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Der König hat gewählt!


Olafsdottir

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Es ist vollbracht - unser geliebter König hat sich eine Braut erwählt, die auch den Segen der Kirgh gefunden hat! Damit ist die glückliche Zukunft des Reiches für eine weitere Generation gesichert.

 

Wir bedanken uns bei allen, die dazu beigetragen haben, das Prozedere zu jenem glanzvollen Ereignis werden zu lassen, als das es sich erwiesen hat.

 

Das kleine Andenken, das die Krone an alle Anwesenden vergeben wird, wird in absehbarer Zeit auf den Weg geschickt. Unser Haushofmeister muss sich erst von der Anstrengung erholen - verständlicherweise.

 

Wir möchten noch einmal daran erinnern, dass sich die Anwesenden mit der Schilderung ihrer Erlebnisse sowie ihrer Sicht der Dinge zwecks Aufnahme in die offizielle Hofberichterstattung an uns wenden mögen.

 

Angus MacBeorn

Laird zu Harkfast

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Der ehrenwerte Solwac von Irenspring bat mich, meinen Bericht auch hier vorzubringen. Sollte ich damit vorgreifen, so bitte ich um Löschung oder Verschiebung.

 

[spoiler=Berens Brautwahl]

Ich Snjeschka, Schamanin aus Moravod, möchte berichten, was auf König Berens Brautschau geschah und wie es zuging, dass Soredamor Königin von Alba wurde.

 

Es ist gar merkwürdig, dass sich die Albai versammeln, damit der König sich eine Frau wählen kann. Malachy und ich, die wir mit König Beren bekannt sind, waren froh, geladen zu sein, auch wenn wir gar nicht recht wussten, was denn geschehen sollte. Doch zunächst begann der Abend fröhlich und angenehm. Der Haushofmeister stellte die geladenen Gäste vor, unter ihnen einige, die uns schon bekannt waren, aber noch viel mehr, die wir noch nie gesehen hatten. Malachy und ich überbrachten die Grüße vom Großfürsten von Geltin, der unser Freund und Gönner ist. Der Haushofmeister sagte auch, dass ich eine Schamanin sei und später Gelegenheit haben würde, die Botschaft meiner Geister der Gesellschaft zu überbringen.

 

Dann kamen die Bräute herein.

Am Vorabend hatte ich schon die Geister um eine Vision gebeten und gefragt, welche der Damen diejenige wäre, die für Beren am besten ist. Die Geister waren mir wohlgesonnen und sandten mir eine Botschaft: Sie berichteten mir, die beste Braut sei die, auf deren Haupt das Licht der Götter scheine. Aber wie es Art der Geister ist, nannten sie mir keinen Namen und zeigten mir auch kein Gesicht. Also nahm ich mir vor, alle Bräute anzusehen, um herauszufinden, welche von ihnen im Lichte der albischen Götter steht.

 

Die erste, die mir begegnete, war Bernesse NiConuilh. Ich dachte zuerst, sie könne eine gute Wahl sein, denn Malachy hatte mir erzählt, dass ihr Vater Donuilh MacConuilh ein großer Jäger und guter Mann sei. Also sprach ich Bernesse an und fragte sie nach dem Wohlergehen ihres Vater. Und dann erkundigte ich mich, warum sie Beren heiraten wolle. Sie antwortete: „Weil ich Königin von Alba sein will!“ Da dachte ich bei mir, dass sie vielleicht tatsächlich eine gute Königin werden könnte, aber niemals eine gute Ehefrau. Außerdem fand ich insgeheim, dass ein albisches Königspaar, das „Beren und Bernesse“ heißt, doch recht albern und lächerlich klingen müsse und den übrigen Monarchen und Edlen von Midgard allerlei Anlass zu Spott geben könnte …

 

Als nächstes sprach ich mit Daina NiConuilh, einer Kusine Bernesses. Von Weitem dachte ich, sie müsste diejenige sein, auf deren Haupt das Licht der Götter liegt! Aber als ich näher kam, bemerkte ich, dass es nur die Juwelen der Conuilhs waren, die in ihren Haaren schimmerten. Sie war auch noch sehr jung und – was schwerer wiegt – schien mir nicht sehr klug zu sein. Eine Königin müsste klüger und auch reifer sein, vor allem bei einem König, der mit seinem Totem noch so im Unreinen ist wie Beren.

 

Sodann lernte ich Grisande NiRathgar kennen. Sie ist ein gar hübsches und frisches Mädchen, aber Malachy war nicht gut auf den Clan Rathgar zu sprechen, sie gelten in Alba als streitsüchtige und rabiate Leute, und eine von ihnen soll gar mit den Dämonen im Bunde gestanden sein, wie Malachy berichtete.

 

Zwischendrin machte ich die Bekanntschaft mit den zwergischen Gesandten. Ich fragte sie, warum sie nicht auch eine Brautkandidatin für Beren ausgeschickt hätten, aber sie meinten, es sei so traurig, wenn die Ehefrau ihren Gatten um viele hundert Jahre überlebt, und das leuchtete mir ein. Zu dieser Zeit bemerkte ich auch, dass zwei Wachen stets hinter mir waren, wohin ich auch ging. Sie taten mir leid: Während alle anderen dem Bier und dem Met zusprachen und allerleid gute Dinge aßen, mussten sie dabei stehen und mir zusehen, wie ich mit den edlen Leuten plauderte. Die Armen!

 

Dann wurde ich Cundris NiCeata gewahr, der vierten Brautanwärterin. Ich muss gestehen, ich mochte sie sofort. Sie war schon älter als die anderen, eine freundliche, kluge Frau, die mit der ruhigen Selbstsicherheit eines Menschen sprach, der weiß, was er will, und dabei das Beste im Sinn hat. Doch gerade diese Offenheit war es, die sie rasch von meiner Liste katapultierte: Sie erzählte mir nämlich, dass sie Witwe und dass ihr erster Gatte bei einem Reitunfall ums Leben gekommen war. Eine Witwe als Braut für den König? Nein, das schien mir nicht richtig zu sein. Wenngleich sie versichern konnte, dass sie bereits zwei Kindern – Söhnen – das Licht der Welt geschenkt hatte (beide waren jung durch ein Fieber verstorben), musste ich diese Kandidatin völlig ausschließen.

 

Ich traf unter den Gästen Dunstan, jenen Waldläufer, der Beren fast an Vaters Statt großgezogen hatte, und freute mich, dass er sich wohl befand, wenngleich er einen nervösen Eindruck machte. Ich wollte ihn im Vertrauen fragen, welcher Frau denn nun Berens Herz gehörte, aber er wiegelte ab und meinte, seines Wissens sei das Herz des Königs noch nicht vergeben, und wenn es doch so sei, so wisse zumindest niemand, an wen. Er war auch sehr besorgt, ich könne in meiner Vision etwas über Berens Schwierigkeiten mit seinem Totem berichten, aber ich versicherte ihm, dass die Geister nichts verraten würden.

