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Begegnung mit dem Finstermagier


Ithilwen

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[spoiler=Turney zu Adhelstan]

Los ging es also in die Gaststätten in der Nähe. Und wir hatten Glück: Gleich in der ersten fanden wir eine zwielichtige Gestalt mit langem Mantel, die sich angesichts unserer Gruppe noch tiefer in seine dunkle Ecke drückte. Wie genau das Gespräch ablief, habe ich schon vergessen, jedenfalls hatten wir irgendwann herausbekommen, dass er vermutlich nicht unser Finstermagier war, dass er aber über ein wenig Entdeckungsmagie verfügte und uns zur Prinzessin führen konnte, wenn wir ihm Haare oder Fingernägel von ihr besorgten. Reina und Elwedritsch machten sich also noch einmal auf den Weg, um Haare und Fingernägel zu besorgen. Die arme Zofe wurde wohl wieder gerufen und berichtete, dass ihre Herrin Fingernägel stets sofort aus dem Fenster warf. Elwedritsch ging also in den Hof, um Fingernägel zu suchen. Das muss wirklich lustig ausgesehen haben, wie der Gnom auf dem Boden des Burghofes rumkriecht und nach Fingernägeln sucht…

Währenddessen machten wir uns fertig, überprüften also im Wesentlichen, ob wir genügend Fackeln und Seile dabei hatten, und ob alle Waffen scharf und einsatzbereit waren. Herewald wurde kurzerhand dazu verdonnert, „die Pferde zu bewachen“, damit er seinen Arm nicht wieder beanspruchte. Reina trug ihm noch auf, wenn wir bis Mitternacht nicht wieder da sein sollten, sich auf den Ausländerfriedhof zu begeben und zwei Gestalten, die dort auftauchen würden, zu sagen, dass sie heute leider verhindert sei, sie aber morgen gerne treffen würde. Worum es da wohl wieder ging? Sie schien so einige Geheimnisse zu haben…

Dann ging es los. Der dunkle Typ knotete eines der Haare an einer Silbernadel fest und zauberte etwas. Die Nadel drehte sich und wies nach einigen Sekunden in eine Richtung, der wir dann folgten. Der Typ führte uns zielsicher aus der Stadt hinaus, am Ausländerfriedhof vorbei, in den Wald. Es war schon ziemlich unheimlich, die anderen redeten auch kaum, und es wurde jetzt schnell dunkel, so dass wir Fackeln anzünden mussten. Ihr flackerndes Licht war auch nicht grade beruhigend, und der Wald hier war ungewöhnlich still, so dass ich bei jedem lauteren Geräusch zusammenzuckte.

Nach einiger Zeit, mir kam es vor wie eine Ewigkeit, aber es waren wohl ein oder zwei Stunden, erreichten wir eine Lichtung. Etwa hundert Meter vor uns erhob sich eine schwarze Ruine gegen den Nachthimmel. Unser Führer blieb stehen: „Ich denke, ab hier benötigt ihr meine Dienste nicht länger, oder?“ Reina zögerte und sah uns fragend an, einige schüttelten den Kopf. Also gab sie ihm das Geld, das sie mit ihm ausgemacht hatte, und er verschwand leise wieder im Wald. „Also, los geht’s!“, sagte Farand, der ganz erpicht darauf schien, endlich etwas unternehmen zu können.

