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Grad via Peter Glaser auf G+ drüber gestolpert: In Deutschland wurde 1880 das Lehrerinnenzölibat eingeführt.

Ich weiß da auch noch, daß meine Großtante (Volksschullehrerin) auch in .at so eine Beschränkung hatte (die war ca. Jahrgang 1920), also mußte es nicht nur in .de und in .ch so wie in der Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/Lehrerinnenz%C3%B6libat beschrieben gegeben haben, sondern auch in .at (und mglw. auch anderen Ländern?)

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  • 1 Monat später...
Grad via Peter Glaser auf G+ drüber gestolpert: In Deutschland wurde 1880 das Lehrerinnenzölibat eingeführt.

Ich weiß da auch noch, daß meine Großtante (Volksschullehrerin) auch in .at so eine Beschränkung hatte (die war ca. Jahrgang 1920), also mußte es nicht nur in .de und in .ch so wie in der Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/Lehrerinnenz%C3%B6libat beschrieben gegeben haben, sondern auch in .at (und mglw. auch anderen Ländern?)

 

Ja, und interessanterweise haben bedeutende Vertreterinnen der Frauenrecht, wie z.B. Helene Lange das Lehrerinnenzölibat massiv unterstützt.

 

Was zunächst widersinning klingt, ist wohl nur aus der damaligen Situation heraus erklärbar:

 

Helene Lange und ihren Mitstreiterinnen ging es um die Anerkennung des Lehrerinnenberufes (zu der Zeit der EINZIGE akzeptable Beruf für eine Frau aus dem Bürgertum) als gleichwertigen Beruf (und irgendwann auch gleiche Bezahlung).

 

Die Argumentation lief wie folgt: Wenn der Beruf gleichwertig ist, dann ist es ein Beruf der sozusagen Vollzeit die ganze Frau fordert und das ist mit dem gleichzeitigen Führen eines (bürgerlichen) Haushalts und Kindererziehung nicht vereinbar.

Wenn es vereinbar wäre, wäre der Beruf "nebenbei" zu erledigen und nicht vollwertig.

 

Schräg, aber so dachten die Damen.

 

 

off topic: Das die meisten Frauen heute an dem Mehrfach-Anspruch scheitern, der von den Medien vorgegaukelt wird, ist eine andere Geschichte.

Bitte glaubt nicht diesen Blödsinn, den ihr in Filmen sieht, das man gleichzeitig Karriere machen, eine tolle Mutter / Vater und zugleich Ehepartner sein kann.

Das geht nur mit unbefriedigenden Kompromissen.

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Weil ich grad über einen Kunden eines Kunden unseres Unternehmens drüber gestolpert bin...

James Ritty (Artikel bei Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/James_Ritty) hatte seit 1871 einen Saloon, wo er unter anderem "pure Whisky" "fine wine" und Zigarren verkaufte. Zu seinen Kunden zählten angeblich später Buffalo Bill oder John Dillinger und er hatte ein Problem - diebische Angestellte, die sich immer wieder an der Geldlade bedienten. Also erfand er ein System, wo sich die Lade nur zu ganz bestimmten Zeiten öffnen ließ, nämlich wenn etwas eingegeben und vermerkt wurde -die Registrierkasse war geboren (1879) und er erhielt 1883 gemeinsam mit John Birch das Patent darauf. Er verkaufte seine Firma "Ritty's Incorruptible Cashiers" (das klingt dermaßen sowas von erfunden, das ist einfach hübsch, dieser Name :) ) die dann über 2 Umwege auf NCR (National Cash Registry) umbenannt wurde und heute noch Weltmarktführer bei Kassensystem ist.

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  • 2 Monate später...

Und wieder stolpere ich - heute über den Gründer der ersten Fitnesscenter. Gustav Zander war 1877 der erste, der Maschinen auf den Markt brachte, mit denen man sich kräftigen konnte. Die sehen ziemlich abgefahren, zum Teil modern aus, wie z.b. hier http://www.retronaut.com/2011/07/vintage-exercise-machines/ zu sehen.

Natürlich waren die so gestaltet, daß die feine Gesellschaft mit möglichst wenig Aufwand die Maschinen bedienen konnte, denn "no pain, no gain" war damals noch nicht durchgedrungen - man wollte keinesfalls unangemessen ins Schwitzen kommen. Dazu paßt übrigens auch folgender nette Spruch: "Ein Mann schwitzt, ein Mädchen transpiriert und einer Dame wird etwas warm".

Erfolgreich war er aber. Die Zander-Institute breiteten sich rasch aus und "zandern" wurde sogar einige Zeit zu einem feststehenden Begriff.

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  • 2 Wochen später...

Vor 140 Jahren wurde aus dem Bedarf, die Millionenstadt Wien zu "entseuchen" und somit die Friedhöfe aus dem stark besiedelten Gebiet zu entfernen, der Wiener Zentralfriedhof eröffnet. Sehr unbeliebt, da er damals kilometerweit noch jenseits der Schlachthöfe von St. Marx entfernt nur mit großen Mühen zu erreichen war. Und das wo die bekannt morbiden Wiener doch "a schene Leich'" so wichtig finden und auch ein regelmäßiger Besuch der Toten damit nur schwierig bewerkstelligt werden konnte. Auch die Leichenzüge, die manchen Tags dicht an dicht hinauszogen, waren vielen ein Dorn im Auge. Dagegen gab es auch sonderbare Vorstellungen davon, wie man diese besser transportieren könne, und zwar mit einer Art "Leichenrohrpost"... http://orf.at/stories/2251624/2251625/

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  • 2 Monate später...

Der Eisenbahningenieur Sandford Fleming erkannte die Notwendigkeit, die "Bahnzeit" irgendwie zu ordnen. So dachte er sich 24 Zonen aus, wo die Stundengrenzen gezogen werden sollte (also vom 0-Meridian alle 15 Grad, unter Berücksichtigung natürlicher Grenzen) Die Zeitzonen waren (1879) geboren. Kanada war 1883 das erste Land, das damit arbeitete, es folgte die USA. 1893 wurde auch in Deutschland eine "Zeitzone" eingeführt.

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  • 2 Wochen später...

Am 20. August 1883 wird in England der Cheap Trains Act 1883 veröffentlicht. Damit wurden die Eisenbahngesellschaften verpflichtet, preiswerte Züge für Arbeiter in größerem Umfang anzubieten. Dies ist der Anfang des Arbeiterverkehrs per Zug in England. In der Folge war es etwas wohlhabenderen Arbeitern möglich, etwas abseits der Produktionsstätten zu wohnen.

 

Vorher waren die Eisenbahngesellschaften nur zu einem rudimentären Angebot in der dritten Klasse verpflichtet. Nach dem Railway Regulation Act 1844 musste jeden Tag auf jeder Strecke jede Station mit einem Zug von mindestens 12 miles per hour (19 km/h) Reisegeschwindigkeit in der dritten Klasse bedient werden. Zugreisende dritter Klasse hatten Anspruch auf Sitzplätze und Wetterschutz (ursprünglich fuhr man in der dritten Klasse häufig stehend in offenen Güterwagen). Die meisten Bahngesellschaften reagierten auf diese Vorgaben indem sie solche Züge in den frühen Morgen oder den späten Abend legten. So sollte eine Abwanderung aus der teureren zweiten Klasse verhindert werden.

 

P.S. Weite Teile der Ober- und Mittelschicht waren der Meinung, dass nicht jeder so einfach reisen können sollte, dies wäre "zu gleich".

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  • 1 Monat später...

Die Wandertaube bildete riesige Kolonien in Nordamerika. Ihr Zug verdunkelte manchmal über Stunden den Himmel wie eine Sonnenfinsternis. Die Gesamtpopulation von ca. 4 Milliarden Tieren Anfang des 19. Jahrhunderts wurde Ende des 19. Jahrhunderts vollständig durch den Menschen ausgelöscht. Besonders starker Rückgang zwischen 1880 und 1888. Neben dem Bison gilt die Wandertaube als Symbol für den Raubbau an der Natur.

Besonderheit: Das Fett von Nestlingen war sehr geschätzt. Jagdmethode: Fällen der Nistbäume.

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  • 1 Monat später...

Heute bei einem podcast über die Apple-Watch gehört:

Bis ins späte 19. Jht. konnte sich die bereits vorhandene Armbanduhr nicht durchsetzen. Die Taschenuhr war das Maß der Dinge, die Armbanduhr setzte sich als Geklimper eher bei den Frauen durch - Männer betrachteten Armbanduhren daher als "weibisch".

Bei Leuten, die aber nicht in die Tasche greifen können, weil sie beide Hände voll zu tun haben, sollte es sich aber durchsetzen:

Eine große Bestellung für die Marine Deutschlands um 1880, ausgeführt durch Girard-Perregaux in einer wahren "Massenproduktion" von 2000 Stück hat hier auf jeden Fall auch seinen Einfluß gehabt. 

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  • 2 Monate später...

Um 1900 kommen die ersten italienischen Eismacher nach Deutschland. Im Sommer vertreiben sie aus Schubwagen ihr Eis, im WInter kehren sie zu ihren Familien nach Italien zurück.
Möglich gemacht haben dies zwei Erfindungen: Schon 1843 entwickelt die amerikanische Hausfrau Nancy Johnson eine handbetriebene Maschine, in der eine Flüssigkeit gerührt und mithilfe von Eis heruntergekühlt werden kann. Und Carl von Linde erhält 1877 das Patent für die erste industriell genutzte "Kältemaschine". Die Nachfrage kurbelt er mit einer selbst gegründeten Eisfabrik an. Sein Kühlungssystem verbreitet sich - auch in der Lebensmittelbranche.
Speiseeis an sich ist indes eine sehr alte Sache: Schon ab 3000 v. Chr. verarbeiten die Chinesen hierzu Schnee, Zimt, Früchte und Honig. Im antiken Griechenland kommt der Schnee für die Götterspeise vom Olymp. Hippokrates schreibt dem Eis eine heilende Wirkung zu und empfiehlt es bei Bauchschmerzen. Im Jahre 52 n. Chr. lässt der römische Kaiser Nero Gipfelschnee aus den Bergen in mit Holz verkleideten Erdgruben lagern. Aromatisiert wird mit Honig, Rosenwasser, Feigen und Datteln - aber auch mit Baumharz.
Die Entwicklung ab 1900: Ende 1920 verkaufen viele Eismacher ihre Ware aus der Wohnung heraus. Sie bringen eine hölzerne Diele am Fenster an; so entsteht der Begriff "Eisdiele". Und 1923 wird in den USA das erste Eis am Stiel patentiert. Zwei Jahre später kommt diese industrielle Eisproduktion auch nach Deutschland.