 

Als nächstes hatte ich Gelegenheit, mit Aidis NiTilion und Arwa NiAelfin zu sprechen. Aidis schien mir ein recht unerfahrenes junges Ding zu sein, das recht wenig von den Männern und noch viel weniger von der restlichen Welt verstand. Arwa dagegen machte den Eindruck einer gescheiten und überaus gebildeten jungen Dame. Sie sprach von Musik und Dichtkunst und langweilte mich damit sehr. Dann begannen die beiden Fräulein, einander schlecht zu machen und schließlich zu zweit auf der armen Cundris einzusticheln, so dass ich mich alsbald verabschiedete.

 

Etwa um diese Zeit wurde mir klar, dass mir nicht nur die beiden Wachen, sondern auch stets zwei Wächter der Zwerge folgten. Letztere waren besonders um mein Wohlergehen besorgt. Und dann kam auch noch eine Elfe auf mich zu und bat mich, überprüfen zu dürfen, ob das Bier in meinem Glase vergiftet sei! Anscheinend glaubte sie, man wolle mich töten, obgleich ich mir beim besten Willen nicht denken kann, warum.

 

Die letzte, die ich traf, war Soredamor, die Priesterin der Vana. Auch sie schon in den Zwanzigern, aber doch noch jung genug, um für Beren zu genügen, wie mir schien. Nicht ganz so hübsch wie manch andere, aber mit klugen Augen und einem warmen Blick. Und als ich sie sprechen hörte, war ich mir sicher, dass sie diejenige sein müsse, auf die mich die Geister hingewiesen hatten: Fromm und dem Land verpflichtet, dient sie einer Göttin, die gerade im einfachen Volk in ihren Wäldern und Wehrhöfen sehr verehrt wird. Und dennoch bereit, sich einem Gatten unterzuordnen, der zwar ihr an Macht überlegen war, den sie aber mit spiritueller Stärke anleiten und auf der rechten Spur halten könnte.

 

Nachdem ich mich von Soredamor verabschiedet hatte, stieß ich auf Laird Angus, den alten Reichsverweser von Alba. Er ist ein gar merkwürdiger und undurchsichtiger Kauz. Ich fragte ihn, welche Braut ihm denn am besten erscheine. Er sprach lang von der Stabilität des Landes und der Stärke der mächtigsten Clans. Also fragte ich ihn, welche der beiden Fräulein Conuilh ihm denn am liebsten wäre, und er meinte, diese Wahl könne man ja Beren überlassen.

 

Dann geriet ich an die beiden Erzäbte Cleremond von Prioresse und Osmond von Harkfast. Ich fragte sie, warum sie sich denn Erzäbte nannten und ob das etwas mit den Zwergen zu tun hätte, die doch Erz schürften. Aber sie erklärten mir, dass die Erzäbte noch über den normalen Äbten stünden. Ich fragte sie, was denn die albischen Götter zu der Brautwahl gesagt hätten. Sie meinten, die Götter hätten Vertrauen in Beren und würden ihm die Wahl überlassen. Aber mir scheint, dass ein König so viele kluge Ratgeber wie möglich haben sollte, auch unter den Göttern, und es schien mir, womöglich hatten die Äbte ihre Götter gar nicht gefragt aus Sorge, sie könnten etwas sagen, das den Äbten vielleicht gar nicht gefiel.

 

Dann baten mich Beren und der Haushofmeister, der erlauchten Gesellschaft meine Botschaft der Geister zu überbringen, und ich war glücklich und stolz, von meiner Vision berichten zu dürfen.

 

Ich schwebte auf grauen Schwingen über die reichen und herrlichen Wälder Albas. Da sah ich auf einer Lichtung die Bären tanzen: Herrlich und schön der Reigen der glänzenden Pelze, und unter ihnen einer, noch größer und edler als alle. Dann trat aus den Wäldern eine Frau: Das Licht der Götter schimmerte auf ihrem Haar, und zu ihren Füßen sprossen die Ähren aus dem Boden.

 

Und ich sagte Beren, dass die Geister ihm rieten, auf seinen Verstand und sein Herz, aber nicht nur auf seine Augen zu hören.

 

Nach meinem Bericht mussten die Bräute einige Proben ablegen: Sie mussten Wein und Gedichte auftragen, und eine jede durfte Beren ein Geschenk überreichen. Das fanden Malachy und ich recht langweilig. Wir sprachen mit einem Lidralier, der behauptete gar, meine Vision sei gar nicht die Stimme der Geister, sondern von mir erfunden und umgedeutet! Da wurde Malachy sehr ärgerlich, und er hätte den Lidralier verprügelt, wenn nicht Sir Kinlockew MacRathgar und eine Hofdame der Königinmutter dazwischengegangen wären.

 

Für einige Zeit war der König aus dem Raum verschwunden, und niemand schien zu wissen, wo er sich aufhielt. Aber er war nur kurz im Abtritt gewesen. Dennoch dachten wir uns, Malachy und ich, dass es doch dumm wäre, wenn der König am Tag seiner Brautwahl verschwände, auf welche Weise auch immer. Also trat ich an ihn heran, um ihm ein Haar vom Hemd zu zupfen, damit ihn sein Seelenkompass auf jeden Fall wiederfinden würde. Oh, was gab das für eine Aufregung! Der Haushofmeister trat sofort dazwischen und die Äbte veranstalteten ein großes Gezeter! Doch der König war sehr huldvoll und gestattete mir, ihm selbst eines seiner roten Haare auszureißen.

 

Dann sprach ich mit Alric MacBeorn, einem Vettern des Königs, und Doireann, der Hofdame der Königinmutter. Ich dachte, diese beiden müssten wissen, wem Berens Herz gehörte. Doireann berichtete von Gerüchten, nach denen Beren ein Mädchen liebte, das nicht unter den Kandidatinnen sei, jemand von niedrigem Stand. Ich fragte, was geschehen würde, wenn Beren dieses Mädchen heiratete. Alric meinte, das würde nicht geschehen. Doch ich bohrte nach, und schließlich gestand er ein, dass Beren natürlich zurücktreten und seiner Schwester Dorenn den Thron überlassen könnte. Ich denke mir, ein Mann sollte immer die Frau heiraten, die er liebt. Also ging ich zu Dorenn und fragte sie, ob sie nicht gerne Königin werden wollte. Aber sie war dagegen, also verwarf ich diesen Gedanken.

 

Später sagte mir der Haushofmeister, die erzernen Äbte hätten furchtbare Sorge, ich könnte mit diesem Haar etwas Schlimmes anfangen – ich kann mir nicht denken, was das sein sollte! Jedenfalls bestanden sie darauf, dass ich es zurückgab. Doch der König, der wusste, dass ich nur sein Bestes wollte, steckte mir heimlich ein weiteres Haar zu, so dass am Ende alle zufrieden waren. Er verbot auch, dass mir die Wachen weiter überallhin folgten, so dass ich wieder allein umher gehen konnte.

