine ;)

 

Ich gebe dir völlig recht, wenn man den Leuten den Lohn kürzt erzeugt man sozialen Unfrieden. Wenn das einmal passiert dann kommt eine Firma damit meist noch mit ein paar lauen Erklärungen durch. Aber der Trend ist ja bundesweit und schon mehrere Jahre so. Wenn Lohnerhöhung, dann nur mit Arbeitszeitverlängerung, was dann oft genug in einer Stundenlohnkürzung resultiert.

Auch das ist für die meisten noch erträglich wenn es der Firma schlecht geht. Aber oft genug liest man in der Presse von Lohnkürzungen UND Rekordgewinnen bei ein und demselben Konzern. Das ist dann der Punkt wo das Benzinfass Feuer fängt.

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Ich seh' das jetzt erst. Bei uns war ERA weitgehend aufkommensneutral; es gab sogar mehr Aufstocker als Abschmelzer, und das Abschmelzen wurde hinterher nicht voll durchgezogen (der Betriebsrat hat da sehr erfolgreich Salamitaktik gefahren). Wohlgemerkt: in einem amerikanischen Unternehmen, Zulieferer und extrem kostengetrieben (wir hatten hier auch schon Standortsicherungsverträge mit mehrjährigem Reallohnverlust).

 

Die Oberste Göttin war unter den Aufstockern...

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Tja, so ist unsere Welt fast überall momentan. Was ich interessant finde: Bis auf in ein paar Randbereichen nehmen wir das einfach ohne Protest hin und glauben dem Geschwafel von "Sachzwängen" und "Globalisierung". Dabei geht es letztlich nur darum, dass Großaktionäre mehr Kohle kriegen, sprich: Die Umverteilung von Arbeit zu Kapital noch schneller geht und das Rad der Zeit sich noch mehr in Richtung Umverteilung von Lohneinkommen zu Kapitaleinkommen und somit von Ärmer zu Reicher dreht. Und uns allen scheint das völlig egal zu sein....

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Gast
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