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Ankunft in Vinwacht


Ithilwen

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[spoiler=Wächter der steinernen Flamme]

Wir blieben noch etwa zwei Wochen in Adhelstan. In der Zwischenzeit wurde Gwyn im Tempel aufbewahrt, während Herewald gen Norden reiste, um Euthasius, einen wohl sehr fähigen Magier, zu holen. Der Rest der Gruppe kannte ihn schon von früheren Abenteuern. Er sollte sich darum kümmern, dass Gwyn wieder auf den rechten Pfad zurückkam.

Glücklicherweise traf ich gleich zu Beginn der zwei Wochen eine Köchin aus dem Halfdal, die im Gefolge von einem der Herren mitreiste, die sich das Turnier angesehen hatten. Sie war sogar, erstaunlicherweise, nicht mit mir verwandt – zumindest konnten wir in einer mehrere Stunden dauernden Diskussion keine Verwandtschaft feststellen. Aber Kochrezepte konnten wir austauschen, und sie erklärte sich bereit, mir Leomies Birneneis beizubringen, was sich bestimmt als nützlich erweisen würde. So hatte ich die zwei Wochen noch jemanden zum Plaudern und jemanden, der mitaß.

Doch nach diesen zwei Wochen machten wir uns erneut auf den Weg, da wir eine Verabredung mit einem gewissen Gelehrten namens Fenglorn hatten, wie mir die anderen erzählten. Er habe ihnen einen Brief geschickt, sie sollten sich bis zu einem bestimmten Datum, das mir leider gerade entfallen ist, in Vinwacht einfinden. So begann also erneut die Reise und damit die Zeit der Entbehrungen. Die anderen, vor allem Reina, witzelten von Zeit zu Zeit darüber, was Fenglorn nun schon wieder für tolle Schätze gefunden haben mochte und erzählten von irgendeinem Grab und Leuten, die von Geistern besessen waren. Ziemlich gruseliges Zeug. Und damit sollte dieser Gelehrte irgendwas zu tun gehabt haben. Ich war mir nicht so sicher, ob es eine gute Idee war, Fenglorns Aufforderung nachzukommen, aber Reina, Ithilwen, Terra und Niphredil schienen fest entschlossen zu sein, und die anderen schlossen sich ihnen ohne Murren an. So hatte ich wohl kaum eine Wahl als mich wieder einmal vom Karren durchrütteln zu lassen.

Es war später Nachmittag. Das Dorf konnte nicht mehr weit sein, wir konnten bereits die Spitze eines Burgturmes zwischen den Baumwipfeln erkennen, als Reina plötzlich stutzte und ihren Blick auf eine Stelle im Schatten fixierte. Blitzschnell glitt sie von ihrem Pferd, ein lautes Klappern ertönte aus der Richtung, in die sie gesehen hatte, ich konnte dort jedoch nichts erkennen, und sie rannte in den Wald. Ganymed folgte ihr auf dem Fuße. „Was war das denn?“, fragte ich den Nächststehenden, in dem Fall Guineth. „Hast du nicht das Skelett gesehen?“ „Nein… was denn für eins?“ „Na da saß eben ein Skelett auf dem Stein da.“ Ich strengte meine Augen ein wenig an und entdeckte den Stein. „Ja, und wo ist es jetzt?“ Sie zuckte die Schultern: „Weggerannt.“ „Aber Skelette rennen doch nicht…“ „Naja, das scheinbar schon…“ Nachdenklich kletterte ich auf den Karren und aß etwas Kuchen, da keiner Anstalten machte, den beiden zu folgen. Nach wenigen Minuten kehrten sie zurück und berichteten, dass das Skelett in einen See gerannt und nicht wieder aufgetaucht sei. Außerdem wussten sie noch, dass es eine alte Rüstung trug und irgendetwas um den Hals, was es war hatten sie aber nicht erkennen können.

