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Zeno's Crime Club


Zeno

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So, alles nei macht der Mai? Na, wenigstens gibt's in Zeno's Crime Club ein neues Buch zum Download.

Diesen Monat sogar etwas ganz Besonderes. Schon der olle Sherlock Holmes hatte ja so seine Marotten, und das ist sicher einer der Gründe, warum er so erfolgreich war. In der Folgezeit bemühten sich auch andere Autor*innen darum, ihre Held*innen mit besonderen Eigenschaften, um nicht zu sagen Eigenarten, auszustatten (was auch darin bestehen konnte, dass man sie bewusst - scheinbar - normal gestaltete wie Martin Hewitt und Paul Beck). Dem Ganzen die Krone setzte aber Ernest Bramah auf, der mit Max Carrados den ersten blinden Detektiv in der Geschichte der Krimi-Literatur geschaffen hat und in insgesamt drei Anthologien von Kurzgeschichten und einem (ziemlich schwachen) Roman auftreten ließ.

Ernest Bramah (eigtl. Ernest Brammah Smith, aber wer will schon einfach Smith heißen?) war zu seiner Zeit hauptsächlich wegen der Erzählungen um den Chinesen Kai Lung bekannt, eine Reihe humorvoller Geschichten um einen umherreisenden chinesischen Geschichtenerzähler, die bis heute in Druck sind. Daneben schrieb er aber auch Humoresken (er arbeitete eine Zeit lang als Sekretär von Jerome K. Jeromes und gab dessen Magazin "The Minister" heraus), politische SF (George Orwell bezeichnete Bramahs "What Might Have Been/The Secret of the League" als eine der Inspirationen für seine Roman "1984") und eben die Kriminalgeschichten um Max Carrados (ab 1914), die wie die Erzählungen um Sherlock Holmes im "The Strand Magazine" erschienen und den heute berühmteren Kollegen zeitweise sogar an Popularität überflügelten.

Nun braucht ein blinder Detektiv natürlich Helfer, und zwei dieser Helfer sind es, die m.E. die eigentliche Würze der Max-Carrados-Erzählungen ausmachen. Da ist zum Einen der professionelle Detektiv (oder wie er sich lieber nennt "inguiry agent") Louis Carlyle, der - obwohl der Profi in dem Gespann - in der Regel die Rolle des Watson übernimmt, und zum Anderen Carrados' unerschütterlicher Butler Parkinson mit dem fotografischen Gedächtnis, der gewissermaßen die Augen seines Chefs ersetzt. Beide Figuren sind mit sehr viel Liebe und Humor gezeichnet, und je seltener sie auftreten, desto schlechter werden leider auch die Geschichten.

Das trifft aber hauptsächlich auf die beiden Sammlungen zu, die nach dem ersten Weltkrieg erschienen sind (obwohl auch diese einige Perlen enthalten), und vor allem auf den Roman aus den Dreißigern, der meiner Meinung nach gänzlich misslungen ist. Die erste Sammlung "Max Carrados" von 1914 hingegen ist sicher die mit Abstand beste und besticht durch ihren warmen Humor. Meine Lieblingsgeschichte ist "The Last Exploit of Harry the Actor", aber auch die erste Geschichte ("The Coin of Dionysius"), in der das Trio eingeführt wird, ist eine Freude zu lesen. Bramah war übrigens selbst Numismatiker (Münzsammler) und kann hier seine Kenntnisse über den Münzhandel (und seine dunklen Seiten) einbringen.

Von dieser Sammlung gibt es übrigens eine m.E. hervorragende Hörbuch-Version bei LibriVox, die ich jedem, dessen Englisch gut genug, nur wärmstens an's Herz legen kann. Der Sprecher bringt die humorvollen Texte ganz wunderbar zu Geltung.

Ich habe nun – exklusiv für Zeno's Crime Club – eine Sonderausgabe zusammengestellt, die alle Max-Carrados-Erzählungen enthält, die 1913 im Magazin "The News of the World" zum ersten Mal veröffenlicht worden sind, d.h. alle acht, die  in der Sammlung "Max Carrados" von 1914, und die vier, die erst als Teil der zweiten Sammlung "The Eyes of Max Carrados" in Buchform publiziert worden sind.

Noch was: Wer alle Bücher mit den  Abenteuern von Max Carrados (in der originalen Zusammenstellung) haben möchte, möge mir eine PN mit seiner E-Mail schicken. Ich werde sie ihr oder ihm dann per WeTransfer zukommen lassen. Hier in den Crime-Club werde ich sie nicht einstellen.

 

 

 

 

 

 

Bramah-Zenos-Crime-Club-Ausgabe.pdf

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  • 1 Monat später...

Nach dem Höhepunkt im Mai mit den frühen Max-Carrados-Story fällt's einem natürlich schwer, einen passenden Nachfolger zu finden. Ich habe mich also mal entschieden, eine kleine Romanreihe anzufangen. Wir hatten hier ja schon einige Detektivinnen (und werden sicher auch noch die ein oder andere zusätzlich kennenlernen), Die angekündigte kleine Reihe soll sich um die finstere Gegenseite drehen, die Superverbrecherinnen.

Wenn von frühen Superverbrechern (unabhängig vom Geschlecht) die Rede ist, fällt uns heute als erstes Prof. James Moriarty, der "Napoleon des Verbrechens“ ein, der aber – wenn man ehrlich ist – im Sherlock-Holmes-Universum sein Pulver ziemlich schnell verschossen hat. Im Prinzip ist er wohl nur geschaffen worden, um Sherlock Holmes in “The Final Problem“ ins Jenseits zu befördern – und nicht mal das gelingt ihm. Ansonsten wird er in "The Valley of Fear" als schwarze Eminenz im Hintergrund und in nicht einmal einer Handvoll Sherlock-Holmes-Geschichten erwähnt.