Uns blieb nicht viel anderes übrig, daher gingen wir einfach grade auf die Ruine zu und hofften, dass draußen keine Wachen postiert waren. Und wir hatten Glück: Kein Mensch – und auch kein Ork – hatte uns bemerkt, als wir direkt vor der Ruine stehen blieben. Ganymed und Ithilwen machten sich mit je einer Fackel auf die Suche nach einem Eingang. Wenige Minuten später kam Ithilwen zurück und bedeutete uns, ihr zu folgen. Sie führte uns zu Öffnung im Boden. Dahinter war nur gähnende Schwärze. Sie leuchtete hinein: Eine Treppe führte hinunter. Terra ging vor, leise scheppernd. Wir folgten, auch leise, aber nach Möglichkeit nicht scheppernd. Am Fuße der Treppe lag eine große Höhle. Sie wirkte von hier aus leer, und so gingen wir weiter, ohne lange zu zögern. Die gezogenen Waffen der Kämpfer blinkten ab und zu im flackernden Fackelschein, von dem auch die Höhle erleuchtet war. Als Terra jedoch aus der Öffnung des Ganges trat, prallten plötzlich Waffen aufeinander, lautes Grunzen und jetzt auch Gestank drang zu mir durch, aber sehen konnte ich nichts, da waren zu viele Leute vor mir. Ithilwen stand hinter mir und schoss über mich hinweg, manchmal konnte ich zwischen zwei Gefährten einen Blick auf die herumwirbelnde Reina erhaschen. Nach ein paar Sekunden war es aber auch schon vorbei. Wir drangen weiter in die Höhle ein, so dass ich auch die vier Orks erkennen konnte, die tot am Boden lagen. Ansonsten befand sich keiner hier im Raum, aber wir hörten Fußgetrappel aus einem der übrigen drei Gänge. Marcello, Farand, Reina, Terra, Ithilwen und Ganymed bildeten einen Halbkreis um diesen. Vier Orks kamen herausgerannt, doch kaum hatten sie den Gang verlassen, wurden sie von einem solchen Klingenhagel eingedeckt, dass sie keine Chance hatten. Es folgten noch zweimal vier Orks, mit denen ebenso verfahren wurde. Farand fuchtelte die ersten paar Sekunden wirkungslos mit seinem Schwert herum und schien dabei eher die anderen zu behindern, als zu helfen. Einer der Orks hieb mit einer Streitaxt auf ihn ein und traf ihn am Kopf, so dass Farand zusammenbrach. Reina nahm sich seiner an und zog ihn ein Stück nach hinten zu Niphredil. Ganymed hob in der Zeit Farands Schwert auf, das zu Boden gefallen war. Marcello focht wie ein Weltmeister, so schnell hatte ich noch nie jemanden angreifen sehen. In ein paar Sekunden hatte er zwei Orks komplett zerstückelt.

Niphredil hatte gleich begonnen, sich um Farands Kopf zu kümmern, der stark blutete. Ich hätte mich gerne irgendwo hingesetzt, aber hier war alles so dreckig, und überhaupt stank es hier furchtbar, und die Orkleichen machten es auch nicht gemütlicher, obwohl ich zugeben musste, dass sie als Leichen schon gemütlicher waren als lebendig. Und ich hatte Hunger. So war ich eigentlich dafür, schnell weiterzugehen, aber ich sah auch ein, dass Farand erst versorgt werden musste. Noch während dies geschah, tauchten sieben weitere Orks aus dem Gang auf, mit denen aber kurzer Prozess gemacht wurde. Marcello machte sich nicht einmal mehr die Mühe, hinzulaufen.

Während Farand verbunden wurde, machten sich die anderen an die Arbeit, tote Orks vor den Gang aufzuschichten, damit dort nicht ohne weiteres noch mehr durchkommen konnten, und durchsuchten die übrigen zwei Gänge, fanden dort jedoch nicht interessantes und auch keine Orks.

Nach zehn Minuten war Farand soweit versorgt. Der Gang wurde wieder freigeräumt. Von dort ging nach rechts eine Tür ab, die angelehnt war, nach links gab es eine geschlossene Tür, und geradeaus ging es wieder in eine größere Höhle. Terra stieß die angelehnte Tür auf; dahinter war nur eine weitere Höhle, die wohl als Schlafraum für Orks diente, jetzt aber leer war. Offenbar gab es nur die, denen wir eben begegnet waren. Die linke Tür war abgeschlossen, so dass wir zunächst weiter geradeaus gingen. Kaum betrat der erste den Raum, oder vielmehr die erste, nämlich Terra, stieg in der Mitte plötzlich Rauch auf, der schnell feste Konturen annahm. Was ein hässliches Vieh! Mit Hörnern! Es ging auch gleich auf uns los. Aber Terra, anstatt nach vorne zu preschen und die Hiebe einzustecken, während alle anderen auf das Vieh eindroschen, fing erstmal an zu zaubern. Dabei konnte doch sogar ich als absolut Unwissende erkennen, dass sie mit Abstand die beste Rüstung hatte! Stattdessen griff also Reina als erstes an. Ithilwen griff ebenfalls an, hatte jedoch jetzt statt ihres Schwertes ein Lasso in der Hand. Reina griff diesmal auch nicht mit ihrer Lieblingswaffe, der Sichel an der Kette, an – wie hieß es noch gleich, Kusari-Dingens, ich weiß es nicht mehr genau – sondern mit einem Schwert. Ihr erster Hieb saß perfekt, sie riss ein tiefes Loch in den Bauch des Dämons, falls Dämonen so was haben. Ithilwen warf das Lasso gut gezielt genau über den Kopf des Dämons und zog es da zu, so dass er jetzt ziemlich stranguliert wurde. Dennoch führte er noch einen Angriff mit seiner Hellebarde aus, mit dem er Reina traf und ihr, einfach mal so eben, ein Bein abtrennte. Die stürzte natürlich und fluchte in einer mir gänzlich fremden Sprache. So langsam war mir das alles ein bisschen viel Blut hier, auch wenn das meiste bis jetzt Orkblut gewesen war.

