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Der Ton im Forum


Degas

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Hallo Prados!

vor 43 Minuten schrieb Prados Karwan:

Es ist weiterhin (meines Erachtens; aber dieser Einschub wäre gar nicht notwendig, wie man gleich lesen wird) völlig selbstverständlich, dass ein solcherart wertendes Urteil - wie eigentlich jede Aussage ohne Bezug auf eine anerkannte Wahrheit - immer eine subjektive Äußerung sein muss, sodass eine entsprechende Verdeutlichung eigentlich nicht nur nicht nötig ist, sondern von anderen Gesprächsteilnehmern sogar als störend wahrgenommen werden kann, weil in ihren Augen unnötig viele Wörter verwendet werden, wenn das Gleiche, nämlich der Hinweis auf den subjektiven Charakter, immer wiederholt wird.

Grundsätzlich stimme ich Dir in diesem Punkt zu. Ich stelle jedoch vermehrt fest, dass bei der (schriftlichen) Kommunikation leicht(er) Befindlichkeiten getroffen werden, die mit einer Subjektivierung oft vermieden werden könnten. Daher rate ich eher dazu, um Verstimmungen vorzubeugen - zumal man diese selten zum Ziel hat.

Liebe Grüße, Fimolas!

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So, ich habe meinen zweiten Beitrag dort jetzt verbessert. Ich hoffe, jetzt ist es klar und vertretbar. Irgendwann ist auch mal gut.

Ich möchte in Ergänzung zu dem von Prados geschriebenen noch erwähnen, wohl gemerkt ganz persönlicher und individueller Eindruck von mir, der mir allerdings in zahlreichen persönlichen Gesprächen auf Cons usw. bestätigt wurde, dass es auch hier, wie im wahren Leben einen erheblichen Unterschied macht, wer

1: die wertende Bemerkung macht (bei manchen wird gerühmt, bei anderen getadelt) und

2: an wen sich die wertende Bemerkung richtet (bei machen wird gejubelt, bei anderen geschimpft).

Das ist auch okay (iSv: man muss das akzeptieren). Man muss sich nur darüber klar sein, dass es so ist. Ich will das Thema damit für mich beschließen. 

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  • 2 Wochen später...
vor 7 Stunden schrieb Jürgen Buschmeier:

Persil machte nie Werbung mit oder für einen Schein.

Der Begriff Persilschein wird gerne als eine Art Genehmigung betrachtet. Aber die ursprüngliche Bedeutung sollte jedem klar sein, wenn man nur alt genug ist und aus der Schule. Gehört für mich zur Allgemeinbildung.

Ein Begriff, egal welcher, ist immer Teil der eigenen, persönlichen Allgemeinbildung. Ich wundere mich hier auch oft und denke: „Wieso weiß die das nicht? Ich weiß das doch auch!“ Bestimmt habe ich den Begriff vor 35 Jahren mal im Geschichte-LK gehört. Mein Verbrechen besteht dann darin, dass ich ihn mir nicht gemerkt habe. Möglicherweise geht es @Ma Kai da ähnlich. Bloß, weil man einen Begriff in einer Diskussion mal verwendet, macht einen das nicht gleich zu einem schlechten Menschen. Himmel, wie oft wurde hier in der Vergangenheit der Begriff „Gutmensch“ schon verwendet (nicht wahr, @Bruder Buck), bis ein „kluger“ Zeitgenosse uns eines besseren belehrte. Ich denke, es reicht, wenn das einmal zur Sprache kommt und dann ist gut.

Ihr könnt ja einen Strang eröffnen über „Worte und Begriffe, die wir hier nicht mehr lesen wollen, und warum das so ist.“ :thumbs: Dann haben alle hier dieselbe Allgemeinbildung. ;) 

Bearbeitet von Bro
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Sehr kurze Erläuterung: 'Persilschein' ist eine Wortschöpfung der Nachkriegszeit und bezieht sich auf die Entnazifizierung. Alle Deutschen wurden auf ihren Grad an Kollaboration mit dem Regime geprüft. Ergebnis war im 'Gutfall' ein Dokument, dass dir formal keine Belastung bescheinigte, in der Umgangssprache 'Persilschein' genannt, weil es dich von Schuld reinwusch. Es drückte das faszinierende Phänomen aus, dass Leute, die offensichtlich schwer belastet waren, plötzlich zertifizierte Nichtnazis waren. Wir uns plötzlich als Volk von Widerstandskämpfern zeigten.