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  • 3 Wochen später...

Die Zeitungen haben auch früher schon kleine und große Nachrichten gebracht. Für das Gebiet der späteren Bundesbahndirektion hat sich jemand die Mühe gemacht, die Nachrichten für 1880 und 1881 aus seiner Lokalzeitung zu sammeln:

 

 

17. Januar
• Am Morgen des 13. Januar, nachdem der 10 Uhrzug die Station Wakendorf passirt hatte, fand man den Verwalter der Station in seiner Wohnung erschossen. Er hinterläßt eine Frau mit 3 Kindern. Bestimmte Motive sind nicht bekannt.

21. Januar
• Die Revision der Kasse auf der Eisenbahnstation Wakendorf, deren Vorsteher sich bekanntlich erschoß, hat ein Defizit von 420 Mark ergeben.

7. Februar
• Das Projekt einer Spurbahn von Altona über Quickborn und das Himmelmoor nach Kaltenkirchen gestaltet sich günstiger, als man anfänglich annahm. Die Genehmigung der Regierung wird bestimmt erwartet, da dieselbe eine Vorfrage bei den von der Bahn betroffenen Ortschaften, ob ihrerseits etwa besondere Bedenken gegen die Anlage derselben obwalten, zu machen beabsichtigt und wegen des Himmelmoors und der von der Bahn berührten fiskalischen Hölzungen ein besonderes Jnteresse am Zustandekommen der Bahn hat.

21. Februar
• Die geplante Spurbahn von Altona nach Kaltenkirchen hat im Ganzen eine Länge von 40 Kilometer. Auf einer Länge von 28 Kilom. soll das Materialbanquet der Altona-Kieler Chaussee benutzt werden. Die Länge der Abzweigung von der Chaussee nach Kaltenkirchen beträgt 7½ Kilom.; die Abzweigung nach dem Himmelmoor 2½ Kilom. und diejenige in Altona 1½ Kilometer. Der Baurath Hostmann hat den Plan für die Benutzung des erwähnten Chausseekörpers, sowie den Kostenanschlag des ganzen Unternehmens entworfen. Danach wird die Anlage der Bahn und der Bahnhöfe sich auf 80 000 M. belaufen. Hierin ist jedoch nicht eingeschlossen die Kostensumme für Ankauf von Grundstücken für Bahnhöfe, wofür indeß nur 3000 M. haben veranschlagt werden dürfen, weil bereits Plätze für Bahnhofsanlagen auf den Stationen Eidelstedt, Schnelsen, Rugenbergen, Haßloh, Bilsen und Kaltenkirchen in entgegenkommender Weise unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden sind. Auch in Altona darf man die unentgeltliche Überlassung eines Platzes für den Bahnhof erwarten. Ebenfalls ist die Strecke Landes, über welche die Bahn von der Chaussee nach Kaltenkirchen abzweigt, bis auf ungefähr 1000 Meter Länge von den betreffenden Grundbesitzern unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden.

28. Februar
• Vor längerer Zeit wurde gemeldet, daß zwei Strolche auf der Strecke St. Michaelisdonn - Eddelack die Eisenbahnschienen ausgerissen, vom Bahnwärter überrascht, denselben mißhandelt und die Uniform zerissen hatten u. s. w.. Der Wärter gab dem heranbrausenden Abendzug das Nothsignal, der Zug passirte nachher langsam fahrend die beschädigte Stelle. Es ward sofort nach den Verbrechern gefahndet und auch zwei Jndividuen verhaftet, aber da sie ihr Alibi nachweisen konnten, wieder entlassen. Die Untersuchungen wurden mit großem Eifer geführt und haben denn auch ihren Erfolg gehabt, indem man den Bahnwärter selbst als Thäter entlarvte. Der Mann hoffte gewiß durch seine rettende That ein gutes Avancement* zu machen.
* -----> Beförderung

31. März

• Vom 1. April ab wird auf der Seepostlinie Kiel-Korsör als zweite tägliche Verbindung ein Tagesdienst durch deutsche Schiffe hergestellt werden, welche folgenden Gang erhalten:
- aus Kiel um 11 Uhr 45 Min. Vormittags, nach Ankunft des vom 1. April ab neu einzulegenden Schnellzuges der Altona-Kieler Eisenbahn (aus Hamburg 8 Uhr 40 Min. früh, in Kiel 11 Uhr 30 Min. Vormittags),
in Korsör um 6 Uhr 45 Min. Abends, zum Anschluß an den Eisenbahnzug nach Kopenhagen (aus Korsör 7 Uhr 25 Min. Abends, in Kopenhagen 10 Uhr 30 Min. Abends);
- aus Korsör 9 Uhr 45 Min. Vormittags, nach Ankunft des Frühzuges von Kopenhagen (aus Kopenhagen 6 Uhr 45 Min. früh, in Korsör 9 Uhr 30 Min. Vormittags),
in Kiel um 4 Uhr 45 Min. Nachmittags, zum Anschluß an die um 5 Uhr 18 Min. Nachmittags und 6 Uhr 55 Min. Abends abgehenden Eisenbahnzüge nach Hamburg (in Hamburg 8 Uhr 55 Min. bez. 9 Uhr 50 Min. Abends).

10. April
• Am Sonnabend fand in Schleswig eine Berathung des Komites für das Projekt einer Angler Sekundär-Querbahn statt. Es scheint festzustehen, daß das Projekt zur Ausführung kommen wird. Die Rentabilität hält man für gesichert. Der Unternehmer Rowan hat an der Berathung Theil genommen. Bei dem Rowan’schen Eisenbahnwagen ist die genaueste Ausnutzung des Raumes verbunden mit Bequemlichkeit für die Reisenden. Das Eisenbahnpersonal kann auf das knappeste Maß beschränkt werden; man braucht keine kostspieligen Bahnhöfe, keine Billeteurs (Die Billetausgabe findet im Wagen selbst statt) und neben größeren Halestationen können mitten im Felde Haltepunkte – Mittelpunkte für verschiedene umliegende Ortschaften eingerichtet werden, wo die Reisenden selbst durch Aufziehen eines Signals den Wunsch mitzufahren aussprechen können. Man hofft, in den betheiligten Kreisen das nötige Kapital aufzubringen, so daß eine pekuniäre Mitwirkung der Altona-Kieler Eisenbahngesellschaft, die nur unter sehr unangenehmen Bedingungen zu haben gewesen wäre, nicht nöthig erscheint.

24. April
• Das Projekt der Anlage einer Pferdebahn in Kiel bildet dort jetzt das Tagesgespräch. Die Bahn wird von einer Gesellschaft gebaut werden, welche bereits schon in Kopenhagen, Wiesbaden etc. derartige Anlagen machte. Die Bahn wird, von der Kaiserl. Werft in Gaarden ausgehend, um die Kippe herum, über Sophienblatt, durch die Vorstadt, Holstenstraße bis zum Hotel „Zur Börse“ laufen und sich dann nach dem Hafen abzweigen. Ein Jngenieur ist bereits zur Vornahme des Nivellements dort anwesend.

26. Juni
• Die Altona-Kieler Bahn wird nächstens mit der Legung von Stahlschwellen auf ihren Bahngeleisen den Anfang machen. Man sieht diese Schwellen bereits an der Strecke Altona-Pinneberg liegen. Die Stahlschwelle ist ebenso lang wie die Holzschwelle, dagegen in Breite und Stärke erheblich geringer. Die Endflächen haben die Form eines Parallel-Trapezes, dessen kurze Parallele im Grunde des Bahnkörpers ruht, während die größere die Schienen trägt. Die ganze Schwelle bildet einen hohlen Cylinder, der mit Kies ausgefüllt wird. Die Kosten der ersten Anlage sind theuer, da das Stück 15 Mark kostet, doch holt die Dauerhaftigkeit die erste Ausgabe bald wieder ein und sind nie solche häufigen Erneuerungen notwendig, wie bei den leicht in Fäulniß übergehenden Holzschwellen.

30. Juni
• Zur Ergänzung der Notiz betr. die Einführung von Stahlschwellen teilt die „Flensburger Nachrichten“ mit, daß bereits zwischen der N.S.Weiche und Jübeck derartige Schwellen aus der Fabrik von Dittmann & Brix in Flensburg eingeführt worden sind. Sämmtliche dieser Eisenschwellen werden von genannter Firma zum Preise von nur 6 M. pr. Stück geliefert.

10. Juli
• Der Bau der Kiel-Eckernförde-Flensburger Eisenbahn wird weit später zum Abschluß gelangen, als von Vornherein angenommen wurde. Es ist jetzt der 1. Juli 1881 als Eröffnungstermin für die ganze Bahn in Aussicht genommen, während man ursprünglich annahm, die Strecke Kiel-Eckernförde spätestens im Herbst 1880 dem Betrieb übergeben zu können. Die Verzögerung wird hauptsächlich durch die Brückenbauten am Kanal* und an der Schlei herbeigeführt. Die Baupläne haben auf Anlaß der Staatsregierung eine wiederholte Modifikation erfahren und die endgültige Genehmigung dieser modifizirten Pläne soll noch heute nicht erfolgt sein. Als Bauzeit für die Kanalbrücke werden 4 Monate, für die Schleibrücke 9 Monate angenommen. Ein drittes bedeutendes Bauwerk ist der Tunnel, welcher nördlich von Eckernförde in einer Tiefe von 12 m unter der Eckernförde-Schleswiger Chaussee angelegt wird. Die für dieses Bauwerk erforderlichen Erdarbeiten sind größtentheils geschafft, an dem Mauerwerk wird jetzt gearbeitet. Das ursprünglich für die Bahn berechnete Baukapital wird kaum reichen, besonders der Landerwerb hat größere Summen erfordert als angenommen wurde. Der Bau der Schleibrücke ist bereits, unter Vorbehalt, der Aktiengesellschaft für Eisenindustrie und Brückenbau in Duisburg, mit Ausnahme der Betonirungsarbeiten, welche der Unternehmer Ehlers in Altona übernimmt, übertragen.
* -----> gemeint ist der Schleswig-Holsteinische Kanal, dieser verband von 1784 bis 1890 die Ostsee bei Kiel-Holtenau mit der Eider bei Rendsburg – der heute bekannte Nord-Ostsee-Kanal wurde erst von 1887 bis 1895 erbaut.

