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Oskar, Bo & Anton


Oskar

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Mein Chef und ich entdeckten neulich eine grandiose Hundewiese, auf der immer etwas los ist, wenn wir ankommen.

Ich habe dort auch schon zwei Freunde gefunden, mit denen ich so richtig einen los machen kann:

Bo, den Glatthaar-Fox, und Anton, die französische Bulldogge.

Wir drei sind etwa gleichaltrig und dazu auch noch gleich groß.

Und das Schönste ist: Wir sind alle schwarz-weiß gefleckt.

 

In unserem Alter ist es nicht einfach, Spielpartner zu finden, weil unsere derzeitigen Lieblingsspiele Namen tragen wie "Zieh am Stock", "Einer gegen Alle", "Hetzjagd" oder einfach nur "Anpöbeln und Umwerfen".

Gerade "Anpöbeln und Umwerfen" ist momentan unser absoluter Favorit, obwohl - oder gerade weil - es böse nach hinten losgehen kann,

wenn der Angepöbelte älter, größer und stärker ist und außerdem gar nicht spielen will.

Doch unsere Spiele lassen sich ganz einfach ändern;

dann wird aus "Anpöbeln und Umwerfen" ganz schnell schon mal "Anpöbeln und Abhauen", dass jedoch erst recht in's Auge gehen kann...

 

Damit ihr das Spiel besser versteht, falls ihr mal mitmachen wollt, erzähle ich von unserer heutigen Partie:

Stellt euch mich neulich nachmittags auf der großen Wiese vor, als Bo auftaucht.

Freudig renne ich geradewegs auf ihn zu, schlage aber kurz vor ihm einen Haken, ramme ihm meine Brust in die Seite und werfe ihn um.

Dabei rufe ich:"Hey Bo, umgeworfen!"

Bo liegt auf dem Rücken und zeigt mir trotzdem seine Zähne:

"Hey Oskar! Der Haken war nicht schlecht...dann pass mal auf!"

Geschmeidig springt er auf und schnappt nach mir, während ich das Weite suche.

Er zwickt mich ihn den Hinterlauf und reisst mich um.

Schon ist er über mir und sucht mit seinem Fang meinen Hals zu fassen.

Das kann er lange versuchen!

Ich strampele und schiebe ihn mit meinen Hinterläufen von mir herunter.

Wieder flüchte ich, er mir nach.

Da ich schneller bin als er, überlaufe ich ihn auf der Außenbahn, bremse ihn aus und schnappe ihn in's Ohr.

Bo lässt sich fallen, zeigt mir seinen Bauch und beisst gleichzeitig nach meiner Vorderpfote.

Dreibeinig raufen ist schwierig, also lasse auch ich mich in's Gras fallen, wo wir uns liegend beharken.

Dann springt Bo auf mich, ich rolle zur Seite und springe auf ihn, er duckt sich weg und springt wiederum auf mich, wobei ich ihm sein Hinterbein wegreisse.

 

So wälzen wir uns, bis wir ein verrotztes Schnaufen hören:

"Hey Jungs, alles klar?"

"Anton!" rufen wir beide begeistert und leicht außer Atem.

"Kumpels!" johlt Anton, die französische Bulldogge. "Spielt Ihr Anpöbeln und Umwerfen?"

Bo:"Eigentlich war's ja Anpöbeln und Hetzjagd, aber Hetzjagd ist ja nicht so Deine Sache..."

Anton ziert sich:"Jaah, doch schon...aber nicht dauernd. Ihr seid zu schnell und ausdauernd.

Wir könnten doch mit Umwerfen spielen?"

 

Für Begrüßung und Gespräch sind wir selbstredend aufgestanden und haben uns gegenseitig freundlich unsere Hinterteile präsentiert, schließlich hat man Kinderstube!

Nun lecken wir uns gegenseitig die Nasen, wie das Kumpels eben so machen.

Ich:"Och Anton, Rennen sollte für mich schon dabei sein, von der reinen Prügelei komme ich nicht außer Atem."

Bo:"Geht mir ähnlich, Anton. Und ein wenig laufen tut Dir auch mal ganz gut, Du kleines Dickerchen!"

Anton:"Du nennst mich Dickerchen, Du Pfund Suppenfleisch auf Beinen?

Pass mal gut auf!"

Er nimmt die Verfolgung auf, und Bo ist so sportlich, sich erwischen zu lassen.

Im Handumdrehen liegt er auf dem Rücken, denn Anton ist schon im Spiel ein echter Gegner:

"Hör auf, Anton, das kitzelt!"

Ich greife ein und renne Anton um. Jedenfalls versuche ich es, doch ich pralle einfach von ihm ab und lande im Gras.

Nun sind die beiden über mir und schnappen nach meinen Ohren.

Ich winde mich unter ihnen heraus und wende mich gemeinsam mit Bo gegen Anton, der sich auf den Rücken fallen lässt.

Dann werfe ich Bo um, Anton hilft mir.

Wir lassen Bo entkommen und jagen ihn über die Wiese.

Das heißt: ich jage Bo und versuche, ihn Anton vor die Nase zu treiben, denn der strampelt hinter uns Terriern her, als schwömme er; wenn er sprintet, verwandeln Antons Beine sich in ein völliges Durcheinander.

Plötzlich wendet sich Bo gegen mich und wirft mich gemeinsam mit dem schnaufenden Anton um.

