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[Postarchiv] M1880-Briefspiel


Empfohlene Beiträge

Worum geht es hier? Siehe hier!

 

Im Postarchiv werden alle Briefe dieses Briefspiels veröffentlicht. Bitte mit ein paar Tage Verzögerung damit man hier nicht einen Brief lesen muss, den man eigentlich noch nicht erhalten hat - Das würde die Atmosphäre gründlich zerstören.

 

Das Archiv soll all denjenigen die gerade keine Briefe erhalten bzw. (noch) nicht mitspielen einen Überblick über das Spiel geben, bzw. signalisieren dass das Spiel noch läuft oder Lust am Mitspielen machen.

 

Und wenn es zu lange dauert, bis du einen Brief bekommst - Schreibe selber einen! ;)

 

Briefe sollten in folgender Art hier eingestellt werden:

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Datum:

Absender:

Adressat:

 

Briefinhalt (als Computertext - nicht als Scan)

 

Anhang (knappe Beschreibung der mitgeschickten Artefakte, Berichte, Bilder usw.)

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  • 1 Monat später...

Datum: 17. July 1880

Absender: Henrietta Wyndham Stanley, Wyndham House, Charmouth, Dorset

Empfänger: Carl O. Peters, Am Sandtorkai 1, Hamburg

 

Werter Herr Kaufmann Peters,

 

ich wende mich hier in einer Angelegenheit an sie, zu deren Aufklärung Sie möglicherweise beitragen können.

 

Mein Vater, der Archäologe William Stanley hat, wie ich aus den Unterlagen meines leider kürzlich verstorbenen Vaters ersehen kann, Ihrem Handelshaus in vergangenen Jahren von Zeit zu Zeit Artefakte aus Aegypten übersendet. Nun bin ich, bei der Verwaltung des Nachlasses wieder Ihren Namen gestossen; doch lassen Sie mich hierzu ein wenig ausholen.

 

Vielleicht hat man inzwischen auch schon in Hamburg über das Unglück im Verlauf der Ausgrabungen in Dendera berichtet, bei der neben drei einheimischen Helfern auch mein Vater und mein Ehemann ums Leben kamen.

Nun, dieses Unglück hatte den vorläufigen Abbruch der Grabungsarbeiten sowie meine, ich gebe es zu, überstürzte Abreise aus Aegypten zur Folge. Im März diesen Jahres kam ich in England an und bezog das kleine Stadthaus an der Uferpomenade von Charmouth, welches mir mein Ehemann hinterlassen hat. Ich darf sagen, dass sich die Haushälterin und ihr Gatte Charlie, der sich um die schwereren Hausarbeiten, die Kutschpferde und den kleinen Garten kümmert auch nach drei Monaten noch nicht an ihre neue Herrschaft gewöhnt haben; sie werfen mir mitleidige und einander verwunderte Blicke zu wenn sie glauben ich bemerke es nicht. Einzig die kleine Madge, die eigentlich als Mädchen für die Dame des Hauses (also mich) eingestellt wurde, nun aber mangels Bedarf eher der Haushälterin zur Hand geht, scheint fasziniert von meinenh Erzählungen aus Dendera und den nun überall im Haus herumstehenden Artefakten zu sein.

 

So sehr wir uns in Aegypten als Briten gefühlt haben, so wenig gelingt es mir nun hier in diesem Land, dass ich mein Leben lang als meine Heimat bezeichnet habe und in dem ich mich nun so wenig zu hause fühle. Wo wir uns in der Wüste vor der Sonne schützen mussten, hülle ich mich hier in dicke Wolle gegen die Kälte, die Nässe und den Wind. Auch jetzt in den Sommermonaten mag ich, zum Leidwesen des guten Charlie, der beständig mit dem Bereiten von Feuerholz beschäftig ist, nicht auf ein wärmendes Kaminfeuer verzichten. Die Sonne hier ist selbst im Sommer nur ein schwaches Abbild der Sonnenscheibe über der ägyptischen Wüste. Mein ehemals sonnenverbranntes Gesicht und meine Hände haben nur bald ihre skandalöse Bräune verloren, nicht mehr lang und sie sind ebenso weiss wie es einer englischen Dame ansteht.