28. Juli

• Bekanntlich wurde der Bau der Kiel-Eckernförde-Flensburger Bahn im Frühjahr 1879 begonnen, und es war beabsichtigt, die ganze Linie im Laufe des Jahres 1880 fertigzustellen; wegen noch nicht erfolgter Genehmigung der Brücke über die Schlei und den schl.-holst. Kanal ist die Eröffnung der Bahn vor Mitte nächsten Jahres nun aber nicht mehr zu erwarten. Nach dem neuesten Bericht sind die sonstigen Arbeiten rasch gefördert worden. Die Erdarbeiten (bis auf die auch erst vor kurzem genehmigten Anschlüsse in Kiel und Flensburg an die Altona-Kieler und schleswigsche Bahn und den Schleidamm, sowie die kleineren Brücken) sind fast vollendet. Von Eckernförde bis zum schl.-holst. Kanal liegt bereits der Oberbau auf eine Länge von 18 Kilometer. Die Bahn geht durch eine sehr fruchtbare mit landschaftl. Reizen geschmückte Gegend (Dänischwold, Schwansen und Angeln). Namentlich ist hervorzuheben die Ausfahrt aus Kiel, die Strecke vom Schnellmarker Holze bei Altenhof längs der Ostsee, an der denkwürdigen Stelle des Eckernförder Kampfes von 1849 vorbei, bis nach Eckernförde, der Übergang über die Schlei und die Einfahrt in Flensburg, wo die Bahn sich durch eine tief eingeschnittene enge Schlucht windet, bis überraschend schön die malerisch gelegene Stadt an der Föhrde dem Blicke sich öffnet. Die Bahn erhält folgende Stationen: Bahnhof Kiel, Bahnhof Eckernförde, Bahnhof Flensburg und besitzt überdies 8 Haltestellen. Jn Kiel ist der Bahnhof sowohl für Güter- als Personenverkehr gemeinschaftlich mit Altona-Kiel, in Flensburg dagegen wird ein ganz besonderer Bahnhof in größter Nähe des Schleswiger, am Hafen, der durch denselben theilweise zugeschüttet wird, angelegt. Diese Einrichtung ist schließlich als die allervortheilhafteste, billigste und rationellste allseitig anerkannt worden, und hat man von einem Centralbahnhofe, wie er seiner Zeit projektirt worden war, abgesehen. Die bedeutesten Bauwerke sind: 1) die Schleibrücke, 2 feste Öffnungen à 45 m und 2 bewegliche à 12,5 m. Der Oberbau ist aus Eisen, die Pfeiler werden aus gemauerten und mittelst Ejektions- resp. Bohrapparat gesenkten Brunnen hergestellt; sie werden 14–18 m lang. 2) die Brücke über den schl.-holst. Kanal. 3) die Chausseeüberführung bei Eckernförde, 3 schräge Öffnungen in Gurtbogen gewölbt 11 m hoch. Das Anlagekapital beträgt für die 78 km lange Sekundärbahn 4 200 000 M.

31. Juli
• Durch Reskript* des betr. Ressortministers ist der Altonaer Magistrat benachrichtigt worden, daß die kgl. Eisenbahndirektion in Hannover angewiesen ist, in den nächsten Tagen in der Nähe Altonas mit den Vorarbeiten für die projektirte Staatsbahn Salzwedel-Wandsbek-Altona zu beginnen.
* -----> amtlicher Erlass

4. August

• Für die Kreis Oldenburger Eisenbahn sind angeblich wegen der Lieferung der Locomotiven und der Eisenbahnschwellen bereits Verträge abgeschlossen. Die Lieferung der Schwellen ist dem Holzhändler Blunck zu Wankendorf übertragen. Der Eisenbahnbau scheint hiernach in Fluß zu kommen.

25. August
• Am Montagabend vor. Woche bemerkte der Lokomotivführer des Güterzuges von Hamburg nach Lübeck in der Nähe von Ahrensburg, daß ein junger Mensch auf das Schienengeleise sprang, den Hut schwenkte und sich quer über das Geleise legte. Es wurde hierauf da der Zugführer nicht so schnell halten konnte, das Bremsensignal gegeben. Jnzwischen war der Mensch von den Rädern der Lokomotive bei Seite geschoben worden, jedoch war sein rechter Arm gänzlich abgefahren. Derselbe, Sohn eines Gutsbesitzers in der Nähe von Ahrensburg, machte den Selbstmordversuch, weil er mit seinem Examen durchgefallen war. Die Schaffner nahmen ihn mit im Packwagen und telegraphirten sofort nach Ahrensburg, wo derselbe von Ärzten in Empfang genommen und der erste Verband angelegt wurde.

25. September
• Wie die „Eckernförder Zeitung“ aus sicherer Quelle erfährt, ist seitens der Direktion der Kiel-Eckernförde-Flensburger Eisenbahn mit dem Erbauer der Kanalbrücke ein Abkommen dahin getroffen, daß vorgenannte Brücke bestimmt zum 1. Febr. k. J. fertig gestellt sein soll. – Demnach ist Aussicht vorhanden, daß die Bahnstrecke Kiel-Eckernförde bereits zum kommenden Frühjahre in Betrieb gesetzt werden kann.

29. September
• O.T.: Am Dienstag in der Abenddämmerung wurde der zwischen Altona und Quickborn fahrende Omnibus in der Nähe von Eidelstedt von 3 Personen überfallen, welche die Fensterscheiben zertrümmerten, die Thür öffneten und die Passagiere, sämmtlich Damen, thätlich angriffen. Glücklicherweise waren Kutscher und Kondukteur so resolut, sich die Räuber vom Leibe zu halten und sie mit Peitsche und Fäusten so zu bearbeiten, daß sie schließlich kampfunfähig gemacht, überwunden und gebunden mit demselben Omnibus, den sie wahrscheinlich zu berauben beabsichtigten zur Polizei nach Altona gebracht werden konnten. Die Arrestaten sind ein Schlosser, ein Baueleve* und ein Arbeiter, sämmtlich kaum 20 Jahre alt. – Die Geschichte klingt kaum glaublich.
* -----> Eleve = in der Ausbildung

3. November

• Bei dem in der Nacht auf Donnerstag wehenden Sturm ist die östliche Mauer des bis zum Richten fertigen Lokomotivschuppens für den neuen Bahnhof in Eckernförde fast vollständig eingestürzt, wobei die bereits eingemauerten gußeisernen Fenster sämmtlich zerbrochen sind.
• Bei den Eisenbahnarbeiten am Ballastberge bei Flensburg sind vier Arbeiter verschüttet worden, wovon zwei todt an‘s Tageslicht gebracht wurden.

27. November
• Die Legung eines zweiten Geleises zwischen Neumünster und Kiel beschränkt sich auf die kürzere Strecke Kiel - Voorde*, während die Strecke Voorde - Neumünster einstweilen noch einspurig bleibt.
* -----> die Station Voorde heißt heute Flintbek.

10. Dezember

• Dieser Tage ist die Einsenkung des großen Drehpfeilers der Eisenbahnbrücke der Kiel-Eckernförde-Flensburger Bahn über den Kanal nach ca. 6wöchiger anstrengender Arbeit vollendet worden.
• Preetz: Am Donnerstag-Abend hätte ein schweres Eisenbahnunglück auf der Bahnstrecke zwischen hier und Raisdorf leicht entstehen können.
Es wurde nämlich diese Bahnstrecke am gedachten Abend von einem zweispännigen führerlosen Fuhrwerk als Fahrstrecke benutzt. Der Führer desselben, der wahrscheinlich des Guten im Trinken zuviel gethan, war in Raisdorf verloren gegangen und sind die Pferde bei der Kreuzung der Chaussee und Eisenbahn diesseits Raisdorf von der Chaussee ab und auf die Bahn gerathen die sie mit ihrem gemächlichen Schritt bis an die Pohnsdorferstraße in unserer Stadt verfolgten, wo sie eben vor Durchfahrt des 10-Uhr-Zuges anlangten und von dem dort stationirten Bahnwärter von der Bahn geleitet wurden. Die Pferde haben auf der Bahn zwei Wärterstationen passirt, ohne von den betreffenden Wärtern in der Dunkelheit bemerkt worden zu sein.

24. Dezember
• Der Minister Maybach* soll einigen Abgeordneten mitgetheilt haben, daß demnächst mit der Absteckung der Bahnlinie Salzwedel-Altona vorgegangen werden wird. Der Minister versicherte, daß diese Bahn ganz unabhängig von der Zollfrage sei und unter allen Umständen gebaut werden solle.
* -----> war seinerzeit der Minister für öffentliche Arbeiten

 

 

15. Januar
• Das so lange geplante Schleswigsche Westbahn-Projekt hat einen neuen Anstoß erhalten durch die Direktion der Holsteinischen Marschbahn-Gesellschaft. Dieselbe hat an die städtischen Behörden in Husum, Bredstedt und Tondern ein Schreiben gesandt, in welchem die Ausführbarkeit des Unternehmens klar gelegt ist. Zunächst soll nur die Strecke Heide - Husum - Tondern ausgebaut werden. Die Länge dieser Linie beträgt ca. 91 km.
• Jn Flensburg haben am Donnerstag die Arbeiten für die projektirte Pferdebahn ihren Anfang genommen. Jn ca. 5 Wochen soll die Bahn fix und fertig sein.

