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Artikel: Auszüge aus den Briefen Dianfosys - Eine kleine Abhandlung über die Bestattungssitten von Kobolden - Beitrag zum Thema des Monats August 2015


Brandon Thorne

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Killian MacTillion, Mitglied des Königlich-Albischen Kollegs zu Beornanburgh an seinen guten Freund Onios, Eingeweihter der zweiten Schale der tränenden Wissenschaften, Ikarium, 2424 n.L

 

… so muss ich leider gestehen, dass sich im Kollegium kein einziger findet lässt, der genaueren Einblick in das Wesen dieser seltsamen Bewohner dieser Welt hat. Auch muss ich zugeben, dass mir selbst nur Abbildungen bekannt sind und mir noch kein persönlicher Kontakt – den ich allerdings auch nicht gesucht habe – vergönnt war. Dies trifft auch auf den Großteil des restlichen Kollegs zu. Des Weiteren ist der Bücherbestand unserer ehrwürdigen Einrichtung noch immer als eher unzufriedenstellend einzustufen und außer einigen klassischen Abhandlungen, die es kaum vermögen in die Tiefe zu gehen, wird man hier nicht weiter fündig werde. Nichts desto trotz werde ich dir eine Abschrift der entsprechenden Stellen zukommen lassen und verweise ansonsten weiter auf die mehr als großzügig ausgestattete Bibliothek von Cambryg.

Einzig unser Koch behauptet steif und fest, dass irgendwo in unserem Gebäude wohl eine „Kolonie dieses Ungeziefers“, so sein Wortlaut, hausen müsse. Ich vermute, dass ihm nichts von den mitternächtlichen Heißhungerattacken einiger unser besonders fleißig arbeitenden Mitgliedern bekannt sein dürfte.

So bleiben nur noch einige Briefe von einem gewissen Magister Dianfosy, die sich mit diesem Thema befassen. Seit Jahren sendet er sie uns aus allen möglichen Winkeln Vesternesses. Zumindest behauptet er dies. Ein bisschen möchte ich das bezweifeln, zum einen, weil der Inhalt seiner Briefe oft mehr als fantastisch klingt, zum anderen, weil dieser besagte Herr selbst vielleicht nicht ganz richtig im Kopf zu sein scheint.

Ich werde dir kurz das Wenige, das ich über ihn weiß zusammenfassen und du kannst die selbst aus dieser Beschreibung und seinen Briefen ein Bild von ihm machen. Sein letzter Brief erreichte uns vor etwa drei Jahren. Darin teilte er uns noch mit, dass sein nächstes Ziel Moravod sei. Ich kann nur hoffen, dass diese Piraten keinen Trinkbecher aus seinem Schädel machten.

Es ist jetzt schon über zehn Jahre her, dass dieser damals junge Mann sich bei uns im Kolleg vorstellig machte und um ein Stipendium bat um eine Forschungsreise zu starten. Natürlich verwiesen wir ihn auf die knappen finanziellen Ressourcen unserer Einrichtung. Ich entsinne mich aber, wie er uns mit ein paar lustigen Anekdoten über Kobolde tatsächlich dazu bewegte zumindest eine kleine Sammlung für ihn abzuhalten. Und nachdem er uns nach seinem Aufbruch regelmäßig Briefe schickte, nehme ich an, wir konnten somit seinen vorzeitigen Hungertod vermeiden. Verzeih, ich schweife ab.

Von Gestalt her war dieser Dianfosy wahrlich keine Augenweide. Die Augen standen weit auseinander, vermutlich weil die Nase dazwischen fehlte, um sie zusammenzuhalten. Klein und nicht sehr eindrucksvoll, war er behaart wie ein Eber. Dunkles dichtes Haarkleid bedeckte bis auf sein Gesicht alle sichtbaren Körperteile. Ich vermute, dass er im Sommer wohl auf seine Kleidung verzichten könnte. Man möchte ihm seine Geschichte fast glauben, dass er in seiner Kindheit von einem Kobold gebissen wurde und sich seitdem in einen verwandeln kann.