 

Langsam wurde es spät. Es kamen noch Musikanten, die ein lustiges Lied über die Brautwahl sangen, und dann war es soweit: Beren stand auf und sprach, er werde seine Wahl bekannt geben. Und es geschah genauso, wie die Geister es vorhergesagt hatten: Beren erwählte tatsächlich Soredamor, auf deren Haupt das Licht Vanas scheint und auf deren Kleid die Säume mit Ähren bestickt waren.

 

Ich war recht zufrieden mit dem Ausgang des Abends, aber es sollte noch etwas Unangenehmes geschehen: Als ich die Feierhalle verließ, wartete da eine Unzahl albischer Ordenskrieger, die verfügten, ich stünde unter Arrest und müsste sie zu einem Kloster in eine Zelle begleiten. Sie waren recht höflich, darum ging ich mit. Aber als wir dort ankamen und der Ort mit doch sehr unwirtlich schien, hatte ich genug von dieser Posse, nahm ich die Gestalt des Uhus an und flog meiner Wege.

 

 

Gruß von Adjana Snjeschka :angel:

Bearbeitet von Adjana
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Winzige Korrektur - dabei ist der albische Hof doch so simpel und wohlorganisiert...

 

[spoiler=Berens Brautwahl]

Also trat ich an ihn heran, um ihm ein Haar vom Hemd zu zupfen, damit ihn sein Seelenkompass auf jeden Fall wiederfinden würde. Oh, was gab das für eine Aufregung! Der Haushofmeister trat sofort dazwischen und die Äbte veranstalteten ein großes Gezeter! Doch der König war sehr huldvoll und gestattete mir, ihm selbst eines seiner roten Haare auszureißen.

 

...

 

Später sagte mir der Haushofmeister, die erzernen Äbte hätten furchtbare Sorge, ich könnte mit diesem Haar etwas Schlimmes anfangen – ich kann mir nicht denken, was das sein sollte! Jedenfalls bestanden sie darauf, dass ich es zurückgab.

 

[spoiler=wer war's?]Es war jeweils nicht der Haushofmeister, sondern der Kanzler des Reiches, meine Wenigkeit Seamy von Tidford. Neben der Umsetzung der königlichen Wünsche habe ich mich an diesem Abend auch ein wenig um die Unversehrtheit der königlichen Person gekümmert.

 

 

Als MaKai hat Deine Handlung mir eine wunderbare Abenteueridee gebracht. Vielleicht kann ich Dir, und anderen, nächstes Jahr "Des Kanzlers Dilemma" bieten...

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Snjeschka hat das möglicherweise ob der vielen hochgestellten Persönlichkeiten (und ob des vielen Biers) durcheinandergebracht. :lookaround:

 

Halt der wo au net höher isch wie Du.

 

:lol:

 

(Im Ernst, ich hab an dem Abend mit so vielen Leuten gesprochen, dass ich wirklich nicht mehr sicher bin, wer was gesagt hatte. Ich hoffe, in den meisten Fällen hab ich den oder die Richtige genannt. ;) )

 

Gruß von Adjana

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Winzige Korrektur - dabei ist der albische Hof doch so simpel und wohlorganisiert...

 

Als MaKai hat Deine Handlung mir eine wunderbare Abenteueridee gebracht. Vielleicht kann ich Dir, und anderen, nächstes Jahr "Des Kanzlers Dilemma" bieten...

 

"Das Dilemma der Wache" wäre auch eine interessante Variante: Was macht man als kleine namenlose Wache, wenn einem zwei Erzäbte auf der einen und der König auf der anderen Seite sich widersprechende Befehle geben? :schweiss:

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Winzige Korrektur - dabei ist der albische Hof doch so simpel und wohlorganisiert...

 

Als MaKai hat Deine Handlung mir eine wunderbare Abenteueridee gebracht. Vielleicht kann ich Dir, und anderen, nächstes Jahr "Des Kanzlers Dilemma" bieten...

 

"Das Dilemma der Wache" wäre auch eine interessante Variante: Was macht man als kleine namenlose Wache, wenn einem zwei Erzäbte auf der einen und der König auf der anderen Seite sich widersprechende Befehle geben? :schweiss:

 

man zieht auf jeden Fall kein rotes Uniformhemd an. :D

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Na gut, dann mache ich das mal hier, wenn ich es noch irgendwo anders reinsetzen soll, gebt mir bitte Bescheid.

 

 

[spoiler=Ein Brief von Arwa NiAelfin an ihren Vater]Lieber Vater,

 

Selbstverständlich war ich aufgeregt und ein wenig verunsichert, aber auch ein wenig verärgert, als ich den Ball König Berens ereichte. Zu meinem großen Glücke hatten Deine Freunde mir bereits zuvor berichtet, wie die angekündigten Tests aussehen würden, so dass mir ein wenig Vorbereitungszeit geblieben war. Jedoch waren es nur wenige Tage gewesen, so dass ich nur hoffen konnte, dass meine Vorbereitungen von Erfolg gekrönt sein würden. Verärgert war ich, weil Ihr unpässlich und auch nicht auf die Idee gekommen wart, mir einige Männer zur Verstärkung mitzuschicken. Aber, so war es nun einmal und es sollte mir egal sein, ich konnte auch allein meine Frau stehen. Noch jung an Jahren, hatte ich doch bereits einiges durch Euch gelernt, wenn es darum ging, keine verbindlichen Zusagen zu machen und doch jedem das Gefühl zu geben, auf seiner Seite zu stehen.

 

Ich hatte ein klares Ziel vor Augen – und das war die Krone Albas. Und der Weg zu ihr führte über König Beren. Ich hätte mich auch um ihn bemüht, wenn er hässlich wie sein Oheim Angus oder unsympathisch wie Ian MacRathgar gewesen wäre, aber ich hatte Glück. König Beren MacBeorn war ein stattlicher Mann, von freundlichem, charmanten Wesen. Auf dem Sneasend-Fest war es mir bereits gelungen, ihn für zwei Stunden vom Ball wegzulocken. In diesen zwei Stunden hatten wir uns köstlich über die anderen Gäste und deren Spekulationen über unser verschwinden amüsiert und uns tatsächlich fantastisch verstanden. Bevor wir uns dann doch wieder zu den anderen Gästen gesellten, hatte ich mich sogar dazu hinreißen lassen, Beren auf den Mund zu küssen. Ich konnte mir das gar nicht erklären, es geziemte sich für eine Dame nicht, und doch hatte ich diesen tiefen, inneren Wunsch verspürt, ihn zu küssen. Ich würde tatsächlich das Glück haben, einen guten Mann in Beren gefunden zu haben, der mich im Herzen berührte. Aber, es war noch nicht so weit, dieser Abend bedeutete ein hartes Stück arbeit – und ich war allein!