Insofern verstehe ich die Verwendung im Coronazusammenhang, empfinde ihn aber unglücklich.

 

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Hallo Kazzirah!

vor 7 Minuten schrieb Kazzirah:

Sehr kurze Erläuterung: 'Persilschein' ist eine Wortschöpfung der Nachkriegszeit und bezieht sich auf die Entnazifizierung. Alle Deutschen wurden auf ihren Grad an Kollaboration mit dem Regime geprüft. Ergebnis war im 'Gutfall' ein Dokument, dass dir formal keine Belastung bescheinigte, in der Umgangssprache 'Persilschein' genannt, weil es dich von Schuld reinwusch. Es drückte das faszinierende Phänomen aus, dass Leute, die offensichtlich schwer belastet waren, plötzlich zertifizierte Nichtnazis waren. Wir uns plötzlich als Volk von Widerstandskämpfern zeigten.

Das scheint, zumindest nach Wikipedia, nicht ganz richtig zu sein. Den Begriff soll es demnach schon früher gegeben haben, doch unterlag er einem Bedeutungswandel in dem von Dir genannten Kontext - wie übrigens auch anderen Wandlungen. Vor diesem Hintergrund sehe ich den Ausdruck nicht im sprachlichen Giftschrank.

Liebe Grüße, Fimolas!

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Ich sehe es nicht als Giftschrank, nur als unglücklich. :dunno:

Jeder verbindet da verschiedene Assoziationen mit. Das ist normal. Sprache lebt davon.

Die von dir angeführte Herkunft hat in der Bedeutung imho keinen Sinnzusammenhang mit der in der COVID-Diskussion verwendeten. Ohne die Entnazifizierung wäre der heutige Gebrauch nicht denkbar. Es ist auch weiter ib gesellschaflich-politischem Kontext die Hauptbedeutung, aus der sich andere ableiten. Daher ist der Verweis hier m.E. nicht hilfreich. Aber ja, stimmt, hatte ich übersehen. :thumbs: 

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Hallo Kazzirah!

Auch wenn ich mit Dir hinsichtlich gelebter Sprache und verschiedener Assoziationen einer Meinung bin, stolpere ich doch über den folgenden Abschnitt:

vor 49 Minuten schrieb Kazzirah:

Die von dir angeführte Herkunft hat in der Bedeutung imho keinen Sinnzusammenhang mit der in der COVID-Diskussion verwendeten. Ohne die Entnazifizierung wäre der heutige Gebrauch nicht denkbar. Es ist auch weiter ib gesellschaflich-politischem Kontext die Hauptbedeutung, aus der sich andere ableiten. Daher ist der Verweis hier m.E. nicht hilfreich. Aber ja, stimmt, hatte ich übersehen. :thumbs: 

Doch, meine banale Herleitung über Wikipedia hat sehr wohl einen Sinnzusammenhang. Dort steht nämlich:

Zitat

Einen Persilschein zu besitzen oder zu erhalten, bedeutet eine weitreichende Erlaubnis, einen Freibrief, um einem lukrativen Geschäft oder einem zuvor moralisch oder rechtlich angezweifelten Interesse nachgehen zu können.

Genau darum geht es doch: Personen, die bislang - wie wir alle - in ihrem gesellschaftlichen Handeln erheblich eingeschränkt sind, können sich möglicherweise durch eine Bescheinigung eine weitreichende Erlaubnis einholen, wieder über gewohnte Freiheiten zu verfügen.