 

Und dann geht's richtig los:

Ich werfe Bo um und Anton wirft mich um, gemeinsam werfen Bo und ich Anton um, ich wiederum pöbele Bo an und lasse mich von ihm jagen,

werde auf der Flucht gestellt und von ihm umgeworfen, während Anton heranstürmt.

Ich ziehe Bo am Genick mit mir auf den Boden, Anton wirft sich in's Gemenge, wird aber von Bo und mir besiegt, worauf Bo mich umwirft, jedoch von Anton angepöbelt wird.

Ich stehe Anton bei, und gemeinsam Bo niederringend gehen wir zu dritt zu Boden, wo wir ausgiebig die Pfoten gegeneinander stemmen und uns die Zähne zeigen,

bis wir gleichzeitig aufspringen und ein Knäuel aus fliegenden Ohren und blitzenden Zähnen bilden,

aus dem heraus Anton springt, herumwirbelt und Bo und mich gemeinsam fordert:

"Hey Jungs! Eine Runde Einer gegen Alle!

Los doch, wenn ihr Rüden seid!"

Das lassen wir uns nur einmal sagen, und von zwei Seiten spurten wir auf ihn zu, täuschen beide an, wollen ihm beide in den Hintern beissen,

rennen aber ineinander, sehen uns kurz an und fallen sofort übereinander her.

Anton nutzt seine Chance, beisst Bo und mich in die Ohren und ergreift die Flucht.

Bo und ich natürlich sofort hinterher, Bo fasst Antons Hinterbein, ich springe der Bulldogge auf den Rücken, verbeisse mich in sein Genick und drücke ihn mit meinem Oberkörper auf den Boden.

Jedenfalls will ich das, aber ich bin zu leicht.

Bo liegt auf der Seite, reisst an Antons Bein und tritt ihm dabei in's Gemächt.

Sehr langsam und mühsam kämpfen wir ihn nieder, wobei wir Anton sich noch stärker fühlen lassen, als er eh schon ist.

 

Zufrieden und dampfend vor Erschöpfung liegen wir ihm feuchten Gras und sehen in den grauen Himmel.

Das Leben ist heute ganz schön schön, auch wenn es ständig regnet...

 

"Hey, aus dem Weg!"

Oha, wer spricht?

Völlig verdutzt sehen wir hoch und in eine sehr dicke, ergraute Nase zwischen Triefaugen in einem sehr alten und breitgewachsenen Hundegesicht.

Jetzt sind wir drei aber so gar nicht in der Stimmung, irgendjemanden auf der Welt ernst zu nehmen, noch nicht mal unsere Chefs.

Wir vergessen jeden Anstand, springen auf und rufen im Chor:

"Hey, was willst Du denn, Großer?

Geh' doch um uns herum, wenn wir Dir im Weg sind!"

Dann kläffen wir schrill durcheinander.

Anton :"Ich bin Anton, die Bulldoge! Die beiden Terrier sind Oskar und Bo!"

Bo:"Heyhey! Ich bin Bo, der Fox-Terrier, der da ist Oskar, der schnelle Ratero, und dies ist Anton, die Bulldogge!

BULLDOGGE, verstehst Du mich? Hey!"

Ich:"Hey, Genau! Ich bin Oskar, und dies ist Anton, die Bulldogge, den keiner umwerfen kann!

Und der Fox neben mir ist Bo, der Schinkenbeisser! Den kriegst du nicht so leicht abgeschüttelt!"

 

Chor der Junghunde:"Hey! Hey, hey!

Lass uns Einer gegen Alle spielen!

Du gegen uns, und ohne Hetzjagd!

Na los, Großer! Hey!"

 

"Ich bin Castor, der Pitbull.

Ihr und Eure Kindereien interessieren mich nicht.

Es regnet, mein Chef hat es eilig.

Ich bin froh, dass ich heute überhaupt raus darf, und jetzt gehe ich eine schnelle Runde und markiere mein Revier."

 

Mit diesen Worten schiebt sich der alte Rüde unwirsch und steifbeinig an uns vorbei.

Bo und ich sehen uns fragend an, schließlich haben wir bisher noch jeden herumgekriegt.

Wärenddessen schnuppert Anton kurz dem alten Castor am Hintern, doch der dreht ihm nur seinen mächtigen Kopf zu,

macht einen langen Hals und zeigt seinen gelben, abgenutzten und dennoch mörderischen Fang, über den er mit der Zungenspitze leckt.

Ohne jeden Laut.

Uns allen wird plötzlich sehr flau, wir senken die Ohren, ziehen die Ruten ein, sagen die Partie ab und schleichen vom Platz.

Sogar zu einem Versuch von Anpöbeln und Abhauen fehlt uns der Mut.

Gleichzeitig pfeifen alle unsere Chefs nach uns, und selten haben wir so einmütig und freudig gehört.

Schon auf dem Weg zu ihnen beginnen wir wieder uns anzupöbeln.

 

Und doch sehen wir ein paar mal verstohlen zu Castor zurück.

Der wäre ein echter Gegner gewesen, er hätte doch wenigstens für eine ganz kurze Runde bleiben können!

Zu dritt hätten wir ganz bestimmt eine Chance gegen ihn gehabt...

 

Vielleicht sollten wir ihn mal bei Sonnenschein anpöbeln?

 

Euer Oskar

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