Da sind die drei Damen, mit denen wir es in der Mini-Serie "Frühe Superverbrecherinnen" zu tun bekommen werden, doch ein ganz anderes Kaliber: Immerhin halten sie jeweils eine ganze Anthologie durch, und sie sind auch wesentlich präsenter und mindestens genauso unheimlich als der gute Prof. Moriarty. Und alle drei stammen aus der Feder des Autorenduos Louisa Thomasina Meade (1844–1914) und Robert Eustace (1854–1943). Die Geschichten der beiden sind, um Sir Hugh Greene zu zitieren, nie schlecht, aber auch nie sehr gut. Da aber die Plots meist außergewöhnlich sind, eignen sie sich ganz wunderbar als Steinbruch für M1880-Abenteuer etc. Und vielleicht reicht es ja auch mal für eine ganze Kampagne, in der sich die Abenteurer mit einer Superverbrecherin und ihren Handlangern auseinandersetzen müssen. Stoff genug dürfte vorhanden sein.

Wir beginnen mit der ältesten Anthologie, "The Brotherhood of the Seven Kings", welche zehn Geschichten umfasst, die zuerst 1898 im Strand-Magazin erschienen. Dies bracht es mit sich, dass sie von dem den Holmes-Freunden nicht ganz unbekannten Sidney Paget illustriert worden sind. Für die Ausgabe hier im Club habe ich aus Platzgründen nur eine Zeichnung davon als Titelbild ausgewählt, wer alle Illustrationen haben möchte, möge mir bitte eine PN mit seiner Mail-Adresse zukommen lassen.

In der neueren Sekundärliteratur, um auch das noch zu erwähnen, wird immer nur von zwei Damen gesprochen, die die beiden erschaffen haben, tatsächlich sind es aber drei: Madame Koluche aus "Brotherhood", Mademoiselle Delacourt aus "Heart of a Mystery" (das ist die, die vergessen wird) und Madame Sara aus "The Sorceress of the Strand". Wie man sieht, scheinen französische Anreden für Frauen (und nur Mademoiselle Delacourt ist tatsächlich Französin) in den Ohren der Engländer etwas Sinistres zu haben.

Die Untaten der beiden anderen Damen werden in unregelmäßigen Abständen folgen.

 

Meade-Eustace-SevenKings-ohneIllus.pdf

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  • 3 Wochen später...

Der Juli dräut, und damit beginnt auch schon das zweite Halbjahr 2022. In den letzten Jahren habe ich das Halbjahr immer mit einem Buch von Arthur Morrison (1863–1945) begonnen, das soll auch diesmal so sein: The Red Triangle (London 1903).  Hierbei handelt es sich um die letzte (und leider auch schwächste) Sammlung von Kurzgeschichten um den Privatdetektiv Martin Hewitt. Doch keine Bange! Das Buch ist nicht so schlecht, dass sich einem beim Lesen die Fußnägel aufrollen. Auch sind die Fälle gar eigentlich nicht mal so übel und enthalten viele Anregungen für Abenteuerschreiber. Vielmehr leidet das Buch vor allem darunter, dass die Geschichten in ein gemeinsames Thema gepresst worden sind, nämlich die Auseinandersetzung mit der Geheimorganisation „The Red Triangle”. Ohne dieses manchmal etwas gewaltsame Vorgehen (der olle Prokrustes lässt grüßen) wäre die Sammlung vermutlich besser. Aber auch so lohnt sich die Lektüre immer noch.

Auch von diesem Buch gibt es eine Version mit den Illustrationen. Wer sich dafür interessiert, möge sich bitte per PN bei mir melden.

Morrison-Hewitt-04-Red-Triangle-ohneIllus.pdf

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  • 1 Monat später...

Die Kriminalfälle von Father Brown erfreuen sich ja im deutschsprachigen Raum nicht zuletzt wegen der beiden Filme mit Heinz Rühmann aus den Sechzigern immer noch einer gewissen Bekanntheit, wobei man besonders im ersten Film die Vorlage(n) hin und wiederzuerkennen glaubt. Die bessere Umsetzung war zweifelsohne die Fernsehserie mit Josef Meinrad, die es immerhin auf 39 Folgen gebracht hat und heute - zumindest antiquarisch - auch auf DVD zu haben ist (zu der Serie s. http://krimiserien.heimat.eu/p/pater_brown.htm). Hier werde ich die beiden Anthologien, die vor dem ersten Weltkrieg erschienen sind, hochladen und beginne mit "The Innocence of Father Brown" aus dem Jahre 1911.  Viel Spaß damit!

Chesterton-FB-Innocence-1911.pdf

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  • 4 Wochen später...

Für den Monat September stand ich vor der etwas merkwürdig klingenden Fragen: Detektivin oder Superverbrecherin? Ich habe mich dann für die Superverbrecherin entschieden, was indirekt damit zu tun hat, dass ich in diesem Monat Geburtstag habe. Das klingt erstens auch merkwürdig, hat aber zweitens ganz einfach damit zu tun, dass das letzte  Kapitel des ausgewählten Buchs eines längeren Kommentars bedurfte, und ich daher noch einen umfangreichen Anhang, praktisch ein eigenes Kapitel, hinzufügen musste. So habt Ihr also nicht nur den englischen Text, sondern auch noch einen längeren deutschen Text von mir als Geburtstagsgeschenk meinerseits.

Als ich den Band mit der ersten Superverbrecherin für den Juni hochgeladen habe, hatte ich schon darauf hingewiesen, dass eine der bösen Dame des Autorenduos L.T. Meade und R. Eustace in der modernen Sekundärliteratur gerne mal vergessen wird. Und das ist eben die Gegenspielerin des Ich-Erzählers in unserem September-Band "The Heart of a Mystery" (ursprünglich sechs Geschichten, die 1901 im WINDSOR-Magazine erscheinen sind), Mademoiselle Delacourt. Das liegt sicher nicht daran, dass sie etwa weniger verschlagen, heimtückisch, hinterlistig u.s.w. als ihre beiden "Kolleginnen" wäre, möglicherweise aber daran, dass die Buchausgabe weniger erfolgreich war als die beiden anderen Bücher. Und das wiederum könnte mit dem oben erwähnten vertrackten letzten Kapitel zu tun haben, das die Geschichte vom Erzählerischen her irgendwie nicht vernünftig abschließt und den Leser sehr unbefriedigt zurück lässt. Das habe ich im Anhang näher ausgeführt.

