Zu Karstens Anmerkungen (mit denen ich weitgehend übereinstimme) habe ich eine Beschreibung des Iakchos-Kultes anzubieten, wie ich sie in meiner Kampagne verwende.
Für Iljantharas Wunsch, eine Iakchos-Priesterin zu spielen, wären das Hintergrundinfos genug. (Vielleicht erlaubt´s Dir Dein SL ja jetzt )
Leider habe ich keine Ahnung, wie ich den Text als .pdf Anhang hier posten kann (ich glaube, da habe ich kein Zugriffsrecht).
Steinigt mich also nicht, wenn hier jetzt eine Textwüste folgt.
Vielleicht kann mir jemand einen Tipp geben, wie das eleganter geht.
Noch einen Hinweis zur Beschreibung: Kann gut sein, dass meine Beschreibung nicht 100% konform mit bisher veröffentlichtem Material ist. Macht nix - kann man ja noch anpassen...
Viel Spaß (und ich bitte um Kritik, Anregungen, Stellungnahmen etc.)
Vates
Der Iakchos-Kult in Chryseia
Verbreitung:
Iakchos wird vor allem bei den aorsischen Stämmen im Norden Chryseias verehrt, wo er speziell bei den Jungkriegern eine herausragende Rolle spielt.
In lokalen Spielarten hat der Kult aber auch zahlreiche Anhänger in Messembria gefunden, außerdem noch bei der Landbevölkerung vor allem im bergigen Süden der Halbinsel.
In Städten treten Anhänger des Iakchos-Kultes selten offen auf. Häufig werden sie dort auch nur als Wilde, Störenfriede oder Sonderlinge behandelt und können kaum auf besonderen Respekt hoffen. Iakchos ist ein Gott des Berglands und der Wälder, nicht der Städte und Ebenen.
Anhängerschaft:
Selbst im Norden hat der Iakchos-Kult wenige Anhänger in der Adelsschicht. Die Aristokratie hat diesem Kult gegenüber oft sogar eine ausgesprochen negative Einstellung; man fürchtet die aufrührerischen und anarchischen Elemente und scheut die altertümlich-barbarische Kultpraxis. Aus diesem Grund stammt der Hauptanteil der Kultanhänger aus dem einfachen Volk; viele sind Tagelöhner, Jäger, besitzlose Jungkrieger oder Verbannte.
Darüber hinaus hat Iakchos zahlreiche Frauen in seiner Anhängerschaft. Oft handelt es sich um junge Frauen, die gegen ihre vorgegebene Rolle in der chryseischen Gesellschaft rebellieren wollen und im Kult ihre Unabhängigkeit und persönliche Freiheit suchen. Einige kamen auch, weil sie sich durch den Segen des potenten Gottes den langersehnten Nachwuchs erhofften. Schließlich hängen nicht wenige Hetären und Seherinnen dem Kult an, weil Iakchos auch als ihr Patron gilt.
Insgesamt dürfte etwa ein Fünftel der chryseischen Bevölkerung dem Kult angehören, allerdings in den wenigsten Fällen ausschließlich, und nur selten öffentlich.
Symbolik:
Iakchos selbst wird meist als muskulöser Mann mit Bocksgehörn oder Geweih dargestellt. Auch seine Ohren und Beine ähneln der eines Ziegenbocks oder Hirschs. Sein vorstehender, erigierter Phallus gehört zu seinen Attributen wie der efeuumrankte Knotenstock (der Thyrsos) und das Trinkhorn. Bisweilen kann er auch durch simple Steinstelen mit angesetztem Gehörn symbolisiert werden. Darstellungen in seinem Kultumfeld beinhalten oft Weinreben, Fliegenpilze, die Hanfpflanze, den Stier, Hirsch und Steinbock sowie Peitsche, Rute, Rassel, Spiegel und Trinkhorn. In Messembria erscheint Iakchos auf Abbildungen meist als der Wilde Reiter, mit wehendem Mantel und in gestrecktem Galopp über niedergerittene Unholde sprengend.
Auftreten:
Die meisten Anhänger des Iakchos zeichnen sich durch keine Besonderheiten in ihrer Erscheinung aus; da sie auch der Kirche der Großen Göttin angehören, tragen sie oft eher deren Insignien offen als Talisman bei sich.
Fromme Iakchos-Anhänger besitzen allerdings oft Amulette in Phallus-, Pilz- oder Hornform, und begrüßen sich mit dem Handzeichen des Gehörnten Gottes.
Die Kulttracht, die manche Mystagogen (Priester) täglich tragen, ist dagegen ausgesprochen auffällig: Eine Hose und ein Umhang aus Ziegenfell, eine Kappe mit Ziegengehörn, der Thyrsosstab und das Trinkhorn gehören auf jeden Fall zur Ausstattung des Iakchos-Mysten, dazu auch die Rassel.
