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Artikel: Beitrag zum Thema des Monats Dezember 2012 - Die singende Harfe


Die Hexe

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Geschrieben

Es ist bereits eine Stunde nach Sonnenuntergang als noch ein paar weitere Gäste das gutgefüllte Gasthaus betreten. Unter ihnen befindet sich ein Mann, welcher eine Laute auf dem Rücken trägt. Er geht direkt zum Wirt und wechselt ein paar Worte mit ihm. Der Wirt zeigt auf ein kleines Podest auf der anderen Seite des Raumes, woraufhin der Mann nickt, sich umdreht und nach einem Hocker greift. Bei dem mittlerweile einzig freien Platz in der Taverne angekommen, stellt der Mann den Hocker ab, lässt seine Laute vom Rücken gleiten und setzt sich. Er zupft vorsichtig an ein paar Saiten, dann beginnt er mit tiefer Stimme zu singen. Erst erklingen wohl bekannte Lieder, bei denen es zwar leiser wird, aber bei weitem nicht alle Gespräche verstummen. Nach einiger Zeit geht die Tür zum Gasthaus auf und ein Knecht, welcher vor wenigen Momenten die Taverne verlassen hat, kommt mit einem großen in Stoff eingewickelten Gegenstand zurück. Er geht auf das Podest zu und stellt die Last vor dem Barden ab. Dieser nickt ihm zu, legt seine Laute zur Seite und beginnt den Stoff zu entfernen. Zum Vorschein kommt eine schlichte Harfe. Vorsichtig, fast wie als würde der Mann die Saiten wie eine Geliebte liebkosen, streicht er darüber und Harfenklänge erfüllen den Raum. Dann beginnt er wieder mit tiefer Stimme zu singen. Langsam verstummen die Gäste immer mehr und lauschen gebannt der Musik.

 

"Ein hoher Herr lebte einst in den Nordlanden

Er hatte zwei Töchter, schöner keine Frau zu finden

Eine rabenschwarzes, eine goldenes Haar

Als Schwestern ein ungleiches Paar

Einen Mann galt es zu finden um sie als Fraun zu binden

Doch wie es kam, sie schienen für den Gleichen zu empfinden

Das Haar, welches leuchtete wie Sternenlicht

Die blauen Augen, das liebliche Gesicht

Diese Schönheit hatten den Mann gebannt

So fiel er auf die Knie und reichte nach ihrer Hand

Am Tage vor der Hochzeit schritt die Braut im Garten

Lachte, sang und konnte die Vermählung kaum erwarten

Weiß war ihr Brautkleid, weiß die Blumen in ihrem Haar

Aus dem Schatten ein Messer blitze, ein böses Augenpaar

Rot befleckte das reine Weiß als das Messer fand sein Ziel

Und die Braut stumm darnieder fiel

Die Augen gefüllt mir Tränen erblickte sie in ihrer Not

Welch böses Wesen ihr gebracht den Tod.

Du kannst mir bringen die ewigen Nacht“

Doch nicht meiner Liebe in ihrer Pracht

Weder der Liebe zu meinem Gemahl

Noch der Liebe zu dir bleibt diese Wahl

Denn in der Musik der Welt werden sie erklingen

Und so Sieg über den Tod erringen"

 

Als die Frau im Lied singt, verstummt die tiefe Stimme des Barden, stattdessen erklingt eine weibliche Stimme, welche von den Saiten der Harfe zu kommen scheint.

 

"Mit diesen Worten auf den Lippen starb sie bald

Und ihre Schwester trug sie in den düstren Wald

Rot tränkte die grüne Erde als sie den Körper legte neben einen Dornenbusch

Rot färbte das klare Wasser als sie sich sorgsam die Hände wusch

Da lag nun der tote Körper der holdenen Maid

Und vergessen war der Hochzeitseid

Doch es kam ein Barde auf seinem Pferde

Vorbei an der blutgetränkten Erde

Geladen war er zum Hochzeitsfeste

Als einer der Ehrengäste

Als sein Blick fiel auf das rot-weiße Blumenkind

Stieg er von seinem Pferde ab geschwind

Noch nie zuvor hatte er solch Schönheit gesehn

Und konnt nicht mehr als verwundert da zu stehen

Dann sank er zu Boden unter dieser Bürde

Und weinte um seine Liebe, welche er nie kennen würde

Er nahm seine Harfe und riss an den Saiten

Zog und zerrte bis sie entzweiten

Er nahm von den Strähnen der Frau

Und begann den neuen Seitenbau

Von seiner Arbeit sich erhoben

Stellte er die Harfe auf den Boden

Strich über die Saiten aus goldenem Haar

Und lauschte den Tönen, lieblich und klar

Doch siehe! Es begann die Harfe von selbst zu spielen

Und in die Musik der Saiten Worte fielen

Habt Dank, dass Ihr meiner gedacht

Ein wahres Wunder Ihr vollbracht

Wenn Ihr nun eure Zügel schwingt

Und mich zum Ort der Hochzeit bringt"

 

"Er ritt in Erwartung einer freud‘gen Feier

Doch was er fand war der Herr in Tränenschleier

Seine liebste Tochter war entschwunden

Da wurd’s dem Mann gewahr, er hatte die Braut gefunden

Erneut begann Gram in seinem Herz zu ringen

Er nahm die Harfe um seinen Verlust zu besingen

Doch siehe! Es begann die Harfe von selbst zu spielen

Und in die Musik der Saiten Worte fielen

Dort sitzt mein Herr, mein Vater

Und an seiner Seite meine Mutter

Ach, mit viel Schmerz muss ich an sie denken

Ich werde ihnen nie einen Erben schenken

Dort hat mein Geliebter seinen Platz

Er soll wissen was er für mich ist, ein Schatz

Neben ihm sitz meine Schwester, als einzige ohne Tränen

Für einen Mann hat sie mich erschlagen um sich als seine Frau zu wähnen

Mich, welche sie immer lieben wird, mich hat sie erschlagen

Für einen Mann welcher nie nach ihrer Hand wird fragen

Die Stimme stach der Schwester in ihr dunkles Herz

Und ihr Gesicht verzog sich vor bittrem Schmerz

Von Reue erfüllt sank sie darnieder

Zum Leben erhob sie sich nie wieder"

 

Als die Musik endet ist es ganz still im Raum. Der Barde deutet eine Verbeugung an und beginnt dann wieder die Harfe in Stoff einzuwickeln. Es dauert einige Momente, dann setzt leises Getuscheln ein, welches almählich lauter wird. Doch bevor die Gäste es wirklich bemerkt haben, ist der Barde mitsamt Harfe und Laute wieder verschwunden...

 

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