Den Begriff der Entnazifizierung damit - also der COVID-Diskussion und den möglichen Impffreiheiten - zu verbinden, halte ich eher für unredlich. Während sich niemand von uns schuldig gemacht hat und wir einfach nur das Pech besitzen, Überträger und Leidtragende eines fiesen Virus' sein zu können, ging es historisch betrachtet um Täter, die aus unterschiedlichsten Erwägungen heraus faktisch begnadigt wurden. Ich denke, dass hier - also im Kontext der geführten COVID-Con-Diskussion - niemand von irgendeiner Schuld befreit werden, sondern einfach seinen Alltag wiederhaben möchte. In keinem anderen Kontext verstehe ich Ma Kais ursprüngliche Aussage.

Darüber hinaus gereicht der Begriff Persilschein nicht zur Missbilligung nationalsozialistischer Straftäter, sondern zur Kritik am Vorgehen der Alliierten, die - aus welchen Gründen letztlich auch immer - mit ihren Bescheinigungen billigend in Kauf nahmen, viele Kollaborateure und üble Verbrecher ungeschoren davonkommen zu lassen. Diejenigen, die nunmehr Bescheinigungen im Sinne einer Lockerung in der aktuellen Pandemielage in Erwägung ziehen und möglicherweise ausstellen, tun dies in keiner Weise unter bewusster Ignorierung möglicherweise begangener Untaten.

Ich will Jürgen hier auch nichts vorwerfen und jeder mag da unterschiedliche Befindlichkeitsgrenzen haben. Zwischenzeitlich fühlte es sich hier nur so an, als hätte sich Ma Kai schwer im Ton vergriffen. Das wollte ich lediglich relativieren. Denn wir sind uns sicherlich einig, dass zumindest die historische Dimension des Begriffes uns in keiner Weise hilft, die hier geführte Diskussion voranzubringen.

Liebe Grüße, Fimolas!

Bearbeitet von Fimolas
Rechtschreibkorrektur
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Der Begriff wird im heutigen Sprachgebrauch immer mal wieder verwendet, ohne dass einer damit beschriebenen Person das Nazi-Attribut verliehen wird. Meiner Meinung nach besteht das Problem im aktuellen Kontext darin, dass der Begriff "Persilschein" negativ konnotiert ist (und die Tatsache, dass es lediglich eine Konnotation ist, führt zu dieser Diskussion), wie es mit der Beschreibung oben angedeutet wird ("moralisch [...] angezweifelten Interesse"). Einer Person wird ein Freibrief erteilt, obwohl man weiß, dass er ihn eigentlich nicht verdient hat. Da aber eine Impfuntauglichkeit keine persönliche oder moralische Entscheidung einer Person ist, die medizinisch begründet nicht geimpft werden kann, sollte der Begriff in dem Zusammenhang nicht verwendet werden.

Etwas anderes ist es, wenn sich Impfgegner, die eigentlich geimpft werden könnten, sich bewusst eine falsche, angeblich medizinisch begründete Bescheinigung einer Impfuntauglichkeit verschaffen. In diesem Fall passt der Begriff.

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vor 3 Minuten schrieb Fimolas:

Auch wenn ich mit Dir hinsichtlich gelebter Sprache und verschiedener Assoziationen einer Meinung bin, stolpere ich doch über den folgenden Abschnitt:

vor 47 Minuten schrieb Kazzirah:

Die von dir angeführte Herkunft hat in der Bedeutung imho keinen Sinnzusammenhang mit der in der COVID-Diskussion verwendeten. Ohne die Entnazifizierung wäre der heutige Gebrauch nicht denkbar. Es ist auch weiter ib gesellschaflich-politischem Kontext die Hauptbedeutung, aus der sich andere ableiten. Daher ist der Verweis hier m.E. nicht hilfreich. Aber ja, stimmt, hatte ich übersehen. :thumbs: 

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Doch, meine banale Herleitung über Wikipedia hat sehr wohl einen Sinnzusammenhang. Dort steht nämlich:

Zitat

Einen Persilschein zu besitzen oder zu erhalten, bedeutet eine weitreichende Erlaubnis, einen Freibrief, um einem lukrativen Geschäft oder einem zuvor moralisch oder rechtlich angezweifelten Interesse nachgehen zu können.

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Genau darum geht es doch: Personen, die bislang - wie wir alle - in ihrem gesellschaftlichen Handeln erheblich eingeschränkt sind, können sich möglicherweise durch eine Bescheinigung eine weitreichende Erlaubnis einholen, wieder über gewohnte Freiheiten zu verfügen.