Frauen tragen ein freizügiges Kleid aus Ziegenhaut mit einem Leibgurt aus Efeuranken, den Thyrsos, sowie Trinkhorn und Peitsche.
Viele lassen Haare und Bart lang und wild wachsen und schwärzen ihre Haut mit Holzasche oder tragen eine groteske Maske mit den Zügen eines Bocks, Stiers oder Hirsches.
Einfluss:
In Callatia ist der Einfluss des Kultes recht groß, was teilweise auch auf dem kriegerischen Charakter seiner Anhänger beruht. Ansonsten mischen sich die Mysten wenig in politische Belange ein, es sei denn, sie sehen die Freiheit des Kultes oder seiner Mitglieder bedroht.
Nicht zu unterschätzen ist jedoch, dass einige Chryseier mit beträchtlichem persönlichem Einfluss dem Kult nahe stehen oder angehören. Gefälligkeiten und Vergünstigungen für andere Kultangehörige sind nichts Ungewöhnliches.
Die Landbevölkerung glaubt, dass die Umzüge der Kallikanzaroi Vieh und Feldern Fruchtbarkeit und Schutz vor Schädlingen und Diebstahl bringt. Aus diesem Grund vermeiden sie es, Anhänger des Iakchos zu verärgern. Städter meiden die Umzüge meist so gut es geht.
Legende:
Iakchos war der Legende nach ein junger aorsischer Krieger von vornehmer Abstammung, der dem Bund der Bocksmänner angehörte. Im Freiheitskrieg gegen Valian führte er als Koryonos seine Kampfgemeinschaften oft tief in feindliches Gebiet, um in überraschenden Handstreichen Schrecken und Zerstörung bei den Besatzern zu hinterlassen.
Eines Tages geriet sein Koryos jedoch in ein Gefecht gegen eine große Übermacht und wurde in einem kleinen Waldgebiet eingeschlossen; Mann für Mann fiel, und Iakchos musste sich immer tiefer ins Dickicht zurückziehen. Den Tod vor Augen, wollten er und seine letzten Getreuen noch einmal ein Gelage abhalten, bevor sie ins kalte Schattenreich hinabsteigen mussten. Weil Ihnen der größte Teil ihrer Vorräte schon abhanden gekommen war, teilten sie sich den letzten Weinschlauch und aßen die Pilze, die sie im Unterholz fanden, obwohl sie deren Giftigkeit kannten. Halb betäubt von Hunger, Blutverlust, Wein und Pilzgift hörte Iakchos die Stimmen des Waldes und der Bäume. Sie forderten ihn auf, die fremden Todbringer aus Chryseia zu vertreiben und verwandelten ihn und seine Gefährten in Waldböcke.
In dieser Tarnung konnten Iakchos´ Männer die Reihen der Soldaten überwinden, nur um ihnen dann in rasender Wut, halb verwandelt und halb Mensch, in den Rücken zu fallen. In ungezügeltem Blutrausch töteten die dreizehn Männer über hundert Feinde, der Rest floh in heilloser Panik.
Iakchos kehrte in seine Heimat zurück und sammelte neue Krieger um sich. Die Geister der Berge, Bäume und Flüsse sprachen zu ihm, zeigten ihm unbekannte Wege und lehrten ihn, die Wut seiner Männer zu entfesseln. So wurden er und seine Gefolgsleute zum Schrecken der valianischen Besatzer.
Nach dem Krieg der Magier und dem Rückzug der Valianer aus Chryseia lebte er noch hundert Jahre unter seinem Volk, ohne auch nur im geringsten zu altern. Er lehrte, sie die Mächte des Landes zu nutzen, die Geister freundlich zu stimmen und schlummernde Kräfte zu wecken. In dieser Zeit zeugte er über tausend Kinder, und seine Sippe wurde die größte und mächtigste im Bergland Callatias.
Dann verschwand er eines Tages bei der Jagd.
Seine Leiche wurde nie gefunden, und bald erzählten Jäger und Krieger, wie sie ihm in der tiefsten Wildnis begegnet waren. Man munkelte, dass Iakchos eins mit dem Land geworden war, und sein Gefolge nun von der Dämmerwelt aus führt.
Epitheta:
Der Rasende, Gott von Rausch und Ekstase, Bringer von Visionen, Fluchsänger, Hüter der Freiheit, Der Gehörnte, Sturmbringer, Wilder Reiter
Theologie:
Iakchos ist der Befreier. Er schenkte dem Menschen die Gabe zur Ekstase, in der einfache Sterbliche über sich hinaus wachsen können und zu übermenschlichen Taten fähig sind. Er fördert Grenzüberschreitungen in jedweder Hinsicht und symbolisiert ungezügelte Lebenslust, produktiven Wahnsinn und rauschhafte Stärke. Im Rausch sendet er Visionen und weckt verborgene Begabungen. Er befreit den Menschen von Ängsten und Zwängen und erlaubt ihm, seine animalische Seite zu entfesseln, um mehr als nur Mensch zu sein.