Der Dämon überlebte keine zehn Sekunden mehr, das Lasso gab ihm wohl den Rest. Jetzt, wo es ein bisschen still war, hörten wir von nebenan Murmeln, das verdächtig nach Beschwörung klang. Niphredil hatte sich schon wieder ihrer nächsten Patientin zugewandt und war wohl mit einer Allheilung beschäftigt. Ganymed titschte unruhig in der Höhle herum, beschleunigt, so wie mir das aussah. Ithilwen schien auch nervös und ungeduldig, sie blickte immer wieder zu dem Raum, aus dem die Stimme kam. Wir waren vielleicht zwei Minuten in dem Raum, da hörten wir wieder Schritte, aber diesmal nur von einer Person. Ins Fackellicht trat noch ein Ork, ein besonders großes und besonders hässliches Exemplar. Ganymed stürzte sich auf ihn, und ehe jemand anderes reagieren konnte, war der Ork Hackfleisch. Allerdings bekam Ganymed auch ordentlich was ab.

„Ich würde die ungern die Beschwörung da fertig machen lassen“, merkte Ithilwen mit einem Blick auf die Tür an. „Ich auch nicht“, stimmte Ganymed ihr zu, der sich selbst heilte, „aber im Moment lässt sich da wohl nicht viel machen.“ Terra hatte sich in eine Ecke des Raumes gesetzt, hatte die Augen zu und sah fast aus, als würde sie schlafen. „Was macht die da?“, flüsterte ich Elwedritsch zu. Der zuckte mit den Schultern. „Cliona, was macht die da?“ „Meditieren.“ Hmm. Da zog ich Essen vor, und das hatte, soweit ich wusste, den gleichen Effekt. Apropos Essen… Mein Magen machte sich zusehends bemerkbar.

„Ja, ich hatte auch nicht vor, alleine mit den Magiern da rein zu spazieren. Trotzdem würde ich da gerne bald reingehen.“ „Wir gehen, sobald ich wieder heile bin, würde ich sagen.“ Ithilwen wirkte zwar immer noch nicht glücklich, aber schien Ganymed Recht zu geben.