 

Der Ball begann mit der Vorstellung aller Anwesenden durch den Haushofmeister und einer Ansprache durch Angus MacBeorn. Wir tranken auf den König – und das Schauspiel begann. Ich schüttelte Hände, knickste, bis mir Knie und Rücken schmerzten und behielt stets Beren und meine Konkurrentinnen im Auge. Zuerst stach mir Grisande NiRathgar ins Auge. Sie war atemberaubend schön, eine Tatsache, die mich ein wenig einschüchterte, doch sie war eine Rathgar und ich setzte meine Hoffnungen darauf, dass Beren seinen Oheim zu sehr respektierte, um sie zu wählen. Aber ich konnte mir nicht sicher sein und so streute ich hin und wieder in Gesprächen ein, dass ich befürchtete, dass eine solche Wahl Alba in einen möglichen Bürgerkrieg stürzen könne, eine Ansicht, die viele teilten. Dann waren da die Conuilh-Cousinen. Daina NiConuilh war ein naives, dummes Ding und so wie ich Beren einschätzte, musste ich mir um Daina keine Sorgen machen. Bernesse hingegen hatte einen wachen Verstand, aber sie zeigte zu deutlich, dass es ihr mehr um die Krone als um den König ging. Erschreckenderweise hatten sie Kaja NiConuilh zu ihrer Verstärkung dabei. Diese Frau machte mir Angst, hatte ich doch Gerüchte gehört, dass sie eine hinterhältige Hexe sein sollte.

 

Aidis NiTilion war ebenfalls ein naives Ding, doch sie schien die Favoritin der Königinmutter und damit eine ernstzunehmende Konkurrenz. Dies schien auch Kaja NiConuilh so zu sehen, denn scheinbar hexte sie ihr ein Furunkel ins Gesicht, wodurch sie entstellt wurde. Aidis wurde schnell gerettet, doch hier ergab sich für mich eine Gelegenheit. Ich sprach Aidis mein Mitleid aus und bestärkte sie darin, über den Vorfall unbedingt mit Erzabt Osmond von Harkfast zu sprechen. Da sie sich unsicher fühlte, bot ich ihr meine Unterstützung an und so sprachen wir mit dem Erzabt. Im Verlauf des Gesprächs erblickte ich aus den Augenwinkeln Daina NiConuilh in Hörreichweite und so sagte ich beschwichtigend, dass Kaja NiConuilhs Unschuld ebenfalls durch ein Gespräch mit dem Erzabt schnell bewiesen werden könne. Aidis war zu aufgeregt, um meinen Schwenk oder die Anwesenheit Dainas zu bemerken. Vielleicht hatte ich Glück, und die Hexe würde Aidis aus dem Weg räumen. Aber ich wollte es nicht auf Glück ankommen lassen, also suchte im Anschluss Kaja NiConuilh auf und teilte ihr unter dem Mantel der Verschwiegenheit mit, dass Aidis NiTilion über sie reden würde und sie auch bereits beim Erzabt angeschwärzt hätte. Würde die Hexe ihr etwas antun, wären damit Aidis und durch das Vorgehen der Hexe auch die beiden Conuilh-Cousinen aus dem Rennen. Ihr wärt stolz auf mich gewesen, werter Vater.

 

Wäre sie nicht als Witwe eine schlechte Wahl für einen jungen König, hätte ich mir bei Cundris NiCeata große Sorgen gemacht. Sie war eine reife Frau, die wusste, was sie wollte, und war es ganz offensichtlich auch gewohnt, dies zu bekommen. Sie war attraktiv und selbstbewusst und im Laufe des abends schien sie richtiggehend zu erblühen, denn als ich sie ein zweites Mal traf, wirkte sie noch viel hinreißender als zuvor. Auch war ihr Bruder einer der beiden Brautbeschauer. Ich betete also zu den Göttern, dass Beren bewusst war, dass er keine Witwe ehelichen konnte. Zur Sicherheit betonte ich in einem größeren Kreise noch einmal, dass sie scheinbar nicht in der Lage war, einen gesunden und starken Thronfolger zu gebären, ob der Tatsache, dass ihre beiden Kinder bereits an Fieber gestorben waren.

 

Und dann war da noch Soredamor. Ständig tuschelte sie verschworen mit irgendwelchen Personen. Mal waren es die Erzäbte, aber hin und wieder auch mir unbekannte Personen, sogar ein Elf war dabei. Dies konnte nichts Gutes bedeuten. Vater, warum wart Ihr nicht hier? Ihr hättet mir helfen können, kennt Ihr Euch im Intrigenspiel doch besser aus als ich. Doch es half nichts, ich konnte nur hoffen, dass seine Majestät sich nicht zu sehr an die Kirche binden wollte, und ließ hier und da fallen, dass die Regentschaft des Landes in der Hand Weltlicher und nicht in der Hand der Kirche sein solle.

 

Schon wurden wir zu den Brautprüfungen in die Mitte der Festhalle gebeten. Ich war aufgeregt. Würde ich mich gut schlagen können? Wir begannen mit dem Vortrag unseres Gedichtes und zu meiner Erleichterung musste ich feststellen, dass es gut lief. Den Höflingen und Damen schien mein Gedicht zu gefallen. Im Anschluss wurden wir gebeten, einem der hohen Gäste ein Glas Wein einzuschenken. Mir war bewusst, dass ich König Beren nicht wählen konnte. Es wäre zu plump gewesen und man konnte ihm nicht zutrauen, sieben Krüge Wein zu leeren. Also straffte ich die Schultern, lächelte und wählte die Königinmutter. Sie würde später die andere wichtige Frau in seinem Leben sein, mit ihr sollte ich mich gut stellen und ihm zeigen, dass ich seine Mutter respektierte. Ich ließ sie einen Schluck probieren und schenkte ihr im Anschluss den Pokal voll ein. Ein dezentes Lächeln auf Berens Lippen verriet mir, dass meine Taktik aufgegangen war. Danach überreichten wir unsere Gaben. Die Ankündigung zu Aidis NiTilions Geschenk wirkte ungewollt anzüglich, damit hatte sie sicherlich keine Punkte gesammelt. Ich senkte mein Haupt, damit niemand meine Schadenfreude sehen konnte. Doch der letzte Test machte mir einen unangenehmen Strich durch meine Rechnung. Wir sollten uns aus vier Düften für einen entscheiden. Ein jeder sollte gewisse Charaktereigenschaften darstellen. Soredamor wählte den Duft der chryseischen Hafendirnen. Für jede andere von uns wäre das der Todesstoß gewesen, doch sie als Fruchbarkeitspriesterin war über diesen Punkt erhaben. Die meisten Damen tummelten sich um den gleichen Duft, den der Königinmutter. Hätte ich diesen Duft doch auch gewählt… Cundris NiCeata wählte einen Duft, der die Frische des Waldes und damit Naturverbundenheit symbolisierte, und Dank meiner Erkältung und der Tatsache, dass ich kaum etwas riechen konnte, wählte ich leider einen Duft, den Bäuerinnen bevorzugen. Welch eine Schmach!

