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Edanas Tagebuch

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9. Eintrag ~ Aonadag bis Dosandag, 1. Trideade Wolfmond (Spoiler: Tumunzahar, die Zwergenbinge)


Die Hexe

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Nachdem wir uns ausgeruht hatten ging es mir etwas besser. Ich befürchtete, dass Glannis das von sich nicht behaupten konnte. Sie saß da und zupfte an den Seiten ihrer kaputten Fidel. Ich begab mich zu ihr und umarmte sie. Anschließend wendete ich mich dem schlafenden Nissyen zu und versuchte ihn aufzuwecken. Ich erreichte jedoch lediglich, dass er nach mir schlug. Nicht einmal das konnte ich.

Bevor wir uns daran machten die restlichen Gänge und Räume zu erkunden, entschuldigte ich mich bei Gray, doch er winkte ab. Ich verstehe ihn nicht, in einem Moment scheint er außer sich vor Zorn und im nächsten ist alles wieder gut. Ist es das jedoch wirklich? Nun, es hinterlässt kein gutes Gefühl. Es lässt mich vorsichtig um ihn herum werden, noch vorsichtiger als zuvor. Und es tut weh.

Als wir aufbrachen kam das Gespräch auf das Thema des nicht mehr vorhandenen Auswegs aus der Binge. Also war es meine Gefährten ebenfalls aufgefallen. Ich war erstaunt wie ruhig darüber gesprochen wurde.

In Suche nach den verbleibenden Insignien und einem Ausgang zogen wir von Tür zu Tür und hatten bald einen besseren Überblick über das Gang- und Raumsystem der Binge. Es gab einige Türen die zum Thronsaal und damit zu dem Drachen führten. Wir bemerkten dies bei allen Türen, bevor wie sie öffneten. Bei allen, bis auf einer, welche ausgerechnet ich öffnete. Der Drache bemerkte mich und ich hatte kaum Zeit die anderen zu warnen und mich in Sicherheit zu bringen, bevor der Drache mit einer seiner Pranken durch Tür und Wand fuhr, um nach uns zu greifen. Gray und ich sprangen zurück in den Gang, aus dem wir gekommen waren, die anderen dagegen rannten vor in die ungewisse Dunkelheit des Raumes und waren verschwunden. Eine Weile tobte der Drache noch, dann wurde es still. Gray und ich berieten wie wir wieder zu den anderen gelangen könnten. Doch die außerordentlichen Sinne des Drachen machten dieses Unterfangen selbst mit Unsichtbarkeit nicht einfach. Gray schlich sich vor zur Tür und wollte nach dem Drachen sehen. Da wurde der Gang auf einmal mit dem Feuerhauchs des Untiers gefüllt und Gray ging zu Boden. In letzter Sekunde unterdrücke ich einen Schrei und rannte zu Gray. So schnell wie möglich zog ich ihn zurück in den Gang, außer Reichweiter der Drachenkrallen, die im nächsten Moment den Boden absuchten. Während der Drache vergeblich nach seiner gegarten Mahlzeit suchte, sah ich etwas auf dem verkohlten Boden glitzern. Ein Heranholenzauber später hatte ich Feuermal in der Hand. Die provisorische Halterung musste sich gelöst haben. Ich war unendlich froh, dass ich das Risiko eingegangen war. Ich wollte mir gar nicht ausmalen, was geschehen wäre hätte der Drache das Schwert zuerst bemerkt. Er hätte er nur über seine Leiche herausgegeben. Dieses Schwert darf nicht verloren gehen! Außer Reichweite des Drachen und vorerst in Sicherheit kümmerte ich mich um Grays Verbrennungen. Er würde leben, doch nur ein wenig mehr und ich hätte einen weiteren Gefährten verloren. Der Gedanke daran war unerträglich, weshalb ich meine ganze Aufmerksamkeit der Heilbehandlung widmete. Ja, er würde leben, doch noch war er nicht in der Verfassung aufzustehen. Wir würden warten müssen, bis die Heilwirkung der Salben ihr Werk getan hatte und Gray etwas mehr zu Kräften gekommen war. Diese Erfahrung war eine Erinnerung wie schnell das Leben enden konnte. War nun der richtige Zeitpunkt Gray zu erzählen, was mir auf dem Herzen lag? Nein, es wäre seiner Genesung nur abträglich, ich werde warten bis wir lebend aus dieser Binge gekommen sind. Um zu verhindern, dass ich dieses Geheimnis weiter stillschweigend mit mir herumtragen würde, teilte ich Gray mit, dass ich ihm etwas zu sagen habe. Doch ebenso wie ich war er der Meinung, dies könne warten bis unsere Aufgabe hier erledigt sei. Ich wartete bis Gray eingeschlafen war, bevor ich mich daran machte die Tür zum nächsten Raum zu verbarrikadieren. Ich machte mir keine Hoffnungen, eine Begegnung mit Orcs würden wir nicht überleben, doch zumindest würde ich es ihnen so schwer wie möglich machen.