Ich bezog mich auf die Herkunft aus den Wäschepaketen mit Persilwerbung. Die von dir zitierte Bedeutung ist die, die nur aufgrund der neuen Verwendung im Rahmen der Entnazifizierung möglich wurde.

Der wichtige Punkt ist, der schwingt für viele eben mit. Und da sind wir letztendlich auch wieder bei der Frage, wer bestimmen darf, ob ein Begriff belastet verstanden werden darf oder nicht. Da haben wir offensichtlich einen Dissens.

Der Autor Gianni Jovanovic hat das anhand des Z-Worts auf die Weise erklärt:

Zitat

Herr Jovanovic, erklären Sie, dürfen wir das Z-Wort noch sagen? Mit "dürfen" hat das nichts zu tun, sagt Herr Jovanovic, den man doch gerne Gianni nennen soll, in seine Kamera. "Sag bitte, was du willst. Das darfst du hier, das muss sogar sein", meint er. "Nur beachte eines: Wenn ich im Raum bin und du dieses Z-Wort benutzt, obwohl es mich diskriminiert, dann musst du dir den Vorwurf gefallen lassen, dass du Rassismus reproduzierst." So einfach könnte es sein.

(Quelle:SZ online, Gespräch mit Gianni Jovanovic)

In Bezug auf unseren Fall: klar kannst du von Persilschein reden, wenn du die Impfbescheinigung meinst. Du musst nur damit rechnen, dass du damit bei anderen Assoziationen weckst, die die Maßnahme in die Nähe der Entnazifizierung bringen. Und das für manche Anwesende eine unangenehme Assoziation ist.  :dunno:

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Also sind am Ende wieder sie bösen Amis Schuld, die lieber alte Nazis als Kommunisten haben wollten. Oder ist das inzwischen auch rassistisch? Man wird ja immer unsicherer gemacht, was man überhaupt noch sagen oder schreiben darf, ohne vorher irgendwelche Zeitungsmeldungen, Podcasts oder sonstiges zum Belegen und Beweisen herausgesucht zu haben. Oh, Mann. Da hab ich ja Bock drauf. „Persil - da weiß man, was man davon hat. Guten Abend...“

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vor 2 Minuten schrieb Bro:

Also sind am Ende wieder sie bösen Amis Schuld, die lieber alte Nazis als Kommunisten haben wollten. Oder ist das inzwischen auch rassistisch? Man wird ja immer unsicherer gemacht, was man überhaupt noch sagen oder schreiben darf, ohne vorher irgendwelche Zeitungsmeldungen, Podcasts oder sonstiges zum Belegen und Beweisen herausgesucht zu haben. Oh, Mann. Da hab ich ja Bock drauf. „Persil - da weiß man, was man davon hat. Guten Abend...“

Diese Aussage ist auf inhaltlicher Ebene polemisch (und daher in diesem Zusammenhang wenig hilfreich; es macht wenig Spaß, deine inhaltlichen Übertreibungen wieder einzugrenzen), auf persönlicher Ebene allerdings fast unverständlich. Ich habe mehrere Diskussionen hier im Forum erlebt, wo du außerordentlich dünnhäutig auf bestimmte Aussagen und Formulierungen reagiert hast. Du hast dir in diesen Fällen offensichtlich das völlig selbstverständliche Recht genommen, diese Formulierungen aus deinem persönlichen Kontext heraus zu bewerten. Es ist nichts anderes als folgerichtig, deinen Gesprächspartnern dasselbe Recht zuzubilligen. Dies ist der Gegenstand der aktuellen Diskussion.

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Tut mir leid, @Bro, aber die Gewissheiten der 80er und 90er sind leider vorbei. :dunno:

Ich kann verstehen, dass das verunsichern kann.

Vielleicht hilft es dir als Anwendungshilfe: 

Du kannst benutzen, was du magst, solange niemand anders dir zeigt, dass ihm oder ihr das unangenehm ist. Dann wäre es angemessen, das aufzunehmen, gegebenenfalls nachzufragen, was das Gegenüber angemessener empfände und entsprechend Rücksicht zu nehmen. 

