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Beschreibung eines Leichenschauhauses


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Für das Abenteuer, an dem ich aktuell arbeite, suche ich nach einem Stimmungstext, der ein zeitgenössisches Leichenschauhaus beschreibt - am besten eines Mitte der 1880er in England.

 

Es kann entweder aus einem Roman oder einem beschreibenden Text sein, und es macht auch nichts, wenn es ein moderner Roman ist - solange er im beschriebenen Zeitraum spielt.

 

Hat jemand einen Tipp?

 

Rainer

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Geht das in die richtige Richtung?

In einem schmutzigen, finsteren, nicht ventilirten Keller waren bekannte und unbekannte Leichen gemeinsam ausgestellt […]. Ein Lattenverschlag in demselben Keller diente zum Verschluss besonders unter Aufsicht zu haltender Leichen, war aber größtenteils mit alten Kleidungsstücken von Leichen gefüllt. Wer recognosciren wollte, musste in diesen schmutzigen Keller hinein, sich unter den Leichen das von ihm beanspruchte Object heraussuchen. Die Einsargungen geschahen auf dem Corridor vor dem Keller. Von hier aus wurden gleichzeitig die Beerdigungen vorgenommen, und wie oft habe ich es erlebt, dass eine Trauerversammlung um den Sarg stand, ein Prediger an dieselbe eine Ansprache hielt unter Ausströmen pestialischen Gestankes aus dem Keller […]. Die Unterrichtsanstalt, welche für die Physikatscandidaten so überaus nothwendig war, bestand in einem einzigen Zimmer (im Parterregeschoss gelegen), in welchem die Sectionen verrichtet wurden[,] und einem schmalen daneben gelegenen Zimmer, welches als Arbeitszimmer für den Director des Instituts, für seinen Assistenten, für die Richter und die Zeugen ausreichen musste.

 

Liman, Carl: Das neue Leichenschauhaus in Berlin. Vierteljahresschrift für gerichtliche Medizin. 45 (1886), S. 170–178.

 

Wenn es passt kann ich den kompletten Artikel morgen verschicken.

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Ich weiss nicht wie sehr das damals getrennt war, ich möchte dich aber auf 2 Persönlichkeiten aufmerksam machen, die sich in moderner Spitalhygiene sehr verdient gemacht haben:

Josph Lister und Ignaz Semmelweis. Im wesentlichen besteht ihr Verdienst darin die zu erkennen, dass durch Händewaschen vor der Behandlung eines Patienten die Uebertragung von Krankheiten unterbunden werden konnte. Ignaz Semmelweis beschäftigte sich mit der Frage, weshalb in Spitälern in denen Hebammen ausgebildet wurden die Sterblichkeit durch Kindbettfieber deutlich geringer war als in den Instituten in denen Aerzte ausgebildet wurden (die natürlich auch anatomische Studien an Leichen durchführten, was aber nicht auf dem Lehrplan der Hebammen stand...)

Ein berühmtes Opfer mangelnder Hygiene der Aerzte wäre James Abram Garfield, Präsident der USA obwohl man damals eigentlich die Arbeiten von Semmelweis und Lister hätte kennen müssen. Bemerkenswert dabei ist, wie stur damals an traditionellen Praktiken fetgehalten wurde. Zum Beispiel wurde Semmelweis wegen seiner unpopulären Erkenntnisse eine weitere Karriere weitgehend verunmöglicht.

Das beschreibt nun natürlich nicht die Institute und Leichenschauhäuser, sondern hauptsächlich die Umstände unter denen dort (in Spitälern etc) teilweise gearbeitet wurde.

es grüsst

Sayah el Atir al Azif ibn Mullah

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  • 3 Monate später...

Folgender Tipp hilft nur, wenn man die nächsten Wochen mal nach München kommt:

 

In der Universitätsbibliothek München gibt es derzeit eine Ausstellung mit historischen Werken der forensischen Medizin:

 

"Prof. Boernes Vorfahren – Historische Forensica der Sammlung Wolfgang Eisenmenger"

 

Öffnungszeiten: Montag - Freitag, 9 - 22 Uhr, Eintritt frei.

 

Ich war gestern drin - es sind ca. 20-30 Werke dort ausgestellt, die für 1880 relevant sind von 1527 - 1889 und ein paar neuere Gerichtsakten vom Anfang des 20. Jh. Wenn man nur mal die Werke ansehen will, dann genügen 15-20 Minuten, will man die Werke genauer studieren, dann ca. 45-60 Minuten.

 

 

 

Kurze Wegbeschreibung für Interessenten: U3 Richtung Olympiazentrum bis Haltestelle Universität - Ausstieg entgegen der Fahrtrichtung . also stadteinwärts, rechte Treppe nach oben, 180 Wendung. Ca. 30 m stadtauswärts, 1 Eingang links - gerade durch bis zu Treppenhaus, dort im EG die Tür nach rechts und ihr seid da.

 

Danke an Christine, die mir den Tipp gab.

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Nahe dran könnte man bei Robert Louis Stevenson kommen "Der Leichenräuber" von 1860. Ich habe nur den Film gesehen und da kam eine geheime Pathologie im Keller drin vor. Ich habe das Buch leider nicht vorliegen, sonst könnte ich dir die Beschreibung raussuchen.

 

Hörbuchmitschnitte gibt es hier: http://kostenlose-hoerbuecher.com/gratis-download-der-leichenrauber-von-robert-louis-stevenson

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