Kultorganisation:
Der Iakchos-Kult ist eine Mysterienreligion. Damit verbinden sich zwei wichtige Elemente: Zum einen ist die Anhängerschaft nicht offen niemand kann einfach beschliessen, Kultanhänger zu werden. Voraussetzung ist die Einladung durch einen Mystagogen sowie eine Initiation, die erst nach langwierigen Prüfungen der Ergebenheit erfolgen kann.
Zum zweiten werden den Anhängern erst nach und nach weitere Geheimnisse enthüllt, die das mysteriöse Kultgeschehen erklären. Dadurch soll der Myste allmählich durch verschiedene Stadien der geistigen Entwicklung auf ein höheres Erkenntnisniveau geführt werden, bis er schließlich die unergründliche Einheit mit Iakchos selbst erlangt.
Dieser Vorgang ist kein Lernen, mehr ein Erfahren und Verändern.
Anders als die Verehrung der Nea Dea hat der Iakchos-Kult keine Kirchenhierarchie entwickelt dies würde seinen Prinzipien auch zutiefst widersprechen. Die Anhängerschaften finden sich in regionalen Gruppen zusammen, die selten mehr als zwanzig Personen umfassen. Diese werden von einem Mystagogen angeleitet, der durch Mehrheitsbeschluss der Gruppe bestimmt wird und üblicherweise ein Eingeweihter höherer Mysterien ist.
Ein formelle Priesterschaft gibt es im Iakchos-Kult damit nur bedingt. Männer und Frauen, die die höheren Weihegrade erreicht haben, widmen sich allerdings häufig so ausschließlich den Belangen des Kultes, dass sie letztendlich hauptberuflich als Priester fungieren.
Diese vertreten den Kult auch nach außen hin, wenn dies notwendig werden sollte. Der prominenteste Priester des Iakchos ist Antigonos von Argyra, der die messembrische Version des Kultes vertritt.
Dem Kult neu Beigetretene, die Neophyten, müssen für eine Weile unterstützende Aufgaben wie Wachen oder Musizieren übernehmen, bevor sie aktiv an den Rauschriten teilnehmen dürfen.
Männer und Frauen treffen sich bei den regelmäßigen Riten (jeweils zu Vollmond) getrennt, und ihre Praktiken unterscheiden sich deutlich. Die Trennung bei diesen Feiern ist so strikt, dass Angehörige des anderen Geschlechts mit brutaler Ermordung rechnen müssen, sollten sie versuchen sich einzuschleichen.
Kultpraktiken:
Die monatlichen Riten finden nächtens unter dem Vollmond statt, meist abgelegen auf einem Berg oder in einem dichten Waldstück. Die Kultanhänger nähern sich schweigend dem mit Ruten abgesteckten Kreis, in dessen Mitte ein großes Feuer brennt. Stumm müssen sie sich bei bewaffneten Wachen durch die geheimen Handzeichen des Kultes ausweisen. Der Binder, ein Myste mit Eisenmaske, entkleidet die die Teilnehmer und fesselt sie mit Nesselstricken. Er umtanzt die Gefesselten, verspottet sie und schlägt sie mit seiner Rute. In der Zwischenzeit beginnen versteckte Mysten, mit Trommeln und Rasseln einen immer schneller werdenden Takt zu schlagen, während die Gefesselten im rauen aorsischen Dialekt ihrerseits mit Spottgesängen antworten. Schließlich springt der Gehörnte aus einem verdeckten Erdloch und erschlägt den Binder in einem wilden Waffentanz. Er berührt die Mysten mit seinem Thyrsosstab, woraufhin diese ihre Fesseln sprengen und sich ihm in seinem Tanz anschließen. Während des immer rasender werdenden Tanzes trinken sie den Iakchos-Wein, versetzt mit Fliegenpilz und Hanfsamen. Nach und nach sinken die Mysten zu Boden, und werden in ihrem Rausch von den Nymphen des Landes besucht. Ihre Traumgesichte werden ihnen im Morgengrauen vom Mystagogen gedeutet, dann kehren die Kultteilnehmer nach Hause zurück.
In Messembria entfällt der Teil des Nymphenbesuchs häufig; statt dessen schließt sich eine wilde Verfolgungsjagd zu Fuß und zu Pferd an, bei der die Mysten monströse Wesen, die ihrem Rausch entspringen, bis zur völligen Erschöpfung hetzen und bekämpfen.
