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Y_sea

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    http://www.LizajasAbenteuer.DE

Persönliches

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    http://www.LizajasAbenteuer.de
  • Name
    Eva Ebenhöh
  • Wohnort
    Hamburg
  • Interessen
    Metal, Midgard, Kinder
  • Beruf
    Promovierte Mutter
  • Biografie
    Oldenburg (bis 1993): AD&D, Midgard, Shadowrun, natürlich auch viele Brett- und Computerspiele

    Osnabrück (1993 bis 2008): Midgard und:
    - Studium Angewandte Systemwissenschaft (1993 bis 2001)
    - wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Uni (2002 bis 2008)

    Hamburg (2008 bis ...): Endlich auch wieder Midgard. Juhu!

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  1. Wow, Galaphil, danke für den ausführlichen Abenteuerbericht. Ich freu mich, dass es gut lief und find das total cool, dass du so Sachen wie "Hilft es" eingebaut hast. So hatte ich mir das mal vorgestellt. Ich freu mich. Und ich freu mich über die Rückmeldung, dass du die Abenteuerinfos leicht gefunden hast, also nicht lange blättern musstest, denn da war ich ja echt unsicher, ob es nicht doch sinnvoller ist, den Roman und die Infos zu trennen... Zu den Amuletten, da konnte ich mich wohl nicht entscheiden und dachte, sie hat beide, und es ist SL-Entscheidung, welches aktiv ist... Zu den Graden, ja, ich denke, da kommt es auch darauf an, wie man so mit Artefakten und anderem ausgestattet ist. Eine +1/+1-Waffe ist ja effektiv mehr als ein Grad wert im Kampf. Und du hast schon recht, kann man auch mit höhergradigen SC noch herausfordernd finden. Hätte ich vielleicht ein paar Grade mehr angeben sollen. Das mit dem Versetzen bei Ystryd ist wohl wirklich ein Fehler. Tja. Vielen Dank für deine Sorgfalt. Macht schon fast wieder Lust, das nächste zu schreiben... Liebe Grüße, Y_sea
  2. Hi Läufer, interessante Frage, hab ein bisschen gebraucht, mich daran zu erinnern, wie es zu diesem Lied kam. Die Antwort ist nein, es gibt keine Melodie, zumindest nicht für die Strophen. Es gibt eine Inspiration für den Refrain: "Her Alone" von Amorphis. Und zwar der Part: "Only one can make me...", der sogar halbwegs von der Melodie her auch auf meinen deutschen Text passt. Der Song transportiert für mich aber eine andere Stimmung, als ich mir zu dem Trauerlied für Carmen vorstelle. Da habe ich jetzt auch keinen wirklich guten Tipp für dich. Bei den Abanzzi stelle ich mir ja Flamenco-Gitarrenmusik vor. Mir mit meinem eingeschränkten musikalischen Horizont fällt dabei jetzt "It wasn't meant to end this way" von Skyclad ein, hab's gerade nochmal gehört, der Text passt natürlich gar nicht, aber der Instrumentalpart trifft für mich die Stimmung ganz gut. (Gibt's beides als Youtube-Video.) Viel Spaß noch damit, kannst ja mal sagen, was du draus gemacht hast. Schöne Grüße, Y_sea
  3. Hallo alle, habe heute den Gildenbrief Nr. 61 aus dem Briefkasten gefischt und dachte, ich starte mal selbst den Strang zu meinem Abenteuer. Es lief damals im Wettbewerb unter dem Namen "Die Einsamkeit eines Seeungeheuers". Jetzt also "Fremde Fremde". Viel Spaß damit. Ich freu mich über Kommentare. Liebe Grüße, Y_sea
  4. Vielleicht stimmt auch beides. Erst hattet ihr es kurz überlegt und dann euch schnell dagegen entschieden. Auf jeden Fall war euch ziemlich schnell klar, dass der Adelige nicht der Urheber für den ganzen Mist ist. Genau weiß ich es aber auch nicht mehr. Y_sea
  5. Hi! Dreist! Oh oh, da könnte es die ein oder andere Gruppendiskussion geben... Sehr schön. Das wird bestimmt prima. Auch wenn der Xan-Priester der dortigen Priesterin vermutlich ziemlich Sorgen machen wird. Hast du dafür einen Plan, wie sie sich ihm gegenüber gibt? Momentan ein bisschen mau, das gebe ich zu. Hab andere spannende Sachen zu tun. Naja, vielleicht nächstes Jahr mal wieder. Schöne Grüße, Y_sea
  6. Hallo Gandubán, da bin ich ja schon mal gespannt, auf deine Erfahrungen. Ich hab es ja einige Male geleitet und es war jedes Mal ziemlich unterschiedlich: 1. ob und wie die Gruppe sich mit dem Syre auseinandersetzt. Eine Gruppe hat ihn total ignoriert, eine Gruppe hat zumindest ernsthaft überlegt, ihn aus dem Weg zu räumen (das dann aber leider nicht getan), eine Gruppe hatte eine Adlige dabei und hat ihn versucht, unter Druck zu setzten. Ich fand es dann unlogisch, dass er völlig unkooperativ ist, und hab ihn grummelig auf Vorschläge eingehen lassen. 2. ob die Gruppe auf die Dreiecks-Idee kommt oder anders herausfindet, dass etwas im Tempel passieren wird. Ich hab die Priesterin immer so nett gespielt, dass alle, die mich kennen, misstrauisch wurden. Es kam dann eigentlich nur einmal zum geplanten Showdown, bei den anderen Malen haben sie sie vorher versucht zu stellen. Wenn sie dabei fliehen kann, kann sie noch mal versuchen, die Statue mitzunehmen und den dritten Ritual-Teil im Wald zu machen. Da die Gruppe diesen Punkt aber kaum finden wird, wäre es dann gut, wenn sie sie beim Versuch, die Statue zu bergen, stellen würden - zur Not macht irgendein Local sie darauf aufmerksam, dass Geräusch aus dem Tempel kommen. Wahrscheinlicher ist dann aber, dass die Gruppe in den dunklen Bereich marschiert und ein Showdown dort stattfinden kann. Vorsicht, dass deine Gruppe dann nicht stirbt... 3. wie viel gekämpft wurde. Manche Gruppen glauben, sie müssen sich durch die dunkle Zone metzeln und tun das auch. Ich weiß nicht, wie du das handhaben willst, würde aber empfehlen dafür einen Plan zu haben, der sie entweder wirklich abschreckt (damit sie nachdenken) oder aber den Kampf da drin gewinnen lässt. Eigentlich war meine Idee, dass sie in der dunklen Zone alleine keine Chance haben. Die Idee ist, dass sie an einer Stelle mal rein gucken, ziemlich sofort angegriffen werden und dann denken, wenn der Bereich so groß ist, dann müssen da richtig viele Dämonen drin sein. So, das sind meine Spiel-Tipps. Viel Spaß, Y_sea
  7. Namenslisten verschiedener Kulturen Beschreibung des Link: Sowohl Namenslisten für verschiedene Kulturen. Z.B.: Anglo-Normannisch, Angelsächsisch, Arabisch, Irisch, Schottisch... Als auch ein Namensgenerator mit verschiedenen Klangtypen (deutsch, englisch, orkisch, elbisch, ...).