Während sein Äußeres eher abschreckend war, schien er ansonsten eine sehr gefällige Persönlichkeit zu besitzen. Er sprach gepflegt und war von einem, ich möchte fast sagen heiligen Eifer für seine Sache besessen.

 

Nun, mehr ist dazu wohl nicht mehr zu sagen.

Allerdings habe ich auch selbst eine kleine Anfrage zu stellen. Letztens begegnete ich auf dem Markt einer Dame von gar eindrucksvollem Wuchs. Wie du weißt, bin ich ansonsten sehr redegewandt und scheue nicht den direkten Disput mit Kollegen. Doch wollte es mir nicht gelingen in Anwesenheit dieser Dame auch nur ein Wort...

Auszüge aus den Briefen Dianfosys - Eine kleine Abhandlung über die Bestattungssitten von Kobolden

 

 

Auszug aus dem 1. Brief Dianfosys an das Könglich-Albische Kolleg zu Beornanburgh, 2413 n.L. aus dem Süden Albas

 

[…] Ich war jetzt einen Monat zu Besuch bei Knoroks Sippe, als er sich zu mir setzte und mir mitteilte, dass er bald sterben würde. Natürlich wollte ich widersprechen. Er schien dies zu merken und verließ mich. Einen Tag später begann er das Gespräch erneut und dieses Mal unterbrach ich ihn nicht. Er sprach mich auf seine Gefangenschaft an und erinnerte mich an mein Versprechen, dass er niemals wieder Gitter sehen würde. Dann wies er mit der Hand im Kreis und meinte einfach nur: „Gitter. Überall Gitter.“ Ich weiß nicht, ob er damit die Bäume und Büsche meinte, denn in der Tat standen sie hier so dicht, dass man nur schwerlich durchschauen konnte, oder ob das eher allgemeiner oder gar metaphysischer Natur war. Ich fühlte mich schuldig, ich hatte das Gefühl, als hätte ich mein Versprechen gebrochen.

Die anderen Kobolde waren Knorok gegenüber ab dieser Zeit zurückhaltender, sie ließen sich in ihren oft wilden Spielen nicht so sehr hinreißen. Ich denke, sie hatten eine gewisse Achtung vor ihm. Knorok selbst wurde in den kommenden Tagen immer ruhiger. War er nach seiner Heimkehr aufgeblüht, so schien man nun richtig zu erkennen, wie ihn die Lebensgeister verließen. Die anderen Kobolde verschwanden dafür immer öfters irgendwo im Wald. Keiner wollte mir mitteilen, wo sie sich herumtrieben.

Zehn Tage, nach seiner Voraussage erhob sich Knorok plötzlich. Er machte mit der Hand ein Zeichen, das ich vorher noch nicht gesehen hatte und ging in den Wald. Die ganze Sippe schloss sich ihm an. Auch mir wurde das Mitmarschieren nicht verwehrt. Etwa eine Stunde ging es langsam durch den Wald, dabei verhielten sich die Kobolde seltsam ruhig, wie sie es sonst nur taten, wenn sie auf der Jagd waren oder schliefen. Der Ort zu dem wir kamen unterschied sich für mich im ersten Moment durch nichts von irgendeinem anderen in diesem Wald. Dann deutete mir Knorok ihm zu folgen und er begann einen der Bäume hinaufzuklettern. Das war ein ganzes Stück Arbeit für mich und ich fragte mich, wie dieser kleine Kobold es so mühelos schaffen konnte. Noch verwunderte war ich, als wir an die Spitze des Baumes kamen. An der höchsten Stelle hatten die Kobolde eine kleine Plattform errichtet. Etwas Nahrung lag darauf bereit. Ich musste Knorok hinaufheben, stieg selbst jedoch nicht auf die Plattform, die unter meinem Gewicht wohl zerbrochen wäre. Knorok legte sich hin und so wie an dem Tag, als er mit mitteilte, dass er sterben würde, wies er auch dieses Mal in die Runde. Weit und breit konnte man über die Wipfel der Bäume sehen. Die Kobolde hatten sich einen der höchsten Bäume in der Umgebung ausgesucht. „Keine Gitter“, sagte mein Freund. Und dann noch: „Leb wohl.“ Durch ein Zeichen gab er mir zu verstehen, dass ich ihn alleine lassen solle. Dies tat ich.