Nachdem ich mein Werk beendet hatte, setzte ich mich neben Gray auf den Boden. Ich hätte so gerne die Stille des Ganges mit dem Klang meiner Stimme erfüllt, doch ich wusste es besser. So blieb ich schweigend an Grays Seite bis er erwachte. Die Zeit erschien mir wie eine Ewigkeit. Ich fragte mich wie es den anderen wohl ergangen sein mochte und ob wir sie wieder finden würde. Dunkelheit und bedrückende Stille riefen nur dunkle Gedanken in mir wach, so war ich froh, als Gray die Augen aufschlug und bereit war, den Versuch die anderen zu finden zu wagen.

Mit Hilfe einer Eiswand kamen wir unbeschadet am Drachen vorbei und eilten unseren Gefährten hinterher. Wir kamen in einem Raum, von dem aus eine Wendeltreppe nach oben und unten führte. Gray ließ ein Pfeifen ertönen und tatsächlich antwortete es von oben. Kurz darauf kam Glannis die Treppe herunter. War ich froh sie zu sehen! Sie erzählte von einem Zwergengeist, welchen Nissyen gebannt hatte und einen Rätsel, welches gelöst sei. Der Bretterverschlag in dem Raum führte zu einem Ausgang. Wir befanden uns mittlerweile in der Felsnadel, welche wir von oberhalb der Steilwand hatten sehen können. Glannis führte uns schließlich nach oben zu Golrek und Nissyen. Sie befanden sich in einem Raum, welches wohl einmal die Zauberwerkstatt eines zwergischen Thaumaturgen oder Beschwörers gewesen war. Bei seinen knochigen Überresten, welche auf dem Boden lagen, fand Gray einen achteckigen Stein, ein Amulett und ein Kupferfläschchen geziert von einem Totenkopfsymbol umrandet von Flammen und gefüllt mit feinem silbrigem Staub. Da seine Robe vom Flammenatem des Drachen vollkommen verbrannt worden war, zog Gray sich die sternenverzierte Robe des Zwerges an, obgleich sie nicht für seine Figur geschnitten war. Unter anderen Umständen wäre dieser Anblick vielleicht komisch gewesen. Zwischen den größtenteils zerbrochenen alchimistischen Werkzeugen fanden wir noch zwei Fläschchen mit der zwergischen Aufschrift für Kraft und eine Flasche Uisge.