  8. Bei Kylanns Segen handelt es sich um ein Gasthaus, das in einer beliebigen albischen Stadt angesiedelt sein kann. Es bietet sich als Schauplatz an, wenn die SC in ihrem Gasthaus vorsichtig sein sollen, weil der Wirt und die Wirtin auch gewisse F"ahigkeiten haben. Andererseits k"onnen sie deren Kontakte nutzen, wenn sie sich gut mit ihnen stellen, und so im Gasthaus selbst alle m"oglichen Informationen erhalten. Ich habe es für das Abenteuer "'Rache'' entworfen (siehe www.LizajasAbenteuer.DE), aber man kann das Abenteuer problemlos spielen, wenn man das Gasthaus schon kennt. Das PDF enthät die Beschreibung des Hauses und der dort wohnenden und arbeitenden Personen, sowie die Grundrisse des Erdgeschosses und Obergeschosses. Hoffentlich könnt ihr etwas damit anfangen. Ysea
  9. Der Sengahof ist ein Bauernhof bestehend aus mehreren Gebäuden, die norddeutschen Fachhallenhäusern nachempfunden sind - er ist also nicht typisch schottisch, sondern typisch norddeutsch ;-) Ich habe in der Beschreibung nur wenige Sätze über die dort lebenden Personen verloren, weil der Hof ein vielfältig nutzbarer Standardhof sein soll.
  10. Y_sea

    Gemüseliste

    Hallo, hier wie dort angekündigt, die Gemüseliste noch einmal als Download. Yon Attan hat zwar sehr richtig bemerkt, dass das größtenteils nicht gerade schottisch ist (sondern norddeutsch, ich geb's zu), aber ich persönlich sehe das nicht so eng, denke mehr darüber nach, was möglich wäre, und da ich auch positive Kritik bekommen habe, setze ich die Liste trotzdem hier rein. Ich stelle mir vor, dass man sie hinten in seinen Albaband legen kann, um kurz draufzugucken, wenn die Chars wissen wollenl, was sie gerade aufgetischt bekommen. Die Liste ist nach Jahreszeit sortiert. Cheers, Y_sea P.S.: Das dürfte meinen Ruf als Pflanzen-Fetischistin wahrscheinlich weiter festigen... P.P.S.: Wenn's jemand unbedingt als Word Dokument haben muss, schickt mir eine Nachricht, dann wandel ich das noch um.
  11. Y_sea

    Hilft es?

    Die Geschichte spielt in Birkenfeld. Die Wolldecke war rauh und Ann juckte es an den bloßen Armen. Sie sehnte sich danach, aufzustehen. Aber obwohl ihre Großmutter schon neben ihr schnarchte, drangen auch von unten noch Geräusche an ihre Ohren. Holz schlug leicht auf Holz, als Anns Mutter die hohen Hocker auf die Theke stellte. Die dünnen Holzdielen ließen sogar das Zischen des Reisigbesens hören, mit dem sie das schlammige Stroh aus dem Schankraum fegte. Ann hatte ihr helfen wollen, aber Rana hatte sie schlafen geschickt. Hatte sie kaum ansehen können. Und so war Ann in die Dunkelheit des Dachbodens geflohen, wo ihre Großmutter schon schlief. Ann hörte die Hintertür knarren, als Rana das Stroh rausbrachte. Die Hühner hinterm Haus gurrten, als sie den Riegel des winzigen Stalls überprüfte. Ann fragte sich kurz, wie lange sie schon die Hühner nachts einsperrten, seit wann sie nicht mehr sicher waren. Waren es schon drei Jahre? Endlich schleppte sich Rana mit langsamen Schritten die steile Stiege hinauf. Ann machte lange, flache Atemzüge und rührte sich nicht. Als ihre Mutter sich neben sie legte, strich sie Ann übers Haar. "Oh, Ann", flüsterte sie liebevoll und Ann hatte Mühe, die Reglosigkeit beizubehalten. Wenn sie sich jetzt umdrehte, würde sie wie ein kleines Mädchen Trost bei ihrer Mutter finden. Und morgen wäre alles noch viel schlimmer, denn kleine Mädchen hatten Angst. Doch dann legte Rana sich zurück, seufzte und zog sich die Decke bis zu den Ohren. Es dauerte nie lange, bis Rana eingeschlafen war. Ann wusste das bereits. Ihre Mutter war ständig übernächtigt, so lange, wie sie nachts ausschenken und aufräumen musste. Das Leben ging im Morgengrauen los. Der Hahn des Hofes ein paar Häuser weiter liebte den Sonnenaufgang. Auch wenn sie gewöhnlich noch liegen blieben, wirklich schlafen, konnten sie nicht mehr. Ann machte dann lieber Frühstück, denn wenn sie morgens so tat, als schliefe sie noch, hörte sie statt Schnarchen Weinen. Als sie sicher war, dass ihre Mutter schlief, stand Ann leise auf. Sie schlich sich zu der Stiege und nahm ihren Umhang, den sie dort schon bereit gelegt hatte. Auf dem Weg nach unten stützte sie sich auf das Geländer, damit das Holz der Stufen nicht unter ihrem Gewicht knarrte. Dann schlüpfte sie zur besser geölten Vordertür hinaus. Ann stand einige Minuten auf dem Marktplatz und genoss die Weite des Himmels, die milchigen Sterne und den käsigen Mond. Der Wind rauschte in den Pappeln am Bach. Er trocknete auch ihre