26. Januar
• Die Erwägung, welche die Organe der Marschbahn-Gesellschaft zu der Überzeugung geführt hat, daß zunächst die Weiterführung der Marschbahn nur bis Tondern sich ermöglichen lassen werde ist der Hauptsache nach die, daß durch Verlängerung der Marschbahn bis Tondern die finanzielle Leistungsfähigkeit der alsdann vorhandenen Bahnstrecke so gesteigert werden wird, daß die Gesellschaft in wirksamster Weise den Distrikten jenseits Tondern bei Aufbringung der erforderlichen Mittel zu Hülfe kommen kann, während gegenwärtig der Kredit der Gesellschaft nicht ausreicht, um das Fehlende für die ganze Strecke zu ergänzen. An einen sofortigen Ausbau der ganzen Strecke ist nur zu denken, wenn die Distrikte zwischen Tondern und der dänischen Grenze die Mittel für den Ausbau dieser Strecke allein aufbringen können und wollen, was aber schwerlich der Fall sein wird. Mit Rücksicht auf diese ihm kund gegebene Ansicht der Gesellschaftsorgane hat Sr. Excellenz, der Herr Minister der öffentlichen Arbeiten sich mit dem vorläufigen Ausbau der Strecke Heide-Husum-Tondern einverstanden erklärt und für diesen Theil der projektirten Bahn eine erhebliche Staatsbeihülfe in Aussicht gestellt. Es ist dabei allerdings von dem Herrn Minister die Erwartung ausgesprochen, den Ausbau der fehlenden Strecke bis zur dänischen Grenze tunlichst zu beschleunigen.

9. Februar
• Jn Kellinghusen wird augenblicklich wieder stark ein schon früher aufgetretenes Pferdebahn-Projekt Wrist – Kellinghusen ventilirt* und soll bestimmte Aussicht vorhanden sein, daß es diesmal zur Ausführung gelangt und zwar soll die Altona-Kieler Eisenbahn-Gesellschaft die Ausführung beabsichtigen.
* ---> eingehend erörtert

19. Februar

• Die Vorarbeiten zur Weiterführung der Kreis Oldenburger Bahn von Oldenburg nach Heiligenhafen werden, sicherem Vernehmen nach, mit Anfang des nächsten Monats beginnen und steht daher, sobald das Anlagekapital durch Beschluß der Kommüne festgestellt sein wird, die Weiterführung der Bahn in sicherer Aussicht.

30. März
• Gestern Nachmittag zwischen 4 und 5 Uhr, so schreibt die „Allg. L.-Z.“ aus Lauenburg unterm 26. März, verbreitete sich in der Stadt das Gerücht, daß ein großer Theil des Eisenbahndammes diesseits des neuen Bahnhofes bis nahe vor der Brücke in die daneben befindliche Ausschachtung gerutscht sei und das gleichzeitig unmittelbar hinter dem neuen Bahnhofsgebäude ein Dammrutsch sich ereignet habe gerade zur Zeit, als der mit dem Lüneburger 4 Uhr-Zuge hier kreuzende Lübecker Güterzug daselbst gehalten, in Folge dessen Theil dieses Zuges mit in den Fluthen der Stecknitz versunken sei. Die Nachricht, die natürlich große Aufregung hervorrief, hat sich leider bestätigt. Ein langes Stück des Bahndammes hinter dem Bahnhofsgebäude lag mitsammt dem Schienenstrang, Telegraphenleitung und 14 Güterwagen im Wasser und ein noch längerer Theil des Dammes, der vom Bahnhof zur Brücke führt, ist in dem Wasserbecken der Ausschachtung versunken. Ein Glück, daß der Dammrutsch vor der Brücke sogleich bemerkt wurde, und das der Personenzug von Lüneburg, der bereits auf der Brücke gewesen sein soll, als das Unglück geschah, angehalten werden konnte. Das Verdienst, größeres Unglück verhütet zu haben, gebührt Herrn P. v. d. Sandt von hier, der, zufällig in der Nähe des Unfallorts, durch Zurufe und Winke zum Stoppen veranlaßte. Auch wurde durch den Genannten der mit den Erdmassen in’s Wasser gerathene Weichensteller aus Lebensgefahr gerettet, indem auf dessen Hülferuf zwei Schiffszimmerlehrlinge herbeieilten und ihn wieder auf’s Trockne brachten. – Der Eisenbahnverkehr erfährt durch die Dammrutschungen, welche offenbar durch Unterspülung und Erweichung der vom Hochwasser umgebenen Dämme hervorgerufen sind, keine große Störung. Die gestrigen Abendzüge erlitten allerdings eine Verspätung, indeß sind heute Vormittag sämmtliche Züge mit Ausnahme des Frühzugs von Lüneburg rechtzeitig eingetroffen. Der Güterzugsverkehr muß freilich bis zur nothdürftigen Wiederherstellung der Fahrgeleise ruhen; man hofft dieselbe bis Montag beschafft zu haben. Bereits sind hunderte von Arbeitern tätig, die Lücken in dem Bahnkörper wieder auszufüllen. Von den mit im Wasser versunkenen 14 Güterwagen sind nur drei beladen und zwar mit Getreide, welches, wenn auch im nassen Zustande, geborgen sein dürfte. Glücklicherweise hat sich der Südwest-Sturm, welcher gestern herrschte, gelegt; auch fällt das Wasser fortgesetzt, wodurch die Gefahr sich vermindert und die Hoffnung auf baldige Beseitigung der Verkehrsstörung um so größer wird.

2. April
• Dem Abend-Schnellzuge auf der Altona-Kieler Eisenbahn, welcher vom Norden kam, wäre vor mehreren Tagen auf der Strecke Elmshorn-Altona in unmittelbarer Nähe der s. g. Liether Weiche fast ein großes Unglück widerfahren. Von ruchloser Frevlerhand war nämlich ein schwerer Stein im Gewicht von mehr als 30 Kilo auf die Schienen gelegt und nicht bemerkt worden, als der Zug dahergebraust kam und glücklicherweise den Stein zermalmte ohne Schaden zu nehmen.

6. April
• Ein wild gewordener Ochse mußte auf dem Bahnhofe Elmshorn im Eisenbahnwagen erschossen werden.

20. April
• Eine schwere Anklage ist gegen einen Schaffner der Hamburg-Lübecker Bahn erhoben, indem er sich unterwegs bei Ahrensburg in das Damenkoupe setzte und einer darin allein befindlichen Dame unartige Anträge machte. Der Schaffner wurde in Hamburg verhaftet.

23. April
• Die Eröffnung des provisorischen Betriebes der Strecke Kiel-Eckernförde ist seitens des Komitees auf den 1. Juli d. J. festgestellt. Es werden von Eckernförde aus täglich 3 Züge, anschließend an die Züge Kiel-Altona ab Kiel 7’15’’, 11’30’’ und 5’18’’, sowie Sonntags ein regelmäßiger Zug ab Kiel gegen 3‘20‘‘ Nachmittags und zurück nach Eckernförde gegen 8 Uhr Abends eingerichtet.

27. April
• Die Königliche Eisenbahndirektion in Berlin ist mit der Anfertigung genereller Vorarbeiten für eine Eisenbahn von Berlin über Mölln nach Elmshorn, die Königliche Eisenbahndirektion in Hannover mit der Anfertigung derartiger Vorarbeiten für eine Fortsetzung der Lüneburg-Lauenburger Eisenbahn bis nach Oldesloe beauftragt worden.

7. Mai
• Am letzten Sonnabend ward auf der neuen Kiel-Eckernförde-Flensburger Eisenbahn von Kiel aus seitens einiger Mitglieder der Direktion und des Ausschusses der genannten Bahn, sowie in Gegenwart eines Vertreters der Königl. Regierung mit 2 Wagen die erste Probefahrt bis zur Station Eckernförde unternommen, mit welcher gleichzeitig eine Prüfung der kürzlich fertiggestellten Eisenbahnbrücke über den Kanal bei Levensau verbunden war. Wie verlautet, hat diese Probefahrt ein vollständig befriedigtes Resultat ergeben, so daß, da auch die Hochbauten auf dieser Strecke rüstig vorwärts schreiten, die Eröffnung der Linie Kiel-Eckernförde voraussichtlich am 1. Juli d. J. zu erwarten steht.

18. Mai
• Wie man der „Voss. Ztg.“ aus Kiel telegraphirt, ist die Trace des neuesten Staatsbahnprojekts zur Verbindung von Berlin mit der Nordsee: Berlin, Wittstock, Schwerin, Mölln, Oldesloe, Elmshorn.

24. Mai
• Am 22. stahlen in Preetz 2 Knaben beim Buchhändler Hormann 2 Taschen-Fahrpläne. Die Knaben sind ermittelt und dem Bestohlenen die Bücher wieder geworden.
---> frühe Eisenbahnfans ?

28. Mai

• Die Vorarbeiten für die neuprojektirte Bahn Lauenburg a. d. E. – Oldesloe werden in den nächsten Tagen auf der Oldesloer Feldmark ihren Anfang nehmen. Nach Vollendung dieser Linie wäre Oldesloe der Knotenpunkt von 4 Bahnen.

2. Juli
• Wenn der geplante Verkauf der Eutin-Lübecker-Bahn an die Gesellschaft der Lübeck-Büchener-Bahn zu Stande kommt, liegt es in der Absicht der letzteren Gesellschaft, eine Abkürzungslinie von Gleschendorf nach Neustadt zu bauen, um den Verkehr aus dem nordöstlichen Holstein nach Lübeck und Hamburg, welcher demnächst durch die Kreis Oldenburgerbahn vermittelt werden wird, schon von Neustadt an auf ihre Strecke übergehen zu lassen.

30. Juli
• Auch die Stadt Schleswig wird wohl nächstens zu denjenigen Orten zählen, welche im Besitze einer Pferdebahn sind. Das Projekt wird wenigstens in genannter Stadt sehr lebhaft ventilirt. Herr Jngenieur Gülich, welcher die Flensburger Straßenbahn erbaut, hat die Rentabilität einer solchen Bahn für Schleswig in Aussicht gestellt. Um eine 4 pCt.-Verzinsung des Anlagekapitals zu erzielen, brauche nach einer vorläufigen Berechnung des Herrn Gülich jeder Wagen auf der Strecke vom großen Markt bis zum Taubstummen-Jnstitut resp. zum Personenbahnhof nur 60 Pf. zu vereinnahmen, eine Einnahme die besonders an Sonntagen leicht überschritten wird.

3. August
• Die Eröffnung der Kreis Oldenburger Eisenbahn, welche zum 15. August in Aussicht genommen war, muß wieder auf unbestimmte Zeit vertagt werden. Die Senkungen in den Sippsdorfer Wiesen, welche bereits mehrere Male wieder nachgeschüttet worden sind, haben noch nicht ihr Ende erreicht, und ist kürzlich eine Strecke von 20 m gesunken. Die Aufschüttungen sind in der ersten Zeit mit lehmiger Erde erfolgt, und werden dieselben jetzt mit Sandboden ausgeführt werden, indem angenommen wird, daß dadurch der Damm eher die nöthige Festigkeit erlangt und die Senkungen stocken.