Die nächsten zehn Minuten war es entnervend still, nur das monotone Murmeln von der anderen Seite der Tür und gelegentliches Murmeln von Niphredil unterbrachen die Stille. Endlich war es so weit. Wir sammelten uns vor der Tür, nachdem wir Terra aus ihrem Halbschlaf geweckt hatten. Sie stieß die Tür auf. Dort standen ein Mann und die Prinzessin Gwyn einander gegenüber an einem Oktagon und murmelten die Beschwörung. Der Mann sah sofort auf, als wir die Tür öffneten. Das Mädchen rezitierte weiter die Beschwörungsformel. „Dunkelheit!“ Die Stimme des Mannes dröhnte durch den Raum. Ich fluchte leise. Es war völlige Schwärze um uns herum. Ganymed neben mir bewegte sich, in die Richtung, wo wir vorher den Magier gesehen hatten. Ich zögerte einen Moment, dann zog ich mein Kurzschwert und folgte ihm. Zaubern konnte man bei der Dunkelheit ohnehin nichts Sinnvolles. Terra schien da anderer Meinung zu sein, jedenfalls sprach sie irgendwelche Formeln, von denen ich aber ziemlich sicher war, dass sie nicht fertig waren, als sie aufhörte, zu reden, und stattdessen kurz aufschrie. Als ich glaubte, ungefähr dort angekommen zu sein, wo der Magier zuvor gestanden hatte, lauschte ich angestrengt, und stach mit meinem Schwert nach einem leisen Rascheln. Mehrmals versuchte ich, ihn zu treffen, aber es war hoffnungslos, es war wahrscheinlicher, dass ich einen von uns traf. Ganymed stöhnte in meiner Nähe auf, dann schrie er, dann ein dumpfer Aufprall. Dann hörte ich nur noch, wie etwas über den Boden schleifte, vermutlich wollte er zurück ins Licht robben. Hinter uns hörte ich Guineth verzweifelt immer wieder den gleichen Spruch vor sich hinmurmeln; Ich kannte ihn nicht, vermutete aber, dass sie versuchte, es hell zu machen. Ein weiterer Schrei ertönte, und etwas rauschte durch die Luft, es klang nach Marcellos Stimme. Von der anderen Seite des Raumes hörte plötzlich die Stimme der Prinzessin auf, und für einen Schreckensmoment dachte ich, die Beschwörung sei fertig, doch dann ertönte ein dumpfer Aufschlag aus ihrer Richtung. Irgendjemand war wohl zu ihr gegangen um sie zu unterbrechen. Und richtig: Eine Sekunde später hörte ich Ithilwen aus dieser Richtung aufschreien. Ich strengte meine Augen an, um vielleicht doch irgendwas im Dunkel erkennen zu können, aber da war nur völlige Schwärze. Irgendwas musste ich doch tun können! Mir kam eine Idee, vielleicht die einzige Möglichkeit, es wieder hell zu machen, wenn Guineth es so nicht schaffte. Guineths Stimme hatte kurz aufgehört, vermutlich hatte sie ihre Kraft für den Moment verbraucht. Ich tappte vorsichtig, aber so schnell ich es wagte, in Richtung von Ithilwens Schreien. Guineths Murmeln setzte wieder ein; ganz schön hartnäckig, das Mädel. Ich erreichte die Stelle, wo Ithilwens Schreie am lautesten waren, bückte mich und tastete nach der Prinzessin, bekam etwas Weiches zu fassen, einen Arm vielleicht, um das ein Seil lag. Leomie sei Dank, Ithilwen hatte es geschafft, ihr das Lasso überzuwerfen und sie so zu fesseln! Ich packte sie und rückte sie ein wenig zurecht, um ihr das Kurzschwert irgendwo in die Gegend zu halten, wo ich ihren Hals vermutete. Ithilwen schien ganze Arbeit geleistet zu haben; Gwyn wehrte sich nicht. „Hey, Finstermagier!“, rief ich beherzt in die Dunkelheit. Marcellos Schreie brachen abrupt ab, ich hörte, wie er auf den Boden fiel. „Lass sie los.“ Eine tiefe, gefährlich angespannte Stimme. „Erstmal machst du es wieder hell, würde ich vorschlagen. Ich mag es nämlich nicht, wenn es so dunkel ist.“ „Warum sollte ich? Ihr tut ihr doch eh nichts!“ „Da wäre ich mir nicht so sicher…“ Ich bewegte mein Schwert, bis ich einen leichten Widerstand spürte. Die Prinzessin wimmerte leise. „Ihr…“ Er schien sprachlos vor Wut. „Wie sieht es aus? Kriegen wir ein bisschen Licht? Ich habe nämlich auch Hunger, und im Dunklen isst es sich so schlecht. Mal ganz davon abgesehen, dass es hier furchtbar stinkt.“ Es wurde hell. Der Magier blickte mich aus hasserfüllten Augen an. Innerlich doch schon ziemlich am zittern, kontrollierte ich, ob mein Schwert sich auch wirklich an der richtigen Stelle befand. „So, das ist doch schonmal ein guter Anfang. Und jetzt rate ich euch gut, euch von der finsteren Magie abzuwenden, denn sonst wird es um euch herum immer dunkel sein!“ Der Finstermagier lachte heiser, aber seine Augen waren immer noch kalt und voller Hass. Das hatte wohl nicht geklappt. Immer diese Leute, die keine guten Ratschläge annehmen wollten… „Nagut, dann können wir ja jetzt wenigstens schön gesittet rausgehen, Ihr lasst euch fesseln und wir bringen euch zum Vater dieser entzückenden Lady hier. Was haltet ihr davon?“ Ganymed erschien in der Tür, er sah wieder halbwegs fit aus. Ithilwen stand gerade wieder vom Boden auf, auf dem sie zuvor zuckend gelegen hatte. „Vergiss es“, knurrte Ganymed. „Der kommt hier lebend nicht raus, sonst verschwindet er wieder.“ Er hatte seinen Bogen gespannt, und Ithilwen neben mir tat es ihm jetzt gleich. „Sobald ihr schießt, mache ich es wieder dunkel, also würde ich euch stark davon abraten.“ „Sobald es wieder dunkel wird, kann es sein, dass mir mein Schwert abrutscht!“ Er wandte sich von Ganymed wieder zu mir, und in dem Augenblick schoss Ganymed. Ithilwen tat es ihm nach, er wurde von beiden Pfeilen getroffen, und dann war er auf einmal weg. Ziemlich fassungslos starrten wir alle auf die Stelle, an der er verschwunden war. Dort lagen nur noch ein paar Gegenstände. Ithilwen trat zu mir und verschnürte Gwyn noch etwas fachgerechter. Die protestierte jetzt, wurde aber erst einmal ignoriert. Ich machte mich auf die Suche nach etwas zu essen, von irgendwas mussten die beiden hier ja auch leben. Ich konnte jedoch auch in den verbliebenen Räumen nichts finden. Schlecht gelaunt kehrte ich zu den anderen zurück. Ich wollte hier raus, ein gutes Essen, und dann schlafen. Erst mussten jedoch ein paar Leute wieder zusammengeflickt werden – Terra hatte ein paar üble Verbrennungen abbekommen, woher auch immer. Endlich konnten wir dann hoch, aber anstatt oben erstmal was zu essen, mussten wir natürlich sofort zurück in die Stadt. Ich trottete also schlecht gelaunt hinterdrein, und das Gezeter der Prinzessin von wegen Whitestead – das war wohl der Name ihres geliebten Finstermagiers – werde sie schon wieder holen und wir würden das alle bereuen und ihr Vater wäre ihr egal machte es auch nicht besser. Die Versuche der anderen, ihr zu erklären, dass ihrem Whitestead ja nicht so viel an ihr liegen könne, wenn er sie zurückließ, fruchteten überhaupt nicht. Sie schien ein sehr störrisches Wesen zu haben.