Zudem funktioniert das Rätsel, um das dieses Kapitel herum geschrieben worden ist, auf die dargestellte Weise nicht. Auch das habe ich im Anhang erläutert und eine alternative Version vorgeschlagen, die dieses Problem nicht hat. Wie das Leben so spielt, ist es nun ausgerechnet dieses letzte Kapitel, das der Buchausgabe von 1902 ihren Titel "The Lost Square" gegeben hat. Was ein verlorenes Quadrat mit einer Superverbrecherin zu tun (lassen die jetzt etwa schon geometrische Figuren verschwinden?), müsst Ihr schon selbst herausfinden.

Meade-Eustace-Heart.pdf

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  • 1 Monat später...

Nachdem ich für den September die zweite böse Dame ausgesucht habe, lade ich für den Oktober die schmählich im Stich gelassene Detektivin hoch. Immerhin ein Vorteil, wenn man sich zwischen zwei Büchern entscheiden muss: Man weiß dann wenigstens, was man als nächstes auf die Menschheit loslassen kann.

Diese Dame ist Amerikanerin und daher ganz anders als ihre britische Kolleginnen, die wir bislang kennengelernt haben: Der Vater ist ein osteuropäischer Jude, die Mutter Irin (und katholisch). Die Eltern sind aber schon früh gestorben, und so muss sich Molly Morganthau [wohl eigentlich Morgenthau] schon in jungen Jahren allein durchs Leben schlagen. Zu Beginn des Romans hat sie eine Stelle in einer Telefonvermittlung in einem Kaff in New Jersey angenommen, was dem 1915 erschienenen Buch dann auch seinen Titel "The Girl at Central" (damals hätte man das wohl mit "Das Fräulein vom Amt" übersetzt) gegeben hat. Natürlich hören ihre Kolleginnen und sie die nicht allzu häufigen Telefongespräche mit (jaja, die Datensicherheit war damals schon ein Problem), und als es in der Gegend zu einem abscheulichen Mord an einer jungen Frau kommt, erhält Molly dadurch nützliche Hinweise, die sie an ihre Bekannten von der Presse weitergeben kann, die ganz klassisch systematisch eine Liste der Verdächtigen abarbeiten. Und trotzdem ist der Täter am Ende eine dicke Überraschung …

Das Buch bricht mit vielen klassischen Mustern: Die Detektivin ist alles andere als Upper Class, steht aber mit beiden Beinen fest auf dem Boden, und zum Schluss heiratet sie zwar einen der Journalisten, macht aber trotzdem als Detektivin weiter (es gibt noch zwei weitere Romane mit der Dame, 1915 und 1919 erschienen). Unleugbar sind auch moderne Zeiten angebrochen (es spielt z.B. ein Flugzeug eine wichtige Rolle). Die Autorin, Geraldine Bonner (1870–1930), war mir vorher überhaupt nicht bekannt, ich bin auf die Reihe beim Stöbern auf der LibriVox-Seite gestoßen. Tatsächlich gibt es die drei Romane dort als (englischsprachige) Hörbücher. Übrigens ähnelt die Dame ein wenig der englisch-ungarischen Autorin Baronesse Emma (“Emmuska”) Magdolna Rozália Mária Jozefa Borbála Orczy de Orczi (kurz Baronesse Emmuska Orczy), die 1910 auch eine weibliche Detektivin namens Molly, aber mit einem gänzlich anderen sozialen Hintergrund, geschaffen hat (die Dame ist für nächstes Jahr vorgesehen). Ich frage mich, ob Miss Morganthau nicht ein bewusster Gegenentwurf zu dieser Dame ist. Man muss aber sagen, dass die britische (Lady) Molly ihrer Zeit insofern um rd. 10 Jahre voraus ist, weil sie als Polizistin für Scotland Yard arbeitet, was 1910 noch nicht möglich war.

Die beiden anderen Romane um die amerikanische Molly werde ich nicht im Club hochladen. Den zweiten habe ich aber schon bearbeitet. Wer ihn haben möchte, soll sich per PN an mich wenden. Was mit dem dritten ist, steht noch in den Sternen, weil ich jetzt erst einmal andere Projekte erledigen muss.

Bonner-Girl-ohneIllus.pdf

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  • 1 Monat später...

So, heute ist Halloween, und der November steht an. Zeit für ein bisschen Gruseln. Zu diesem Zweck lade ich heute den ersten Roman mit okkultem Inhalt aus der "Gees"-Reihe hoch.

Dazu muss ich einiges erklären. Fangen wir mit der Bezeichnung "Gees" an. Gemeint ist der Buchstabe "G", bzw. der Plural, also "Gs". Die Serie heißt deshalb so, weil die Hauptperson eine Detektiv mit den Initialen GGGG ist, für Gregory George Gordon Green. Er ist ein ehemaliger Polizist, der eine Detektei gegründet hat, die – sehr zum Unwillen seines Vaters, einem pensionierten General und Grundbesitzer – mit dem Slogan "Consult Gees for Everything From Mumps to Murder!" wirbt. Er ist ein ganz munterer Vogel, hat aber die fatale Unart, sich unglücklich zu verlieben. Zur Detektei gehört noch eine im Prinzip ausgesprochen tüchtige Sekretärin, die aber mangels Arbeit ihre Arbeitszeit hauptsächlich mit der Lektüre dicker Schmöker verbringt. Sie blüht richtig gehend auf, wenn sie auch einmal Nachforschungen machen kann, wozu sie übrigens viel Talent hat.

Die Serie besteht aus acht Romanen, von denen aber nur sechs okkulten Inhalt haben. Der erste, der das Personal einführt (und die Finanzen der Detektei sichert), handelt von einer ziemlich verqueren kommunistischen Verschwörung, der andere, eine Art Wirtschaftskrimi, ist der vierte in der Reihe. Natürlich läuft im Internet die gesamte Reihe unter "Okkultkrimis", und so habe ich bei der Lektüre des ersten jeden Augenblick mit weiß-der-Kuckuck-was gerechnet, nicht aber mit dem, was wirklich passiert ist. Was auf gut deutsch heißt: Ich habe auch den als PDF vorliegen, wer ihn also haben möchte, möge mir eine PN mit seiner E-Mail-Adresse senden. Den vierten werde ich sicher auch einmal als PDF erstellen, aber erst, wenn ich die sechs okkulten verarbeitet habe. Dauert also noch ein bisschen.

