Zum Inhalt springen

Tanelorn

Mitglieder
  • Gesamte Inhalte

    28
  • Benutzer seit

  • Letzter Besuch

Alle Inhalte von Tanelorn

  1. Diese Diskussion scheint mir ganz typisch für gemischte Rollenspielgruppen z sein - ich kenne sie hinlänglich aus meinen eigenen Runden. So möchte ich, auch wenn sie eigentlich schon am Ende zu sein scheint, noch einen Aspekt einbringen, der mir bisher fehlt. Vielleicht sollten wir unterscheiden zwischen Gleichberechtigung und krampfhafter Gleichmacherei. Meines Erachtens spricht in einer Fantasywelt nichts gegen die Gleichberechtigung der Geschlechter. Historisch korrekt ist dort sowieso nur das, was in jener Welt tatsächlich geschieht bzw. geschehen ist. In unserer Welt nahmen die Leute früher in ihrer Unwissenheit viele Dinge von der Natur oder den Göttern für gegeben, die wir in unserer gar so aufgeklärten Zeit eher routiniert in Frage stellen - eben auch eine durch die Lebensumstände bedingte, sinnvolle Aufgabenverteilung von Mann und Frau. In einer Fantasy-Welt können Frauen und Männer problemlos die gleichen Rechte und Pflichten haben, wie freie Berufswahl, Stimmrecht, aktives und passives Wahlrecht, Zugang zu politischen und religiösen Ämtern, aber auch Arbeits- oder Wehrdienst, wenn es denn so sein soll. Ein Ausschluß vom Wehrdienst muss übrigens gar keine Herabsetzung sein, sondern kann auch als Wertschätzung verstanden werden, z.B. in einer Kultur wie unserem alten China, wo der Stand des Soldaten nicht gerade sehr angesehen war. Wie fähig Frauen als Herrscherinnen sein können, haben uns Katharina die Große, Elisabeth I. oder Maria-Theresia gezeigt. In einer meiner Kampagnen gibt es eine Königin wie besagte Elisabeth und die durchweg männlichen Charaktere der Spieler sind ihr so ergeben, wie es Raleigh und Drake waren. Eine andere Sache ist da die unbedingte Gleichmacherei, mit der alle Unterschiede der Geschlechter einfach beiseite gewischt werden sollen. Schaut man sich die gängigen Rollenspiele so an, geht es da auch immer nur ganz einseitig um bestimmte physische Unterschiede. Männer sind nun mal größer und stärker, das hat die Evolution so hervorgebracht, sie sind damit den Frauen überlegen, wenn es ums Jagen oder Kämpfen geht und selbstverständlich hat das auch soziale Auswirkungen. Ich habe noch nie gehört, dass die anderen Unterschiede konsequenterweise genauso in Frage gestellt wurden. Die Implikationen für eine Kultur oder Gesellschaft ohne solche Unterschiede sind auch nie bis zu Ende gedacht umgesetzt worden. Sicher begegnen uns immer wieder die klischeehaften Amazonen, die genauso gut prügeln und saufen können, wie die wildesten Barbaren. Auf der anderen Seite vermisse ich aber die ganzen Haus- und Putzmänner, die Kindergärtner und Krankenbrüder, die Tanzjungs und Bordellväter. Hat die schon mal jemand überzeugend in einer Fantasy-Kultur dargestellt? Hat schon mal einer von euch an einer Haustür geklopft, wo dann der Hausmann mit Schürze und Kleinkind auf dem Arm öffnete oder mal eine Ritterin getroffen, die sich in der Minnekunst auf einen Angebeteten versuchte, mit seinem Tuch am Arm ins Turnier ritt oder ihm gar ein verliebtes, nächtliches Ständchen brachte? Ich kenne einige Spieler/innen, die gerne die härtesten und brutalsten Kämpferinnen darstellen, aber das hat noch keine gebracht! Tja, kurz gesagt - die Gleichberechtigung in der Fantasy kann nur eine Bereicherung für das Spiel sein, auf die Gleichmacherei würde ich aber erzichten, denn die wirkt einfach nie überzeugend.
×
×
  • Neu erstellen...