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Oskar hat ein Fremdsprachenproblem


Oskar

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Heute will ich Euch von meinem Kumpel erzählen, mit ich zusammenwohne.

 

Er heißt Thomas, ist etwas kleiner als ich, aber ganz sicher genauso schwer.

Ich für meinen Teil bin, wie Ihr ja wisst, ein schlanker und drahtiger Leichtathlet, während Thomas eher die Statur eines dicklichen Mopses aufweist.

Bei ihm setzt jedes Essen an, was wohl daran liegt, dass er nie spazieren geht.

Vielleicht sind aber auch alle Kater so, denn Thomas ist kein Hund.

Und damit komme ich zum eigentlichen Punkt, der mich beschäftigt:

 

Thomas und ich sprechen so gar nicht dieselbe Sprache, leider!

 

Immer, wenn ich ihm mit wedelnder Rute hinterher jage und ihn zum Spiel auffordere, schreit er mich ganz komisch und piepsig an.

Direkt danach reißt er immer sein Maul auf, dass ich seine echt scharfen Zähne sehe und macht ein zischendes Geräusch, als ob er keine Luft mehr bekäme.

Spannend!

Und als Terrier lassen mich so ziemlich die meisten Zähne kalt, ich fürchte eher, Thomas könnte etwas im Rachen stecken.

Aber sobald ich dann freundlich besorgt genauer nachsehen möchte, haut er mir eins auf die Nase.

Pfui.

Noch schlimmer ist es, wenn er mich anwedelt:

Sobald ich dann freudig zu ihm laufe, fange ich mir sofort eine von ihm, ganz ohne Piepsen und Zischen.

Extra-Pfui, das finde ich falsch und gemein!

 

Ich lüge ihn doch auch nicht so blöd an, im Gegenteil:

Wenn er alleine mit dem Weibchen meines Chefs kuscheln will und mich anknurrt, respektiere ich das und halte Abstand.

Auch wenn ich nicht begreife, dass sie ihm das durchgehen lässt...

 

Überhaupt ist Thomas ein echter Schläger:

Ganz oft wartet er versteckt hinter der Tür zur Schlafhöhle.

Wenn ich dann mit Essen fertig bin und nach komme, um mich zu bedanken und nach dem Rechten zu sehen

- Zack! -

haut er mir eine rein.

Ich lasse mich davon zwar nicht aus der Reserve locken, weil ich echt ganz schön gutmütig bin, aber verstehen kann ich so eine Art auch nicht.

Deswegen gehe ich jetzt immer so weit wie möglich auf der anderen Seite an der Tür vorbei und lache ihn dabei aus, während ich mich an dem Kasten mit der Wäsche drin entlang drücke.

Jetzt sollte es ja wohl damit getan sein, und außerdem wird jeder Witz mal langweilig, aber stellt Euch vor, was dieser Hallodri gestern abend machte:

 

Wie so oft waren alle schon zum abendlichen Kuscheln in der Schlafhöhle, nur ich aß noch schnell einen kleinen Nachschlag.

Dann ging ich zu ihnen, wie immer in den letzten Tagen entlang des Wäschekastens.

Und was passiert, als ich an dessen Ecke ankomme?

Genau: Zack! kriege ich eine schwarze Katerpfote auf die Nase!

Saß der Mistkerl doch plötzlich hinter der Wäschekiste statt hinter der Tür!

Ist das zu glauben?

 

Ich würde mich ja echt gern mal zum Spaß mit ihm prügeln, denn für eine Rauferei unter Freunden bin ich immer zu haben, doch das Dumme ist:

Thomas macht keine Spaßkämpfe, wahrscheinlich aus Prinzip.

Aber genau weiß ich es nicht, weil er ja so verdreht redet.

 

Unsere Spiele laufen immer gleich ab:

Ich jage ihn in eine Ecke, dann haut er mir eine rein. Oder zwei.

Damit habe ich mich ja schon fast abgefunden, ich finde es nur sehr schade, denn ich glaube, wir könnten echt eine Menge Spaß miteinander haben.

Aber was soll's, er ist nun mal so.

Außerdem hat er die älteren Rechte.

Wenn er nur nicht so humorlos wäre und endlich damit aufhören würde, mich so hinterhältig und falsch anzuwedeln.

Ich lasse ihn ja auch in Ruhe, wenn er knurrt.

 

Und so ganz langsam begreife ich, wie er tickt.

Jedenfalls dachte ich das bis gestern abend.

 

Da passierte Folgendes, lange nach seiner Attacke aus dem Hinterhalt:

Mein Chef saß in der anderen Höhle auf dem zweiten Lager, in dem er und sein Weibchen aber nie schlafen und dass auch viel kleiner ist.

Ich lag neben ihm, als ein fremder Mensch ganz laut und unsicher an der Tür zu unserem Bau vorbeistolperte und sogar dagegenstieß.

Das Verbellen hat mir mein Chef zwar sofort verboten, aber knurren kann ich auch mit zugehaltener Schnauze.

Und wie ich knurrte!

Zwar immer leiser wegen der Nasenstüber meines Chefs, aber ausdauernd.

 

Und plötzlich stand Thomas vor mir.

Ich wusste gar nicht, was ich tun würde, sollte er mir jetzt wieder eine langen, wo ich doch gar nichts von ihm gewollt hatte

und sowieso ganz echauffiert war, vollauf in meiner neuen Rolle als Wachhund aufging und zugleich versuchte, eben nicht laut anzuschlagen und doch Laut zu geben.

Für einen Terrier ist dies eine schwierige Aufgabe, erst recht für einen jungen!

 

Ihr versteht: ich musste mich wirklich konzentrieren, nicht wieder aus vollem Hals loszulegen, und Thomas sollte jetzt bloß keinen Streit vom Zaun brechen.

Denn ungeachtet meiner Achtung und meines Respekts gegenüber allen Mitbewohnern sollte niemand vergessen, dass wir Terrier als Killer gezüchtet wurden!

 

Und was macht dieser unberechenbare Kater in gerade dem Augenblick, als ich ein leises, ausdauerndes, grummelndes Grollen gefunden habe, für das ich nicht von meinem Chef ermahnt werde?

 

Thomas macht einen vorsichtigen, langen Hals und leckt mein Ohr!

Ratlos bleibe ich zurück.

 

Wer auf der Welt soll diesen Kater verstehen?

 

Euer Oskar

3 Kommentare


Empfohlene Kommentare

Besonderst die letzte Passage mit der Lautstärke kann ich fast 100%ig bestätigen. Gewisse Hunde kennen nur 2 Lautstärken: Gar kein Ton oder volle Lautstärke. Dazwischen ist praktisch nichts. So eine nervigt Töle hätte ich letztens am liebsten vom Balkon des 2. Stocks geworfen. Aber Oskar kann ja wehnigstens noch knurren :D

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