Augen, als sie ihn einlud, durch sie hindurch zu pusten. Ann genoss die Geräusche der Tiere, das Rascheln und Gurren, von Ferne ein Muhen. So wusste sie, dass sie nicht ganz alleine war, alleine in der Nacht. Sie hockte sich hin und griff nach einem Stein, der auf dem gepflasterten Marktplatz lag. Es war ein aufgesplitterter Flussstein, auf der einen Seite rund geschliffen und blass, auf der anderen kantig und dunkel. Sie wog ihn in der Hand. Er war gut. Damit machte sie sich auf die Pirsch. Ihr Lieblingsziel war die Laterne vor dem Gasthaus gewesen. Nicht, weil es eine Konkurrenz zu der Schenke ihrer Mutter darstellte. Bestimmt nicht. Im Gegenteil. Orlon war immer nett zu ihnen gewesen. Und Madock, Orlons Neffe, hatte Ann schon fast gefragt, ob sie sich mit ihm verloben würde. Und Ann hatte fast zugestimmt. Geschichten von großer Liebe waren Betrug. Vor ein paar Jahren noch, hatte sie geglaubt, sie müsse sich nur zwischen Friors leuchtenden Augen und Baldreds schelmischem Lächeln entscheiden. Jetzt war das nebensächlich. Es ging darum, ob man füreinander sorgen konnte. Es ging ums Überleben. Weiter nichts. Und auch Friors Augen leuchteten nicht mehr, seit er vor drei Jahren aus der Mine zurück gekommen war. Und Baldreds Lächeln war zittrig, seit seine Mutter im letzten Jahr zu schwach und hungrig gewesen war, um eine Lungenentzündung zu überstehen. Ann hielt die Faust mit dem Stein vor ihren Unterleib, starrte in Richtung der zerstörten Laterne und fragte sich, was Madock sagen würde, wenn er den Syre heute gesehen hätte. Heute abend war er mit einigen seiner Offiziere in der Schenke gewesen, hatte getrunken und schlechte Witze gegrölt. Und seine Augen hatten sich auf Ann gelegt. Nicht nur seine Augen. Diesmal war sie noch davon gekommen. Er hatte sie noch nicht gezwungen, mitzukommen. Orlon hatte die Laterne seit dem letzten Mal nicht repariert. Hatte es offenbar aufgegeben. Glas war teuer. Ann zuckte jedesmal zusammen, wenn sie abends die zu helle Seite sah. Überleben schien ihr plötzlich zu viel verlangt. Darüber hatte sie keine Kontrolle. Sie steckte ihre Ziele kleiner. Sie schlich zu Randals Bauernhof. Die Laterne dort hing vor dem Eingang zum Haupthaus und erhellte abends den engen Hof. Jetzt brannte sie natürlich nicht mehr und konnte Ann nicht verraten, als sie sich durch das Gattertor zwängte. Manchmal wünschte Ann, die Laternen würden noch brennen. Gruru, machte ein Huhn. Ann blieb regungslos stehen. Randal hatte auch Gänse. Wenn die Alarm schlugen, müsste sie sich schnellstens verdrücken. Aber die hellgrauen Flecken auf der Wiese nahe am Fluss lagen still. Sie schliefen mit dem Kopf zwischen den Federn. Schlafend hatten die Vögel wieder die Form von Eiern. Ann kämpfte gegen den Impuls, ihren Stein auf ein schlafendes Tier zu werfen. Dafür war sie nicht gekommen. Kräftig schlossen sich ihre Finger um den Stein. Die Kante drückte sich in ihre Handfläche. Sie wollte jeden kleinen Riss und jede Erhebung fühlen. So dunkel und hart. Ohne zu blinzeln blickten ihre Augen dann auf die längst gelöschte Laterne. Nur der Mond spiegelte sich in dem rauhen Glas, das leicht schräg in seiner Fassung hing und wartete. Der Stein flog. Als das Glas in klirrenden Scherben auf den Boden fiel, hockte Ann sich hinter die Ecke der Scheune und weinte. Niemand kam heraus. Und auch die Gänse gaben ihr keinen Grund zum Fliehen. So weinte sie, bis es still in ihr wurde. Und wieder waren es nur die Geräusche des Winds und des Bachs und das Rascheln der Hühner, die ihr sagten, dass sie nicht alleine war. Die Hühner wurden unruhiger. Ann sah in den Himmel und suchte nach Zeichen des grauenden Morgens. Das Flattern von Federn und ein angstvolles Gurren ließen sie misstrauisch aufhorchen. Dann versiegte der Laut plötzlich. Ann nahm einen weiteren Stein wahllos vom Boden des Hofes und trat um die Ecke der Scheune herum, den Fuchs zu vertreiben. Aber es war gar kein Fuchs. Frior stand einsam auf dem Hof, in der einen Hand den Hals des Huhns, das schlaff herunter hing. In der anderen Hand dessen verdrehten Kopf. Stumm sahen sie sich an. Ann suchte in seinen Augen nach dem Leuchten aus ihrer Kindheit. Sie sah aber nur das Glitzern des Mondlichts. "Hilft es?", fragte sie ihn leise. Er schüttelte den Kopf. Das Glitzern wanderte über sein Gesicht. "Willst du mich küssen?", fragte sie weiter. Frior ließ das Huhn fallen. "Hilft denn das?", flüsterte er. Ann zuckte die Schultern und war sich ziemlich sicher, dass die Antwort darauf "Nein" war.