Der Autor firmiert unter dem auch im Englischen markigen Namen "Jack Mann", was eines der zahlreichen Pseudonyme von Charles Henry Cannell (1882–1947) ist. Unter seinem am häufigsten verwendeten Pseudonym E. Charles Vivian hat er nicht nur eine sehr lesbare Krimi-Reihe um Inspektor Head geschrieben (alle zwölf als Taschenbuch erhältlich, leider nicht auf Deutsch), sondern gilt auch als Pionier des britischen Fantasy-Romans. Seinen "Lost City"-Roman "City of Wonders" werde ich im Zusammenhang mit dem zweiten okkulten Krimi aus der Gees-Serie hochladen. Er ist zwar zum Verständnis dieses Werks nicht unabdingbar, aber durchaus nützlich.

Anzumerken ist, dass diese Romane zwar in den Dreißigern und frühen Vierzigern geschrieben wurden (und auch in dieser Zeit spielen), aber im Prinzip zeitlos sind, einmal weil die Wesen, mit denen es Gees zu tun hat, uralt sind, und zum Anderen, weil sie oft in sehr angelegenen Gegend spielen, in denen die Zeit still zu stehen scheint.

Noch ein Hinweis: Die Figuren in den Gees-Romanen sprechen oft Dialekt, was mehr oder weniger Eingewöhnung erfordert.

Hier also "Grey Shapes", der erste okkulte Krimi der Reihe, der im hintersten Northumberland spielt, dem Land der dunklen Mythen …

Mann-1937-02-GreyShapes.pdf

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  • 5 Wochen später...

Dezember wird's und somit steht auch Weihnachten vor der Tür. Früher ging ja immer das Gerücht, dass Väter von Söhnen ihren Sprösslingen zu dieser Gelegenheit gerne eine elektrische Eisenbahn (oder irgendeine Erweiterung zu einer schon bestehenden) schenken würden, damit sie endlich selber mal mit so was spielen konnten. Und deshalb gibt es für diesen Monat einen Band mit Eisenbahnkriminovellen. Ja, so was gab's tatsächlich schon Anfang des 20. Jh., genauer gesagt 1912, als diese Anthologie erschienen ist. Autor ist ein gewisser Victor Lorenzo Whitechurch, ein anglikanischer Kleriker (was ja auch irgendwie zu Weihnachten passt), von dem ich auch rein gar nichts gewusst habe, bis ich beim Rumstöbern im Internet auf das Buch gestoßen bin (mehr über ihn, auch wie er zu seinem zweiten so gar nicht britischen Vornamen Lorenzo gekommen ist, unter https://en.wikipedia.org/wiki/Victor_Whitechurch). In neun der insgesamt 15 Geschichten ist der Detektiv ein gewisser Thorpe Hazell, vermögender Gentleman, Eisenbahnfan (ein wandelnder Fahrplan) und Büchersammler – und strenger Vegetarier (heute wäre er wohl Veganer, aber das war zu der damaligen Zeit wohl ein bisschen schwierig) mit einem Hang zu merkwürdigen gymnastischen Übungen vor den Mahlzeiten, um die Verdauung anzuregen. Wie man sieht, ist nicht nur der Name des Herrn auffällig. Jedenfalls wünsche ich viel Spaß mit den Eisenbahnkrimis!

Whitechurch-Railway.pdf

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  • 4 Wochen später...

Die letzten beiden Jahre habe ich ja jedesmal mit einem Band von Arthur Morisson und seinem Detektiv Martin Hewitt eingeläutet. Für 2023 kann ich der Tradition noch einmal folgen, wenn auch nicht ganz, denn die vier Anthologien mit M.H. sind ja schon hochgeladen. Aber dafür habe ich mir das Beste bis zum Schluss aufgehoben.

Der Band für den Januar 2023 ist nämlich The Dorrington Deed-Box (London 1897), wohl eine der ungewöhnlichsten Sammlungen (wenn nicht überhaupt Die ungewöhnlichste) von Kriminalgeschichten der viktorianischen Epoche. Erzählt wird darin die Karriere eines gewissen Horace Dorrington der sich vom Privatdetektiv zum skrupellosen Schwerverbrecher wandelt (aber immer noch als Privatdetektiv firmiert) – und zwar in umgekehrter chronologischer Reihenfolge, was wohl die einzige Methode war, dem viktorianischen Publikum so eine Thematik  verkaufen zu können. In der ersten Geschichte misslingt ein Mordanschlag auf den Ich-Erzähler, James Rigby, was dann dazu führt, dass Dorrington die Flucht vor der Polizei ergreifen muss (er wird auch im Laufe des Buchs nicht gefasst). In seinem Büro findet sich eine Urkundenkassette (die „deed-box“ aus dem Titel) mit zahlreichem Dokumenten, welche die Grundlage für die anderen fünf Geschichten bilden. Einen Höhepunkt stellt m.E. die Story The Affair of the “Avalanche Bicycle and Tyre Co., Limited” dar, die auch (m.W. als einzige) auf Deutsch erschienen ist, nämlich als Teil der berühmten Sammlung "Die Rivalen des Sherlock Holmes", die immer noch antiquarisch zu haben ist. Die ist einmal eine Art Gauner-gegen-Gauner-Geschichte und zum anderen besonders am Anfang eine sehr amüsante Wirtschaftssatire um Aktiengesellschaften in der Fahrradindustrie und wie man damit potentiellen Anliegern das Geld aus der Tasche ziehen kann.

Viel Freude daran und ein spannendes Krimi-Jahr 2023!

Ach ja, wer eine Version mit allen Illus haben möchte, möge mir bitte eine PN mit seiner Mail-Adresse schicken.

Morrison-Dorrington-Deed-Box-ohneIllus.pdf

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  • 3 Wochen später...