Erst beim Abstieg sah ich zahlreiche andere Plattformen, teils im selben Baum, teils in Bäumen in der Nähe. Alle schienen neu errichtet. Knorok dürfte sehr großen Einfluss auf seine Sippe gehabt haben. Bestätigt wurde dies einen Monat später, als einer der jungen Kobolde bei einem Unfall starb. Sie trugen ihn wieder zur besagten Stelle und zwei aus der Sippe trugen den Verstorbenen einen Baum hinauf und legten ihn dort auf eine der Plattformen. Sie nahmen auch etwas Nahrung mit, ich vermute, um sie dazuzulegen. Eine gewisse Vorstellung von einem Jenseits dürfte sich bei dieser Sippe etabliert haben, auch wenn mir keiner der befragten Kobolde darüber Auskunft geben konnte oder wollte. „Keine Gitter“, war das einzige, dass ich zu hören bekam. […]

Wie sehr sich diese Sippe von der ersten unterschied konnte ich erneut erfahren, als ich sie auf ihre Toten ansprach. Sie taten sich sehr schwer mit diesem Begriff und es war sehr mühsam herauszufinden, dass tatsächlich vor einiger Zeit einer aus ihrer Sippe gestorben sei. Ich fragte, wo der Tote nun sei, wobei ich diese Frage zwei Mal in verschiedenem Sinne stellte. Ich traf auf großes Unverständnis, bis endlich einer der Kobolde mich zu einer Stelle führte, und auf den Boden deutete. Erst nach genauerem hinsehen konnte ich einige Knochen entdecken, die möglicherweise von einem Kobold stammten. Sie dürften den Verstorbenen nach seinem Tod nicht mehr bewegt haben, sich aber auch nicht in einem speziellen Sinne mit ihm befasst haben. [...]

Sie Sitten dieser Sippe waren ähnlich der zweiten. Auch sie ließen ihre Toten einfach an der Stelle liegen, an der sie gestorben waren. Allerdings meinten sie, dass der nur schlafen würde. Sie könnten aber nicht auf jeden warten, der so lange schlafen würde. Als ich sie fragte, ob denn jemals auch einer wieder nachgekommen war, fingen sie an, sich untereinander zu streiten. Sie waren sich nicht einig, ob das schon einmal der Fall gewesen sei oder nicht. Letzten Endes stellte sich für mich heraus, dass diese Gruppe scheinbar wirklich Schwierigkeiten hatte, Schlaf und Tot zu unterscheiden. [...]

 

 

Auszug aus dem 2. Brief Dianfosys an das Könglich-Albische Kolleg zu Beornanburgh, 2414 n.L. aus Chrysea

 

[…] Sehr interessant waren die Vorstellungen der Kobolde dort von einem nächsten Leben. Hier waren sie sehr genau, und ich kann mich nicht erinnern, dass irgendeine andere Koboldgruppe, die ich bisher getroffen hatte, bisher so detailliert von einem Jenseits sprach wie diese hier in Thalassa. Ein mutiger, richtig handelnder Kobold würde nach seinem Tod Zugang zu einer immer offenen, sich niemals leerenden Speisekammer haben. Welche Nahrungsmittel man dort finden würde, schien genau festgelegt zu sein, denn in die Aufzählung fielen alle Kobolde ein. Durchaus rhythmisch könnte man es fast für eine Art Gebet halten. Eine Übersetzung wäre müßig, doch ging es in etwa so: Äpfel wirst du essen, ja Äpfel immerzu! Schaffleisch wirst du essen, ja Schaffleisch immerzu. Und so in einem fort. Leider begann ich zu spät mitzuzählen, doch es waren bestimmt über hundertfünfzig, oft sehr spezielle Nahrungsmittel die hier aufgezählt wurden. Menschen würde es dort auch geben, aber die seien so klein wie Mäuse und könnten leicht gefangen und als besondere Mahlzeit zwischendurch dienen. Hier möchte ich anmerken, dass ich in der Zeit, in der ich dort lebte, sie niemals Menschfleisch essen sah. Von dieser Vorstellung her erklärt sich auch ihre seltsame Sitte, tote Kobolde in Vorratskammern zu legen und sie mit Essen zu belegen. Natürlich nützen sie dabei auch die Chance, so viel Essbares wie möglich zu vertilgen und mitzunehmen. […]