  12. Hallo, dies ist die Beschreibung von Birkenfeld, einem stinknormalen albischen Dorf mit ca 350 Menschen. Das Dorf leidet unter einem tyrannischen Syre. Ansonsten ist mir nur von einer dunklen Begebenheit bekannt, die ich in einem Abenteuer aufarbeiten werde (Erscheinungstermin November 2009, ach ne, das wird wohl nichts mehr). Vielleicht findet ja noch jemand ein Abenteuer darin. Und vielleicht führt jemand mal die Revolte gegen den Syre an. Zur Einstimmung gibt es auch eine Kurzgeschichte namens "Hilft es?". Aufgrund der Anregungen habe ich eine Improvisationsliste eingefügt und versucht mit Stichworten Assoziationsmöglichkeiten zu bieten. Y_sea
  13. Seid gegrüßt! Aus meinen Erfahrungen an der Seite einer Schwertschwester Dwiannons möchte ich euch über diesen interessanten Orden berichten. Da ich selbst keine Eingeweihte bin, ist mein Wissen notwendigerweise lückenhaft, doch hoffe ich, mit diesem Text einen groben Überblick über diesen Orden geben zu können, der die wichtigsten Aspekte benennt. -- Die Schwertschwestern Dwiannons Dwiannon ist grundsätzlich eine äußerst vielseitige Göttin und wird auf entsprechend vielfältige Weise verehrt. Eine dieser Formen ist der Orden der Schwertschwestern Dwiannons, die ihr Ordenshaus in der Nähe des Dwiannon-Tempels in Darncaer haben. Dieser Orden wurde schon vor dem Kataklysmus des Valianischen Imperiums von drei Frauen gegründet, zwei Kriegerinnen und einer Priesterin. In ihren gemeinsamen Kämpfen haben die drei stets Dwiannon angerufen und entsprechenden Beistand erhalten. Die Vorteile der Kombination aus Kampf und göttlicher Macht versuchten sie durch den Orden zu festigen. Der genaue Zeitpunkt der Gründung ist leider verloren gegangen und Gegenstand eines andauernden Disputs. In dem Disput geht es darum, ob der Orden der Schwertbrüder des Plenydd älter ist oder nicht. (Ich persönlich glaube, dass die Schwertbruderschaft des Plenydd älter ist, aber verratet es niemandem in dem Ordenshaus der Schwertschwestern.) Damit keine Missverständnisse auftreten, sei es gleich vorweg gesagt. Es sind selbstverständlich Männer in diesem Orden zugelassen und es gibt auch einige. Sie genießen ausnahmslos den Ruf großer Furchtlosigkeit, vermutlich weil sich manche andere nicht vorstellen können, freiwillig in dem "Zickenstall" zu leben, wie die Schwertschwestern ihr Ordenshaus mit einem liebevollen Augenzwinkern selbst nennen. Die weiblichen Schwertschwestern bezeichnen ihre männlichen Kampfgefährten genauso als Schwertschwestern wie sich selbst, was allerdings nicht von allen als das Kompliment genommen wird, als das es gemeint ist. Trotzdem sei mir hier verziehen, wenn ich mich an die Konventionen im Orden halte und ausschließlich von Schwertschwestern spreche. Die typische Schwertschwester kann sowohl kämpfen als auch Wundertaten vollbringen (Or). Es gibt aber auch solche, die sich nur auf das Kämpfen verstehen (Kr, Gl), sowie einige, die deutlich besser zaubern können (PF, Hl). Die Bilder Dwiannons So unterschiedlich die Schwertschwestern sind, allen gemein ist , dass sie ihre Stärke aus der Kombination der Charakteristika ihrer Göttin ziehen. So sehen sie in Dwiannon ein Konglomerat aus einer jungfräulichen (im Sinne einer unabhängigen, sich noch nicht festgelegt habenden) Jägerin, einer lebensspendenden Naturgöttin, der schicksalssprechenden Alten, der Schutzpartonin des Schmiedehandwerks, der weißen Geisterfrauen, die auf dem Schlachtfeld die gegnerische Armee verwirren, der schwarzen Krähen, die die Toten vom Schlachtfeld ins Reich von Bress und Baidd geleiten und der dunklen Rächerin. Je nachdem, was gerade nötig ist, unterstützt ein anderes Bild ihrer Göttin die momentane Aufgabe. Dwiannon ist in allen diesen Bildern abgebildet worden. Weitere Symbole sind ein Pfeil, ein Schwarm Krähen und das Spiralenlabyrinth (zwei ineinander greifende, nicht miteinander verbundenen Spiralen) als Sinnbild für den Wandel. Ihre Farben der Kraft sind schwarz und rot. Auch Weiß hat eine Bedeutung, allerdings eher in mystischer und gruseliger Art. Dwiannons Mond ist der Halbmond, nur als Rachegöttin bevorzugt sie den Sichelmond. Riten Obwohl für einzelne Schwertschwestern meist jeweils ein bestimmtes dieser oben genannten Bilder dominiert, ist die Verehrung Dwiannons eine Verehrung des Wandels und der Veränderung. Dies drückt sich in den heiligen Tageszeiten und den Feiertagen aus. Die Kraft der Natur ist nicht in einer einzigen Jahreszeit oder Tageszeit begründet, sondern im Wechsel der Jahreszeiten und im Wechsel von Tag und Nacht. So sind die Festtage Dwiannons die Tag-und-Nacht-Gleichen, also die Schwelle zum Sommer und zum Winter. Und die heiligsten Tageszeiten sind der Sonnenauf- und -untergang. Schwertschwestern werden angehalten, morgens und abends zu beten und Dwiannons Kraft zu gedenken. Dabei finden häufig schwarze und rote Kerzen, sowie Krähenfedern und Obsidiansteine