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  • Gand Kain – ein pazifistischer Wander-Waffenschmied/händler - Beitrag zum Thema des Monats Juni 2014


    Brandon Thorne

    Etwas verloren wirkt er, wenn er hier so neben seinem Maultier steht und hin und wieder einen Vorbeigehenden anspricht:

    „Sie sehen aus wie ein...“ - „Zur Seite alter Mann!“

    „Werter Herr, haben sie vielleicht Int...“ - „Jetzt nicht!“

    „Waffen von höchster Gü...“ - Und schon ist er vorbei, der unwillige Kunde.

    Gand Kain ist ein Mann der seine beste Zeit schon lange überschritten hat. Schon von Natur aus nicht groß, hat ihn die Last des Alters noch weiter zu Boden gedrückt und dieser dürfte wohl nicht mehr lange warten, um ihn endgültig aufzunehmen. Das Leben hat zahlreiche Furchen im Gesicht des Mannes hinterlassen und ihm dafür umso weniger graue Haare auf dem Haupt gelassen. Dünne Beinchen schauen aus den weiten ledernen Hosen hervor, die ebenfalls schon bessere Zeiten erlebt haben dürften. Nur die Hände und die ebenfalls mit lederner Kleidung bedeckten Arme könnten einen aufmerksameren Beobachter eine verborgene Stärke in diesem alten Männlein entdecken lassen.

    Gand Kain war Zeit seines Lebens ein Schmied und wird es wohl bis zum Ende seines Lebens bleiben. Seine Kunstfertigkeit ist wahrlich meisterhaft, wenn er sie auch anders einsetzt als man erwarten würde. Selbst besitzt er keine Schmiede mehr, doch schafft er es auf seinen Wanderschaften immer wieder für einige Zeit bei bekannten oder befreundeten Schmieden unterzukommen und dort seinen Arbeiten nachzugehen. Immer wenn er genug Waffen – und er produziert ausschließlich Waffen - hergestellt hat, begibt er sich wieder auf die Reise durch ganz Vesternesse, von einem Markt zum nächsten, um dort auf seine unscheinbare Weise seine Ware anzubieten. Auf dieser Reise begleiten ihn nur sein treues Maultier und ein Handkarren auf dem er seine wenigen Habseligkeiten und die sperrigeren Waffen transportiert.

    Das Äußere des Schmieds ist bescheiden, und so ist auch seine Lebensweise, doch ist er durchaus nicht arm. Allerdings verbraucht er das meiste von dem was er verdient für den Ankauf geeigneter Materialien für seine Produktionen. Ein Dieb könnte aber schon das eine oder andere Säckchen Gold oder ein paar Edelsteine finden. Allerdings muss er dabei erst am Maultier des Schmiedes vorbei, denn an dem Tier bewahrt Gand seine wertvolleren Gegenstände und das Tier ist wachsam und bissig.

    Die Herkunft von Gand Kain ist ungewiss, er selbst hat kein Interesse an Nationalitäten und sieht seine Heimat immer dort, wo er sich gerade befindet. Seine sprachliche Begabung macht es noch schwieriger Hinweise auf seinen Geburtsort zu finden: Albisch, Chryseisch, Twyneddisch, Errainisch, Neu-Valinga und auch Waelska spricht er mühelos und wechselt wenn notwendig auch in den Sprachen hin und her.

    Schafft er es trotz seiner Unscheinbarkeit doch einmal das Interesse eines Vorübergehenden zu gewinnen oder wurde gar einmal auf ihn verwiesen, so zeigt er voller Stolz seine Ware, die zum Teil vollständig fertig ist, zum Teil fehlen allerdings noch die Teile, die aus Holz zu schaffen wären, wie Griffe oder auch Stangen. Die müsste der Käufer noch nachträglich an anderer Stelle fertigen lassen. Sobald er über die Waffen zu sprechen hat, entwickelt Gand eine rhetorische Fähigkeit die ihm ansonsten fehlt. Voll Begeisterung preist er die Vorzüge seiner Werke und vergisst nicht, auf (fast) jedes Detail hinzuweisen. Überzeugend wirkt am Ende vielleicht auch dann doch der Preis, der ist nämlich immer etwa 30 bis 50 % unter dem üblichen Marktwert. Seltsamerweise wird die Waffe um so billiger, desto grimmiger der Käufer auf den alten Mann wirkt. Er scheint sich leicht einschüchtern zu lassen.

     

     

    Gand Kai verkauft Waffen, die er spieltechnisch als 1/1* oder als 2/1* anpreist. Dass sie in Wirklichkeit ganz normale Waffen (0/0) sind, fällt auf dem ersten und auch nicht auf dem zweiten Blick auf. Seine Schmiedekunst lässt ihn alle Merkmale besonderer Waffen perfekt kopieren und niemand könnte ihm nachsagen, dass seine Waffen nicht perfekt ausbalanciert wären oder etwa nicht wundervoll in der Hand liegen würden. Das das Führen der Waffe nicht zu dem erdachten Erfolg führt, wird der Besitzer immer eher auf seine eigenen beschränkten Fähigkeiten beziehen als auf die Waffe.

    Eine Kleinigkeit auf die der Schmied nicht hinweist, sind allerdings die diversen Sollbruchstellen in den Klingen seiner Werke. Kaschiert durch Verzierungen können die wohl nur einen ebenfalls entsprechend bewanderten Schmied auffallen. Den Käufer erwartet so früher oder später eine böse Überraschung: Bei einem kritischen Fehlschlag oder auch Erfolg zerbricht die Waffe mit 100%iger Wahrscheinlichkeit, zusätzlich zu dem anderen erwürfelten Ergebnis. Des weiteren macht jeder erfolgreiche Hieb es wahrscheinlicher das die Waffe bricht. Beginnend bei einer 20%igen Wahrscheinlichkeit, erhört sich die Chance immer um 20% ist spätestens beim fünften Treffer die Waffe zerstört ist.

    Gand Kai macht dies nicht aus reiner Boshaftigkeit, im Gegenteil: Er sieht seine Waffen als ein Beitrag zu einer friedlicheren Welt. Er ist sich der möglichen Folgen aber durchaus bewusst und verkauft deshalb seine Waffen auch lieber an Menschen, die ihm suspekter erscheinen und deren Verhalten dementsprechend ist. Außerdem bleibt er nie sehr lange an einem Ort, um diverse Konfrontationen zu vermeiden. Bis zu einem neuen Besuch eines Marktes vergehen somit mindestens drei bis vier Jahre. Und die Chance, dass er vorher stirbt ist doch auch schon sehr hoch.


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