Unser Weg führte uns weiter nach oben und endete schließlich auf einer offenen Plattform. Es war Nacht und am Himmel waren die Sterne zu sehen. Viel mehr war von dort oben nicht zu erkennen, weswegen wir uns wieder nach unten begaben. Die Wendeltreppe führte uns weiter hinunter und endete schließlich in einem Raum. In der Wand war eine Vertiefung, in welche der achteckige Stein hineinpasste. Nachdem ich ihn eingesetzt hatte öffnete sich ein Durchgang welcher uns zu einem weiteren Raum führte. Dieser hielt ein paar böse Überraschungen für uns bereits. Zuerst erwachten drei der zwölf Skelette an den Wänden und griffen uns an. Dank Golreks mächtige Axthiebe und meiner Feuerlanze stellten sie keine große Gefahr da. Doch die nächsten drei erwachten und als Golrek zu Boden ging sah ich mich auf einmal dem Langschwert schwingenden Skelett entgegen. Ich spürte wie die Schwertklinge ihren Weg in meinen Körper fand, bevor Gray mich mit seiner Magie schütze. Völlig erschöpft konnte ich mich der Skelette erwehren und uns blieb eine kurze Pause, in der ich einen der Tränke trank und Golrek die provisorische Scheide von Feuermal wieder an mir befestigte. Mithilfe von Magie, Axt und Schwert gelang es uns schließlich noch mehr der Skelette auszuschalten. Doch als Glannis und Nissyen den Raum durchquerten um sich die nächsten Gegner vorzunehmen, öffnete sich der Boden unter ihren Füßen. Über ihnen schloss sich ein eisernes Gitter, das ihnen ein Entkommen aus der Grube, welche sich langsam mit Wasser füllte unmöglich machte. Doch mit Grays Rostzauber und der Hebelwirkung der Schwerter der Skelette war es uns möglich das Gitter an einer Stelle aufzubrechen und Nissyen und Glannis aus der Grube herauszuhelfen. Der Wasserstand verringerte sich nach einer Weile wieder und das verbogene Gitter verkeilte sich, bevor es wieder im Boden verschwinden konnte. Nachdem ihre Wunden versorgt waren kümmerten wir uns um die restlichen Skelette. Ich hatte Kämpfen immer als ein notwendiges Übel erachtet, welches ich nur zu gerne anderen überließ, doch in dem Moment fühlte es sich gut an meine Freunde zu beschützen, endlich etwas zu vollbringen und damit meine vergangenen Fehler ein wenig gut zu machen.

Nachdem alle Skelette überwunden und in die Grube geworfen waren zogen wir uns in den Raum aus dem wir gekommen waren zurück. Ich fühlte mich noch so erfüllt von Kraft, dass mir nicht der Sinn nach Ausruhen stand. Ich begab mich ans andere Raumende und ging mit Feuermal durch ein paar Schwertübungen, welche mit Vater gezeigt hatte. Schließlich legte auch ich mich hin und fand noch etwas Schlaf bevor ich von Golrek geweckt wurde und wir unseren Weg fortsetzten.

Vom Raum, in welchen die Skelette gewacht hatten führten mehrere Türen ab. Ein zwergischer Schriftzug auf einer Kupfertafel an der Wand hätte uns vor den Gefahren des Raumes warnen könne. „Kehre um oder stirbt“ – dafür war es nun zu spät. Nun, noch leben wir, aber wer weiß schon was hinter den Türen noch auf uns wartet… Wir wählten die erste zu unserer Rechten, welche sich als Sackgasse herausstellte und folgten anschließend durch die zweite Tür einem langen Gang. Ein immer lauter werdendes Klopfen stellte sich bald als unser Herzschlag heraus. Die Zwerge haben seltsame Ideen… Der Gang führte uns schließlich an zwei Türen. In einem der Räume entdeckten wir diverse Zwergenschätze, ein Amulett welches ich aus einer bunten Vase herausholte und einen kleinen Hammer, möglicherweise eines der Insignien. Hinter der zweiten Tür befand sich ein heiliger Raum der Zwerge Zwei große sich gegenüberliegende Doppelflügeltüren führten aus dem Raum heraus. Golrek bat uns hinaus. Unsere Anwesenheit sei hier nicht erwünscht. Also begaben wir uns zurück in den Gang und ließen Golrek sein Werk dort alleine vollbringen.

Es dauerte eine Weile bis er zurückkehrte, sich entschuldigte und meinte, dass wir nun wieder zusammen weitergehen könnten. Ich glaube niemand von uns war ihm gram. Nach seinen Worten waren wir am Ort des Allheiligsten der Binge angekommen und wir als Menschen waren hier einfach fehl am Platz.

Ich hoffe wir werden bald alle Insignien gefunden und diese Binge verlassen haben, auch wenn dann eine schwere Aufgabe auch mich wartet.

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