 

Ich kann mir vorstellen, dass Sie bereits ungeduldig darauf warten, dass ich nun schlussendlich zum Grund dieses Briefes finde und ich versichere Ihnen, dass ich nur deswegen so weit aushole, weil ich hoffe dass das Verständnis meiner Situation Ihrer Motivation, mir behilflich zu sein zuträglich ist.

 

Wie bereits erwähnt, ging meine Abreise aus Dendera recht überstürzt von statten, allerdings habe ich nicht versäumt, den Versand aller Aufzeichnungen und bisher geborgenen Gegenstände nach Wyndham House zu veranlassen. Vor einem Monat war es endlich soweit: Mehrere Wägen hielten auf der Promenade vor meinem Haus und luden Kisten voller Kisten voller Zeichnungen, Beschreibungen und Grabungsprotokollen, Scherben und Statuetten, Schmuckstücken etc. etc. ab.

 

Sofort begann ich mit dem Auspacken der lang ersehnten Gegenstände und Madge bekam nun endlich die Gelegenheit, der Dame des Hauses nützlich zu sein. Ich hieß sie, die kleinen geschmacklosen Figurinen, Vasen und Büsten aus dem Salon zu entfernen um Platz für die Funde aus Dendera zu schaffen und so das Zimmer in einen brauchbaren Arbeitsraum zu verwandeln. Auch bot sich mir so ein Anlass, die beiden entsetzlich umbequemen Recamieren und das altmodische Teetischchen entfernen zu lassen.

 

Zunächst öffneten wir die Kisten mit den Funden aus den Grabstellen außerhalb des Tempelbezirks, und Madge erwies sich als flink, geschickt und außerordentlich nützlich beim Auswickeln und Sortieren der Gegenstände.

Beim Durchsehen der Aufzeichnungen meines Vaters, die er während der letzten Grabungen vor seinem Tod anfertigte, fand ich den Vermerk: „papyri graeca, Fundstelle: Mastaba XII Ostseite, Versand zweiter Februar 1880, Peters / Hamburg“.

 

Leider kann ich mir weder erklären, um was es sich bei diesen papyri handelt noch verstehe ich, weshalb dieser Fund an Sie nach Hamburg verschickt wurde. Da ich um Vollständigkeit der Grabungsergebnisse bemüht bin, bitte ich Sie nun freundlichst mir Auskunft über den Inhalt dieser Sendung zu geben, und, sollte es sich (wie die Notiz vermuten lässt) um Handschriften auf Papyrus handeln, mir eine Abschrift besagter papyri zu Studienzwecken zu überlassen. Selbstverständlich werde ich gegebenenfalls für die Kosten der Anfertigung einer Abschrift aufkommen.

 

Für ihre Hilfe in dieser Angelegenheit danke ich Ihnen bereits im Voraus und verbleibe in Erwartung Ihrer Antwort:

 

Henrietta Wyndham Stanley

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  • 5 Monate später...

Datum: 21éme. Juli (Julliet) 1880

Absender: Comtesse Armelle Oanez Vivianne de Kerfadec, z.Zt. Konsulat der französischen Republik, Cairo

Empfänger: Henrietta Wyndham Stanley, Wyndham House, Charmouth, Dorset

 

Cher Madame Wyndham Stanley,

 

zuerst möchte ich die Gelegenheit ergreifen, ihnen zum Tode ihres geliebten Gatten und ihres Vaters mein aufrichtiges Beileid auszusprechen. Beide wurden vor ihrer Zeit und vollkommen unerwartet zu Gott befohlen. Wir, die wir nur Menschen sind werden die Weisheit nie verstehen oder gar ergründen können. Mögen Sie die Kraft und Stärke haben, diese für Sie sicherlich schwierige Zeit zu meistern, und Trost in den Worten der Heiligen Schrift finden.