Als wir das Dorf Vinwacht erreichten, wurden wir gleich neugierig beäugt, als wir angeritten kamen, aber niemand bot uns etwas zu essen an – sehr unhöflich, diese großen Leute. In der Mitte des Dorfes fand sich jedoch das Gasthaus, wo wir einkehrten. Wir waren noch drei Tage zu früh und teilten dem Wirt Berman daher mit, dass wir vier Tage bleiben wollten. Wir fragten ihn auch, ob Fenglorn schon angekommen sei, was er jedoch verneinte. Wir fragten ihn auch vorsichtig nach Geschichten von irgendwelchen Skeletten in Rüstungen, und er wusste tatsächlich, dass es eine alte Sage über eine verschollene Armee hier in der Nähe gab. Allerdings meinte er, für solche Geschichten sollten wir besser Inga fragen, die abends den Kindern immer Geschichten erzähle.

Der Wirt besaß auch eine Kerzenzieherei, und da sich einige dafür interessierten, erklärte sich seine älteste Tochter Dara bereit, uns dort ein wenig herumzuführen. Das Haus befand sich genau gegenüber von der Gaststube. Dara ging vor, öffnete die Tür – und stieß einen ohrenbetäubenden Schrei aus. Sie war kreidebleich und wich ein paar Schritte zurück, dann sank sie schluchzend in sich zusammen. Ich konnte nichts erkennen, denn es war dunkel im Raum, der hinter der Tür lag. Die Elfen schienen jedoch etwas sehen zu können und drängten sich vor dem Eingang. Niphredil beugte sich hinunter. „Er ist noch warm. Vielleicht ist der Mörder noch hier drin.“ Sie und Ganymed schritten durch die Tür, blieben hin und wieder kurz stehen und schienen sich auf irgendetwas zu konzentrieren. Ithilwen und Cliona blockierten die Tür, so dass dort niemand hinauskonnte, Terra stellte sich vors Fenster. Nachdem ich meine Neugier befriedigt und einen Blick auf den Körper erhascht hatte, der in einer Blutlache am Boden lag, wobei ich mir im Nachhinein wünschte, manchmal doch nicht ganz so neugierig zu sein, versuchte ich, Dara zu beruhigen, die immernoch hemmungslos schluchzend am Boden saß. Nach ein paar Minuten hörte ich einen Ausruf von Terra, und kurz darauf einen dumpfen Aufprall. Wenige Sekunden später kam die ganze Truppe aus dem Haus. Einige beobachteten scharf die gegenüberliegenden Dächer, konnten aber scheinbar nichts entdecken – jemand hatte durchs Fenster auf sie geschossen. Inzwischen waren einige Dörfler angelaufen gekommen, die Daras Schrei gehört hatten, und wollten wissen, was passiert sei. Ich überließ es den anderen, die Fragen zu beantworten, und brachte Dara nach drinnen. Was sie jetzt brauchte, war eine kräftige Brühe. Ich sorgte dafür, dass sie eine bekam und sich ins Bett legte.

Es verging einige Zeit, bis die anderen zurückkehrten, manche nachdenklich, manche aufgebracht. Ich fragte Elwedritsch, was vorgefallen sei. Er zuckte mit den Schultern: „Wir werden verdächtigt. Kein Wunder, wenn ein Mord passiert, kaum dass wir eine Stunde hier sind, und dann auch noch dabei sind, als die Leiche entdeckt wird...“ Da musste ich ihm Recht geben. Mir war nicht ganz wohl bei der Sache, und ich schien dabei nicht die einzige zu sein. Die anderen hatten auch in Erfahrung gebracht, dass der Verstorbene Vilbert Bärentod hieß, und ein Leibeigener war, der sich bei Berman etwas dazuverdiente. Seine Familie war wohl eine der ältesten im Dorf gewesen. An sich schien er ein armer Tropf gewesen zu sein – verblüffend war daher, dass er eine sehr wertvolle Kettenrüstung im Schrank hängen hatte, die, wie Elwedritsch behauptete, sehr alt sein musste und von Valianern gefertigt worden war. Außerdem hatte er noch diverse Gerüchte aufgeschnappt, von anderen Leuten, die Skelette gesehen hatten, von dunklen Gestalten, die bei Nacht in Rüstung schauerliche Tänze veranstalteten, und einiges mehr. Man hatte auch die nähere Umgebung schon abgesucht, ob man den Mörder noch finden könnte, aber es gab keine Spur von ihm. Es herrschte sehr gedrückte Stimmung, als sich abends alle außer Terra schlafen legten, die der Totenwache beiwohnen wollte.

 

 

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