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  • Arbeitssuchend III


    Detritus

    Neulich bin ich freudestrahlend ins "Zerbrochene Schwert" gestürmt, um meinen Kumpels eine gute Nachricht zu überbringen. Endlich hat sich etwas ergeben und die lange Zeit des Wartens würde vorbei sein.

     

    "Leute!" sagte ich zu meinen neugierig schauenden Kollegen, "Wir sollen einem Thaen bei einer kleinen Fehde unter..." Weiter kam ich nicht, denn Gruffyd winkte energisch ab.

    "Ohne mich!" brummte er bestimmt, begleitet von heftigem kopfnicken der Anderen. "Hast du etwa vergessen, was das letzte Mal passiert ist, als wir bei einer kleinen Fehde ausgeholfen haben?" fragte er mich mit Grabesstimme.

    Verdammt, ich glaube, das habe ich erfolgreich verdrängt. Mein Gesichtsausdruck muss entsprechend ausgesehen haben, denn Gruffyd fährt unbarmherzig fort:

    "Das letzte Mal haben wir auf der falschen Seite gekämpft und sind zu Landesverrätern erklärt worden. Es hat uns viel Mühe und Gold gekostet, um unsere Namen wieder reinzuwaschen..."

     

    Ich erinnere mich wieder... Leider. Ein dunkles Kapitel, welches ich in einem See aus Uisge ertränkt zu haben glaubte.

    Meine Euphorie sank etwas, doch noch hatte ich etwas in petto:

     

    "Ok!" sagte ich: "Keine Fehde! Wie wäre es dann mit einer kleinen Exkursion ins Nebelgebirge. Dort sollen die bösen Schwarzpelze wieder verstärkt tätig sein und..."

    An dieser Stelle unterbrach mich Halmyra, die chryseische Heilerin: "Und kräftig aufräumen? Ohne mich!". Wieder eifriges nicken mit den Köpfen. Ernst fuhr sie fort: "Erstens nennen sie sich Orcs! Zweitens sind es, wenn auch primitive, kulturelle Wesen. Nur weil sie eine miese Kindheit und schlechte Bildungschancen hatten, sind sie nicht automatisch böse und ganz bestimmt kein Schlachtvieh! Außerdem bekommen wir dann nur Ärger mit den Orcrechtsverbänden, die uns zu Recht, ethnische Massaker vorwerfen würden."

    Orcrechtsverbänden? Ethnische Massaker?? Davon höre ich zum ersten Mal. Verwirrt blinzel ich mit den Augen, schau in die Runde und frage Halmyra dann, wie sie denn plötzlich für die Orcs Partei ergreifen könne.

    "Nun..." antwortet sie zögernd, "ich bin einem dieser Verbände beigetreten." Etwas verschämt, aber auch nicht ganz ohne Stolz zeigt sie mir ein Abzeichen.

    Ich schau den Rest der Truppe an und sehe, dass sie zwar noch nicht beigetreten sind, aber zumindest mit der Idee sympathisieren. Was ist nur aus dieser Welt geworden, frage ich mich verzweifelt und wende mich der nächsten Idee zu.

    "Ok, dann helft ihr mir sicher einen Werwolf zu fangen oder geht das auch nicht, weil er nicht in der Auslebung seiner individuellen Natur beeinträchtigt werden darf?"

    Das Schweigen meiner Freunde ist beredt, wie Wort.

     

    Seufzend starte ich meinen letzten Versuch:

    "Da wäre noch ein riesiger Schatz im Artrossgebirge, wir müssten nur noch den Drachen..."

     

    "Hör mal," unterbricht mich Caitleen, die Bardin, sanft, "als du weg warst, haben wir beschlossen, dass wir keine Lust mehr auf einfach strukturierte Missionen haben, die allein durch den Einsatz von Schwertern gelöst werden. Unsere geistigen Fähigkeiten werden dadurch einfach nicht genug gefordert. Außerdem gibt es inzwischen viel zu viele Heldenlieder, so dass jeder Barde inzwischen schon unter Generalverdacht der Urheberrechtsverletzung gerät, wenn er auch nur über die erste Strophe für ein Heldenepos nachdenkt. Wir wollen eine verzwickte, politische Geschichte erleben, an deren Ende wir echt grübeln müssen, ob der Bösewicht nicht aufgrund seiner vertrackten Vater-Sohn-Beziehung frei zu sprechen sei. Lass den Kopf nicht hängen, es gibt bestimmt auch was zu kämpfen für dich."

     

    Enttäuscht habe ich die Schultern hängen gelassen. So hatte ich mir das wahrlich nicht vorgestellt. Früher war irgendwie alles viel einfacher. Der Böse, war der Böse ohne das man seine Motive hinterfragt hat. Und das Böse bekam eins auf's Maul, um ihn in seine Schranken zu verweisen. Hinterher gab es die Belohnung und Wein, Weib und Gesang. So war die Welt beschaffen und so sollte es immer noch sein. Aber die Zeiten scheinen sich geändert zu haben. Schade, eigentlich...

     

    "Komm, Finn!" lässt sich Mario vernehmen "Ich geb eine Runde Bier aus und wir warten mal, was sich demnächst noch so an Aufträgen ergibt."

     

    Als ich mich setze, vermeine ich ein Pochen zu hören. Schließt da gerade eine Stirn bekanntschaft mit einer Tischplatte? Vielleicht ist es Plenydd... Oder dieser ominöse Gott mit den Initialen S und L?

     

    Egal, da kommt das Bier...


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