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alf04

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Blogbeiträge von alf04

  1. alf04
    Mehrere Monate habe ich in diesem Land verbracht. Zeitweise mitten in der Wüste, zeitweise an der Küste. Ich habe Menschen kennen gelernt, die zu meinen Freunden wurden. Wenn man wochenlang in der tiefsten Sahara sitzt, bekommt man ein ganz anderes Verhältnis zu den Menschen, mit denen man zusammen ist. Dann ist es völlig egal, woher jemand kommt, wie er aussieht, welcher Religion er anhängt. Ich lebte mit Arabern, Schwarzafrikanern, Italienern, Phillipinern, Spaniern, Indern und ich weis nicht was noch zusammen. Und alle waren wir gleich.
     
    Es bilden sich Freundschaften, die trotz der kurzen Zeit tiefer sind als so manche andere. Zu meinen Freunden zählen Khaled, der Ägypter, dessen Bruder beim Anschlag von Sharm el Sheikh fast getötet worden wäre; Telal und Ashrouf, die beiden Freunde, die mich wie ihren Bruder behandelten; Nasreddin, der die ganze Zeit (erfolglos) versuchte, mich zum Islam zu bekehren. Da war Hermann von den Phillipnen, der uns jeden Abend das gleiche Lied auf seiner Gitarre vorspielte; Fathi, der aus Beni Walid stammte, jener Wüstenstadt, in der bis zuletzt gekämpft wurde. Die beiden Alis, der eine schwarz, der andere weiß, die immer gut gelaunt waren und mich immer wieder aufmunterten. Und Achmed, der Sudanese, einen besseren Freund kann man kaum haben. Als Gerüchte aufkamen, Ghadaffi hätte schwarze Söldner ins Land geholt, ist er verschwunden.
     
    Nicht alle haben diesen Krieg im eigenen Land überlebt. Und andere gelten noch als vermisst.
     
    In Sabratha, der antiken Stadt, in der wir wohnten, gab es einen Ladenbesitzer, in dessen kleinen Laden wir alles bekamen, was wir brauchten. Sein großer Traum war es, irgendwann nach England zu gehen. Dafür hat er gearbeitet, fleißig Englisch gelernt, und jeden Dinar gespart.
    Ich hoffe, er hat es geschafft.
     
    Inschallah
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