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Rheingold von Stephan Grundy


Rolf

Wie findet Ihr das Buch?  

8 Benutzer abgestimmt

  1. 1. Wie findet Ihr das Buch?

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Empfohlene Beiträge

Nachdem ich das Buch über Sigfried, Hagen, den Drachen und das Rheingold von Stephan Grundy gelesen habe hier auch die Forums-Umfrage. Das Echo der Kritiker auf das Buch des damals jungen Grundy war ja sehr geteilt, mich interessiert an dieser Stelle der Eindruck der Midgard-Spieler.

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Das Rheingold ist das erste Buch über den Themenkreis Nibelungen welches ich bisher gelesen habe, daher kann ich den "Einheitsbrei" nicht beurteilen. Aus schriftstellerischer Sicht ist es leider kein Meisterwerk, insbesondere die Dialoge fallen etwas schwach aus. Gut gefallen dagegen hat mir die Darstellung im historischen Kontext, besonders zu erwähnen die Handlung vor dem Hintergrund der zunehmenden Christianisierung, die insbesondere zum Ende hin immer deutlichere Züge annimmt. Auch die Motivation und Entwicklung der einzelnen Protagonisten war gut, lediglich Attila (aka Etzel) erschien mir immer etwas dünn und seine Handlungen nicht gut begründet. Natürlich spielen die Götter Wotan und Loki eine tragende Rolle die hier gut ausgearbeitet ist, auch wenn der zugrundeliegende Plan Wotans sich nicht vor meinem geistigen Auge entfalten konnte. An viele Themen wird angeknüpft und dann nicht weiter ausgebaut, was aber an der Quellenlage und sowieso schon langen Handlung liegen dürfte. Das Buch macht jedenfalls Lust mehr über Hagen, Attila oder Hildebrandt zu erfahren.

Auch als Midgard-Spieler kam ich auf meine Kosten: Geister, Drachen, Götter und Magie allernorten, insbesondere die Verwendung von Zauberrunen kann ich mir jetzt viel besser vorstellen :satisfied:

 

 

Nett, mal sehen was als nächstes auf meinem Stapel auftaucht....

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  • 2 Monate später...

Hallo Leute,

 

ich stimme Rolf in der positiven Bewertung des Romans zu. Im Übrigen habe ich seinerzeit ausschließlich positive Rezensionen gelesen !

 

Einziger Kritikpunkt: wie im Nachwort beschrieben, ist die deutsche Ausgabe zensiert; "grausame" bzw. "gewalttätige Szenen" wurden größtenteils entschärft. Diese Zensur finde ich prinzipiell doof - nicht, weil ich auf Blutrünstigkeit stehe, sondern weil Zensur generell abzulehnen ist. Außerdem basiert der Roman in erster Linie auf dem "Wälsungenlied" (deutsche Vorlage) bzw. der "Völsunga-Saga" (nordische Form): diese Sage ist nun einmal für ihre Grausamkeit und Härte bekannt; sie zu entschärfen, bedeutet sie zu verfälschen !

 

@ Rolf: - Zitat -

"Natürlich spielen die Götter Wotan und Loki eine tragende Rolle die hier gut ausgearbeitet ist, auch wenn der zugrundeliegende Plan Wotans sich nicht vor meinem geistigen Auge entfalten konnte..."

 

Ich weiß nicht, inwieweit Du Dich in der nordischen Götter-und Sagenwelt auskennst. Der Autor, der ja selbst Germanist ist und über Wotan promoviert hat, setzt diesbezüglich einiges voraus.

In Kürze: ein zentraler Gedanke der nordischen Mythologie ist die Vorstellung, daß Wotans Herrschaft auf Gerechtigkeit beruht (germanisches Herrscherideal !). Der göttlichen Ordnung spiegelbildlich ist die irdische Ordung in Midgard (der von den Göttern geschaffenen Welt der Menschen), die zu anfangs auf Ehre und Sitte begründet ist. Später geraten göttliche und irdische Ordnung ins Rutschen, Wotans Macht wird von den dämonischen Feuerriesen ("Muspilli") und anderen Unholden zunehmend bedroht - auch durch Verrat in den eigenen Reihen (Loki !). Spiegelbildlich dazu gerät auch die irdische Ordnung ins Wanken: Untreue, Sittenverfall, zunehmende kriegerische Gewalt unterhöhlen die göttliche Ordnung auch in Midgard.