Die Wachen sind meistens Neophyten des Kults, die Musiker bereits Initiierte, während die Rollen des Binders und des Gehörnten von erfahrenen Mystagogen übernommen werden.
Die Vollmondriten bei den Frauen verlaufen etwas anders. Auch sie treffen sich in abgelegenen Berg- oder Waldgebieten, immer jedoch an einem Gewässer. Nachdem sie sich bei den Wächterinnen ausgewiesen haben, werden sie von Neophytinnen entkleidet und erhalten eine Augenbinde. Blind werden sie dann in eine Grube gestoßen, die mit Schlamm aus Erde, Wasser, Wein und Blut gefüllt ist. Die Ersäuferin am Rande der Grube taucht sie mit einem Stock unter, während sie versuchen, sich zu befreien. Die Mystinnen, denen die Flucht gelingt, entfernen ihre Augenbinde und werfen sich ins nahe Gewässer, wobei sie die alten Anrufungen an die Hüterinnen der Quellen und der Erde singen. Zu diesem Gesang tanzen sie sich allmählich in Ekstase, unterstützt durch den Iakchos-Wein. Die Trankreicherin versorgt die Mystinnen mit ausreichend Iakchos-Wein, ausserdem salbt sie ihre Körper mit einer Mixtur aus Ziegenfett und Bilsenkraut, was ihre Raserei noch mehr anstachelt.
Kurz bevor die Frauen zusammenbrechen, sammeln sie sich am Baitylos, einem Holzpfeiler, um ihn zu liebkosen. Der Baitylos ist der Geist der Natur, und die Frauen reiben sich an ihm, um seine Stärke zu übernehmen. Erst wenn die Erschöpfung sie übermannt, legen sie sich zu seinen Füßen, um die Zukunft in ihren Traumvisionen zu erfahren.
Einmal im Jahr (zum letzten Vollmond) treffen sich alle Anhänger des Kultes, Männer wie Frauen, zum Großen Maskenumzug. Der Austragungsort wechselt, liegt aber stets fernab der Küste. Ein männlicher und ein weiblicher Mystagoge, gewählt von allen anwesenden Kultleitern, führen den Zug und die orgiastischen Riten an. Alle Teilnehmer tragen die Iakchos-Tracht und Ziegenmasken (in Messembria neuerdings auch häufiger Pferdemasken), und ziehen einen Tag und eine Nacht in einer singenden und tanzenden Prozession durch Haine, Felder und Dorfstraßen - bisweilen jagt der Zug sogar durch die Straßen einer großen Stadt.
Wer sich nicht rechtzeitig in Sicherheit bringt, muss entweder zum Teilnehmer werden (und entkommt so auch nicht dem Iakchos-Wein), oder wird mit Stöcken und Peitschen besinnungslos geprügelt. Vieh, dem die Kallikanzaroi des Zuges begegnen, bekränzen sie mit Weinlaub und Efeu, außerdem reissen sie Zäune ein und hängen Türen aus.
Mit dem Morgengrauen endet der Spuk abrupt; wer noch gehen kann, verschwindet wortlos nach Hause.
Auch wenn die wilden und ungebärdigen Praktiken im Iakchos-Kults zu dominieren scheinen, sind sie doch nur ein Mittel zum Zweck eine Banalisierung als bloßer Orgien-Kult wäre weitab der Wahrheit.
Sie sollen in den Mysten ein Verständnis für die wilde Seite des Lebens wecken vielleicht dringend notwendig angesichts der zunehmenden Verstädterung und Zivilisierung der Chryseier.
Jeder Myste wird von seinem Mystagogen ausführlich in den Geheimnissen der Natur unterrichtet und erhält so tiefe Einblicke in das, was man als den tierischen Teil der menschlichen Seele bezeichnen könnte.
In ländlichen Regionen pflegt die Bevökerung im Sommerhalbjahr Weinfeste zu Ehren der Gottheit abzuhalten. Diese haben wenig vom mystischen Charakter des Kultes; vielmehr sind sie Ausdruck der Freude und Lebenslust und der Dankbarkeit für das Geschenk des Weines, als dessen Patron Iakchos angesehen wird.
Regeltechnisches:
Die Mysten des Jakchos erhalten bei der Kultteilnahme jeden Vollmond ein Gebräu, dessen Wirkung dem des Berserkerpilzes entspricht. Eingeweihte (Priester) des Iakchos erhalten die Fähigkeit zum Berserkergang als besondere Eigenschaft.
Zur Zauberliste für Priester (Fruchtbarkeit) kommen folgende Grundzauber hinzu: Bärenwut, Vision und Tiergestalt. Kultwaffe ist die Keule.
Kultteilnehmer finden immer einen Lehrer, um Naturkunde und Sagenkunde zu steigern.