Einsatz. Mit ihrer Initiation zur vollwertigen Schwester entwickeln die meisten ein eigenständiges Betritual mit selbst gewählten Gegenständen, die ihre persönliche Sicht auf Dwiannon verdeutlichen. Eine Kriegerin, die Dwiannon als Göttin der Jagd verehrt, wird vielleicht einen symbolischen Pfeil dabei haben, eine Heilerin verwendet vielleicht mehr heilkräftige Edelsteine. Die Tag-und-Nacht-Gleichen (7-I Luchsmond mit zunehmendem Halbmond, und 7-II Drachenmond mit abnehmendem Halbmond) werden als Feiertage begangen, bei denen stille Kontemplation, Rückbesinnung auf das vergangene halbe Jahr und Konzentration auf das kommende halbe Jahr sich abwechseln. Um die Kraft der Veränderung zu erfahren, werden persönliche Veränderungen zu diesen Zeiten angestrebt, wie etwas äußerlicher Wandel (Haare färben oder schneiden, neue Tätowierungen) oder Ortswechsel. In manchen Gegenden Clanngadarns finden zudem in dieser Nacht heilige Vereinigungen mit dem Land statt, in denen eine Schwertschwester Dwiannon ihren Körper leiht und Dwiannon sich einen menschlichen Partner sucht, mit dem sie in einem heiligen Akt schläft. (Bevor ihr mich löchert: ob männliche Schwertschwestern das auch machen, habe ich bisher nicht zu fragen gewagt.) Ziele des Ordens Vorrangiges Ziel des Ordens ist der Kampf gegen das Böse, was selbstverständlich politisch jeweils neu definiert wird. So fällt die Verteidigung der südlichen Grenze ebenso unter die Zuständigkeit des Ordens, wie die Vertreibung von finsteren Kreaturen und die Unterstützung der weltlichen Gerichtsbarkeit. In einigen alten Überlieferungen wird das Böse allerdings als das Nicht-Leben oder das Lebensfeindliche verstanden. Der Orden versucht mit wechselndem Erfolg, sich aus den politischen Belangen des Landes herauszuhalten. Es geht ihnen darum zu handeln und nicht zu reden. Tatsächlich glauben einige Schwertschwestern, dass übermäßiges Nachdenken den Kontakt zu ihrer Göttin schmälert, welcher am größten in impulsiven Handlungen ist. So suchen Schwertschwestern den Kampf gegen das Böse gelegentlich mit einer fanatischen Inbrunst, die weder Kompromisse noch Zweifel zulässt, was den Umgang mit ihnen nicht gerade leicht macht. Andererseits sind sie dem Zwispalt der Dunkelheit durchaus zugänglich. Die Nacht als Mediation des Tages. Erst der Wechsel mit der Dunkelheit macht das Licht ertragbar. Diese Philosophie ist ihnen wohl bekannt, so dass sie nicht alles, was einen Hauch Finsternis birgt, gleich vom Boden Midgards tilgen müssen. Müssen. Sie tun es manchmal trotzdem. -- Soweit. Wenn ihr andere Erfahrungen mit Schwertschwestern Dwiannons gemacht habt, ist es gut möglich, dass beides der Wahrheit entspricht und es würde mich interessieren, davon zu erfahren. Gruß, Y_sea
  14. Hallo Ihrs, mal wieder eine Kurzgeschichte von mir. Es geht diesmal um die erste Berührung mit einem Kult um einen Diebesgott. Kommentare und Kritik sind wie immer sehr willkommen! Dank an Saidon für die Inspirationen Cheers, Y_sea Wie die Katze auf dem Dachfirst Im Gehen ließ Roric das Rasiermesser mit der Einlegearbeit am Griff aufklappen und suchte nach der warmen Erinnerung an seine Mutter, dachte an seinen Vater und klappte die Klinge ärgerlich wieder ein. Unter einer der Laternen, die die Straße der Tausend Stimmen matt erhellten, hielt er an und steckte das Messer gedankenverloren wieder in die Tasche seines Lederwamses. Er hatte nicht schlafen können und sich mit einem Spaziergang den Ärger vertreiben wollen, aber weder die kalte Nachtluft mit dem salzigen Meergeschmack noch die unwirkliche Einsamkeit auf den nächtlichen Straßen Palabrions hatten seine Gedanken beruhigen können. So fern der Heimat hatte seines Vaters Wunsch immer noch Macht über ihn. Und das frustrierte ihn ohnegleichen. Missmutig starrte Roric in eine dunkle Gasse, die weg von dem beleuchteten Palasthügel führte. In der Einsamkeit und Stille erlaubte er sich, der Wut Ausdruck zu verleihen, und trat gegen einen Schotterstein, der folgsam in einem kraftvollen Bogen davonflog und in der Dunkelheit der einsamen Gasse verschwand. "Au!", gellte ein zorniger Schrei aus der Finsternis und Roric zuckte zusammen. Sein eigener Frust war keine Entschuldigung, jemandem weh zu tun. "Lass mich los!", zischte die gleiche Stimme und Roric atmete erleichtert aus, weil sein Stein offenbar gar nicht der Grund für den Schmerzenslaut gewesen war. Dann hörte er einen Schlag und ein Grunzen, woraufhin schnelle Schritte auf dem Straßenpflaster klatschten. Auf ihn zu. Schwerere Schritte hinterher. Das Licht der Laterne erfasste die Gestalt einer jungen Frau, ihre Spiegelung blitzte verschwommen in einer Pfütze auf, kurz bevor ihre Stiefel sie in spritzendem Wasser zerplatzen ließ. Direkt dahinter ein großer Kerl. Noch einer. Und noch einer. Roric zog sein Schwert. So verhasst es ihm war, dass sein Vater ihm die Heldenrolle aufzwängte, er würde nicht daneben