 

Nachdem die Tests vorüber waren, ging man erneut zu höflicher Konversation über. Zwei Minnesänger gaben ein sehr gekonntes, aber doch äußerst anstößiges und nicht immer schmeichelhaftes Spiel von sich, das sehr zur Erheiterung der Gäste beitrug. Aidis NiTilion sprach mich an, dass sie mich schätzen und hoffen würde, dass wenn nicht sie, wenigstens ich Königin würde und ob wir nicht Freundinnen bleiben und uns gegenseitig zu Hofe holen wollten, wenn eine von uns Königin werden sollte. Ganz Eure Tochter habe ich ihr selbstverständlich bestätigt, dass ich eben so fühlen würde, um mir wenigstens diesen Zugang zu sichern, werter Vater.

 

Und dann kam der Moment. König Beren verkündete seine Wahl – Soredamor. Meine Befürchtungen wurden wahr! Für einen kurzen Moment brach meine Welt zusammen. All meine Mühen waren umsonst gewesen. Oh, hättet Ihr mich doch nur begleitet. Ihr hättet den Ränkeschmieden im Hintergrunde den Wind aus den Segeln nehmen können! Warum habt Ihr mich in meiner schwersten Prüfung nicht unterstützt?

 

In einem kurzen nachträglichen Gespräch mit Laird Angus MacBeorn versicherte mir dieser, dass die Braut durch die Kirgh und viele Ordensritter des heiligen Sonnenordens beschützt würde, so dass ich leider keine Möglichkeit sah, dem Schicksal noch einmal auf die Sprünge zu helfen…

 

Verzeiht mir, Vater, ich habe alles getan, was in meiner Macht stand!

 

Bearbeitet von Kayllan
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[spoiler= Hier ein Bericht von Nahema Eisenfaust (Ru/Th), Ehefrau von Nathan Rafnar (Hä, PRI Torkin)...]

 

Cassandra, mein Kind, natürlich werde ich Dir von der Hochzeit von König Beren erzählen, na, eigentlich war es eine Brautschau, wo er von sieben heiratswilligen Interessierten eine Ehefrau aussuchen sollte.

Die Hochzeit wird später folgen. Wieviel später? Das weiß ich nicht, aber die Kirgh hat schon zwei Tage später gesagt, daß sie mit seiner Wahl einverstanden ist, also wird es wohl nicht lange dauern.

 

Hm? Ja, vielleicht werden Dein Vater und ich zur Hochzeit eingeladen werden, aber ich fürchte, daß Du mit sieben Jahren noch zu jung für so ein Treffen bist. Wenn Du alt genug bist, um nicht mehr so eine Plaudertasche zu sein, nehmen wir Dich auch zu derlei Zusammenkünften mit, bis dahin wirst Du bei Deinen Großeltern zu Hause bleiben müssen.

 

Nun schau nicht so, ich weiß doch, daß Atirat Dich dann immer besucht und Du das mindestens genauso gerne magst. Atirat spricht immer noch nur Hurritisch mit Dir? Nein, ich glaube nicht, daß sie jemals Dvarska lernen wird, schließlich ist sie eine Göttin von Urruti, die Enkelin von Arinna.

 

Also... als wir ankamen, waren schon viele Leute anwesend, der Seneschall hat verlesen, wer sich wo hinsetzen sollte. Dein Vater und ich haben mit interessanten Leuten einen Tisch geteilt. In der Mitte der Bank, links neben mir, saß Torkvin Trutzschild, der Vertreter von König Dvarin Doppelaxt aus dem Atross... Nein, ich weiß nicht, warum König Dvarin nicht selbst da war...

Abgesandter Torkvin war aber seltsam, er fand, daß wir Zwerge unter uns beschließen sollten, wer die Braut sein soll - so, wie er sprach, hatte König Dvarin ihm weder gesagt, wen die MacAblach als Königin bevorzugen würden, noch hat er ihm gesagt, daß er als Abgesandter aus der Situation heraus entscheiden sollte. Seltsamerweise schien es letztendlich auch so gewesen zu sein, daß schon vorher feststand, wer die Braut werden soll.

 

Oder vielleicht war das auch Diplomatie. Erinnerst Du Dich, daß ich Dir Diplomatie erklärt habe? Manipulieren, Lügen und Betrügen und sich nicht erwischen lassen, ganz genau.

Oder, sagen wir mal, das ist die vereinfachte Erklärung. Dein Vater kann Dir das besser erklären als ich. Ich habe mich die ganze Zeit nach Kräften bemüht, keine verbindlichen Aussagen zu treffen, das ist in solchen Kreisen sehr wichtig.

 

Neben Abgesandter Torkvin saß ein Ordensritter des großen Gottes Xan, von dem Mann habe ich für den Rest der Zeit nicht mehr viel gesehen.

Dein Vater saß mir gegenüber, ihm zur rechten saß Master Bors Neunfinger Schimmerbart, der uns gleich versichert hat, daß er seinen Finger nicht als den Preis für einen Pakt mit dem Grüner-Jäger-Dämon verloren hatte.

 

An der Stirnseite des Tisches saß die Lady Angharad, die Mutter des Königs Beren. Ich denke, nicht mal, wenn Dein Vater es mir erklärt, werde ich verstehen, warum sie nicht am Hochtisch saß, sondern am äußersten Ende der Niederen Tische, gleich neben dem stehenden Volk.

 

Zur linken Deines Vater saß ein Halbling, Ferolin Dandelin, der sagte, er sei Koch. Sehr gut! ich sehe an Deinem Kichern, daß Du begreifst, daß nicht angehen kann, daß ein Koch bei einem offiziellen Anlaß zwischen Deinem Vater und der Königinmutter sitzt.

Dein Vater meint, Master Ferolin sei ein fähiger Assassine, sonst wäre ein Koch neben ihm ja wohl nichts als eine elende Beleidigung für einen reichen, einflußreichen Händler und Priester Torkins wie ihn. Aber wer weiß das schon?

 

Der Abend begann dann, indem ein Clansmann aufspielte, den Dudelsack. Ein Dudelsack ist ein Musikinstrument im weiteren Sinne, ein bißchen wie ein kleiner Elefant, der trötet, wenn man ihn auf den Bauch drückt.

 

Dein Vater begann, sich zwischen den Leuten zu bewegen, ich folgte ihm auf dem Fuße.

 

Dein Vater versprach dem Seneschall für den morgingen Tag ein Geschenk von tausend Goldstücken ohne eine Gegenleistung dafür erhalten zu wollen.

Er fügte hinzu, daß er über jede Art von Hinweis, die einen gesellschaftlichen faux pas unsererseits verhindern würde, erfreut wäre.