Ich hab für mich z.B. aufgenommen, dass ich aus Rücksicht auf und Achtung für dich, in deiner Gegenwart nichts äußere, was als Verballhornung von Sylt verstanden werden könnte. Weil ich weiß, dass dir das unangenehm ist. Das klappt nicht immer, niemand ist perfekt. Aber der Wille ist da wichtig.

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vor 3 Stunden schrieb Prados Karwan:

Der Begriff wird im heutigen Sprachgebrauch immer mal wieder verwendet, ohne dass einer damit beschriebenen Person das Nazi-Attribut verliehen wird. Meiner Meinung nach besteht das Problem im aktuellen Kontext darin, dass der Begriff "Persilschein" negativ konnotiert ist (und die Tatsache, dass es lediglich eine Konnotation ist, führt zu dieser Diskussion), wie es mit der Beschreibung oben angedeutet wird ("moralisch [...] angezweifelten Interesse"). Einer Person wird ein Freibrief erteilt, obwohl man weiß, dass er ihn eigentlich nicht verdient hat. Da aber eine Impfuntauglichkeit keine persönliche oder moralische Entscheidung einer Person ist, die medizinisch begründet nicht geimpft werden kann, sollte der Begriff in dem Zusammenhang nicht verwendet werden.

Etwas anderes ist es, wenn sich Impfgegner, die eigentlich geimpft werden könnten, sich bewusst eine falsche, angeblich medizinisch begründete Bescheinigung einer Impfuntauglichkeit verschaffen. In diesem Fall passt der Begriff.

Ich antworte auf einen der sinnvollsten Beiträge - vielen Dank auch an @Fimolas, @Bro, @daaavid für ihr Verstehen und Erklären. 

Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie viel Bedeutung wir tatsächlich mit einem einzigen Wort transportieren können. 
Dies scheint mir - obwohl ich nachdrücklich darum bitten möchte, nicht jedes Wort im Forum auf die Goldwaage zu legen - möglicherweise in diesem Fall gar nicht schlecht geglückt. 

Tatsächlich sehe ich genau die von Prados im letzten Absatz des ersten, sowie im zweiten, Absatz beschriebene Spannung. 
Es wird Personen geben, die objektiv medizinisch nicht geimpft werden können oder dürfen. Das gilt z.B. für eine gute Freundin von uns, die gegenwärtig Chemotherapie erhält (und ihr Mann ist letzte Woche positiv getestet worden; wir haben schon blaue Flecken vom Daumendrücken). Für diese Personen wird es Bescheinigungen geben, und das ist gut so. Abhängig davon, ob eine Impfung tatsächlich auch Weiteransteckung verhindert, könnten diese Personen, deren Impfverhinderungsgrund eigentlich nie angenehm sein dürfte, in Gesellschaft von sonst geimpften vielleicht etwas für sie besonders wichtige Normalität zurück gewinnen. 
Und dann wird es Personen geben, die sich Atteste besorgen. Das kennen die Älteren und männlichen unter uns noch von der Musterung bei der Bundeswehr, wo die fittesten Mitschüler plötzlich kurz vor dem Exitus standen. Im Zusammenhang Corona wären das sogar Menschen, die nicht nur sich selbst ungerechtfertigte Vorteile verschafften, sondern dabei auch noch andere in Gefahr brächten, weil sie quasi in den geimpften "Schutzraum" (gedankliche Verbindung zu "Luftschutzraum" nicht beabsichtigt, aber in Kauf genommen) "einbrächen" (und dabei natürlich etwas "mitbringen" könnten).  
Und alles das kriegen wir mit einem einzigen Wort ausgedrückt - oder zumindest angedeutet. Die ausführliche Erklärung ist natürlich ausführlicher. 

Die Echauffage ob eines implizierten Nazivergleichs (@JuergenBuschmeier, @Kazzirah) war in ihrer geradezu chinesischen Vielschichtigkeit der Kommunikation so nicht beabsichtigt und ist aus meiner Sicht auch etwas weit hergeholt bzw. fällt für mich unter "wir lassen uns wegen denen nicht für immer Bestandteile unserer Sprache verbieten". Wie immer gilt natürlich - "des einen Uhl is dem andern sin Nachtigall". 