Für den Monat Februar mal wieder eine Detektivin, nämlich die schon mehrfach erwähnte Dora Myrl (spätere Ehefrau von Paul Beck und Mutter von Paul Beck jr.). Da ich leider immer noch keinen englischen Originaltext habe, Euch aber die Abenteuer der Dame unbedingt ans Herz legen wollte, habe ich auf die 1902 (d.h., bereits zwei Jahre nach dem englischen Original!) in Stuttgart erschienene deutsche Übersetzung zurückgegriffen. Um es gleich zu sagen: Das Deutsch der Übersetzung ist nicht ganz so gut gealtert wie das Englisch des Originals, wie ja bereits der deutsche Titel "Fräulein Detektiv" (statt Dora Myrl, Lady Detective) zeigt. Deshalb wäre es vielleicht einmal eine ganz nette Idee, die Geschichten neu zu übersetzen, anstatt immer nur die alte Übersetzung neu aufzulegen. Verdient hätten sie es.

Bodkin-DoraMyrl-dt.pdf

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Weil ich nach so was gefragt worden bin, lade ich Euch hier noch eine Liste mit allen Büchern im Crime Club und auf der Abenteuer-1880-Website hoch. Die ist eigentlich für die Website der österreichischen Supporter von PRIVATE EYE gedacht, für die ich sie regelmäßig (sprich: mit jedem neuen Upload) auf den neusten Stand bringe, deshalb die Erklärung, wie man in den Crime Club kommt.

Jedenfalls könnt Ihr jetzt an Hand der Liste überprüfen, was Euch zu Eurem Krimi-Glück noch fehlt.

ZenosCrimeClub-Krimi-Downloads.pdf

Und hier noch die URL der erwähnten Website, damit Ihr Euch auch in den kommenden Monaten auf dem neusten Stand halten könnt (Danke an Martin Dürr, der sich da immer die Mühe macht):

https://private-eye.at

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  • 3 Wochen später...

Für den März habe ich mal wieder einen Okkult-Krimi ausgesucht, nämlich den zweiten aus Jack Mann's "Gees-Serie", ›Nightmare Farm‹ (da klingt der Titel schon anheimelnd, gelt?). O.k., eigentlich ist es der dritte aus der Reihe, aber der erste ist mehr oder weniger ein normaler Krimi, das gilt auch für den vierten. Diese beiden werde ich also nicht hochladen, wer sie aber haben möchte, der/die kann mir eine PN mit seiner/ihrer E-Mail-Adresse schicken. Die beiden Bücher kommen dann umgehend (soweit möglich).

Nightmare Farm heißt eigentlich Knightsmere Farm und ist ein aufgelassener Herrensitz irgendwo in Shropshire, in dem es "umgeht", wie man so schön sagt. Gees erhält von dem lokalen Grundbesitzer den Auftrag, dem ein Ende zu bereiten. Das tut er auch, aber leider  nicht gründlich genug, deshalb hat der Roman ein tragisches Ende, soviel sei verraten.

Dass es diesen Monat zwei Romane gibt, liegt daran, dass das dunkle Geheimnis von Knightsmere Farm auf die Stadt Kir Asa irgendwo in Minangpahit, eh Südostasien natürlich, zurückgeht, und diese Stadt hat Charles Henry Cannell (1882–1947), so der richtige Name von Jack Mann, für seinen Fantasy-Roman ›City of Wonder‹ erfunden, einem Lost-City-Abenteuer, das er bereits 1922 unter seinem am häufigsten benutzen Pseudonym Charles E. Vivian veröffentlicht hatte. Eigentlich ganz clever, darauf 1937 wieder zurückzugreifen; allerdings sollte man betonen, dass beide Romane sowohl im UK als auch in den USA eh ziemlich erfolgreich waren. Die Kenntnis des Fantasy-Romans ist für das Verständnis des Krimis zwar nicht unbedingt nötig, aber nützlich, weshalb ich ihn hier ebenfalls hochlade (und nebenbei haben dann auch die Fantasy-Leser ihren Spaß; ist gutes Quellenmaterial für Abenteuer in einer eher vernachlässigten Region von Midgard).

Noch ein Wort der Warnung: In ›Nightmare Farm‹ wird viel Dialekt gesprochen, er ist daher nicht ganz so einfach zu lesen. ›City of Wonder‹ macht da keine Probleme.

Mann-1937-03-NightmareFarm.pdf Vivian-CityOfWonder.pdf

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  • 1 Monat später...

Diesen Monat kann ich's mir einfach machen, denn hier folgt die dritte Superschurkin des Autoren-Duos Meade & Eustace: Madame Sara (Strand Magazine 1902 und 1903), noch böser, noch durchtriebener und noch umtriebiger als ihre beide Vorgängerinnen. Diesmal ist die Dame Brasilianerin (trotz der französischen Anrede), und es spielt auch wieder eine Geschichte in Portugal. Irgendwie die Portugiesisch sprechende Welt bei Frau Meade und Herrn Eustace ein beliebter Tummelplatz für böse Damen zu sein … Divirtam-se, senhoras e senhores!

Meade-Eustace-Sorceress-ohneIllus.pdf

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  • 1 Monat später...

Dieses Jahr macht der Mai tatsächlich was "nai": eine neue Autorin kommt ins Spiel. Es handelt sich um eine waschechte Baronesse namens Emma Magdalena Rozália Mária Jozefa Borbála Orczy de Orci (1865-1947), die zwar aus Ungarn stammt, aber den größten Teil ihres Lebens in England lebte und ihre Bücher auch auf Englisch schrieb. Reich und berühmt wurde sie nicht durch ihre (durchaus originellen) Kriminalgeschichten, sondern durch eine Abenteuerserie um eine maskierte Heldengestalt namens "The Scarlet Pimpernel" (so hieß auch der erste Roman aus dem Jahr 1905), der während der Terror-Epoche der französischen Revolution gefangene französische Aristokraten vor der Guillotine rettet. In seiner Art ist er so etwas wie ein Vorläufer von Zorro oder Batman (die Liste ließe sich beliebig verlängern). Der erste Roman verkaufte sich ungeheuer gut und etliche Fortsetzungen folgten, und weil die erwähnte Epoche ja auch Gott sei Dank nicht so ewig lang währte, waren darunter dann auch Bände über Weggefährten, sowie Vor- und Nachfahren des Helden. Und Hollywood ließ natürlich auch nicht lange auf sich warten. Ein Riesenerfolg, der bis heute andauert.