Ich habe bereits erwähnt, dass sich dieser Bergstamm gerne mit Hilfen von Rutschen fortbewegt. Etwas, dass ich selbst auch als sehr lustig empfunden habe, wenn mir meine Größe hier auch manches mal Schwierigkeiten bereitete. Einmal führten sie mich zu einer Rutsche, die ihnen ganz besonders wichtig zu sein schien. Ein besonders alter, ehrwürdiger Kobold trat vor die Rutsche hin, verabschiedete sich von seiner Sippe und rutschte mit einem freudigen „Huij“ die Rutsche hinunter. Man hörte sein Freudenrufen noch sehr lange. Von ihm selbst sah man aber nie mehr etwas. Er würde auch nicht mehr kommen, meinten seine Familienmitglieder. Ich konnte schließlich herausfinden, dass sie ihre Toten diese Rutsche hinunterschicken würden, es aber auch öfters vorkommt, dass jemand schon zu Lebzeiten dieses letzte Vergnügen in Anspruch nimmt. Wo genau die Rutsche endet, konnte mir keiner sagen, es schien ihnen auch nicht weiter wichtig zu sein. […]

 

 

Auszug aus dem 3. Brief Dianfosys an das Könglich-Albische Kolleg zu Beornanburgh, 2417 n.L. aus Ywerddon

 

[…] Wie bereits erwähnt, war dieser Stamm sehr stolz darauf, dass einst ein König aus ihrer Mitte hervorgekommen war. (Der Nachbarstamm hatte übrigens das selbe behauptet.) Nach langem Bitten führten sie mich dann tatsächlich zu dem Ort, den sie als sein Grabmal bezeichneten. Dies war wohl einer der gefährlichsten Augenblicke meines Lebens, denn der Ort der Bestattung lag in einem Orkgebiet und mir ist es nicht vergönnt, die engen Gänge der Kobolde zu verwenden. Auch mein Begleiter, Inwk, der davon träumte, selbst einmal König zu sein, ging hier kein geringes Risiko ein. Doch hatten wir Glück und wir kamen unbeschadet beim Grabmal an. Nichts deutete daraufhin, dass hier das Grab eines legendären Koboldkönigs zu finden war. Die Kobolde hatten ihren König scheinbar in eine große Grube von etwa 10 m Durchmesser gelegt und diese einfach mit kleinen Steinen ausgefüllt. Dies musste wirklich viel Zeit in Anspruch genommen haben. Die Frage nach Grabbeigaben beantwortete mein Begleiter nicht. Äußere Zeichen hatten sie keine angebracht, zumindest keine, die sich mir erschlossen. Inwk war sich jedoch sehr sicher, dass dies die richtige Stelle sei. Er verhielt sich auch durchwegs sehr ehrfürchtig vor diesem Steingrab und wirkte durchaus ergriffen auf mich. Leider mussten wir uns sehr bald wieder auf den Weg machen, weil wir Geräusche in der Ferne hörten und wir keinen Kontakt mit den Orks wünschten. Auf diese war Inwk nicht sehr gut zu sprechen, denn seit sie diese Höhlen besetzt hatten, konnten die Kobolde nicht mehr unbehelligt zu diesem Grab pilgern.

Diese Art der Bestattung hat sich bei ihnen, wenn auch in kleinerem Maßstab durchgesetzt. Meist suchen sich die Kobolde schon zu Lebzeiten kleine Gruben aus und sammeln auch selbst bereits besonders schön Steine für diesen Zweck. Hier konnte ich auch beobachten, dass sich manche Kobolde etwas weniger Mühe geben als andere und ganz einfach Steine von einem der anderen stehlen. Andere wiederum, die mit ihrem nahen Tod rechneten, belegten sich bereits auch selbst mit Steinen, vermutlich um das Stehlen dieser zu verhindern. Ein belegtes Grab wird übrigens nicht mehr angerührt, hier scheinen sie eine gewisse Scheu zu haben. Die Gruben, die sie wählen sind manches Mal so groß, dass sie nie genug Steine sammeln können, manches Mal so klein, dass sie nie im Leben und natürlich auch nicht im Tod hineinpassen könnten. Das ist ihnen aber völlig gleich. So gibt es einige Orte hier im Gebirge, wo einige Steinhaufen scheinbar willkürlich in einer Grube oder mitten am Weg liegen. Man kann annehmen, dass darunter ein toter Kobold liegt. [...]

