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  • Das Kind im Manne

     

    Lasst mich Euch eine gar erstaunliche Geschichte erzählen,

    wie sie Euch am Ende gefällt, dürft ihr euch selbst wählen.

     

    Einst lief ein Krieger des Lichts von stattlicher Gestalt,

    in strahlender Rüstung zum Training durch den Wald.

    Leider ahnte er nichts vom Bardenmeister nicht weit,

    der seine magischen Weisen erprobte zur gleichen Zeit.

     

    Als der Barde den Krieger kommen sah und erschrak,

    mischte sich ein Ton in seine Weise, den ich nicht nennen mag.

    Was dann geschah, so unglaublich es auch klingt,

    der große Krieger schrumpfte und wurde zum Kind!

    Nicht nur hatte er das Aussehen eines Knaben bekommen,

    ihm wurde durch jenen Ton auch sein Gedächtnis genommen!

     

    So stand da plötzlich ganz allein im Wald,

    ein verwirrter Mann in Kindergestalt.

    Der Barde erkannte seinen Fehler, verlor die Nerven und floh,

    diese Tat sollte sich rächen, er wurde seines Lebens nicht mehr froh!

     

    Der Knabe erinnerte sich an seine Kinderzeit,

    und hoffte, seine Ausbildungsstätte sei nicht weit.

    Er ließ Rüstung und Überflüssiges liegen und lief los,

    direkt zur Heimstätte des Kriegers – wie famos!

    Dort erkannte ihn seine Ehefrau und verstand die Welt nicht mehr,

    ein Zauber zur Rückverwandlung musste sofort her!

     

    Sie ritt mit dem Knaben sofort zum nächsten Ort,

    um Hilfe zu suchen bei den Magiern dort.

    Der Junge wollte nur nach Hause und kannte sie nicht,

    mochte aber ihr Lächeln und wunderschönes Gesicht.

    So vertraute er selbst im Kindesalter seinem künftigen Weib,

    das ist wahre Liebe, sie setzt sich durch, egal in welchem Leib!

     

    Für den kleinen Mann war es ein Abenteuer,

    dem Eheweib aber alles andere als geheuer!

    Sie klagte den Magiern ihr Leid und fragte was sie könnten tun,

    doch ohne Kenntnis der Ursache, jegliche Magie musste ruhn‘!

    Der Knabe bekam eine bestimmte Melodie nicht aus dem Kopf,

    also packte seine Liebste die Gelegenheit beim Schopf,

    und drang so lange auf ihn ein,

    bis sie konnte ganz sicher sein!

    Anlässlich der Festlichkeiten und Gesangswettbewerbe überall dieser Tage,

    musste ein Barde ihren Mann verzaubert haben – sie geriet darüber sehr in Rage!

     

    Jenen Barden zu suchen war nun das erklärte Ziel,

    allerdings absolut kein Kinderspiel!

    Vor allem da ihr nun kleiner Mann lieber spielen wollte,

    und sich ab und an von ihr entfernte und umhertollte.

    Das ging der armen Frau dann doch zu weit,

    sie war ihren Gatten in Kindergestalt leid!

    Also brachte sie ihn kurzentschlossen in den Orden des Laran,

    und führte seinen langjährigen Lehrer an die neue Lage heran.

    Der war keineswegs erfreut, wollte aber helfen und behielt den Knaben dort,

    während seine tapfere Frau fahndete nach dem Übeltäter im ganzen Ort.

     

    Und endlich – ihre Hartnäckigkeit machte sich bezahlt – fand sie ihn!

    Sogleich stellte sie den Meisterbarden zur Rede, riet ihm nicht zu flieh‘n,

    so brach er sein Schweigen und gestand alles der wütenden Frau,

    schließlich hatte er einen großen Fehler gemacht, das wusste er genau.

    Sie war zu erbost, um ihm Mitleid zu zollen und drängte ihn es umzukehren,

    ihm blieb keine Wahl und so versprach er, ihr diesen Wunsch zu gewähren.

     

    Leider war dies Unterfangen nicht allzu leicht,

    die Kraft des Urhebers allein viel zu seicht.

    Er spielte die Weise der Erinnerung für den Jungen,

    welcher das schöne Lied zwar hielt für sehr gelungen,

    aber immer noch keine Zeichen des Kriegers in ihm erkennen ließ.

    Lieber sammelte er weiterhin Steine und aus dem Bach den Kies!

     

    Sein Eheweib derweil verzweifelte immer mehr,

    suchte Hilfe bei den Göttern – ein Wunder musste her!

    Und siehe da,

    ein Wunder geschah!

    Die tapfere Frau traf auf eine weitere Bardin mit gar mächtiger Kraft,

    die zusammen mit dem Schuldigen das Unglaubliche geschafft –

    nach einem weiteren Lied des Erinnerns blinzelte der Knabe und sah sich um,

    er hatte sein Gedächtnis wieder! Aber er war noch immer klein – wie dumm.

     

    Die Größe ließ sich leider nicht durch Musik oder Magie erreichen,

    langsam musste die Hoffnung des Eheweibs bitterer Erkenntnis weichen.

    Sie war nun mit einem Mann im Körper eines Kindes verbandelt,

    sein Aussehen, seine Kraft und sein Können somit für immer verschandelt.

    Geschlagen mussten beide schließlich nach Hause zurück,

    und beteten gemeinsam zu den Göttern für ihr künft‘ges Glück.

     

    Und über Nacht geschah erneut was keiner hätt‘ gedacht,

    aus dem Kinde wurde wieder ein Mann gemacht!

    Der Krieger war der Liebling aller Götter und sie wachten über ihn,

    gaben ihm sein Leben zurück - er konnte wieder gegen das Böse zieh‘n.

    Der Lehrer und die Freunde jubilierten gar sehr,

    und sein treues Eheweib natürlich umso mehr.

     

    Nur dem Verursacher all des Ärgers erging es nicht so schön,

    er wurde verurteilt und ward lange Zeit nicht mehr geseh’n.

    Man munkelt, er landete im Kerker und verlor sein Gesicht,

    kam frei, wollte sich rächen – doch das ist eine andere Geschicht‘.


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