Darüber wird leicht vergessen, dass Emmuska Baronesse Orczy, wie sie sich in ihren Büchern nannte, auch zwei wichtige Beiträge zur Geschichte der Kriminalnovellen geschrieben hat: der eine sind die Geschichten um Lady Molly von Scotland Yard, wo sie die Abenteuer einer Scotland-Yard-Beamtin beschreibt und damit ihrer Zeit um etwa ein Jahrzehnt voraus war, der andere die um den alten Mann in der Ecke. Um die Dame werden wir uns später kümmern, diesen Monat geht's um den alten Herrn.

Aus der Reihe um den alten Mann in der Ecke gibt es drei Serien à 12 Geschichten (in der dritten sind's 13), wobei diese dritte erst 1925 erschienen ist und deshalb für Zeno's Crime Club  uninteressant ist. Die Geschichten waren zuvor in Zeitschriften erschienen; aus unerfindlichen Gründen wurde 1905 zunächst die zweite Serie veröffentlicht, dann erst 1909 die erste – warum auch immer.

Der genannte ältere Herr, dessen Name übrigens nie genannt wird, sitzt an einem Tisch in der Ecke eines billigen "tea rooms" und kommentiert dort für seine Tischnachbarn aktuelle ungelöste Kriminalfälle. In der ersten Serie ist seine Gesprächspartnerin eine junge Reporterin; die Rahmenerzählung ist in der dritten Person geschrieben und wir erfahren auch einiges Persönliche über die junge Dame, so auch ihren Namen. In den beiden anderen Serien ist der Gesprächspartner/die Gesprächspartnerin auch der Ich-Erzähler*in und bleibt mehr oder minder anonym. Möglicherweise handelt es sich um die gleiche Person wie in der ersten Serie, aber das bleibt ungewiss.

Das Ungewöhnliche an der Reihe ist, dass der alte Herr niemals direkt an den Fällen beteiligt ist, sondern sein Wissen lediglich aus Zeitungen und an der Teilnahme an den öffentlichen Gerichtsverhandlungen (zu denen er teilweise weit reist) bezieht. Dennoch ist er - anders als die Polizei - in der Lage, logische und überzeugende Lösungen zu bieten. Er ist eben buchstäblich ein "armchair detective".

Dieses Monat gibt es erst einmal die erste Reihe (die als zweites erschienen ist), die zweite wird dann später folgen. Alle drei Serien sind übrigens bei LibriVox als kostenloses Hörbuch zu haben.

 

Orczy-OldMan-1.pdf

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  • 4 Wochen später...

Für den Juni greife ich mal wieder auf einen alten Bekannten zurück, nämlich auf Jack Mann alias Charles E. Vivian alias etliche weitere Pseudonyme alias Charles Henry Cannell mit Seiner Gees-Reihe okkulter Krimis. Und zwar ist es diesmal Roman Nr. 4 "Maker of Shadows". Da sagt der Titel eigentlich schon alles, und es dürfte auch einer beeindruckendsten in der Reihe sein.

Wer die beiden nicht-okkulten Romane in der Reihe haben möchte, kann mir gerne eine PN mit einer E-Mail-Adresse schicken; ich lasse sie ihr oder ihm dann zukommen.

Mann-1938-05-MakerOfShadows.pdf

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  • 1 Monat später...

Das erste Halbjahr 2023 ist schon wieder rum, und ich habe beschlossen, über die nächsten drei Monate eine Mini-Serie laufen zu lassen. Und zwar ist das Thema "Aus dem Tagebuch eines Arztes". Für die ersten beiden Monate werden insgesamt 2 × 12 Abenteuer aus der Feder der euch schon wohlbekannten Autorin L.T. Meade unter dem Titel "Stories from the Diary of a Doctor" hochgeladen, die diesmal nicht mit Dr. Robert Eustace zusammenarbeitet, sondern mit einem anderen Arzt namens Clifford Halifax (gleichzeitig der Name des Ich-Erzählers, hinter dem sich Dr. Edgar Beaumont, 1860-1921, verbirgt), im September wird es dann sozusagen zum Vergleich die Anthologie "From a Surgeon's Diary" von Clifford Ashdown (alias Dr. James Pitcairn und Dr. Richard Austin Freeman) sein. Viel Spaß beim Rumdoktorn!

Auch von diesem Band gibt es eine illustrierte Version.

Meade-Halifax-Diary-01-ZCC.pdf

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  • 1 Monat später...

Diesen Monat bin ich ein bisschen spät dran, aber in diesem Strang überschlagen sich die Ereignisse ja auch nicht gerade. Aber die Veranstaltung, die Ende November leider parallel zum Südcon stattfindet, wirft ihre verflixt langen Schatten voraus, und ich habe dafür allerlei zu tun.

Doch nun zum Krimi für den August. Es ist, wie schon angekündigt, die zweite Staffel der Abenteuer aus dem Tagebuch eines Arztes von L.T. Meade und Clifford Halifax alias Edgar Beaumont. Die einzelnen Abenteuer darin mögen literarisch nicht gerade vom feinsten sein, einige davon enthalten aber eine Menge Anregungen, wenn man sie mal konsequent weiterspinnt. Um mal nur eine Idee zu verraten, die mir bei der Lektüre der beiden Teile gekommen sind: Die dritte Geschichte "Very far West" hat ja ein offenes Ende, die Polizei hat das Haus, in dem der Mordanschlag gegen den Erzähler stattgefunden hat, nicht ausfindig machen können. Habt Ihr Euch mal überlegt, wie Sherlock Holmes an diesen Fall herangehen würde? Welche Hinweise auf die Lage des Hauses gibt es? Wie könnte man die Verbrecher ausfindig machen, zumal man ja davon ausgehen sollte, dass die ihr schmutziges Handwerk nicht aufgegeben haben.

Hier nun die zweite Staffel mit zwölf weiteren Geschichten. Viel Spaß bei der Lektüre und beim Nachdenken, wie man daraus Krimi-Abenteuer und/oder andere Geschichten machen könnte.