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@Ma Kai ich sehe inhaltlich keine grundlegenden Aussagenunterschied zwischen meinen Aussagen und der von Prados. Ich hab eigentlich nur versucht zu erklären, warum der Begriff jemanden aufstoßen kann.

Eigentlich bin ich erschrocken, dass darüber in diesem Ausmaß diskutiert werden muss. :dunno:

Das Problem ist m.E. nicht, dass du den Begriff verwendet hast, sondern, dass er anschließend auf Teufel komm raus verteidigt werden musste.

@Bro hat es sehr gut dargestellt, finde ich, und ich verstehe sein Problem.

Niemand erwartet, dass wir alle immer und unter allen Umständen den richtigen Ton treffen. Die Erwartung ist, achtsam mit Feedback umzugehen. Bonus ist, wenn du dazu noch ein Mindestmaß an Empathie mitbringst für Menschen, die in anderen Verhältnissen als du leben. (Und ich mag weiter behaupten, dass die Mehrheit der Teilnehmer hier zu den eher besser situierten gehören. Mir fällt es z.B. schwer, schon die Lebenswirklichkeit junger Juden in D wirklich zu erfassen, die in ihrer Selbsentfaltung doch sehr eingeschränkt sind. Da helfen mir deren Selbstzeugnisse, z.B. der Beitrag von Marina Weisband kürzlich vor dem Bundestag. Und selbst die ist noch eine von denen, die 'Glück gehabt haben in der Lebenslotterie. Wie es für einen Rom sein mag, der aufgrund seiner Herkunft nur für den Besuch der Sonderschule qualifiziert wurde und Zeit seines Lebens mit Hass konfrontiert wurde, fällt mir deutlich schwerer.)

Mein Beitrag war insofern als Aufruf zu mehr Achtsamkeit und Empathie zu verstehen. Es tut mir leid, dass ich bei dir anscheinend die gegenteilige Wahrnehmung getriggert habe.

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vor 21 Minuten schrieb Ma Kai:

Die Echauffage ob eines implizierten Nazivergleichs (@JuergenBuschmeier, @Kazzirah) war in ihrer geradezu chinesischen Vielschichtigkeit der Kommunikation so nicht beabsichtigt und ist aus meiner Sicht auch etwas weit hergeholt bzw. fällt für mich unter "wir lassen uns wegen denen nicht für immer Bestandteile unserer Sprache verbieten". Wie immer gilt natürlich - "des einen Uhl is dem andern sin Nachtigall". 

1. Ich habe mich nicht aufgeregt, sondern die Wahl des Begriffes kritisiert.

2. Sprachverbot forever? Niemand will dir Bestandteile der Sprache verbieten!? Wie kommst du auf die Unterstellung, ich wolle dir den Gebrauch einzelner Worte verbieten? Es geht um sprachliche Achtsamkeit. Und die kann ich nicht bestimmen. Hatte ich irgendwo gefordert, den Begriff zu verbieten? Oder geht es jetzt gar um weitere Begriffe, die dir einfallen, die ich oder irgendwer dir verbieten will?

 

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vor 2 Stunden schrieb Jürgen Buschmeier:

Sprachverbot forever? Niemand will dir Bestandteile der Sprache verbieten!? Wie kommst du auf die Unterstellung, ich wolle dir den Gebrauch einzelner Worte verbieten? Es geht um sprachliche Achtsamkeit. Und die kann ich nicht bestimmen. Hatte ich irgendwo gefordert, den Begriff zu verbieten? Oder geht es jetzt gar um weitere Begriffe, die dir einfallen, die ich oder irgendwer dir verbieten will?

Wer bei jeder Benutzung eines Wortes eine umfassende Diskussion am Hals hat, die von seinem eigentlichen Anliegen ablenkt, wird in Zukunft auf das Wort eher verzichten. Es geht ja um das Anliegen, nicht um das Wort.
Es gibt sehr weniges, was als Wort oder Formulierung explizit verboten ist. Trotzdem wirkt es ähnlich einschränkend, wenn die Kommunikationsabsicht vereitelt wird.

