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Enyas Briefe

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10. Brief - Triudag, 2. Trideade Feenmond


Die Hexe

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Liebste Mutter,

ich bin von meiner Reise ins Pengannion zurückgekehrt. Mira, Bruna, Gray, Dylan und ich sind wieder vereint.

Gray, Dylan und ich brachen am Catrudag, 1. Trideade Feenmond auf. Die fünf Tage bis zu Vater verliefen ereignislos. Die beiden stellten keine Fragen, ich konnte jedoch ihre fragenden Blicke spüren. Ich muss mich für sie ungewöhnlich vertraut im Gebirge verhalten haben. Sobald ich Vater in meinen Gedanken erreichen konnte, teilte ich ihm unser Kommen mit. Kurz darauf kam er uns entgegen. Dylan und Gray griffen zu ihren Waffen als sich die Gestalt von Vater näherte, doch ich beruhigte sie. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht und den Worten „Meine Tochter“ schloss er mich in seine Arme. Freude und Erleichterung erfüllten mich und ich erwiderte die Umarmung. In Gedanken sandte ich ihm meine Gefühle und er antwortete ebenfalls mit Freude. Dann wendete er sich an Gray und Dylan. Ich war gespannt, wie er sie empfangen würde. Er begrüßte zuerst Gray, der bei Vaters Worten und seiner Berührung merklich kleiner wurde, seine Augen stattdessen wurden groß. Dann wendete er sich an Dylan. Dieser schien, wie Gray, neben Vater zu schrumpfen und war sprachlos. Ich war sehr glücklich und hatte das Gefühl, dass es die richtige Entscheidung gewesen war mit den beiden hier her zu kommen. Gemeinsam begaben wir uns in die kleine Holzhütte und Erinnerungen stiegen in mir empor. Vater meinte, dass ich schon lange nicht mehr bei ihm gewesen und nun scheinbar aus einem bestimmten Grund hergekommen wäre. Ich antwortete, dass es so scheinen möge, doch dass ich schon lange den Wunsch hatte ihn wiederzusehen. Er schaute sich meine Haut an und strich mit dann mit den Worten „Das sollten wir beheben“ über mein Gesicht. Augenblicklich begannen die Schuppen sich aufzulösen und ich fiel ihm überglücklich um den Hals. Tränen der Freude, Erleichterung und Dankbarkeit füllten meine Augen. Grays und Dylans Erstaunen wuchs noch mehr und sie saßen nur schweigend, mit offenen Mündern da. Glücklich setzte ich mich zu Dylan und nahm seine Hand, als Gray und Teck begannen, sich über Magie zu unterhalten.

Die nächsten vier Tage verbachten wir noch im Pengannion und Vater lehrte mich einen neuen Zauber. Am Abend saßen wir zusammen und erzählten von unseren Reisen. Ich berichtete ihm auch von dem Vorfall mit Bernardo und seine Worte waren deinen sehr ähnlich. Darüber musste ich schmunzeln. Dylan wagte es kein einziges Mal sich mir zu nähern und wurde von Tag zu Tag stiller. Am letzten Tag konnte ich meine Neugier nicht unterdrücken und fragte Vater nach den Gefühlen des Barden. Er antwortete, dass er durchaus tiefe Gefühle für mich empfinden, jedoch nicht über die Zukunft nachdenken würde. Er war letztlich eben ein Lebemensch. Nichts anderes hatte ich erwartet und mehr wollte ich auch nicht erfahren.

Dann verabschiedeten wir uns. Ich wäre gerne länger geblieben, doch ich hatte Mira gesagt, dass wir bald wieder zurück sein würden. Zuvor bat ich Vater noch um ein Geschenk für Bruna und er gab mir einen goldenen Armreif, der mit einem Rubin geschmückt war.