6. August
• Den Bahnhof Neumünster passirte am Montag die erste Lokomotive für die Oldenburger Bahn.
---> die ersten drei Lokomotiven wurden von Hanomag gebaut, Fabr.-Nrn. 1453, 1454 u. 1455

24. August

• Auf der Bahnstation „Tornesch“ ist die Erbauung einer Spritfabrik in Angriff genommen, und sind die Fundamentarbeiten bereits fertiggestellt. Man beabsichtigt die Fabrik schon am 1. Dezbr. d. J. zu eröffnen.

15. September
• Der erste Zug nach Ascheberg hatte gestern Morgen beim Bahnhof Preetz einen unfreiwilligen Aufenthalt von reichlich einer Stunde, indem die
Lokomotive beschädigt, den Dienst einstellen mußte.

17. September
• Wie die „Eckernf. Ztg.“ erfährt, wird die direkte Verbindung Kiel-Eckernförde-Flensburger Eisenbahn mit dem Stationsgebäude der Kiel-Altonaer Eisenbahn in Kiel am 1. Oktbr. erfolgen und gleichzeitig der Güterverkehr zwischen Kiel und Eckernförde eröffnet werden. Zu gleicher Zeit wird auch das Eckernförder Stationsgebäude der Benutzung übergeben werden.

28. September
• Die Eröffnung der Kreis Oldenburger Eisenbahn ist vorbehaltlich der Genehmigung der Königl. Regierung für den Personen- und Güterverkehr auf den 30. d. M. festgestellt worden. An dieser Bahn sind die Stationen: Neustadt i. H., Groß-Schlamin, Lensahn und Oldenburg belegen, welche sämmtlich für einen unbeschränkten Personen- und Güterverkehr eingerichtet sind. Der Betrieb dieser Bahn wird von der Direktion der Altona-Kieler-Eisenbahngesellschaft für Rechnung der Kreis Oldenburger Eisenbahn-Gesellschaft geführt werden. Der Fahrplan ist bis auf weiteres in der Weise festgesetzt, daß täglich 3 Züge von Oldenburg und zwar vormittags 7 Uhr 45 Min., Nachmitt. 2 Uhr 45 Min. und 9 Uhr 40 Min. nach Neustadt, und von Neustadt nach Oldenburg gleichfalls 3 Züge und zwar nach Ankunft der Züge von Eutin in Neustadt abgelassen werden.

5. Oktober
• Von kompetenter Seite verlautet, daß die Pläne hinsichtlich der zu erbauenden Bahn Lübeck – Travemünde feste Gestalt angenommen haben. Die diesbezüglichen Entwürfe, Akten etc. liegen bereits zur Einsicht aus.

22. Oktober
• Ein schrecklicher Unglücksfall hat sich auf der Bahnstrecke Oldesloe-Bargteheide ereignet. Der Bahnwärter Martens, welcher von einem Besuche bei Verwandten Sonnabendabend nach Bargteheide heimkehrte und zu diesem Zwecke das Geleise der Bahn benutzte, wurde von dem daherbrausenden Schnellzuge erfaßt und von den Rädern zermalmt. Des starken Sturmes wegen hatte der Unglückliche das Herannahen des Zuges jedenfalls überhört.

26. Oktober
• Der Schaffner Lunau von der ostholst. Bahn hat sich, nachdem er am Mittwochabend noch von Neumünster bis Ascheberg den Zug begleitet hatte und dort durch den Zugführer wegen Trunkenheit vom ferneren Mitfahren abgehalten worden war, im Garten des Ascheberger Bahnhofsgebäudes erhängt. Lunau soll sich schon seit einiger Zeit in einer höchst bedenklichen Gemüthsverfassung befunden haben, nachdem seine Hoffnung, zum Bahnpackmeister befördert zu werden, nicht in Erfüllung gegangen war. Lunau hinterläßt Frau und 9 Kinder.

29. Oktober
• Aus Kappeln wird unterm 24. gemeldet: Der bekannte Eisenbahnunternehmer Civilingenieur Rowan aus Randers hat sich an die Stadtvertretung gewandt, daß er eine Bahn zu bauen willens wäre, falls die Stadt 100.000 Mark dazu zeichnen würde. Die Bahn soll von hier nach Süderbrarup gehen. Jn einer Versammlung des Stadtverordnetenkollegiums, in welcher die Nothwendigkeit einer Eisenbahn allseitig anerkannt wurde, kam man zu dem Beschluß, den Vorschlag des Herrn Rowan anzunehmen. Der Herr Bürgermeister wurde beauftragt, behufs Weiterbeförderung des Planes mit Herrn Rowan in Verbindung zu treten.

16. November
• Die Kieler Straßenbahn zeigt seit mehreren Wochen einen sehr auffälligen Rückgang in der Frequenz. Man sieht die Wagen sehr häufig ganz leer durch die Straßen fahren, voll fast nie, während in den ersten Monaten des Bestandes der Bahn eine starke Frequenz herrschte. Seit dem 1. Novbr. sind die Routen vermehrt und im Anschluß verbessert, doch ist dies bislang ohne Wirkung geblieben. Jm allgemeinen sind wohl die Entfernungen zu gering, als daß sie eine regelmäßige Benutzung der Straßenbahn für eine größere Zahl von Passanten nöthig machten. Es scheint das Unternehmen bei der jetzigen Frequenz in seiner Existenz gefährdet.

19. November
• Der von Kiel auf Altona fahrende Güterzug entgleiste vor einigen Tagen zwischen Tornesch und Pinneberg, wobei ein mit Heu beladener Waggon umstürzte. Der später eintreffende Personenzug erhielt dadurch einen einstündigen Aufenthalt. Glücklicherweise hat kein weiterer Unfall stattgefunden.

23. November
• Nachdem vor einiger Zeit die Eröffnung der gesammten Bahnstrecke Kiel-Eckernförde-Flensburg auf den 16. Dezbr. d. J. in Aussicht genommen war, hat es sich jetzt herausgestellt, daß die an der Schleibrücke noch vorzunehmenden Arbeiten unmöglich bis zu dem genannten Zeitpunkte beendigt werden können. Man hofft indeß, daß bei günstiger Witterung die Fertigstellung der noch erforderlichen Arbeiten sich bis zum Weihnachtsfeste werde ermöglichen lassen, so daß auf alle Fälle noch vor Beginn des neuen Jahres die gesammte Bahnstrecke in Betrieb gesetzt werden dürfte. – Die Eröffnung wird, wie man hört, unter entsprechenden Feierlichkeiten vor sich gehen.

21. Dezember
• Jn Sachen einer projektirten Husum-Rendsburger Eisenbahn fand am 17. im Bahnhofshotel zu Rendsburg eine Delegirtenversammlung statt, woran sich die bei dem Unternehmen zunächst interessirten Ortschaften betheiligten. Das Nivellement der bezüglichen Linie wird ungesäumt ins Werk gesetzt.
• Die offizielle Eröffnung der Kiel-Eckernförde-Flensburger Bahn findet heute, den 20., in feierlicher Weise statt.
 

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  • 2 Wochen später...

Auf der Internationalen Meridian-Konferenz in Washington, D.C. wurde am 13. Oktober 1884 der durch Greenwich verlaufende Meridian als Basis des internationalen Koordinatensystems eingeführt. Vertreter aus 25 Ländern haben aufgrund der weiten Verbreitung bei Seekarten den durch Greenwich verlaufenden Meridian gegen vier Alternativen als Nullmeridian festgelegt.

 

Allerdings liegt die heute immer noch sichtbare Linie um 102 Meter zu weit westlich. Was die Franzosen 131 Jahre später darüber denken? Damals haben sie sich bei der Festlegung enthalten...

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Die Zeitungen haben auch früher schon kleine und große Nachrichten gebracht. Für das Gebiet der späteren Bundesbahndirektion hat sich jemand die Mühe gemacht, die Nachrichten für 1880 und 1881 aus seiner Lokalzeitung zu sammeln:

Und hier für 1882:

 

11. Januar

• Ein eigenthümlicher Unglücksfall ereignete sich am 2. Jan. in Bargteheide auf dem Bahnhofe. Die Kofferträger waren des starken Windes halber mit einem Wagen, den sie wegschieben sollten, zu weit gekommen und gerade im Begriff, den Wagen wieder zurückzubringen, als der Lübecker Zug durch die Weiche brauste. Der Wagen wurde von der Lokomotive erfaßt; von dem furchtbaren Stoß flogen mehrere Theile der Lokomotive seitwärts, wovon eins derselben den Kofferträger Krohn am Kopf traf und ihm ein Ohr gänzlich wegriß. Krohn nahm sein Ohr in die Hand, ging blutend nach Hause und legte es auf den Tisch, worauf auch schon der gleich requirierte Arzt zur Stelle war. Nachdem der Kopf verbunden, wollte Krohn dem Arzt das Ohr zeigen, aber leider hatte die Katze es wegstibitzt und es schon beinahe verzehrt.

 

14. Januar

• Jn der Nähe von Brockstedt war am Dienstag ein 6jähr. Knabe von dem im vollen Fahren begriffenen Zuge aus dem Koupee 3. Klasse gestürzt. Der Führer des gleich darauf in Neumünster eintreffenden Schnellzuges meldete dann, er habe einen kleinen Jungen nach dort gehend bemerkt. Darauf ging auf Anordnung der Bahnhofsverwaltung daselbst eine Maschine zur Suche ab, die den Jungen eine weite Strecke von dem Ort des Falles bei der Wärterbude Nr. 76, wo er angehalten ward, antraf. Der kleine Kerl, der in den Kies gerollt war, befand sich merkwürdigerweise wohl und munter und hatte nur einige Abschürfungen an der Hand erlitten. Ein wahrhaft glücklicher Zufall ist es, daß ihn, da er seinen Weg auf dem Bahndamm fortsetzte, der hinterherkommende Schnellzug nicht überfuhr. Bei der Wärterbude gefragt: „Jung‘, wo wullt Du hen?“, meinte er unverzagt: „Na mien Mutter“. Diese wartete in Neumünster in tausend Ängsten, bis die Maschine zurückkam, von welcher ihr der Junge schon als lebendiges wohlerhaltenes Exemplar entgegengehalten wurde. Dann nahm sie ihn unter vielen Thränen und Küssen in Empfang.