Meade-Halifax-Diary-02-ZCC.pdf

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  • 4 Wochen später...

Zum krönenden Abschluss unserer Reihe mit Auszügen aus dem Tagebuch eines Arztes nun Clifford Ashdowns "From a Surgeon's Diary" aus den Jahren 1904/5. Von Clifford Ashdown (ob der gleiche Vorname zum Pseudonym Clifford Halifax ein Zufall ist?) kennt Ihr schon die wunderbaren Schelmengeschichten um den Gauner Romney Pringle (wer sie noch nicht kennt, sollte sie sich schleunigst von dieser Website herunterladen!). Hinter dem Pseudonym Clifford Ashdown stecken zwei Ärzte, nämlich Dr. John James Pitcairn und Dr. Richard Austin Freeman. Freeman galt schon in den Dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts (und gilt es noch heute) als einer der besten Kriminalschriftsteller aller Zeiten, und vor allem sein Roman "The Eye of Osiris" (der auch auf Deutsch unter dem Titel "Das Auge des Osiris" erschienen und auf Englisch auf dieser Website zu haben ist) wird hochgelobt. Obwohl diese Anthologie hier aus seiner Frühphase stammt, merkt man (wenigstens meiner bescheidenen Meinung nach) ihr doch die ganz andere literarische Klasse gegenüber der von Meade und Halifax an (die aber als Steinbruch für Abenteuerschreiber mehr hergibt). Also das richtige Leckerli, um sich den September zu versüßen.

Ashdown-Surgeon.pdf

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  • 1 Monat später...

Nach der Ärzte-Mini-Serie in den letzten drei Monaten diesmal wieder was Deutsches: Nämlich die deutsche Übersetzung von Matthias McDonnell Bodkins „Paul Beck, Rule of Thumb Detective". Das englische Original ist 1898 erschienen, man merkt vor allem den ersten Geschichten darin noch an, dass sich der Autor erst einmal mit dem Krimi-Genre anfreunden musste. Sie haben noch nicht die Qualität der späteren Anthologien und Romane. Für die deutsche Übersetzung wurde das Buch dann in zwei Teile geteilt. Der erste erschien 1901 (also drei Jahre nach dem Original) unter dem Titel "Verschwindende Diamanten und andere Detektivgeschichten", der zweite unter dem Titel "Giftmischer und andere Detektivgeschichten" folgte dann 1904, jeweils im Verlag von J. Engelhorn, Stuttgart. Den zweiten Teil habe ich übrigens als modernen Nachdruck (leider keine Neu-Übersetzung) in einer (ziemlich gemischten) Klassiker-Reihe des Anakonda-Verlags vor einem guten Jahr in einer Bahnhofsbuchhandlung aufgetrieben. Ob alt oder neu: Viel Spaß mit Paul Beck!

Bodkin-Beck-Detektiv-dt.pdf

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  • 5 Wochen später...

Eigentlich wollte ich ja keinen Krimi aus den 1920ern hier einstellen, aber in diesem Monat erlaube ich mir mal eine Ausnahme, denn erstens handelt es sich um einen Classicissimo, zweitens wird eh dauernd auf die Zeit 40 Jahre zuvor zurückverwiesen und drittens brauche ich unbedingt einen Ausgleich zum jetzigen Sauwetter. Außerdem habe ich schon einige Romane des Autors aus der "richtigen" Epoche hier hochgeladen. Die Rede ist "The House Without a Key" (dt. "Das Haus ohne Schlüssel") von Earl Derr Biggers, der erste Roman (von leider nur sechs) um den chinesischen Polizeisergeanten Charlie Chan von der Polizei in Honululu. Der ist ja Sherlock Holmes derjenige, der am meisten in irgendwelchen Filmchen auftaucht, die leider alle in die Kategorie B-Movie (oder noch tiefer) fallen. Dies verdeckt die Tatsache, dass die Romane (vor allem der erste) vom Feinsten sind und ein unbedingtes Muss für jeden Krimifan. Hier nun das englische Original. Es gibt eine (komplette) deutsche Übersetzung (mit einem ausgezeichneten Nachwort), die auch als Hörbuch zu haben war (und möglicherweise noch ist). Ich sage "komplett", weil die alte Übersetzung aus den 70ern, die antiquarisch noch zu haben ist, ziemlich gekürzt war. Doch selbst das konnte die Qualität des Romans nicht ganz verbergen. Also viel Spaß mit diesem außergewöhnlichen Detektiv in einem exotischen Ambiente.

Änderung am 4.12.2023: Da dieser Band sehr gefragt war, habe ich mich entschlossen, nach und nach auch die übrigen 5 Romane hier hochzuladen, und habe zu diesem Zweck eine einheitliche Optik der Reihe kreiert. Deshalb hier das Werk in der neuen Aufmachung. Übrigens wird in diesem Roman der Begriff "makai" erklärt.

 

CC-01-HouseWithoutAKey-1925.pdf

Bearbeitet von Zeno
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  • 5 Wochen später...

Au weia, ist der Hawai-Monat schon wieder rum! Und bald auch das ehemals neue Jahr. 

Um den Abschiedsschmerz und die langweilige Festtagszeit ein wenig zu versüßen, heute noch mal was Klerikales. Mir fiel ein, dass ich ja noch einen Band mit Father-Brown-Geschichten hier liegen habe, die noch in "unserer" Periode erschienen sind: The Wisdom of Father Brown. Den muss ich auch nicht groß anpreisen, da er ja aus durchschnittlichen bis schlechten Verfilmungen und einer ganz annehmbaren Fernsehserie, die man auch heute noch auf DVD erwerben kann, (zu schweigen von etlichen deutschen Übersetzungen) auch hierzulande immer noch ziemlich populär ist. Also nehmt und lest!

Wer auch die beiden in den Zwanzigern erschienenen Bände haben möchte, möge mir bitte per PN Bescheid geben.