Ich trage als Goldwaagenleger mitunter dazu bei, was mir leid tut, da ich zwar präzise Sprache wünsche, aber niemanden einengen möchte. Vergleichbar finde ich politisch problematisierte Begriffe. Da kann eine kleine Gruppe den Diskurs stark bestimmen - unabhängig davon, ob berechtigt oder nicht. Ich sehe es als Entsprechung zur Trillerpfeife.

Wenn hingegen die eigene Befindlichkeit dargestellt wird, ohne den ursprünglichen Sprecher/Schreiber deutlich im Ausdruck zu bremsen, halte ich es für eine geglückte Kommunikation von beiden Seiten.

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  • 2 Monate später...

So, ich bin vor rund zwei Wochen aus dem Politik-Forum ausgetreten. Zeit für ein Fazit:

1.) Das Forum ist definitiv langweiliger geworden.

2.) Ich habe mich aber dafür auch wesentlich seltener geärgert. Eigentlich fast gar nicht mehr.

3.) Ich habe wesentlich weniger Zeit mit Diskussionen vergeudet, in denen sowieso nur extrem selten mal jemand seinen Standpunkt geändert hat oder in denen es dazu die Bereitschaft gegeben hätte. Im Prinzip verzichte ich also auf ein wortreiches "Ja", "Nein", "Doch", "Gar nicht", "Blödmann", "Selber".

4.) Ich fühle mich nicht schlechter informiert oder gebildet. Ein Bruchteil der dort verbrachten Zeit reicht aus, sehr viele gut recherchierter Artikel und Berichte zu lesen oder anzuschauen.

5.) Ich entwickle zu etlichen Forumsianern wieder dieses positive Gefühl, das sie verdient haben, das ich im Polit-Club aber mehr und mehr verloren habe. Im Nachhinein der wichtigste Grund für die Entscheidung.

6.) Unterm Strich eine sehr gute Entscheidung.

Was etwas an mir nagt, ist die Frage, ob die Gespräche dort ohne mich auf einmal viel friedvoller und konstruktiver verlaufen. Aber wenn, dann wäre es ja um so besser, dass ich mich von dort zurückgezogen habe.

Bearbeitet von Eleazar
Rechtschreibung korrigiert
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vor 1 Minute schrieb Eleazar:

5.) Ich entwickle zu etlichen Forumsianern wieder dieses positive Gefühl, das sie verdient haben, dass ich im Polit-Club aber mehr und mehr verloren habe. Im Nachhinein der wichtigste Grund für die Entscheidung.

Gute Entscheidung. Deswegen haben wir das Politikforum aus dem öffentlichen Forum ausgegliedert. Manche Foren verbieten aus den von Dir genannten Gründen politische Diskussionen ganz. 

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vor 13 Minuten schrieb Eleazar:

So, ich bin vor rund zwei Wochen aus dem Politik-Forum ausgetreten. Zeit für ein Fazit:

1.) Das Forum ist definitiv langweiliger geworden.

2.) Ich habe mich aber dafür auch wesentlich seltener geärgert. Eigentlich fast gar nicht mehr.

3.) Ich habe wesentlich weniger Zeit mit Diskussionen vergeudet, in denen sowieso nur extrem selten mal jemand seinen Standpunkt geändert hat oder in denen es dazu die Bereitschaft gegeben hätte. Im Prinzip verzichte ich also auf ein wortreiches "Ja", "Nein", "Doch", "Gar nicht", "Blödmann", "Selber".

4.) Ich fühle mich nicht schlechter informiert oder gebildet. Ein Bruchteil der dort verbrachten Zeit reicht aus, sehr viele gut recherchierter Artikel und Berichte zu lesen oder anzuschauen.

5.) Ich entwickle zu etlichen Forumsianern wieder dieses positive Gefühl, das sie verdient haben, dass ich im Polit-Club aber mehr und mehr verloren habe. Im Nachhinein der wichtigste Grund für die Entscheidung.

6.) Unterm Strich eine sehr gute Entscheidung.