– Der Fall wurde dadurch verursacht, daß eine mitfahrende Frau in Brockstedt unbefugter Weise auf der falschen Seite ausgestiegen war, was der Schaffner nicht bemerkt hatte. Die Thür hatte sie dann nur angedrückt und als der Junge sich später gegen die Thür lehnte, gab diese nach.

 

28. Januar

• Über die Gemütlichkeit der Kreis Oldenburger Bahn schreibt man: Daß unsere Neustadt-Oldenburger Züge sich übereilen, kann man gerade nicht sagen und es ihnen auch nicht übel nehmen. Wozu sollen sie sich auch abhasten? Sie nehmen alles mit was sie kriegen können und Gemütlichkeit ist die Parole, wie nachstehender kleiner Vorfall bezeugt. Bei der Halte-Station Hasselburg sieht der Leiter des Zuges einen Mann stehen, der harmlos seinen Regenschirm schwingt. „Ja,“ denkt er, da das Zeichen, daß Hasselburg einen Passagier für den Zug mitsenden will, nämlich ein Fahnensignal nicht gegeben ist, „dat is will vergeten wor‘n und nu winkt de Kerl mit‘n Schirm, weil de geern mit will.“ Der Zug hält also. „Wullt Du mit föhr‘n?“ fragte der Schaffner den Mann. „Ne“, entgegnet dieser. „Na, denn föhr man to!“ ruft der Schaffner gemütlich dem Lokomotivführer zu und beschaulich setzt der Zug seinen Lauf fort.

• Aus Burg a. F. schreibt man: Der Beschluß der Direktion der Altona-Kieler Eisenbahngesellschaft, laut welchem die Abendzüge von Neustadt nach Oldenburg und retour eingehen sollen, hat hier unangenehm berührt. So hofft man indes, da die Bahn Neustadt-Oldenburg angeblich nicht rentiert, auf eine Verlängerung der Bahn mit Endstation Burg. Bezüglich Errichtung einer Fehmarnsundbrücke sollen schon Ermittelungen und Kostenanschläge gemacht sein. Jm Westerkirchspiel ist man der Ansicht, daß die Bahn nur bis Heiligenhafen fortgeführt werden wird. Zwischen Heiligenhafen und dem neuen Hafen zu Ohrt, glaubt man weiter, werde dann eine Dampfschiffsverbindung ins Leben treten. Durch Verwirklichung dieses Planes würden die städtischen Jnteressen von Burg bedeutend geschädigt.

 

1. Februar

• Der Bau einer Schleswig-Angler Eisenbahn dürfte im März d. J. in Angriff genommen werden. Die Vorarbeiten für dieselbe sind so gut wie beendet. Am 26. wurden in Süderbrarup in Gegenwart des Königl. Eisenbahnkommissars die Verhandlungen über den Anschluß an die Kiel-Flensburger Bahn geführt.

• Es wird zur Zeit von einer Hamburger Gesellschaft eine Spurbahn von Hamburg via Quickborn nach Kaltenkirchen gebaut, um das Quickborner Moor für die Torfgewinnung besser ausnutzen zu können. Es kam die Frage, diese Bahn bis Bramstedt zu verlängern. Nun rührt es sich in der Gemeinde Boostedt die Bahn über Boostedt nach Neumünster zu verlängern, um den Verkehr aus dortiger Gegend mehr zu beleben und die Steintransporte leichter zu bewerkstelligen. Der Betrieb wird wahrscheinlich mit Lokomobile und Rowanschen Wagen geschehen.

 

4. Februar

• Das Projekt einer Bahn Rendsburg-Husum schreitet vorwärts. Das Nivellement der Bahnlinie ist vom Jngenieur der Altona-Kieler Eisenbahn-Gesellschaft, Herrn Meyer, energisch in Angriff genommen worden. Die projektierte Linie durchschneidet die Landschaft Stapelholm zwischen Bergenhusen und Wohlde, geht durch einen Teil der Wohlder-Hölzung der Treene zu und wird event. auch Schwabstedt berühren. Allerorts begegnet man hier dem Wunsche, daß dem Projekte keine Hindernisse in den Weg treten möchten, damit dasselbe zur Ausführung gelange.

 

8. Februar

• Jn Altona fand am 2. d. M. unter Vorsitz des Bürgermeisters Adickes eine Komiteesitzung in Betreff der Spurbahnangelegenheit Altona–Kaltenkirchen statt. Nach dem vorgelegten Promemoria* soll die Bahn die Normalspurweite von 1,435 m erhalten und zunächst vom Göhlerplatz in Altona über Eidelstedt und Quickborn nach Kaltenkirchen führen. Die Verbindung mit dem Fischmarkt in Altona, sowie überhaupt sonstige Verbindungen sind vorbehalten. Die Details der Bahnhöfe und Haltestellen werden erst nach Fertigstellung der speziellen Vorarbeiten von den zuständigen Organen festzustellen sein.

* ---> Denkschrift

 

18. März

• Der Bau der projektierten Pferdebahn in und um Altona, mit Anschluß an die projektierte Spurbahn Altona-Kaltenkirchen, soll so rasch gefördert werden, daß der Betrieb am 15. Mai eröffnet werden kann; es wird daher mit demselben bereits in diesen Tagen begonnen werden. Die Wagen sind bereits in Bestellung gegeben; dieselben werden ähnlich denen der Hamburger Ringbahn, aber etwas kleiner und zweckmäßiger eingerichtet.

 

25. März

• Unter den besten Vorteilen einer günstigen Witterung wird der Bau der Eisenbahn von Lübeck nach Travemünde zur Ausführung gebracht. Jn voriger Woche sind Eisenbahnschienen und Schwellen sowie eine Arbeitslokomotive nebst Zubehör für einen Lastentrain per Wasser nach Travemünde geschafft, um die Erdarbeiten zu beschleunigen. Man gedenkt Mitte Juni mit der Bahn fertig zu stehen. – Jn Travemünde werden große Hoffnungen auf die Bahnverbindung für ein besseres Gedeihen und Aufblühen des Kurorts gesetzt.

• Während die Züge der Altona-Kieler und der Kiel-Flensburger Bahn bisher gemeinschaftlich in Kiel die dortige Bahnhofshalle zur Abfahrt sowohl als Ankunft benutzten, wird jetzt mit der alten Bahnhofshalle parallel laufend, für die Züge der Kiel-Flensburger Bahn ein eigener überdachter Perron von 70 Meter Länge erbaut, von welchem gleichzeitig sämtliche Militärzüge expedirt werden sollen.

 

12. April

• Die Altona-Kieler Bahn wird nächstens eine Dampf-Draisine zur Benutzung für Jngenieure und sonstige Bahnbeamte in Dienst stellen. Wie es heißt, soll die Draisine auch für sofort verlangte kleine Extrazüge verwandt werden.

• Jn der auf der Dammthorstation in Hamburg vor einigen Tagen seitens des Komitees der Hamburg-Neumünster Bahn abgehaltenen Versammlung wurde beschlossen, von einer Vollbahn abzusehen und vorläufig eine Sekundärbahn Hamburg-Segeberg auszubauen. Die Fortsetzung Segeberg-Kiel ist bekanntlich schon von der Kieler Handelskammer angeregt worden.

 

22. April

• Die Übernehmer der Altona-Kaltenkirchener Spurbahn hatten sich an die Firma Fr. Krupp in Essen gewendet, um dieselbe zur Lieferung von Schienen für benannte Bahn zu veranlassen. Den „Altonaer Nachrichten“ zufolge ist jedoch eine Antwort dahingehend erteilt, daß Herr Krupp für die Dauer der nächsten zwei Jahre infolge massenhaft ergangener Aufträge nicht im Stande sei, die Lieferung effektuieren* zu können.

* ---> den Auftrag ausführen

 

17. Juni

• Am Montagnachmittag ereignete sich auf dem von Altona nach Rendsburg abgehenden Zuge, unweit der Station Wrist, der Vorfall, daß einige zur Übung einberufene Landwehrmänner in Streit gerieten, welcher so ausartete, daß es zu thätlichen Angriffen kam, wobei ein Landwehrmann von einem seiner Gegner einen Messerstich in die Seite erhielt, so daß er schwer verletzt niedersank und im Lazarett zu Rendsburg seinen Geist aufgab. Die mutmaßlichen Thäter sind in Neumünster von einem Militärkommando in Empfang genommen und verhaftet worden.

 

20. Juni

• Die Direktion der Altona-Kieler Eisenbahn-Gesellschaft hat ein dahingehendes Gesuch des Wirtes im „Weinberg“ genehmigt, daß der von Kiel kommende 5-Uhr-Zug an Sonn- und Festtagen nachmittags in der Nähe des Wirtschafts-Etablissements „Weinberg“ hält, um hier Passagieren das Aussteigen zu ermöglichen. Eine Einrichtung, die gewiß von vielen Kielern, die gern unser Städtchen Preetz an Sonntagnachmittagen besuchen, mit Freuden begrüßt und fleißig benutzt werden wird. Jst ihnen doch hierdurch die Gelegenheit zu einem wenig kostspieligen und doch so angenehmen Ausfluge geboten, der ihnen außer der kleinen Eisenbahnfahrt das Vergnügen eines herrlichen Spazierganges durch das hübsche Weinberger Gehölz nach Preetz gestattet, von wo aus sie dann gegen 10 Uhr mit dem letzten Zuge ihrem Heim wieder zugeführt werden.

---> das Ausflugslokal „Weinberg“ lag zwischen Raisdorf und Preetz, etwa 2 km vom Bhf. Preetz entfernt

 

8. Juli

• Jn Ahrensburg wird die Anlage einer Pferdebahn von dort nach Friedrichsruh geplant.

 

12. Juli

• Wie aus Kiel berichtet wird, ereignete sich am Freitagabend auf der Kiel-Flensburger Bahn ein sehr beklagenswerter Unglücksfall, bei welchem bald 3 Menschen ihr Leben eingebüßt hätten. Als nämlich das herrschaftliche Fuhrwerk des Herrn Eckardt den unverschlossenen Bahnübergang bei Julienlust* passieren wollte, brauste gerade eine Lokomotive, welche eine Probefahrt machte, heran, tötete beide Pferde auf der Stelle und verletzte den Wagen nicht unbedeutend. Wäre das Fuhrwerk auch nur um ein kleines weiter gekommen, so wären die beiden Jnsassen mit dem Kutscher unbedingt verloren gewesen, jetzt aber kamen sie noch mit dem Schreck davon. Eine grobe Fahrlässigkeit seitens des betreffenden Bahnpersonals scheint unbedingt vorzuliegen, da der Kutscher ein Warnungszeichen nicht gehört haben will und auch der Schlagbaum nicht geschlossen gewesen ist.