 

Kurze Zeit später wurde Dein Vater gebeten, sich nach draußen zu begeben, um der Lady Aidis NiTilion - einer der möglichen Bräute - beizustehen, da bekannt war, daß er als Priester Torkins Heilzauber beherrscht.

Die Lady hatte einen großen Furunkel im Gesicht, kein schöner Anblick, der ganz plötzlich entstanden war. In der Tat, ein Zauber. Genaugenommen sicherlich Feenfluch, dessen Effekt solange da ist, wie man sich darüber ärgert. Seltsam, nicht wahr? Aber so sind die Feen, schon bestenfalls haben sie einen seltsamen Sinn für Humor.

 

Dein Vater war im Begriff, den Zauber mit Kaltem Eisen zu bannen, als ich, in der Hoffnung, das Richtige zu tun, vorschlug, die Wehrrune zu zaubern.

 

Dein Vater ging wieder in den Festsaal, um - mit einem weiteren, vertrauenswürdigen Zeugen - zu sehen, wen der zurückgeschleuderte Zauber treffen würde.

 

Die liebe Göttin Wyrd hatte Verständnis für die Not Lady Aidis und ich konnte das Furunkel bannen. Dein erwartungsvoller Blick sagt mir, daß Du weißt, was als nächstes kam. In der Tat, die Zaubermacht Deiner Mutter ist groß genug, den Feenfluch zu dem Verursacher zurückzuschleudern

 

Dein Vater sah, wie die Hofmagierin des Fürsten von Conuilhmir, Dame Kaja NiConuilh, zur passenden Zeit plötzlich einen Furunkel im Gesicht hatte und daraufhin den Raum verließ, gerade, als Lady Aidis und ich zurückkamen.

 

Man könnte allerdings auch annehmen, daß eine Hexe sowohl Lady Aidis als auch Dame Kaja verzaubert hatte, vielleicht sogar in dem Wissen, daß ich die Wehrrune zauberte. Denke immer daran, daß eine Arbeitshypothese eine gute Sache ist, aber es meist viele Möglichkeiten gibt.

 

Jedenfalls beobachteten Dein Vater und ich Dame Kaja daraufhin.

 

Etwas später wurde mir angetragen, eine Weile für die Sicherheit der Wahrsagerin Snjeschka aus Moravod zu sorgen. Ich bot an, ihr Mundschenk zu sein, damit die Becherrune Gewißheit in Bezug auf Gift böte.

Selbstversändlich nutzten Dein Vater und ich auch von Anfang an die ganze Zeit die Becherrune. Es kann auch nie schaden, gelegentlich Speisen einzutunken.

Es dauerte nicht lange, und Snjeschka befand, daß sie vor Gift sicher sei - als ob jemand schnell wirkendes Gift verwenden würde und das auch gleich zu Anfang.

 

Etwa zu dieser Zeit berichtete Lady Aidis mir, daß sie gehört hätte, daß Dame Kaja vor kurzem, etwa eine halbe Stunde nach ihr, den Raum verlassen hätte, ebenfalls mit einem Furunkel im Gesicht.

 

Dein Vater hatte mit Zorano Vegas, dem Fechtmeister von Lady Dorenn, der anderen Halbschwester von Beren - nein, ich weiß nicht, warum er nur Halbschwestern hat und dazu noch mindestens zwei - gesprochen. Wir drei gingen nun auf die Suche nach Dame Kaja und fanden sie gerade den Abtritt verlassend. Ohne Furunkel. Ja, ich bin sicher, daß sie nicht mächtig genug war, meinen Zauber zu bannen. Sie hatte wohl nur aufgehört, sich darüber zu ärgern.

 

Als wir sie allerdings auf den Furunkel der Lady Aidis ansprachen, machte sie ein so eindeutig schuldbewußtes Gesicht wie Du, wenn Dein Gesicht noch klebt und Du mir versicherst, daß Du nicht beim Honigtopf warst.

 

Als wir in die Festhalle zurückkehrten, hatte Snjeschka schon das Orakel befragt. Ich ließ mir sagen, daß die Geister gesagt hätten, daß das Licht der Götter auf die richtige Braut fallen würde.

Ja, natürlich darfst Du meine bunte Wollmütze, die mir Ukmegat, der Schamane aus Läinaland geschenkt hat, aufsetzen, hole sie Dir. ...

 

Ich wurde zu Erzabt Cleremond von Prioresse gerufen, der mich erstmal warten ließ, bis er ein eher nichtssagendes Gespräch beendet hatte. Männer mit Macht tun so etwas, um einem zu zeigen, wie wichtig sie sind. Das ist meist nicht als persönliche Beleidigung gemeint, sondern reiner Reflex.

Er bat mich dann, zu berichten, was in Bezug auf die Lady Aidis geschehen war und ich berichtete, daß und warum ich für sie die Wehrrune gezaubert hatte. Ich erklärte die Wirkungsweise der Rune, ohne zu sagen, daß der Zauber wohl zu Dame Kaja zurückgekehrt sei. Es ist ganz wichtig, in solchen Fällen nur zu sagen, was man wirklich weiß.

Er sagte abschließend, daß ich Alba einen großen Dienst erwiesen hätte.

 

Als ich zu Deinem Vater zurückkam, sagte er mir, daß ein Gerücht zu hören sei, daß eine Phiole in Umlauf sei. Vermutlich sollten alle denken, daß jemand vergiftet werden soll, denn das ist die Idee, die mir kam. Was wieder für eine Idee, um Leute nervös zu machen.

 

Dann begann der Unterhaltungsteil, zumindest für die Gäste, wenn auch nicht für die Ladies, die König Beren heiraten wollten, für die war es wohl eher demütigend.

 

Zunächst sollte jede ein Gedicht aufsagen, das Beren oder Alba pries und sich ihm so angenehm machen. Ein bißchen wie in KanThaiPan, wo es den Menschen wichtig ist, daß ein Ehepartner dichten kann. Dein Opa Thorgin kann auch dichten, ganz recht. Ob das Deiner Oma Borghild ausreichte, damit sie ihn heiraten wollte? Frage sie selbst.

 

Dann sollte jede der Ladies, eine nach der anderen, Wein einschenken, sie sollten dabei wählen, wer ihrer Ansicht nach die wichtigste Person sei.

Meine höfischen Sitten sind nicht gut genug, um zu beurteilen, was da den Standards entspricht. Lady Arwa NiAelfin und Lady Aidis schenkten der Lady Angharad zuerst ein, aber ich kann Dir nicht sagen, ob das ein Fehler war, ich kann nicht mal sagen, ob die Lady Angharad wirklich am unteren Ende der Tafel saß, um selbst gedemütigt zu werden, oder, ob es am Ende uns Zwerge und den Koch ehren sollte. Die anderen Ladies gingen sogleich zu König Berens Tisch, aber nicht alle schenkten zuerst ihm ein. Eine schenkte König Beren Bier statt Wein ein.