Zum Abschied überreichte er Gray einen eisblauen Magierstab aus Alchimistenmetall mit den vier Himmelsrichtungen in seiner Spitze. Mit Vaters Namen würde Gray den Stab aktivieren können. Vaters Worte an ihn waren: „Ich danke Euch, dass ihr meine Tochter beschützt habt. Gebt weiter auf sie Acht, sonst werde ich Euch in Stücke reißen.“ Dann wendete er sich an Dylan und gab ihm ein Schwert mit goldenem Griff und bronzefarbener Klinge. „Auch Euch danke ich, dass Ihr meine Tochter beschützt habt, doch für Euch gilt dasselbe. Ihr hegt starke Gefühle für meine Tochter und werdet Euch über ihre Tiefe noch klar werden.“ Ich verabschiedete mich schweren Herzens von ihm und ließ ihn meine tiefe Dankbarkeit und Liebe spüren. Gray und Dylan gesellten sich augenblicklich an meine Seite, als wir ins Halfdal aufbrachen.

Wahrscheinlich wird dir mein Bericht nicht ausreichen Mutter. Die Zeit mit Vater war sehr kurz und doch intensiv. Mein Kopf ist voll von Erinnerungen, Gedanken und Fragen und es fällt mir schwer diese in Worte zu fassen. Es ist am besten zu fragst Vater, er wird dir bestimmt mit Freuden berichten. Er kennt meine Gedanken und Gefühle, vielleicht besser als ich selbst…

Am Abend des vierzehnten Tages kamen wir in Meliand im Gasthaus an. Dort wurden wir von Mira und Bruna begrüßt. Mira gab mir meinen Ring zurück und bedankte sich für das Geschenk. Gray und ich nahmen die beiden in den Arm und ich war froh und erleichtert, sie wiederzusehen. Doch Iros, wie man uns erzählte, war vor einigen Tagen ohne ein Wort verschwunden. Wir saßen noch eine Weile am Tisch und erzählten von unserer Reise, wobei ich eher Gray und Dylan sprechen ließ. Sie berichteten von der Begegnung mit meinem Vater und beschrieben ihn als sehr beeindruckende Persönlichkeit. Mira hätte ihn auch gerne getroffen und ich meinte, dass wir vielleicht eines Tages gemeinsam dort hinreisen könnten. Gray erwiderte, dass er sich nicht sicher ist, ob Mira ihn kennenlernen wollen würde. Hatte er solch einen Eindruck hinterlassen? Innerlich musste ich lachen, denn das hatte er sicher beabsichtigt. Mira fragte nach Dylan und mir und wann wir endlich heiraten würden, jetzt da ich ihn meinem Vater vorgestellt hatte. Das war zu viel für den Barden und er trank noch etwas mehr von seinem Wein. Ich schwieg zu dem Thema und hatte etwas Mitleid mit Dylan. Noch kannten wir uns kaum und er war kein Mensch, der sich schnell binden würde. Die Begegnung mit Vater, der doch recht bestimmende Worte zu ihm gesprochen hatte und jetzt auch noch Miras Forderung nach einer Heirat, mussten ihn überfordern.

Wir sprachen auch über unsere weiteren Pläne und beschlossen den Winter über im Halfdal zu bleiben. Ich äußerte den Wunsch Miras Familie zu besuchen, doch sie meinte, dazu sei sie noch nicht bereit. Ihre Schwester hätte noch immer das größere Haus. Was auch immer sie damit meinte, aber ich wäre der letzte Mensch, der sie dazu drängen würde.

Ich freue mich, dass wir wieder vereint sind und die nächsten Trideaden hier an diesem wundervollen Ort verbringen können. Nun nachdem ich Vater wiedergesehen habe, ist der Wunsch dich zu treffen noch größer geworden. Vielleicht führt uns unsere Reise irgendwann nach Fiorinde, doch wer weiß, wann das sein wird. Ich wünsche mir, dass es bald eine Möglichkeit geben wird, dich zu sehen, Mutter.

 

In Liebe

Enya

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