stehen, wenn eine unschuldige Frau Hilfe brauchte. Er war geübt, war sich aber alles andere als sicher, dass er es mit den drei Männern aufnehmen konnte. Seine leere Linke, die sich nach dem Schild sehnte, schloss sich stattdessen kurz um ein Bleikästchen in einer Tasche seines Lederwamses. Darin waren Feuerperlen, aber bis er es aufgefummelt hätte, wären die Frau und ihre Verfolger schon drei Gassen weiter. Lasst von ihr ab und ich lasse euch am Leben, hätte er gerne in überzeugender Stimme gerufen, aber sein Chryseisch war bestenfalls bruchstückhaft und ein grammatikalisch unvollständiges Kauderwelsch würde seine Autorität vermutlich nicht gerade erhöhen. Also verlegte er sich darauf, grimmig zu starren und in Schwertkampfpose zu gehen. Als hätte er Roric gar nicht wahrgenommen, stürzte sich der dichteste Verfolger direkt unter der Straßenlaterne auf die Frau, die daraufhin der Länge nach hinfiel. Da hackte Roric von oben auf den Arm des Mannes. Nicht schön. Aber effektiv. Der überraschte Schmerzensschrei des Mannes hallte zwischen den hohen Häusern. Die Frau wandt sich aus seinem Griff und kam schnell auf die Beine. Roric sah einen Dolch in ihrer Hand aufblitzen. Ein schickes, schmales Stilett. Aber im nächsten Moment wurde seine Aufmerksamkeit von dem zweiten Verfolger eingenommen, der gerade sein Kurzschwert zog. Roric trat gegen den Knauf der Waffe, bevor sie ihre Scheide ganz verlassen hatte, und richtete seine Schwertspitze dem Kerl ins Gesicht. Dieser zuckte zurück und auch sein Kumpane hinter ihm stockte, beide froren ein, als stände die Zeit still. Stummes Atmen war für einen Moment die einzige Bewegung unter der Laterne. "Das wirst du ...", drohte der Dritte. Was es war, dass er würde, verstand Roric nicht. Vermutlich bereuen. Roric machte einen kleinen Schritt rückwärts. Aus den Augenwinkeln sah er, dass die Frau ihr Stilett an die Kehle des Mannes hielt, den Roric am Arm erwischt hatte. Aber auch sie folgte Rorics Beispiel und ließ den Verfolger aufstehen. Die drei zogen sich vorsichtig zurück und verschwanden dann im Dunkeln, wie vorhin der fliegende Stein. "Puh", machte die Frau erleichtert und steckte ihr Stilett weg. Roric sah, dass sie gar nicht so jung war, wie er erst gedacht hatte, nur klein. "Ich danke dir! Das war Hilfe zur rechten Zeit." "Es war mir eine Ehre", begann Roric vergleichsweise flüssig, denn die ritterlichen Höflichkeitsfloskeln hatte er besser gelernt, als straßentaugliche Drohungen, "einer unschuldigen Frau gegen wütende Angreifer zu---" Ihr maßloses Gelächter ließ ihn abbrechen. Was hatte er falsch gesagt? "Ha ha ha! Hey, ich lade dich auf einen Wein ein", gluckste sie. "'Unschuldig' bin ich schon lange nicht mehr genannt worden. Aber 'wütend' stimmt schon. Sie waren ziemlich wütend, weil ich ihnen das hier geklaut habe." Roric öffnete den Mund, aber nichts kam heraus. Seine Augen blinkten. Er wusste nicht, ob er sie richtig verstanden hatte, aber er wusste auch nicht, ob er wirklich nachfragen wollte. Auf jeden Fall unterstrich sie ihre Worte damit, dass sie einen goldenen Anhänger hoch hielt. Die kreisrunde Scheibe baumelte an einem Kettchen unter ihrer Hand und die kurzen Strahlen rings um die leicht gewölbte Rundung funkelten im warmen Licht der Straßenlaterne. Es zog ihn in Bann und er murmelte geistesabwesend in seiner Muttersprache: "Was ist das?" "Kommst du aus Clanngadarn?", fragte die Frau nebenbei und fuhr dann auf twyneddisch fort: "Das ist das 'Licht der Wahrheit'. Willst du jetzt einen mit mir trinken? Am Hafen hat bestimmt noch etwas auf." Er nickte. Dann endlich riss er den Blick vom dem hypnotischen 'Licht der Wahrheit' und erinnerte sich seiner Manieren. Er steckte das Schwert weg, legte die Hand auf den Knauf und verbeugte sich galant. Dabei nahm er die freie Hand der holden Geretteten und führte sie an seinen Mund. Ihr spöttisches Prusten ignorierte er. Was sich gehörte, gehörte sich. "Mein Name ist Roric ap Sialwen. Zu Euren Diensten", sagte er feierlich. Auch die Stimme in seinem Kopf, die nicht umhin konnte, die 'holde Gerettete' als Diebin zu bezeichnen, ignorierte er. Er hatte sie gerettet und er würde dafür sorgen, dass sie sicher blieb. "Filipa", antwortete sie. "Nett dich kennenzulernen, Roric ap Sialwen." Während Roric noch zögerte, weil er nicht zu dicht den drei Männern nach Westen folgen wollte, wandte sie sich den Sternenrosenhügel entlang Richtung Süden und Roric fiel ein, dass dort auch noch Häfen waren. So gingen sie gemeinsam die Straße der Tausen Stimmen hinunter. Roric hätte den Duft und die Romantik der Sternenrosen nah am Hügel vorgezogen, aber Filipa zog es offenbar zu der weniger beleuchteten Straßenseite. Ab und zu lächelte sie ihn an. Er schätzte sie auf etwa so alt wie sich selbst, Mitte 20, aber vielleicht war sie auch schon 30. Sie trug weiche, sehr dunkel gefärbte Kleidung, die keine Geräusche zu machen