Was etwas an mir nagt, ist die Frage, ob die Gespräche dort ohne mich auf einmal viel friedvoller und konstruktiver verlaufen. Aber wenn, dann wäre es ja um so besser, dass ich mich von dort zurückgezogen habe.

Kann ich für mich unterschreiben. Danke für deine Gedanken. 

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vor 23 Minuten schrieb Eleazar:

So, ich bin vor rund zwei Wochen aus dem Politik-Forum ausgetreten. Zeit für ein Fazit:

1.) Das Forum ist definitiv langweiliger geworden.

2.) Ich habe mich aber dafür auch wesentlich seltener geärgert. Eigentlich fast gar nicht mehr.

3.) Ich habe wesentlich weniger Zeit mit Diskussionen vergeudet, in denen sowieso nur extrem selten mal jemand seinen Standpunkt geändert hat oder in denen es dazu die Bereitschaft gegeben hätte. Im Prinzip verzichte ich also auf ein wortreiches "Ja", "Nein", "Doch", "Gar nicht", "Blödmann", "Selber".

4.) Ich fühle mich nicht schlechter informiert oder gebildet. Ein Bruchteil der dort verbrachten Zeit reicht aus, sehr viele gut recherchierter Artikel und Berichte zu lesen oder anzuschauen.

5.) Ich entwickle zu etlichen Forumsianern wieder dieses positive Gefühl, das sie verdient haben, dass ich im Polit-Club aber mehr und mehr verloren habe. Im Nachhinein der wichtigste Grund für die Entscheidung.

6.) Unterm Strich eine sehr gute Entscheidung.

Was etwas an mir nagt, ist die Frage, ob die Gespräche dort ohne mich auf einmal viel friedvoller und konstruktiver verlaufen. Aber wenn, dann wäre es ja um so besser, dass ich mich von dort zurückgezogen habe.

Das sind die wesentlichen Gründe, warum ich den Club nach Ausgliederung nie betreten habe.

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vor 2 Stunden schrieb Eleazar:

So, ich bin vor rund zwei Wochen aus dem Politik-Forum ausgetreten. Zeit für ein Fazit:

1.) Das Forum ist definitiv langweiliger geworden.

2.) Ich habe mich aber dafür auch wesentlich seltener geärgert. Eigentlich fast gar nicht mehr.

3.) Ich habe wesentlich weniger Zeit mit Diskussionen vergeudet, in denen sowieso nur extrem selten mal jemand seinen Standpunkt geändert hat oder in denen es dazu die Bereitschaft gegeben hätte. Im Prinzip verzichte ich also auf ein wortreiches "Ja", "Nein", "Doch", "Gar nicht", "Blödmann", "Selber".

4.) Ich fühle mich nicht schlechter informiert oder gebildet. Ein Bruchteil der dort verbrachten Zeit reicht aus, sehr viele gut recherchierter Artikel und Berichte zu lesen oder anzuschauen.

5.) Ich entwickle zu etlichen Forumsianern wieder dieses positive Gefühl, das sie verdient haben, dass ich im Polit-Club aber mehr und mehr verloren habe. Im Nachhinein der wichtigste Grund für die Entscheidung.

6.) Unterm Strich eine sehr gute Entscheidung.

Was etwas an mir nagt, ist die Frage, ob die Gespräche dort ohne mich auf einmal viel friedvoller und konstruktiver verlaufen. Aber wenn, dann wäre es ja um so besser, dass ich mich von dort zurückgezogen habe.

... puh .... das ist bedenkenswert ... [processing]

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Hallo Eleazar!

vor 5 Stunden schrieb Eleazar:

So, ich bin vor rund zwei Wochen aus dem Politik-Forum ausgetreten. Zeit für ein Fazit:

Genau diese Erfahrungen habe ich damals auch gemacht (auch wenn ich unter Punkt 1 statt "langweilig" eher die Bezeichnung "weniger aufregend" gewählt hätte). Also genieße Deine gewonnene Freiheit und erfreue Dich an den schönen Dingen des Lebens - zu denen auch die anderen Bereiche dieses Forums und ihre Nutzer gehören. :satisfied:

Liebe Grüße, Fimolas!

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