 

 

Auszug aus dem 4. Brief Dianfosys an das Könglich-Albische Kolleg zu Beornanburgh, 2421 n.L. aus Furdain

 

[…] Sie hatten mir versprochen, mich bei meiner Rückkehr zu einem dieser Orte zu führen. Cadfannan ließ ich in diesem Fall zurück, zum einen, weil die Kobolde sich für ihn nicht so sehr erwärmen konnten, was auf Gegenseitigkeit beruhte, zum Anderen, weil ihm Grabstätten unheimlich waren und er sie nach Möglichkeiten mied. Im Nachhinein hätte ich ihn gerne dabei gehabt, seine Fähigkeiten in der Wildnis wären wohl für die Wissenschaft vom Vorteil gewesen.

Die Kobolde führten mich zu einem Ort, an dem sie eine Schlacht gegen eine andere Sippe geführt hatten. Schlacht meint in diesem Fall ein Kampf zwischen wohl bis zu hundert Kobolden, dies ist aber eine Schätzung meinerseits, denn mit Zahlen sind die Kobolde etwas ungenau und „so viele wie Blätter an diesem Baum“ ist als Angabe nur wenig hilfreich. Tatsächlich dürften an diesem Ort mehrere Kobolde gefallen sein. Sie hatten die Leichen begraben, allerdings nicht sehr tief und die meisten Toten dürften von Aasfressern wieder aus der Erde herausgeholt worden sein. Überall lagen Holzspeere und Knochen herum. Es sah tatsächlich wie ein Schlachtfeld aus, aber da es nur Kobolde unter den Toten gab, wirkte es auf mich wie ein Gemetzel, die dem arme Kobolde einfach hingemordet wurden. Schließlich zeigten sie mir auch ein frisches Grab. Auch hier war der Tote nur wenig unter der Erde begraben, ich bildete mir sogar ein, seine Zehen sehen zu können. Vielleicht waren es aber auch nur Aststücke. In die Mitte des Grabes hatten sie einen ihrer Speere gesteckt, der somit den Ort des Grabes markierte. Wie schon ihre Verwandten im Süden legten auch hier die Kobolde ihre Toten nicht an bestimmte Plätze, sondern begruben sie dort, wo sie gestorben waren. Ob man ihnen ihre Besitztümer ließ oder sogar etwas dazulegte schien rein willkürlich zu sein. Ich vermute, dass es so ist, dass sehr wohl einer etwas ins Grab hineinlegt und der nächste es gleich wieder herausnimmt, bevor sie es zuschütten. Diese Art von Verhalten scheint aber toleriert zu sein. […]