schien, wenn sie sich darin bewegte. Im Gehen öffnete sie ihre hochgesteckten Haare und schüttelte sie unbefangen aus. "So, Roric, was machst du mitten in der Nacht in den dunklen Gassen der Stadt der Düfte und Farben?", fragte sie, als sie in Richtung des Handelshafens abbog. Ihre zwanglose Art war ansteckend. "Ich ärgere mich über meinen Vater", sagte er daher und der Frust kam schleichend zurück wie die trübe Nebelschicht auf einem See. "Phantastischer Grund", lobte Filipa und Roric musste lachen. "Was hat er denn getan?" "Er will, dass ich einen Drachen töte", sagte Roric bitter. Filipa hielt an. Seit sie in diese Gasse abgebogen waren, war es so dunkel, dass er kaum etwas erkennen konnte. Nur das Helle in ihren runden Augen. "Das wird Einzug in die Annalen halten, als einer der besten Gründe, seinen Vater zu hassen. Warum um alles in der Welt will er das?" Roric zuckte die Schultern. Was sollte er sagen? Dass von ihm erwartet wurde, dass er allein die in Dekandenz untergegangene Tradition einer heldenhaften Familie wieder aufleben ließ? Dass sein Vater ihn hatte loswerden wollen? Er ging weiter, ohne zu wissen wohin. "Und? Hast du schon einen gefunden?", fragte sie, ohne auf eine Antwort auf die vorherige Frage zu bestehen. "Nein. Es gibt hunderte Legenden von Drachen, aber wirklich sicher, wo einer lebt, konnte mir bisher niemand sagen. Du vielleicht?" "Tut mir leid", sagte sie. "Obwohl ich nicht sicher bin, dass ich das tun würde, wenn ich es könnte. Du wirkst fast so, als wolltest du das wirklich versuchen. Gehen wir hier rein", schlug sie dann unvermittelt vor und öffnete die Tür zu einer verrauchten Kaschemme, in der zu so später Stunde nur wenig Besuch war, aber das matschige Stroh auf dem Boden von einem trubeligen Abend kündete --- oder auch mehreren Abenden. Es sah nicht so aus, als würde in der Dreibeinigen Schildkröte täglich das Stroh gewechselt. Mit gerümpfter Nase sah Roric sich um, aber Filipa zog ihn hinter sich her an einen Tisch. "Sie haben wirklich guten Grappa", vertraute sie ihm an und wenig später stand eine enghalsige Flasche mit zwei kleinen Tonbechern vor ihnen. * * * "Stiehlst du ... häufiger was?", fragte Roric, nachdem das dritte Glas die Zügel seines Benehmens gelockert hatte. "Ja", antwortete sie knapp und zufrieden. "Warum?" "Eigentum ist Illusion." Darauf wusste Roric nicht sofort eine gute Antwort. So locker saßen seine Manieren noch nicht, dass er ihr an den Kopf werfen wollte, wie sie so einen Quatsch sagen konnte. "Von wem hast du das denn?", fragte er stattdessen, um seinen müden Kopf nicht mit Gedanken zu belasten, was die Konsequenz einer solchen Einstellung waren. Nachdenklich sah sie ihn an und schien die Worte eine Zeitlang auf den Lippen hin und her zu schieben, bevor sie antwortete. "Ich gehöre einem Kult um den Gott Khazzulor an", sagte sie schließlich. "Es gibt einen ganzen Kult, der an so ... etwas glaubt?" Gerade noch rechtzeitig hatte er das Wort 'Quatsch' aus dem Satz gestrichen. "Warum nicht?" "Weil ..." Er beherrschte sich. Höflichkeit gebot es, die Überzeugungen anderer nicht als Schwachsinn abzutun. Er atmete also tief durch, nahm den vierten Grappa an und sagte dann besonnener: "Stell dir doch mal vor, das würden alle glauben. Dann würden sich alle nur gegenseitig etwas wegnehmen und niemand hätte Grund, sich etwas Schönes zu schaffen. Niemand würde mehr ein Haus bauen, wenn es unwahrscheinlich ist, das Haus auch nächstes Jahr noch zu besitzen." Filipa nippte an ihrem Becher und betrachtete ihn gelassen. Ihm fiel auf, dass etwas nicht stimmte. Er würde sich trotzdem ein Haus bauen. Es ging ja nicht nur darum, es in einem Jahr noch zu haben, sondern auch um Schutz jetzt. Aber er würde darum kämpfen müssen. Und das gefiel ihm nicht. "Wir sind wie die Katze auf dem Dachfirst", sagte Filipa. "Fallen wir auf der einen Seite vom Haus, stürzen wir ins Chaos, in dem niemand mehr für die eigene Zukunft etwas zu tun bereit ist. Stürzen wir auf der anderen Seite herunter, herrscht morbide Starrheit, in der der Besitz deiner Vorfahren definiert, was du bist. Reichtum konzentriert sich mit der Zeit." "Es geht dir um Umverteilung?" "Auch." "Das 'Licht der Wahrheit' schenkst du also an eine bedürftige Familie", sagte er verächtlicher als beabsichtigt. "Nein", erwiderte sie ernst. "Aus unserer Sicht ist das ein böses Artefakt. Es wird zerstört." "Ein böses Artefakt? Das kann ich gar nicht glauben." Sie zuckte die Schultern und holte es noch einmal hervor. "Es ist Tin geweiht", gab sie zu. "Die drei vorhin haben sich so leicht vertreiben lassen, weil sie selbst Schmuggler sind und mit dem Großen Rat von Palabrion nichts zu tun haben wollen. Vielleicht haben sie dich sogar für eine Stadtwache gehalten. Gut, dass du nichts gesagt hast." Sie grinste, aber Roric blieb ernst. "Ist dieser Khazzulor ein böser Gott, so wie Drais?" "Nein!", rief Filipa aus. "Nein. Er ist