Derweil opfert Wotan eines seiner Augen und erhält dafür Kunde (vergl. Mimir) vom Ende der Welt (der Götterdämmerung), dem Sturz der Schlachtgötter und seinem eigenen Tod. Um den übermächtigen dämonischen Mächten nicht einfach kampflos den Sieg zu überlassen, rüstet er für die letzte Schlacht: er fördert Kriege und Zerwürfnisse unter den Menschen, damit er in deren Schlachten die fähigsten Krieger zum Sterben bestimmen und damit an seine Tafel nach Walhall in Asgard rufen kann (daher die Bezeichnung "Walvater", vergl. "Valkyria"). Somit zieht er sich eine immer größer werdende Armee von "Einheriern", d.h. gefallenen Helden, heran; diese Truppe wird ihn einstmals im Endkampf gegen die Unholde unterstützen und den vollständigen Sieg der chaotischen Mächte verhindern.

Dieser Strategie Wotans wohnt eine bittere, fatale Ironie inne: Wotan muß dafür Sorge tragen, daß Hader, Zank und Gewalt unter den Menschen zunehmen - d.h. er beschleunigt den Niedergang der ursprünglich von ihm selbst gestifteten Ordung. Außerdem kann er auch im günstigsten Fall nicht über ein Unentschieden im Endkampf hinauskommen: insbesondere sind sein eigener Tod und der Weltuntergang unabwendbar.

Die wertvollsten Einheriar sind natürlich jene Menschen, die schon zu Lebzeiten große, heroische Krieger waren. Deshalb ist z.B. ein Sigfried für Wotans Heer von unschätzbarem Wert.

 

Grundy hat diesen mythologischen Hintergrund sehr geschickt mit den Elementen eines historischen Romans verknüpft: Europa zur Zeit der Völkerwanderung, des Hunnensturms, der jungen Germanenreiche auf dem Territorium des zusammenbrechenden römischen Imperiums; der Verfall von Wotans Ordung (und dem heidnischen Götterglauben) wird auch mit dem Thema der Christianisierung verknüpft. Am Ende des Romans erfährt die Heroin Gudrun (alias Kriemhild) von Wotan persönlich einige Elemente dieses großen Zusammenhangs. Natürlich bleibt die Vision des Gottes umrißhaft - denn wie könnte eine Sterbliche alle Zusammenhänge und Verästelungen begreifen !

 

TiP: es ist empfehlenswert, sich mit den germanischen Götter-und Heldensagen zu beschäftigen - man profitiert ja auch beim Rollenspiel sehr (Waeland !) davon.

 

 

 

Das war´s für heute, Leute !

 

MfG,

kleinschmidt

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  • 3 Monate später...

@ Rolf: - Zitat -

"Natürlich spielen die Götter Wotan und Loki eine tragende Rolle die hier gut ausgearbeitet ist, auch wenn der zugrundeliegende Plan Wotans sich nicht vor meinem geistigen Auge entfalten konnte..."

 

Ich weiß nicht, inwieweit Du Dich in der nordischen Götter-und Sagenwelt auskennst. Der Autor, der ja selbst Germanist ist und über Wotan promoviert hat, setzt diesbezüglich einiges voraus.

In Kürze: .....

Hallo kleinschmidt,

 

ich weiss nicht warum ich deinen Beitrag erst jetzt finde, aber vielen Dank für diese Erläuterung. Kannst du ein gutes Buch zum Einarbeiten in die Thematik empfehlen?

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  • 5 Wochen später...

Hallo Rolf,

 

ich habe zufällig Deinen Beitrag gelesen und kann Dir zwei Literaturempfehlungen zur germanischen Mythologie geben:

 

1.) "Styrbjörn der Starke" von E.R. Eddisson (Bastei-Verlag, ISB N 3-404-20291-0, 1996). Ein irrtümlich als "Fantasy" bezeichneter historischer Roman über die schwedischen Wikinger. Der 200-Seiten-Roman hat interessante Anmerkungen des Autors Eddisson und des Übersetzers Helmut Pesch.

 

2.) "Die Sagen der Germanen" von Edmund Murak (Ensslin&Laiblin Verlag, ISBN 3-7709-0126-6, 1961). Eine klassische Sagensammlung mit Anmerkungen. Vom selben Autor gibt´s auch noch die "Deutschen Heldensagen" (Ensslin&Laiblin Verlag, ISBN 3-7709-0126-0, 1956). Ich habe beide Bücher in einem Doppelband, ein dicke Schwarte von ca. 550 Seiten.

 

MfG,

kleinschmidt

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