 

Anschließend sollte jede der Ladies dem König ein kleines Geschenk machen. Die meisten versicherten ihm, daß ihm ihr Herz gehöre, oder ihre Treue, der Schlüssel zu ihrem Herzen (eine gab ihm sogar einen Schlüssel), Beratung, Schmuck, eine Goldsichel. Eine schenkte ein besticktes Kissen, dazu Gedichte, Wein und einen Rubin.

Lady Aidis war entweder zu Scherzen aufgelegt oder hatte, was sie sagen wollte, nicht auf Doppeldeutigkeiten durchdacht, jedenfalls schenkte sie eine Pferdedecke, sprach davon, daß sie Verständnis dafür hätte, wenn König Beren diverse Pferdchen reiten würde und schien damit anzudeuten, daß sie sich als eine der Stuten sehe.

 

Zum Schluß sollte jede der sieben Ladies eines von vier Perfumes wählen. Dadurch sollte eine Aussage zu dem jeweiligen Charakter möglich sein.

 

Man kam sich vor wie auf dem Sklavenmarkt in Eschar. Ich habe jedenfalls darauf geachtet, genauso zu reagieren und zu applaudieren, wie Dein Vater es tat.

 

Da Abgesandter Torkvin, in seiner Eigenschaft als Vertreter des Atross, inzwischen beschlossen hatte, daß die MacAblach Lady Bernesse unterstützen würden, übergab Dein Vater ihr einen Sigildorn aus Kaltem Eisen, der Zauber und Feenflüche bannen kann.

 

Ich hatte die ganze Zeit lang vergeblich nach meiner Freundin Lilythrel, der Halbschwester des Königs Beren, gesucht. Nun bat ich den Seneschall, ihr mein Geschenk, die Flammenrune, zu überbringen. Er sagte, daß sie wegen wichtiger Gildengeschäfte nicht anwesend sei, ich weiß nicht, ob das wahr ist.

 

Master Vegas bat mich, zu kontrollieren, ob ein Zauber auf Master Dunstan, dem Leibwächter von König Beren, läge, aber ich wies die Bitte höflich ab. Vielleicht war es ein Trick, um herauszufinden, ob ich ohne Erlaubnis Leute verzaubere, das kann man nie wissen. Master Vegas fragte daraufhin jedenfalls nicht Master Dunstan, ob es ihm recht sei.

 

Ich beeilte mich, Deinen Vater zu suchen, und fand ihn, wie er gerade unser Gastgeschenk an König Beren übergab. Genau: das, an dem Deine Oma Tharda solange geschmiedet hat. Dein Vater und ich hatten die Idee aus KanThaiPan übernommen - ein glücksbringendes Geschenk für Eheleute ist eines, das man durch zwei teilen kann, also hat Deine Großmutter für jeweils zwei Flammenrunen eine Fassung geschmiedet, und die Fassungen so gemacht, daß man sie zusammenfügen kann. Einzeln sind sie aber ebenso schöne Broschen. Na, und ob das teuer war! Zweitausend Gold!

 

Dein Vater sprach anschließend mit einigen der Ladies. Ein Mann, Narnia von Genth, bat mich, ihm den Abgesandten Torkvin vorzustellen. Ich weiß nicht, warum, und ich fand Abgesandter Torkvin auch einstweilen nicht, also vertröstete ich Herrn von Genth und hatte später die Gelegenheit, Abgesandter Torkvin zu bitten, sich Herrn von Genth vorzustellen, damit ich mich weiteren Gesprächen und Fragen entziehen konnte.

 

Es war ohnehin erstaunlich, wieviele Menschen meinten, daß ich als Händlersfrau eine Meinung haben müsste, wen der König heiraten solle.

Für die Händlersfrau hat Dein Vater mich übrigens später gerügt, er meinte, ich hätte mich als Königin von Umvidal-Nohrgun zu erkennen geben sollen oder wenigstens als Lady vorstellen sollen. Das ist der Grund, warum ich es vorgezogen hätte, die ganze Zeit lang bei ihm zu sein, um schweigend seinen Gesprächen zu lauschen, denn ich bin in höfischer Gesellschaft noch sehr ungeübt.

 

Dein Vater lieh dem König die Kette mit den zwanzig Dinge-Wiederfinden-Blättchen, die ich für ihn gefertigt und zwischen den Deckeln eines Anhängers versteckt hatte. Wäre das nicht was gewesen? Der König wird entführt und nur ich kann ihn wiederfinden?

 

Die ganze Brautschau kam Deinem Vater inzwischen wohl ähnlich peinlich vor wie mir, also beschloß er, Dame Faine (die sich auch Doireann nannte), die Hofdame der Lady Angharad, zu unterstützen. Er versprach ihr eine Aussteuer von hunderttausend Gold, wenn sie den König heiraten würde. Er fragte sogar die Lady Angharad, ob sie einverstanden sei, und sie meinte, daß ihr Sohn heiraten solle, wen sein Herz wähle.

 

Die Lady Bernesse NiConuilh wandte sich an Deinen Vater und mich und sagte, daß sie nicht so auffällig gehandelt hätte, wie sie es tat, wenn sie nicht verzaubert gewesen wäre.

 

Da wurde es klar, daß die seltsamen Gesten, die uns kurze Zeit vorher bei Dame Kaja (die wir ja beobachteten) aufgefallen waren, wohl ein Gestenzauber gewesen waren, den sie auf Lady Bernesse gezaubert hatte.

 

Lady Bernesse bat um unsere Hilfe, damit es nicht wieder geschähe und Dein Vater bat mich, die Lady eine Weile zu begleiten, bis sie sich beruhigt hätte.

Ich glaube, die Absicht der Lady bestand ab dann nur darin, mich zu bestechen, die Wahl in ihrem Sinne zu beeinflussen. Ich traf keine Aussage und entschuldigte mich, wie jedesmal zuvor, damit, daß ich mich mit politischen Dingen nicht auskenne und der Frager sich an meinen Gemahl wenden möge, der viel kenntnisreicher ist als ich es bin - es ist ja schon beredt, daß mir nie auffiel, daß jemand das tat.

 

Zu einer Gelegenheit erschreckte Herr Ismael Ibn Dschafar mich, indem er mich einfach ansprach. Ich vermied gerade eben, Deinen Vater zu rufen, damit er den fremden Mann, der mich so unziemlich ansprach, zur Ordnung rufen könnte, denn wir waren ja nicht in Eschar.

Nein, natürlich würde Dein Vater mich nicht an einen Schariden verkaufen. Auch nicht an jemand anders. Auch nicht für siebzig Kamele.

..aber ich entzog mich der Ansprache, indem ich Deinen Vater bat, zu dolmetschen. Natürlich sprach Herr Ismael Albisch, wenn er auch einen scharidischen Gruß ausgesprochen hatte. Schariden sind mir stets unheimlich.