ein guter Gott." "Warum haltet ihr dann ein Tin-Artefakt für böse?" "Wegen dem, was es kann. Ich zeige es dir." Damit hatte sie blitzschnell den Anhänger in seine Hand gelegt, die Wölbung stand von seiner Handfläche ab. Sie drehte seine Hand mitsamt Anhänger und drückte sich die Wölbung auf den eigenen Arm. "Frag mich was", forderte sie ihn auf. "Ich versteh nicht ..." "Irgendwas, was du nicht erwarten würdest, dass ich ehrlich beantworte." Roric war verwirrt. "Wie alt bist du?", war schließlich die erste Frage, die ihm einfiel. Unter seiner Handfläche leuchtete es gelb auf, strahlte in alle Richtungen heraus und wärmte seine Hand mit wohliger Weichheit. "Achtundsechzig", antwortete Filipa und riss dann sofort seine Hand von ihrem Arm. "Oh, Rattendreck, was für eine dämliche Frage. Jaja, ich bin magisch verjüngt, aber erzähl es niemandem." Ärgerlich funkelte sie ihn an und Roric verstand erst recht nichts mehr. "Siehst du nicht? Ich musste die Wahrheit sagen. Wir machen es noch einmal andersherum." Flink nahm sie ihm das Amulett aus der Hand, drückte die Wölbung auf seinen Unterarm und stellt ihre Frage, bevor er protestieren konnte. "Was ist das Wertvollste, das du gerade bei dir hast?" Wieder leuchtete das Licht, aber diemal war es kalt unter der goldenen Sonne, so als zöge sie die Wärme und Kraft mitsamt der Antwort aus ihm heraus. "Mein Rasiermesser", antwortete Roric ohne zu zögern --- und ohne es zu wollen. Und er redete einfach weiter: "Vielleicht nicht das Wertvollste in Gold, aber das Wertvollste für mich. Es ist ein Familienerbstück. Aber das Wichtige ist, dass er es mir geschenkt hat. Mir. Nicht meinem Bruder. Mir. Es ist ein Liebesbeweis." Rorics Wangen brannten, als Filipa endlich den Kontakt löste und sein Wortfluss versiegen durfte. Er schauderte. 'Ein Liebesbeweis.' Hatte er das tatsächlich gesagt? Sein wichtigster Besitz war ein 'Liebesbeweis' seines Vaters. Am liebsten wäre er im Boden versunken. Hatte er schon genug getrunken, dass er wenigstens glaubwürdig unter den Tisch gleiten konnte? Filipa sah ihn nur nachdenklich an. Sie schenkte nach und beide tranken. "Sie haben es verwendet, um die Wahrheit aus einem herauszupressen", sagte sie Minuten später, als sie das Amulett längst schon wieder eingesteckt hatte. "Hm", machte Roric mürrisch. "Was Folterinstrumente angeht, scheint es mir recht zivilisiert." Filipa lachte lautlos. "Stimmt schon. Nicht so krude wie eine Streckbank und heiße Schürhaken, aber ... verstehst du nicht? Du hast keine Chance. Keine Wahl. Du hast keinen Willen mehr. Ich finde, das ist das Schlimmste, was man einem Menschen antun kann." Ihre Augen trafen sich und er glaubte ihr. Das war es, wovor sie am meisten Angst hatte. "Es tut mir leid", fügte sie dann an. "Ich hätte das nicht tun sollen, eben." Roric zuckte die Schultern, wollte es wegschütteln. "Schon gut. Es ist offensichtlich die Wahrheit, auch wenn sie mir nicht gefällt. Ich habe sowieso geschworen, die Wahrheit zu sagen. Bisher hatte ich nicht geglaubt, dass daran etwas schlecht sein sollte." Es klang trotzig. "Gehört das auch zu deinem Kult?", fragte er, um das Thema von sich wegzulenken. "Ja", antwortete sie fröhlicher. "Wobei es wie bei dem anderen Prinzip auch hier darum geht, das richtige Maß zu treffen. Es ist durchaus akzeptabel für uns, andere auszutricksen, jemandem etwas vorzugaukeln. Aber nicht den Willen gänzlich zu nehmen. Der freie Wille ist unantastbar." "Wie soll das denn gehen", spottete Roric: "Ein Kult der freien Willen vorschreibt." "Höre ich da einen Hauch grundsätzlicher Häresie?", meinte Filipa unbeeindruckt und Roric lachte auf. * * * Als die Flasche leer war, verabschiedeten sie sich und Filipa umarmte ihn und dankte ihm noch einmal. "Versuch es mal in Thalassa", sagte sie ihm draußen vor der Kneipentür. "Was?" "Frag in Thalassa nach einem Drachen. Wenn dir irgendwo jemand sagen kann, wo es noch einen Drachen gibt, dann dort." "Danke", erwiderte er ernst. "Und Roric", sagte sie noch. "Jemandem etwas zu stehlen, ist nicht unbedingt einfacher, als es selbst zu machen." Damit sprang sie die Hafenstraße entlang in die Morgendämmerung. Aber Roric verstand ihren letzten Satz erst, als er auf dem Weg zu seinem Gasthof seiner Angewohnheit, mit dem Rasiermesser zu spielen, nachgeben wollte. Es war weg. Wütend fuhr er herum, aber natürlich war Filipa längst nicht mehr zu sehen. Frust schüttelte ihn, bis seine Hand in die andere Tasche des Wamses fuhr, um zu sehen, was sie ihm noch alles gestohlen hatte. Da war das Rasiermesser. Erleichtert holte er es hervor und strich liebevoll über die Einlegearbeit aus Perlmutt. Aber wo war das Bleikästchen mit den Feuerperlen?
  15. Y_sea

    Feenlichter

    Auch dieses Jahr eine Halloween-Kurzgeschichte. Dank an die Federkiel und Tintenfass Gruppe für die Kommentare - damals. Viel Spaß, Y_sea
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