 

Weiterhin lassen Sie mich zum Ausdruck bringen, dass ich aus tiefstem Herzen hoffe, dass sie sich wieder in ihrer Heimat eingelebt haben. Vielleicht vermissen sie das sonnige Wetter von Ägypten. Bitte verzeihen Sie mir, wenn die Erinnerungen an Ägypten Schmerz und Traurigkeit auslösen sollten. Ich selbst vermisse den salzigen Wind, die Sonne und den Regen ebenso wie die Côte de granit rose. Oh wie gerne bin ich den alten Pfad der Zöllner gewandelt. Pardon, es ist nicht Recht sie mit meinem Gefühlszustand zu belästigen.

 

Der eigentliche Grund meines Schreibens ist leider sehr unerfreulich. Zwei der Vorarbeiter, die bei der Ausgrabung ihres Herrn Vater und ihres geliebten Gatten mitgearbeitet haben, kamen auf mysteriöse Umstände ums Leben. Tamer, der zweite Vorarbeiter starb in meinen Armen. Seine letzten Worte galten Ihnen, die er wie ihnen sicherlich bewusst ist, sehr verehrt hat und einigen Papyri. Bevor er mir meine Frage, um welche Papyri es sich handelte, beantworten konnte, hauchte er sein Leben aus und sein Odem versiegte für immer. Es liegt mir nichts ferner, als Ihnen Angst zu machen, aber die Klinge des Wurfmessers, war vergiftet gewesen. Welches Gift genau es war habe ich bisher noch nicht in Erfahrung gebracht, die Wundränder waren jedenfalls verfärbt. Sicherlich können Sie sich vorstellen, wie erschrocken ich gewesen war. Mehr noch lähmte der Schrecken meine Glieder, als kurz darauf einige Schüsse fielen. Man wollte wohl sicher gehen, dass der gute Tamer aus dem Leben schied. Bitte missversteht mich nicht, aber diese Tat macht Hoffnung insofern, dass das Gift unter Umständen doch nicht tödlich ist.

 

Leider war es mir bisher nicht möglich direkt hier vor Ort Erkundigungen einzuziehen, da mein Papa darauf bestand, dass ich die mir verordnete Bettruhe in den letzten Wochen streng einhielt. Jetzt hoffe ich Erkundigungen einziehen zu können, wer eventuell hinter diesem feigen Mord und Anschlag steckt. Ich verspreche Ihnen, dies aber sobald mir es mir möglich ist, zu tun. Sollte es Ihnen möglich sein, bitte ich Sie, mir Kopien der Papyri, zur Verfügung zu stellen. Es wäre schön, könnten wir noch wie damals, uns auf einen Kaffee treffen und über all das sprechen, was sich ereignet hat. Leider lässt die große Distanz dies nicht zu. Wie sehr ich diese Tage vermisse.

Bitte seien Sie auf der Hut, Madame, alles was ich schrieb ist wahr und kein Hirngespinst ausgelöst durch die heiße Sonne Ägyptens. Bitte lassen Sie mich wissen, ob ich für Sie etwas tun kann, sofern möglich werde ich alles tun, was meine Kräfte erlauben.

 

Ihre

Armelle Oanez Vivianne Comtesse de Kerfadec

 

PS: Bitte verzeihen Sie mein schlechtes Englisch

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  • 2 Monate später...

Absender: Dr. August Alfred Beckstein

Empfänger: Dr. Frank Theodor von Geismar

Datum: 02.Mai 1881

 

Sehr geehrter Herr Kollege,

 

ich wende mich an Sie mit einer möglicherweise recht ungewöhnlichen Bitte.