Chesterton-FB-Wisdom-1914.pdf

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Erst einmal allen Krimifreunden alles Gute zum neuen Jahr 2024. Wir starten mit einem weiteren Werk von Emmuska Baronesse Orczy (1865–1947), nämlich den zweiten Band der Erzählungen um den alten Mann in der Ecke des A.B.C.-Shops. Der Name der Erzählerin oder des Erzählers wird diesmal nicht genannt, möglicherweise ist es - trotz ihrer Hochzeit am Ende des ersten Bands - wieder die Reporterin Mary Burton oder Mrs. Richard Frobisher, wie sie jetzt wohl heißen würde. Die zweite Sammlung hat den gleichen Titel wie die erste Erzählung des Bands ("The Case of Miss Elliot"), was ich ein bisschen lahm finde, aber die Geschichten sind wieder geheimnisvoll und rätselhaft genug, dass man sich nur schwer davon losreißen kann. Ich selbst höre sie als Hörbuch, denn man kann sie kostenlos bei LibriVox herunterladen und die Aufnahme ist auch ganz anhörbar.

Es gibt auch einen dritten Band, der in den Zwanzigern erschienen ist und auch nach dem ersten Weltkrieg spielt. Dem merkt man deutlich die wirtschaftlich schlechteren Zeit an (der Adel muss doch tatsächlich jetzt Steuern zahlen!). Ich überlege noch, ob ich den auch irgendwann hier hochlade. Als Vergleich wäre das sicher interessant. Was meint Ihr?

Orczy-OldMan-2.pdf

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  • 4 Wochen später...

Heute was für die Leute, die sich immer darüber amüsieren, wenn ich Dinos füttere. Dass auch ein einzelner Papagei aus praktisch Nichts einen ziemlich verwickelten Kriminalfall machen kann, beweist der zweite Band (von leider nur sechs) aus der reihe um den hawaianischen Polizeibeamten chinesischer Abstammung Charlie Chan. Der spielt gar nicht auf Hawai oder einer der anderen Inseln des Archipels, sondern mitten in der kalifornischen Wüste, da wo sie am trockensten und am ödesten ist: "Der chinesische Papagei". Von diesem Band ist seinerzeit in der Krimi-Reihe von Dumont noch eine vollständige Übersetzung erschienen, wie immer mit Nachwort, danach wurde die Reihe dann leider nicht mehr fortgesetzt, sodass die restlichen vier Bände um Charlie Chan leider nur in den alten gekürzten Übersetzungen auf Deutsch zu haben sind. Aber wenigstens die englischen Originale will ich hier alle nach und nach zur Verfügung stellen. Viel Spaß in der Wüste mit Sand, einer verschlafenen Kleinstadt, einer aufgelassenen Mine, einem Neubauprojekt, einem Millionär, einem Juwelier, einer wertvollen Perlenkette und einigen Filmleuten! Oh ja, und natürlich einem Papagei mit Sprechrolle.

TheChineseParrot-1926.pdf

Bearbeitet von Zeno
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  • 4 Wochen später...

Heute mal kein Upload eines Krimis aus der Zeit vor dem sog. Golden Age des Kriminalromans, sondern ein Lesetipp aus eben jenem angeblich goldenen Zeitalter, das hier in Deutschland vor allem durch die Werke von Dorothy L. Sayers und die frühen Romane von Agatha Christie bekannt ist, vielleicht auch noch durch die von Ngaio Marsh. Dass es daneben auch noch eine ganze Menge anderer interessanter Autor:Innen gibt, wird leider gerne übersehen. sogar schon in den angelsächsischen Ländern, geschweige denn hier in deutschen Landen, wo ja noch dazu kommt, dass kaum etwas übersetzt worden ist. Genannt seien hier als Beispiele Christopher Bush, Freeman Wills Croft, Brian Flynn und E.R. Punshon. die jeder eine stattliche Reihe von teilweise ganz hervorragenden Werken bis in die Fünfziger Jahre hinein verfasst haben. Von Croft sind einige Romane in deutscher Übersetzung in den späten Siebzigern/frühen Achtzigern bei Heyne erschien, ein Weihnachtskrimi (der mich allerdings nicht so überzeugt hat) von Brian Flynn vor zwei, drei Jahren bei Dumont. In England hat vor einigen Jahren eine Renaissance solcher Autoren eingesetzt, die es aber noch nicht hierher geschafft hat. Als Beispiel sei hier nur der Verlag Dean Street Press genannt, dessen lobenswerte Ausgaben wenigstens auf englisch dem Internet sei Dank auch hier zu haben sind. Auch gibt es u.a. mit der Website Beneath the Stains of Time https://moonlight-detective.blogspot.com/p/the-muniment-room.html (um nur eine zu nennen) Foren mit Rezensionen dieser neu herausgebrachten Werke (und auch einiger, die immer noch nur antiquarisch und zu Schweinepreisen zu haben sind).

Dieser Website verdanke ich meine neuste Entdeckung: Harriet Rutland oder eigentlich Olive Shimwell (1901–1962), die leider nur drei Romane geschrieben hat. Ich habe jetzt auf die Empfehlung des Rezensenten des Muniment Rooms mit dem ersten angefangen: Knock, Murder, Knock (1938). Und was soll ich sagen: Einfach nur toll, in jeder Beziehung: Stil, Plot, Atmosphäre. Wunderbare Komik, aber auch die nötige Tragik, die unmissverständlich daran erinnert, das wir es mit Mordfällen zu tun, einer sogar an einem siebenjährigen Jungen! Auch verhindert diese Tragikomik, dass die skurilen Figuren, die die Handlung tragen, eindimensionale Abziehbilder bleiben. Ich war jedenfalls sehr angetan von dem Roman und werde ihn mir nach der elektronischen sicher auch in der gedruckten Version zulegen.

Und der zweite Roman der Autorin "Bleeding Hooks" (mit demselben Ermittler) soll noch besser sein! Ich bin gespannt.

Noch ein Tipp: Wer kein E-Book-Lesegerät hat, der kann epub-Bücher mit Hilfe des kostenlosen Sumatra-PDF-Readers lesen, den es auch in einer Portable-Version gibt. Auch sind epub-Dateien im Prinzip gepackte html-Dateien, die man auch entpacken und mit einem Browser lesen kann.

Bearbeitet von Zeno
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