 

Ich fragte Master Bors, ob Abgesandter Torkvin sich nun besonnen hätte, mit welchem Auftrag Dvarin ihn gesandt hatte. Master Bors wies auf Abgesandter Torkvin und sagte, daß der inzwischen viel zu besoffen sei, um noch Entscheidungen zu treffen. Master Bors würde sich der Entscheidung von Deinem Vater und mir anschließen. Das nahm er zurück, als er hörte, daß wir nun Dame Faine unterstützten.

 

Während wir so zusammensaßen, sprach Herr Morsemirisinosul ap Gwareth mich an, der als Vertreter der Elfen vorgestellt worden war. Er sprach mich als Elfe an, als ob er nicht dabeigewesen wäre, als ich als MacAblach vorgestellt worden war, und versuchte, mich nach politischen Meinungen auszufragen.

Ich nehme an, er war hauptsächlich neugierig, zu erfahren, warum ich, obwohl ich das Unglück hatte, als Elfe geboren worden zu sein, ein Zwerg geworden bin und wußte nicht, wie er das höflich anstellen könnte.

 

Es sollten inzwischen Wetten auf die Bräute abgeschlossen werden, Dein Vater hätte sich beteiligt, kam aber nicht dazu.

Er hätte es so eingerichtet, daß er Geld verloren hätte, wenn Dame Faine, die wir ja unterstützten, Königin geworden wäre. Ich habe nicht recht verstanden, warum er das tat... er machte aber dennoch in der dortigen Runde viel Werbung für Dame Faine. Wie, Bestechung? Was meinst Du damit? ... Oh.

 

Ein Herr aus Valian, Julius Crassus, brachte auf, daß ein Liebeszauber auf Beren läge. Vielleicht stimmte das, vielleicht nicht. Dein Vater bat König Beren kurz darauf, ihn mit Kaltem Eisen berühren zu dürfen. Vielleicht bannte das einen Zauber, vielleicht nicht.

 

Dein Vater wies den Seneschall darauf hin, daß Dame Kaja, dem Feste recht unangemessen, wiederholt Gäste verzauberte. Er führte die Beweise auf, die er und andere beobachtet hatten.

 

Anscheinend ließen sich zwei Spielleute von Lady Aidis Geschenk inspirieren, sie sangen in ihrem Lied "ein König wollte Hochzeit halten", daß König Beren wohl jede der sieben Ladies auf ihre Fähigkeiten als Liebhaberin hin getestet hätte. Das ist vor einer Eheschließung sehr wichtig, wenn ich auch glaube, daß es in Alba nicht üblich ist.

 

Während des Vortrages der Spielleute tauschte Dame Kaja einen sehr intensiven Blick mit Dame Faine, die Dein Vater ja fördern wollte, aus. Dame Faine wirkte daraufhin sehr benommen. Dein Vater konnte nicht genau erkennen, welcher Zauber es gewesen sein mochte - wenn es denn überhaupt einer war und Dame Faine nicht nur eingeschüchtert war.

 

In dem Moment verkündete der Seneschall, daß Dame Kaja einen Spaziergang unternommen hätte und von Wegelagerern erschlagen worden sei. Dame Kaja schien ebenso überrascht zu sein wie Dame Faine, solches zu hören.

 

König Beren verkündete dann, daß er Soredamor NiRathgar erwählt hätte, vorbehaltlich etwaiger Einwendungen der Kirgh. Ich sagte Dir ja schon, daß die Kirgh zwei Tage später zustimmte.

Warum König Beren nun Soredamor wählte, weiß ich nicht - erinnere Dich daran, was ich Dir über die Unweisheit vorschneller Schlußfolgerungen gesagt habe.

 

Später hörte ich übrigens, daß Dame Kaja in einem Kloster sei, entweder als ein Gast, der sein Willkommen bereits erschöpft hätte, oder als Geisteskranke hinter Schloß und Riegel.

 

Dein Vater sagte mir, daß er zufällig in der Nähe gewesen war, als Lord Angus MacBeorn erfuhr, daß Dame Kajas Zauberei durch uns auffällig geworden sei und Lord Angus gesagt hätte, daß er sich um uns beide auch noch kümmern müsse - das kann eine Rache oder eine Behohnung bedeuten.

 

Das alles zeigt Dir, was man von Gerüchten halten sollte. Und nun husch ins Bett.

 

 

Bearbeitet von stefanie
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Klasse! :lol::thumbs:

 

Gruß von Adjana

 

Kayllan, wundervoll! Herrlich gespielt, wunderbar beschrieben.

 

 

Ich danke Euch, das ist sehr lieb!

 

Eventuelle Anfeindungen in der Beschreibung sind natürlich nur aus Sicht der Figur, als Spielerin war ich von meinen Mitstreiterinnen sehr begeistert und es hat mir enorm viel Spaß gemacht!

 

 

Edit: Der Bericht von Nahema Eisenfaust ist übrigens auch wirklich toll, danke dafür!

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@ Kayllan: Magst Du auch Dein Gedicht noch hier reinstellen bzw. an Olafsdottir schicken? Gerade bei Deinem wäre es wirklich sehr schade, wenn es nicht dabei wäre.

 

 

Sehr gern, hier mein Gedicht:

 

Gedicht für König Beren MacBeorn

 

 

Oh, du stolzes Alba, unser geliebtes Land,

Voll Glück sehen wir dich in König Berens Hand.

 

Vom Tuarisc-Fluss bis zur wilden Waelingsee,

Den steilen Gipfeln des Atross, bedeckt mit Schnee,

Vom Pengannion bis hin zu den Melgar-Bergen,

In fester Hand von uns’ren albischen Zwergen.

 

Von der Nordmark hoch oben, bis zur Bucht der Bäume,

Wollen wir dich loben, gelt’n dir uns’re Träume.

Das verwunsch’ne Halfdahl sei auch nicht vergessen,

Mit den freundlichen Halblingen und ihrem Ess’n,

 

Bis hin zum Broceliande in Elfenhand,

Oh, du stolzes Alba, unser geliebtes Land!

 

 

Oh, Ihr, stolzer König Beren, geliebter Mann,

Ihr zieht die Liebe Eures Volkes magisch an.

 

Ein kühner Ritter, von gar stattlicher Gestalt,

Der Ruf Eurer Macht über Vesternesse halt.

Ein wahrhaft starker Spross, ganz seines Vaters Sohn,

Nun besteigt König Beren den albischen Thron.

 

Eine brave Königin zu Eurem Glück fehlt,

Bedenkt daher weise, wen Ihr für Euch erwählt.

Rot, Farbe der Liebe, rot, unser beider Haus,

Die Zeichen sind deutlich, schaut nur geradeaus!

 

Liebe und Treue, biete ich Euch heute an,

Oh, Euch, stolzer König Beren, geliebter Mann!

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