* ---> den Bahnübergang gibt es noch heute, er liegt zwischen Kiel-Hassee und Kronshagen und heißt „Hofholzallee“

 

21. Juli

• Ein Tischlergesell aus Kroog hatte sich auf den Bahnkörper gelegt um einen Brand auszuschlafen. Kurz vor Ankunft des Zuges vom Bahnwärter bemerkt und aufgefordert den Bahnkörper zu verlassen, weigerte er sich zu gehen und schlug den Bahnwärter mit einem sehr furchtbaren Nachdruck und der Bekräftigung: ich bin ein Feldartillerist, nimm dich zusammen, sonst breche ich dir die Knochen entzwei, ins Gesicht; widersetzte sich ferner, so daß der Bahnwärter die Arretierung vornehmen mußte.

 

29. Juli

• Die Lübeck-Travemünder Bahn wird am 1. August eröffnet werden, nachdem am 31. Juli Probefahrten stattgefunden haben werden. Heute (27.) soll die Prüfung der neuen Bahnstrecke erfolgen und wird ohne Zweifel die behördliche Annahme zu Folge haben.

 

5. August

• Seit einiger Zeit wird eine direkte Verbindung der beiden Städte Hamburg und Segeberg mittels einer Spurbahn projektiert. Von befreundeter Seite erfahren wir, daß bezüglich dieses Projektes ein Ausführungsplan vorliegt. Nach dem Projekt wäre auf der Neustadt-Hamburger Chaussee ein Schienenstrang zu legen, welcher mittels kleinerer Dampflokomotiven mit Personen- und Güterwagen zu befahren sein würde. Die Bahnlänge wird auf 55 Kilometer berechnet. Auf dieser Strecke sind 22 Haltepunkte in Aussicht genommen. An durchgehenden Zügen zwischen Segeberg und Hamburg hat man nur 3 täglich, hin und zurück, angenommen; für die näher bei Hamburg gelegenen größeren Verkehrsorte hat man eine größere Anzahl von Lokalzügen in Aussicht genommen.

 

16. August

• Ein Bier-Extrazug, 22 Wagen, traf am 8. d. M., von Erlangen kommend, mit Franz Erich’schem Bier in Hamburg ein. Es ist dies der erste Bier-Extrazug, der, von einem Aufgeber an einen Adressaten gerichtet, auf den deutschen Bahnen abgelassen wird. Lokomotive und Wagen waren mit bayrischen und deutschen Fahnen und Fichtenbäumchen, und erstere noch mit Kränzen und Gebinden dekoriert.

 

2. Oktober

• Gestern überfuhr der in Neumünster um 8 Uhr 30 Minuten Morgens abgehende Zug der Westholsteinischen Bahn bei Hohenwestedt eine Kuh; da es gerade in einer Curve war, konnte die unglückselige Milchspenderin vorher nicht gesehen werden. Der Zusammenstoß der feindlichen Objekte war ein so heftiger, daß der leichte Postwagen aus dem Geleise geschleudert wurde, doch ohne Schaden zu nehmen. Nachdem der Postwagen wieder eingehoben war, konnte die Fahrt ruhig fortgesetzt werden. Die unfreiwillig rindermordende Westholsteinischen Bahn wird sich am Ende noch große amerikanische Cowcatchers anschaffen müssen.

 

1. November

• Gegen die Straßenlokomotiven auf den Pferdebahnen richtet sich neuerdings immer mehr der Unwille des Publikums. Die Maschinen kommen geradezu „angeschlichen“, und bei dem steten Gebimle und Geklingle auf den Hauptstraßen hört man diese Lokomotive kaum. Nachdem erst vor 14 Tagen ein Arbeiter aus Wandsbeck von einer solchen getödtet worden, ist gestern wieder ein 7jähr. Schulknabe auf der Wandsbecker Chaussee auf der Stelle getödtet worden. Es ist wiederholt plaidiert worden, daß die Maschinen vorn mit Vorrichtungen, die jedes Hinderniß auffangen und zur Seite werfen, wie in Amerika die Cow-catchers, versehen würden, aber alle Mahnungen hierzu in der Presse sind unbeachtet geblieben.

 

10. November

• Ein Vorfall eigener Art ereignete sich gestern zwischen Ascheberg und Ploen. Eine von Kiel kommende junge Dame ersuchte auf dem Ascheberger Bahnhof den Schaffner um ein eigenes Coupee, welches sie auch erhielt und zwar im letzten Wagen. Als kurz vor Ploen der Schaffner von seinem erhabenen Sitze herunterstieg, bemerkte er, daß die Thür des letzten Wagens offen stand, was wohl bei leeren Coupees während der Fahrt vorkommt; aber die Dame war verschwunden. Auf sofortige telegraphische Meldung gingen zwei Bahnwärter einander entgegen, aber ihr Suchen blieb fruchtlos. Mittlerweile hatte die nähere Untersuchung bereits eines anderen belehrt. Die junge Dame war nämlich aus irgend einem Grunde bereits vor der Stadt zum Wagen herausgesprungen und hatte sich nicht im geringsten verletzt, obgleich der Zug sich in voller Fahrt befand. Die gerichtliche Untersuchung ist eingeleitet und die „kühne Springerin“ bereits inhaftirt.

 

20. November

• Die Dame, welche kurz vor Ploen zum Eisenbahnwagen hinaussprang ist nicht, wie gemeldet, verhaftet worden, sondern ist von dem Vorfall nur der Bahn-Direktion Mittheilung gemacht worden. Die Direktion wird wohl kaum ihre muthige That, bei stockfinsterer Nacht zum Coupee hinauszuspringen, verkannt haben; dessenungeachtet ist der Dame bereits eine Strafverfügung zugestellt worden.

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Am 4. Juli 1850 schlägt in Mainz die Geburtsstätte der Sektkellerei Kupferberg mit idealen mittelalterlichen Kellergewölben. Bereits 1952 erschafft Firmengründer und Weinhändler Christian Adalbert Kupferberg die Marke "Kupferberg Gold". Ebenso schnell steigt er in den Export ein: Auf der Weltausstellung 1862 in London steht das Haus mit drei Marken auf der Weinkarte und erringt Prämien.

Bald interessieren sich beste Kreise für den Schaumwein aus Mainz. Otto von Bismarck steigt während des Krieges 1870/71 mehrere Tage bei Kupferbergs ab - noch heute gibt es das Bismarckzimmer zu besichtigen. Auch Prinzessin Alice von England, Tochter von Königin Victoria, beehrt das Anwesen am Kästrich mit ihrem Besuch.

Als einer der bedeutendsten Unternehmer der Stadt Mainz gehört Kupferberg der Handelskammer an. Nach Ausbruch einer Cholera-Epidemie in der Stadt betätigt er sich als Mitfinancier eines neuen Wasserwerkes. Über seine Beziehungen zu Bismarck erhält Kupferberg zusammen mit einer Mainzer Delegation eine Audienz beim Kaiser und kann dort darauf hinwirken, dass die durch die Festungsmauern eingecshnürte Stadt die Erlaubnis zur weiteren Ausdehnung erhält.

Kupferberg stirbt 1876 in Mainz und liegt in der Familiengruft auf dem Mainzer Hauptfriedhof begraben. Sein Unternehmen, seit 1872, eine Commanditgesellschaft auf Aktien,  wird von seinen Söhnen weitergeführt. Zwei davon, Hugo und Florian, gründen zudem in Budenheim eine Flaschenfabrik (die spätere Glashütte), seine Tochter Constance heiratet einen Champagnerfabrikanten aus Epernay (was letztendlich 1966 zur Gründung eines Champagner-Kellers in Frankreich durch die Familie Kupferberg führt).

Der rasante Aufstieg der Kellerei macht schon bald einen Ausbau der Produktionsanlagen notwendig. Zu den vorhandenen mittelalterliche Kellern bauen die Söhne des Gründers 1888 eine Kelleranlage, die schließlich 60 Keller in sieben Etagen unter der Erde erreicht.
 

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Diese kleinen Zeitungsbeiträge finde ich klasse!

 

Wenn wir noch ins Jahr 1884 kommen, kann ich davon vielleicht etwas in Die Tiefen der Elbe einstreuen ...

 

Rainer

Typischerweise kommt so ein Beitrag pro Monat, d.h. Ende Oktober könnte 1884 eingestellt werden.

Wobei auch ohne konkretes Datum Dinge wie der Bier-Extrazug (16.8.1882) einfach klasse sind. :D

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  • 1 Monat später...
  • 3 Wochen später...

Da ich gerade über den Artikel bei Spiegel Online gestolpert bin: In den 1880ern wurde von Hans Jakob Schmid bei der Schweizer Firma Orell Füssli der Photochromdruck marktreif entwickelt. Zuerst ab 1888 mit zehn, später mit 14 Farben wurden so die Bilder bunt. Bis zum Aufkommen der Farbfotografie entstanden so Postkarten und Bildbände in aller Welt.

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Da ich gerade über den Artikel bei Spiegel Online gestolpert bin: In den 1880ern wurde von Hans Jakob Schmid bei der Schweizer Firma Orell Füssli der Photochromdruck marktreif entwickelt. Zuerst ab 1888 mit zehn, später mit 14 Farben wurden so die Bilder bunt. Bis zum Aufkommen der Farbfotografie entstanden so Postkarten und Bildbände in aller Welt.

uff, 150 Euro. sonst hätte ich mir überlegt, mir den Bildband zuzulegen.

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  • 3 Wochen später...