Auf dem Ausländerfriedhof trafen wir Herewald, der Reina berichtete, er habe zwei Leute getroffen, die aber eher nicht so der Gesellschaft entsprachen, in der wir uns normalerweise aufhielten. Ich war zu hungrig und müde, um noch neugierig zu sein, wer das war. Zu allem Überfluss waren die anderen dann auch noch der Meinung, dass wir die Prinzessin jetzt sofort abliefern müssten. Also auf zur Burg, Terra, die Gwyn bis jetzt über die Schulter geworfen hatte, trug sie jetzt auf dem Arm, und die Fesseln hatten wir ihr abgenommen. Als die Burgwachen sahen, dass wir die Prinzessin mitgebracht hatten, ließen sie uns sofort rein und ließen den Syre wecken. Der kam, ziemlich verschlafen und im Nachthemd, aus seinen Gemächern. Das erste, was Gwyn tat, als sie ihn sah, war, sich loszureißen und ihn anzurempeln. „Na, na, geht man so mit seinem Vater um?“, rügte Reina sie. Ich fand die ganze Situation einfach viel zu absurd: Wir hatten hier eine angehende Finstermagierin, die wir aber schonen wollten, weil es noch die Hoffnung gab, sie auf den „richtigen Weg“ zurückzubringen, und um ihren Vater nicht in Schuldgefühle und Entsetzen zu stürzen. Wir hatten alle unser Leben riskiert, um sie da rauszukriegen. Und als allererstes, sobald es Gelegenheit hat, benimmt sich dieses verzogene Gör mal glatt total daneben, und Reina hat nichts Besseres zu tun, als sie freundlich darauf hinzuweisen, dass man so nicht mit seinen Eltern umgeht! Ich hätte Gwyn in dem Moment zugegebenermaßen ganz gerne eine Bratpfanne über den Kopf gezogen, hatte sie mich doch um mindestens zwei Mahlzeiten gebracht. Aber das ging wohl hier nicht, in Gegenwart ihres Vaters, und zudem hatte ich keine Bratpfanne zur Hand.

Man einigte sich, dass sie für den Rest der Nacht in einem anderen Zimmer gut bewacht untergebracht würde und morgen früh, so bald wie möglich, in den Tempel umquartiert werden sollte. Dort sollte dann ein Euthasius, den die anderen wohl von früher kannten, sie abholen. Er kannte sich angeblich mit derlei Dingen aus, und man hoffte im Allgemeinen, dass er sie wieder zur Vernunft bringen könne. Herewald, ihr eigentlich-zukünftiger-Ehemann, da Terra ja für ihn das Turnier gewonnen hatte, wollte auf jeden Fall bei ihr Wache halten. Die Heiler-Fraktion war anscheinend zu müde, um ihn darauf hinzuweisen, dass er immer noch seinen Arm schonen musste, und so hielt er mit einigen anderen Wache vor ihrem Zimmer.

Wir kehrten zurück zu unserem Zelt, und ich fiel nun doch völlig erschöpft auf meine Schlafstatt, ohne etwas zu essen. Was ein Tag!

 

 

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