Der junge Kobold war in der Nacht nun doch an seiner Krankheit gestorben. Da holten sie ihren Schamanen und der flocht einen Stein an ein ledernes Band und pendelte diesen dann über Kopf, Brust und Bauch des Toten. Der Tote wurde dann einfach für die Tiere liegen gelassen. Dann wanderte die Gruppe einfach weiter. Erst später fiel mir auf, das nicht wenige der Kobolde selber einen oder mehrere dieser Steine um den Hals hängen hatten. Einer von ihnen zeigte mir dann auch einen Stein, der ihm besonders gefiel, und den er immer dabei hatte, damit er „bereit“ sei. Der Rätsels Lösung war schließlich eine Stelle im Wald, wo von den Zweigen der Bäume lauter Steine an Lederbändchen herabhingen. Die Kobolde, die einen Stein um den Hals hängen hatten, nahmen ihn jetzt ab und hängten ihn ebenfalls in das Geäst. Als die Gruppe aufbrach, blieben einige der Älteren zurück. Alle anderen schienen sehr erleichtert zu sein. Wochen später war der Schamane erst bereit, mir die Bedeutung zu erklären. Diese Gruppe von Kobolden glaubte, dass der Schamane den Geist der Toten im Stein auffangen konnte. Das war wichtig, weil er an die richtige Stelle gebracht werden musste, denn nur dort konnte er Ruhe finden. Deshalb waren auch einige der Alten zurückgeblieben um dort zu sterben. Wichtig war auch, dass man den „richtigen“ Stein hatte, ein Stein, mit dem man eine Art Verbindung hatte, denn nur der konnte den Geist des Toten aufnehmen. Bei dem jungen Toten, der an einer Krankheit gestorben war, war es sehr schwierig gewesen den Geist zu fangen, weil der noch keinen passenden Stein gefunden hatte und der Schamane einen vorbereiten musste. Kobolde, deren Geist nicht gefangen wurde mussten ruhelos herumziehen und würden ihre Sippe verfolgen und in den Träumen beschimpfen. [...]

 

 

 

 

Spieltechnische Anmerkungen

Grundsätzlich kann man alle Orte überall dort auftauchen lassen, wo sie einem passend erscheinen. Hier nur einige zusätzliche Anmerkungen; was man wie verwenden will und was man noch dazu erfindet, steht natürlich frei. Aber wem erzähle ich das?

 

zum 1. Brief

Mitglieder der ersten genannte Sippe, zu der der Kobold Knorok gehörte, werden sich nie gefangen nehmen lassen. Ebenso werden sie mit allen Mitteln versuchen, einen ihrer Gefangenen zu befreien. Ihr Schlachtruf ist „Keine Gitter!“ und zwar tatsächlich auf Albisch, wenn auch schwer zu verstehen.

 

 

zum 2. Brief

So mancher plötzlich auftauchender, mit Essen bedeckter toter Kobold, könnte in dieser Bestattungssitte in Thalassa seinen Grund finden.

 

Diese „letzte Rutsche“ endet in einem tiefen Abgrund. An dessen Boden kann man die Koboldknochen mehrere Generationen finden. Unter Umständen auch den einen oder anderen wertvollen kleinen Gegenstand. Möglicherweise führt auch noch ein anderer Weg hinein und sollte man sich gerade unten befinden, kann es sein, dass man ein seltsames Rufen hört, dass immer näher zu kommen scheint und es auch tut, bis einem ein Kobold auf den Kopf fällt.

 

 

zum 3. Brief

Den Kobolden ist dieses Grabmal tatsächlich heilig. Sie werden es nach Möglichkeiten verteidigen und möglicherweise findet sich eine Abenteuergruppe, die für sie die Höhle von den Orks reinigt. Die Abenteurer müssen nicht einmal wissen, was sie gerade Gutes getan haben, sie würden sich in diesem Fall möglicherweise etwas wundern, wenn plötzlich seltsame Geschenke neben ihren Schlafstätten auftauchen, oder ein Kobold sie vor etwas warnt oder sie ganz einfach plötzlich von Kobolden umzingelt und als Helden gefeiert werden.

 

 

zum 4. Brief

Sollte einer der Abenteurer eine dieser Halsketten mitnehmen, kann es sein, dass er in nächster Zeit schlecht träumt, sich verfolgt fühlt und mehr Hunger hat als früher. Unter Umständen erscheint ihm auch ein Koboldgeist, der ihn auffordert, den Gegenstand zurückzubringen oder ihn ununterbrochen beschimpft. Kann sein, dass dieser Geist dann nur für diesen einen sichtbar ist, so dass andere Gruppenmitgleider sich schon über das seltsame Verhalten ihres Reisebegleiters wundern. Die Ablenkung kann unter Umständen sogar so stark sein, dass man diverse mali auf Erfolgswürde bekommt.

Möglicherweise wurden auch alle Halsketten entwendet und ein (Kobold-)Schamane bittet die Abenteurer sie zurückzubringen, damit die Geister ihre Ruhe finden. Auch eine Vision kann hier eine kleinen Schubs geben.


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Bearbeitet von Brandon Thorne
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