Zur Zeit beschäftige ich mich mit der Konstruktion einer Handkamera, die gegenüber den bisher erhältlichen Modellen den Vorteil hat, ohne Stativ auszukommen. Die Entwicklung eines solchen Geräts – so hoffe ich – dürfte alle jenen unserer Kollegen, die an Forschungsstätten in unwegsamen Gegenden ihre Arbeit verrichten von unschätzbarem Wert sein. Vor einigen Wochen ist es mir gelungen einen Prototypen solch einer Kamera fertig zu stellen, doch stehe ich jetzt vor dem Problem dieses Gerät auf seine Funktionalität hin in realen Umgebungen zu überprüfen. Zu Recht wies mich einer meiner Lehrlinge und Schüler darauf hin, daß eine Kamera, die speziell für Forschungszwecke entwickelt wurde, auch unter realen Belastungen getestet werden müsse, bevor man weitere Exemplare produzieren würde, die zwar hier im gemäßigten Klima Deutschlands ausgezeichnet funktionieren – was auch der Fall ist – aber in extremeren Bedingungen – wie man sie beispielsweise in einer Wüste oder einem Dschungel antrifft – ihren Dienst versagen würden.

Daher meine Bitte – oder vielleicht besser – meine Anfrage:

Haben Sie zur Zeit Kontakt mit einem Forscher, der einerseits im Rahmen seiner Arbeit Gebrauch von einer solchen Kamera machen würde und andererseits bereit wäre das Risiko, welches die Verwendung eines experimentellen Prototyps immer mit sich führt, auf sich zu nehmen? Der Forscher sollte, wie schon oben erwähnt, an einem klimatisch extremen Ort der Erde seine Arbeit tun.

Selbstverständlich würde ich den Prototypen dem Forscher kostenlos zur Verfügung stellen, allerdings unter der Bedingung einen ausführlichen Bericht über das Funktionieren der Kamera zu bekommen.

 

Ich verbleibe auf Ihre Antwort wartend mit kollegialen Grüßen

 

Dr. August A. Beckstein

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  • 3 Wochen später...

Absender: Dr. Frank Theodor von Geismar

Empfänger: Dr. August Alfred Beckstein

Datum: ? (nicht notiert wird noch nachgefragt : ) ) Mai 1881

 

Werter Kollege Dr. Beckstein!

 

Weshalb sollte ich Ihre Bitte als ungewöhnlich erachten? Natürlich werde ich solch einen Erfindergeist unterstützen. Denn ich weiß wie kein Anderer, wie schwer es ist, neue Gedanken und Theorien zu entwerfen, sich nicht den beschränkten Geistern seiner Mitstreiter zu unterwerfen und seine eigenen Ziele bis zum eintretenden Erfolg zu verfolgen.

Gerne werde ich Ihrer Bitte nachkommen und Kontakt mit Kollegen und Freunden in der ganzen Welt suchen um ihnen Ihre Bitte zu unterbreiten. Doch lassen sie nicht die Hoffnung fahren, sollten sie über Wochen keinen Antwortbrief erhalten, einige meine Forscherkollegen befinden sich zur Zeit an sehr abgelegenen Orten dieser unsrigen Welt. Es ist eine aufregende Zeit in der wir leben, in welcher es uns gegönnt wird, die noch üppigen weißen Flecken dieser Welt zu erkunden.

Ich selbst fände eine solch kleine und robuste Kamara formidabel. Wie oft schon musste ich auf Expeditionen um meine Ausrüstung bangen. Und gerade eine Fotographie ist so unendlich wertvoll, wenn es darum geht Entdeckungen zu dokumentieren. Und dann noch ohne Stellage, oder Stativ. Das wäre eine Sensation.

So wünsche ich Ihnen nur das Beste für ihre grandiose Erfindung und werde sogleich einigen Kollegen eine Nachricht mit ihrem Wunsche senden und verbleibe in Hochachtung.

 

 

Dr. Frank Theodor von Geismar

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