 

Die Zeitungen haben auch früher schon kleine und große Nachrichten gebracht. Für das Gebiet der späteren Bundesbahndirektion hat sich jemand die Mühe gemacht, die Nachrichten für 1880 und 1881 aus seiner Lokalzeitung zu sammeln:

Und hier für 1882:

 

Heute wurden die Meldungen für 1883 eingestellt:

 

11. Januar

• Am Montag fand in Ahrensbök eine Versammlung statt, in welcher die beiden Eisenbahn-Projekte „Ahrensbök-Lübeck“ und „Ahrensbök-Gleschendorf“ zur Erörterung kamen. Die Anwesenden, 300 an der Zahl, entschieden sich einstimmig für die Bahnverbindung mit Lübeck. Es wurde eine Kommission gewählt, welche in dieser Angelegenheit geeignete Schritte thun soll.

 

2. Februar

• Sehr häufig lassen Passagiere in Eisenbahnzügen Gegenstände liegen, die oft der Mühe werth sind, sich zu deren Wiedererlangung an die nächste Bahnstation zu wenden, die auch sofort kostenfrei mittelst Laufzettels die Gegenstände zu erlangen sucht. Das Telegraphieren kostet 50 Pfennig. Jn den meisten Fällen trifft solche Verluste allzu bescheidene Passagiere, besonders Landleute, die gleich alle Hoffnung aufgeben oder den Verlust lieber verschmerzen, als mit ihrem Anliegen einem Beamten zur Last fallen wollen (nach ihrer Meinung), und doch bedarf es nur einer kurzen Meldung bei jedem Stationsbeamten, um zu seinem Eigenthum wieder zu gelangen, wenn nicht ein langfingeriger Wagennachbar schon zuvorgekommen ist, was jedoch in sehr seltenen Fällen vorkommt.

 

17. Februar

• Als Kuriosum verdient erwähnt zu werden, daß am letzten Freitag der Abends 10 Uhr in Marne eintreffende Eisenbahnzug nicht einen einzigen Passagier hatte.

 

26. Februar

• Wir haben schon gelegentlich erwähnt, daß die beiden Eisenbahnprojekte Ahrensbök-Lübeck und Ahrensbök-Gleschendorf in den davon berührten Gegenden Gegenstand lebhafter Erörterungen bilden. Auf der kürzlich stattgefundenen Generalversammlung der Aktionäre der Zuckerfabrik Ahrensbök wurde festgestellt, daß die Fabrik schon jetzt im Stande sei, der Bahn Lübeck-Ahrensbök eine Frachteinnahme von ca. 30 000 M. pro 1884–1885 zu sichern. Der Rest der noch erforderlichen Garantiesumme dürfte gedeckt sein, wenn auf der Strecke Lübeck-Ahrensbök noch 300 Tonnen Land zum Rübenbau gezeichnet und die gebauten Rüben per Bahn an die Fabrik geliefert werden. Gegen das Projekt Ahrensbök-Lübeck wird von gegnerischer Seite angeführt, daß durch dessen Ausführung die Eutin-Lübecker Eisenbahn erheblich geschädigt werde. Wir können dem nicht ganz beipflichten. Der hauptsächliche Verkehr, welcher der Eutiner Bahn aus Ahrensbök und Umgegend zugeführt wird, ist der Verkehr nach Norden. Die wird jedoch auch so bleiben, wenn die Bahn nach Lübeck gebaut wird. Der Verkehr der Ahrensböker Gegend mit Lübeck wird schon jetzt größtentheils durch Omnibusse und Frachtwagen vermittelt, und vielleicht dürfte auch noch vieles per Achse befördert werden, wenn die Bahnverbindung mit Gleschendorf hergestellt würde.

 

18. März

• Am Montag voriger Woche passirte einem Beamten am Bahnhof Plön das Malheur, daß derselbe, im Begriff einen Koffer nach dem Zuge zu tragen, in Folge der durch den gefallenen Schnee entstandenen Glätte, ausrutschte und sich derartig den Arm verrenkte, daß zu seiner Wiederherstellung wohl einige Wochen vergehen werden.

 

21. März

• Kolossales Schwein hat der am 13. d. Mts. Nachmittags zwischen Oldesloe und Bargteheide fahrende Zug im buchstäblichen Sinne des Wortes gehabt, indem ein mächtiges Mastschwein aus einem Viehwagen sprang, unter die Räder gerieth, zermalmt wurde, jedoch keine Entgleisung oder einen anderen Unfall verursachte. Den Schaden dürfte die Bahngesellschaft zu tragen haben.

 

16. April

• Die Straßenbahn-Gesellschaft Kiel hat ihren 1. Jahresbericht veröffentlicht und entnehmen wir demselben folgende Daten: Der Betriebsapparat besteht aus 46 Pferden, 11 Wagen und 39 Personen. Es wurden befördert während der Zeit vom 9. Juli 1881 – dem Tage der Eröffnung – bis Ende Dezember 1882 1,074,860 Personen, also durchschnittlich ca. 2000 Personen pro Tag. Die Gesammteinnahme beziffert sich für die Zeit auf 135,438.62 M gegen eine Gesammtausgabe von 135,235.35 M, woraus sich ein Überschuß von ca. 200 M ergiebt, ein allerdings bescheidener Gewinn.

 

10. Mai

• Am 8. Mai fand die Übernahme der Schleswig-Angler Bahn seitens der Prüfungskommission statt. Außer einigen unwesentlichen Änderungen wurde die gesammte Strecke in bahnpolizeilicher Hinsicht als genügend gesichert betrachtet. Jn Süderbrarup wurde in dem dortigen Bahnhofshotel ein Souper eingenommen, das die Theilnehmer fast 3 Stunden in gemüthlichster Stimmung beisammenhielt. Nach demselben wurde die Rückfahrt angetreten und erreichte die Gesellschaft, trotz des vielen Anhaltens, nach kaum einstündiger Fahrt die Stadt Schleswig wieder. Wie verlautet, soll der Verkehr auf dieser Strecke in den nächsten Tagen eröffnet werden.

 

28. Juni

• Gestern fand in Kiel die mitteleuropäische Fahrplan-Conferenz statt, zu welcher fast aus allen Ländern Europa’s Vertreter erschienen. Der Bahnhof und die angrenzenden Straßen hatten zu Ehren der fremden Gäste Flaggenschmuck angelegt.

 

27. August

• Nachdem bereits vor einigen Jahren eine Eisenbahn-Verbindung von Plön nach Lütjenburg projektirt war, ist endlich hierfür in neuerer Zeit ein bestimmter Anhalt gewonnen. Die umliegenden Großgrundbesitzer haben ebenfalls ihre Beihülfe erklärt und in dieser Veranlassung am 24. d. Mts. eine Versammlung der betheiligten städtischen und Landbezirke einberufen. Die Versammlung erklärte ihr Einverständnis mit dem Projekte, dahin gehend, daß die Bahn von dem zwischen Plön und Gremsmühlen belegenen Haltpunkte Behl aus nach Lütjenburg geführt und nicht, wie früher beabsichtigt war, direkt von Plön aus weiter bebaut werde.

 

31. August

• Die Verstaatlichung der Altona-Kieler Bahn kann als gesichert angesehen werden, wie dies uns von unterrichteter Seite als unzweifelhaft mitgetheilt wird. Schon die ungenügende Betheiligung an der gestrigen Generalversammlung dokumentirt zur Genüge, daß die Mehrzahl der Aktionäre mit der Wandelung der Verhältnisse einverstanden ist. Es heißt von diesem bedeutsamen Akt auch das alte Dichterwort: „Der Noth gehorchend nicht dem eigenen Trieb!“ und „ folgst du nicht willig so brauch ich Gewalt.“

 

17. Oktober

• Die auf der Feldmark des großen Vorwerks „Osterhof“ im Kirchspiel Büsum erst neulich angelegte sog. Spalding‘sche Feldeisenbahn hat sich als sehr zweckmäßig und leistungsfähig nach den jetzt angestellten Versuchen erwiesen. Die Feldeisenbahn hat eine Länge von 2500 Metern. Die Wagen, die auf dieser Bahn in Betrieb sich befinden, sind mit 8 Rädern versehen und haben dieselben eine Tragfähigkeit von 60 Centnern. Jn der letzten Zeit soll man täglich 6000 Centnern Zuckerrüben darauf befördert haben.

 

24. Oktober

• Um dem auf der Kiel-Eckernförde-Flensburger Eisenbahn in letzterer Zeit bedeutend gesteigerten Güterverkehr genügend Rechnung zu tragen, hat die Direction seit ca. 8 Tagen täglich einen Güterzug auf genannter Bahn eingelegt und dadurch gleichzeitig den in Folge der überhäuften Güter wiederholt eingetretenen Zug-Verspätungen Abhülfe geschafft.

 

29. Oktober

• Bekanntlich haben sich verschiedene Handelskammern und Vereine mit der Bitte an den Minister Maybach* gewandt, nach der Verstaatlichung nicht, wie beabsichtigt, die Altona-Kieler Bahn dem Eisenbahnamt in Hannover unterzuordnen, sondern ein eigenes Amt selbstständig in Altona zu errichten. Den Bittstellern ist jetzt eine Antwort zugekommen, worin der Minister seine Geneigtheit, dem Wunsche zu willfahren, ausspricht. Da natürlich der ganze Verstaatlichungsvertrag vorläufig vorbehältlich der Genehmigung des preußischen Landtages abgeschlossen ist, der erst nach Neujahr zusammentreten wird, wird bis dahin in der Verwaltung der Bahn nichts geändert, und bleibt bis dahin die Leitung in den Händen des Herrn Direktors Tellkampf.

* ---> Minister für öffentliche Arbeiten

 

15. November

• Nachdem am 1. d. Mts. die Büsum-Wesselburener Bahn dem Güterbetrieb übergeben ist, hat gestern die Einweihung derselben stattgefunden und wird die Bahnstrecke von heute an auch für Personenbeförderung verwendet. Zur gestrigen Einweihung war von Neumünster ein Extrazug abgegangen, der die Direction, Mitglieder des Aufsichtsraths, einen Vertreter der Regierung etc. beförderte.

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Diese kleinen Zeitungsbeiträge finde ich klasse!

 

Wenn wir noch ins Jahr 1884 kommen, kann ich davon vielleicht etwas in Die Tiefen der Elbe einstreuen ...

 

Rainer

Typischerweise kommt so ein Beitrag pro Monat, d.h. Ende Oktober könnte 1884 eingestellt werden.

Wobei auch ohne konkretes Datum Dinge wie der Bier-Extrazug (16.8.1882) einfach klasse sind. :D

 

Der Jahrgang 1884 wird wohl erst kurz vor Weihnachten kommen.

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