Zum Inhalt springen

Rhaegar

Mitglieder - Frisch registriert
  • Gesamte Inhalte

    0
  • Benutzer seit

  • Letzter Besuch

Alle Inhalte von Rhaegar

  1. Viele unserer großen literarischen Errungenschaften regen heute schon lange nicht mehr zu großem Denken an, da das neue Gedankengut, dass sie einmal transportierten längst überholt oder unzählig oft kopiert wurde. Was bleibt an vielen Klassikern ist lediglich die längst vergangene Innovativität. Wer sagt, dass "Das Lied von Eis und Feuer" nicht zum Denken anregt, der mag im Vergleich mit vielen Werken der L1-Literatur sicherlich Recht haben, weitet den Rahmen aber viel zu weit. Die Bücher müssen nicht im Vergleich mit den angeblichen großen Werken der Literatur gesehen werden, sondern im Vergleich zu Werken ihres eigenen Umfeldes. Und da spielt das Lied von Eis und Feuer eine extreme Sonderrolle, was die Innovativität angeht, aber auch das Denken. In der Fantasy haben die Bücher schon fast eine eigene Untersparte eröffnet, nämlich die der realistischen Fantasy. Was auf den ersten Blick etwas seltsam anmuten mag, ist nichts anderes als die Zeichnung einer komplexen, möglichst realistischen Welt (d.h. der weitgehende Verzicht auf fantastische Wesen und Magie) in all ihrer Schönheit aber eben auch Brutalität. Es geht nicht um irgendwelche moralisch hochstehenden Menschen, die sich für die gute Sache aufopfern, sondern es geht um Macht. Damit ist Asoiaf weitaus näher an unserer Welt dran, als "Der Herr der Ringe" oder andere klassische Werke des Genres. Es geht darum, dass Martin einige moralische, sprichwörtlich "gute" Menschen in das eiskalte Wasser der brutalen Realität werfen lässt. Gehen einige an ihrer absoluten Rechtschaffenheit zugrunde (Eddard), passen sich andere den wirklichen Begebenheiten an und haben ihr moralisches Gedankengut bald vollkommen verloren (Arya). Wenn man dies an den Büchern nicht erkennt, dann sollte man sich tatsächlich fragen, ob man nicht etwas zu oberflächlich gelesen hat, denn dies sind tatsächlich alles Dinge, die zum Denken anregen sollten und sind auch nicht weniger konstruktiv im Vergleich zu Goethe, der seinen Werther von Würmchen erzählen lässt, um einen Selbstmord verständlich zu machen oder ein Büchner, der seinen Woyzeck einen guten Mord begehen lässt. Wenn man sich nur darauf einlässt und vor allem einen Einblick in das gesamte Genre hat (und das ganze nicht nur als stereotypischen Apparat abhandelt) gelingt es einem auch bei sogenannter trivialer Literatur ins Denken zu kommen. Zuletzt noch ein Zitat: Wer diesen Satz schreibt, hat die Bücher garnicht, sogar noch nichtmal ansatzweise verstanden.
×
×
  • Neu erstellen...